Neukonzeption einer Erstesemestereinführung - was ideal wäre, wenn man bei Null anfinge


Seminararbeit, 2003

35 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung
1.1 Ziel und Kontext der Erstsemesterarbeit
1.2 Umfang und Abgrenzung der Erstsemesterarbeit

2. Organisation der Erstsemesterarbeit
2.1 Der Erstsemesterausschuss – das Dach der Erstsemesterarbeit
2.2 Das Tutorenteam – die Macher der Erstsemesterarbeit
2.3 Verhältnis von Erstsemesterausschuss und Tutorenteam

3. Elemente einer idealen Erstsemestereinführung
3.1 Infopaket für Erstsemesterstudierende
3.2 Anlaufstelle für Erstsemesterstudierende
3.3 Kommunikationsplattform „Erstsemester-Homepage“
3.4 Erstsemestereinführungswoche
3.5 Das erste Studiensemester
3.5.1 Weiterführung der Tutorien
3.5.2 Erstsemesterwochenende
3.5.3 Patenschaften
3.5.4 Weitere Möglichkeiten während des ersten Semesters
3.6 Feedback-Befragung

4. Neukonzeption einer Erstsemestereinführung
5. Weitere Aspekte der Erstsemesterarbeit
5.1 Finanzierung der Erstsemesterarbeit
5.2 Einbeziehung von Gaststudierenden
5.3 Studienberatung und Hochschulmarketing
5.4 Zukunft der Erstsemesterarbeit

6. Exemplarische Darstellung

1. Einleitung

Nahezu jede Hochschule beschäftigt sich heute mit der Thematik der Erstsemester­einführung. Wie sich in Gesprächen mit Studierenden[1] anderer Hochschulen zeigt, scheint die Ausgestaltung der Erstsemesterarbeit an den einzelnen Hochschulen allerdings sehr unterschiedlich auszufallen.

Mit der vorliegenden Arbeit wollen wir einen Leitfaden für die Neukonzeption einer „idealen Erstsemestereinführung“ bereitstellen, in dem wir die konkreten Möglichkeiten der Gestaltung der Erstsemesterarbeit darstellen und exemplarisch auf die Vorteile einer erfolgreichen Erstsemestereinführung für alle Beteiligten eingehen. Alle erarbeiteten Vorschläge sind nicht auf eine bestimmte Hochschule bezogen, sondern allgemein anwend­bar.

Im ersten Teil der Arbeit wollen wir den Kontext der Erstsemesterarbeit beleuchten, sowie ihren Umfang bestimmen. Danach wollen wir eine Möglichkeit der Organisation der Erst­semesterarbeit innerhalb der Hochschulstruktur darstellen. Im dritten Kapitel gehen wir dann auf die Elemente einer idealen Erstsemesterführung ein, bevor wir diese Elemente im Zuge einer Neukonzeption zu einer idealen Erstsemestereinführung kombinieren. Nachdem noch einige weitere Aspekte der Erstsemesterarbeit diskutiert worden sind, gibt Kapitel 6 anhand von Tagebuchauszügen einen Einblick in die praktische Ausgestaltung der Erstsemestereinführung.

1.1 Ziel und Kontext der Erstsemesterarbeit

Wichtigste Adressaten der Erstsemesterarbeit sind die Erstsemester­studierenden: sie sind Basis und Ziel zugleich und sollen am meisten von der Erstsemesterarbeit profitieren. Die Erstsemesterarbeit soll den neuen Studierenden Orientierungshilfe am Studienbeginn bieten und sie darüber hinaus in das soziale System „Hochschule“ einführen. Neben diesem primären Ziel ist es eine wesentliche Aufgabe der Erstsemesterarbeit, den Aufbau von Kontakten zwischen den Studienanfängern zu fördern und sie zu selbständigen und aktiven Studierenden werden zu lassen. Zusätzlich zur neuen Umgebung der Hochschule markiert der Studienbeginn für die meisten Studierenden den Anfang eines neuen Lebensabschnitts in einem neuen Umfeld. Die Erstsemesterarbeit soll hier sowohl bei der Eingewöhnung helfen, als auch Informationen über das System Hochschule vermitteln, da ein Studium die Kenntnis gewisser (Lern- und Arbeits-)Techni­ken, sowie Fachwissen zu Bereichen wie Studien- und Prüfungs­ordnungen und Selbstverwaltung der Studierenden erfordert.

