Hanghaus 2 in Ephesos


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Einführung

Ephesos, Lage und Region

Grabungsgeschichte/Forschungsstand

Die Hanghäuser

Bauphasen des Hanghauses 2

Funde

Terrakotten

Malereien

Datierungen

Fazit

Literatur

Einführung

Unter den sogenannten Hanghäuser von Ephesos sind zwei Wohninsulae zu verstehen, die durch das Österreichische Archäologische Institut (ÖAI) in den Jahren 1960–1985 ausgegraben wurden. Die beiden insulae waren im 1. Jh. n. Chr. Teils des Stadtzentrum der Stadt, am Nordhang des Bülbüldagh errichtet worden, nach mehreren Umbauphasen wurden das Hanghaus 2 durch ein Erdbeben am Ende des 3. Jhs., das Hanghaus 1 ebenso , in der Spätantike verschüttet. Insbesondere Hanghaus 2 stellt das besterhaltene antike Wohnhaus des östlichen Mittelmeerraumes dar. Der außergewöhnlich gute Erhaltungszustand der Architektur und der prächtigen Ausstattung sowie der große Fundreichtum gewähren einen tiefen Einblick in die Wohn- und Lebenswelt der ephesischen Oberschicht im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. Das noch nicht vollständig publizierte Hanghaus 2, welches aus sieben Wohneinheiten besteht wies sich für die Archäologie als ein außerordentlicher Glücksfall. Da in seinen Ruinen nicht nur die reiche Ausstattung von Wandmalereien , Marmorwandvertäfelungen, Stukkaturen, Mosaik- und Marmorböden, Brunnenanlagen, Hypokaustheizungen und Marmorarchitekturen konserviert wurden, sondern auch das gesamte Inventar bestehend aus Skulpturen, Mobiliar, Terrakotten, Keramik-, Metall- und Beinfunden wie auch Funden aus Glas. Diese Arbeit soll einen Überblick über die bezüglich des Forschungsstandes wie auch über die in der insula, mit ihren ca. 4.000 m² Grundfläche, gemachten Funde geben. Hierbei werde ich auch auf einzelne Fundbereiche eingehen und vorstellen. Die Arbeit soll dazu dienen einen Eindruck von der Fülle der gemachten Funde zu vermitteln. Auf Grund des begrenzten Rahmes dieser Hausarbeit werde ich darauf verzichte zu tief ins Detail gehen.

Ephesos, Lage und Region

Die Reste der antiken Stadt Ephesos liegen an der türkischen Ägäisküste, dort wo der Fluss Kaystros (Küçük Meneres) mündet. Etwa 70km südlich der modernen türkischen Stadt Izmir. In der Antike bildete der Standort von Ephesos den Mittelpunkt Ioniens. Die Siedlungsgeschichte von Ephesos reicht jedoch bis in die Bronzezeit zurück. Der Kern dieser Siedlung lag auf dem Berg Ayasoluk, der sich nordöstlich unweit der antiken Stadtanlage erhebt. Jedoch unterlag die Küstenregion wie auch die antike Stadtanlage seit dem Neolithikum starken Veränderungen. Auf Grund von klimatischen Schwankungen, seismischen Verwerfungen und durch Verlandung verschob sich in der Abfolge der Jahrtausende die Küstenlinie der tief einschneidenden Meeresbucht, woraufhin auch die Stadt im Laufe ihrer Geschichte mehrmals verlegt wurde. Noch bis in das 20. Jh. war das Tiefland der Bucht versumpft. Der endgültige Abschnitt vom Meer erfolgte erst im Mittelalter. Südwestlich des Berges Ayasoluk stand auf einem vorspringenden Kap das berühmte Heiligtum der Artemis, oder der, durch die Griechen Gleichgesetzen, Ephesia, von welcher die Stadt ihren Namen erhielt.[1] Um dieses Kap herum soll im 11. Jh. v. Chr. unter der Führung des legendären athenischen Prinzen Androklos die erste griechische Siedlung entstanden sein.[2] Während der Diadochenkriege wechselte Ephesos mehrmals den Herrscher. Unter Lysimachos wurde die Stadt unter dem Namen Arsinoeia neugegründet.[3] Lysimachos wählte hierfür den Westrand der ephesischen Bucht. Die Stadt wurde mit einer Mauer umgeben, die das gesamte Stadtgebiet einfasste. Die hellenistische Stadtanlage konzentrierte sich wohl jedoch vornehmlich auf das Hafenviertel und füllte nicht das von der Mauer gefasste Areal aus. An dieser Stelle hatte die Stadt nun ca. 1000 Jahre bis in das 7./8. Jh. n. Chr. bestand. Unter Kaiser Augustus wurde Ephesos zur Hauptstadt der Provinz Asia erhoben. Entweder ab diesem Zeitpunkt oder schon in dem vorangegangen Jahrzehnt begann sich das Siedlungsgebiet auszudehnen. Das städtische Areal erstreckte sich um diese Zeit auf das zwischen den beiden Stadtbergen gebaute römische Regierungsviertel. In den darauf folgenden Generationen wurde die bauliche Ausgestaltung der Talfurche zur Hafenebene hin vorangetrieben. Durch Aufschüttungen im 1. Jh. n. Chr. schuf man neues Bauland für repräsentative Prachtbauten wie die Hafenthermen und den Tempel des Zeus Hadrianus.[4] Zur Mitte des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Stadt den Zenit ihrer urbanen Entwicklung. Ephesos war nun nach Alexandria, Antiochia und Athen die viertgrößte Stadt im Osten des Imperium Romanum. Das öffentliche Leben in Ephesos blühte und zeichnete sich durch seine Vielschichtigkeit aus. Vorangetrieben wurde diese Entwicklung durch die reiche Oberschicht der Stadt, die durch kostspielige Bauten ihr Prestige und ihre Familienehre zu vermehren suchte.[5]

