Sommer 1914. Die Entfesselung des Ersten Weltkrieges

Deutschlands Rolle in der Entstehung des Ersten Weltkrieges


Hausarbeit (Hauptseminar), 2013

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die deutsche „Weltpolitik“

3. Die „Einkreisung“ Deutschlands

4. Österreich-Ungarn

5. Fazit

6. Eigenständigkeitserklärung

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Dem Attentat von Sarajevo am 28. Juni 1914 gingen viele Spannungen, Konflikte und Differenzen voraus, die den Kriegsausbruch begünstigten und somit den Ersten Weltkrieg auslösten. Dieser Krieg involvierte knapp 40 Staaten (direkt und indirekt), verlangte ca. 70 Millionen bewaffnete Soldaten und forderte knapp 17 Millionen Tote.1 In der folgenden Ausarbeitung geht es um die Frage, in wie weit Deutschland für die Entstehung des Ersten Weltkrieges verantwortlich gemacht werden kann. Dafür wird auf die folgenden Fragen genauer eingegangen: War die deutsche „Weltpolitik“ zu aggressiv gegenüber den europäischen Großmächten? Isolierte sich Deutschland durch seine betriebene „Weltpolitik“ von allein, so dass man von einer „Auskreisung“ und nicht von einer „Einkreisung“ sprechen muss? War die österreich-ungarische Donaumonarchie nur Instrument der deutschen Reichsführung und diente lediglich zur Auslösung eines Krieges gegen die europäischen Großmächte?

2. Die deutsche „Weltpolitik“

Die 1871 gegründete deutsche Nation, verzeichnete innerhalb von etwas mehr als einer Generation einen Bevölkerungszuwachs von ca. 27 Millionen Menschen und einen drastischen Anstieg des Wirtschaftspotentials, der in Europa und stellenweise in der Welt einzigartig war.2„Wir verlangen unseren Platz an der Sonne!“3. Mit diesen Worten läutete Staatssekretär und preußischer Staatsminister Bernhard von Bülow den Wechsel von der Kontinentalpolitik zur „Weltpolitik“ des Kaiserreiches ein. Doch war der Flottenbau und die Expansionsbestrebungen des deutschen Reiches so aggressiv gegenüber den europäischen Großmächten, dass sie nur in einem Krieg münden konnten?

Kaiser Wilhelm II. war der Ausbau seiner Seeflotte wichtig, denn er sah sein Deutschland nur mit einer schlagfertigen Seeflotte gerüstet für den Weg zur Weltmacht. Dieser Status sollte durch eine Gleichstellung mit der britischen Flotte erreicht werden und so entschloss sich Wilhelm II. Alfred von Tripitz zum Staatssekretär des Reichsmarineamtes zu ernennen. Diese Ernennung brachte eine deutliche Beschleunigung des Flottenbaus mit sich. Tripitz stellte die Seeflotte nur gegen Großbritannien her, was der Aktionsradius, nämlich von Helgoland bis zur Themse, der Seeflotte bestätigt.4Alfred von Tripitz wusste jedoch, dass die britische Seeflotte kein leichter Gegner sein würde und so wurde 1899 keine anti-britische Politik betrieben, bis die deutsche Seeflotte nicht gleichwertig mit der britischen sei.5Durch den Ausbau der deutschen Seeflotte fühlte sich Großbritannien massiv bedroht und die Spannungen zwischen den beiden Nationen nahmen zu.

Hinzu kam der deutsche Ehrgeiz nach einem kontrollierten Mitteleuropa, welches durch einen schnellen Krieg gegen Frankreich realisiert werden sollte. Auch zum russischen Reich hatte der deutsche Kaiser einen Plan: Kaiser Wilhelm sprach von einer „[...] Zurückwerfung der russischen Grenze auf Moskau“6. Großbritannien konnte bei einem europaweiten Krieg nicht tatenlos zuschauen, denn eine Niederlage Frankreichs und Russlands hätte eine weitere massive Bedrohung für das britische Empire bedeutet. Ein von Deutschland kontrolliertes Europa, hätte auch den afrikanischen Kolonialgürtel ermöglicht, denn die französischen, belgischen und portugiesischen Kolonien in Afrika wären von Deutschland übernommen worden. Von Großbritannien wurde eine schlichte Anerkennung dieser Umstrukturierung in Europa und Afrika erwartet.7

