Die spezifische Trainierbarkeit der koordinativen Fähigkeiten am Beispiel ausgewählter Disziplinen der Leichtathletik

Bedeutung der Koordinationsbereiche und Trainingsbeispiele


Studienarbeit, 2013

19 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsangabe

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1 Koordinative Fähigkeiten nach Meinel/Schnabel
2.1.1 Kopplungsfähigkeit
2.1.2 Differenzierungsfähigkeit
2.1.3 Reaktionsfähigkeit und Antizipation
2.1.4 Orientierungsfähigkeit
2.1.5 Gleichgewichtsfähigkeit und Körperspannung
2.1.6 Rhythmisierungsfähigkeit
2.1.7 Umstellungsfähigkeit
2.2 Übertragbarkeit auf leichtathletische Sportarten
2.3 Trainingsbeispiele
2.4 Life Kinetik
2.4.1 Wissenswertes über Life Kinetik
2.4.2 Einstiegsübungen

3. Fazit und Empfehlung

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Koordination ist eine sportartübergreifende Fähigkeit von Sportlern, die das Erlernen von sportartspezifischen Fertigkeiten erleichtert und die sich positiv auf die Leistungsentwicklung auswirkt. Sie kann individuell unabhängig von der Sportart trainiert werden und hat trotzdem positive Effekte auf die einzelne Disziplin.

In der Sportwissenschaft haben verschiedene Autoren Modelle zur Einteilung der Koordination aufgestellt. Im Folgenden orientiert sich die Ausführung an der Version von Dr. Kurt Meinel und Prof. Dr. Günter Schnabel. Diese Theorie hat auch großen Einfluss auf die Sportpraxis, so werden beispielsweise in der Lehrplanreihe des Deutschen Tischtennisbundes genau diese sieben koordinativen Fähigkeiten unterschieden. Je nach Sportart bzw. Disziplin unterscheidet sich die Gewichtung der Abhängigkeit. Im Weiteren werden dann Beispiele genannt, welche Disziplinen der Leichtathletik den sieben Kategorien zugeordnet werden können.

Es werden die Kopplungs-, Differenzierungs-, Reaktions-, Orientierungs-, Gleichgewichts-, Rhythmisierungs- und Gleichgewichtsfähigkeit unterschieden.

Leider ist die Akzeptanz von allgemeinem Koordinationstraining gerade im Amateurbereich, in dem aber oftmals die ersten Schritte der späteren Leistungssportler statt finden, nicht sonderlich hoch. Folgende Grafik stellt dessen Einfluss ganz gut dar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Grafik 1: Bedeutung von Koordinationstraining (©Neumair, A. 1999, S.180)

In der folgenden Arbeit werden zunächst die verschiedenen Fähigkeiten nach Meinel & Schnabel genauer beschrieben und anhand von Beispielen erklärt . Diese Beispiele werden im Anschluss auf verschiedene Sportarten bezogen, um die Vorstellung, was gemeint ist, zu erleichtern. Erst im nächsten Teil wird dann die spezielle Übertragbarkeit auf ausgewählte leichtathletische Disziplinen beschrieben. Anschließend sollen Trainingsbeispiele aufgezeigt werden. Zum Schluss geht es um Life Kinetik, was es mit diesem Thema zu tun hat und wie erste Übungen aussehen können.

Es gibt zahlreiche Beispiele für koordinative Höchstleistungen, die nur durch eine gute Ausprägung dieser Fähigkeiten möglich sind. Zwar entwickeln sich diese auch beim sportartspezifischen Training, aber eben nicht in vollem Umfang.

Bei der Tour de France 1999 rutschte Erik Zabel im Zielsprint mit einem Fuß vom Pedal. Jeder Hobbysportler wäre schwer gestürzt, doch Zabel schaffte durch einen ruckartigen Schlenker den Sturz zu vermeiden und das Gleichgewicht wieder herzustellen (vgl. Neumair, A. 1999, S.3).

Tennisfans "schnalzen" mit der Zunge, wenn sie Rafael Nadal dabei beobachten, wie er die unmöglichsten Bälle noch erläuft, obwohl er zuvor in eine andere Richtung unterwegs war. Für diese Extremleistung ist ein höchstes Maß an Koordination erforderlich, wie z.B. die Reaktions-, Umstellungs- oder Orientierungsfähigkeit.

2. Hauptteil

2.1 Koordinative Fähigkeiten nach Meinel/Schnabel

Der Punkt 2.1 widmet sich der genauen Beschreibung der sieben koordinativen Fähigkeiten nach der Einteilung von Dr. Kurt Meinel und Prof. Günter Schnabel.

