Anleihen. Grundlagen und Ausgestaltungsmöglichkeiten

Überblick und Managementansätze von Rentenportfolios


Hausarbeit (Hauptseminar), 2011

43 Seiten


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Grundlagen von Anleihen
2.1. Was ist eine Anleihe
2.2. Grundlagen und Ausgestaltung einer Anleihe
2.2.1. Grundlagen
2.2.2. Ausgestaltung von Anleihen
2.2.3. Arten verzinslicher Anleihen
2.2.3.1. Nullkupon-Anleihen
2.2.3.2. Festverzinsliche Anleihen - Straight-Bonds
2.2.3.3. Variabel verzinste Anleihen - Floating-Rate-Notes
2.3. Einflussfaktoren auf Anleihen und deren Auswirkungen
2.3.1. Emittentenqualität
2.3.2. Zinsänderungs- und Kursrisiko
2.4. Duration und Laufzeit
2.4.1. Konvexität
2.5. Unternehmensanleihen - Corporate-Bonds
2.5.1. Exkurs Wandelanleihen - Convertible-Bonds
2.5.2. Exkurs Optionsanleihen - Bonds with Warrents
2.5.3. Exkurs Aktienanleihen
2.6. Schwellenländeranleihen - Emerging Market Bonds
2.6.1. Charakterisierung Emerging Markets
2.6.2. Emerging-Markets-Bonds und Entwicklungsaussichten

3. Grundlagen im Management von Rentenportfolios
3.1. Aufbau und Arten von Rentenportfolios
3.1.1. Geldmarktfonds
3.1.2. Kurzläuferfonds/Geldmarktnahe Fonds
3.1.3. Normale Rentenfonds
3.2. Strategien im Management von Rentenportfolios
3.2.1. Bullet- und Barbell-Strategie

4. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Die hier vorliegende Arbeit soll einen kurzen Überblick über das Investmentinstrument der Anleihe geben.

Am Anfang der Arbeit steht die Findung einer generellen Definition der Begrifflichkeit Anleihe, was unter einer Anleihe zu verstehen ist und welches rechtliche Konstrukt sich dahinter verbirgt.

Nachdem die Begrifflichkeit der Anleihe definiert worden ist, sollen die Grundlagen einer Anleihe näher betrachtet werden und der sich daraus ergebenen Einteilungsmöglichkeiten bzw. Grundarten der Anleihen.

Wie bei jeder Investmententscheidung, so auch bei einem finanziellen Engagement im Universum der Anleihen schließt sich die Betrachtung der Einflussfaktoren, die auf die Performance einer Anleihe einwirken und vielfältiger Gestalt seien können, an.

Auf die Einflussfaktoren wie die Bonität des Emittenten, die Auswirkungen der Zins- und Kursänderungen wird in dieser Arbeit näher eingegangen.

Daneben spielt natürlich auch der Zusammenhang der Laufzeit und der Duration eine bestimmte Rolle, die ebenfalls eine näheren Betrachtung unterzogen wird, da diese die Anleiheperformance und somit auch die Rendite beeinflussen.

Das Spektrum möglicher Anleiheformen ist immens und sehr vielfältig, sodass nicht jede Einzelne hier betrachtet und untersucht werden soll. Daher sind die drei gängigsten Anleiheformen, die beispielsweise ein Unternehmen nutzten kann, Gegenstand einer etwas genaueren Betrachtung. Dieser schließt sich ein grober Überblick zu der Thematik Schwellenländeranleihen an, bevor sich der dritte und letzte Teil der hier vorliegenden Arbeit mit den Variationen eines Rentenportfolio und möglichen Strategieansätzen im Management eines Rentenportfolios näher befasst.

