Boulevard-Tageszeitungen und medienethische Grundsätze: Ein Widerspruch in sich?

Eine Diskussion


Hausarbeit, 2012

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Epilog

1. Begriff der Moral

2. Begriff der Ethik

3. Begriff des Gewissens

4. Boulevardzeitungs-Journalismus

5. Berufsethos des Journalisten

6. Konfliktpotenziale

7. Praxisbeispiele

8. Fazit

Literaturverzeichnis

Epilog

„Das Schlimmste, was in den Medien passieren kann, ist, dass nichts passiert.“

-Ernst Reinhardt, Schweizer Publizist

Boulevardmedien haben in Deutschland einen erheblichen Einfluss auf die Meinung des Volkes. Die Tages- und Boulevardzeitung „Bild“ erreichte laut Deutscher Media- Analyse 2011 täglich rund 12,53 Millionen Leser, ist somit das Print-Presseorgan mit der größten Reichweite der Nation und wirbt nicht ohne Grund mit dem Slogan „Bild dir deine Meinung“.

Initialgebend für diese Arbeit war die Lektüre von Günter Wallraffs Werk „Der Aufmacher“, in dem der Enthüllungsjournalist beschreibt, wie er in den 70er Jahren monatelang getarnt als freier Mitarbeiter „Hans Esser“ in einer „Bild“-Redaktion beschäftigt war. Er berichtet davon, wie oft dort Wahrheiten erbarmungslos nach Belieben verdreht wurden, nur um „Geschichten“ zu produzieren und im Vorwort heißt es, dass diese Methoden sich bis zum heutigen Zeitpunkt nicht gebessert hätten. Nun steht eine Frage von beinahe philosophischer Natur im Raum, die es gilt, mit dieser wissenschaftlichen Arbeit zu klären:

Ist es unter moralischen Gesichtspunkten vertretbar, dass in Boulevardmedien bewusst oftmals nicht die Realität abgebildet wird, sondern vielmehr ein verkehrtes Bild dieser, um das Blatt mit interessanten Texten und „Aufmachern“ zu füllen?

Um diese Debatte überhaupt starten zu können, müssen zunächst die Begrifflichkeiten

„Moral“, „Ethik“ und „Gewissen“ deutlich definiert und voneinander abgegrenzt werden. Danach betrachten wir, was Boulevardjournalismus heute bedeutet, wobei wir uns auf den Printsektor konzentrieren. Weiterhin wichtig: Welche ethischen Grundsätze gelten überhaupt für Journalisten? - So nähern wir uns dem Problem an, ob sich Boulevard-Erzeugnisse wirklich bisweilen mit Moral, Ethik und Gewissen nicht vereinbaren lassen und betrachten ein explizites aktuelles Beispiel. Abschließend versucht ein Fazit, die Diskussion zusammenzufassen und abzurunden.

Der Autor

Köln, im Januar 2012.

1. Begriff der Moral

„Moral ist, wenn man moralisch ist.“

-Georg Büchner, dt. Dramatiker

Dieses Zitat aus dem berühmten Dramenfragment „Woyzeck“, mit dem der Charakter des Hauptmanns dem Hauptdarsteller deutlich machen will, wie schwierig der Moralbegriff eigentlich in Worte zu fassen ist, besitzt über 130 Jahre später in der heutigen Gesellschaft immer noch Gültigkeit. Denn die meisten Menschen sind sich zwar bewusst, dass sie über so etwas wie eine Moral verfügen, aber können diese nicht wirklich fassen geschweige denn definieren. Oft wird der Begriff auch synonym zum „Gewissen“ gebraucht (siehe Kapitel 3). Eine Annäherung an den abstrakten Begriff findet sich bei Rüdiger Funiok, der Moral als „Bereich des menschlichen Lebens, der von Kunst, Wissenschaft, Recht oder Religion verschieden ist“ kennzeichnet. Moral ist „die Gesamtheit der moralischen Urteile, Normen, Ideale, Tugenden, Institutionen.“ 1

