Der US-Journalismus nach dem 11. September 2001 am Beispiel des amerikanischen Fernsehens


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

35 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die Networks in den Vereinigten Staaten – Ein kurzer Überblick

3. Die Zeit vor den Terroranschlägen
3.1. Die Nachrichten der Networks
3.2. Akzeptanz der Medien in der Öffentlichkeit
3.3. Die Pressefreiheit: Verhältnis zwischen Journalismus und Staat

4. Die Zeit nach den Terroranschlägen
4.1. Die Nachrichten der Networks
4.2. Der Stimmungswandel in der Bevölkerung
4.3. Einschränkung der Pressefreiheit als Folge staatlicher Maßnahmen

5. Die Reaktion der Journalisten
5.1. Selbstzensur und Patriotismus
5.2. Kampf um die Pressefreiheit

6. Fazit / Ausblick

7. Literatur

1. Einleitung

Als am 11.September 2001 entführte Flugzeuge in das World Trade Center und das Pentagon rasten, stand nicht nur Amerika unter Schock. Auf der ganzen Welt verfolgten Menschen Direkt-Übertragungen der Katastrophen-Bilder. Selten war ein Ereignis derart medial präsent[1]. Nach der ersten Explosion strömten hunderte Fotografen und Kameraleute zum Ort des Geschehens[2], Journalisten kauften Touristen auf der Straße ihre Videokameras ab. Die zweite Explosion nur 18 Minuten später wurde bereits aus zahlreichen Blickwinkeln abgelichtet. CNN zahlte für die besten Bilder des zweiten Einschlags 50.000 US-Dollar[3]. Kabelsender und Radiostationen, die keine eigene Nachrichtenredaktion hatten, übernahmen die Aufnahmen von CNN oder CBS. Da die großen Fernsehsender und Nachrichtenmagazine in New York ihre Zentralen haben, mussten Notpläne entwickelt werden. So wurden zum Beispiel die Mitarbeiter des Wall Street Journal aus ihrem Gebäude gegenüber dem World Trade Center evakuiert.

Drei Wochen nach den Anschlägen erklärte die US-Regierung den „Krieg gegen den Terrorismus“. Auch in den Medien entwickelte sich eine patriotische Haltung. In vielen Nachrichtenstudios hing die amerikanische Flagge im Hintergrund, manche Moderatoren steckten sich stars-and-stripes -Buttons ans Revers. Mehrere Verordnungen der Regierung zum Schutz der nationalen Sicherheit tangierten auch die Medien in ihrer freien Berichterstattung. So durften nur ausgewählte Journalisten über den Krieg gegen das Taliban-Regime in Afghanistan berichten[4]. Jeder Beitrag wurde zudem vor der Ausstrahlung vom Verteidigungsministerium überprüft.

In dieser Arbeit möchte ich darstellen, wie sich die Berichterstattung in den US-Medien nach dem 11.September 2001 verändert hat. Dabei werde ich sowohl auf Restriktionen seitens der Regierung, als auch auf die Selbstzensur der Medien und den Interessenwandel in der Gesellschaft eingehen. Zur Verdeutlichung programmatischer Veränderungen beim US-amerikanischen Fernsehen stelle ich eine Studie des Project for Excellence in Journalism vor, in der die Morgen- und Abendnachrichten der Sender NBC, CBN und ABC untersucht werden. In Kapitel 5 werden Reaktionen und Veränderungen im Journalismus im Allgemeinen dargestellt und an konkreten Beispielen festgemacht.

2. Die Networks in den Vereinigten Staaten – Ein kurzer Überblick

Das Fernsehen gibt es in den USA seit dem Zweiten Weltkrieg und entwickelte sich seitdem zum populärsten Medium. Fast jeder amerikanische Haushalt (1999 waren es 98%) besitzt mindestens ein Fernsehgerät. Über 70 Prozent aller US-Bürger beziehen ihre Nachrichteninformationen aus dem Fernsehen[5]. Abgesehen von einem kleinen Netz öffentlicher, nicht kommerzieller Anbieter befinden sich alle Fernseh-Stationen in privatwirtschaftlichen Händen. Diese Sender finanzieren sich ausschließlich über den Verkauf von Werbung. Die drei größten privaten Sendeanstalten, NBC, CBS und ABC, hatten seit den 50er Jahren einen Marktanteil von rund 90 Prozent am frei empfangbaren Fernsehen. Diese Vormachtstellung wurde in den 80er Jahren durch die Verbreitung des Bezahl-Fernsehens gebrochen. 1999 hatten fast drei Viertel der Haushalte einen Vertrag mit einem Kabelanbieter.