2. Grundlagen von Anleihen

2.1. Was ist eine Anleihe

Eine Anleihe auch Bond oder Obligation genannt, dient dem Emittenten größere Geldbeträge als langfristiges Darlehen über den Kapitalmarkt aufzunehmen.[1],[2] Dabei wird das Großdarlehen in Teilschuldverschreibungen an die Investoren (Privatinvestoren und institutionelle Investoren) ausgegeben, die auf einer einheitlichen Rechtsgrundlage beruhen (Zinssatz, Laufzeit, Ausgabepreis, Zeichnungsfrist und Liberierungsdatum)[3] Die Aufteilung des Anleihevolumens in Teilschuldverschreibungen hat den Vorteil, dass viele Investoren bzw. Kapitalgeber beteiligt sind, sodass nicht der Eindruck eines syndizierten Kredits entsteht.[4] Anders gesagt entgeht der Emittent durch die Fungibilität der Emission der Charakterisierung eines Kredites.

Als Emittent einer Anleihe können der Staat, Banken, Industrieunternehmen sowie ausländische Emittenten auftreten, die anhand der Finanzkraft und ihrer Bonität charakterisiert werden.[5]

2.2. Grundlagen und Ausgestaltung einer Anleihe

2.2.1. Grundlagen

Ungeachtet des Emittenten besteht für verzinsliche Wertpapiere die Möglichkeit einmal als Globalurkunde[6] oder aber als Einzelurkunde[7] (effektive Stücke) begeben zu werden.

Da die Anleihe wie bereits dargestellt eine Schuldverschreibung ist, besitzt der Gläubiger, also der Investor, eine Geldforderung gegenüber dem Emittenten, sprich dem Schuldner. Trotz einer großen und teilweise unüberschaubaren Anzahl von Finanzinnovationen entsprechen die meisten Anleihen der „Urform“ einer Anleihe, die typischerweise eine festgelegte Laufzeit mit festem Ausgabe- und Rückzahlungskurs, sowie eine konstante Zinszahlung aufWeist.[8]

Zu welchem Ausgabepreis eine Anleihe begeben wird, ist abhängig vom jeweiligen Emittenten und dem Gesamtkapitalbedarf, sowie dem Investorenkreis, der mit der Anleiheemission angesprochen werden soll.

Eine Anleihe kann zu ihrem Nennbetrag, das heißt zu pari = 100 % ausgegeben werden. Daneben kann die Anleihe auch unter pari, das bedeutet mit einem festgelegten Abschlag (Disagio), den der Ausgabepreis den Nennbetrag unterschreitet, begeben werden.

Liegt der Ausgabepreis über dem Nennbetrag, wird das verzinsliche Wertpapier mit einem Aufgeld (Agio) emittiert. Das Aufgeld bzw. der Abschlag werden in Prozent angegeben[9] und üben einen gewissen Einfluss auf die Anleiheverzinsung aus. Das Aufgeld bzw. der Abschlag wird durch den Emittenten erhoben, wenn der Anleihezinssatz nicht dem Zins des Referenzzinssatzes entspricht.[10]

Welchen Preis der Anleihekäufer letztendlich für eine Anleihe zahlt ist also abhängig von der Verzinsung und der Gesamt- bzw. Restlaufzeit einer Anleihe.

Welchen Einfluss die Laufzeit auf die Anleihe hat und warum sie das eigentlich wichtigste Kriterium ist, wird im Zusammenhang mit dem Zinssatz deutlich.

Die Anleihe als Investment kann auf zweierlei Arten Erträge erzielen. Einmal in Form regelmäßig wiederkehrender Zinszahlungen durch den Emittenten während der Laufzeit oder am Laufzeitende.[11] Zum anderen werden Erträge während der Laufzeit über die Wertsteigerung erzielt. Gemeint ist die Differenz zwischen dem Ankaufs-/Ausgabepreis oder dem Verkaufs-/Rücknahmepreis. Der Preis einer Anleihe kann aber auch niedriger sein als der Ausgabepreis, was durch Kursschwankungen zu erklären ist, hervorgerufen durch die Differenz zwischen Anleihezinssatz und dem Durchschnittszins aller am Markt befindlichen Anleihen bzw. des Referenzzinssatzes.[12]

Es wurde bereits angedeutet, dass zwischen dem gewährten Zinssatz und der Dauer des Investments bzw. der Laufzeit ein kausaler Zusammenhang besteht, denn je länger der Investmentzeitraum ist desto höher sind im Regelfall die gewährten Zinssätze.

