Autorität in Beziehungen


Hausarbeit, 2013

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Autorität und Macht
2.1 Was ist Autorität?
2.2 Was ist Macht?

3 Autorität in Beziehung

4 Diskussion - Wie kann Autorität in Beziehungen konstruktiv wirken?
4.1 Ein Praxisbeispiel
4.2 Eskalation und kontraproduktives Verhalten
4.3 Lösungsansätze

5 Persönliches Fazit

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

„Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine ist“ - dieser göttliche Ausspruch kurz nach Entstehung der Menschheit aus biblischer Sicht drückt aus, wie allgegenwärtig und fundamental Beziehung im menschlichen Miteinander ist. Beziehungen bilden die Grundlage des menschlichen Daseins, sei es im privaten oder auch im beruflichen Leben. Sie bereichern, erfüllen, beglücken, fordern heraus und kosten zuweilen auch immens Kraft und Nerven. Wo Menschen Zusammenkommen und in Interaktion treten, entstehen zwangsläufig Machtstrukturen. Paris/Sofski schreiben dazu: „Indem Menschen sich zueinander verhalten, ordnen sie ihre Verhältnisse. In ihrem Handeln verhandeln sie darüber, welche Stellung jedem zukommt, wer etwas zu sagen und wer zu schweigen hat.“ (Paris/Sofski 1991: 9). Mit dem Ordnen der Verhältnisse untereinander, kommt es gleichzeitig zu einer Zuschreibung von Macht und damit verbunden zur Entstehung von Autoritäten.

Macht und Autorität sind elementare Bestandteile einer jeder Beziehung - befasst man sich mit menschlicher Interaktion, kommt man an ihnen nicht vorbei. Sie sind dabei meist negativ behaftet, als erste Assoziationen denkt man vielleicht an einen autoritären Vater, einen machtmissbrauchenden Politiker oder eine Führungsperson, die ihre Mitarbeiter in Angst und Schrecken versetzt. Autorität ist auch für die soziale Arbeit ein wichtiges Element und bewegt sich in einem Spannungsfeld von professioneller Distanz und mitfühlender Nähe.

In dieser Hausarbeit im Rahmen des Seminars „Beziehungsaufbau als professioneller Faktor“ möchte ich mich genauer mit dem Begriff der Autorität befassen. Zu Beginn stelle ich verschiedene Ansätze zur Autorität heraus und zeichne einen Vergleich zum Begriff der Macht. Anschließend möchte ich herausarbeiten, wie sich Autorität in professionellen, sozialpädagogischen Beziehungen ausdrückt. Um das weite Feld der sozialen Arbeit etwas zu begrenzen, werde ich mich insbesondere auf die Arbeit mit Kindergruppen in Erziehungskontexten beschränken. Dabei gehe ich auf den Aspekt des Beziehungsaufbaus und der Beziehungsfähigkeit ein. Die darauffolgende Diskussion werde ich anhand eines Praxisbeispiels aufbauen, das ich selbst erlebt habe. Dabei soll es um die Frage gehen, inwiefern Autorität entstehen und in Beziehungen wirksam genutzt werden kann. Die Arbeit endet mit einem persönlichen Fazit.

2 Autorität und Macht

Autorität und Macht sind begrifflich nur schwer voneinander zu trennen, auch in der wissenschaftlichen Literatur zum Thema werden die Begriffe als Synonyme gebraucht. Es lässt sich dennoch festhalten, dass überall, wo es Macht gibt, auch Autoriäten vorhanden sind. Die nachfolgenden Begriffserklärungen zeigen die Abgrenzung der Begriffe noch detaillierter auf.

2.1 Was ist Autorität?

Das deutsche Wort „Autorität“ stammt vom lateinischen „auctoritas“ ab, das wiederum seinen Ursprung im Begriff „auctor“ hat (zu deutsch: Schöpfer, Stifter, Urheber, Verfasser). Bei allen Überlegungen zum Thema Autorität muss demnach die Bedeutung von „erzeugen und hervorbringen“ mitschwingen.

Autorität ist das mit Einfluss verbundene Ansehen, das bewirkt, dass sich andere in ihrem Denken und Handeln nach ihnen richten. Richard Sennett beschreibt dies so: „Auch dies ist ein wesentliches Element der Autorität: daß jemand über eine bestimmte Stärke verfügt und sie einsetzt, um andere anzuleiten, indem er ihr Handeln im Hinblick auf einen höheren Maßstab verändert.“ (Sennett 1985: 21). Sie beruht auf vorhergegangenen Erfahrungen von Macht, Fähigkeit, Wissensvorsprung oder religiösen Erfahrungen. Oftmals wird so auch ein Zusammenhang zwischen Autorität und Alter hergestellt: Menschen im höheren Alter wird tendenziell eine stärkere Autorität zugeschrieben, die sich jüngere Menschen wiederum erst erarbeiten müssen. Autorität hat man nicht an sich, sondern sie muss einem von einer anderen Person zugeschrieben werden: „Autorität ist in Wahrheit keine persönliche Eigenschaft, sondern eine Zuschreibung anderer, die häufig durch Zwischenautoritäten vermittelt und vom Autoritätsglauben Dritter bestärkt wird.“ (Paris/Sofsky 1991: 12). Autoritäten folgt man meist freiwillig. So kann ein Bezug zwischen Autorität und Macht durch Persönlichkeitswirkung hergestellt werden. Paris/Sofski bezeichnet den Begriff der Autorität als „anerkannte, geachtete Macht, die zugleich bewundert und gefürchtet wird.“ (ebd.: 19).

