Entwicklungshilfe heute. Ziele, Wirksamkeit und Probleme


Seminararbeit, 2010

12 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Entwicklungshilfe - Ziele, Wirksamkeit und Probleme
Ziele und Erfolge der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit
Wirksamkeit und Nachhaltigkeit von Entwicklungszusammenarbeit
Nachhaltigkeit
Wirksamkeit
Bewertung von Entwicklungszusammenarbeit (Ex-Post-Evaluierungen)
Grundprobleme der Entwicklungshilfe
Nachhaltigkeit österreichischer Entwicklungszusammenarbeit

Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Einleitung

In dieser Ausarbeitung geht es um die Umsetzung der Entwicklungsziele und - strategien in der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Mithilfe von Experteninterviews wird versucht, Fragen der Wirksamkeit, Nachhaltigkeit und Evaluierung von Entwicklungsprojekten zu klären. Von einer erfolgreichen und nachhaltigen Projektausführung hängt nicht nur das Schicksal der von Armut betroffenen Menschen ab, sondern genauso das Image und vor allem die Spenden und Subventionen, welche die einzelnen Organisationen erwarten können. Immerhin bringen die kirchlichen und privaten österreichischen Organisationen Spendenmittel von jährlich über 70 Millionen Euro1 auf.

Entwicklungshilfe - Ziele, Wirksamkeit und Probleme

In diesem Abschnitt wird der Fokus auf die Ziele, Wirksamkeit, Nachhaltigkeit und Probleme der Entwicklungshilfe gerichtet. Um einen aktuellen Bezug zu dieser Problematik herzustellen, wurden sechs ExpertenInnen österreichischer Organisationen interviewt, welche speziell in Äthiopien Entwicklungshilfe leisten. Befragt wurden: Walter Macher, Geschäftsführer von ADRA Österreich (Adventist Development and Relief Agency), MitarbeiterInnen von Menschen für Menschen, Licht für die Welt, Horizont 3000 und der Comboni Missionare. In Addis Abeba konnten wir außerdem eine gemeinsame Diskussion mit dem Leiter des ADA-Büros für Äthiopien, Dr. Leonhard Moll und seiner Mitarbeiterin Dr. Doris Gebru-Zeilermayer durchführen.

Bei unseren Experteninterviews handelte es sich um so genannte ermittelnde Interviews, bei denen der Informationsfluss zwischen Interviewer und Befragtem eher einseitig vom Befragten auf den Interviewer gerichtet ist, um bestimmte Informationen zu erheben. Wir versuchten, soziale Sachverhalte möglichst exakt zu erfassen und die Äußerungen der Befragten aufgrund theoretischer Überlegungen und Konzepte zu analysieren.2 Die Auswertung erfolgte nach dem Prinzip von Mayring, der den Analyseprozess in drei unterschiedliche Techniken unterteilt; für unsere Analyse der Interviews wurde die zusammenfassende Inhaltsanalyse angewandt.3 Das Interview wurde zu einem Kurztext zusammengefasst, der die wichtigsten Inhalte wiedergibt, wobei der Interviewverlauf und die Interviewergebnisse im Vordergrund stehen. Die Zusammenfassung wurde dann nach einem Kategoriensystem (Ziele, Wirksamkeit, Nachhaltigkeit, Evaluierungen), welches vorher gebildet wurde, geordnet und mit einleitenden Daten versehen.

Wir wollen ausfindig machen, welche Veränderungen von den Organisationen erzielt wurden und wie diese von den betroffenen Regionen bzw. Personen aufgenommen wurden. Außerdem wird der Frage nachgegangen, inwieweit die NRO´s ihre Ziele umsetzen können und welche Probleme damit verbunden sind. Des Weiteren wollen wir herausfinden, wie die Befragten zum Thema Wirksamkeit und Nachhaltigkeit ihrer Projekte stehen. Zudem wollten wir wissen, ob sie Ex-Post-Evaluierungen durchführen und ob es auch objektive Evaluierungen von unabhängigen Organisationen gibt.

