Die Angst der amerikanischen Gesellschaft vor dem Kommunismus in den 50er Jahren


Facharbeit (Schule), 2012

28 Seiten, Note: 1,25


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Kommunismus
2.1 Antikommunismus
2.2 Bedeutung des Kommunismus für die Bürger der USA

3 Die „Rote Angst“ in den USA
3.1 Begriffsdefinition
3.2 Erste Rote Angst in den USA (1917-1920)
3.3 Zweite Rote Angst in den USA (1947-1957)
3.3.1 Gerichtsprozesse
3.3.1.1 Die „Hollywood Ten“
3.3.1.2 Der Fall „Alger Hiss“
3.3.1.3 Das Ehepaar Rosenberg
3.3.2 Senator Joseph McCarthy
3.3.2.1 Der Begriff „McCarthyismus“
3.3.2.2 Initiator einer Hexenjagd
3.3.2.3 McCarthys Sturz

4 Schluss

Literaturverzeichnis

Quellenverzeichnis

Anhang

Persönliche Erklärung

1 Einleitung

Das Thema dieser Seminararbeit handelt von der Angst der amerikanischen Gesellschaft vor dem Kommunismus, sprich dem Antikommunismus in den USA. Am stärksten hat sich dieser während der 50er Jahre in den USA geäußert – in Form der Zweiten Roten Angst (bzw. der McCarthy-Ära). Als Zeitraum sind die 50er Jahre deshalb zwar als Vorgabe im Thementitel enthalten, doch da die McCarthy-Ära eine zentrale Rolle in dieser Arbeit einnehmen wird, und ansonsten das Thema nicht ausreichend beleuchtet werden kann, wird sich der zeitliche Rahmen hauptsächlich von 1947 bis 1957 erstrecken. Dennoch ist ebenso ein kurzer Rückgriff auf die Erste Rote Angst nötig, welche 1917 begonnen hat, und 1920 zu Ende gegangen ist, um die ganze Problematik und Bedeutung des Antikommunismus nochmals zu verdeutlichen bzw. damit die Hintergründe vollständig nachvollzogen werden können. Als Ursachen der Zweiten Roten Angst werden unter anderem mehrere berühmte Gerichtsprozesse gegen Personen und Gruppen Erwähnung finden. Des Weiteren wird der Begriff „McCarthyismus“, welcher aus der Person Joseph McCarthy bzw. dessen Verhalten heraus entstanden ist, untersucht werden, sowie der Aufstieg und Fall von jenem.

Obgleich die McCarthy-Ära wie gesagt ein Mittelpunkt des Themas sein wird, hat es schon vor dem Erscheinen von McCarthy in der Öffentlichkeit, und teilweise während seines Kampfes gegen den Kommunismus, ebenfalls Nebenkriegsschauplätze gegeben, mit welchen er zwar nichts oder nur wenig zutun gehabt hat, die jedoch letztlich den Grundstein für seine Hexenjagd gelegt haben. Somit richtet sich die Reihenfolge dieser Seminararbeit alles in allem nach den einzelnen Unterthemen (z. B. „Gerichtsprozesse“) und versucht diese in eine chronologische Abfolge zu setzen. Diese hat jedoch immer das Ziel das Thema mit dieser Methode so gut es geht lückenlos verständlich zu machen. Dadurch, dass die damaligen Ereignissen bereits über 60 Jahre zurückliegen, wird es hin und wieder Erklärungen geben, warum und wieso wichtige Personen der damaligen Zeit so gehandelt haben, wie sie gehandelt haben, da dies zur heutigen Zeit meist nur noch wenig bis gar nicht nachvollzogen werden kann. Darlegungen der verschiedenen Sichtweisen von bestimmten Personen oder Gruppen, und der Versuch diese zu verstehen, können in einer Seminararbeit zum Fach Geschichte nicht ignoriert werden und finden daher im Zuge dessen Verwendung.

