Die Ursachen der Weltwirtschaftskrise 2008/09


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Weltwirtschaftskrise 2008/09
2.1 Das Goldene Zeitalter der Weltwirtschaft
2.2 Finanzkrise ab 2007
2.3 Wie aus der Finanzkrise die Weltwirtschaftskrise wurde

3. Fazit

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Jahre 2008 und 2009 werden wohl als die Jahre in die Wirtschaftsgeschichte eingehen, in denen die Weltwirtschaft in den Abgrund blickte. Niemals zuvor in der Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg war die Wirtschaftspolitik vor solch drastische Herausforderungen gestellt worden. Ban­kenpleiten, Kurseinbrüche und Insolvenzen hatten das Wirtschaftsgerüst der gesamten globalisierten Welt erheblich beschädigt. Doch wie konnte es dazu kommen? Diese Frage findet sich im Kern auch in der Fragestellung dieser Ausarbeitung wieder. Im Speziellen soll nach den Ursachen ge­forscht werden, die zur Entstehung der Weltwirtschaftskrise 2008/09 führten.

Üblicherweise werden in den Medien die gierigen Banker und der freie Markt dafür verantwortlich gemacht. Meiner Meinung nach ist das ein Pauschalurteil, das wenig dazu beiträgt die Geschehnisse zu verstehen. Somit ist die Intention dieser Recherchen auch, einen Diskurs anzuregen, der auf ei­nem breiteren Wissensstand basiert. Zu diesem Zweck setze ich mich mit der Wirkungsweise von problematischen Finanzinnovationen auseinander, um einen Einblick in die Mechanismen zu erlan­gen, die die Dynamik entwickelten, sich von der entstandenen Immobilienblase zu einer Finanzkrise im Jahre 2007 auszuweiten.

Im weiteren Verlauf meiner Ausführungen zeige ich, welche Ursachen dann letztendlich die Finanz­krise zur Weltwirtschaftskrise 2008/09 mutieren ließen.

Diese Ausarbeitung hat nicht den Anspruch, jedes Detail des Krisenverlaufs herauszuarbeiten und nachzuzeichnen. Vielmehr soll anhand der ausgewählten Passagen ein roter Faden gespannt werden, mit dessen Hilfe die Beantwortung der obigen Fragestellung gelingen kann.

Nach möglicher erfolgreicher Beantwortung kann diese Ausarbeitung als Fundament für eine ausge­wogene Diskussion über die tatsächliche Schuldfrage dienen. Darüber hinaus ist die Identifizierung der Ursachen ein erster Schritt zur Krisenbewältigung und zur Formulierung bestimmter Grundre­geln, die eine erneute Weltwirtschaftskrise diesen Ausmaßes abwenden könnten.

2. Entstehung der Weltwirtschaftskrise 2008/09

Der Rückblick auf die politische und wirtschaftliche Situation der Vereinigten Staaten von Amerika[1] nach der Jahrtausendwende soll dabei helfen die Mechanismen herauszustellen, die für die Entste­hung der Finanzkrise ab Juni 2007 verantwortlich waren. Zu betrachten ist die Situation der USA, da dort die Krise ihren Lauf nahm.

2.1 „Das Goldene Zeitalter der Weltwirtschaft“

Mitte der 1990er Jahre „herrschte ein extremer Optimismus hinsichtlich des Gewinnpotenzials der Informationstechnologie [...] und es breitete sich ein Gefühl der Sicherheit im Hinblick auf die Wirtschaft aus.“[2] [3] Beides trieb allgemein die Aktienkurse und besonders die des neuen Marktes in schwindelerregende Höhen. Die Aktienblase, später auch Dotcom-Blase genannt, war stark ange­wachsen und erreichte ihren Gipfel Anfang 2000.[4] Als die Dotcom-Blase dann im März 2000 platz­te, reagierte die Zentralbank der Vereinigten Staaten (FED) unter der damaligen Leitung von Alan Greenspan mit einer Reduktion des Leitzinssatzes. Nach dem Schock der Finanzmärkte - in Zusam­menhang mit den Anschlägen des 11. September 2001 in New York - flutete die FED erneut mit ih­rer Niedrigzinspolitik die Märkte mit billigem Geld.[5] Die US-Konjunktur sollte mit dieser Maßnah­me angekurbelt werden. Dieser Stimulus führte dazu, dass „während der Jahre 2002 und 2003 der amerikanische Leitzins unterhalb der Inflationsrate lag.“[6] Dieser Anreiz bewirkte eine negative Sparquote der USA, da es rational gesehen lukrativer war, sich Geld zu leihen als Geld zu sparen.[7] Denn „wer Geld auf der Bank als Ersparnis hatte, erzieltejedes Jahr einen Wertverlust.“[8]

