Die Natalogische Wende der Thanatoligischen Sozialethik


Wissenschaftlicher Aufsatz, 2013

16 Seiten


Leseprobe


Perspektiven einer Natalitätskultur: Natalität, Immigration und Wertschöpfung

„Wachset und mehret euch“

Die Bibel

Niemand möchte selbst in eine Gesellschaft hineingeboren werden, in der die Lebensaussichten bei scheinbarem Überfluss stets prekärer werden und wenige Menschen möchten dieses Schicksal ihren potentiellen Nachkommen zuteilwerden lassen und entwickeln daher in dieser Hinsicht eine zynische Einstellung. Und dieser Zynismus ist alles andere als nachwuchsförderlich.

Da gibt es aber ein unübersehbares Faktum, das viele Argumente für oder wider Kindersegen überflügelt und relativiert. Fest steht, dass Kinder, der menschlichen Natur gemäß, immer noch - und daran wird sich wohl kaum etwas ändern - von Frauen geboren werden. Das weibliche Prinzip steht also im Fokus der Aufmerksamkeit. Was bedeutet das auf Deutschland bezogen?

Laut wissenschaftlicher interkultureller Forschung sind die deutschen Frauen europaweit die maskulinsten, i.e. sie haben vergleichsweise maskulinere Werte und Verhaltensweisen als ihre anderen europäischen Geschlechtsgenossinnen. Die Maskulinität priorisiert die Werte der Selbstbehauptung und des Erfolgs im Leben. Die maskulinen Wertepräferenzen gehen mit einer Ich-Orientierung einher, die das Du, sowohl im zwischenmenschlichen, als auch insbesondere im Hinblick auf die Bejahung des Lebens und der Fähigkeit einem Du das Leben zu schenken tendenziell ausschließt. Die männliche Werteorientierung geht darüber hinaus mit einem sexuellen Konkurrenzgebaren einher, das auch potentielle Zeuger tendenziell abspenstig macht. Die maskuline Wertepräferenz mit ihrer idiozentrischen oder ichorientierten Verhaltenspräferenz trocknet den geistig-körperlichen sozialen Humus, in dem Leben gedeihen kann, schlicht aus und macht ihn unfruchtbar karg.

Der damit einhergehende wohlausgewogene Yin-Yang (die beiden geschlechtlichen Prinzipien des Lebens) Polaritätsverlust in der Frau zwingt den Mann, seine natürliche männlich-weibliche Polarität anzupassen, um der Maskulinisierung der Frau gerecht zu werden. Männliche und weibliche intrapersönliche und somit männliche-weibliche interpersonale Gleichgewichte und somit das gesamte gesellschaftliche Gleichgewicht und die soziale Balance werden somit verschoben. Diese Anomalie des geistig-physischen gesellschaftlichen Terrains erzeugt einen verödenden Boden der Lebensfeindlichkeit und Unfruchtbarkeit.

Woher rührt dieser Maskulinisierungstrend? Er ist, wie wir sehen werden, geistiger Natur, bildet eine gesellschaftliche Wertepräferenz und saldiert sich als maskuline Verhaltensweisen, die antagonistisch zur Frau als Mutter und Gebärerin des Lebens sind: Die drei-Ebenen, geistig-kulturell-biologische Verkettung, bei der die geistige Ebene die die kulturell-biologischen Ebenen determinierende ist, verdeutlicht die Kausalzusammenhänge.

Dafür kann man viele Indizien finden, nicht zuletzt beginnend mit der herausragenden Rolle der Frau als Trümmerfrau zur Bewerkstelligung des Wiederraufbaus nach dem Krieg im Kontext der vaterlosen Gesellschaft, die viele Frauen zwang, maskulinere Werte und Verhaltensweisen zu entwickeln, um zu überleben, da sie das häufig im Krieg verlorengegangene männliche Element aus ihrem persönlichen potentiellen männlichen Element speisen mussten und somit eine kompetitive Vermännlichung ihrer Weiblichkeit einleiteten. Und dieser Trend wurde durch eine konkurrenzintensive freie, wenn auch soziale Marktwirtschaft, noch potenziert. Und mit der darauffolgenden gesamtgesellschaftlichen Prekarität durch sukzessive Wirtschafts- und Finanzkrisen wurde diese Maskulinisierung durch stets zunehmende Konkurrenzbedingungen weiter gefordert und gefördert, sodass wir, in diesem Land, beginnend mit einer in der Nachkriegsära beginnenden Kausalkette nun, laut statistisch-wissenschaftlicher Kulturforschung, in der Bundesrepublik nun, sozialanthropologisch betrachtet, die maskulinste Weiblichkeit haben. Und dies ist, biologisch wie psychologisch, der Geburtenfreudigkeit der Frau eben unzuträglich. Und das durch diese Werteprädisposition bedingte soziale Terrain ist somit kinder- und lebensfeindlich.

Die starke Geschlechterrollendifferenzierung einer insgesamt maskulinen Gesellschaft erzeugt einen gesamtgesellschaftlichen Maskulinisierungsimpact, in dessen Kontext man die Machowerte sucht, und damit die femininen Werte verdrängt, da die sich selbstbehauptende Maskulinität den Vorzug genießt. Durch diesen maskulinen Einprinzipimperialismus entsteht ein Gleichgewichtsverlust in der männlich-weiblichen individuellen und gesellschaftlichen Geschlechterpolarität. Und da die Natur zur Aufrechterhaltung der individuellen und sozialen Gesundheit aber ein intrapersönliches maskulin-feminines Gleichgewicht der gesamtbiologischen Konstitution des Menschen erfordert entsteht neben der hohen Wertepriorisierung der Maskulinität und der Jagd nach ihr ebenso ein Kampf um das minderpriorisierte, verdrängte, rarifizierte und somit heiß begehrte weil unabdingbare weibliche Element. Die biologische Genderordnung scheint gestört und eine an das Pathologische grenzende Störung dieser Ordnung korrumpiert eben das biologische Terrain und macht es tendenziell unfruchtbar.

Über die historischen Ursachen für diese Entwicklung hinaus muss es aber noch tiefere geistige Ursachen geben, die diese soziokulturelle Maskulinisierungsdynamik ermöglichen, denn in Afrika beispielsweise erwirtschaften die Frauen das Gros des lebensnotwendigen Agrarprodukts und somit der materiellen Lebensbasis. Und dennoch folgt aus dieser starken Einspannung und Beanspruchung der Frau in wirtschaftliche Wertschöpfungsprozesse nicht zwangsläufig eine Maskulinisierung und Gebärverweigerung.

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Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Natalogische Wende der Thanatoligischen Sozialethik
Autor
Jahr
2013
Seiten
16
Katalognummer
V229550
ISBN (eBook)
9783656457534
ISBN (Buch)
9783656566212
Dateigröße
525 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Migration, Wirtschaftsethik, Kulturpolitik, High Potentials, Natalogie versus Thanatologie, Sozialethik, Gesellschaftsethik
Arbeit zitieren
D.E.A./UNIV. PARIS I Gebhard Deißler (Autor:in), 2013, Die Natalogische Wende der Thanatoligischen Sozialethik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/229550

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