Der Begriff Network stammt aus den 20er Jahren, als sich lokale Radiosender in den USA zusammenschlossen, um ihr Programm landesweit ausstrahlen und damit mehr Werbekunden anlocken zu können.[6] Auf diese Weise wurde 1926 NBC (National Broadcasting Corporation) gegründet. Das erste Programm auf NBC am 15.November dauerte vier Stunden und konnte in 21 Städten gehört werden.[7] Einige Monate später entstand mit dem Columbia Phonographic Broadcasting System (CPBS), dem heutigen Columbia Broadcasting System (CBS), ein zweites Network. Beide Unternehmen bekamen 1941 die Lizenzen für die ersten Fernsehstationen mit Sitz in New York. Zwei Jahre später wurde NBC vom Obersten Gerichtshof dazu verpflichtet, sich von einem seiner beiden Radio-Networks, Blue Network, zu trennen, aus der später das Unternehmen ABC (American Broadcasting Companies) hervorging. Angesichts der rasch wachsenden Zahl von Rundfunkstationen war bereits 1934 die Federal Communication Commission (FCC) gegründet worden, die US-Behörde für Rundfunkregulierung. Die Anzahl der Sender, die von einem Eigentümer besessen werden dürfen, wurde auf jeweils sieben AM,- FM- und Fernsehstationen begrenzt. 1984 erhöhte die FCC diese Zahl auf zwölf. Der Zuschaueranteil durfte allerdings nicht über 25 Prozent liegen. 1996 wurde die zahlenmäßige Begrenzung der Sender ganz aufgehoben und der zulässige Zuschauermarktanteil auf 35 Prozent erhöht.

3. Die Zeit vor den Terroranschlägen

3.1. Die Nachrichten der Networks

„Unsere Aufgabe ist es nicht, Nachrichten zu liefern, sondern ein gutes Programm.“[8]

Vor den Terror-Anschlägen wurden die Nachrichten bei NBC, CBS und ABC sehr stark von Lifestyle und Sensations-Berichterstattung bestimmt. Nachrichten über das Ausland hatten einen Anteil von gerade einmal 10 Prozent[9]. Die Online-Medien-Zeitschrift „telepolis“ beschreibt diese Art von infotainment als „Berichterstattung, die sich mit Vorliebe Themen wie ‚In welcher Stadt sind die Menschen am dicksten’ und ‚Hai-Attacke vor Floridas Küste’ widmete“ und zitiert den amerikanischen Medienkritiker Larry Gelbart, der das US-Fernsehen als weapon of mass distraction ("Massenzerstreuungswaffe") bezeichnet.[10]

Das Project for Excellence in Journalism[11] analysierte die Nachrichtenshows von ABC, CBS und NBC in der Studie „before and after“ auf die Auswirkungen des 11.September. Die Abend-Programme und Morgen-Shows der drei Sender wurden vor und nach den Anschlägen jeweils für zehn Tage beobachtet. In diesem Abschnitt fasse ich vorerst die Ergebnisse des ersten Untersuchungszeitraums zusammen. Im Juni machten Lifestyle-Features 20% der abendlichen Nachrichten-Sendungen aus. Der Anteil von „Promi-News“ lag bei fünf Prozent, fast jeder achte Beitrag handelte von Kriminalität und Prozessen, etwas mehr noch wurde über Wirtschaft berichtet (14%) Innenpolitik, Regierung, Militär und internationale Beziehungen (hard news[12]) füllten insgesamt weniger als die Hälfte der Abend-Nachrichten (46%). Dabei lag CBS[13] mit einem 53-prozentigen Anteil ganz oben, gefolgt von ABC[14] mit 44 Prozent und NBC[15] mit 39 Prozent. Die Unterschiede zwischen den Networks in den anderen Themen-Bereichen waren nicht derart signifikant. Die thematische Priorisierung war keineswegs eine modische Erscheinung, sondern folgte einer jahrzehntelangen Entwicklung. So ging der Anteil an hard news von 1977 bis 1997 um rund ein Drittel auf 41 Prozent zurück. Lifestyle-Nachrichten verdoppelten sich fast auf rund 25 Prozent. Über Prominente und deren Leben berichteten die Networks Ende der Neunziger Jahre fast vier mal soviel wie zu Beginn der Messung.

