Die Entwicklung der Form und des Materials des sakralen Kelches vom frühen Mittelalter bis heute


Seminararbeit, 1996

15 Seiten, Note: 1,9


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Zur liturgischen Bedeutung von Kelch und Patene

B. Der Kelch

1. Bezeichnungen des Kelches

2. Materialien des Kelches
2.1. Holz und Ton
2.2. Glas, Edelstein, Kristall
2.3. Bronze, Kupfer, Blei
2.4. Gold, Silber, Zinn

3. Aussehen des Kelches
3.1. bis ins 12. Jahrhundert
3.2. im 12. Jahrhundert
3.3. im 13. Jahrhundert
3.4. im 14. Jahrhundert
3.5. in nachmittelalterlicher Zeit

4. Betrachtung der zeitgenössischen Kelchformen

C. Schlußbemerkung

Literaturverzeichnis

1. Zur liturgischen Bedeutung von Kelch und Patene

Der Kelch gehört zu den sog. vasa sacra der römisch-katholischen Kirche[1], ist also gesegnetes Altargerät, das mit dem Allerheiligsten, in diesem Fall dem Wein (also dem Blut Christi) in engste Berührung kommt. Er ist sind also "jenes liturgische Gefäß, in dem bei der Messe durch den Priester an Stelle, im Namen und in der Kraft Christi der Opferwein konsekriert, d.i. seiner Substanz nach, jedoch unter Verbleib seiner äußeren Gestalten in Christi Blut umgewandelt wird."[2]

Da es nicht vorrangig Aufgabe der Kunstgeschichte sein kann, die „magischen" Qualitäten des Kelches, wie sie im Konsekrationsakt sich ausdrücken, zu untersuchen[3], so muss und kann sie sich doch wenigstens der Untersuchung und Beschreibung der äußeren Form und deren Entwicklung widmen.

Die vorliegende Arbeit will versuchen, dieses in aller Kürze nachzuvollziehen. Dass dabei manches zu kurz kommen muss, scheint einsichtig. So wird der Schwerpunkt der Untersuchung nachhaltig auf der Entwicklung der Form des Kelches im Zeitraum von vorkarolingischer Zeit (also ab 200 n.d.Zw.) bis ins späte 17. Jh. liegen; künstlerische und ornamentale Ausschmückung desselben müssen dabei leider vernachlässigt werden. Sie wären in der Größe ihres Umfangs einer eigenen Beschäftigung wert.

Bei meiner Untersuchung stütze ich mich im besonderen auf das Buch "Das christliche Altargerät" von Joseph Braun, das in seiner Art wohl das umfangreichste ist, und welches ein hervorragendes Nachschlagewerk darstellt für alle jene Gebiete, die in dieser Arbeit zu kurz kommen mußten[4].

B. Der Kelch

1. Bezeichnungen des Kelches

"Der Kelch ist gemäß dem Glauben und der Anschauung der römisch-katholischen Kirche wie aller Riten des Ostens jenes liturgische Gefäß, in dem bei der Messe durch den Priester an Stelle, im Namen und in der Kraft Christi der Opferwein konsekriert, d.i. seiner Substanz nach, jedoch unter Verbleib seiner äußeren Gestalten in Christi Blut umgewandelt wird, das also zwar vor dem Konsekrationsakt lediglich Wein war, nach demselben aber das Blut Christi ist unter den bloßen Gestalten des Weines."[5]

Für diesen Kelch gibt es nun mehrere Begriffe, von denen calix und scyphus die gebräuchlichsten sind. Jedoch muß festgestellt werden, daß die Bezeichnung scyphus um die Jahrtausendwende herum jegliche Bedeutung verloren hat[6]. Mit der Bezeichnung calix finden wir mehrere Adjektive, die den Überbegriff calix jedoch nur unterteilen und eher vereinzelt angewendet werden[7]. Die Benennungen crater, poculum und fons schließlich sind so selten, daß sie vernachlässigt werden können.[8]

2. Materialien des Kelches

Bei der Untersuchung des Materials scheint es sinnvoll, sich jeweils auf eines zu konzentrieren und seine Entwicklung zu verfolgen. Im Ganzen kann jedoch festgestellt werden, daß die Wahl des Materials bis zur Reimser Synode mehr oder weniger willkürlich und diözesan bestimmt war. Der von Regino im 9.Jh. erstellte Kanon, der schließlich in viele Synoden einging, stellt jedoch eine Wendemarke dar und reduziert die Materialien drastisch[9].

2.1. Holz und Ton:

Da Kelche aus Holz und Ton in der Kirche des Ostens noch in Gebrauch sind[10], kann davon ausgegangen werden, daß diese auch in der römischen Kirche durchaus gebräuchlich waren[11], es findet sich jedoch kein Zeugnis darüber aus vorkarolingischer Zeit.

