Störungen im Bereich der visuellen Wahrnehmung


Seminararbeit, 2001

20 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Der Begriff Wahrnehmung
2.1. Leistungen der einzelnen Analysatoren/ Rezeptoren
2.1.1. Der visuelle Analysator/ Rezeptor
2.1.2. Der auditive Analysator/ Rezeptor
2.1.3. Der taktil-kinästhetische oder haptische Analysator/ Rezeptor
2.2. Geheimnisse der Wahrnehmung – Stand der Forschung

3. Visuelle Wahrnehmung
3.1. Die Entwicklung der visuellen Wahrnehmung
3.2. Figur-Grund-Wahrnehmung
3.3. Wahrnehmungskonstanz
3.4. Wahrnehmung der Raumlage
3.4.1. Entwicklung
3.4.2. Körperbewusstsein
3.5. Die Wahrnehmung räumlicher Beziehungen
3.6. Visuomotorische Koordination

4. Visuelle Wahrnehmungsstörungen
4.1. sensorische Beeinträchtigung und Störung der visuellen Wahrnehmung
4.2. Zentrale Wahrnehmungsstörungen
4.3. Sozial- bzw. erfahrungsbedingte Wahrnehmungseinschränkung

5. Mögliche Ursachen für visuelle Wahrnehmungsstörungen

6. Mögliche Folgen von Störungen der visuellen Wahrnehmung
6.1. Folgen im Bereich der Figur-Grund-Wahrnehmung
6.2. Folgen im Bereich der Wahrnehmungskonstanz
6.3. Folgen im Bereich der Wahrnehmung der Raumlage
6.4. Folgen im Bereich der Wahrnehmung räumlicher Beziehungen
6.5. Folgen im Bereich der Visuomotorische Koordination
6.6. Folgen der Entwicklungsverzögerung
6.7. Folgen im Bereich der Sprachentwicklung
6.8. Folgen im Bereich des mathematisch-logischen Denkens
6.9. Probleme bei der Wahrnehmung von Bildern

7. Grenzen der Förderung

8. Zusammenfassung

9. Literatur

1. Einleitung

Oftmals fällt es recht schwer visuelle Wahrnehmungsstörungen in das Feld der visuellen Defizite einzuordnen. In dieser Arbeit möchte ich ausgehend von einer kurzen allgemeinen Definition der Wahrnehmung auf die verschiedenen Bereiche der visuellen Wahrnehmung eingehen. Darauf aufbauend möchte ich verschiedene Möglichkeiten der visuellen Wahrnehmungsstörung aufzeigen, deren Ursachen nur kurz nennen und deren Folgen in den unterschiedlichsten Bereichen versuchen herzuleiten und zu erläutern.

2. Der Begriff Wahrnehmung

„Erwachsene leben in vielen Welten - der Welt der Wahrnehmung, der Vergangenheit und Zukunft, der Welt der Medien, ... “ Im Laufe der Menschheitsgeschichte haben so manche Wissenschaftler, die den verschie­densten Forschungsgebieten entstammen, versucht, den Wahrnehmungsbegriff zu erörtern, so dass die Fülle der Literatur über die Wahrnehmung mittlerweile unüberschaubar geworden ist. Die Entwicklung führt dazu, dass der Begriff der Wahrnehmung heutzutage immer öfter als ein Mo­dewort gebraucht wird und daher nicht hundertprozentig bestimmbar ist. Im all­gemeinen Sprachgebrauch versteht man unter „Wahrnehmung ein ganz­heitliches, unmittelbar sinnliches Abbild eines Gegenstandes der objektiven Realität bzw. die Aufnahme und Verarbeitung von Sinneseindrücken aus Umwelt- und Körperreizen unter dem Einfluss von Gedächtnisinhalten, Stimmungen, Gefühlen, Erwartungen und Denkprozessen.“[1]

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Wahrnehmung - vom Althochdeutschen wara neman abgeleitet, was bedeutet, einer Sache Aufmerksamkeit schenken - ein komplexer, multisensorischer Prozess ist, in dem Sinnesempfindungen, Gedächtnisinhalte, Interessen und Gefühle sowie Erwartungen zu entscheidungs- und handlungsverwertbaren Informationen organisiert werden, und der als Zusammenspiel von physikalischen Reizen, psychologischen und phy­siologischen Bedingungen verstanden werden muss. Sie ermög­licht die wirkungsvolle Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Um­welt, erfolgt stets über Eigenaktivität und ist eingebettet in die Gesamtheit des Menschen: Kognition, Emotion und Sprache.