Ein Grund dafür ist, dass der aktuelle Zins die Erwartungen des Marktes bezogen auf die Zinsentwicklung in der Zukunft widerspiegelt. Denn gehen die Markterwartungen dahin, dass der zukünftige Zins steigt, werden die langfristigen Zinssätze über jenen Zinssätzen für kurzfristige Zeiträume liegen.

Neben einer Zinsänderung aufgrund bestimmter Markterwartungen verlangen langfristig orientierte Anleger einen zusätzlichen Renditeausgleich dafür, dass sie über die Dauer der Anlage nicht an ihr Investment herankommen und einen Verlust erleiden können falls es zu einem Zinsanstieg kommt. So kann ein Anleger, der kurzfristig orientiert ist sein Investment liquidieren und es zu besseren Zinssätzen anlegen, wohingegen der Langfristanleger dann an unattraktiven Zinssätzen gebunden ist.[13] Wie die Zinsveränderungen sich in Abhängigkeit der Laufzeit darstellen, dazu wird im Abschnitt 2.3. näher darauf eingegangen.

2.2.2. Ausgestaltung von Anleihen

Bevor auf eine genauere Betrachtung von Corporate-Bonds und Emerging-Markets-Bonds eingegangen werden kann, soll zunächst ein Überblick über die möglichen Variationen einer Anleihe, die auf den Kapitalmärkten vorzufinden sind gegeben werden.

An den Anleihemärkten gibt es eine Vielzahl unterschiedlichster Anleihen im Angebot, die sich auf mehrer Art und Weise systematisieren lassen. Mögliche Systematisierungen können nach den Laufzeiten, den Emittent, den Bonitäten oder auf grund der Zinsmodalitäten vorgenommen werden, um nur einen kleinen Kriterienpool für die Systematisierung zu nennen.[14]

Legt man die Laufzeit einer Anleihe als Unterscheidungsmerkmal zu Grunde, so könne die Anleihen in kurz-, mittel- und langfristige Wertpapiere eingeteilt werden. Kurzfristige Bonds besitzen eine Laufzeit von kleiner einem bis vier Jahre, mittelfristige eine Laufzeit von vier bis acht Jahre und ein langfristiger Bond hat eine Laufzeit von größer acht Jahre. Die Anleihebedingungen definieren die Laufzeit als Zeitraum zwischen dem Beginn der Verzinsung und der Fälligkeit der Anleihe. Dabei kann die Laufzeit, wie zuvor beschrieben, festgelegt werden oder mit einer Laufzeitoption versehen sein. Darüber hinaus ist auch eine endlose Laufzeit möglich.

Bei Fälligkeit der Anleihe am Laufzeitende, kann diese gesamtfällig gestellt werden, d.h. der Investor erhält den Nennwert in einer Summe zurück. Handelt es sich hingegen um eine Annuitäten-Anleihe erfolgt die Rückzahlung in mehreren festgelegten Raten, die nach einer tilgungsfreien Zeit, meist drei bis fünf Jahre, einsetzt. Die dritte Form einer planmäßigen Rückzahlung ist die Auslosung, bei der die Rückzahlung der Anleihe ebenfalls nach einer tilgungsfreien Zeit einsetzt mit dem Unterschied, dass die Tilgung zu unterschiedlichen Zeitpunkten terminiert ist. Auslosung bedeutet hier, dass der Emittent die Anleiheurkunde ermittelt, die getilgt werden soll, ohne dass der Investor weiß wann seine Papiere getilgt werden. In diesem Verfahren werden die Urkunden anhand der Endziffer, einer Serie oder einer Gruppe ermittelt.[15]

Neben den planmäßigen Rückzahlungsmodalitäten beinhalten die Anleihebedingungen die Möglichkeit, dass der Emittent außerplanmäßig kündigen kann. Die vorzeitige Kündigungsmöglichkeit auf Seiten des Emittenten ist stets an die Bedingung geknüpft, dass dies erst nach Ablauf von im Vorfeld vereinbarter kündigungsfreier Jahre geschehen kann.

