Kurzvortrag zur Struktur pädagogischer Kommunikation


Referat (Ausarbeitung), 2004

13 Seiten, Note: "sehr schön"


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zur Konstellation von Kommunikation: Schulunterricht vs. Alltagskommunikation
2.1. Turn-Verteilung in Gesprächen
2.2. Turn-Organisation in der Schule
2.2.1 Programmierte Selbstauswahl
2.2.2 Nicht-programmierte Selbstauswahl

3. Mazelands Vorschlag zum System der turn-Organisation in der Schule

4. Die Erzeugung adäquater Schülerantworten/Fehlerkorrektur

5. Nebenkommunikation in der Schule

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Alle, die wie wir das Schulsystem durchlaufen haben, wissen, dass sich die Kommunikation zwischen Lehrer und Schülern im Schulunterricht durch eine Reihe von Aspekten von alltäglichen Konversationen unterscheidet. Inwiefern dies der Fall ist und wie die unterrichtliche Kommunikation genau organisiert ist, soll im folgenden analysiert werden. Zurückgreifen werde ich hierbei auf Beobachtungsaufenthalte der Autoren (siehe Literaturverzeichnis) in verschiedenen Schulen, währenddessen bei unterschiedlichen Lehrern Unterrichtsstunden beobachtet und zur Auswertung teilweise auf Video- und Audiokassetten aufgezeichnet wurden.

2. Zur Konstellation von Kommunikation: Schulunterricht vs. Alltagskommunikation

In erster Linie fällt auf, dass die Kommunikation im Schulunterricht einer Art „Ordnung“ unterliegt, welche regelt, wer wann das Recht hat zu reden. Im Gegensatz zum Alltagsgespräch hat im Unterricht immer nur eine Person das Recht zu sprechen. Die Regelung im Alltagsgespräch, dass jeder, der etwas sagen möchte sich jederzeit zu Wort melden darf, wird hier ersetzt durch die Technik des „turn-Wechsels“(turn=Redezug), nämlich die Strategie, wie und durch wen der nächste Sprecher das Rederecht erteilt bekommt. Hinzu kommt, dass die Personen in Alltagsgesprächen meist keiner hierarchischen Ordnung unterliegen, wie dies in der Schule zwischen Schülern und Lehrer der Fall ist.

Nach Mchoul gibt es „drei technische Unterschiede zwischen Alltagsgespräch und Unterrichtsdiskurs“ (vgl. Ehlich, S. 81): Als erstes sagt er, dass der Lehrer der Einzige ist, der sich selbst als nächsten Sprecher auswählen kann. Er braucht somit keine Unterbrechung eines Schülers dulden. Des weiteren erwähnt Mchoul als Unterschied, dass es im Schulunterricht eigentlich niemals vorkommen kann, dass mehrere Schüler gleichzeitig reden, da sich keiner von ihnen selbst auswählen kann und der Lehrer niemals mehrere gleichzeitig aufruft. Als letzten Unterschied nennt er die maximale Menge der möglichen nächsten Sprecher im Alltagsgespräch. Dies ist nach einem Schülerbeitrag nicht der Fall, da der turn immer erst wieder zurück zum Lehrer geht, bevor ein weiterer Schüler seinen Beitrag leisten kann.

2.1. Turn-Verteilung in Gesprächen

Sacks & Schegloff & Jefferson haben 1974 ein System entwickelt, wie der Redewechsel bei einem Alltagsgespräch organisiert sein könnte. Es besteht aus zwei Komponenten:

1. Turn-Konstruktions-Komponente: Hier geht es darum, dass der Sprecher seine Äußerung derart konstruiert, dass die Zuhörer die Stelle möglicher Redeübergabe klar erkennen können.
2. Turn-Zuteilungs-Komponente: In dieser Komponente geht es um die Techniken, wie ein nächster Sprecher ausgewählt wird oder sich selbst auswählt.

Auf der Grundlage dieser beiden Komponenten stellten Sacks & Schegloff & Jefferson ein „System von Regeln“ (vgl. Ehlich, S. 78) auf, wie der Sprecherwechsel organisiert sein kann. Zur Auswahl gestellt wird zum einen die „Selbstauswahl eines nächsten Sprechers“ (1b). Derjenige, der als erstes anfängt zu reden, gewinnt hierbei das Rederecht. Desweiteren wird erwähnt, dass ein potentiell nächster Sprecher per Technik ausgewählt werden kann, welcher dadurch das Recht und die Verpflichtung erhält fortzufahren. Sollte kein nächster Sprecher ausgewählt werden oder sich selbst auswählen, so hat der vorherige Redner das Recht seinen Beitrag fortzusetzen.

2.2. Turn-Organisation in der Schule

Mchoul hat 1978 ein System von Regeln vorgeschlagen, wie der Sprecherwechsel in der Schule aussehen kann. Sowohl er, als auch Sacks & Schegloff & Jefferson sehen „das konversationelle Gespräch als Grundform der verbalen Interaktionen“ (Ehlich, S. 79), während alle anderen Interaktionsformen eine Transformation dessen darstellen.

Regelmodifizierungen nach Mchoul (anschaulich dargestellt)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.2.1. Programmierte Selbstauswahl

Die Kommunikation im Schulunterricht ist dadurch charakterisiert, dass es stets einen Sprecher und eine Gruppe Zuhörer gibt. Dies setzt also voraus, dass die Schüler einander Aufmerksamkeit schenken, wenn einer von ihnen redet und dass sie auch dem Lehrer weiter zuhören, wenn er seine Frage nur an einen Schüler richtet. Deshalb gehört es zu “Doppelstruktur pädagogischen Handelns” (Kalthoff, S. 928), dass Lehrpersonen ihre Fragen zunächst an die gesamte Klasse richten um Aufmerksamkeit zu fordern und die Schüler so lange wie möglich im Unklaren darüber zu lassen, wer die Frage beantworten muss. Erst dann folgt die Selektion eines Schülers.

Zwei Beispiele:

1. L: Wer war denn damals der Boss in Russland? (1,6 Sek. Stille)

Wie hieß das Königshaus? (4 Sek. Stille)

Wie hieß so ein König oder Kaiser dort, Diana?

D: Zar?

L: Ein Zar, gut!

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Kurzvortrag zur Struktur pädagogischer Kommunikation
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen  (Institut für Soziologie)
Note
"sehr schön"
Autor
Jahr
2004
Seiten
13
Katalognummer
V22113
ISBN (eBook)
9783638255417
Dateigröße
509 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kurzvortrag, Struktur, Kommunikation
Arbeit zitieren
Marlis-Sabine Richardt (Autor:in), 2004, Kurzvortrag zur Struktur pädagogischer Kommunikation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22113

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