Die Wahrnehmungspsychologie untersucht insbesondere die Zusammenhänge zwischen den physikalischen Eigenschaften eines Objekts, das wahrzunehmen ist, den physiologischen Bedingungen des Wahrnehmens und den Sinneserlebnissen, die beim Wahrnehmen auftreten. Die Wahrnehmungsförde­rung ist Aufgabe jeder Erziehung.[2]

Als die Brücken zwischen dem Menschen und seiner Umwelt ist die Wahrnehmung also eine der wichtigsten psychischen Funktionen. Ohne die Wahrnehmung wären alle Funktionen und somit das Überleben unmöglich. Das Sehen und Hören sind für fast alle Lebewesen die wichtigste Formen der Wahrnehmung für die Kommunikation

2.1. Leistungen der einzelnen Analysatoren/ Rezeptoren

2.1.1. Der visuelle Analysator/ Rezeptor

Mit Hilfe des Sehens können wir:

- Licht und seine Intensität,
- Farbe und Farbintensität,
- Größe und Größenverhältnisse,
- Raum und räumliche Beziehungen,
- Entfernung,
- Zweidimensionale und dreidimensionale Formen und Perspektivität,

- Bewegungen und Bewegungsrichtungen,
- Geschwindigkeit usw. wahrnehmen,
- Informationen über andere Menschen wie z.B.
- Blickkontakt,
- Mimik,
- Gestik,
- Körperhaltung und Körpersprache erhalten,
- Besser Kommunizieren und interagieren

2.1.2. Der auditive Analysator/ Rezeptor

Das Hören vermittelt Informationen über

- Klang, seine Intensität, seine Frequenz, seine Tonlage und seinen emotionalen Gehalt
- Entfernung
- Richtung – Bewegung und Geschwindigkeit

„Auditive Wahrnehmung ist im weiteren Sinne als die Fähigkeit, Hörphänomene aller Art zu verstehen.

- differenziert wahrzunehmen,
- sich vorzustellen,
- erlebnismäßig-emotional zu erfassen,:
- zu verbalisieren und
- selbst zu produzieren

2.1.3. Der taktil-kinästhetische oder haptische Analysator/ Rezeptor

Die taktile Wahrnehmungen erfolgen über die Hautsinne, d.h. den

- Drucksinn,
- Berührungssinn,
- Temperatursinn und
- Schmerzsinn

Die kinästhetischen Wahrnehmungen erfolgen:

- unter Mitwirkung des statischen Sinnes, also des Gleichgewichtssinnes,

- durch das Bewegen von Körperteilen oder
- durch das Erfahren der Beziehungen zwischen den Körperteilen

Die Haptik ist das Zusammenwirken taktiler und kinästhetischer Wahrnehmung.

2.2. Geheimnisse der Wahrnehmung – Stand der Forschung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten und Beispiele, um zu zeigen, dass wir weder im Zusammenhang mit Blindheit oder Sehbehinderung noch im Zusammenhang mit unseren auf das Sehen bezogenen Wahrnehmungsweisen noch im Zusammenhang mit dem Phänomen Synästhesie von einer für alle gleichen, einheitlichen Wahrnehmung ausgehen können. Die Qualität der Wahrnehmung ist nicht intersubjektiv feststellbar, sie bleibt das spezielle Geheimnis eines jedes Subjekts. Man kann nicht herausfinden, wie andere Menschen wahrnehmen. Man kann noch nicht einmal nachvollziehen, wie man selbst wahrnimmt. Um dies tun zu können müsste in unserem Gehirnen ein Beobachter eingesetzt werden, der uns beim Wahrnehmen beobachtet und so fort.

Ich möchte an dieser Stelle nur ganz kurz die neuesten Erkenntnisse der und Neurologie nennen, denn in den letzten 15 bis 20 Jahren wurden die neurobiologischen und neurologischen Prozesse des Gehirns sehr intensiv untersucht und die bisherigen allgemeinen Vorstellungen von Wahrnehmung verändert:[3]