Die Entwicklung in den Morgen-Nachrichten ist vergleichbar. Im Juni 2001 waren die Frühprogramme eine Art Verkaufs-Plattform für allerlei Produkte wie Bücher, Filme, Fernseh-Shows, Kochbücher und ähnliches[16]. Ein Drittel der Sende-Zeit wurde für Verkauf verwendet. Für die „tatsächlichen“ Nachrichten-Sendungen wurden zudem sehr „weiche“ Themen gewählt. 72 Prozent dieser Sendungen handelten von Lifestyle-Themen wie Mode, Gesundheit, Sport, Kochen und Reisen sowie dem Neuesten aus der Welt der Prominenten. Nur in sieben Prozent der Nachrichten-Beiträge wurde über Regierung, Militär, Innen- und Außenpolitik informiert. Auch in den Morgen-Shows unterschieden sich die drei untersuchten Sender hinsichtlich der Themenwahl. So legte NBC[17], als Marktführer am Morgen, mit einem Anteil von 30 Prozent mehr Wert auf „Promi-News“ als die beiden anderen Networks. ABC[18] und CBS[19] behandelten mit über 50-prozentigen Anteilen mehr Lifestyle. Zu den Produktverkäufen während der Morgensendungen kam Werbung hinzu, die von einer rund 2-stündigen Show etwa 35 Minuten einnahm. So blieb weniger als die Hälfte der Sendezeit für nicht-kommerzielle Nachrichten, Wetter und andere Beiträge. Von den drei Networks nutzte die NBC Today Show die meiste Zeit für den Verkauf. Innerhalb der zehn untersuchten Tage im Juni wurden 49 Produkte angeboten, 18 mal wurde das Logo oder der Name eines Sponsors genannt. Insgesamt 306 mal wurde Eigenwerbung gemacht, unter anderem in Form von Themen-Hinweisen oder Verweisen auf die Homepage des Senders. Aufgrund der hohen Werbungs-Rate bekamen die Morgenshows von der Projektgruppe des Project for Excellence in Journalism den Namen „ sophisticated infomercials “.

3.2 Akzeptanz der Medien in der Öffentlichkeit

Ende der 90er Jahre machten die amerikanischen Medien eine Glaubwürdigkeitskrise durch. Im Februar 1999 bezeichneten 63 Prozent der US-Amerikaner die Berichterstattung in den Medien als nicht zuverlässig und ungenau. Dies war das Ergebnis eine Studie, die der US-Medienforscher und Direktor des Pew Research Center Andrew Kohut im Auftrag der Times Mirror Company durchführte[20]. Die Medien wurden als zu sensationslüstern bezeichnet, als zu aufdringlich, zu grob und zu unsensibel gegenüber den Menschen, über die berichtet wurde. Drei Viertel der Befragten waren sogar der Meinung, Journalisten würden nicht nur objektiv über Fakten berichten, sondern durch kontroverse Vorgehensweisen ihre eigenen Geschichten schaffen. Über Skandale und andere „große Geschichten“ werde das Grund-Bedürfnis der Konsumenten nach allseitiger Information vergessen. Die Medien-Kritiker Bill Kovach[21] und Tom Rosenstiel[22] bezeichnen dieses Bedürfnis in ihrer Studie The Elements of Journalism[23] als „Bewusstseinsinstinkt“: »Die Menschen wollen wissen, was jenseits des nächsten Hügels passiert, um die Ereignisse außerhalb ihrer eigenen unmittelbaren Erfahrungen zu verstehen. Die Kenntnis des Unbekannten gibt ihnen Sicherheit, erlaubt ihnen, ihr Leben zu planen und zu bewältigen. Der Austausch dieser Informationen ist die Grundlage der Bildung von Lebensgemeinschaften und des Aufbaus menschlicher Beziehungen“[24]. Das Marktforschungsinstitut Gallup führte im Juli 2000 eine Umfrage durch, wie viel Vertrauen die Bürger in die Massen-Medien haben.[25] Die Ergebnisse bestätigten die Entwicklung seit Beginn der Messungen Anfang der 70er Jahre: Gab 1972 noch die Hälfte aller Befragten an, den Massenmedien im Großen und Ganzen zu vertrauen, waren es im Jahre 2000 nur noch 39 Prozent. Der Anteil derjenigen, die den medialen Nachrichten keinerlei Vertrauen entgegen brachten, verdoppelte sich von sechs auf zwölf Prozent. 1998 war die Mehrheit der Amerikaner überzeugt, dass Reporter keine echten Berichterstatter sind, sondern Schauspieler, die nur so tun, als seien sie Reporter.[26]