2.1.1 Kopplungsfähigkeit

Bei der Kopplungsfähigkeit geht es darum, verschiedene Teilbewegungen zu kombinieren. So müssen oftmals Bein- und Armbewegungen kombiniert werden. So bewegen sich z.B. in den Rückschlagsportarten die Spieler mit einer bestimmten Beinarbeitstechnik auf den Ball zu und müssen dann gleichzeitig die richtige Rumpf- und Armtechnik einleiten. Im Schwimmen ist ebenfalls eine gute Abstimmung zwischen Arm- und Beinbewegung nötig.

Im Training werden verschiedene Bewegungsausführungen und Übungsbedingungen variiert (vgl. Deutscher Tischtennis Bund 2008, S.45). Der Trainierende muss mit Armen und Beinen verschiedene Aufgaben lösen. Aber auch die Arm-Arm und die Bein-Bein Kopplung fallen unter diesen Bereich, wenn beispielsweise verschiedene Aufgaben mit beiden Armen ausgeführt werden müssen.

2.1.2 Differenzierungsfähigkeit

Differenzierungsfähigkeit bedeutet, dass der Sportler einen Bewegungsablauf dosieren kann. Diese Fähigkeit lässt sich schwer isoliert trainieren, da sie permanent beim Werfen, Fangen, usw. benötigt wird. Vielmehr soll durch vielfältiges trainieren ein Transfer auf die benötigte Sportart erreicht werden. Im Training werden also Wurfgeräte, - entfernungen und Bewegungsraum variiert. Beim Tischtennis spielt diese Fähigkeit bei der Dosierung des Krafteinsatzes eine tragende Rolle (vgl. Deutscher Tischtennis Bund 2008, S.45). Im Basketball muss der Spieler aus unterschiedlichen Distanzen werfen und im Fußball z.B. beim gefühlvollen Freistoß noch die Mauer als Hindernis einkalkulieren. Differenzierung wird gerne als übergeordnete koordinative Fähigkeit gesehen, da sie bei fast allen sportlichen Aktionen bedeutend ist.

2.1.3 Reaktionsfähigkeit und Antizipation

Die Reaktionsfähigkeit ist wohl bei Laien mit die bekannteste Eigenschaft. Hier geht es um die Fähigkeit, auf Reize situationsgerecht zu reagieren. Durch die Antizipation, bzw. die Wahrnehmung, können Bewegungsleistungen vorweggenommen werden (vgl. Deutscher Tischtennis Bund 2008, S.96). Das heißt z.B., dass der Sportler den Ball fixiert und ihn genau beobachtet (Flugkurve, Umdrehungen/Spin, Ballabsprung).

In der Regel wir die Reaktionszeit mit dem Zeitintervall zwischen Darbietung eines Reizes und Beginn der motorischen Arbeit definiert.

Die Reaktionszeit steigt mit der Anzahl der Auswahlalternativen an. Ist also klar, dass auf ein Signal der Sportler loslaufen soll, dann hat er genau eine motorische Antwort. Muss er aber z.B. auf ein visuelles Signal reagieren und bei der Zahl "1" vorwärts und bei "2" rückwärts laufen, dann erhöht sich diese Anzahl. Das Hick'sche Gesetz definiert diese Gegebenheit, denn für jede Verdopplung der Möglichkeiten, steigt die Reaktionszeit um ca. 150ms an (vgl. Enzyklopädie).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Grafik 2: Veränderung der Reaktionszeit (©Merkel, J. 1885)

Im Tischtennis erkennt der Rückschläger einen kurzen Aufschlag in die Rückhand, muss sich aber trotzdem noch entscheiden, ob er den Ball offensiv spielt (Flip) oder eher passiv. Ein Spieler mit großem Schlagrepertoire muss sich noch zwischen viel mehr Alternativen entscheiden. Nimmt er sich für kurze Aufschläge eine bestimmte Lösungsvariante vor, dann verkürzt er seine Reaktionszeit.

In Mannschaftsspielsportarten geht es häufig über die Entscheidung Alleingang oder Abspiel - und dann noch zu wem.

Roth unterscheidet bei der Reaktionszeit noch die Art der Antwortalternativen, so dauert im Handball die Entscheidung zwischen Schlagwurf rechts oder links weniger lang, als die Auswahl zwischen einem harten und einem weichen Wurf (vgl. Roth, K. 1989).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Reaktionszeit in Abhängigkeit von der Art der Auswahl (Roth, K. 1989).

2.1.4 Orientierungsfähigkeit

In der Lehrplanreihe des Deutschen Tischtennis Bundes (2008, S.88) wird die Orientierung wie folgt beschrieben: „Orientierungsfähigkeit als Fähigkeit zur Raum-Zeit-orientierenden Bewegungsvorausnahme und Bewegungssteuerung vermittelt […] seinen und des Gegners Standort“. Sie spielt also eine Rolle, wenn es um Räume, Abstände, Hindernisse, usw. geht.

