Pädagogische Schulentwicklung nach Heinz Klippert


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

27 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung (Rivas Vazquez)

2. Biographie von Heinz Klippert (Gandomi Sohi)

3. Das neue Haus des Lernens (Gandomi Sohi, Rivas Vazquez)

4. Lernspirale als charakteristische Arbeitsweise von EVA (Gandomi Sohi)

5. Unterricht als Zentrum der Reform (Gandomi Sohi)

6. Teamentwicklung im Klassenraum (Rivas Vazquez)

7. Maßnahmen zur Integration der Skeptiker (Gandomi Sohi)

8. Kritische Würdigung (Rivas Vazquez)

Anhang: Literaturverzeichnis

1. Einleitung (Rivas Vazquez)

Heinz Klippert[1] ist der Ansicht, dass die Methodenkompetenzen der heutigen Schüler[2] über große Strecken unbefriedigend sind und ernst zu nehmende Lern-, Leistungs- und Motivationsprobleme zur Folge haben. Er fordert, dass die Schulen den Schülern vermehrt die Gelegenheit dazu geben sollten, eigenständig im Unterricht zu arbeiten und somit die Selbstständigkeit und Selbsttätigkeit der Schüler zu fordern und zu fördern. Er ist der Meinung, dass sich gegenüber zu früher in den Schulen nicht sehr viel verändert hat, zwar seien die Inhalte und Lernziele neu gefasst worden, die Dominanz der rezeptiven Wissensvermittlung ist jedoch geblieben. Über dreiviertel der Unterrichtszeit besteht darin, diese mit direktiven, lehrerzentrierten Verfahren auszufüllen in der nur Wissen vermittelt wird. Dem Methodentraining hingegen wird kein großer Stellenwert zugeschrieben. Es wird nur enzyklopädisches Wissen vermittelt, doch wie man richtig lernt und arbeitet wird nicht gelehrt. Wie schlägt man z.B. in einem Atlas bestimmte geographische Grundinformationen nach? Um das zu erklären ist vielen Lehrern ihre Unterrichtszeit zu kostbar, da sie sich an ihren Lehrplan halten müssen und somit wird dies höchstens als Hausaufgabe aufgegeben, oder vorausgesetzt, dass die Schüler dieses Wissen schon irgendwie über das Elternhaus vermittelt bekommen würden. Dass die Schüler aber zuhause weitgehend auf sich alleine gestellt sind und methodische Klärungsprozesse mit den Lehrern somit schwer möglich sind, wird dadurch als unwichtig abgetan. Dies könnte die mögliche Ursache sein, dass Schüler größtenteils ungern u.a. mit Nachschlagwerken arbeiten. Es wird ihnen also nicht beigebracht wie man richtig lernt, im Gegenteil wird noch vielen Schülern mitgeteilt, dass sie selbst herausfinden sollen wie sie individuell am besten lernen. Können sie diese Aufgabe nicht erfüllen, drohen ihnen schlechte Noten und Misserfolge und die jeweiligen Lehrer sehen nicht einmal, dass sie größtenteils zu diesen Misserfolgen beigetragen haben. Es lernen beispielsweise viele Schüler ohne klares Konzept, was gerade bei lernschwächeren Schülern zu Lernversagen führen kann, die nicht in der Lage sind sich gute Lernmethoden anzueignen und somit sehr monoton lernen, indem sie sich z.B. bei einer Textarbeit mehrmals einen Text durchlesen um den Inhalt aufzunehmen, was sehr ungünstig ist, da schon beim zweiten Durchlesen die Konzentration sehr nachlässt und es zu Ablenkungen kommt. Es ist aber nicht so, dass dieses Problem nur lernschwächere Schüler betrifft, sondern auch Gymnasiasten sich damit auseinandersetzen müssen, um beispielsweise nicht kurz vor einer Klassenarbeit unter Zeitdruck zu geraten. Bei einer Befragung verschiedener rheinland-pfälzischer Schulen kam heraus, dass es den Schülern weitestgehend schwer fällt, den gelehrten Stoff auf längere Zeit zu behalten, sowie im Unterricht zielstrebig mitzuarbeiten und Probleme beim Lernen zu überwinden. Ebenso fällt es ihnen schwer Materialien durchzuarbeiten und diesen das Wesentliche zu entnehmen. Ein weiteres ernst zu nehmendes Problem ist auch, dass sich herausstellte, dass die Mehrheit der Schüler Probleme damit hat, sich frühzeitig auf Klassenarbeiten vorzubereiten, sowie vor einer Klasse frei reden zu können. Man kann also sehen wie wichtig es ist, den Schülern nicht nur Wissen beizubringen, sondern ihnen auch zu vermitteln wie man richtig lernt, damit das Wissen auch richtig eingesetzt werden kann. Natürlich gibt es auch Gegenbeispiele in denen der lehrerzentrierte, verbal-abstrakte Unterricht auch Erfolge zeigt, jedoch ist dies, laut Heinz Klippert, nur möglich wenn die Schüler in der Lage sind über längere Zeit konzentriert zuzuhören und den Lernstoff überlegt aufzunehmen, einzuspeichern und auch zu behalten (vgl. KLIPPERT, 2002 a, S. 15ff.).