3.3. Die Pressefreiheit: Verhältnis zwischen Journalismus und Staat

Das Recht einer freien und autonomen Presse (Free Speech) ist im Verfassungsartikel First Amendment[27] verankert. Auch die Transparenz der Regierungsvorgänge hat eine lange Tradition. Den Bürgern wurde ein Anrecht darauf gegeben zu erfahren, was mit ihren Steuergeldern passiert. Die Medien arbeiteten eng mit dem Weißen Haus zusammen und konnten weitgehend ungehindert arbeiten – bis die Zeit des sogenannten attack journalism anbrach. Danach veränderte sich das Verhältnis zwischen der US-Regierung und den Medien, was sich am Beispiel der Pentagon Papers darstellen lässt. Im Jahre 1971 veröffentlichte die Zeitung New York Times und kurz darauf auch die Washington Post hochgeheime Papiere des Verteidigungsministeriums über den Vietnam-Krieg[28]. Die Regierung erstritt einstweilige Verfügungen, die den Redaktionen der beiden Blätter untersagten, weitere Auszüge aus den Papieren zu veröffentlichen Der folgende Gerichtsstreit wurde für den amerikanischen Journalismus zu einem wichtigem Etappensieg. Die Richter des Supreme Court entschieden am 30.Juni, dass die Zeitungen den verfassungsrechtlich geschützten Bereich der Pressefreiheit nicht verlassen hätten.[29] Die amerikanische Regierung dürfe nur bei Gefahr Vorzensur ausüben. In den Pentagon-Papieren wurden jedoch bereits abgeschlossene Entscheidungsprozesse, nicht aktuelle militärische Planungen analysiert. Der Zugang zu öffentlichen Informationen war gesetzlich verankert. Fünf Jahre vor diesem Präzedenzfall, im Juli 1966, war der Freedom of Information Act (FOIA)[30] verabschiedet worden. Ziel dieses Gesetzes war es nicht nur, der Allgemeinheit Einblick in behördliche Unterlagen zu ermöglichen, sondern auch die Exekutive zu kontrollieren (ausgenommen Akten, die unter anderem die nationale Sicherheit, Geschäftsgeheimnisse und Ermittlungen betrafen). Als der damalige Präsident Richard Nixon weiterhin versuchte, Dokumente und Tonaufzeichnungen den Ermittlern im Watergate-Skandal vorzuenthalten, wurde 1978 der Presidential Records Act (PRA) verabschiedet. Dieses Gesetz legt fest, dass alle Dokumente des Präsidenten Eigentum der Regierung sind und nicht den Präsidenten gehören. Sie müssen nach Ende der Amtszeit den National Archives and Records Administration (NARA) übergeben werden. Nach fünf Jahren werden die Papiere für die Öffentlichkeit freigegeben. Dokumente, die zum Schutz der nationalen Sicherheit, zur Wahrung von Handelsgeheimnissen oder von vertraulichen persönlichen Mitteilungen geheim bleiben sollen, können allerdings für insgesamt zwölf Jahre nach Ende der Amtszeit gesperrt werden. Inwieweit und von wem dieses Gesetz später eingeschränkt wurde, werde ich in Kapitel 4.3 erläutern.