Eine weitere Folge der Niedrigzinspolitik war ein Ansteigen der Vermögenspreise, insbesondere der Immobilienpreise. Durch die niedrigen Zinsen wurden auch die amerikanischen Hypotheken günsti­ger. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass in den USA die Förderung preiswerter Eigenheime als erklärtes politisches Ziel galt und mit zahlreichen Instrumenten wie beispielsweise Steuerzu­schüssen und staatlichen Garantien subventioniert wurden.[9] So erlebten die USA als logische Kon­sequenz auf die Anreize einen auf Pump finanzierten Hauspreisboom, der größer war als jede Im­mobilienblase der Vergangenheit.[10] „Diese Politik des billigen Geldes nährte den unhaltbaren Kre­dit- und Immobilienboom.“[11] Die FED dachte auch, die Leitzinsen niedrig halten zu können, „weil es keinen nennenswerten Inflationsdruck gab.“[12] Doch dieser Eindruck trügte, da „die Preise von Häusern und die Preise von Aktien nicht Bestandteil des Warenkorbs, mit dem die Statistiker die In­flation berechnen“[13], waren. Hauptbestandteil dieses Warenkorbs waren nämlich Güter, Dienstleis­tungen und Mieten. Und es waren gerade die Güterpreise, die aufgrund der enormen Billigimporte aus Asien, zu der Zeit fielen.[14]

In den Jahren 2004 bis 2006 hob die Notenbank den Leitzins zwar wieder an, „doch die Zinsen fur Anleihen mit langen Laufzeiten und die festen Hypothekenzinsen reagierten nicht.“[15] Die Politik der Notenbank schien nicht mehr zu greifen. Es gab mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten sich im Aus­land günstig zu refinanzieren. „Im Laufe des Jahrzehnts hatten Länder wie China, Japan und Deutschland riesige Sparreserven angehäuft, die sie nun den Vereinigten Staaten liehen.“[16] Auf diese Weise finanzierten diese Länder das enorme amerikanische Haushaltsdefizit und die Verschuldung der amerikanischen Privathaushalte und Unternehmen.

Angeheizt durch die enormen Kapitaleinfuhren in die USA entwickelte sich aus der Immobilienbla­se rasch eine Hypothekenblase.[17].Es kamen immer abenteuerlichere Hypotheken auf den Markt. Jo­seph Stiglitz fasst diese Entwicklung treffend zusammen:

„In all den Boomjahren [...] kam die Wall Street nicht mit einem einzigen guten hypothekarischen Finanzierungsprodukt auf den Markt. Ein solches gutes hypothekarisches Finanzierungsprodukt hätte niedrige Transaktions­kosten und niedrige Zinsen gehabt. [...] Die US-Finanzmärkte interessierten sich nicht dafür, diese besseren Produkte zu entwickeln. Stattdessen konzen­trierten sich die Wall Street Firmen auf die Maximierung ihrer Erträge, boten Hypothekendarlehen mit hohen Transaktionskosten und variablen Zinsen an [...], während die entsprechenden Kreditverträge keinerlei Schutz gegen das Risiko eines Wertverlustes der Immobilie oder das Risiko des Ausfalls bo-[18]

In dieser zusammenfassenden Darstellung der damaligen Lage werden zwei verschiedene Aspekte angesprochen: Einerseits gab es problematische Innovationen auf den Finanzmärkten[19] und ande­rerseits geriet der Schutz der Kreditnehmer in den Hintergrund.

In zwei Schritten werden zunächst die neu entwickelten Finanzprodukte betrachtet. Beginnend mit Technik der Verbriefung von Krediten. „Mit der sogenannten Verbriefung wurde eine große Anzahl von einzelnen Hypotheken zu Wertpapieren gebündelt, die sich auf internationalen Finanzmärkten verkaufen ließen. [...] Diese Art von Wertpapieren lassen sich unter dem Überbegriff ABS (asset- back security) oder MBS (mortgage-backet security) zusammenfassen.“[20] Die Verbriefung ist ein altbekannter Vorgang in der Finanzbranche und dient eigentlich der Risikominderung der Anleger.[21]

Zu diesem Zweck errichteten Banken Zweckgesellschaften, die sogenannte besicherte Wertpapiere herausgaben.[22] Durch die „Bestimmung von Obergrenzen der Kreditvergabe im Zuge der Eigenka­pitalregeln von Basel I“[23] entstand die Grundidee, eine Anzahl von Krediten aus der Bilanz durch Verkauf zu entfernen.[24] Eine weitere Innovation war die sogenannte Technik der Strukturierung. „Durch die Strukturierung wurden die ABS/MBS (verbriefte Kredite und Hypotheken) in drei Tran­chen aufgeteilt“[25], die mit unterschiedlichen Risiken behaftet waren.[26]

