Franziskus von Assisi. Das Armutsideal


Seminararbeit, 2013

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Franziskus von Assisi und der Begriff der Armut
2.1 Vom Leben in Sünde hin zum Leben innerhalb der wahren Religion
2.2 Franziskus´ Verständnis von Armut

3 Der franziskanische Orden und die Armut nach dem Ableben von Franziskus

4 Resümee

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Das Armutsverständnis ist kein Novum des franziskanischen Ordens. Das Gebot der absoluten Kontinenz entstand nicht erst aus den Idealvorstellungen des Franziskus von Assisi, sondern es existierte bereits im zwölften Jahrhundert unter den Zisterziensern sowie den Prämonstratensern. Beide zielten darauf ab, „Arme Christen“ zu sein.[1] Allerdings prägten auch die Waldenser und die Dominikaner ihren jeweils eigenen Armutsbegriff. Dennoch sieht die Forschung das Armutsideal des Franziskus als radikal, vielleicht auch als das radikalste Modell an.

Aus der Perspektive dieser Radikalität scheint es interessant, das Verständnis von Franziskus in Bezug auf das Ideal der Armut innerhalb dieser Seminararbeit näher zu beleuchten. Allerdings sei erwähnt, dass Franziskus neben dem Armutsideal noch weitere Ideale auslebte und auch forderte, wie zum Beispiel Demut, Keuschheit sowie Friedfertigkeit. Jedoch brachte innerhalb der Forschung kein anderes Ideal so viele hermeneutische Kontroversen hervor, wie das franziskanische Armutsprinzip.

Zunächst wird Franziskus´ Leben thematisiert, um zu zeigen, wie sich sein Dasein sich im Verlauf seines kurzen Lebens so kontrastierend wandeln konnte. Hierfür wird das Augenmerk vor allem auf die prägendsten Bekehrungsvisionen gelegt, da diese wichtig sind, um den Wandel nachzuvollziehen. Im Anschluss daran wird gezeigt, wie Franziskus und letztlich auch seine Mitbrüder dessen Verständnis von Armut umgesetzt haben, d. h., es wird nach Franziskus´ Armutsverständnis gefragt. Dabei werden vor allem zwei Quellen herangezogen. Die Drei-Gefährten-Legende und die Lebensbeschreibungen von Thomas von Celano[2] beleuchten die Armut beziehungsweise das Verständnis von Franziskus dazu sehr ausführlich. Dieses Verständnis und die damit verbundene Forderung innerhalb der Bullierten Regel sowie der Nicht bullierten Regel führten zu Lebzeiten des Franziskus, aber auch weit bis über seinen Tod hinaus zu Problemen. Franziskus versuchte, dem unter anderem mit seinem Testament entgegenzuwirken. Diese Probleme und ihre Lösungsversuche werden, wenn auch nur skizzenhaft, zum Schluss thematisiert. Hierbei werden auch einige Kritiker erwähnt, welche offenbar schon während der Entwicklung des Armutsideals durch Franziskus gegen dieses Modell arbeiteten und es auch nach seinem Tod bekämpften.

Neben den bereits erwähnten Quellen stützt sich diese Seminararbeit weitestgehend auf die Werke beziehungsweise Texte von Helmut Feld sowie auf die Aufsätze von Kajetan Esser „ Die Armutsauffassung des Hl. Franziskus “ sowie von Lothar Hardick „ Entwicklung des Armutsverständnisses im Orden der Minderen Brüder nach dem Tode des Hl. Franziskus “. Esser gibt in seinem Aufsatz einen guten Gesamtüberblick über das Verständnis von Armut aus Franziskus‘ Sicht wieder, wobei er dies in drei Bereichen sieht. Zum einen sieht er die Armut der materiellen Dinge und zum anderen die Armut in Bezug auf die Beziehung der Menschen untereinander sowie zu Gott. Hardick möchte mit seinem Aufsatz die Entwicklung aufzeigen, welche der Artmutsgedanke innerhalb des Ordens durchlaufen hat. Allerdings sieht er hierfür nur die ersten 100 Jahre nach Franziskus Tod als maßgeblich an, da alle weiteren Unternehmungen auf dem zuvor erarbeiteten Stand beruhen würden, was er darin begründet sieht, dass alle folgenden Versuche durch den Papst, welche die Regel klären sollten, ebenfalls auf der Rechtsebene geschahen.[3]