4. Die Zeit nach den Terroranschlägen

4.1. Die Nachrichten der Networks

„Nach den chaotischen Live-Schaltungen und Berichterstattungen des ersten Tages war nichts mehr wie zuvor“, wurde nach dem 11.September der CNN-Moderator Garrick Utley im Bonner General-Anzeiger zitiert[31]. In den Nachrichtenshows der Sender ABC, CBS und NBC wurden so viele „hard news“ gesendet wie zuletzt vor 30 Jahren, stellte das Project of Excellence in Journalism fest. Die thematische Diät sei plötzlich alten Werten gewichen. Acht von zehn Beiträgen behandelten Regierung, nationale und internationale Angelegenheiten. In den Morgen-Nachrichten lag der Anteil im Juni bei sieben, im Oktober dagegen bei 58 Prozent. Lifestyle wurde fast gar nicht mehr behandelt. Die Berichte gingen von rund 20 auf ein Prozent zurück. Unterhaltungs-Berühmtheiten verschwanden komplett aus den Nachrichtensendungen. Die einzigen Themen neben hard news, für die mehr Zeit verwendet wurde, waren Forschung und Technologie (Anstieg von 4,2 auf 10,9 Prozent). Das Project for Excellence in Journalism führt diese Entwicklung auf das verstärkte Interesse für ABC-Waffen zurück. Die drei Networks unterschieden sich in der Themenwahl untereinander. So hatten die CBS Abendnachrichten auch nach dem 11.September mit 86 Prozent den höchsten Anteil an hard news. Auf ABC lag dieser bei 76 und auf NBC bei 79 Prozent.

Eine sehr interessante Entwicklung machten auch die Morgen-Sendungen der Networks durch. Der Anteil an traditionellen Nachrichten stieg von weniger als sieben auf über 58 Prozent an. Die Sendezeit für Lifestyle und „Promi-News“ wurde auf rund 24 Prozent gedrittelt. Nach den Anschlägen wurde auch hier mehr über Technologie und Forschung berichtet: es wurde ein Anstieg von fünf auf 14 Prozent verzeichnet. Selbst bei der Präsentation der Morgen-Nachrichten stellte das Untersuchungs-Team Veränderungen fest. So gab es bei Good Morning America auf ABC nach den Anschlägen wieder sogenannte Korrespondenten-Ketten (whiparound), in denen Reporter an verschiedenen Punkten der Welt sich gegenseitig das Wort gaben. Auf die Überleitungs-Texte des Moderators wurde verzichtet, um mehr Zeit für die aktuelle Berichterstattung zu haben. Bei der thematischen Priorisierung gab es auch hier wieder Unterschiede zwischen den Sendern. ABC machte morgens im zweiten Untersuchungszeitraum die seriösesten Nachrichten. Hard News machten einen Anteil von 63 Prozent aus, Lifestyle wurde in 17 Prozent der Beiträge behandelt. CBS machte berichtete mit 53 Prozent am wenigsten über Regierung, Innen- und Außenpolitik. Nachrichten über Prominenten und Lifestyle lagen mit 30 Prozent gleichzeitig am höchsten. Die Anschläge haben deutlich gemacht, dass in den Medien-Unternehmen wieder die Rückbesinnung auf das journalistische Kerngeschäft gefragt war, stellt die Internet-Journalismus-Fachzeitschrift message-online fest[32]. „Mediale Marketing-Gags wie Nutzwert-Häppchen, Lifestyle-Inszenierungen und Prominenten-Junk können das grundlegende Info-Bedürfnis des Publikums nicht befriedigen.“ Die Konsumenten wollten nicht nur unterhalten, sondern schnell und kompetent aufgeklärt werden.

Was sich in den Morgensendungen der drei untersuchten Fernsehsender fast gar nicht änderte, war die Zahl der Produkt-Verkäufe. So sanken die sogenannten product selling stories um ganze zwei auf 203. Allerdings standen mehr Produkte in Beziehung zu den Nachrichten. Im Juni wurden zum Beispiel Bücher wie “Diana – Story of a Princess” (ABC) angeboten. Im Oktober standen Werke wie "Black Hawk Down: A Story of Modern War" (CBS) oder "Jihad: The Secret War in Afghanistan" (NBC) auf dem Moderations-Tisch. Obwohl die ABC-Morgensendungen die seriösesten Nachrichten machten, wurde nach dem 11.September immer noch ähnlich viel Zeit für den Produkt-Verkauf verwendet wie bei der Konkurrenz. Die Today Show auf NBC kürzte diese Zeit im Oktober um zehn auf 21 Minuten pro Sendung. Sponsoren wurden während der Nachrichtensendungen statt 18 nur noch acht mal erwähnt. Die CBS Early Show änderte in dieser Hinsicht am wenigsten. Es wurden im Oktober zwar weniger Produkte erwähnt. Der Zeitaufwand für den Verkauf blieb jedoch der gleiche. (Tabellen-Übersicht der Studien-Ergebnisse im Anhang, Abb.1-8)

[...]