Daneben profitiert auch die Hochschule von der Erstsemesterarbeit. Eine erfolgreiche Erstsemestereinführung senkt den Beratungsbedarf der Studierenden und stellt eine intensivere Verbindung zwischen Studierenden und Hochschule her. Darüber hinaus profi­tier­en insbesondere auch die einzelnen an Planung und Durchführung der Erstsemesterarbeit beteiligten Personen, da sie sich intensiv mit der Erstsemestereinführung auseinandersetzen und somit über ein geschärftes Problembewusstsein verfügen und eine enge Beziehung zu den Studienanfängern entwickeln.

Auch die aktuellen hochschulpolitischen Entwicklungen erfordern eine Intensivierung der Erstsemesterarbeit, um vor dem Hintergrund von Studienkonten und einer Verbesserung der (internationalen) Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Hochschule die Grundlage für ein zügiges und zielstrebiges Studium zu legen.

Die Bemühungen der Hochschulen zeigen sich hier z.B. in der Einführung von Mentorenpro­grammen, in denen Professoren oder (wissenschaftliche) Mitarbeiter die Studierenden in allen studienrelevanten Fragen betreuen und so Unterstützung bei der Planung des individuellen Studienverlaufs geben. Durch eine kontinuierliche Beratung sollen hier die Proble­me der Studierenden frühzeitig erkannt werden, so dass geeignete „Gegenmaß­nah­men“ (z.B. Organisation von Lerngruppen, zusätzliche Übungen) schnell eingeleitet werden können. Auch bei der Vergabe von Leistungspunkten versuchen die Hochschulen die Studierendenbetreuung - und somit auch die Erstsemesterarbeit - unmittelbar in das Studium zu integrieren.

1.2 Umfang und Abgrenzung der Erstsemesterarbeit

Eine umfassende Erstsemesterarbeit beginnt unserer Meinung nach mit dem Tag der Einschreibung an der Hochschule und endet mit Ablauf des ersten Studiensemesters. In diesem Zeitraum soll sie die Erstsemesterstudierenden bei „typischen Orientierungs­schwierigkeiten“ unterstützen. Knauf und Schmithals umschreiben diese typischen Orientierungsprobleme in ihrem Tutorenhandbuch äußerst treffend: „Der Studienbeginn hat’s in sich! Die alten Freunde sind weit entfernt, die Stadt ist fremd und die Wohnung ein Provisorium, die Hochschule ist undurchschaubar und der Stundenplan ein Buch mit sieben Siegeln. Für Aufregung und Frust ist gesorgt. Doch auch Neugier und Vorfreude auf eine neue Zeit bewegen die Neuankömmlinge.“[2].

Nicht in den Bereich der Erstsemesterarbeit gehören die Fachberatung der Studierenden und die Behandlung spezieller studienbezogener Probleme. Hier ist eine qualifizierte Beratung durch entsprechende Fachleute gefordert. Die Erstsemesterarbeit übernimmt somit lediglich eine Vermittlerrolle, um die Tutoren nicht zu überfordern und um die Qualität der Beratung der Studienanfänger sicherzustellen.

2. Organisation der Erstsemesterarbeit

Im Folgenden wollen wir eine praktikable Möglichkeit darstellen, wie die Erstsemesterarbeit in der Hochschulstruktur verankert werden kann. Zur nachhaltigen Etablierung sollten ein Erstsemesterausschuss und das Tutorenteam als Organisationseinheiten gebildet werden.