Grabungsgeschichte/Forschungsstand

Die als Hanghäuser bezeichnet zwei Wohninsulae von Ephesos wurden in der Zeit von 1960–1985 durch das Österreichische Archäologische Institut (ÖAI) ergraben. Die am Nordhang des Bülbüldagh errichteten insulae, die nach mehreren Umbauphasen, wurden durch ein Erdbeben am Ende des 3. Jhs. (Hanghaus 2) bzw. in der Spätantike (Hanghaus 1) verschüttet. Insbesondere Hanghaus 2 stellt das besterhaltene antike Wohnhaus des östlichen Mittelmeerraumes dar. Der außergewöhnlich gute Erhaltungszustand der Architektur, der unteren Geschosse der Wohneinheiten, sowie die der prächtigen Ausstattung aber auch der große Fundreichtum gewähren einen tiefen Einblick in die Wohn- und Lebenswelt der ephesischen Oberschicht im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr.

Die Forschungen zum Hanghaus 1 sind mittlerweile abgeschlossen und publiziert. Dagegen dauern die Bearbeitung und Publikation des Hanghauses 2 noch an. Das Hanghaus 2 umfasst eine ca. 4.000 m² große Parzelle am Abhang des Bülbüldagh, die im 1. Jh. n. Chr. auf drei Wohnterrassen für sieben mehrgeschossige Peristylhäuser erschlossen wurde. Die sogenannten Wohneinheiten 1-7. Nach über 200 Jahren intensiver Nutzung, mit mehreren Reparatur- und Umbauphasen, wurde dieser Komplex durch eine Erdbebenserie in gallienischer Zeit (260-268) zerstörte. Wobei, neben der Architektur der insulae, große Teile der prächtigen Ausstattungen wie auch das Inventar der Wohneinheiten versiegelt wurde. Nach N. Zimmermann sieht das Konzept der angestrebten Publikationen vor, alle sieben Wohneinheiten einzeln mit dem jeweiligen Baubefund, der Ausstattung und dem Fundinventar kontextuell vorzulegen. Besonderes Augenmerk wurde und wird hierbei auf die Erforschung der reichen Ausstattung mit Wandmalereien , Marmorwandvertäfelungen, Stukkaturen, Mosaik- und Marmorböden, Brunnenanlagen, Hypokaustheizungen und Marmorarchitekturen sowie dem Inventar aus Skulpturen, Mobiliar, Terrakotten, Keramik-, Metall- und Beinfunden sowie den Funden aus Glas gelegt. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Keramikforschung. Bisweilen sind die Publikationen zu den Wohneinheiten 1 und 2 sowie 4 erschienen, die Publikationen der übrigen Wohneinheiten befinden sich derzeit in Druck oder in Vorbereitung.

Zum Schutz des wertvollen Fundes, in diesem Fall im besonderen das Hanghaus 2, wurde im Jahr 1999 ein moder Schutzbau über diesem errichtet, der seit einiger Zeit nun auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.[6]

Die Hanghäuser

Bei den sogenannten Hanghäuser handelt es sich um zwei Komplexe genauer gesagt um zwei insulae auf denen sich private Wohnhäuser errichtet wurden.

