Anpassungsstrategien an den Klimawandel

Fallbeispiele


Hausarbeit (Hauptseminar), 2011

25 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Historischer Überblick
2.1 Geschichte der Anpassungstheorien
2.2 Praktische Anpassungsmaßnahmen

3 Theoretischer Überblick: Mitigation, Adaption, Vulnerabilität, Kapazität

4 Adaption oder Mitigation?

5 Interaktion zwischen Mitigation und Adaption

6 Unterschiede der Anpassungsstrategien von Entwicklungsländern und Industrieländern

7 Merkmale und Erfolgsfaktoren für Strategien zur Anpassung an den Klimawandel

8 Kosten der Anpassung

9 Sektoren, in denen Anpassung an den Klimawandel notwendig ist

10 Erstes Fallbeispiel (Landwirtschaft): Anpassung des Weinbaus an den Klimawandel
10.1 Hintergrund
10.2 Anpassungsstrategien
10.3 Konkrete Anpassungsmaßnahmen
10.4 Positive Aspekte des Klimawandels für den Weinbau

11 Zweites Fallbeispiel (Tourismus): Anpassung des Skitourismus in den Alpen
11.1 Hintergrund
11.2 Anpassungsstrategien und Maßnahmen

12 Ausblick

13 Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: 10 Erfolgsfaktoren für Strategien zur Anpassung an den Klimawandel (IFOK GmbH, 2009)

Abb. 2: Der Huglin-Index - Ein Maß für den Wärmebedarf von Rebsorten (Petgen, 2007)

Abb. 2: Adaptionsstrategie Weinbau (PIK, 2007)

Abb. 3: Beispiele für den Umgang mit möglichen Folgen des Klimawandels im Weinbau (PIK, 2007)

1 Einleitung

Das Weltklima ist im Wandel und das Ansteigen der globalen Temperaturen wirkt sich schon heute auf das Wettergeschehen auf. Der Meeresspiegel steigt und die Frequenz und Intensität der Extremwetterereignisse nimmt zu. Auch wenn alle Treibhausgasemissionen heute gestoppt würden, würden die in der Vergangenheit emittierten Treibhausgase den Klimawandel noch für die weiteren 30-40 Jahre vorantreiben (Defra, 2010).

In der heutigen Öffentlichkeit geht es vor allem um die Vermeidung des Klimawandels bzw. den Versuch seiner Minderung. Jedoch gibt es bereits Auswirkungen und es wird unvermeidbar zu weiteren Folgen der Klimaveränderung kommen. Auf genau diese unvermeidbaren und prognostizierten Folgen des Klimawandels, ob natürlich oder anthropogen verursacht, kann der Mensch mit Anpassung (Adaption) reagieren. Aufgrund der Komplexität dieses Themas, wurde es lange vernachlässigt. Als Querschnittsthema sind auch Bereiche betroffen, welche sich zuvor kaum mit den Folgen der Klimaveränderung beschäftigten (IFOK GmbH, 2009).

Diese Arbeit soll sich mit den Strategien der Adaption befassen. Zusätzlich werden zwei Fallbeispiele näher beleuchtet. Zum einen der Skitourismus in den Alpen und zum anderen der Weinbau. Geographisch beschränkt sich diese Arbeit auf den deutschsprachigen Raum.

2 Historischer Überblick

2.1 Geschichte der Anpassungstheorien

Bis ins 18. Jahrhundert glaubte man an die „Konstanz von Arten“. Organismen stellten feste, unveränderliche Formen da. Doch schließlich kam es zu Gegenthesen, welche eine Anpassungsfähigkeit des Lebens postulierten. Im Wesentlichen sind zwei entscheidende Theorien entstanden, der Lamarckismus und der Darwinismus. Ein halbes Jahrhundert vor Charles Darwin entwickelte Jean-Baptiste de Lamarck ein Modell, was davon ausgeht, dass sich Organismen aktiv an ihr äußeres Milieu anpassen können indem sie auf die sie betreffenden Umwelteinflüsse reagieren. Demgegenüber steht Darwins Theorie der passiven Anpassung. Für Darwin spielen die Umwelt und ihre Veränderungen eine sehr große Rolle. Seiner Meinung nach müssen sich Organismen an Veränderungen anpassen, da die Natur durch eine gewaltsame Auswahl nur jene überleben ließe, welche sich durch Zufall angepasst haben. Sowohl Lamarck als auch Darwin machten jedoch den Fehler, dass sie die Umwelt, das Milieu und den Organismus voneinander getrennt betrachteten (Plessner, 2002).

