Rose Ausländer und ihre Bukowina


Hausarbeit, 2012

14 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung

1. Hintergrundwissen

2. Die Bukowina in Rose Ausländers Werk
2.1. Darstellung
2.2. Bedeutung

3. Interpretationen
3.1. Zuvor
3.1.1. Äußere Form und Stilfiguren
3.1.2. Interpretation
3.2. Mutterland
3.2.1. Äußere Form und Stilfiguren
3.2.2. Interpretation
3.3. Bukowina 1
3.3.1. Äußere Form und Stilfiguren
3.3.2. Interpretation

4. Fazit

5. Anhang
5.1. Literaturverzeichnis
5.1.1. Primärliteratur
5.1.2. Sekundärliteratur

0. Einleitung

Über Rose Ausländers Biografie zu sprechen, heißt immer auch über ihr Werk zu sprechen und andersherum. Im Laufe ihres Lebens schrieb sie unzählige Gedichte die sich mit Erlebten beschäftigen. Ihre Lieben, ihre traumatischen Erfahrungen während des zweiten Weltkrieges, ihre Reisen. Diese Hausarbeit soll sich mit ihrer Heimat, der Bukowina und dem Verlust dieser als Themen in Ausländers Schaffen beschäftigen.

Aufgewachsen in Czernowitz, einer Kulturstadt, lernt Rose Ausländer früh Künstler kennen und verkehrt in diesen Kreisen. „Warum schreibe ich? Vielleicht weil ich in Czernowitz zur Welt kam, weil die Welt in Czernowitz zu mir kam.“1 Einen ebenso wichtigen Einfluss auf ihre schriftstellerische Tätigkeit hat ihr finanziell bedingter erster Aufenthalt in den USA. Aus Geldnot schickt sie die Mutter 1921, nach dem Tod des Vaters ins Ausland. Ignaz Ausländer, ihr späterer Ehemann begleitet sie. Mit diesem Schritt endet endgültig ihre Kindheit. Der Kulturschock, die Fremdheit und das Fehlen der Mutter finden Eingang in Ausländers Gedichte. „Vieles spricht dafür, dass Rose Ausländer erst in dieser Fremde, deren Alltagsmisere die kleine Bankangestellte ungeschützt ausgesetzt war, als Dichterin zu sich selbst gekommen ist.“2 Sie bleibt rastlos, getrieben und heimatlos, trauert der Bukowina nach. „Ohne wirliches Zuhause, mit kaum einer Habe zieht sie nach dem Verlust ihrer Heimat Bukowina von einer bleibe zur nächsten, sitzt auf gepackten Koffern, bleibt ständig auf der Flucht. Rose Ausländer fieht ins 'Wort', lebt die Aufgabe, die Gabe, die sie hier in diesem Leben zu erfüllen hat, die ihr aufgegeben ist.“3 Sie ordnet sich bewusst einer Sprachheimat zu, bzw. erneut zu, obwohl sie in der Fremde lebt, entwickelt aber auch ein reflektiertes Verhältnis zu der deutschen Sprache.

Mit einigen charakteristischen Gedichten über Heimat und Exil werde ich mich besonders beschäftigen, insbesondere mit Zuvor, Bukowina I und Czernowitz, da sie beispielhafte Heimatgedichte Ausländers darstellen.

1. Hintergrundwissen

Rose Ausländer wurde am ll.Mai 1901 in Czernowitz, Österreich-Ungarn als Rosalie Beatrice Scherzer geboren. Sie wuchs in einem weltoffenen liberal­jüdischen, aber auch kaisertreuen Elternhaus auf. Während des ersten Weltkriegs floh ihre Familie mit ihr für kurze Zeit nach Wien, kehrte aber bereits nach einem Jahr, 1920 in das nun rumänische Czernowitz zurück. Sie arbeitete dort in einer Rechtsanwaltskanzlei und besuchte nebenher als Gasthörerin die Vorlesungen für Literatur und Philosophie an der Universität. Diese Besuche brach sie aber nach kurzer Zeit bereits ab. Schon früh kommt Rose Ausländer also mit der Philosophie in Berührung. Vor allem die Lehren von Constantin Brunner, der sich seinerseits auf Baruch Spinoza bezieht, haben es ihr angetan. Brunners Seinvorstellung geht davon aus, dass alle Erscheinungen der Welt nur „modifikationen der einen Substanz“4 sind. Diese Idee zieht sich nicht nur durch ihr Frühwerk, sondern findet sich in ihrem gesamten Schaffen wieder. Eine zentrale Rolle spielen Identität und Selbstfindung sowie die Metamorphose wobei sie zentrale Poesiechiffren entwickelt „die das Prinzip des Lebenskreislaufs von Natur und Ich als identitätsbildend vorstellen.“5

1920 wird sie, nach dem Tod ihres Vaters, von ihrer Mutter in die USA geschickt, weil bekannte ihr eine Anstellung anbieten können. Die finanzielle Situation lässt der Familie keine andere Wahl. Ignaz Ausländer begleitet sie. 1923 heiratet Sie Ignaz Ausländer, trennt sich allerdings schon drei Jahre später von ihm nach der Begegnung mit Helios Hecht den sie bei einem Besuch in Czernowitz kennen und lieben lernt. Ab 1928 leben die beiden zusammen in New York, dann wieder Czernowitz und später Bukarest. 1935 kommt es allerdings erneut zu einer Trennung.