Bei der Zuschreibung von Autorität geht es um die Anerkennung einer fremden Überlegenheit, der man sich aus freien Stücken unterordnet. Worin diese Überlegenheit besteht, ist dabei nebensächlich. Vielmehr ist bedeutend, dass die Autoritätsinstanz auf den Einsatz von Machtmitteln wie Sanktionen oder Drohungen verzichten kann, weil eine persönliche, freiwillige Anerkennung die Grundlage der Beziehung ist (vgl. ebd.: 21 f.). Dabei geht es auch um die Anerkennung von Werten, für die die Autorität steht und eintreten muss, will sie ihren überlegenden Status nicht verlieren. Autoritätsstrukturen sind demnach zerbrechliche Konstruktionen, da Autorität auch jemanden abgesprochen werden kann.

Bleicher und Meyer (1976) unterscheiden vier Autoritätsformen (nach Brose/Hentze 1990: 27): Formale Autorität wird vorwiegend aus der Unternehmensverfassung und formalen Organisationsstruktur abgeleitet. Dagegen ist die personale Autorität in der Persönlichkeit der autoritätsausübenden Person begründet, seine Ausstrahlung von Kompetenz und Selbstsicherheit. Die funktionale Autorität resultiert aus der fachlichen Qualifikation, während die koordinative Autorität eine Sonderform darstellt, die durch besondere Fähigkeiten zur Lenkung und Koordination sachlicher und sozialer Prozesse gekennzeichnet ist.

2.2 Was ist Macht?

Macht ist ein zentrales Thema in der Soziologie, Psychologie, Pädagogik und Organisationslehre, zu dem es eine Vielzahl an Modellen und Theorien gibt. Die wohl bekannteste Machtdefinition stammt von Max Weber, der schreibt: „Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen.“ (Weber 1972 nach Miebach 2007: 74). Es handelt sich folglich um einen sozialen Prozess, an dem mindestens zwei Personen(- gruppen) mit einem ungleich-gewichteten Kräfteverhältnis beteiligt sind. Macht ist Ausdruck einer spezifischen sozialen Beziehung und keine Eigenschaft. Hentze/Brose (1990) kommen zu folgender Definition: „Macht kann als ein soziales Phänomen bezeichnet werden, das eine Person in die Lage versetzt, (ein oder mehrere) andere Individuen dazu zu veranlassen, seine Interessen bzw. Ziele - freiwillig oder unter Androhung von Zwängen - auf den Interessen- und Entscheidungsraum des/der anderen zu übertragen und darauf einzuwirken.“ (Brose/Hentze 1990: 61). French und Raven (1959) unterscheiden verschiedenen Machtgrundlagen in fünf Klassifikationen, die Ähnlichkeiten aufweisen mit den Formen der Autorität. Zum Einen kann es Macht durch formale Legitimation geben.

Eine weitere Machtgrundlade sind Belohnung bzw. Bestrafungen, oder aber die Überlegenheit durch Wissen und Fähigkeit. Als letzte Machtgrundlage benennt der die Persönlichkeitswirklich, auch Charisma genannt.

3 Autorität in Beziehung

Zu Beginn erscheint es mir als wichtig einmal festzuhalten, was unter eine Beziehung zu verstehen ist. Eine Beziehung umfasst stets mindestens zwei Menschen mit ihren individuellen Persönlichkeiten, Meinungen, Gefühlen und Erfahrungen, sowie die Einflussgröße der äußeren Einflüsse. Man unterscheidet prinzipiell funktionale und persönliche Beziehungen, die sich in ihren jeweiligen Ausprägungen unterscheiden. Grundlage einer Beziehung ist eine soziale Interaktion: das Verhalten eines Menschen ruft zwangsläufig eine Reaktion des Gegenübers hervor, so dass eine Verhaltenskette in Gang gesetzt wird (vgl. Asendorpf/Banse 2000: 3).

Autorität spielt in allen Beziehungen eine Rolle, in Familien und Berufsbeziehungen womöglich in einer übergeordneten Stellung als bei Freundschaften oder Paarbeziehungen. Sennett stellt fest: „Das Bedürfnis nach Autorität ist elementar“ (Sennett 1985: 19). Dabei ist es Ziel der Autorität, durch Unterordnung Ordnung zu schaffen.

Welchen Einfluss hat Autorität nun auf Beziehungen? Ich möchte mich hier insbesondere auf die Beziehungen beziehen, die in der sozialen Arbeit zwischen Pädagogen und Klienten besteht.

Autorität wird zu weiten Teilen assoziiert mit Strafe, Willkür und Unterdrückung. Laut Sennett ist es inzwischen so weit „den Einfluss der Autorität als Bedrohung unserer Freiheit zu fürchten“ (Sennett 1985: 19). Eine erste Kontaktaufnahme in der sozialen Arbeit kann dazu führen, ein erstes Abtasten zu werden, wie die Machtverhältnisse bestehen: tritt Klient oder Pädagoge selbstbewusst auf, wird dem Pädagogen Kompetenz zugesprochen, herrscht ein vorsichtiger, distanzierter Umgang oder wird sofort die Konfrontation gesucht? Solche erste Fragen werden automatisch geklärt. Hier kann zugesprochene Autorität einen Elnflu'ß auf die Bindung nehmen. Die Schwierigkeit besteht darin, eine Atmosphäre zu hscfafen, die gegenseitigen Respekt verspricht, die zudem aber nicht in Unnahbarkeit mündet.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Autorität in Beziehungen
Hochschule
Universität Hildesheim (Stiftung)
Veranstaltung
Beziehungsaufbau als professioneller Faktor
Note
1,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
14
Katalognummer
V214831
ISBN (eBook)
9783656428800
ISBN (Buch)
9783656437925
Dateigröße
418 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Beziehungsaufbau
Arbeit zitieren
Christopher Schwing (Autor:in), 2013, Autorität in Beziehungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/214831

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