Beide insulae liegen am Südhang des Bülbüldağ, des größeren der beiden Stadtberge von Ephesos. Der besser erhaltene Komplex der beiden insulae ist das Hanghaus 2 das eine Fläche von etwa 4000 m² einnimmt. Im Norden grenzt das Grundstück, welches in terrassenartiger Weise, mit sieben einzelnen Wohneinheiten bebaut war an die sogenannte Kuretenstraße.[7] Die Umgestaltung des Grundstückes der dort errichteten ehemals Peristylhäuser, von ebenmäßigen Größen, in eine römische Wohnbebauung, in der bis heute sichtbare Form, begann in der römischen Kaiserzeit. Die Nutzung, in der heute sichtbaren Struktur, endete mit der Zerstörung des Hanghauses 2 durch das Erdbeben im 3. Viertel des 3. Jahrhunderts n. Chr. Das Hanghaus 2 ist sticht vor allem durch seine gut erhaltenen Wandmalereien hervor, die zum großen Teil in das 3. Jahrhundert n. Chr. datiert werden. Bei diesem Fund handelt es sich um den bisher umfangreichsten und am besten erhaltenen Fund von antiken Wandmalereien dieser Zeit, die aus dem Osten des römischen Reiches bekannt sind.[8] Hierbei repräsentierten die Häuser jedoch die Behausungen der gehobenen Klasse der Stadtbevölkerung. Die Häuser waren, abgesehen von den Teils sehr aufwendig gestalteten Wandmalereien, mit einer Reihe von Annehmlichkeiten versehen die den Luxus der gehobenen Schicht wiederspiegelten. So besaßen die Häuser repräsentative gestaltete Innenhöfe, fließend warmes und kaltes Wasser und daran angeschlossene eigene Latrinen, Bäder mit Thermenheizungen sowie Anschluss an die zentrale Kanalisation. Die Wände waren der Häuser waren zum Teil mit Marmorplatten verkleidet oder wiesen zumeist Mosaiköden aus schwarz-weißen Marmor auf.[9]

[...]


[1] P. Scherrer (Hrsg.) Ephesos. Der neue Führer (Wien 1995) 8.

[2] P. Scherrer (Hrsg.) Ephesos. Der neue Führer (Wien 1995) 10.

[3] P. Scherrer (Hrsg.) Ephesos. Der neue Führer (Wien 1995) 12.

[4] P. Scherrer (Hrsg.) Ephesos. Der neue Führer (Wien 1995) 10.

[5] P. Scherrer (Hrsg.) Ephesos. Der neue Führer (Wien 1995) 24.

[6] P. Scherrer (Hrsg.) Ephesos. Der neue Führer (1995) S. 102-115. V.M. Strocka, Die Wandmalereien des Hanghauses 2 in Ephesos, FiE VIII,1 (1977). W. Jobst, Römische Mosaiken aus Ephesos 1. Die Hanghäuser am Embolos, FiE VIII,2 (1977). C. Lang-Auinger, Hanghaus 1 in Ephesos. Der Baubefund, FiE VIII,3 (1996) .

F. Krinzinger (Hrsg.), Das Hanghaus 2 von Ephesos. Studien zur Baugeschichte und Chronologie. AF 7

Denkschr. Wien Bd. 302 (2002). C . Lang-Auinger (Hrsg.), Hanghaus 1 in Ephesos. Funde und Ausstattung, FiE VIII,4 (2003). H . Thür, Das Hanghaus 2 in Ephesos. Die Wohneinheit 4. Baubefund, Ausstattung, Funde, FiE VIII,6 (2005). I. Adenstedt, Die Wohneinheiten 3 und 5 im Hanghaus 2 in Ephesos – eine erste Rekonstruktion, in: B. Brandt – V. Gassner – S. Ladstätter (Hrsg.), Synergia, FS F. Krinzinger (2005) 31–37.

[7] Diese stellt den Endzustand dieser Grundstücksbebauung dar, welche bereits in der hellenistischen Epoche der Stadt begann, und dessen Nutzung nach der Zerstörung durch das Erdbeben von 360 n. Chr. endete.

[8] F. Krinzinger (Hrsg.), Das Hanghaus 2 von Ephesos - Studien zu Baugeschichte und Chronologie (Wien 2002) 259. P. Scherrer (Hrsg.) Ephesos. Der neue Führer (Wien 1995) 102–115. V. M. Strocka: Die Wandmalerei der Hanghäuser in Ephesos (Wien 1977). H. Thür (Hrsg.), Das Hanghaus 2 in Ephesos. Die Wohneinheit 4. Baubefund, Ausstattung, Funde (Wien 2005).

[9] G. Lang, Klassische antike Stätten Anatoliens: Abonuteichos-Laranda (Norderstedt 2003) 336.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Hanghaus 2 in Ephesos
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen  (Archäologisches Institut Göttingen)
Veranstaltung
Römisches Kleinasien
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
14
Katalognummer
V215527
ISBN (eBook)
9783656440017
Dateigröße
426 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hanghaus, Ephesos
Arbeit zitieren
Andreas Hickel (Autor:in), 2012, Hanghaus 2 in Ephesos, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215527

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