Bezogen auf den Klimawandel, begann die moderne Thematisierung des Anpassungsprozesses mit der Ausarbeitung der Klima-Rahmenkonvention, welche 1992 in Rio de Janeiro auf der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung unterzeichnet wurde. Sie sollte der Politik Perspektiven darlegen. In den frühen 1990er Jahren bezweifelte eine bedeutende Anzahl von Wissenschaftlern den anthropogenverursachten Klimawandel, sahen die Verwundbarkeit durch den Klimawandel in den modernen Gesellschaften als gering an und setzten auf Anpassung durch technologische Optionen (Fischer & Schütz, 1994). Heute gibt es viele Bereiche, wo der Mensch der bereits nicht mehr zu vermeidenden Erwärmung begegnet und seine Aktivitäten an sichtbare und absehbare Klimaänderungen anpasst (IPCC, 2007a).

2.2 Praktische Anpassungsmaßnahmen

Seit langer Zeit haben sich Gesellschaften an Klimaschwankungen angepasst. Hierzu zählen etwa die Errichtung von Deichen oder das Erbauen von Gebäuden auf erhöhten Fundamenten um sich vor Fluten zu schützen. Wasserspeicher und Bewässerungssysteme wurden geschaffen um mit einem Mangel an Niederschlag zurecht zu kommen. Durch Variation der Züchtungen und des Pflanzenzeitpunkts konnte die Landwirtschaft sich anpassen. Darüber hinaus kam es gelegentlich dazu, dass Menschen umsiedelten, um zu großen Klimaschwankungen zu entfliehen (Metz, 2010). Hier soll an die Korrelation von Massenauswanderungswellen von Europa nach Amerika und extrem feuchten, mehrjährigen Klimabedingungen erinnert werden (Brückner, 2000). Jedoch muss zwischen Reagieren und Agieren unterschieden werden. Die geplante Anpassung an zukünftige Klimaschwankung, im Gegensatz zu einer reinen Reaktion, begann erst vor wenigen Jahren. Die Niederlande beispielsweise passen sich heute an voraussichtlich deutlich steigende Meeresspiegel an (Metz, 2000).

3 Theoretischer Überblick: Mitigation, Adaption, Vulnerabilität, Kapazität

Um die theoretische Basis rund um den Begriff Adaption zu verstehen, müssen verschiedene Begriffe zunächst erklärt werden. Alle Begriffe werden normalerweise ebenfalls im Zusammenhang mit dem Globalen Wandel benützt. Für diese Arbeit wurden die Begriffe übernommen und beziehen sich rein auf den Klimawandel.

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten dem Klimawandel zu begegnen – Verminderung und Anpassung – sie zu unterscheiden ist von großer Wichtigkeit (Metz, 2010). Die Verminderung und damit der Versuch, „klimatische Veränderungen zu verhindern oder abzuschwächen“ wird Mitigation genannt. Unter der Anpassung oder Adaption versteht man „Veränderungen natürlicher und menschlicher Systeme als Reaktion auf tatsächliche oder erwartete klimatische und/oder klimabedingte Umweltveränderungen, die Schäden mindern oder günstige Gelegenheiten nutzen“ (Umweltbundesamt, 2005). Adaption soll zum einen vor negativen Einflüssen schützen, zum anderen positive Aspekte der Klimaveränderung ausnützen (Defra, 2010).

Unter dem Anpassungsgrad wird das „Ausmaß der Angepasstheit an aktuelle und zukünftige Auswirkungen des Globalen Wandels“ und damit auch an die Auswirkungen des Klimawandels verstanden. „Die Fähigkeit, geplante Anpassungsmaßnahmen durchzuführen“ wird als Anpassungskapazität bezeichnet und schließt eine spontane Anpassung nicht mit ein. Anpassungsmaßnahmen mindern Schäden oder nutzen günstige Gelegenheiten und bestimmen so den Anpassungsgrad. Ein Mangel an Ressourcen (finanziell, organisatorisch, legislativ, wissensbezogen, etc.) zur Umsetzung eines ausreichenden Anpassungsgrades führt zu einer geringen Anpassungskapazität. Das Mensch-Umwelt-System würde sich in diesem Fall nicht an die Folgen des Klimawandels anpassen können. Unter der Spontanen Anpassung (auch autonome Anpassung) versteht man zum einen die Anpassung innerhalb von natürlichen Systemen durch ökologische oder biologische Veränderungen, zum anderen spontane Anpassungen im Markt oder Sozialwesen. Für Letzteres wäre beispielsweise das Nachlassen der Nachfrage als Folge einer Preiserhöhung bei Angebotsknappheit zu nennen (Umweltbundesamt, 2005). Diese Art der Anpassung geschieht nicht bewusst oder strategisch und soll aus diesem Grunde in dieser Arbeit nicht weiter behandelt werden.