Das Wort kommt vom lateinischen „mos“ / Plural „mores“, was soviel bedeutet wie „Sitte“. Die Rede ist hier also von Sitten, Verhaltensmaßgaben, die „von allen geistig gesunden, erwachsenen Mitgliedern des jeweiligen sozialen Systems akzeptiert werden (müssen).“2 Hält man sich nicht an diese Vorschriften, zieht das „erhebliche negative Konsequenzen moralischer (…) und juristischer Natur nach sich.“3 Auch wenn hier von juristischen Strafen bei Verstoß gegen Moral die Rede ist, dürfen Recht und Moral nicht (mehr) gleichgesetzt werden. Grund hierfür ist, dass es heutzutage Gesetze gibt, die auf keinerlei moralischer Basis mehr beruhen, beispielsweise eine „Toleranz“ von geringen Geschwindigkeitsüberschreitungen im Straßenverkehr.4 Die Erwähnung der „jeweiligen sozialen Systeme“ in der obigen Definition lässt darauf schließen, dass Moralvorstellungen immer kulturspezifisch sind. Die Moral eines sozialen Systems ist jedoch nicht in Stein gemeißelt und unumstößlich, sondern vielmehr ein dynamisches Gebilde. Sie ist zwar in den meisten Ländern der Welt in juristischen Gesetzen verankert, verändert sich aber automatisch mit der Zeit.5

2. Begriff der Ethik

Es gilt nun, eine absolut elementare Unterscheidung für das Verständnis von ethischen Diskussionen zu treffen. „Ethik“ kommt vom griechischen „ethos“ und bedeutet, genau wie Moral auch, „Sitte“ oder „Gewohnheit“. Während Moral jedoch das tatsächlich ausgeübte an normative Richtlinien angepasste System der Regeln meint, ist Ethik die praktisch-philosophische Disziplin, welche die „Struktur moralisch richtigen Handelns“ untersucht.6 Die Moral ist Gegenstand der Ethik als Geisteswissenschaft. Diese Wissenschaft reflektiert auf einer Meta-Ebene Moralnormen und alle anderen Phänomene der Moral.7 Wann ist eine Aktion oder ein Gedanke moralisch gut, moralisch schlecht oder gar außermoralisch?8 Warum soll ich so handeln und nicht anders? Dies sind einfache Beispiele für klassische ethische Denkansätze.

Nun ist Ethik bei aller Abstraktheit aber nichts, was der Bildungselite vorbehalten ist oder was man zwingend studiert haben muss, um es praktizieren zu können: Fast jedes Gesellschaftsmitglied stößt in seinem Leben an Grenzen und Punkte, an denen sich moralische Fragen und Problematiken auftun.9 Stellt man nun Überlegungen zur bestmöglichen Lösung dieser Fragen an und formuliert diese aus, betreibt man unwissentlich bereits Ethik.

[...]


1 Funiok 2002, S. 38

2 Förg 2004, S.13f.

3 ebenda

4 Vgl. Förg 2004, S.14

5 Vgl. Weischenberg 1998, S. 218

6 Vgl. Thomaß 1998, S. 351

7 Vgl. Birnbacher 2007, S.2

8 Vgl. Förg 2004, S.17

9 Vgl. Pieper 2007, S.17

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Boulevard-Tageszeitungen und medienethische Grundsätze: Ein Widerspruch in sich?
Untertitel
Eine Diskussion
Hochschule
Macromedia Fachhochschule der Medien Köln
Note
2,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
13
Katalognummer
V230065
ISBN (eBook)
9783656460633
ISBN (Buch)
9783656460930
Dateigröße
510 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
boulevard-tageszeitungen, grundsätze, widerspruch, eine, diskussion
Arbeit zitieren
Andreas Kohn (Autor:in), 2012, Boulevard-Tageszeitungen und medienethische Grundsätze: Ein Widerspruch in sich?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230065

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