Erstglieder von Substantiv-Verb-Verbindungen: Sind sie Objekte oder Kompositionsglieder?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2013

23 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vorstellung der zu untersuchenden Substantiv-Verb-Verbindungen

3. Kriterien zur Erkennung eines grammatischen Objekts
3.1 Ein transitives Prädikat
3.2 Kasus-Zuweisung
3.2.1 Dativ
3.2.2 Akkusativ
3.3 Ein zugehöriger Artikel
3.4 Satzstellung
3.5 Passivierung
3.6 Semantische Rolle
3.6.1 Patiens
3.6.2 Rezipient und Benefaktiv
3.6.3 Instrument

4. Überprüfung der Substantiv-Verb-Verbindungen auf die Objekt-Kriterien
4.1 Klavier spielen
4.2 Rad fahren
4.3 Schlittschuh laufen
4.4 eislaufen
4.5 Die Substantiv-Verb-Verbindungen im Vergleich zu anderen Sprachen
4.6 Übersichtstabelle

5. Zusammenfassung

6. Bibliographie

1. Einleitung

Lange Zeit hat man im Zuge der Rechtschreibreform darüber diskutiert, auf welche Weise Wörter wie Klavier spielen, Rad fahren oder eislaufen zu schreiben sind. Schreibt man Rad fahren, das aus einem Substantiv und einem Verb zusammengesetzt ist oder benutzt man radfahren, das aus einem einzelnen Verb besteht? Müsste es eigentlich Eis laufen anstatt eislaufen heißen? Kann man auf einen bestimmten Konsens kommen, der vorgibt, wie in Zukunft alle Wörter dieser Art zu schreiben sind? Was sind die Kriterien, um beispielsweise Schlittschuh, Rad oder Eis als eigenständige Substantive stehen zu lassen, wenn man sich dazu entschließen sollte? Fragen dieser Art kamen auf und es wurde über einen längeren Zeitraum sorgfältig geprüft, welche Rechtschreibregeln in Zukunft gelten sollten. Letztlich kam man jedoch nicht bei allen fraglichen Wörtern zu einem eindeutigen Ergebnis, so heißt es im Duden für deutsche Rechtschreibung1 zum Beispiel eislaufen - als einzelnes Verb geschrieben, dagegen wird aber Schlittschuh laufen als zwei Wörter notiert, obwohl beide Begriffe die gleiche Tätigkeit beschreiben. Eine Regel, die diesen Unterschied zu erklären versucht, lässt sich dazu im Duden finden: „Ist der erste Bestandteil ein (nicht verblasstes) Substantiv, schreibt man in den meisten Fällen getrennt. Ist das Substantiv verblasst oder hat es in Verbindung mit dem Verb seine Eigenständigkeit verloren, schreibt man zusammen <§ 34 (3)>“ (Dudenredaktion: 53). Das Problem hierbei ist jedoch, dass sich nicht immer so leicht feststellen lässt, wie sich das Substantiv verhält. Deshalb zeigt der Rechtschreibduden heutzutage manchmal zwei zulässige Schreibweisen, von denen eine empfohlen wird.2 Im Verlauf dieser Hausarbeit wird sich zeigen, warum es so schwer ist, bei diesem Thema zu einem eindeutigen Ergebnis zu kommen. Unter der Fragestellung „Erstglieder von Substantiv-Verb-Verbindungen: Sind sie Objekte oder Kompositionsglieder?“ werden im ersten Teil ausgewählte Substantiv-Verb-Verbindung vorgestellt. Dann werden anhand einiger Beispiele Kriterien präsentiert, die aufzeigen, was ein grammatisches Objekt in einem deutschen Satz ausmacht und wie man es bestimmen kann. Im nächsten Teil können die vorgestellten Substantiv-Verb- Verbindungen dann anhand dieser Kriterien untersucht werden. Das letzte Kriterium soll ein Vergleich mit anderen Sprachen sein. Dazu sind die Sprachen Englisch, Französisch und Italienisch ausgewählt worden. Zur leichteren Gegenüberstellung werden die Ergebnisse dieses Kriteriums nicht wie bei allen anderen Kriterien für jede Substantiv-Verb-Verbindung einzeln, sondern direkt zusammengefasst präsentiert. Abschließend gibt es in einem Fazit einen Überblick über die einzelnen Untersuchungen und ihre Ergebnisse.