Allen damaligen Großmächten in Europa liegt eine imperialistische Politik zu Grunde, die Konflikte um Interessenfelder nicht ausschließt und dem viele Konflikte und Differenzen voraus gingen. Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg sprach von einer „ […] Verdammung […]“ der deutschen Bevölkerung „[...] sich in irgendeiner Weise nach außen auszudehnen.“8. Die aggressive Aufstockung der militärischen See- und Landkräfte zeugen von einer Politik, die nicht auf ein Miteinander, sondern auf ein Gegeneinander zielt. Ein Problem der deutschen „Weltpolitik“ bestanden darin, dass sie nicht auf eine Deeskalation ausgelegt war und diese Außenpolitik in Europa als Aggression aufgefasst. Eine Alternative für Deutschland wäre laut Imanuel Geiss gewesen, wenn Deutschland Europa von einem gesamteuropäischen Nutzen einer deutschen Führung überzeugt hätte, nicht mit Demonstration oder gar Anwendung militärischer Gewalt agieren sollen, sondern mit Geduld, Intelligenz und den sanftesten nur denkbaren Methoden.9Doch Deutschland handelte genau das gegenteilig: Durch denn Flottenausbau und die Heeraufstockung 191210wurde die militärische Gewalt des Reiches demonstriert und ab 1914 auch angewandt. Auch Geduld bewies das deutsche Reich nicht, denn seit der Reichsgründung ging der Aufstieg zur Großmacht innerhalb von einer Generation von Statten, somit war die Selbstverständlichkeit von schnellen Entwicklungen in der Bevölkerung und auch in der Regierung zementiert. Entwicklungen über Jahrzehnte waren in Deutschland nicht normal. Sanfte Methoden und intelligentes Vorgehen waren in Deutschland nicht vorhanden, da die aggressive Politik das unbedingte Ziel den Status Weltmacht zu erlangen hatte. Mit diesem Ziel vor Augen heiligte der Zweck die Mittel. Die Gegenreaktion der Großmächte Europas war ebenfalls eine Aufstockung der eigenen Heere im Jahre 1900.11Für das deutsche Reich war die eigene Weltpolitik eine normale Empfindung, jedoch war die Gegenreaktion eine, für Deutschland völlig unverständliche Antwort. Die Absichten des Gegeneinanders werden vor Allem deutlich, wenn man die Aussagen der Reichsführung betrachtet, die selbst nicht von Kriegsabsichten der Großmächte ausgingen. Es wird absolut deutlich, dass Deutschland lediglich auf Präventivkriege gegen die Großmächte Europas ausgerichtet war.12Weiterhin wich Deutschland nicht von seinem Konfrontationsweg ab, da Deutschland sich sogar weigerte, im Wettrüsten gegen Großbritannien etwas einzubüßen, um einen Konflikt mit Die Aggressivität der deutschen „Weltpolitik“ ist nicht von der Hand zu weisen.

Expansionsbestrebungen in Europa, Afrika und Asien zeugen von einer Gleichgültigkeit gegenüber den Interessengebieten der anderen Groß- bzw. Weltmächte. Das größ d eindrang, war die Seeweltmachtstellung ns. Mit einer Flotte, gleichwertig der britischen, und einem zusätzlichen starken Heer, stellte sich Deutschland als große Bedrohung für das britische Weltreich heraus. Zu der aggressiven Außenpolitik kommt auch eine Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, seitens der deutschen Führungspersönlichkeiten: Man war zwar in vielen Bereichen, wie der Wirtschaft, dem Militär und der Technik europaweit führend, jedoch war es unmöglich gleichzeitig einen Krieg gegen alle Großmächte Europas zu führen.

3. Die „Einkreisung“ Deutschlands

„Die Zeiten, wo der Deutsche dem einen seiner Nachbarn die Erde überließ, dem anderen das Meer und sich selbst den Himmel reservierte, wo die reine Doktrin thront - diese Zeiten sind vorüber. […] wir wollen niemanden in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne.“14Mit diesen Worten leitete Bernhard von Bülow den Wechsel von der Kontinentalpolitik zur neuen Überseepolitik („Weltpolitik“) ein. Deutschland ging mit der „Weltpolitik“ auch den Weg in die Isolierung und Abspaltung vom europäischen Bündnissystem. Doch wie kam es zu dieser Isolierung des deutschen Kaiserreiches? Deutschlands Kenntnisse in Naturwissenschaft, Industrie, dem Niveau der Hochschulen und einem soliden Bankensystem waren in Europa und auch in der damaligen Welt einzigartig. Die Differenz zwischen Fähigkeiten und dem damaligen Standpunkt des Staates im Gefüge des Weltstaatensystems war aus Sicht der deutschen Regierung, sowie der Bevölkerung, zu groß und es herrschte ein „Gefühl des Unbefriedigtseins“15.

[...]


1 Vgl. Tucker, Spencer (Hrsg.): The Encyclopedia of World War I. A Political, Social and Military History, Santa Barbara 2005

2 Vgl. Fischer, Fritz, 1961, S. 20ff

3 Fesser, Gerd, 1996, S. 25

4 Vgl. Fesser, Gerd, 1996, S. 42

5 Vgl. Ebenda, S 42ff

6 Fischer, Fritz, 1991, S. 51

7 Vgl. Fischer, Fritz, 1991, S. 50f

8 Vgl. Ebenda, S. 35

9 Vgl. Geiss, Imanuel, 1991, S. 162

10 Vgl. Fischer, Fritz, 1961, S. 43

11 Vgl. Kruse, Wolfgang, 1997, S. 16f

12 Vgl. Fischer, Fritz, 1991, S. 50

13 Vgl. Geiss, Imanuel, 1991, S. 167

14 Fesser, Gerd, 1996, S. 25; [Original: Fürst Bülows Reden nebst urkundlichen Beiträgen zu seiner Politik. Mit Erlaubnis des Reichskanzlers, Hrgs. Johannes Penzler, Bd. 1 Berlin 1907, S. 70

15 Fischer, Fritz, 1991, S. 56

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Sommer 1914. Die Entfesselung des Ersten Weltkrieges
Untertitel
Deutschlands Rolle in der Entstehung des Ersten Weltkrieges
Hochschule
Europa-Universität Flensburg (ehem. Universität Flensburg)
Note
2,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
13
Katalognummer
V231136
ISBN (eBook)
9783656472841
Dateigröße
478 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
sommer, entfesselung, ersten, weltkrieges, deutschlands, rolle, entstehung
Arbeit zitieren
Andreas Düing (Autor:in), 2013, Sommer 1914. Die Entfesselung des Ersten Weltkrieges, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/231136

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