Die vorliegende Arbeit soll einen Überblick darüber vermitteln, wer Heinz Klippert ist und welche Ansichten er vertritt, bzw. welche Methoden er entwickelt hat um die oben genannten Ansichten zu verwirklichen. Das Ganze wird mit einer kritischen Auseinandersetzung abgeschlossen.

Um erst einmal einen Einblick zu bekommen, wer Heinz Klippert nun genau ist und welchen Werdegang er hat, wird er im folgenden Kapitel vorgestellt.

2. Biografie von Heinz Klippert (Gandomi Sohi)

Dr. Heinz Klippert, geboren im Jahr 1948, ist einer der bekanntesten Methodenbegründer und Schulentwickler Deutschlands und hat anhand seines Schulentwicklungsprograms eine neue Schulkultur vorgestellt, die seit Jahren zur Verbesserung der Qualität der pädagogischen Ziele (Arbeit) der deutschen Schulen angewendet wird. (Die gesamten Informationen, die sich in diesem Abschnitt befinden, wurden von der unter genannten Internetquelle übernommen; http://www.beltz.de/fileadmin/beltz/presse/pdf/Bio_Klippert.pdf, Zugriff: 13.08.2012, 10:10).

Klippert lernte in Nordhessen Maschinenschlosser und danach erwarb er über Abendschule, Berufsfachschule und Hessen-Kolleg in Wiesbaden sein Abitur. Er machte eine Ausbildung zum Gymnasiallehrer und arbeitete einige Jahre an einer Integrierten Gesamtschule in Hessen. Außerdem studierte er Wirtschaftswissenschaften und Soziologie an der Justus-Liebig Universität Gießen und erwarb so den Titel Diplom-Ökonom. 1981 promovierte er im Studienfach »Ökonomie« und seit 1977 ist Dr. Heinz Klippert Dozent am Lehrerfortbildungsinstitut der evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz (EFWI).

Klippert konzentrierte sich im Laufe seines Berufslebens auf die Lehrerfortbildung, die Schulentwicklung sowie die Förderung neuer Lehr- und Lernmethoden in Schule und Unterricht. Sein »Pädagogisches Schulentwicklungs-Programm« wurde in mehr als 1000 Schulen in sieben deutschen Bundesländern, aber auch in anderen Ländern, wie in Österreich und Luxemburg umgesetzt. Als Ausbilder, Berater und Trainer unterstützt Dr. Klippert ganze Kollegien, bietet vielfältige Kurse und Seminare für Lehrkräfte und Schulleitungsmitglieder an und bildet manchmal auch Trainer in Sachen Unterrichtsentwicklung für interessierte Bundesländer aus. Klippert veröffentlichte zahlreiche Bücher zum Arbeitsfeld Schul- und Unterrichtsentwicklung, zum handlungsorientierten Unterricht, zum Methoden-, Team- und Kommunikationstraining mit Schülerinnen und Schülern, zu Strategien zur wirksamen Arbeitserleichterung in Schule und Unterricht und zu vielen anderen Themen.