2. Vorstellung der zu untersuchenden Substantiv-Verb-Verbindungen

Die Substantiv-Verb-Verbindungen, die in dieser Hausarbeit untersucht werden sollen sind

(1) Klavier spielen

(2) Rad fahren

(3) Schlittschuh laufen

(4) eislaufen

Bei diesen fünf Beispielen schlägt der Duden zwar keine Alternativschreibweise für den Infinitiv vor, doch gibt es sehr wohl klare Anweisungen für die Konjugation, wobei deutliche Unregelmäßigkeiten zu sehen sind. Erscheinen die ersten drei Beispiele

(5) er spielt Klavier

(6) er fährt Rad

(7) er läuft Schlittschuh

von der Art der Konjugation her noch gleich, zeigt sich bei dem nächsten ein Unterschied:

(8) er läuft eis

Im Infinitiv wird eislaufen klein und als ein Wort geschrieben. In der Konjugation hingegen wird das Verb wie ein Partikelverb getrennt. Das Erstglied eis bleibt dabei klein geschrieben, obwohl es - wenn man es als Substantiv betrachten würde - eigentlich groß geschrieben werden müsste.

3. Kriterien zur Erkennung eines grammatischen Objekts

3.1 Transitives Prädikat

Ein Kriterium zur Erkennung von Objekten ist, dass jedes Objekt in einem Satz von einem transitiven Prädikat regiert werden muss. Transitive Prädikate sind Prädikate, die mindestens zwei Argumente fordern. Das erste Argument ist dabei in der Regel das Subjekt, das zweite Argument das Objekt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Gib es mehr als ein Objekt in einem Satz, ist das Verb ditransitiv, fordert also mindestens drei Argumente.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In der Regel benötigt ein Objekt also immer ein Prädikat, das es regiert. Anormal ist es dagegen, wenn ein Satz ein Objekt enthält, obwohl das dazugehörige Prädikat eigentlich intransitiv ist und damit kein zweites Argument fordern sollte.

3.2 Kasus-Zuweisung

Objekte nehmen immer einen Kasus. Die unterschiedlichen Kasus, aus denen Objekte bestehen können, sind Genitiv, Dativ und Akkusativ. Welcher Kasus in einem Satz zum Einsatz kommt, hängt vom Verb ab.

3.2.1 Dativ

Ein Dativobjekt wird auch indirektes Objekt genannt. Es wird von einem transitiven oder ditransitiven Verb regiert, das von seiner Struktur her den Dativ-Kasus fordert. Man kann nach dem Dativobjekt mit dem Fragewort „wem?“ fragen.

(11) Die Mutter verzeiht dem Kind.

(12) Wem verzeiht die Mutter? - Dem Kind.

(13) Das Kleid gefällt mir.

Wem gefällt das Kleid? - Mir.

Wie schon Beispiel (10) zeigte, steht das Dativobjekt zum Beispiel bei Verben wie geben oder schenken zusammen mit einem Akkusativobjekt in einem Satz.

3.2.2 Akkusativ

Das Akkusativobjekt wird auch direktes Objekt genannt und kommt immer in einem Satz vor, wenn ein transitives Verb den Akkusativ-Kasus fordert. Nach dem Akkusativobjekt fragt man mit den Fragewörtern „wen oder was?“.

(14) Ben liest ein Buch.

(Wen oder) was liest Ben? - Ein Buch.

