Der Verein "Alle unter einem Dach e.V.": Konzeption einer ambulanten Hilfseinrichtung für wohnungslose Menschen


Projektarbeit, 2013

21 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


1. Wir über uns

Wir sind der Verein „Alle unter einem Dach - Verein für Wohnungslose Menschen e.V.“ und befinden uns in der Trägerschaft des Paritätischen Gesamtverbandes. Der Verein wurde 2003 durch Studierende der HAWK Hildesheim gegründet und arbeitet seitdem in mehreren Projekten im Auftrag der Landkreise Hildesheim und Hameln. Sein Arbeitsfeld ist der Wohnungserhalt und die Wohnungserlangung nach § 67 SGB XII. Zu diesen Projekten gehörte unter anderem das von 2007 bis 2008 gelaufene Projekt „Handwerkstreue. Nutzung von vorhandener Berufserfahrung Wohnungsloser“. In diesem haben wir interessierten Wohnungslosen dabei geholfen, in den Arbeitsmarkt zurückzukehren, indem wir bereits vorhandene Berufserfahrung genutzt und aufgefrischt haben. Daneben haben wir auch eine laufende Partnerschaft mit dem Altenheim „Am Steinberg“ in Hildesheim. In dieser Partnerschaft wollen wir die Möglichkeit eines Kontaktes zwischen älteren Menschen und Wohnungslosen schaffen, da nach unserer Erfahrung beide Zielgruppen unter Kontaktmangel leiden. Auch sind wir der Meinung, dass beide Gruppen von einander lernen können und wir so aktiv Toleranz schaffen würden.

2. Grundlagen unserer Arbeit

2.1. Unser Menschenbild

Jeder Mensch ist ein einzigartiges Wesen mit Anspruch auf Entfaltung seiner Möglichkeiten ungeachtet seiner Herkunft oder seinen aktuellen sozialen Umständen. Auch hat er das unveräußerliche Recht auf gesellschaftliche Partizipation und Anerkennung. Daher sehen wir es als unsere Kernaufgabe an, den Wohnungslosen Optionen und Möglichkeiten zu bieten. Diese leiten sich aus einem Katalog ab, sind aber individuell auf das Individuum zugeschnittenen und abhängig von den jeweiligen Wünschen und Bedürfnissen. Diese sind so niedrigschwellig wie möglich und verbindlich wie nötig konzipiert. Auch sind wir der Überzeugung, dass die nötige Anerkennung nur in einem vertrauten und privaten sozialen Umfeld möglich ist. Dieses Umfeld muss entstehen, damit der Mensch die Möglichkeit hat, sich irgendwo niederzulassen und wir sehen es als unsere Aufgabe an, unseren Klienten hierbei zu helfen.

2.2. Der Ansatz der ambulanten Arbeit in der Wohnungslosenhilfe

Ambulante Einrichtungen zeichnen sich durch eine hohe Freiwilligkeit und eine Niedrigschwelligkeit gegenüber dem Klienten aus. Die Freiwilligkeit äußert sich darin, dass der Wohnungslose immer kommen und gehen kann, wann er will, und nur einen Teil seiner Zeit mit Sozialarbeitern gemeinsam verbringen muss. Das steht im Kontrast zu stationären Einheiten, da der Klient hier einen großen Teil seines Tages verbringen muss.(vgl. Lutz/Simon 2007: 106f) Dieses Modell befindet sich allerdings im Aufbrechen und es entwickeln sich Teilstationäre Modelle, bei denen sich die gestellten Wohnungen der Wohnungslosen nicht zwingend auf dem Grundstück der Einrichtung befinden.(vgl. ebd.: 124ff) Mit niedrigschwellig ist gemeint, dass der Wohnungslose dort abgeholt wird, wo er steht, und ihm Angebote gemacht werden ohne feste Bedingungen zu erfüllen. Diese Leistungen sind auch immer nur Optionen und nicht zwingend Teil eines Gesamtpaketes.(vgl. ebd.: 108) Er erhält somit in einer ambulanten Einrichtung die Möglichkeit, einfach nur was zu essen oder zu duschen. Ein ambulanter Hospitalismus ist zu vermeiden, bei dem der Wohnungslose sein Lebensmittelpunkt in die Einrichtung verlegt. Die Einrichtung darf nur ein Punkt seiner Tagesstruktur sein. Stationäre Einrichtungen positionieren sich anders. Sie bieten den Wohnungslosen eine intensive Betreuung und strukturieren durch Beschäftigungen. Zu diesen Beschäftigungen gehören unter anderem Trainings, in denen Alltagsfertigkeiten geübt werden sollen, und Arbeitsmöglichkeiten, die an eine Arbeit heranführen sollen. Das führt zu einer geplanten Tagesstruktur, die für viele die Gefahr einer Hospitalisierung bergen, und sie zu passiven Wesen machen kann.(vgl. ebenda 2009: 124ff) Unsere Einrichtung ist im Kern eine ambulante, da wir Niedrigschwelligkeit und Freiheit als unsere beiden wichtigsten Prinzipien sehen. Daneben bieten wir auch einige Leistungen an, die stationären Charakter haben - so z.b. unsere Projekte. Diese setzen einen intensiven Kontakt mit uns voraus, sind aber vollständig freiwillig.

