Integration, Assimilation, Interkultur. Eine Betrachtung der drei Konzepte


Essay, 2012

11 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Einleitung

Wenn sich die öffentliche Debatte in Deutschland um das Thema Integration dreht, werden die verschiedenen Meinungen und Standpunkte oft leidenschaftlich diskutiert. Jeder scheint eine Meinung zu diesem Thema zu haben. Bei einem Blick in ältere wie neuere Zeitungsartikel und Bücher fällt dabei auf, dass sich Argumente und Ansichten erstaunlich häufig wiederholen und wenige neue Positionen hinzugekommen sind.

Ausgerechnet zentrale Begriffe wie „Integration“ oder „Assimilation“, die besonders häufig in den Diskussionen fallen, werden selten genau erklärt. Über konkrete Konzepte, die hinter diesen Begriffen stehen, wird noch weniger gesprochen und geschrieben. Deswegen möchte ich mich auf den folgenden Seiten damit beschäftigen. Was heißt Assimilation? Woran erkennt kann man die Integration in eine Gesellschaft? Und was verbirgt sich hinter dem neuen Terminus Interkultur?

Im deutschsprachigen Raum haben vor allem Hartmut Esser und Friedrich Heckmann viel beachtete Aufsätze und Schriften zum Thema veröffentlicht. Deswegen werde ich mich in diesem Essay mit ihren wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu Integration und Assimilation auseinandersetzen. Anschließend soll ihre (gemeinsame) Position der postkolonialistischen Kritik von Mark Terkessidis gegenübergestellt werden. Hierzu werde ich zunächst das Integrationskonzept von Esser und Heckmann darstellen und auf die Differenzen zwischen den beiden Autoren eingehen. Im Anschluss werde ich Mark Terkessidis’ Kritik an Integrationskonzepten besprechen und seine Vorstellung von Interkultur thematisieren. Die Diskussion der beiden Standpunkte (Esser/Heckmann und Terkessidis) bilden den Abschluss dieser Arbeit.

Integrationskonzept nach Hartmut Esser und Friedrich Heckmann

Hartmut Esser hat sein Konzept zur Integration erstmals 1980 publiziert und im Laufe der Jahre weiterentwickelt. Ebenso forscht Friedrich Heckmann zum Thema Migration seit dem Beginn der 80iger Jahre. Beide Autoren vertraten verschiedene Ansichten zu Integration und Assimilation und haben sich durch den wissenschaftlichen Diskurs seitdem in ihren Konzepten beträchtlich angenähert. Es ist nun möglich die Positionen der beiden Wissenschaftler zusammengefasst darzustellen. Aufgrund des Umfangs ihrer Forschung beschränke ich mich darauf, einen guten Überblick zum Thema Integration und Assimilation zu geben, wobei ich mich bemühe den Kern der Theorie zu erfassen, ohne auf alle Aspekte und Feinheiten einzugehen.

Bei dem gesamten Integrationskonzept handelt es sich um ein Modell. Ganz allgemein wird in diesem Modell Integration als der Zusammenhalt von Teilen in einem

„systemischen“ Ganzen beschrieben. Das heißt, zwischen mehreren Teilen existieren Relationen und wechselseitige Abhängigkeiten (Interdependenzen).1 Wenn viele Teile ein

„Ganzes“ bilden, dann ist das Ganze integriert. Dabei kann es „stärker“ oder „schwächer“ integriert sein, es kann also eine unterschiedliche Qualität der Verbindungen zwischen den einzelnen Teilen geben. Neue Teile, die in das Ganze eingefügt werden, verändern es dabei. Integration als Einfügung kann man sich als einen Prozess vorstellen, „bei dem einzelne Elemente zu einer existierenden Struktur hinzugefügt werden und neue und alte Strukturen zu einem verbundenen Ganzen werden.“2 Integration hat damit eine doppelte Bedeutung, es bezeichnet sowohl den Prozess des Einfügens von Teilen in ein Ganzes als auch das System der Verbindungen zwischen den Teilen zum Ganzen.

Der Gegenbegriff zu Integration ist die Segmentation. Bei der Segmentation stehen die Teile beziehungslos nebeneinander und bilden dementsprechend kein System oder Ganzes, die Teile sind unabhängig voneinander und existieren für sich alleine.3

In Bezug auf eine Gesellschaft werden auf der Basis der Theorie von David Lockwood zwei Ebenen der Integration unterschieden, einer Makro- und einer Mikroebene. Auf der Makroebene befindet sich die Systemintegration und auf der Mikroebene die Sozialintegration.4 Die Systemintegration bezeichnet den Zusammenhalt eines sozialen Systems in seiner Ganzheit, dies könnten zum Beispiel der Zusammenhang und die gegenseitige Abhängigkeit von Marktteilnehmern wie großen Konzernen oder Unternehmen in einer Marktwirtschaft sein. Die Sozialintegration beschreibt dagegen den Einbezug von Gruppen oder Akteuren in die bestehenden sozialen Systeme.5 Dies bezieht sich z.B. auf den Einbezug von Akteuren (z.B. Arbeitnehmer) in den Arbeitsmarkt, die Gewährung von Rechten, den Erwerb von Wissen oder Sprachkenntnissen.

Im Folgenden bespreche ich nur noch die Mikroebene, da primär die Sozialintegration für die Migrationsforschung relevant ist.

Die Sozialintegration kann in vier Dimensionen aufgeteilt werden, doch bevor ich darauf eingehe, werde ich kurz die verschiedenen Arten der Integration beschreiben. Die Einteilung der Integrationsart erfolgt nach der Frage, „in was“ (in welches Ganze) die Integration erfolgt bzw. welches Ganze integriert ist.

[...]


1 Vgl. Esser, H. (2001): Integration und ethnische Schichtung. (= Arbeitspapiere - Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung Nr. 40). Verfügbar auf: www.mzes.uni-mannheim.de/publications/wp/wp-40.pdf, S.1f.

2 Heckmann, F. (1997): „Integration und Integrationspolitik in Deutschland“. In: Efms Papier Nr. 11. Beitrag zum Internationalen Forum „Migration und Mittelmeer“ . Verfügbar auf: http://www.efms.uni- bamberg.de/pdf/efms_p11.pdf (27.02.2012), S.1.

3 Vgl. Esser, H. (2000): Soziologie. Spezielle Grundlagen . Bd. 2. Frankfurt am Main, S.261ff.

4 In der Literatur findet sich auch folgende Schreibweise: System-Integration und Sozial-Integration.

5 Vgl. Lockwood, D. (1969): Soziale Integration und Systemintergration. In: Zapf, W. (Hrsg.): Theorien des sozialen Wandels . Köln/Berlin, S.124.

Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Integration, Assimilation, Interkultur. Eine Betrachtung der drei Konzepte
Hochschule
Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
11
Katalognummer
V215897
ISBN (eBook)
9783656444930
ISBN (Buch)
9783656446323
Dateigröße
511 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
integration, assimilation, interkultur, eine, betrachtung, konzepte
Arbeit zitieren
Ch. Körner (Autor:in), 2012, Integration, Assimilation, Interkultur. Eine Betrachtung der drei Konzepte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215897

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