Der ausschlaggebende Grund dieses Thema für eine Seminararbeit zu wählen, ist nicht nur das allgemeine Interesse am Fach Geschichte gewesen, sondern vor allem der zukünftige Wissenszugewinn über einen spannenden Abschnitt der amerikanischen Geschichte, welcher in den herkömmlichen Unterrichtseinheiten der Schule normalerweise nicht auftaucht. Das übergeordnete Ziel dieser Arbeit ist es dem Leser einen guten Überblick über das Thema zu vermitteln, doch sie ist zugleich vom Umfang her begrenzt, aufgrund dessen wird aus dem vorhandenen Quellenmaterial nicht jedes Detail Verwendung finden können. In den nachfolgenden Ausführungen sollten allerdings die wichtigsten Fakten enthalten sein, um sich ein gutes, und vor allen Dingen verständliches Bild über diese Ära machen zu können. Überdies soll geklärt werden inwieweit die „Rote Angst“ in den USA letztlich begründet gewesen ist, oder es sich schlicht und ergreifend um reine Paranoia gehandelt hat. Im Folgenden wird aber zunächst sowohl der Begriff des Antikommunismus beleuchtet, als auch dessen Bedeutung für die amerikanische Bevölkerung.

2 Kommunismus

2.1 Antikommunismus

„Der Antikommunismus ist eine politische Grundhaltung, die sich mit jeweils unterschiedlichem Gewicht gegen die Theorien, Ideologien, die politischen Bewegungen und Gruppierungen sowie die Herrschaftsform des Kommunismus richten kann.“ [1] Dies war beispielsweise im 3. Reich der Fall, das, aufgrund des vorherrschenden Nationalsozialismus, ohnehin keine anderen Ideologien neben sich akzeptierte – weder kommunistische, noch demokratische.[2] Daraus ist klar erkenntlich, dass der Antikommunismus nicht nur auf die USA beschränkt ist, sondern wirklich von jeder beliebigen Gruppe, sei sie religiös oder anders politisch ausgerichtet, ausgeübt werden kann.

2.2 Bedeutung des Kommunismus für die Bürger der USA

Nachdem der Kommunismus eine immer größere Bedeutung auf der Welt einnahm - was er nicht zuletzt der geglückten Revolution der Bolschewisten 1917 zu verdanken hatte – begannen vermehrt Leute sich mit den Lehren von Marx und Engels zu befassen. Damals noch unwissend über die massiven Probleme der Umsetzung des Wegs zum Kommunismus - der unweigerlich über den Sozialismus führt - sahen sie vermutlich nur die positiven Seiten des Kommunismus.[3] Außer der Sowjetunion gab es schließlich keine nennenswerten Beispiele und erst recht war zum damaligen Zeitpunkt niemand in der Lage vorauszusehen, wie sich diese relativ neuartige Bewegung weiter entwickeln werden würde. Für diese Leute war der Kommunismus mittels einer Weltrevolution zugleich das Ziel und Paradies, da er die prinzipielle Gleichstellung aller Menschen gewährleistet hätte. Alle produzierten Güter wären zum Wohle aller Menschen untereinander geteilt worden, womit es quasi ausschließlich nur mehr Gemeineigentum gegeben hätte - und vor allem auch keine Klassengesellschaft mehr. Im Grunde eine positive Sache, die jedoch leider nahezu unrealisierbar ist.

Für den Großteil der amerikanischen Bevölkerung im 20. Jahrhundert hingegen, stellte der Kommunismus lediglich eine Bedrohung für den Kapitalismus und Liberalismus in ihrem Land dar. Vor allem konservative Bürger und Politiker erkannten in dieser neuen politischen Bewegung eine ernsthafte Gefahr für die Demokratie. Die Amerikaner fürchteten sich davor, dass die subversiv eingestellten Kommunisten in ihrem Land ebenfalls eine Revolution initiieren würden, und die Demokratie im Zuge dessen abgeschafft worden wäre, um somit schließlich an die Macht zu kommen. In ihren Augen hätte sie anschließend dasselbe Schicksal ereilt, wie die Sowjetunion – eine kommunistische Diktatur im Stile des Stalinismus.[4] Als Paradebeispiel für die Bestätigung ihrer Einstellung, konnte die Sowjetunion unter Stalin durchaus gelten, da dort unter dem Deckmantel des Kommunismus einen totalitärer Staat errichtet wurde, der mit seiner militaristischen Vorgehensweise nach dem Ende des 2. Weltkriegs sogar so genannte Satellitenstaaten innerhalb Europas (z. B. Polen) unter seine Gewalt gebracht hatte.[5]