2.3. Unsere Zielsetzung

Das Ziel unserer Arbeit ist, die gesundheitliche Lage der Wohnungslosen zu verbessern und ihnen, wenn erwünscht, bei der Suche nach einer Wohnung zu helfen. Um diese beiden großen Ziele zu erreichen, haben wir uns kleine Teilziele gestellt. Diese beinhalten zu einem großen Teil die Stabilisierung der Wohnungslosen und ihre Wiedereingliederung in die Mehrheitsgesellschaft sowie eine eventuelle Wiederaufnahme einer regelmäßigen Arbeitstätigkeit. Neben diesen beiden Zielen wollen wir auch einfach jedem Wohnungslosen helfen, seine menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen.

3. Finanzierung

3.1. Finanzierung durch den Europäischen Sozialfond

Der Europäische Sozialfond (ESF) ist ein Fond der Europäischen Union und bietet Kofinanzierung bei lokalen Projekt an. Er bietet Finanzierung bei sozialen Projekten, die das Ziel haben, Menschen wieder in die Gesellschaft einzugliedern und zu einer regelmäßigen Beschäftigung zu verhelfen.(vgl. Die Bundesregierung A) Eine weitere Zielsetzung orientiert sich an den Querschnittzielen der EU, die im aktuellen Turnus Nachhaltigkeit und Chancengleichheit beinhalten. Im Rahmen der Nachhaltigkeit soll die allgemeine Arbeitslosigkeit gesenkt und die lokale und regionale Wirtschaft gestärkt werden. Unter Chancengleichheit wird verstanden, dass Menschen unterstützt werden, die innerhalb der Mehrheitsgesellschaft diskriminiert wurden.(vgl. Die Bundesregierung B) Wir wollen unsere drei Projekte durch den ESF kofinanzieren und sehen auch gute Chancen, da wir durch diese Projekte die lokale Wirtschaft stärken, Wohnungslose für eine Arbeit qualifizieren und einer diskriminierten Gruppe innerhalb unser Gesellschaft die Möglichkeit zur Partizipation geben. Im Falle einer Finanzierung würde der ESF 50% der Kosten der einzelnen Projekte übernehmen, der restliche Anteil muss durch unsere Einrichtung getragen werden. Auch wurden schon früher durch unseren Verein Projekte vom ESF finanziert, wie das Projekt „Handwerkstreue - Nutzung von vorhandener Berufserfahrung Wohnungsloser“. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass wir durch ihn subventioniert werden.

3.2. Finanzierung durch Sponsoring und Spenden

Durch vorhergehende Projekte hat unser Verein Erfahrungen bei der Akquirierung von Geld- und Sachmitteln gesammelt. Wir hoffen auch auf Einnahmen durch ein aktives Fundraising. Zusagen durch feste Sponsorenvereinbarungen haben wir bereits. So haben wir ein Jahresvertrag mit der Symrise AG in Holzminden. Dieser würde jährlich bei 10 000 € liegen. Die Firmen dürfen damit werben, dass sie uns als eine soziale Einrichtung, finanziell unterstützen. Neben diesen Geldzuwendungen verfügen wir auch über Sachspenden. Die Maprom GmbH, ein Textilwarenbedrucker mit Sitz in Höxter, beliefert uns mit Kleidung, die falsch bedruckt wurde. Diese Kleidung umfasst T-Shirts, Polohemden, Pullover sowie Regenschirme. Diese können wir bei Interesse an unsere Wohnungslose weiter verschenken. Unser Zeitungsbedarf wird zum Teil durch Urlaubsabos gedeckt. Hierbei würden Abonnenten, die in Urlaub fahren, ihre laufenden Zeitschriftenabos an uns weiterleiten. Unser Verein ist Mitglied des Deutschen Zentralinstituts für Soziale Fragen. Dadurch sind wir Inhaber eines Spendensiegels und können uns damit als vertrauensvolle Spendenorganisation ausweisen.