Die Zinszahlung spielt neben den zuvor genannten Anleihebedingungen eine wesentliche Rolle, um Anleihen zu systematisieren und um sich einen Überblick der Anleihevarianten zu verschaffen. Systematisiert man über die Zinszahlung ergeben sich drei Anleihegruppen, erstens die Nullkupon-Anleihe oder Zero-Bond genannt, zweitens Anleihen mit festem und drittens Anleihen mit variablem Zins.[16] Ein weiteres Ausgestaltungsmerkmal, auf das der Gläubiger achten sollte, ist die Rangeinordnung der Anleihe im Fall der Insolvenz des Emittenten. Dabei gibt es dreierlei Ränge, die eine Anleihe einnehmen kann. Sie kann vorrangig, gleichrangig oder aber nachrangig sein in Abhängigkeit ob die Gläubigeransprüche im Verhältnis zu den sonstigen Gläubigern bevorzugt, gleichberechtigt oder aber nachrangig befriedigt werden mit Wirkung auf die geltwerte Rückzahlung an den Investor.[17]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigendarstellung

Abbildung 1: Grundformen der Anleihe

2.2.3. Arten verzinslicher Anleihen

2.2.З.1. Nullkupon-Anleihen

Ein Zero-Bond oder Nullkupon-Anleihe gehört zinstechnisch gesehen zu den festverzinslichen Wertpapieren, jedoch mit dem Unterschied, dass die anfallenden Zinsen nicht während sondern am Ende der Laufzeit ausgezahlt werden. So zahlt der Käufer nicht den Rückzahlungspreis, sondern den um die kumulierten Zinsen gekürzten Rückzahlungspreis.[18]

Der Ertrag ergibt sich somit aus der Differenz aus Emissions- und Rückzahlungspreis bzw. aus Kauf- und Verkaufspreis. Zero-Bonds sind daher eine grundlegende Innovation und somit vergleichbar mit unverzinslichen Bundesschatzanweisungen und abgezinsten Sparbriefen. Durch den börsenmäßigen Handel sind sie fungibler und sind mit einer wesentlich längeren Laufzeit ausgestattet, dreißig Jahre und länger.

Zero-Bonds werden zum einen als Zuwachsanleihe mit einer Abgabe zu pari und mit einer Rückzahlung einschließlich Zins mit entsprechend hohem Aufschlag angeboten. Häufig jedoch wird der echte Zero-Bond zum abgezinsten Barwert emittiert und mit 100 % zurückgezahlt.[19]

2.2.3.2. Festverzinsliche Anleihen - Straight-Bonds

Straight-Bonds sind gekennzeichnet durch eine gleichbleibende feste Zinszahlung über die gesamte Laufzeit hinweg. Sie sind wertmäßig auch der überwiegende Teil international gehandelter Anleihen. Die festgelegte Zinszahlung erfolgt in der Regel einmal jährlich wie in Deutschland oder halbjährlich wie in den USA üblich.[20]

Unterscheidet man die Straight-Bonds nach der Währung, in der sie begeben werden, gibt es die Euro-Anleihen, die US-Dollar-Anleihen oder sonstige Fremdwährungsanleihen. Begibt ein Emittent eine Euro-Anleihe, dessen Sitz außerhalb der Europäischen Währungsunion (EWU) liegt, nennt man diese auch Euro-Auslandsanleihen (Foreign Bonds) oder Inlandsanleihe (Domestic-Bonds) wenn der Emittent im Sitzland (z.B. Schweiz) nationale Währungen sucht.[21]

Neben der Währung und Emittentensitz lassen sich Straight-Bonds nach Art des Schuldners in öffentliche und private differenzieren. Zu den öffentlichen Schuldnern zählen beispielsweise Staaten, öffentlich-rechtliche Unternehmen, Gebietskörperschaften und Organisationen. Auf der Seite privater Schuldner treten zumeist privatwirtschaftliche Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung auf.