Auch hat Klippert nun ein Konzept entwickelt, das die Probleme der Schüler beim Schopf packen soll und dessen Mittelpunkt das eigenverantwortliche Arbeiten und Lernen, kurz EVA genannt, ist

3. Das neue Haus des Lernens (Gandomi Sohi, Rivas Vazquez)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In dem von Dr. Heinz Klippert vorgelegten neuen pädagogischen Schulentwicklungsprogramm, namens ‚Das neue Haus des Lernens‘, befindet sich das eigenverantwortliche Arbeiten und Lernen der Schüler im Zentrum (vgl. KLIPPERT, 2002 a, S. 43). Damit meint er, dass das Haus Schule, genauso wie jede andere unvermeidbare Entwicklung, in den anderen Bereichen modernisiert und neu gestaltet werden soll/ muss.

Ziel dieses Konzeptes ist es die im Dachgeschoss angesiedelten Schlüsselqualifikationen, nämlich die Fachkompetenz, die Methodenkompetenz, die Sozialkompetenz und die persönliche Kompetenz, möglichst wirksam zu erreichen. EVA ist, so Heinz Klippert, zwingend angesagt, da Schüler diese Schlüsselqualifikationen in einem Unterricht in dem der Lehrer das Lernen dominiert und managt und alle Probleme löst, sich nur schwer selbst aneignen können. Diese Methode setzt jedoch voraus, dass die Schüler die gängigen Lern- und Arbeitstechniken beherrschen, argumentations- und kommunikationsfähig sind und gelernt haben im Team zu arbeiten. Nach Klippert mangelt es nämlich gerade an diesen Kompetenzen erheblich und man sollte doch an dieser Stelle nachbessern indem man das eigenverantwortliche, methodenbewusste Arbeiten und Lernen bei den Schülern ausbaut. Damit Schüler nicht planlos sondern nach einem klaren Konzept lernen, werden ihnen die geeigneten Methodentrainings vermittelt (KLIPPERT, 2002 a, S. 192). Sie lernen nach den Lern- und Arbeitstechniken zu lernen. Dies wird im Konzept Klippert anhand eines sechs-stufigen Methodentrainingsmodells durchgeführt.

Nach Klippert werden Sprechen, Zuhören und Argumentieren nur dann gelernt, wenn man es in der Praxis tut (vgl. KLIPPERT 2002 a, S. 17). Aus diesem Grund werden im Rahmen des Kommunikationstrainings drei Ziele angestrebt: Zum einem die sprachliche und rhetorische Kompetenz der Schüler, die verbessert werden soll. Zum zweiten die nichtsprachlichen Elemente wie Gestik, Mimik und Körpersprache, die bewusst gemacht werden sollen. Und zum dritten soll das Phänomen aktives Zuhören geübt werden. Wichtig ist hier zu erwähnen, dass das Kommunikationstraining nicht nur den rein sprachlichen Kompetenzen dienen soll, sondern vor allem auch den sozialen. Die Schüler müssen lernen, sich im sozialen Miteinander zurechtzufinden und dabei persönliche Kompetenzen entwickeln.