In dem Moment, in dem ein Mensch-Umwelt-System nicht an die potenziellen Auswirkungen des Klimawandels angepasst ist, besteht eine Vulnerabilität (Verwundbarkeit). Die Vulnerabilität kann noch einmal in zwei Szenarien unterteilt werden. Die Vulnerabilität im „Ohne-Maßnahmen-Szenario“ drückt die aktuelle Verwundbarkeit aus – das durch den Klimawandel bedingte Schadensrisiko eines Mensch-Umwelt-Systems ohne eine zukünftige Erhöhung des Anpassungsgrades. Es werden demnach über die aktuellen Anpassungsmaßnahmen hinaus keine weiteren Maßnahmen umgesetzt. Im Gegensatz dazu wird im „Mit-Maßnahmen-Szenario“ davon ausgegangen, dass die Anpassungskapazität maximiert wird, wodurch es zu einer Optimierung des Anpassungsgrades kommt. (Umweltbundesamt, 2005). Unter dem Begriff Vulnerabilität versteht man auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein gewisses Mensch-Umwelt-System Schaden erleidet durch Veränderungen in der Gesellschaft oder der Umwelt. Dabei wird die Anpassungskapazität des Systems berücksichtigt. Der Mensch kann vom Klimawandel sowohl direkt (z.B. Hitzewellen) als auch indirekt über klimasensitive Sektoren (z.B. Landwirtschaft) betroffen sein. Wie hoch die Vulnerabilität ist, hängt vom Ausgangsstadium einer Region ab. (Umweltbundesamt, 2005). Vorhandene Stressfaktoren können die Verwundbarkeit verstärken (IPCC, 2007a). Einige Regionen sind schon heute einem stärkeren Risiko unterworfen und somit noch anfälliger gegenüber dem Klimawandel. Diese Prädisposition einer Region oder eines Sektors gegenüber dem Klimawandel wird zu einem großen Teil von sozioökonomischen Rahmenbedingungen (z.B. Land- und Forstwirtschaft, Gesundheit, Tourismus, Verkehr) beeinflusst. Neben der Prädisposition wirken sich folgende drei weitere Faktoren auf die Vulnerabilität einer Region aus: Der Grad der regionalen Ausprägung des Klimawandels, die Potenziellen Auswirkungen des Klimawandels und der Anpassungsgrad einer Region. Unter den potenziellen Auswirkungen versteht man alle Effekte, welche aufgrund plausibler Szenarien des Klimawandels möglich erscheinen, jedoch ohne gegenwärtige und zukünftige Anpassungsmaßnahmen zu berücksichtigen (Umweltbundesamt, 2005).

4 Adaption oder Mitigation?

Die Aufgabe den Klimawandel erfolgreich zu bekämpfen und die dafür nötige weltweite politische Unterstützung zu finden ist gewaltig. Deshalb befürworten einige, den Schwerpunkt der Anstrengungen nicht auf die Vermeidung des Klimawandels, sondern auf die aktive Anpassung an die Veränderungen zu legen. Die meisten Auswirkungen des Klimawandels werden sich erst zukünftig auswirken. Nichtsdestotrotz gibt es keinen Grund auf die Auswirkungen zu warten. Gerade Länder, die von einer hohen Verwundbarkeit geprägt sind, können sich durch Anpassungsstrategien weniger anfällig gegenüber Klimaveränderungen machen. Adaption hat jedoch seine Grenzen. In einigen Fällen ist eine Anpassung unmöglich wie beispielsweise an den Anstieg des Meeresspiegels für Pazifikatolle oder an den Verlust von Ökosystemen, Spezies und Wasser spendenden Gletschern. Auch wenn Adaptionsstrategien teilweise technisch möglich wären, müssten zunächst die finanziellen Mittel und der politische Wille dazu bestehen. Letzteres gilt auch für hochentwickelte Industrienationen, was die Hitzewelle von 2003 oder der Hurrikan Katrina von 2005 bewiesen. Aufgrund dieser Grenzen erscheint es nicht klug, allein auf Adaption zu setzen. Doch auch die Mitigation kann sicherlich nicht alle Risiken vermeiden. Auch mit den kühnsten Anstrengungen, den Temperaturanstieg auf 2°C über dem vorindustriellen Wert zu begrenzen, wird es zukünftig zu beträchtlichen Auswirkungen des Klimawandels kommen. Adaptionsmaßnahmen sind daher sowohl für die zukünftigen als auch für die bereits existenten klimatischen Veränderungen von substanzieller Bedeutung (Metz, 2000). Gerade für die Reaktion auf kurzfristige Folgen ist Anpassung unerlässlich. Mildert man jedoch nicht gleichzeitig die Klimaveränderung (Mitigation), würde mit großer Wahrscheinlichkeit der Rahmen überschritten werden, in dem natürliche, bewirtschaftete und menschliche Systeme sich anpassen können (IPCC, 2007a). Adaptation kann daher als direkte Schadensprävention verstanden werden, während Mitigation indirekt wirkt (IPCC, 2007b). Folglich müssen beide, sowohl Adaptions- als auch Mitigationsstrategien entwickelt werden, unter dem Motto: „Avoiding the unmanageable and managing the unavoidable“ (Metz, 2000).