3 Die „Rote Angst“ in den USA

3.1 Begriffsdefinition

“Campaign against communists (called ‘reds’) in the USA during the 20th century, and associated atmosphere of suspicion and fear. The first major Red Scare took place in the aftermath of World War I and the Russian Revolution, and coincided with a period of US labour disorders, most notably by the Industrial Workers of the World. The second took place during the Cold War in the late 1940s and 1950s, and led to the political persecution known as McCarthyism. Thousands of people were arrested on suspicion, careers were ruined, and communists were banned from entry to the USA.” [6] Obwohl von der Regierung bei vielen Gerichtsverfahren, und den vorangegangenen Ermittlungen gegen angeblich subversive Personen, mitunter deren Rechte verletzt wurden, billigten z. B. in der McCarthy-Ära eine Menge konservativ eingestellter Bürger solch eine rücksichtslose Vorgehensweise - aufgrund ihrer antikommunistischen Weltanschauung.[7] Patriotismus ist in den USA keine Seltenheit, ebenso der Wille seine eigene Freiheit zu bewahren, daher sind für manche Amerikaner in dieser Zeit selbst ungerechte oder sogar illegale Methoden ein probates Mittel gewesen, um die „rote Gefahr“ oder anarchistische Elemente aus ihrem Land zu vertreiben. Durch diese Tatsache, machte die USA teilweise sowohl zur Zeiten der Ersten, als auch der Zweiten Roten Angst den Anschein, als wollte sie einen totalitären Staat aufbauen, der die Bürger überwacht und gleichzeitig keine ungeliebten politischen Einstellungen (wie beispielsweise eben den Kommunismus) zugelassen hätte.

3.2 Erste Rote Angst in den USA (1917-1920)

Der Beginn der Ersten Roten Angst wurde durch die Oktoberrevolution in Russland im Jahre 1917 markiert, bei dem die kommunistischen Bolschewiki die Macht im Land übernahmen. Diese Nachricht verbreitete sich sehr schnell über die ganze Welt und erreichte schlussendlich ebenso das ferne Amerika.[8] Dort wurde die Neuigkeit mit Besorgnis aufgenommen, da man zum Beispiel bereits im eigenen Land Probleme mit der ansässigen linksgerichteten SPA (Socialist Party of America) hatte. Die linken Politiker wollten einen Kriegseintritt der USA in den 1. Weltkrieg verhindern – was ihnen jedoch nicht gelungen war. Durch fortwährende, erhebliche Kritik gegen die Beteiligung am Krieg, hatten sie versucht Kriegsgegner für ihre Sache zu begeistern.[9]

Innerhalb der Regierung nahm man die Behinderung des Kriegseintritts nicht wohlwollend auf. Es hatte unter den Regierenden ohnehin schon eine Stimmung vorgeherrscht, die sich klar gegen kommunistische bzw. subversive Personen richtete. Bald wurden neue Gesetze eingeführt, welche strafrechtlich verhindern sollten eine bevorstehende Teilnahme an einem Krieg zu behindern (Espionage Act 1917). Ferner wurde verboten in der Öffentlichkeit die Regierung selbst oder das Militär zu kritisieren (Sedition Act 1918).[10] Eine weitere Verschärfung von Gesetzen im Umgang mit Andersdenkenden betraf Personen, welche nicht in den USA geboren wurden und eine anarchistische Ideologie verfolgten (Anarchist Exclusion Act 1918). Zum einen war es ausländischen Anarchisten fortan nicht mehr erlaubt gewesen in die USA einzureisen,[11] und zum anderen schob man (oft illegal) eingewanderte wieder in ihr Land ab.[12]