2.2.3.3. Variabel verzinste Anleihen - Floating-Rate-Notes

Im Gegensatz zu den Straight-Bonds weisen Floating-Rate-Notes oder kurz Floater genannt eine variable Verzinsung auf. Dazu zahlt der Emittent die Zinsen nach jeder Zeitperiode (3,6, 12 Monate) und gibt anschließend den Zinssatz für die nächste Zinsperiode an.[22]

Der Emittent orientiert sich bei der Festlegung des gewährten Zinssatz für die neue Zinsperiode zumeist an den Geldmarktsätzen LIBOR[23] oder EURIBOR[24]. Der Nominalzins wird der Zinsentwicklung am Interbankenmarkt angepasst, der nicht genau dem dort gezahlten Niveau entspricht, d.h. der Emittent gewährt einen Zins, der durch einen festgelegt Spread über oder unter den Zinssätzen liegt. Die Höhe des Spreads richtet sich dabei nach der momentanen Marktlage und der Emittentenbonität[25], z.B. 3 Monats EURIBOR minus 0,25 % bedeutet, dass der Schuldner erstklassig ist und der Abschlag von 0,25 % unter dem Referenzzinssatz liegt.

Die Verzinsung weist somit Ähnlichkeiten mit einer Geldmarktanlage auf, da die Zinssätze regelmäßig neu festgelegt werden, wie bei Termin- oder Festgeldern.

Neben den beiden standardmäßigen Floatern gibt es noch Sonderformen der Anleihen mit variablen Zinssätzen, die sehr vielfältig ausfallen können. Die beiden Grundformen sollen hier nur kurz erwähnt werden. Eine der beiden Grundformen ist der Floor-Floater, eine Anleihe mit einer Mindestmarke für den Zinssatz. Der Zinssatz kann beim Floor-Floater nicht unter die Mindestmarke sinken, auch wenn der Referenzzinssatz geringer ist. Somit ist eine gewisse Garantie in dieser Anleihe gegeben.[26]

Die zweite Grundform ist der CAP-Floater, der eine variabel verzinsliche Anleihe mit Höchstmarke für den Zins ist. Die Höchstmarke begrenzt dabei die Verzinsung nach oben hin ab, so dass der Gläubiger nicht am Referenzzinssatz partizipiert, wenn dieser darüber liegt.[27]

Weitere Varianten, die hier nur genannt werden sollen sind der Mini-Max-Floater (eine Kombination aus beiden Grundformen), der Revers-Floater (der Bull-Floater, Inverse- Floater genannt), sowie der Convertible-Floater.

2.3. Einflussfaktoren auf Anleihen und deren Auswirkungen

Nachdem nun die Grundlagen und die Ausgestaltungsmöglichkeiten der Bonds betrachtet wurden, sollen nun die äußeren Einflussfaktoren und deren Auswirkungen auf die Anleihen näher beleuchtet werden, bevor im Kapitel 2.4. auf die Duration und die Laufzeit eingegangen wird.

Zu den äußeren Einflussfaktoren auf die Rendite einer Anleihe sind zweifelsohne neben der Bonität des Schuldners und dem damit verbunden Rating des Emittenten und somit der Emission auch die Änderung im Zinsniveau über die Laufzeit zu erwähnen.

2.3.1. Emittentenqualität

Ein Investor sollte nicht nur den Zinssatz, die Laufzeit, die Währung und die zu erwartenden Rendite bei seinem zukünftigen Bond-Engagement berücksichtigen, sondern auch bestimmte Vorstellungen über die Emittentenbonität mit in die Entscheidungsfindung einfließen lassen.

