Die Abtei von Thélème. Ein mustergültiges Modell der bestmöglichen Gesellschaft


Hausarbeit, 2011

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die Ära Rabelais

3. Der Terminus Thelema

4. Die Thélème-Episode
4.1 Das philanthropische Konzept eines exemplarischen Lebens in Rabelais` Gargantua
4.2 Der Baustil der Abtei Thélème
4.3 Das finale Mysterium

5. Schlussbetrachtung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der vorliegenden Hausarbeit steht der Entwurf einer idealen Gemeinschaft, die Abtei Thélème als ein wesentlicher Bestandteil des Romans Gargantua von François Rabelais im Mittelpunkt der Untersuchung. Der Blickwinkel meiner Arbeit soll auf eine Episode gerichtet sein, die „aufgrund ihrer zahlreichen Widersprüche, wegen ihrer utopischen, komischen, nonkonformistischen, enigmatischen (und) zeitkritischen […] Aspekte ein vielbeachteter Text der französischen Renaissance ist“[1] und somit eine wichtige Rolle zu dieser Zeit einnimmt. Doch bevor man sich mit dieser Abtei auseinandersetzten kann, stellt sich die Notwendigkeit heraus, in dieser Arbeit zunächst einen Einblick in das Leben und die Zeit Rabelais` zu geben und insbesondere auf den Terminus Thelema einzugehen.

Die Thélème-Episode, welche sich aus den Kapiteln LII-LVIII zusammensetzt, präsentiert Rabelais`s Gedanken einer Utopie. Die Charakterisierung dieser Episode nimmt den Hauptteil in dieser Hausarbeit ein. Ich werde in diesem Zusammenhang auf das philanthropische Konzept einer idealen Lebensführung in Rabelais` Roman Gargantua eingehen und demzufolge den Baustil der Abtei und die in ihr lebenden Bewohner, die Thelemiten näher erläutern. Den Abschluss dieser Arbeit bildet die Analyse eines Rätsels, welches auch am Ende des ersten Buches vorzufinden ist. Das Ziel meiner Arbeit ist es, die besondere Rolle dieser Thélème-Episode darzustellen. Denn diese Episode bildet den Höhepunkt und zugleich das Finale des Romans Gargantua.

2. Die Ära Rabelais

François Rabelais gilt als einer der berühmtesten Autoren des 16. Jahrhunderts. Betrachtet man die Lebensdaten Rabelais` der in der Zeit von 1494 bis 1553 lebte, so wird deutlich, welche politisch-religiösen und gesamtgesellschaftlichen Einflüsse ihn prägten. Beginnend mit der Entdeckung Amerikas durch Columbus im Jahre 1492 sowie dem ersten Italienfeldzug Kals des VIII. 1494 oder den Anfängen der Religionskriege in Frankreich 1562 wird der Wendepunkt des Übergangs vom Mittelalter zur Neuzeit eingeleitet.[2] Der aus dem Mittelstand stammende Rabelais war zwar bäuerlich geprägt, konnte aber „in den Stand der juristischen Beamtenschaft aufsteigen“.[3] Der sehr intelligente Rabelais war als Arzt, Jurist und Mönch tätig.

Sein Roman Gragantua wird von Michel Butor kritisch betrachtet. Aus seiner Sicht ist es das schwierigste Werk der französischen Literatur. Er wirft die Frage auf, ob das oben genannte Werk nur zur Belustigung der Leser beitragen soll oder ob hinter seinen Werken ein ernsthafter Sinn steckt.[4]

Die in der Zeit von 1532 bis 1564 erschienene Pentalogie von François Rabelais spiegelt die geschichtliche Epoche wieder, in welcher der Humanismus von der Reformation getrennt wurde.[5]

Betrachtet man den Autor, seine Werke und die geschichtliche Epoche, in der er lebte, wird deutlich, dass in der vorliegenden Arbeit nur einzelne Facetten seines Schaffens und Wirkens angerissen werden können.