Diese antikommunistische Haltung der Regierung gipfelte letztendlich in den „Palmer Raids“. Als „Palmer Raids“ bezeichnet man eine landesweite Verhaftungs- und Verfolgungswelle in Form von Razzien in den Jahren 1919/1920, welche hauptsächlich vom damaligen Justizminister Alexander Palmer und seinem Assistenten, dem jungen J. Edgar Hoover, organisiert wurden. Sie richteten sich gegen subversive Elemente, wie beispielsweise Kommunisten, Sozialisten und Anarchisten. Mithilfe der Polizei gelang es über 500 verdächtige Ausländer festzunehmen, mit der Absicht sie wenig später aus den USA auszuweisen – unter anderem die bekannte, anarchistische Friedensaktivistin Emma Goldman.[13] Zu späteren Zeitpunkten wurden weitere Verdächtige inhaftiert (z. B. 4000 Personen, die man in Lager einsperrte). Zweifellos waren die „Raids“ aus Sicht der Regierung ein Erfolg gewesen, denn sie zerschlugen die aufstrebende SPA und damit die einzig wichtige linke Partei der USA.[14]

Fortan operierte die kommunistische Partei gezwungenermaßen langsam aber sicher aus dem Untergrund heraus weiter, weil der Druck durch die Regierung – auch der US Bürger - schlichtweg zu groß wurde. Damit ging selbstverständlich ein massiver Einbruch der Mitgliederzahlen und des Einflusses in der amerikanischen Politik einher, denn die Partei verschwand schließlich aus der Öffentlichkeit.[15] Der Absturz der SPA lässt sich durch Zahlen belegen. Anfang 1919 hat die kommunistische Partei über 100.000 Mitglieder in ihren Reihen. 1921, nach dem Ende der „Palmer Raids“, waren es ungefähr nur noch 13.000. Dies entspricht einem fatalen Rückgang von fast 90 %.[16] Aufgrund dieser Statistik ist es nicht überraschend, dass die SPA in den folgenden Jahren keinen nennenswerten Einfluss mehr auf der politischen Bühne ausgeübt hat.

Die Erste Rote Angst der USA fand im Jahre 1920 ihr Ende. Hintergrund war die Ankündigung einer kommunistischen Revolution im Land, seitens des Justizministers Palmer gewesen. Palmer hatte den Beginn der Revolution exakt am 1. Mail 1920 vorausgesagt; doch sie blieb aus. Im Zuge dessen nahm sein Ruf erheblichen Schaden, was unter anderem gleichzeitig seinen Einfluss in der Politik schmälerte. Die ganze Angelegenheit verschärfte sich zusätzlich noch durch den Umstand, dass einige Verhaftungen während der „Raids“ nachweislich ohne rechtsgültige Beweise durchgeführt wurden.[17]

3.3 Zweite Rote Angst in den USA (1947-1957)

Außerhalb ihres Landes versuchten die USA ab 1947 mit ihrer „Containment-Politik“ in Form der Truman-Doktrịn die weitere Ausbreitung des Kommunismus und Totalitarismus auf der ganzen Welt zu verhindern.[18] Innerhalb der Vereinigten Staaten hingegen begann kurze Zeit später ebenfalls ein Kampf gegen den Kommunismus – welcher ironischerweise alsbald selbst totalitäre Züge annehmen sollte. Der Antikommunismus der Zweiten Roten Angst (auch „McCarthy-Ära“ genannt) rückte gut 7 Monate später, durch das Bekanntwerden der Ermittlungen des House Committee on Un-American Activities (HUAC) gegen die Filmindustrie, und den daraus folgenden Auseinandersetzungen mit den berühmten „Hollywood Ten“, erstmals massiv in den Blickpunkt der Öffentlichkeit.[19] Darum kann man das Jahr 1947 als den Beginn der McCarthy-Ära ansehen.

Dem endgültigen Erwachen einer zweiten „Roten Angst“ in den USA gingen allerdings weitere Ereignisse voraus, die maßgeblichen Anteil an der Entwicklung eines landesweiten Antikommunismus unter den Bürgern hatten: Zum einen waren dies Ende der 40er bzw. Anfang der 50er Jahre der Gerichtsprozess um Alger Hiss und die Enttarnung diverser Atomspione, wie beispielsweise Klaus Fuchs und das Ehepaar Rosenberg, und zum anderen eben die Aktivitäten der Sowjetunion, wie beispielsweise die Blockade von West-Berlin 1948/49. Zudem wusste man seit Ende 1949, dass die Sowjets über funktionierende Atomwaffen verfügten. Wenig später fand überdies noch im gleichen Jahr die Gründung der Volksrepublik China statt und ein Jahr später begann als Folge dessen der Koreakrieg. All diese Ereignisse dürften beim aufkeimenden Antikommunismus der US-Bürger in den 50er Jahren - vor dem Hintergrund des Kalten Krieges gesehen - eine gewichtige Rolle gespielt haben, weil sie eng mit kommunistischen Aktivitäten verbunden waren.