Die Bonität des Emittenten sollte bei der Auswahl des Bonds eines der wichtigsten Kriterien sein, denn bei Zahlungsunfähigkeit des Emittenten hat der Gläubiger das Nachsehen, da es fraglich ist, ob das Investment teilweise oder ganz ausfallt.[28] Verschlechtert sich die Bonität, wirkt sich das durch sinken des Anleihekurses aus und umgekehrt bei Bonitätsverbesserung. Den gleichen Effekt kann man bei der Änderung des Zinsniveaus und bei den Währungswechselkursen feststellen. Somit sind diese Effekte als markspezifische Risiken einzuordnen.[29]

Die Bonität des Emittenten ist ein titelspezifisches Risiko und signalisiert inwieweit der Anleiheschuldner in der Lage und fähig ist, den Zins- und Tilgungsverpflichtungen fristgerecht und vollumfänglich nachzukommen. Die Bonität eines Schuldners, sei es nun eine Unternehmung oder ein Staat, wird anhand definierter Kriterien bewertet und durch Rating-Agenturen klassifiziert. Die Klassifizierung schlägt sich in einem Bewertungssystem nieder, das die Emittenten entsprechend ihrem Rating bestimmten Kategorien zuordnet. Die bekanntesten Rating-Agenturen sind Standard & Poor's (Bewertungssystem mit Großbuchstaben: AAA), Moody's (Bewertungssystem Groß­/Kleinbuchstaben plus Zahl: Aaa) und Fitch. So stufen Sie beispielsweise Emittenten mit „Investment Grad“ ein, wenn ein Rating zwischen AAA/Aaa bis BBB-/Baa3 vergeben wurde. Wird der Emittent unter BBB-/Baa3 eingestuft spricht man bei der Anleihe von einem „Junk Bond“.

Die Einflussfaktoren auf die Bonität des Emittenten und somit auch auf deren emittierten Bond sind sehr vielfältig. Diese können zum einen gesamtwirtschaftlichen Ursprungs sein, wie konjunkturelle Veränderungen, fiskalische Veränderungen - Staatsschulden, Wirtschaftskrisen oder politische Entwicklungen mit starken wirtschaftlichen Auswirkungen, z.B. drohender Staatsbankrot von Griechenland. Daneben gibt es aber auch unternehmensspezifische Ursachen, die Einfluss haben auf die Bonität und somit auf das Rating selbst. Zu nennen sind hier Gewinneinbrüche bis hin zur Insolvenz des Emittenten oder Veränderungen im Unternehmen bzw. in dessen Branche.

Führen diese Einflussfaktoren zu einer Bonitätsverschlechterung des Emittenten, wirkt sich dies negativ auf die Kursentwicklung des betreffenden Wertpapiers aus und ziehen Risikoabschlägen nach sich.[30] [31]

Das Rating wirkt sich somit auch auf die Rendite des Bonds aus, denn je besser die Emittentenbonität ausfällt desto geringer fällt die Rendite des Bonds aus, da solche Bonds mit einem niedrigeren Zins ausgestattet sind als vergleichbare Bonds schlechter gerateter Emittenten.

Für den Investor bedeutet dies, dass er abwägen muss, ob er bereit ist für eine höhere Rendite das Risiko des Ausfalls und dem geringeren Sicherheitsniveau in Kauf zu nehmen.[32]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Übersicht der Ratingklassen

[...]


[1] vgl. Olfert, K./Rahn, H.-J.; Lexikon der Betriebswirtschaftslehre, 2001, Punkt 049.

[2] vgl. Schierenbeck, H.; Grundzüge der Betriebswirtschaftslehre, 2000, S. 420f.

[3] vgl. Arpagaus, R.; Die Besicherung von Anleihen, Dissertation, 1995, S. 7.