Im Fußball ist die Übersicht des Spielmachers ein Beispiel, der mit hohem Tempo auf die Abwehr zusteuert und dabei immer Gegner und Mitspieler im Blick haben muss, um im entscheidenden Moment den „tödlichen Pass“ zu spielen. Gleiches gilt für den Stürmer, der in Abhängigkeit von den anderen Spielern im richtigen Moment starten muss.

2.1.5 Gleichgewichtsfähigkeit und Körperspannung

Was die Gleichgewichtsfähigkeit ist, sollte auch jedem Sportler klar sein. Speziell geht es darum, das dynamische und statische Gleichgewicht während und nach ausgeführten Bewegungen beizubehalten oder wiederherzustellen (vgl. Deutscher Tischtennis Bund 2008, S.78). Trainiert wird entweder auf stabilen oder instabilen Untergründen, bei denen der Sportler das Gleichgewicht halten muss. Hier spielt auch eine gute Körperspannung eine Rolle, die aber nicht zu den koordinativen Fähigkeiten nach Meinel und Schnabel gehört. Sie bedeutet eine Grundspannung in Rumpf-und Rückenmuskulatur, die die Wirbelsäule daran hindert, abzusacken. So können beispielsweise Liegestütze nur richtig mit geradem Rücken ausgeführt werden, wenn die Rumpfmuskulatur die Wirbelsäule stützt. Körperspannung ist beim Tanzen, Klettern, Badminton, Tischtennis, usw. wichtig. Ein Sportler kann sich nur auf einer Slackline halten, wenn er eine Grundspannung in seinem Körper aufbaut – geht er zu entspannt (damit ist nicht die mentale Entspannung gemeint) auf das Sportgerät, wird er nicht weit kommen. Ein Squashspieler, der ohne Körperspannung im Feld steht, wird langsamer reagieren und laufen.

Das fällt zwar generell nicht unter die Gleichgewichtsfähigkeit, aber mittels Übungen dazu, wie z.B. Balancieren, kann Körperspannung trainiert werden. Umgekehrt ist sie für Sportarten mit hohen Gleichgewichtsanforderungen eine Grundlage.

Die Punkte Gleichgewichtsfähigkeit und Körperspannung sind also eng miteinander verzahnt.

2.1.6 Rhythmisierungsfähigkeit

Das was viele im ersten Moment darunter verstehen würden, ist auch annähernd gemeint. Aber es geht nicht um den Rhythmus beim Singen eines Liedes, sondern um den, bei einer sportlichen Aktivität. Auch nicht gemeint ist der Rhythmus, von dem oft Trainer bei Spiel- oder Rückschlagsportarten sprechen, denn sie meinen damit ins Spiel zu finden und die eigene Leistung abzurufen. Viel mehr sind zyklische Bewegungen bei der sportlichen Bewegung gemeint. Hier unterscheidet man nicht wie bei der azyklischen Bewegung eine Vorbereitungs-, Haupt- und Endphase, sondern nur eine Haupthase und eine Zwischenphase, zu der jeweils End- und Vorbereitungsphase verschmolzen sind. Zu unterscheiden sind dann noch die alternierenden (kontinuierlicher Antrieb) und die nicht-alternierenden (symmetrisch) Bewegungen. Zur ersten Kategorie gehören beispielsweise Rudern und Sackhüpfen und zur Zweiten das Laufen, Fahrradfahren. Eine Mischform stellt noch die asynchron alternierende Bewegung dar, z.B. beim Diagonalschritt im Langlauf (vgl. Dr. Wastl, P.).

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die spezifische Trainierbarkeit der koordinativen Fähigkeiten am Beispiel ausgewählter Disziplinen der Leichtathletik
Untertitel
Bedeutung der Koordinationsbereiche und Trainingsbeispiele
Hochschule
Hochschule für Gesundheit und Sport, Ismaning
Note
2,7
Autor
Jahr
2013
Seiten
19
Katalognummer
V214027
ISBN (eBook)
9783656423126
ISBN (Buch)
9783656438038
Dateigröße
1747 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Reaktion, Differenzierung, Rhythmus, Rhythmisierung, Gleichgewicht, Umstellung, Orientierung, Kopplung, Körperspannung, Antizipation, Wahrnehmung, Tischtennis, Praxis
Arbeit zitieren
Stefan Herold (Autor:in), 2013, Die spezifische Trainierbarkeit der koordinativen Fähigkeiten am Beispiel ausgewählter Disziplinen der Leichtathletik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/214027

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