Von 1952 bis 1954 trieb Joseph McCarthy zudem als Vorsitzender des Committee on Government Operations den Kampf gegen den Kommunismus in den USA auf die Spitze. Als Symbolfigur der Zweiten Roten Angst verlieh er der ganzen Ära durch den großen Einfluss auf diese sogar seinen Namen. Das Ende der McCarthy-Ära datiert schließlich auf das Jahr 1957, da in diesem der Senator von Wisconsin, Joseph McCarthy, aufgrund von Alkoholismus verstarb.[20]

3.3.1 Gerichtsprozesse

3.3.1.1 Die „Hollywood Ten“

Das Ziel der HUAC im Oktober 1947 war es eine mögliche kommunistische Unterwanderung in der amerikanischen Filmindustrie festzustellen, indem es Ermittlungen gegen diese anstellte, um beispielsweise Schauspieler, Regisseure und Drehbuchautoren, die politisch linksgerichtet (auch liberal) eingestellt waren oder scheinbar so handelten, in ihrem subversiven Tun und Schaffen zu entlarven.[21] Nachdem das Komitee damit begonnen hatte, wurde aufgrund der Ergebnisse der Ermittlungen auch recht schnell eine so genannte „Blacklist“ zusammengestellt, auf der sich alle Personen befanden, welche im Verdacht des Verbreitens von kommunistischer Propaganda standen.[22]

Viele von denjenigen, die auf der Liste standen, mussten schlussendlich tatsächlich vor dem Komitee aussagen – beim Großteil der vorgeladenen Personen handelte es sich nebenbei bemerkt um Drehbuchautoren.[23] Die meisten Anhörungen liefen gleich ab und viele Fragen (z. B. Alter, Geburtsort, berufliche Laufbahn) wurden nur rein obligatorisch gestellt, denn die wichtigste Frage kam immer zum Schluss: “[…] Are you a member of the Communist Party, or have you ever been a member of the Communist Party?“ [24] Dass die einzig richtige Antwort darin bestand „Nein“ zu sagen, damit man nicht in weitere Schwierigkeiten geriet, lag natürlich auf der Hand. Zu den ersten Zeugen gehörten patriotische Hollywood-Größen, wie Walt Disney und der spätere US-Präsident Ronald Reagan (damals noch Präsident der Screen Actors Guild). Nach deren Anhörungen und der Bestätigung, dass sehr wohl eine kommunistische Bedrohung in der amerikanischen Filmindustrie vorlag, fühlte sich das HUAC endlich bestätigt.[25] Allerdings gab es auch Leute, welche die Frage, ob sie jemals bzw. aktuell in der kommunistischen Partei tätig waren, schlichtweg nicht beantworteten. Genau zehn Personen, fortan bekannt als „Hollywood Ten“ (siehe Abbildung 1), verweigerten – ihrer Meinung nach rechtens - eine Aussage bezüglich dieser Angelegenheit oder beriefen sich im Zuge dessen auf den 1. Zusatzartikel der US-Verfassung, in dem es hieß, dass jeder Bürger seine Meinung frei äußern dürfte. Das Komitee ignorierte grob den 1. Zusatzartikel und wertete die Verweigerung der Frage, wie ein Schuldeingeständnis der Befragten. Letztendlich wurden sie aufgrund dessen, und der Anschuldigung in kommunistische Aktivitäten verwickelt zu sein, zu Haftstrafen verurteilt.[26]