- Das Gehirn hat in seiner Art zu funktionieren keinen direkten Kontakt zur Umwelt. Es funktioniert mit Hilfe seiner eigenen Bausteine, den Nervenzellen und Operationen, d.h. mit Hilfe elektrischer und biochemischer Prozesse.
- Sehr unterschiedliche Umweltereignisse können zur Reizung von Sinnesrezeptoren führen, doch die Sinnesrezeptoren sind nicht empfänglich für alle Umweltereignisse. Die menschlichen Sinnesrezeptoren sind z.B. nicht für Magnetwellen oder Wasserströmungen oder Ultraschallwellen empfänglich.
- Das Prinzip der Reizumwandlung ist stets dasselbe, wie verschieden die Sinnesorgane auch sein mögen. Bei der Umwandlung verlieren die Sinnesreize ihre Spezifität. d.h. aufgrund der Art der Übersetzung eines Umweltereignisses in elektrische Aktivität weiß das Gehirn nicht, ob es sich um etwas Gesehenes, Gehörtes, Gefühltes etc. handelt, d.h. es gibt keine eindeutige Korrelation zwischen Umwelt, Ereignis und gehirninternen Prozessen. Den selbstorganisierenden Prozessen im Gehirn kommt eine wesentlich größere Bedeutung zu als den aufnehmenden.
- Wahrnehmung wird daher nicht mehr als Abbild der Wirklichkeit verstanden, sondern als Konstruktion. Die Wahrnehmungswelt ist deshalb eine konstruierte, weil hirnphysiologisch die Geschehnisse der Umwelt transformiert, zerlegt, neu verknüpft und neu konstruiert werden. Diese Konstruktion basiert teils auf evolutionär erworbenen Regeln, die in der Gehirnstruktur vorgegeben sind, teils auf erfahrungsbedingten Regeln.

Aus einer solchen wahrnehmungstheoretischen Perspektive ergeben sich nachhaltige Konsequenzen für die Betrachtung von Sicht, von Blindheit oder von Synästhesie

3. Visuelle Wahrnehmung

Der Begriff visuelle Wahrnehmung fasst die notwendigen Fähigkeiten, "die bei der Aufnahme, der Verarbeitung und der Speicherung visuell dargebotener Informationen erforderlich sind" zusammen. (RADATZ/ RICKMEYER)

Für den Erfolg in den unterschiedlichsten Unterrichtsfächern (Lesen, Schreiben, Rechnen etc.) sind diese Fähigkeiten von entscheidender Bedeutung und bilden dahingehend auch entscheidende Voraussetzungen. FROSTIG (1981) bezeichnet die Wahrnehmung als "eine der grundlegendsten Funktionen des Organismus – wenn nicht tatsächlich als die zentralste Funktion überhaupt."[4]

Durch Erfahrungen im Bereich der visuellen Wahrnehmung lernt ein heranwachsendes Kind z.B., dass Gegenständlichkeiten mit bestimmten Formen Tische, Stühle oder Schränke genannt werden, dass ein Ball rund und eine Tischplatte rechteckig ist. Weiterhin ist es durch die visuelle Wahrnehmung erst möglich, die vorsprachliche Entwicklung optimal zu vollziehen, da das Kind die Sprechbewegungen des Kommunikationspartners sehen und mit Hilfe kinästhetischer Rückkopplung nachahmen kann. Das Ablesen vom Mund und das Erkennen feindifferenzierter Muskelbewegungen sind nämlich für die physiologische Entwicklung des Sprechens und der Sprache unheimlich wichtig.

Normalerweise ist fällt der Zeitabschnitt mit den wichtigsten Entwicklungsfortschritten der visuellen Wahrnehmung in das Alter von dreieinhalb bis siebeneinhalb Jahren. Jedoch ist bei vielen Kindern eine Verzögerung der Entwicklung im Bereich der visuellen Wahrnehmung festzustellen

Visuelle Wahrnehmung ist die Fähigkeit, optische Sinneseindrücke zu erkennen, aufzunehmen und zu verarbeiten. Dies wird aber nur durch die Verknüpfung der visuellen Reize mit vestibulären und somato-sensorischen Reizen ermöglicht.

Außer dem Training des optischen Wahrnehmungsumfangs, der Schnelligkeit der Wahrnehmung und der Wahrnehmungsgenauigkeit für den Schreib- und Lesevorgang sind folgende Teilleistungen von Bedeutung:[5]

[...]


[1] Aus /23./ (Seite 5/ 6)

[2] Aus /23./ (Seite 8)

[3] Aus /18./

[4] Aus /17./

[5] Aus /11./

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Störungen im Bereich der visuellen Wahrnehmung
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Rehabilitationspädagogische Psychologie)
Veranstaltung
Grundlagen der allgemeinen und Entwicklungspsychologie
Note
gut
Autor
Jahr
2001
Seiten
20
Katalognummer
V22570
ISBN (eBook)
9783638258654
Dateigröße
655 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
In dieser Arbeit gehe ich auf verschiedene Arten der visuellen Wahrnehmungsstörung und deren Auswirkungen ein.
Schlagworte
Störungen, Bereich, Wahrnehmung, Grundlagen, Entwicklungspsychologie
Arbeit zitieren
Thomas Schrowe (Autor:in), 2001, Störungen im Bereich der visuellen Wahrnehmung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22570

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Störungen im Bereich der visuellen Wahrnehmung



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden