Reformpädagogen - Ein Überblick anhand verschiedener Arbeitsaufträge


Hausarbeit, 2003

26 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Arbeitsauftrag am 28.04.2003: Thematische Einführung
- Fragen und Gedanken zum Beitrag von Klaus Mollenhauer
- Auseinandersetzung mit den aktuellen Fragen von Gudjons
- Die Lernkontrollfragen
- Die Arbeitsaufgaben

Arbeitsauftrag am 05.05.2003: Die Klassikerin Maria Montessori

Arbeitsauftrag am 12.05.2003: Die Erziehungsversuche des Jean Itard

Arbeitsauftrag am 19.05.2003: Jean Jaques Rousseau und sein Werk „Emile“

Arbeitsauftrag am 26.05.2003: Pädagogische Reformkonzepte des 20. Jh.
- Peter Petersen und sein Jena – Plan

Arbeitsauftrag am 02.06.2003: Disziplinprobleme

Arbeitsauftrag am 16.06.2003: Studieren mit dem Forschungstagebuch

Arbeitsauftrag am 23.06.2003: Gene versus Sozialisation

Arbeitsauftrag am 30.06.2003: EZW als hermeneutische Disziplin

Arbeitsauftrag am 07.07.2003: Die Untersuchungsgrundlage der Pisa – Studie

Quellenangabe

Arbeitsauftrag am 28.04.2003

Fragen und Gedanken zum Beitrag von Klaus Mollenhauer (1983): Protokoll einer Gruppenarbeit

Waterstradt: Hilfe, der Text beginnt mit Kafka! Warum das?

Kaiser: Anscheinend besteht ein Bezug zwischen seinen Werken und den Erziehungswissenschaften. Im Text steht, dass der Brief an seinen Vater „[...] zu den erstaunlichsten pädagogischen Dokumenten unserer Kultur [...]“ gehört.

Waterstradt: Ich habe „Die Verwandlung“ gelesen und auch hier wird das gestörte Verhältnis zu seinen Eltern deutlich. Beim „Apfelwurf“ wird sein Vater sogar gewalttätig. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, habe ich es gehasst, Kafka zu lesen. Aber lasst uns weiter durch den Text gehen.

Hock: Als wichtiger Punkt sind sicherlich die Aufgaben zu nennen, vor denen jeder steht, der über Erziehung und Bildung reden will[1]:

1. Anerkennung der Unabweislichkeit des Problems
2. Reflexion von Erfahrungen und ihre Gründe
3. Geschichten erzählen

Kaiser: Mich hat die Frage „Warum wollen wir Kinder?“[2] berührt. Mollenhauer nennt sie die „erste Pädagogische“ Frage und gibt uns zugleich eine vorläufige Antwort: „Weil ich will, daß das (vielleicht sehr wenige) Gute in meinem Leben Dauer hat“[3].

Weiter erklärt er, dass diese Antwort dreierlei impliziert: Dass man die Menschheit fortsetzten soll, dass man sich selbst in seinem Kind fortsetzten will und die eigene Lebensform für das Kind zustimmungsfähig ist.

Hock: In der kurzen Antwort soll all das enthalten sein? Und selbst wenn, finde ich, man sollte sich bewusst sein, dass dies sicher nicht die einzige Antwort auf die Frage ist.

Waterstradt: Ich muss zugeben, dass, je länger ich darüber nachdenke, die Antwort vielleicht doch DIE Antwort ist, da sie so viele Seiten beinhaltet. Nehmen wir beispielsweise eine Beziehung, die nicht mehr so gut läuft und das Paar beschließt, vielleicht unbewusst, ein Kind zu bekommen, um seine Beziehung zu kitten. In diesem Fall trifft die Antwort mit Sicherheit zu, denn man will schließlich, dass das Gute im Leben weiter andauert. Ob diese Strategie ratsam ist, bleibt natürlich fraglich...

Waterstradt: Mir ist aufgefallen, dass während des gesamten Textes die gegensätzlichen Wörter Erinnerung und Vergessen eine große Rolle spielen.

Kaiser: Das ist mir auch aufgefallen. Die Pädagogik soll dabei behilflich sein, sich zu erinnern[4], sowohl auf kultureller als auch auf biographischer Ebene. Und über die Erinnerung und das Bewusstsein der Geschichte kann man schließlich auf die Zukunft schließen.

Hock: Aber Mollenhauer stellt auch fest, dass das Erinnerungsvermögen stets begrenzt bleibt. Die Erinnerung kann also nie vollständig richtig sein. Das erschwert die Aufgabe der Pädagogik.

Waterstradt: Die Pädagogik hilft uns also dabei nicht zu vergessen, sondern uns zu erinnern.

Auseinandersetzung mit den aktuellen Fragen von Gudjons (1993) zum Thema „Erziehung“

Die aktuellen Fragen der Erziehung befassen sich mit Autorität, der Bedeutung der eigenen Erziehungserfahrungen, der Ablehnung von Erziehung, „Erziehungsnot“, „Schwarzer Pädagogik“ und dem Erziehungsbegriff.

Wir befassen uns nicht mit allen Fragen, denn das würde den Rahmen der Arbeit sprengen, sondern jeder von uns sucht sich eine Frage aus und notiert dazu seine Gedanken.

Waterstradt: Meiner Ansicht nach spielen die eigenen Erziehungserfahrungen bei der Erziehung der eigenen Kinder eine wichtige Rolle; sowohl auf negativer als auch auf positiver Ebene.

Die eigenen negativen Erfahrungen können dazu führen, dass man die Fehler der Eltern selbst vermeidet und so ganz anders, besser erzieht. Es kann jedoch auch dazu führen, dass man die Fehler der Eltern wiederholt, die eigenen Kinder auch schlägt, weil man es nicht anders kennt, nicht besser weiß, nicht anders umsetzen kann.

Egal, ob man es selbst besser oder genauso schlecht macht, die eigenen Erziehungserfahrungen spielen dabei eine bedeutende Rolle.

Kaiser: In Deutschland herrscht Erziehungsnot? Man darf das so nicht verallgemeinern, sondern muss differenzieren. Es muss durch eine Scheidung oder Berufstätigkeit nicht zwingend zu einer Erziehungsnot kommen. Auch wenn man zugeben muss, dass die Möglichkeit dazu gegeben ist.

Wenn die Eltern jedoch zu wenig Zeit für ihre Kinder haben, sollten sie auf pädagogische Einrichtungen, wie beispielsweise Ganztagsschulen, zurückgreifen, damit die Kinder nicht vernachlässigt werden und gut aufgehoben sind.

Hock: „Schwarze Pädagogik“? Hat Gewalt überhaupt noch etwas mit Erziehung zu tun? Ich finde Gewalt hat bei Erziehung nichts verloren. Das Schlagen und Quälen hat für mich nichts mehr mit Erziehung zu tun, sondern mit Misshandlung. Und Leute, die misshandeln, haben kein Recht Kinder zu haben und sie zu „erziehen“. Leute, die misshandeln, müssen ins Gefängnis.

Lernkontrollfragen:

1. Der Mensch ist, aus anthropologischer Sicht, „Erziehungsbedürftig“. Dafür werden verschiedene Gründe genannt: Gehlen ist beispielsweise der Ansicht, dass der Mensch ein Mängelwesen ist, dem Instinkt fehlt und dessen Organausstattung ungenügend ist. Daher muss der Mensch zur Kultur erzogen werden, damit er überleben kann.

Portmann begründet die „Erziehungsbedürftigkeit“ damit, dass der Mensch eine „physiologische Frühgeburt“ ist und deshalb unbedingt der Förderung und Erziehung der Erwachsenen bedarf.

2. Enkulturation ist als übergeordneter Begriff der Drei zu nennen. Er bedeutet, dass ein Mensch in eine Kultur hineinwächst, sie erlernt und so Teil von ihr wird.

Als Momente der Enkulturation sind Sozialisation und Erziehung zu nennen. Sozialisation bedeutet, dass man „sozial wird“ und Erziehung, dass man „sozial macht“.

3. „Der Erziehungsbegriff hat keine eindeutige Referenz“ bedeutet, dass es keinen einheitlichen Erziehungsbegriff gibt. Mit dem Begriff wird so viel Unterschiedliches und Vielfältiges gemeint, dass man ihn nicht eindeutig festlegen kann.

4. Es gibt zwei Grundverständnisse von Erziehung: Das des „herstellenden Machens“ und das des „begleitenden Wachsenslassens“. Beim herstellenden Machen ist der Erzieher analog zum Handwerker; es geht um die aktive Produktion eines Gegenstandes. Beim begleitenden Machen ist der Erzieher analog zum Gärtner, der nicht aktiv ein den Entwicklungsprozess eingreift, sondern geschehen lässt und lediglich pflegt und schützt.