Einige Wochen später äußerten sich die Verantwortlichen der Motion Picture Association of America (MPAA), nach einem Meeting im Waldorf-Astoria in New York, unter anderem über die Verurteilung der „Hollywood Ten“. Was später als „Waldorf Statement“ bekannt werden sollte, beinhaltete zudem im Groben die zukünftige Haltung der MPAA gegenüber kommunistischen Personen in der US-Filmindustrie. So bedauerten sie den Schaden, den die „Ten“ ihren Arbeitgebern mit ihrem Handeln zugefügt hätten, obgleich es nicht ihre Intention war, deren ihnen zustehenden Rechte zu vorverurteilen.[27] Des Weiteren ließen die Vertreter der Vereinigung Folgendes verlautbaren: "We will forthwith discharge or suspend without compensation those in our employ and we will not re-employ any of the ten until such time as he is acquitted or has purged himself of contempt and declared under oath that he is not a Communist.[...] We will not knowingly employ a Communist or a member of any party or group which advocates the overthrow of the Government of the United States by force or by any illegal or unconstitutional methods.[...] To this end we will invite the Hollywood talent guilds to work with us to eliminate any subversives; to protect the innocent; and to safeguard free speech and a free screen wherever threatened." [28] Damit sprachen sie sich gegen die „Hollywood Ten“ aus und sicherten dem Kampf gegen den Kommunismus in den USA ihre volle Unterstützung zu.

Unabhängig von der Tatsache, dass das HUAC damals wirklich eine Gefahr der kommunistischen Propaganda im mächtigen Medium des Films gesehen hat, so können seine angewandten Methoden nicht gutheißen werden. Ein Komitee der Regierung sollte fair, unparteiisch, unvoreingenommen und vor allem rechtmäßig handeln. Beim Fall der „Hollywood Ten“ ist größtenteils das Gegenteil der Fall gewesen. Das HUAC hat zwar sein Ziel letztendlich erreicht, doch um welchen Preis? Es ist unbestreitbar, dass dem Ruf jedes Einzelnen der „Ten“ durch die Vorverurteilung des Komitees nachhaltig erheblichen Schaden zugefügt wurde.[29] Für fast alle ist nach dem Gefängnisaufenthalt entweder die Karriere beendet gewesen, oder der Vorfall hat ihnen noch Jahrzehnte danach angehaftet, sodass Pseudonyme nötig gewesen sind, um überhaupt weiterhin in der Filmbranche tätig sein zu können. (z. B. im Falle des Drehbuchautors Dalton Trumbo).[30]

3.3.1.2 Der Fall „Alger Hiss“

Der Schuldspruch gegen Alger Hiss (siehe Abbildung 2) bzgl. Spionage hatte maßgeblichen Anteil an der Entwicklung des „McCarthyismus“, weil er als Symbol kommunistischer Paranoia und ungerechtfertigter Denunziation während der McCarthy-Ara angesehen werden kann.[31] „Ohne Hiss hätte McCarthy seine Hexenjagden nicht veranstalten können, wäre dessen ehrgeiziger Helfer Richard Nixon kaum Präsident geworden“ [32], schrieb „DER SPIEGEL“ 1996 nach dem Tod des einstigen Regierungsbeamten. Aber wie konnte es zu diesem Schuldspruch kommen? Und was sogar noch viel wichtiger ist: War Alger Hiss wirklich ein Spion der Sowjetunion gewesen, oder nur ein weiteres Opfer der zunehmenden Roten Angst Ende der 40er Jahre?

[...]


[1] Nohlen, Dieter: Wörterbuch Staat und Politik, Bonn 1993, S. 291

[2] Vgl. Benz, Wolfgang; Graml, Hermann; Weiß; Hermann: Enzyklopädie des Nationalsozialismus, Stuttgart 1997, S. 50

[3] Vgl. Pfetsch, Frank R.: Theoretiker der Politik: Von Platon bis Habermas, Paderborn 2003, S. 453

[4] Vgl. Levin, Murray B.: Political Hysteria in America: The Democratic Capacity for Repression, New York 1971, S. 29 ff

[5] Vgl. Schweisfurth, Theodor: Völkerrecht, S. 26

[6] Helicon Publishing: Red Scare, 2010. Internetpublikation unter:

http://www.credoreference.com/topic/red_scare [Stand: 04.09.2012]

[7] Vgl. Rovere, Richard H.: Senator Joe McCarthy, Berkeley 1996, S. 21 f

[8] Vgl. Milani, Nicola: Wer hat Angst vorm roten Mann?, November/Dezember 2005. Internetpublikation unter:

http://www.philtrat.de/articles/918/ [Stand: 22.07.2012]