Danach allerdings häuften sich die Bestimmungen gegen Holzkelche, werden bis ins 12.Jh. hinein sogar immer intensiver, was als Beweis für ihre Existenz gesehen werden muß.

Auch im 16. und 17.Jh. finden wir solche Verbote. Ob sie jedoch eine bloße Wiederholung der alten Gesetze darstellen oder sich dieses Verbot aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage der Kirchen auf dem Land (die sich oft nichts anderes als Holzkelche leisten konnten) erneut aufgedrängt hat, muß dahingestellt bleiben.

2.2. Glas, Edelstein, Kristall:

Weder Kelche aus Glas, Edelstein oder Kristall waren unüblich, da diese Materialien in damaliger Zeit als kostbar angesehen wurde und damit auch zum Gebrauch als vasa sacra genügten.

Leider ist uns aus vorkarolingischer Zeit kein Kelch erhalten, wir hören nur mittelbar in Zeugnissen, Briefen und Inventaren von ihnen.

Im 6. und 7.Jh. häufen sich doch auch die Verbote gegen Glas und ähnliches Material, da die Gefahr des Zerbrechens und damit des Vergießens des Allerheiligsten zu hoch war.

2.3. Bronze, Kupfer, Blei:

Mit Sicherheit kann davon ausgegangen werden, daß solche Kelche existierten, zumindest da, wo Kelche aus Gold und Silber nicht zugänglich waren. Auch sind uns etliche kupferne Kelche (zumeist aus dem 16.Jh.) erhalten. Sie entsprechen dabei dem ornatus ecclesiasticus[12] und sind innen vergoldet bzw. tragen eine Cuppa aus Silber. In den Inventaren finden sich jedoch selten Zeugnisse solcher Kelche, da Kirchen, die Inventuren machten, sich zweifelsohne goldene oder silberne Kelche leisten konnten.

2.4. Gold, Silber und Zinn:

Belege über goldene und silberne Kelche finden sich denn auch recht zahlreich, da zumindest Silber als das gebräuchlichste Material angesehen werden muß. Wenn von Gold auch weniger die Rede ist, so liegt das daran, daß - wenn Silber genügte - Gold als höherstehendes Material erst recht genügen müßte. Zinn war immer dann zu gebrauchen, wenn Gold und Silber nicht greifbar waren.

[...]


[1] Natürlich gibt es ebenso in den anderen Kirchen, wie in den protestantischen, anglikanischen und selbstverständlich auch in den Kirchen des Ostens Kelch und Patene. Doch sie werden in der vorliegenden Arbeit unberücksichtigt bleiben.

[2] Braun, Joseph: Das christliche Altargerät, München 1932, S.17 (im folgenden: Braun S.17).

[3] warum es aber doch so sein muß, werde ich am Ende meiner Ausführungen zu erfassen suchen

[4] In dem genannten Werk finden denn sowohl Quellenangaben wie auch Beschreibungen einzelner Kelche Berücksichtigung, deren Angabe hier den bescheidenen Rahmen gesprengt hätten. Sooft es mir möglich erschien, habe ich auf die entsprechenden Stellen in Braun verwiesen.

[5] Braun, S.17.

[6] Braun, S.21

[7] Die wichtigsten sind wohl calix maior und minor als Bezeichnungen für Haupt- und Nebenkelche (vgl. auch Haupt- und Nebenaltar), sowie calix viaticus (ein kleinerer Reisekelch) und der calix appensorius oder pendentilis, der wie sein Name schon sagt, ein reiner Zierkelch war.

[8] Braun, S.22 f.

[9] Braun berichtet zusammenfassend: "Er (der Regelkanon) bestimmt, der Kelch müsse aus Gold oder Silber gemacht, im Falle höchster Armut aber wenigstens aus Zinn angefertigt sein. Nie dürfe er aus Kupfer oder Bronze bestehen, da der WEin in Kelchen dieser Art Grünspan verursache, dieses aber Erbrechen hervorrufe. Auch dürfe sich niemand erkühnen, mit hölzernem Kelche zu zelebrieren." Braun S.39

[10] vgl. Braun S.19

[11] was nicht verwunderlich wäre aufgrund der Tatsache, daß sie auch im Alltag durchaus gebräuchlich waren.

[12] vgl. Braun S.206

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Entwicklung der Form und des Materials des sakralen Kelches vom frühen Mittelalter bis heute
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Institut für Kunstgeschichte)
Veranstaltung
Einführung in die Kunstgeschichte, PS
Note
1,9
Autor
Jahr
1996
Seiten
15
Katalognummer
V22996
ISBN (eBook)
9783638262064
Dateigröße
493 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
ohne Abb.
Schlagworte
Entwicklung, Form, Materials, Kelches, Mittelalter, Einführung, Kunstgeschichte
Arbeit zitieren
Alexandra Meier (Autor:in), 1996, Die Entwicklung der Form und des Materials des sakralen Kelches vom frühen Mittelalter bis heute, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22996

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