Wie oben angesprochen, wird nun das Feld der Kreditnehmer beleuchtet. „Die Euphorie an den Im­mobilienmärkten wurde so extrem, dass Banken oder spezielle Makler oftmals Hypotheken blind vergaben, ohne das der Antragsteller auch nur ein Dokument vorlegen musste.“[27] Im Jargon der Banker sprach man von Ninja-Anleihen. „Dabei stand Ninja für "no income, no job, no assets", also kein Einkommen, kein Arbeitsplatz, kein Vermögen. Hier wurden also arme und zum Teil ungebil­dete Menschen übers Ohr gehauen.“[28] Diese sogenannten Subprime-Hypotheken[29] waren „demnach Kredite an Kunden, von denen man nicht sicher war, ob sie zurückgezahlt werden können.“[30] In den ersten Jahren schien der Subprime-Markt sich gut zu entwickeln. „Die Zahlungsausfälle blieben überschaubar.“[31] Es herrschte eine Situation, in der die Zinsen und die Inflation auf einem Tiefstand waren, ebenso die Arbeitslosigkeit in den USA. Das Produktivitätsniveau war ungewöhnlich hoch.[32] „Es war in der Tat ein Goldenes Zeitalter.“[33] Aus heutiger Sicht kann man ohne Zweifel feststellen, dass ,, ohne die Immobilienblase, die durch niedrige Zinsen aufrechterhalten wurde, und dem Kon­sumboom, den die Immobilienblase aufrecht erhielt, die Konjunktur in den USA geschwächelt hät­te.“[34] Dieses Konstrukt war zwar äußerst fragil, jedoch „solange der Immobilienmarkt boomte, funktionierte dieses Pyramidenspiel.“[35]

[...]


[1] Im Folgenden als USA oder Vereinigte Staaten abgekürzt.

[2] Münchau, Wolfgang (2008): Kernschmelze im Finanzsystem, München, S. 5

[3] Krugman, Paul: Die neue Weltwirtschaftskrise. Frankfurt am Main: Campus Verlag (2009), S. 172

[4] Ebd. S. 174

[5] Roubini, Nouriel/Mihm, Stephen: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Folgen. Bonn: Campus Verlag (2010)

[6] Münchau, Wolfgang: Kernschmelze im Finanzsystem. München: Hanser Verlag (2008), S. 6

[7] Ebd.

[8] Ebd.

[9] Vgl. Roubini, Nouriel/Mihm, Stephen: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Folgen. Bonn: Campus Verlag (2010)

[10] Münchau, Wolfgang: Kernschmelze im Finanzsystem. München: Hanser Verlag (2008), S. 7

[11] Roubini, Nouriel/Mihm, Stephen: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Folgen. Bonn: Campus Verlag (2010), S. 53

[12] Stiglitz, Joseph: Im freien Fall, Vom Versagen der Märktezur Neordnung der Weltwirtschaft. München: Siedler Verlag (2010), S. 31

[13] Münchau, Wolfgang: Kernschmelze im Finanzsystem. München: Hanser Verlag (2008), S. 7

[14] Vgl. Münchau, Wolfgang: Kernschmelze im Finanzsystem. München: Hanser Verlag (2008), S. 7

[15] Ebd.

[16] Ebd.

[17] Ebd.

[18] Stiglitz, Joseph: Im freien Fall, Vom Versagen der Märktezur Neordnung der Weltwirtschaft. München: Siedler Verlag (2010), S. 31

[19] Brunetti, Aymo: Wirtschaftskrise ohne Ende? US-Immobilienkrise, Globale Finanzkrise. Europäische Schuldenkrise. Bern: Hep Verlag (2011), S. 40

[20] Ebd.

[21] Vgl. Brunetti, Aymo: Wirtschaftskrise ohne Ende? US-Immobilienkrise, Globale Finanzkrise. Europäische Schuldenkrise. Bern: Hep Verlag (2011)

[22] Münchau, Wolfgang: Kernschmelze im Finanzsystem. München: Hanser Verlag (2008), S. 10

[23] Ebd.

[24] Ebd.

[25] Brunetti, Aymo: Wirtschaftskrise ohne Ende? US-Immobilienkrise, Globale Finanzkrise. Europäische Schuldenkrise. Bern: Hep Verlag (2011), S. 42

[26] Im Kapitel gehe ich explizit auf diesen Punkt ein.

[27] Münchau, Wolfgang: Kernschmelze im Finanzsystem. München: Hanser Verlag (2008), S. 8

[28] Ebd.

[29] Vgl. Ebd.

[30] Ebd.

[31] Ebd. S. 9

[32] Vgl. Ebd

[33] Ebd.

[34] Stiglitz, Joseph: Im freien Fall, Vom Versagen der Märktezur Neordnung der Weltwirtschaft. München: Siedler Verlag (2010), S. 31

[35] Münchau, Wolfgang: Kernschmelze im Finanzsystem. München: Hanser Verlag (2008), S. 9

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Ursachen der Weltwirtschaftskrise 2008/09
Hochschule
Universität Kassel
Veranstaltung
Weltwirtschaftskrise 2008/09 und ihre Folgen
Note
1,7
Autor
Jahr
2012
Seiten
14
Katalognummer
V230027
ISBN (eBook)
9783656458654
ISBN (Buch)
9783656458258
Dateigröße
430 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ursachen, weltwirtschaftskrise
Arbeit zitieren
Khashayar Hodaei (Autor:in), 2012, Die Ursachen der Weltwirtschaftskrise 2008/09, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230027

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