[9] Vgl. U-S-History.com: Socialism in America. Internetpublikation unter:

http://www.u-s-history.com/pages/h1669.html [Stand: 22.07.2012]

[10] Vgl. Abbe, Nick: Die Jagd auf den Inneren Feind, 05.11.2007. Internetpublikation unter:

http://www.heise.de/tp/artikel/26/26413/1.html [Stand: 22.07.2012]

[11] Vgl. Crawford, Remsen: New Immigrant Net: How Other Causes Have Anticipated Effect of the Dillingham Act; in: The New York Times, 10.07.1921. Anhang unter:

PDF à “The New York Times [10.07.1921]”

[12] Vgl. Alien Anarchists; in: The New York Times, 15.12.1919. Anhang unter:

PDF à “New York Times [15.12.1919]”

[13] Vgl. Avrich, Paul: Anarchist Voices: An Oral History of Anarchism in America, Princeton 1996, S. 496

[14] Vgl. Milani, Nicola: Wer hat…[…], [Stand: 22.07.2012]

[15] Vgl. U-S-History.com: Socialism...[...], [Stand: 22.07.2012]

[16] Vgl. Davenport, Tim: Socialist Party of America (1897-1946), September 2011. Internetpublikation unter:

http://www.marxisthistory.org/subject/usa/eam/spamembership.html [Stand: 29.08.2012]

[17] Vgl. Hakim, Joy: War, Peace, and All That Jazz, New York 1995, S. 34 ff

[18] Vgl. Truman, Harry S.: Truman Doctrine; in: Rede vor dem Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika, 12.03.1947

[19] Vgl. Video: Hollywood 'Red' Probe Begins, 20.10.1947. Internetpublikation unter:

http://archive.org/details/1947-10-20_Hollywood_Red_Probe_Begins [Stand: 15.07.2013]

[20] Vgl. Herman, Arthur: Joseph McCarthy: Reexamining the Life and Legacy of America's Most Hated Senator, New York 2000, S. 302 f

[21] Vgl. Universal Studios: Hollywood…[…]

[22] Vgl. Murray, Lawrence L.: Monsters, spys, and subversives; in: Jump Cut: A Review of Contemporary Media, no. 9, 1975, S. 14 ff

[23] Vgl. Georgakas, Dan: Hollywood Blacklist, 02.08.2004. Internetpublikation unter:

http://www.writing.upenn.edu/~afilreis/50s/blacklist.html [Stand: 12.09.2012]

[24] Fried, Albert: McCarthyism - The Great American Red Scare - A Documentary History, New York 1997, S. 42

[25] Vgl. Cohen, Karl F.: Forbidden Animation: Censored Cartoons and Blacklisted Animators in America, Jefferson 1997, S. 167

[26] Vgl. Kleff, Michael: Vor 50 Jahren: Der Abstieg des US-Senators Joseph McCarthy, 18.02.2004. Internetpublikation unter:

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/242996/ [Stand: 12.09.2012]

[27] Vgl. Fried, Albert: McCarthyism...[...], S. 46

[28] Ebd.

[29] Vgl. a. a. O., S. 44 f

[30] Vgl. Schwartz, Richard A.: How the Film and Television Blacklists Worked, 1999. Internetpublikation unter:

http://comptalk.fiu.edu/blacklist.htm#_edn4 [Stand: 13.09.2012]

[31] Vgl. Der Spiegel: Gestorben: Alger Hiss, 25.11.1996. Internetpublikation unter:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9123819.html [Stand: 17.09.2012]

[32] Ebd.

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Die Angst der amerikanischen Gesellschaft vor dem Kommunismus in den 50er Jahren
Note
1,25
Autor
Jahr
2012
Seiten
28
Katalognummer
V229600
ISBN (eBook)
9783656461241
ISBN (Buch)
9783656461968
Dateigröße
1998 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
McCarthy-Ära, Joseph McCarthy, Rote Angst, Antikommunismus, McCarthyismus, Alger Hiss, Hollywood Ten, Kalter Krieg, 1. Rote Angst, 2. Rote Angst, Rosenbergs
Arbeit zitieren
David Kraus (Autor:in), 2012, Die Angst der amerikanischen Gesellschaft vor dem Kommunismus in den 50er Jahren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/229600

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