4. Der Verein „Alle unter einem Dach - Verein für Wohnungslosenhilfe e.V.“ vor Ort

4.1. Unser Team

In unserer Einrichtung arbeiten wir in einem sozialpädagogischen Team, welches spezielle Aufgabenfelder hat und in diesen qualifiziert ist. Durch diesen Ansatz möchten wir die Möglichkeit erhalten, verschiedene Blickrichtungen zu haben, welche durch ein pädagogisches Grundverständnis vereint sind. Insgesamt umfasst dieses Team vier pädagogische Vollzeitstellen, drei Stellen für geringfügig Beschäftigte sowie drei Stellen für Bereitschaftskräfte. Die Vollzeitstellen setzen sich aus der Leitung zusammen, der Fachkraft für Beratung, der Fachkraft für Streetworking und ambulante Hilfe und einer Fachkraft mit einer Ausbildung als Erzieher mit Spezialqualifizierung als Jobcoach. Unser Leiter ist ein Sozialarbeiter mit einem Masterabschluss im Bereich Social Management. Sein Masterabschluss soll garantieren, dass er über die notwendige Kompetenz verfügt, uns auf der überregionalen Ebene zu vertreten, eine hohe Qualität innerhalb der Einrichtung zu erzielen und neben der Verwaltungsarbeit auch für die Menschen da sein kann. Dadurch können wir auf eine Verwaltungsfachkraft verzichten. Neben ihm arbeiten noch zwei weitere Sozialarbeiter innerhalb unserer Einrichtung, beide mit dem Abschluss B.A. Sie sind durch Fortbildungen und vorhergehende Berufserfahrung unterschiedlich spezialisiert. Ein Sozialarbeiter ist auf die Beratung fokussiert und bietet auch Sucht- und Schuldenberatungen an. Daneben arbeitet er auch eng mit jeweiligen Fachorganisationen wie der STEP zusammen. Unser anderer Sozialarbeiter ist als Streetworker spezialisiert und sucht die Wohnungslosen direkt auf. Zu seinem Arbeitsfeld gehört auch die Zusammenarbeit mit den Geschäften in der Innenstadt, speziell mit den Kaufhäusern Schäfer und Kösel, sowie mit der Polizei. Unser Erzieher hat eine Zusatzqualifikation als Jobcoach und leitet die geringfügig Beschäftigte an und übernimmt auch die Anleitung der Wohnungslosen in den Projekten. Auch nimmt er am normalen sozialen Leben in unserer Einrichtung teil. Die geringfügig Beschäftigten sind Wohnungslose, die wieder eine Wohnung haben, aber trotzdem noch Betreuung und Hilfe bei der Aufstellung und Einhaltung einer eigenen Tagesstruktur brauchen. Sie übernehmen verschiedene anfallende Aufgaben. Zu diesen gehören Putzaufgaben, Instandhaltung sowie die Teilnahme am sozialen Leben in der Einrichtung. Sie können auch eingesetzt werden, um den Streetworker auf der Straße zu begleiten. Die Bereitschaftskräfte sind nachts in unserer Einrichtung, damit immer jemand erreichbar ist, der Hilfe leisten kann. In Zusammenarbeit mit der HAWK Holzminden möchten wir die Bereitschaftskräfte mit Studenten der Sozialen Arbeit besetzten. Dadurch erhalten wir Kräfte, die zwar auf 400€-Basis bezahlt werden, aber trotzdem über ein pädagogisches Grundverständnis verfügen.

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Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Der Verein "Alle unter einem Dach e.V.": Konzeption einer ambulanten Hilfseinrichtung für wohnungslose Menschen
Hochschule
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fachhochschule Hildesheim, Holzminden, Göttingen
Veranstaltung
Konzeptentwicklung
Note
2.0
Autor
Jahr
2013
Seiten
21
Katalognummer
V214467
ISBN (eBook)
9783656427711
ISBN (Buch)
9783656438779
Dateigröße
466 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Innerhalb dieser Konzeptentwicklung habe ich die Möglichkeiten einer ambulanten Einrichtungen für wohnungslose Menschen durchgespielt. Der Ort der Einrichtung ist Holzminden, d.h. ländlich geprägter Flächenlandkreis. Beurteilung der Professorin: Differenziert, angenehme Sprache, naiv in der Betrachtung von Wohnungslosen Menschen (d.h. Kontakt kaum möglich bzw. Freundschaften aufgrund einer extremen Persönlichkeit erschwert), teils Fehler in der Übertragung der Finanzen.
Schlagworte
verein, alle, dach, konzeption, hilfseinrichtung, menschen
Arbeit zitieren
Jan-Nicolas Braun (Autor:in), 2013, Der Verein "Alle unter einem Dach e.V.": Konzeption einer ambulanten Hilfseinrichtung für wohnungslose Menschen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/214467

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