3.3 Ein zugehöriger Artikel

In der Regel benötigt ein Satz immer einen bestimmten oder unbestimmten Artikel vor dem Objekt, um grammatikalisch korrekt zu sein. Eine Ausnahme bilden dabei Eigennamen.

(15) Er sieht ein Mädchen. → Objekt mit unbestimmtem Artikel

(16) Er sieht Marie. → Eigenname, daher kein Artikel benötigt

(17) Sie verarztet den Hund. → Objekt mit bestimmtem Artikel

(18) Sie verarztet Bello. → Eigenname

3.4 Satzstellung

Im Deutschen ist die normale Satzstellung Subjekt, Verb, Objekt (SVO). So kann man aus den Wörtern Marie, streicheln, Bello den grammatikalisch korrekten Satz

(19) Marie streichelt Bello.

erstellen. Geht man nun noch einen Schritt weiter und nimmt das Objekt eines Satzes A als Subjekt eines Satzes B und fügt die Information von Satz A als Relativsatz in Satz B ein, müsste Satz B eigentlich auch grammatikalisch korrekt sein.

(20) Marie streichelt Bello. - Bello, der von Marie gestreichelt wird, ist ein gro ß er Hund.

(21) Die Mutter füttert das Baby. - Das Baby, das von der Mutter gefüttert wird, ist sehr hungrig.

(22) Der Schreiner bearbeitet das Holz. - Das Holz, das vom Schreiner bearbeitet wird, ist Kiefernholz.

Beispiel (22) wurde gewählt, um zu zeigen, dass es keine Rolle spielt, ob das Objekt eines Satzes belebt oder unbelebt ist.

3.5 Passivierung

Ein grammatikalisch korrekter Satz mit einem Objekt kann in der deutschen Sprache immer passiviert werden, sodass das Objekt zum Subjekt wird, ohne den Sinn des Satzes zu verändern oder ihn grammatikalisch fraglich oder falsch werden zu lassen.

(23) Ich esse einen Apfel. - Der Apfel wird von mir gegessen.

(24) Das Mädchen streichelt den Hund. - Der Hund wird von dem Mädchen gestreichelt.

3.6 Semantische Rolle

Jedem Subjekt und Objekt in einem Satz ist eine semantische Rolle zugewiesen. Objekte haben im Deutschen oft die Rolle des Patiens, des Rezipients bzw. Benefaktivs oder des Instruments.

3.6.1 Patiens

Die Patiensrolle wird meistens nur von Akkusativobjekten übernommen. Primus formuliert die dazugehörigen Eigenschaften folgendermaßen: „Als Patiens wird die semantische Rolle eines Partizipanten bezeichnet, der in dem vom Prädikat bezeichneten Geschehen physisch manifest betroffen ist und dessen Zustand sich physisch verändert.“ (Primus: 31/32) Bei dem Beispiel

(25) Lisaöffnet die Haustür.

hat Haustür die Patiensrolle. Die physische Veränderung liegt darin, dass die Haustür zuerst geschlossen und dann geöffnet ist.

[...]


1 Die Rechtschreibung der zu untersuchenden Substantiv-Verb-Verbindungen in dieser Hausarbeit erfolgt nach Dudenredaktion (Hrsg.) (2006): Duden. Die deutsche Rechtschreibung. Mannheim: Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG.

2 Vgl. „Brust schwimmen“ / „brustschwimmen“ (Dudenredaktion: 273)

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Erstglieder von Substantiv-Verb-Verbindungen: Sind sie Objekte oder Kompositionsglieder?
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Note
1,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
23
Katalognummer
V229675
ISBN (eBook)
9783656449621
ISBN (Buch)
9783656450023
Dateigröße
474 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
erstglieder, substantiv-verb-verbindungen, sind, objekte, kompositionsglieder
Arbeit zitieren
Carolin Kotthaus (Autor:in), 2013, Erstglieder von Substantiv-Verb-Verbindungen: Sind sie Objekte oder Kompositionsglieder?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/229675

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