Das Spektrum von Adaptions- und Mitigationsmaßnahmen ist äußerst umfangreich. Es zieht sich von rein technologischen über verhaltensbezogene bis hin zu Bewirtschaftungsmaßnahmen. Durch ökonomische und politische Steuerung kann die Umsetzung dieser Maßnahmen begünstigt werden. Durch Forschung und Entwicklung sollten Unsicherheiten aus dem Weg geräumt werden und die Methoden samt deren Effektivität und Effizienz verbessert werden (IPCC, 2007a). Während die Verminderung primär von internationalen und nationalen Vereinbarungen abhängig ist, wird die Anpassung meist von privaten Aktionen und Absprachen auf kommunaler bis nationaler Ebene gesteuert (IPCC, 2007b). Es besteht also die Notwendigkeit eines Strategie-Portfolio bzw. einer Strategiekombination, welche Minderung, Anpassung und deren Forschung und Entwicklung beinhaltet (IPCC, 2007a).

5 Interaktion zwischen Mitigation und Adaption

Sind Adaption und Mitigation Substitute oder verhalten sie sich komplementär zu einander? Seit dem Dritten Sachstandsbericht des IPCCs wird den Wechselbeziehungen zwischen Anpassung und Verminderung große Beachtung geschenkt. Die Entscheidungen über Adaptionen und Mitigationen werden auf verschiedenen Entscheidungsebenen gefällt. Beide Formen sind innerhalb und zwischen diesen Ebenen miteinander verknüpft. Die Ebenen können private Haushalte oder Firmen aber auch nationale Planungsinstitutionen sein. Um eine effektive Mitigation zu erreichen, bedarf es einer weltweiten Beteiligung der Treibhausgasemittenten, während die Adaption sich meist auf lokaler bis nationaler Ebene abspielt. So entstehen viele heißdiskutierte Fragen über den Bedarf von Kompromissen und Synergien zwischen beiden Strategieformen, welche nicht eindeutig beantwortet werden können. Wie viel Adaption und Mitigation wäre optimal und in welcher Kombination? Wer entscheidet darüber und auf welchen Kriterien basierend? Synergien zwischen beiden kann die Kosteneffizienz steigern und damit für potenzielle Kapitalgebern attraktiver werden. Zwischen Mitigation und Adaption kann es allerdings nicht nur zu positiven, sondern auch zu negativen Implikationen kommen. Beispielsweise führt eine Aufforstung im Sinne einer Adaptionsmaßnahme zu einem positiven Beitrag der Mitigation. Andererseits wirkt eine Anpassungsmaßnahme wie das Klimatisieren von Innenräumen der Mitigation entgegen. Allgemein gilt, dass alle aufwendigen Adaptionsmaßnahmen großen Maßstabs Energie verschlingen und somit ein höherer Bedarf an Mitigation besteht. (IPCC, 2007b).

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Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Anpassungsstrategien an den Klimawandel
Untertitel
Fallbeispiele
Hochschule
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck  (Institut für Geographie)
Veranstaltung
Aspekte der Mensch Umwelt-Beziehung
Note
1
Autor
Jahr
2011
Seiten
25
Katalognummer
V214049
ISBN (eBook)
9783656423942
ISBN (Buch)
9783656424116
Dateigröße
799 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
anpassungsstrategien, klimawandel, fallbeispiele
Arbeit zitieren
Matthias Breuer (Autor:in), 2011, Anpassungsstrategien an den Klimawandel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/214049

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