3. Der Terminus Thelema

Der ursprünglich aus dem Griechischen stammende Begriff Thelema gilt als Synonym des Ausdrucks „Wille“.[6] Bei diesem magischen, philosophischen und religiösen System, das 1904 von Aleister Crowley entwickelt wurde, steht dieser Wille besonders im Mittelpunkt[7], was im folgenden Zitat deutlich zum Ausdruck kommt:

„Der Wille ist in der Definition als frei verfügbare Menge an physischer Energie eine der wesentlichen Grundlagen der thelemischen Lehre.“[8] Dieses Zitat verweist darauf, vor allem den persönlichen Willen zu ergründen. Der Mensch steht sowohl bei Crowley, als auch bei Rabelais im Mittelpunkt, denn er trägt den Willen Gottes in sich.[9] In zahlreichen Büchern äußert sich Crowley zu unterschiedlichen Aspekten der Thelema. Er ist davon überzeugt, dass Thelema:

„der mythogene Begründungsendpunkt für eine Offenbarungsreligion des magisch Machbaren, die Elemente abendländischer Mystik, Christentum, fernöstliche Yogapraktiken, liberale Sexualmoral und den Protest gegen versteiftes Christentum vereinigen.“[10]

Der Begriff Thelema soll in diesem Zusammenhang sozusagen eine optimale Lebensweise darstellen, die durch Harmonie aller Menschen gekennzeichnet ist. Die Menschen, die ihren Willen nacheifern, gehören zur Gruppe der Thelemiten. Besonders im englisch- und deutschsprachigen Raum leben heute noch viele Thelemiten.[11] Der aktive Okkultist Edward Alexander „Aleister“ Crowley entwarf die Grundlage dieser Thelema, indem er 1904 den Text dazu in Kairo verfasst hat. Angeblich stammt dieser Text nicht aus seinen eigenen Gedanken, sondern 'ein Botschafter der Götter' hätte ihn ihm diktiert. Dieses Buch des Gesetzes, das sogenannte „Liber L vel Legis“ setzt sich aus 220 Versen zusammen.[12]

4. Die Thélème-Episode

4.1 Das philanthropische Konzept eines exemplarischen Lebens in Rabelais` Gargantua

In seinem ersten Buch schildert François Rabelais, wie Gargantua die Abtei Thélème errichten lässt. Die berühmte Episode von der Gestaltung der Abtei Thélème bildet das Kernstück des ganzen Werkes und umfasst die Kapitel 52 bis 58.[13] Dabei stellt diese Abtei ein Modell einer idealen menschlichen Gesellschaft dar.[14] Die Thélème-Episode bildet den Abschluss des Romans Gargantua, der 1534 erschien.[15] Es handelt sich hierbei um eine utopische Vision, die am Schluss des Gargantua konkrete Formen annimmt. So wird in diesen letzten Kapiteln eine ideale Stadt repräsentiert, die durch Schönheit, Intelligenz und Freiheit gekennzeichnet ist.[16] Dies wird auch durch die Inschrift vermittelt, in der ausdrücklich darauf verwiesen wird, wer diese Abtei betreten darf.

[...]


[1] Federico Tolli (2004: 42f.)

[2] Vgl. Frank-Rutger Hausmann (1979: 1)

[3] Vgl. http://www.uni-giessen.de/.../16_Jahrhundert_Renaissance.pdf

[4] Ebd.

[5] Vgl. Erich Köhler (1973: 296)

[6] Vgl. http://www.suite101.de/content/thelema...religion oder philosophisches-theologisches Konstrukt Den Namen Thélème hat Rabelais frei erfunden. Er orientiert sich dabei an der kleinen Insel île de Thélot, die am Rande der Loire liegt. (François Rabelais: L`Abbaye de Thélème S.1 sowie Francois Rigolot: Études Rabelaisiennes 1972 : 77)

[7] Ebd.

[8] http://www.absinthes-anderswelt.de/pdf/thelema93.pdf

[9] Vgl. Federico Tolli (2004: 61)

[10] Ebd.

[11] Vgl. http://www.magisches-deutschland.net/thelema.html

[12] Vgl. http://www.mde-net.de/node/4

[13] Vgl. Erich Köhler (1973: 297) sowie François Rigolot (1972: 77)

[14] Ebd. S. 296

[15] Ebd. S. 298

[16] Vgl. Andre Belleau (1970: 69)

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die Abtei von Thélème. Ein mustergültiges Modell der bestmöglichen Gesellschaft
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Note
2,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
13
Katalognummer
V230715
ISBN (eBook)
9783656471042
ISBN (Buch)
9783656471608
Dateigröße
559 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
abtei, thélème, modell, gesellschaft
Arbeit zitieren
Josephin Arend (Autor:in), 2011, Die Abtei von Thélème. Ein mustergültiges Modell der bestmöglichen Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230715

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