2 Franziskus von Assisi und der Begriff der Armut

2.1 Vom Leben in Sünde hin zum Leben innerhalb der wahren Religion

Das frühe Leben von Franziskus lässt keinen Schluss zu, wie er innerhalb seines kurzen Daseins einen solch extremen Wandel vollführen konnte. Als junger Mann, mit Anfang Zwanzig, war er ein lebenslustiger und vor allem freigiebiger Mensch. Das Geld rann nur so durch seine Finger. Dennoch, so Hilarin Felder, empfand er seit frühester Kindheit Mitleid gegenüber Notleidenden und zeigte sich ihnen gegenüber entsprechend freigiebig. Als ihn die „Bekehrungsvisionen“ überkamen, setzte bei Franziskus ein Umdenken ein. Nach Felds Auffassung bewirkten diese Visionen eine stufenweise Verwandlung in einen anderen Menschen[4]. Diese Visionen überkamen Franziskus bereits, als er noch mit seiner Gefolgschaft durch Assisi zog. Hier ist die Vision „ Die Ekstase auf einer Straße von Assisi “ zu nennen, da ihm durch die Eingebung Gottes gezeigt wurde, wer seine Braut sein sollte, nämlich die wahre Religion.[5]. Innerhalb der Drei-Gefährten-Legende, aber auch im zweiten Buch von Celano wird die Armut als Braut tituliert. Allerdings findet sich in der Drei-Gefährten-Legende für die Armut auch der Begriff der Herrin.[6] Franziskus selbst offenbart sich die Armut beziehungsweise seine Vorstellung davon erst später. Noch wegweisender allerdings war die Vision „ Der Crucifixus von San Damian“. Sie gilt als die für Franziskus´ Wandel bedeutendste Vision. Zum einen wird ihm in dieser Vision in der Kirche von San Damiano mit den Worten „Franziskus, geh hin und stell mein Haus wieder her, das, wie du siehst, ganz verfallen ist“[7] der Auftrag erteilt, die Kirche neu aufzubauen, d. h. sie zu reformieren. Diesen Auftrag verstand Franziskus zunächst falsch und versuchte, mit dem Geld des Vaters beziehungsweise mit dem Gewinn aus dem Tuchgeschäft das Kirchengebäude von San Damiano wieder aufzubauen. Zum anderen wird die Affinität zu Christus deutlich, da es Christus am Kreuz selbst war, der zu ihm gesprochen hat. Diese beginnende Verbindung wird sowohl in der Drei-Gefährten-Legende als auch in der Lebensbeschreibung von Celano aufgezeigt.[8] Aber nicht nur wir sehen in den „Bekehrungsvisionen“ den Zeitpunkt der Wandlung, sondern auch Franziskus selbst brachte seine Veränderung damit in Verbindung. In seinem Testament schrieb er, dass er während seines Lebens in Sünde[9] eine Abneigung gegen die Aussätzigen empfunden habe, die er aber durch Gott habe überwinden können.[10] Den endgültigen Austritt aus seinem alten Leben vollzog Franziskus, indem er sich auf dem Bischofsplatz in Assisi entblößte und sich öffentlich[11] von einem Vater lossagte. Letztlich kam es zur Umarmung mit Bischof Guido, womit Franziskus sich in die Obhut der Kirche begab. In diesem Akt auf dem Bischofsplatz von Assisi sieht Feld eine „juristische […] Trennung der Vermögensverhältnisse“ sowie „die ausdrückliche Lösung [der] verwandtschaftlichen Beziehung“[12].

Wie es allerdings mit Franziskus in der nahen Folgezeit weiterging, ist in der Forschung umstritten, da in den Quellen keine Einigkeit herrscht. So scheinen zumindest die Meinungen von Feld und Esser auseinanderzugehen. Esser sieht wohl als einzig mögliche Lösung, dass sich Franziskus nach seinem Gang in die Welt einem Kloster als Mönch angeschlossen haben muss. Dies kann jedoch anhand keiner Quelle bestätigt werden. Vielmehr widmete er sich wohl dem Aufbau der Kirche von San Damiano und tat alles dafür, „ein […] arme[s] Leben in der Nachfolge des leidenden Christus“[13] zu führen.[14]

[...]


[1] Vgl. R. Sickert: Armut im Vergleich, S. 106.

[2] Hier sei vor allem die zweite Lebensbeschreibung zu nennen. Da sie gleich neun Abschnitte innehat, welche die Armut thematisieren. (Vgl. II Cel 55-79, 82-93. sowie M. Schürer: Armut als Sinn und Zweck, S. 84).

[3] Vgl. K. Esser Die Armutsauffassung, S. 60-70. sowie L. Hardick: Entwicklung des Armutsverständnisses,
S. 74.

[4] H. Feld: Bewegung, S. 109.

[5] Vgl. DreiGefLeg 7.

[6] Vgl. DreiGefLeg 7, 33 und 38. sowie II Cel 55.

[7] II Cel 10. Vgl. auch DreiGefLeg 13.

[8] Vgl. DreiGefLeg 14. sowie II Cel 10 und III Cel 2.

[9] Franziskus selbst bezeichnet sein Leben vor der Bekehrung als ein Leben in Sünde.

[10] Vgl. Testament 1-3.

[11] Ob sich Franziskus verbal von seinem Vater lossagte (vgl. DreiGefLeg 20.) oder es nur durch die Entkleidung und bischöfliche Umarmung geschah, ist in den Quellen nicht gleichermaßen wiedergegeben.

[12] H. Feld: Bewegung, S. 132.

[13] Ebd., S. 137.

[14] Vgl. ebd., S. 109-155. sowie H.Feld: Franziskus von Assisi, S. 19-26.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Franziskus von Assisi. Das Armutsideal
Hochschule
Technische Universität Dresden
Note
2,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
17
Katalognummer
V214435
ISBN (eBook)
9783656427216
ISBN (Buch)
9783656440505
Dateigröße
535 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Franziskus von Assisi, Armutsideal
Arbeit zitieren
Nadine Trautmann (Autor:in), 2013, Franziskus von Assisi. Das Armutsideal, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/214435

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