Die im ‚Das neue Haus des Lernens‘ abgebildeten Qualifikationen die sich im Sockel des Hauses befinden, die sogenannten ‚Sockelqualifikationen‘, beinhalten elementare Lern- und Arbeitstechniken die eingeübt werden müssen, wie beispielsweise das Markieren von wichtigen Textstellen, das Nachschlagen geographischer Grundinformationen in einem Atlas, das Exzerpieren, das Strukturieren und das Visualisieren. Desweiteren beinhalten sie das Training grundlegender Argumentations- und Kommunikationstechniken und die Kultivierung der Teamfähigkeit, die durch verschiedene Übungen und Reflexionen erreicht werden sollen. Jetzt bleibt jedoch die Frage offen, wie Lehrkräfte ihren Schülern beibringen sollen zu lernen, wenn sie dieses anscheinend selbst nie in ihrer Schule oder an ihrer Universität gelernt haben? Um dies den Lehrern zu erleichtern hat Heinz Klippert ein paar Trainingsbausteine für die praktische Unterrichtsarbeit herausgearbeitet. Nach Heinz Klippert ist eines der Schlüsselprobleme z.B. die Vorbereitung von Klassenarbeiten. Für die Klassenarbeiten wird zwar irgendwie gelernt, jedoch ist eine bewusste Reflexion und Strategiebildung von Seiten der Schüler eher selten. Es gibt welche die über mehr gute Lernmethoden verfügen und welche die über wenige bis keine strukturierten Lernmethoden verfügen. Um das Problem der letzteren Schülergruppe zu lösen, könnte man also beispielsweise im Unterricht die Schüler zum Austausch ihrer Lernmethoden anregen und ihre Strategien vergleichen und hinterfragen. Dazu könnte das sogenannte ‚Karussell-Gespräch‘ von Nutzen sein, dessen Vorteil es ist die Angst der Schüler zu minimieren und ihren Aktivitätsgrad dadurch erhöht, dass es eine Verlagerung der Auseinandersetzung in anonymen Kleinstgruppen gibt. Die Schüler sollen sich zum angegeben Thema einige Notizen machen, damit sie wissen was sie ihrem Gesprächspartner erzählen wollen. Der Notizzettel darf auch als Unterstützung mit in die Kleingruppe genommen werden. Nun sollen sich die Schüler paarweise so gegenüber setzen, wie es ihr Lehrer angeordnet hat und zwar so, dass es zwei Kreise gibt, nämlich einen Innen- und einen Aussenkreis. Die Schüler, die sich im Innenkreis befinden berichten ihrem Gegenüber im Aussenkreis, wie sie sich auf Klassenarbeiten vorbereiten und welche Probleme sie dabei haben. Die Schüler im Aussenkreis müssen ihrem Partner zuhören und sich gegebenenfalls Notizen über dessen Gesagtes machen, wie dieser bei den Klausurvorbereitungen vorgeht und welche Probleme sich dabei eventuell ergeben. Hat der Schüler im Innenkreis seine Methode fertig erzählt, fasst der im Aussenkreis sie in seinen eigenen Worten zusammen und es bleibt noch ein klein wenig Zeit zum privaten Meinungsaustausch. Ertönt das Signal des Lehrers, rücken alle Schüler die sich im Innenkreis befinden zwei Stühle, zu einem neuen Gesprächspartner, weiter. Jetzt erzählt der Schüler im Aussenkreis seinem Partner im Innenkreis, wie er bei Klausurvorbereitungen vorgeht und es ergibt sich der oben beschriebene Ablauf. Am Ende erfolgt in der ganzen Klasse eine Auswertung der verschiedenen Gespräche (vgl. KLIPPERT 2002 a, S.35ff).

Dies war nur eines von 120 in Heinz Klipperts Buch beschriebenen Beispiele, wie ein Schüler die Schlüsselqualifikationen im ‚Haus des Lernens‘ erreichen kann und der Schüler zum methodenzentrierten Arbeiten, Üben und Reflektieren im Unterricht veranlasst werden kann. Wie man schon erkennen kann, ist es nach Heinz Klippert sehr wichtig dass Schüler lernen in Gruppen zu arbeiten. Gruppenarbeit ist schon lange nichts mehr Unbekanntes in unseren Klassenräumen und kann sehr effektiv sein, was in Kapitel 6 nochmal genauer erwähnt wird.

Um aber erst mal bei dem Thema EVA zu bleiben, wird eine charakteristische Arbeitsweise von EVA erwähnt, nämlich die Lernspirale.

4. Lernspiralen als charakteristische Arbeitsweise von EVA (Gandomi Sohi)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Abb.2: KLIPPERT 2008, S. 187)

[...]


[1] geboren 1948, ist ein deutscher Pädagoge, wurde durch Veröffentlichungen zu Methodik und Schulentwicklung bekannt.

[2] zur besseren Lesbarkeit der Arbeit wurde immer das Maskulinum verwendet, jedoch ist damit natürlich auch in der Regel die weibliche Form mit gemeint.

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Pädagogische Schulentwicklung nach Heinz Klippert
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Veranstaltung
Konzepte und Ansätze der Schulentwicklung
Note
3,0
Autoren
Jahr
2012
Seiten
27
Katalognummer
V229587
ISBN (eBook)
9783656453598
ISBN (Buch)
9783656453956
Dateigröße
649 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Klippert, Lerntechniken, Arbeitstechniken, Methodentraining, Lernspirale, Methodenkompetenz, Schulentwicklung, Haus des Lernens, Lernen
Arbeit zitieren
Ines Rivas Vazquez (Autor:in)Somayeh Gandomi Sohi (Autor:in), 2012, Pädagogische Schulentwicklung nach Heinz Klippert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/229587

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