[4] vgl. Speidel-Walz, E.; Unternehmensfinanzierung in Emerging Markets, Inauguraldissertation, 2000, S.20.

[5] vgl. Götte, R.; Aktien, Anleihen, Futures, Optionen, Das Kompendium, 2001, S. 30.

[6] Globalurkunde: Sammelurkunde, die bei der Clearstrem Banking AG, in Girosammelverwahrung hinterlegt ist.

[7] Einzelurkunde: oder effektive Stücke mit bestimmten Nennbetrag mit der Möglichkeit der Girosammelverwahrung oder direkter Ausgabe an den Anleger.

[8] vgl. Vogl, R.; Geld & Zinsen, Alles über Anleihen und Rentenfonds, 1995, S. 96.

[9] vgl. N.N.: Basisinformationen über Vermögensanlagen in Wertpapieren, 2008, S. 14.

[10] vgl. Götte, R; (Fn. 5), S. 16.

[11] vgl.N.N.; (Fn. 8), S. 14.

[12] vgl. Götte, R; (Fn. 5), S. 17f.

[13] vgl. N.N.; (Fn. 8), S. 14.

[14] vgl. Steiner, M./Bruns, Ch.; Wertpapiermanagement, Professionelle Wertpapieranalyse und Portfoliostrukturierung, 2007, S. 133.

[15] vgl. Götte, R.; (Fn. 5), S. 19.

[16] vgl. Steiner, M./Bruns, Ch.; (Fn. 14), S. 133.

[17] vgl. Götte, R.; (Fn. 5), S. 22.

[18] vgl. Stöttner, R.; Investitions- und Finanzierungslehre, Eine praxisorientierte Einführung mit Fallbeispielen, 1998, S. 189.

[19] vgl. Schierenbeck, H.; (Fn. 2), S. 422.

[20] vgl. Steiner, M./Bruns, Ch.; (Fn. 14), S. 133 f.

[21] vgl. Lüscher-Marty, M.; Theorie und Praxis der Geldanlage 1, Grundlagen und Basisprodukte, 2007, Kapitel 4.03 f.

[22] vgl. Götte, R.; (Fn. 5), S. 22.

[23] LIBOR = London Interbank Offered Rate (zu diesem Zinssatz sind Banken bereit in London bei anderen Banken Geld kurzfristig anzulegen).

[24] EURIBOR = European Interbank Offered Rate (zu diesem Zinssatz sind Banken bereit in Frankfurt bei anderen Banken Geld kurzfristig anzulegen).

[25] vgl. N.N.; (Fn. 9), S. 18 f.

[26] vgl. Vogl, R.; (Fn. 8), S. 108.

[27] Vgl. Götte, R.; (Fn. 5), S. 23.

[28] vgl. Götte, R.; (Fn. 5), S. 15.

[29] Vgl. Lüscher-Marty, M.; (Fn. 21), Kapitel 4.34.

[30] vgl. Götte, R.; (Fn. 5), S. 16.

[31] Vgl. Lüscher-Marty, M.; (Fn. 21), Kapitel 4.35 ff.

[32] vgl. N.N.; (Fn. 9); S. 96 ff.

Ende der Leseprobe aus 43 Seiten

Details

Titel
Anleihen. Grundlagen und Ausgestaltungsmöglichkeiten
Untertitel
Überblick und Managementansätze von Rentenportfolios
Hochschule
Universität Kassel  (UniKims - Die Management School der Universität Kassel)
Veranstaltung
Portfoliomanagement
Autor
Jahr
2011
Seiten
43
Katalognummer
V215423
ISBN (eBook)
9783656441229
ISBN (Buch)
9783656441571
Dateigröße
1153 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
anleihen, grundlagen, ausgestaltungsmöglichkeiten, überblick, managementansätze, rentenportfolios
Arbeit zitieren
Stefan Seegert (Autor:in), 2011, Anleihen. Grundlagen und Ausgestaltungsmöglichkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215423

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