2.1 Der Erstsemesterausschuss – das Dach der Erstsemester­arbeit

Die Initiative zur Neukonzeption oder Reorganisation einer Erstsemestereinführung kann von verschiedenen Hochschulmitgliedern ausgehen. Unabhängig davon, wer das Projekt „Erstsemesterarbeit“ anstößt, ist es unbedingt erforderlich, dass alle beteiligten Gruppierungen der Hochschule frühzeitig mit eingebunden werden, um den Erfolg einer umfassenden Erstsemestereinführung gemeinsam sicherstellen zu können; dies geschieht im Erstsemesterausschuss. In diesem Ausschuss sollten alle an der Erstsemesterarbeit beteiligten Personen und Gruppierungen vertreten sein. Dies sind beispielsweise Vertreter der verfassten Studierendenschaft (AStA, UStA), Vertreter der Hochschulleitung, der Professorenschaft, der Mitarbeiter sowie Vertreter der Fachschaftsräte und der Studienberatung.

Dieses Gremium stellt das Dach der Erstsemesterarbeit dar und sollte daher in der höchsten Ebene der Hochschulstruktur angesiedelt sein, um die Bedeutung der Erstsemesterarbeit zu betonen und ihr ein dauerhaftes Standbein zu sichern. Der Erstsemesterausschuss ist Initiator der Erstsemesterarbeit und verantwortlich für deren Kontinuität und Qualität.

Als Initiator kümmert er sich um die Rekrutierung und Schulung der Tutoren (siehe 2.2), sowie um die Grundfinanzierung der Erstsemestereinführung. Durch eine Supervision der gesamten Erstsemesterarbeit sollen Qualität und Kontinuität garantiert werden. Im Bedarfsfall fungiert der Erstsemesterausschuss als Koordinator zwischen den einzelnen Beteiligten in der Erstsemesterarbeit und hilft so, Synergieeffekte zu nutzen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Der Erstsemesterausschuss

2.2 Das Tutorenteam – die Macher der Erstsemesterarbeit

Die Ausführung der Erstsemesterarbeit sollte unseres Erachtens im Kern von Tutoren übernommen werden. Tutoren sind engagierte Studierende höherer Semester, die für ihre Tätigkeit als Tutor geschult werden. Ihr Engagement in der Erstsemesterarbeit ist keinesfalls verpflichtend, sollte aber in Form einer Aufwandsentschädigung entlohnt werden oder durch die Vergabe von Leistungspunkten in das Studium integriert werden.

Die Tutoren schließen sich entweder zu einem großen hochschulweiten Tutorenteam oder zu mehreren kleinen Tutorenteams zusammen, die einzelne Fachbereiche abdecken. Die Bildung der Tutorenteams sollte dabei vor allem unter dem Gesichtspunkt der Zweck­mäßigkeit erfolgen: eng miteinander verbundene Fachbereiche oder kleine, kompakte Hoch­schulen können von einem gemeinsamen Tutorenteam betreut werden.

Das Tutorenteam wird vom Erstsemesterausschuss mit der Gestaltung der Erstsemestereinführung beauftragt. Dadurch erhält das Tutorenteam einen großen Handlungsspielraum, ohne den die Erstsemesterarbeit nicht „nah genug“ an den Studienanfängern durchgeführt werden könnte. Das Erfolgsrezept lautet hier kurz zusammengefasst „von Studenten für Studenten“.

Die Tutorenteams sollten eng mit bestehenden Gruppierungen der Hochschule (z.B. Fachschaftsräte, Studierendenvereinigungen, Erasmusinitiativen) zusammenarbeiten. Dies erlaubt es, vorhandene Potenziale effizient zu nutzen und spezifische Situationen optimal zu berücksichtigen.

Die wesentliche Aufgabe der Tutoren ist die eigenverantwortliche Planung und Durch­führung der Erstsemestereinführung. Während der Erstsemestereinführung sind die Tutoren die ersten und wichtigsten Ansprechpartner der Erstsemesterstudierenden. Dadurch, dass die Studienanfänger mit allen studienrelevanten Fragen auf sie zukommen, stellen die Tutoren eine bedeutende Schnittstelle zwischen den Studienanfängern und der Hochschule dar. Neben diesen wesentlichen Aufgaben ergeben sich einzelne Aufgaben aus der Verant­wortung für die Durchführung der Erstsemestereinführung innerhalb der später aufgeführten Elemente der Erstsemesterarbeit.