Auch die Liebe zur Mutter ist wichtig in Rose Ausländers Werk. Als sie Auswandern sollte schrieb sie etliche Gedichte für ihre Mutter.

In den USA erhält Rose Ausländer zum ersten Mal die Möglichkeit zu Publizieren.

1921 ist sie in die Betreuung der Kalenderanthologie Amerika Herold Kalender eingebunden und schreibt hierfür.

1924 lernt sie Alfred Margul-Sperber, den Entdecker Paul Celans, kennen und als dieser 1925 nach Czernowitz zurückkehrt sorgt er für die dortige Veröffentlichung ihrer Gedichte und arbeitet auch später mit ihr an der Zusammenstellung des Regenbogens, ihrem ersten Gedichtband der schließlich mit 400 Exemplaren im Jahre 1939. Zu dieser Zeit finden Werke von jüdischen Schriftstllern aber bereits keinerlei Beachtung mehr. Der Erfolg bleibt aus.

Die meisten der im Regenbogen enthaltenen Gedichte, von denen einige in der strengen lyrischen Form des Sonetts verfasst ist, stammen aus den Jahren 1927 bis 1933. Bei diesen Gedichten verarbeitet Ausländer die Oben genannten Themenbereiche: Abschied von Heimat und Kindheit, Eindrücke der neuen Welt, Liebe. Während in den ersten Gedichten oft noch romantische Motive zu finden sind (vgl. Liebe V) so wechselt Ausländer in ihren Amerikagedichten zu einem expressionistischen Stil. Auffällig ist Ausländers Wandel der Bedeutung von Reim und Vers zu freirhythmischen Gedichten. Der Regenbogen ist nicht in den Sammelband Gesammelte Werke aufgenommen worden. Rose Ausländer erklärte ihn für verschollen und distanzierte sich somit davon. „Unfassbar, dass ich jemals so geschrieben habe! Als wären sie nicht von mir.“6

Im Erscheinungsjahr des Regenbogen kehrt Ausländer nach einem dreimonatigem Aufenthalt nach Czernowitz zurück um ihre schwererkrankte Mutter zu pflegen. 1941 besetzen SS- Einheiten Czernowitz und der antisemitische Terror führt zur Errichtung eines Ghettos in das auch Rose Ausländer und ihre Familie festgesetzt wird. Sie leben dort in den Folgejahren in Kellerverstecken um der systematischen Deportation in die Vernichtunslager zu entgehen. Das Schreiben übernimmt eine lebenswichtige Rolle, es hilft ihr psychisch über die Zeit im Kellerasyl hinweg. Sie flüchtet sich in die Lyrik. Die entstandenen Texte sind unmittelbare Reaktionen auf die akute Existenzbedrohung. Im Jahre 1946 reist sie erneut nach New York, im darauf folgenden Jahr stirbt ihre Mutter was bei Rose Ausländer zu einem Zusammenbruch führt. In den Folgejahren reist Rose Ausländer wie eine Getriebene und auf englisch schreiben. Die ersten Gedichte in deutscher Sprache entstehen erst wieder 1957. Im Jahr 1965 siedelt Ausländer nach Deutschland um.

[...]


1 Ausländer nach Witte, Bernd: Rose Ausländer. In: Arnold, Heinz Ludwig (Hrsg.):Kritisches Lexikon der deutschen Gegenwartsliteratur (KLG.) Bd.1. München: Verlag Bild& Text, 1992. S.2.

2 Ebd.

3 Helfrich, Cilly: Es ist ein Aschensommer in der Welt, S.10.

4 Braun, Helmut (Hrsg.): Rose Ausländer, Materialien zu Leben und Werk. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch GmbH, S. 184.

5 Vogel/Gans: Rose Ausländer, Hilde Domin. Gedichtinterpretationen. Baltmannweiler: Schneider Verlag Hohengehren 1998, S.21.

6 Ausländer nach Wiggershaus, Renate: „Es war eine unendliche Sonnenfinsternis.“ Ein Portrait der Dichterin Rose Ausländer. In: Braun, Helmut (Hrsg.): Rose Ausländer, Materialien zu Leben und Werk. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch GmbH, 1991, S.96.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Rose Ausländer und ihre Bukowina
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Note
2
Autor
Jahr
2012
Seiten
14
Katalognummer
V214347
ISBN (eBook)
9783656426813
ISBN (Buch)
9783656432807
Dateigröße
384 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
rose, ausländer, bukowina
Arbeit zitieren
Greta Schmidt (Autor:in), 2012, Rose Ausländer und ihre Bukowina, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/214347

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