Wir plädieren für eine Verschmelzung der beiden Methoden, denn Kinder sollten sich frei entfalten können und eigene Fehler machen dürfen, aus denen sie lernen können. Andererseits müssen sie auch unter einer gewissen Führung stehen, damit sie nicht alle Fehler selbst machen und alles selber lernen müssen, denn daran würden sie wahrscheinlich zugrunde gehen.

5. Es ist sehr schwer eine Begriffsdefinition von Erziehung festzulegen, das gestehen wir ein. Dennoch ist uns die Definition Brezinkas zu allgemein gehalten! Er sollte seine einzelnen Punkte näher definieren und es wagen sich genauer festzulegen. Warum spricht er beispielsweise nur von einem Versuch der Erziehung? Man erzieht doch auf jeden Fall. Die Frage, ob gut oder schlecht, ist unserer Ansicht nach eine andere. Weiter vermissen wir den Aspekt, dass mehrere Leute das Kind erziehen mit ganz unterschiedlichen Zielen und Werten: Vielleicht leben Vater und Mutter getrennt und erziehen ihr Kind ganz unterschiedlich, auch darf man den Einfluss der Medien und der Lehrer auf die zu Erziehenden nicht unterschätzen.

6. Werte, Normen und Ziele sind die Grundsteine der Erziehung. Dadurch wird das Ziel der Erziehung festgelegt, das den gesamten Erziehungsablauf bestimmt. Auch die Überliegerlieferung von Normen und Werten spielen bei der Erreichung dieses Ziels eine bedeutende Rolle, schon allein dadurch, dass man so in die Gesellschaft hineinerzogen wird, mit der man zusammen lebt.

Das Prinzip „Verantwortung“ ist für uns der wichtigste Wert. Man muss lernen Verantwortung für sich, sein Handeln und vielleicht für andere zu übernehmen. Die wichtigste Norm muss sein „Du sollst nicht töten“ und das wichtigste Ziel sollte Erziehung zur „Selbstständigkeit“ sein (aber nicht um jeden Preis).

7. Die vier geläufigsten Modellvorstellungen sind Funktional-internationale Erziehung, das pädagogische Verhältnis, Erziehung als Verhaltensänderung und Erziehung als symbolische Interaktion.

8. Auch dieses Strukturmodell von Erziehung ist uns zu allgemein gehalten und lässt Fragen offen; beispielsweise die Frage, welchen Einfluss der zu Erziehende auf den Erzieher hat und ob der genauso groß ist wie anders herum.

Vor allem aber fehlt der Einfluss der Medien auf den zu Erziehenden. Sie übernehmen heutzutage einen immensen Einfluss auf die Erziehung. Teilweise lassen sich die Kinder sogar mehr von ihnen beeinflussen als von ihren Eltern. Dieser Aspekt wurde unserer Ansicht nach nicht berücksichtigt.

9. Es besteht viel Bedarf zwischen Erziehung und Bildung zu differenzieren. Oft diente Bildung als Ersatzbegriff für Erziehung, da er angeblich weniger vorbelastet ist. Die Grenzen zwischen den Begriffen sind schwammig. Daher wird in letzter Zeit wieder häufig über die genaue Definition diskutiert.

10. Unverzichtbare Elemente der modernen Bildungstheorie sind: Selbstständigkeit, Befähigung zur Selbstbestimmung, Gewinnung von Individualität und Gemeinschaftlichkeit, Vielseitigkeit, Akzeptanz- und Toleranzbereitschaft und vor allem Argumentations- und Kritikfähigkeit.

Arbeitsaufgaben:

1. Erziehung vermittelt dem zu Erziehenden Ziele, Werte und Normen und hilft ihm dadurch sich in die Gesellschaft zu integrieren. Der Erzieher lehrt dem zu Erziehenden Selbstständigkeit und ist, bis er soweit ist, immer für ihn da.

2. Die Institution Schule hat Lehrkörper, die für sie „ausbilden“. In dem Moment kann man nicht mehr von der Bildung durch die Schule sprechen, sondern nur von den subjektiven Lehrern. Jeder einzelne erzieht anders, mit unterschiedlichen Zielen und Methoden. Jedem liegt ein eigenes Bildungsverständnis zugrunde. Von daher bleibt Bildung stets subjektiv und individuell.