Um ihre Aufgabe kompetent durchführen zu können, ist es wichtig, dass die Tutorenteams im Erstsemesterausschuss vertreten sind. So sind ein steter Informationsaustausch und eine Abstimmung aller relevanten Aspekte sicher gestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Das Tutorenteam

Wie unter 2.1 erläutert, ist es Aufgabe des Erstsemesterausschusses, die Tutoren zu schulen. Diese Schulung sollte den Tutoren die Kompetenzen vermitteln, die sie benötigen um alle Aufgaben der Erstsemesterarbeit anforderungsgerecht zu erfüllen. Die Tutoren sollten zunächst mit dem wesentlichen Fachwissen zu Aufbau und Ablauf des Studiums (Studienordnungen, Ansprechpartner) ausgestattet werden. Daneben sind Methoden und Techniken der Organisation im Team, sowie Kenntnisse im Zusammenhang mit der Betreu­ung von Studienanfängern in Gruppen zu vermitteln. Teamfähigkeit und Kooperations­bereitschaft sollten, soweit möglich, gefördert werden.

Durch eine Unterteilung der soeben genannten erforderlichen Kompetenzen eines Tutors in vier Kompetenzdimensionen und der Ableitung entsprechender Fähigkeitsbereiche lässt sich ein Anforderungsprofil für Tutoren erstellen. Abb. 3 gibt dieses Anforderungsprofil schema­tisch wieder.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3 Anforderungsprofil für Tutoren[3]

2.3 Verhältnis von Erstsemesterausschuss und Tutorenteam

Wie bereits bei der Beschreibung von Erstsemesterausschuss und Tutorenteam angedeutet, besteht zwischen diesen beiden Einrichtungen eine klare Beziehungsstruktur. Abb. 4 stellt diese Beziehungsstruktur vereinfacht dar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Verhältnis von Erstsemesterausschuss und Tutorenteam

Der Erstsemesterausschuss „beauftragt“ das Tutorenteam (bzw. die jeweiligen Tutorenteams der Fachbereiche) mit der Durchführung der Erstsemesterarbeit. Um dem Erstsemesteraus­schuss die Kontrolle der Erstsemesterarbeit zu ermöglichen, berichtet das Tutorenteam durch seine Vertreter im Erstsemesterausschuss über seine Arbeit. Im Bedarfsfall stimmen sich die beiden Gruppierungen in einzelnen Bereichen ihrer Aktivitäten ab.

[...]


[1] Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir bei Personenbezeichnungen häufig eine geschlechterneutrale oder, falls dies nicht möglich war, die männliche Form benutzt, wenn beide Geschlechter gemeint sind.

[2] Knauf, H., Schmithals, F.: Tutorenhandbuch: Einführung in die Tutorenarbeit, Neuwied/Kriftel 2000, S. 49

[3] nach Spinath, B., Stiensmeier-Pelster, J., Behrens, U., Görn, A.: Methoden moderner Personalentwicklung an der Universität – Auswahl und Qualifizierung von Tutorinnen und Tutoren, in: Das Hochschulwesen Heft 4/2000, S. 102 ff.

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Neukonzeption einer Erstesemestereinführung - was ideal wäre, wenn man bei Null anfinge
Hochschule
Fachhochschule Aachen  (Fachbereich Wirtschaftswissenschaften)
Veranstaltung
Modul Tutorenqualifikation
Note
2,0
Autoren
Jahr
2003
Seiten
35
Katalognummer
V22401
ISBN (eBook)
9783638257503
Dateigröße
733 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit stellt einen Leitfaden zum Aufbau einer Erstsemesterbetreuung an Hochschulen dar. Es werden sowohl organisatorische als auch inhaltliche Elemente dargestellt. Die Arbeit schließt mit einer ausführlichen exemplarischen Darstellung einer möglichen Erstsemestereinführung.
Schlagworte
Neukonzeption, Erstesemestereinführung, Null, Modul, Tutorenqualifikation
Arbeit zitieren
Stefan Kluss (Autor:in)Julia Klein (Autor:in), 2003, Neukonzeption einer Erstesemestereinführung - was ideal wäre, wenn man bei Null anfinge, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22401

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