Ziele und Erfolge der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit

In diesem Abschnitt wird der Frage nachgegangen, inwieweit sich die Ziele der österreichischen NRO´s in Äthiopien umsetzten lassen und inwieweit eine Veränderung bewirkt werden kann. Immerhin hat das Land mit ökonomischen, politischen und ökologischen Problemen zu kämpfen, welche die Entwicklungszusammenarbeit zusätzlich erschweren. Es ist sehr schwierig, die Umsetzung der Ziele für Entwicklungszusammenarbeit objektiv zu überprüfen. Dazu wurde folgende Hypothese aufgestellt:

Die OEZA und die österreichischen NRO´s können ihre formulierten Ziele für die Entwicklungszusammenarbeit in Äthiopien - aufgrund demographischer, ökonomischer, politischer und ökologischer Probleme - nur sehr schwer umsetzen und somit relativ wenig an der entwicklungs-problematischen Situation Äthiopiens verändern.

Die Frage, welche Veränderungen durch die Entwicklungshilfe bei den betroffenen Personen erzielt werden können - wie zum Beispiel Erleichterung der Arbeitsbedingungen, bei den Einstellungen der Menschen (etwa im Hygienebewusstsein), Verbesserungen im sozialen Umfeld - und ob diese Veränderungen über die Projektlaufzeit hinaus zu beobachten sind, ist offensichtlich für die Experten selbst schwer zu beantworten. Auf der einen Seite müssen die Entwicklungsprojekte langfristig angelegt sein, um überhaupt eine Veränderung bei der betroffenen Bevölkerung zu bewirken. Gerade in den Bereichen der Hygiene, der Sauberkeit und der Lebenseinstellung braucht es viel Zeit um das Bewusstsein der Menschen zu sensibilisieren. Teilweise kann diese Bewussteinsbildung während der Laufzeit eines Projektes gar nicht geschaffen werden. Auf der anderen Seite gibt es wiederum Projekte, die trotz aufwendiger Planung sehr effizient umgesetzt werden können, wie ein Mitarbeiter von Licht für die Welt erläutert. Wenn die notwendige Infrastruktur gegeben ist, können zum Beispiel Augenoperationen durchgeführt werden, diese lassen eine positive Veränderung im wahrsten Sinne des Wortes sehr schnell sichtbar werden. Natürlich besteht das Problem, dass die behandelten Menschen nicht zu den notwendigen Folgeuntersuchungen gehen und somit eine langfristige Verbesserung der gesundheitlichen und sozialen Situation nicht gewährleistet werden kann. Die Frage ist immer, wie die Projekte konzipiert sind.

Die Hilfsprojekte der katholischen Ordensgemeinschaft Comboni Missionare sind in erster Linie personenorientiert. ÄDie Veränderungen sind vielfältig und müssen, wenn sie für die Menschen vor Ort bedeutend sind, über die Projektlaufzeit hinausgehen“, so unser Experte. Es geht also um Bildung im ganzheitlichen Sinne, die nur durch eine lange Projektlaufzeit geschaffen werden kann. Auch wenn Erfolge in der Bewusstseinsprägung verzeichnet werden können, ist es nach Meinung des Geschäftsführers von ADRA Österreich dennoch sehr schwierig, den Menschen in den Entwicklungsgebieten ein ‚westliches’ Bild von Lebensstil und Arbeitsmoral, etc. beizubringen. Oft muss man nüchtern feststellen, dass sich Menschen in ihrer Einstellung kaum verändern. Obwohl sich in vielen Fällen die Menschen selbst nicht ändern, werden „die Projekte mit großem Elan und Begeisterung aufgenommen. […] Die Projekte werden gemeinsam mit der ansässigen Bevölkerung geplant und sogar zum großen Teil von der Bevölkerung initiiert“, so ein Mitarbeiter von Menschen für Menschen. Es wird großer Wert darauf gelegt, dass die Projekte nicht als Intervention, sondern als Unterstützung der eigenen Anstrengungen verstanden werden. Er führt weiter aus: „Der Ansatz von Menschen für Menschen ist ganzheitlich, Probleme der dörflichen Gemeinschaften werden in Ihrer Gesamtheit verstanden. So wird etwa keine Schule gebaut ohne auch Brunnen in den umliegenden Ortschaften zu errichten. Sonst würde das Wasserholen die Mädchen der Region davon abhalten, die Schule zu besuchen.“