[1] vergl. Alexandre Levy / Francoir Bugingo 2001, Internettext

[2] vergl. James W.Carey 2002, Internettext

[3] vergl. Steffan Heuer 2001, Internettext

[4] vergl. Christoph Lumme 2002, Internettext

[5] vergl. Missouri School of Journalism: “Television and Radio News Research”

[6] vergl. Hiley H.Ward 1997, S.371

[7] vergl. Hiley H.Ward 1997, S.373

[8] ABC-Produzent Victor Neufeld, zitiert in Leo Müllern 2002 , Internettext

[9] vergleiche Craig Morris 2002, Internettext

[10] vergleiche Craig Morris 2002, Internettext

[11] Der erste Untersuchungs-Zeitraum lag zwischen dem 18. und 29. Juni, der zweite zwischen dem 15.und

26.Oktober 2001. Die untersuchten Programme waren “ABC World News Tonight”, “CBS Evening News”,

“NBC Nightly News”, “ABC's Good Morning America”, “The CBS Early Show” und “NBC's Today Show”.

[12] Der Begriff soll für den folgenden Text so übernommen werden

[13] “CBS Evening News” mit Dan Rather

[14] ABC “World News Tonight” mit Peter Jennings

[15] NBC „Nightly News“ mit Tom Brokaw

[16] Before and after -Studie, Kapitel „Morning News“, www.journalism.org/resources/research/reports/agenda/

morning.asp

[17] „The Today Show“, Montag-Freitag 07:00-10:00 Uhr

[18] „Good Morning America“, Montags-Feitag 07:00-09:00 Uhr

[19] „The CBS Early Show”, Montag-Freitag 07:00-09:00

[20] vergl. Andrew Kohut 2001, Internettext

[21] Mitarbeiter bei The New York Times und Atlanta Journal-Constitution, später Direktor eines

Ausbildungsprogramms für Journalisten an der Harvard Universität, heute Vorsitzender des Committee of

Concerned Journalists

[22] Mitarbeiter bei The Los Angeles Times, heute Direktor des Project for Excellence in Journalism und Vize

Vorsitzender des Committee of Concerned Journalists

[23] Bill Kovach, Tom Rosenstiel: „The Elements of Journalism: What Newspeople Should Know and the Public

Should Expect”, New York, 2001

[24] Übersetzung siehe Leo Müller 2002, Internettext

[25] vergl. Gallup -Umfrage 2000

[26] vergl. Fox News / Opinion Dynamics Umfrage 1998

[27] First Amendment of the Bill of Rights to the United States Constitution, 1791: “Congress shall make no law

respecting an establishment of religion, or prohibiting the free exercise thereof; or abridging the freedom of

speech, or of the press; or the right of the people peaceably to assemble, and to petition the government for a

redress of grievances.”

[28] vergl. James W.Carey, S.82/83

[29] U.S. District Judge Murray Gurfein: "The security of the Nation is not at the ramparts alone. Security also lies

in the value of our free institutions." („Die Sicherheit der Nation ist nicht allein von den Schutzschildern

abhängig. Sicherheit liegt auch in der Wertschätzung unserer freien Institutionen.“)

[30] das Gesetz wurde 1996 um Maßnahmen zur elektronischen Information ergänzt (Electronic Freedom of

Information Act Amendments)

[31] vergl. Christoph Lumme 2002, Internettext

[32] vergl. Leo Müller 2002, Internettext

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Der US-Journalismus nach dem 11. September 2001 am Beispiel des amerikanischen Fernsehens
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft)
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
35
Katalognummer
V21644
ISBN (eBook)
9783638252126
Dateigröße
685 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Der 11. September erschütterte auch die Medien in den USA. Doch nicht nur der Staat schränkte die Pressefreiheit ein - viele von neuem Patriotismus entflammte Journalisten setzten sich ihre eigenen Grenzen.
Schlagworte
US-Journalismus, September, Beispiel, Fernsehens
Arbeit zitieren
Petra Sander (Autor:in), 2003, Der US-Journalismus nach dem 11. September 2001 am Beispiel des amerikanischen Fernsehens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21644

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