Unserer Ansicht nach kann das Bildungsverständnis in diesem Kapitel nicht Wirklichkeit werden. Wenn es das werden würde, wären alle selbstständig, kritikfähig, auf das Arbeitsleben vorbereitet und gleich... nein, das ist nicht möglich! Vor allem deshalb nicht, weil eben nicht jeder gleich erzogen wird und die Erzieher nicht alle das gleiche Talent haben zu erziehen und es trotzdem machen.

Arbeitsauftrag am 05.05.2003 Die Klassikerin Maria Montessori

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ihre Kindheit verbringt Maria Montessori in Ancona und besucht dort die staatliche Schule. Montessoris erster Berufswunsch ist es, Ingenieurin zu werden, sie entscheidet sich jedoch letztendlich für ein Medizinstudium. Sie ist die erste weibliche Studentin, die an der medizinischen Fakultät zugelassen wird. Im Alter von 26 Jahren schließt sie ihre Studien mit ausgezeichnetem Erfolg ab und wird als Delegierte gewählt, um ihr Land auf einem Frauenkongress in Berlin zu vertreten.

Ab 1897 arbeitet sie als freiwillige Assistentin an einer psychiatrischen Klinik. Dort stößt sie auf eine Gruppe körper- und geistig behinderter Kinder und beginnt, sich mit den Problemen dieser Kinder zu beschäftigen. 1899 hält sie auf einem pädagogischen Kongress einen Vortrag über „Moralische Erziehung“. Durch die intensive Beschäftigung mit der Erziehung geistig behinderter Kinder ist am Ende dieser zweijährigen Arbeit aus der Ärztin auch eine engagierte Pädagogin geworden.

1901 beginnt sie Anthropologie, Psychologie und Erziehungsphilosophie zu studieren. Dies mag unter anderem an der schmerzlichen Erfahrung liegen, dass die enge Freundschaft, die sie mit ihrem Kollegen Giuseppe Montesano pflegt, zu einer Liebesbeziehung wird. Aus der Beziehung geht ein Kind hervor, der Vater heiratete jedoch eine Andere. Da die Geburt eines unehelichen Kindes das Ende jeder Öffentlichkeitsarbeit gewesen wäre, muss Maria Montessori ihr Kind heimlich zur Welt bringen und zu einfachen Leuten auf dem Land zur Pflege geben.

1906 wird Maria Montessori ein Angebot gemacht, das ihr Leben verändern sollte. Sie bekommt als Tagesmutter für Kinder arbeitender Eltern die Chance ihre Ideen und Materialien endlich einmal an gesunden und normal begabten Kindern auszuprobieren. Am 6. Januar 1907 wird das Kinderhaus „Casa dei Bambini“ unter der Leitung Maria Montessoris in San Lorenzo eröffnet. Ihre Beobachtungen und Erfahrungen im Kinderhaus bilden die Grundlage ihres gesamten Erziehungskonzepts, das sie im Laufe der Jahre entwickelt und systematisiert. In den kommenden Jahren entstehen weitere Kinderhäuser und Förderer gründen in der sozial engagierten Ober- und Mittelschicht Montessori-Gesellschaften (z.B. in den USA und England). Die Montessori-Pädagogik beginnt ihren Siegeszug rund um die Welt.

[...]


[1] Mollenhauer (1994), Seite 11 ff.

[2] Mollenhauer (1994), Seite 17.

[3] Mollenhauer (1994), Seite 18.

[4] [Mollenhauer (1994), Seite 10.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Reformpädagogen - Ein Überblick anhand verschiedener Arbeitsaufträge
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (FB Erziehungswissenschaft)
Veranstaltung
Einführung
Note
sehr gut
Autoren
Jahr
2003
Seiten
26
Katalognummer
V22332
ISBN (eBook)
9783638257022
Dateigröße
532 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Einblick in die Reformkonzepte von Maria Montessori und Jean Itard. Untersuchungsgrundlage der Pisa-Studie.
Schlagworte
Reformpädagogen, Einführung
Arbeit zitieren
Johannes Hock (Autor:in)Mira Waterstradt (Autor:in)Christiane Kaiser (Autor:in), 2003, Reformpädagogen - Ein Überblick anhand verschiedener Arbeitsaufträge, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22332

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