Die Ziele der Entwicklungsorganisationen sind, abgesehen von einer generellen Verbesserung der Lebensverhältnisse, an der Realisierung konkreter Projekte festzumachen. Wir haben die Experten der genannten österreichischen NRO´s mit der Frage konfrontiert, ob sie ihre Projekte - die von privaten Spendern und öffentlichen Geldgebern finanziert werden - erfolgreich umsetzen können. Die Experten sind sich einig, dass jedem erfolgreichen Projekt eine gute und aufwendige Situationsanalyse voraus gehen muss. Es braucht im Vorfeld eine genaue Planung, eine konkrete Zielsetzung, sowie eine geeignete Struktur, um die geplanten Projekte auf die örtlichen Rahmenbedingungen und die jeweilige Situation hin auszurichten. Auf unsere Frage, inwieweit die im Vorfeld gesetzten Ziele eines Projektes dann tatsächlich umgesetzt werden können, gibt uns der Mitarbeiter von Menschen für Menschen folgende Antwort:

„Die gesetzten Ziele können mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit alle erfüllt werden. Der Projektansatz der gemeinsamen Planung aller Stakeholder schafft schon im Vorhinein klare Verhältnisse und realistische Ziele. Diese werden laufend evaluiert und revidiert, falls notwendig. Im Regelfall gibt es daher keine Schwierigkeiten mit der zeit- und ressourcengerechten Umsetzung.“

Die Entwicklungszusammenarbeit findet in vielen Fällen in enger Zusammenarbeit mit örtlichen Partnern statt, wie Bauernverbänden, Dorfgemeinschaften, einheimischen Hilfsorganisationen oder Botschaften. Es ist daher wichtig, die Kapazitäten dieser lokalen Partner richtig einzuschätzen, um einen reibungslosen Projektverlauf gewährleisten zu können. Neben den Projektpartnern gibt es auch äußere Einflüsse und Risiken, die es gilt in die Planung einzukalkulieren; so etwa klimatische, wirtschaftliche, politische Veränderungen, oder plötzliche Umweltkatastrophen.

Man muss sich auch im Vorhinein schon überlegen, wie die Projekte später ohne die Unterstützung durch die NRO´s weiterlaufen werden. Dies betrifft Fragen institutioneller, organisatorischer sowie finanzieller Art. Es hängt natürlich von der Dimension des einzelnen Projektes ab. Ein gewöhnlicher Trinkwasserbrunnen ist selbstverständlich einfacher in Betrieb zu halten und zu finanzieren als eine Schule oder ein Krankenhaus.

[...]


1 Quelle: OEZA Statistik. http://www.entwicklung.at/uploads/media/OEZA-Basisinformation_Nov2009.pdf Zugriff am 31.10.2010

2 http://qsf.e-learning.imb-uni-augsburg.de/node/765; Zugriff am 21.11.2009

3 http://www.uni-kassel.de/fb7/psychologie/methoden/Qualitativ.htm; Zugriff am 21.11.2009

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Entwicklungshilfe heute. Ziele, Wirksamkeit und Probleme
Hochschule
Karl-Franzens-Universität Graz  (Institut für Soziologie)
Note
2
Autor
Jahr
2010
Seiten
12
Katalognummer
V215857
ISBN (eBook)
9783656444336
ISBN (Buch)
9783656444459
Dateigröße
639 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entwicklungshilfe, Wirksamkeit, Nachhaltigkeit, Ex-Post-Evaluierunge, ADRA, Menschen für Menschen, Horizont 3000
Arbeit zitieren
MA Markus Scholze (Autor:in), 2010, Entwicklungshilfe heute. Ziele, Wirksamkeit und Probleme, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215857

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