Die Erfindung der Kernwaffen und Suche nach einer Strategie

Welches Strategiedilemma brachte die Erfindung der Kernwaffen mit sich?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

24 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Glossar

2. Die Erfindung von Kernwaffen
2.1. Die Entdeckung der Kernspaltung
2.2. Das Manhattan-Projekt
2.3. Der Einsatz der Atombombe
2.4. Gründe des Abwurfs der Atombombe auf Hiroshima und Nagasaki

3. Kernwaffen
3.1. Strategische Kernwaffen
3.2. Taktische Kernwaffen
3.3. Die wichtigsten Bombentypen

4. Suche nach einer Strategie
4.1. Die Strategie als Ziel-Mittel-Relation
4.2. Die Strategiewandlung der USA
4.3. Das Strategiedilemma der USA im Atomzeitalter

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

Einleitung

„Kein voraussehbarer technischer Durchbruch wird von so fundamentaler Bedeutung sein wie die Erfindung der Atombombe durch uns. Jedoch konnten wir trotz des Besitzes der Atombombe eine feindliche Macht nicht daran hindern, ihre Einflusssphäre zu erweitern und sich die Möglichkeit zu schaffen, einen tödlichen Schlag gegen die Vereinigten Staaten zu führen.“ (Kissinger 1959: 11).

Die Atombombe wurde 1945 in den USA erfunden und wenig später auch eingesetzt. Der Abwurf von Atombombe auf Hiroshima und Nagasaki war der einzige Einsatz der Atom- bombe in einem Krieg. Dieser Einsatz machte klar wozu die neue Waffe fähig war. Kein mili- tärisches Mittel war von solch großer Bedeutung wie die Atombombe. Doch die Geschichte zeigte, dass eine Macht, die kein Ziel hat, den Willen lähmt. Diese Erfahrung machten auch die USA.

Sie besaßen eine Waffe, die keine andere Nation hatte und mit der sie alle ihre politischen Ziele verwirklichen konnten. Ob die USA aber die neugewonnene Macht in ihre politischen Ziele einbinden konnte ist eine andere Frage, denn dafür wird eine entsprechende Strategie benötigt. Eine Strategie, die die militärische Macht als Mittel mit den passenden (politischen) Zielen kombiniert. Hierfür bräuchte der Stratege wiederum die Kenntnis über die Wirkung der neuen Mittel und verbunden damit auch die genauere Formulierung der Ziele, denen diese Mittel dienen sollten. Im Falle der USA war es lange unklar, ob sie in die Lage kämen, die Atombombe für ihre Zwecke zu benutzen. Vor diesem Hintergrund lautet die Forschungsfra- ge dieser Arbeit:

Welches Strategiedilemma brachte die Erfindung der Kernwaffen mit sich?

Um diese Frage zu beantworten werden als erstes einige Begriffe erläutert, die für das Verständnis des Themas relevant sind. Anschließend wird auf die Geschichte der Erfindung von Kernwaffen eingegangen, die sich über dreißig Jahre erstreckt, wobei hier zuerst die Entdeckung der Kernspaltung und anschließend das Manhattan-Projekt sowie der Einsatz und Gründe des Einsatzes erläutert werden.

Im dritten Kapitel wird einen detaillierten Blick auf die Kernwaffen geworfen. Sie werden als strategische und taktische Waffen klassifiziert. In diesem Kapitel wird zum Schluss einen kurzen Überblick über die wichtigsten Typen gegeben.

Im vierten Kapitel wird das Thema der Strategie behandelt, wobei zuerst auf die Strategie als Begriff eingegangen wird. Anschließend wird der Prozess des Strategiewandels vor und nach der Erfindung der Kernwaffen beschrieben. Zum Schluss wird in diesem Kapitel darauf ein- gegangen, welche Schwierigkeiten oder Neuigkeiten die neue Waffe mit sich brachte und warum es für die USA schwer war die Macht der Kernwaffen für ihre Zwecke einzusetzen.

Abschließend wird ein zusammenfassender Blick auf die Arbeit geworfen.

1. Glossar

Die Kritische Masse: Bei der Explosion einer Kernwaffe wird eine Mindestmenge spaltbaren Materials gebraucht. Diese Mindestmenge des spaltbaren Materials wird als „kritische Masse“ bezeichnet (vgl. Atomwaffen A-Z). Das Material befindet sich vor der Explosion in mehreren voneinander getrennten Teilelementen in der Bombe, die kurz vor der Explosion zusammen- gebracht werden müssen um der Bombe eine erhöhte Sprengkraft zu ermöglichen (vgl. UN 1991: 11).

Die Kernspaltung (Fusion): „Werden Uran-235-Kerne mit Neutronen beschossen, so nehmen sie ein Neutron auf und ihre Massenzahl steigt auf 236. Der so entstandene Kern ist nicht beständig, gerät ins Schwingen und fällt auseinander. Es entstehen Spaltprodukte mit einer kleineren Massenzahl, also neue, meist radioaktive Elemente.“ (Atomwaffen A-Z). Wenn eine Kernspaltung stattfindet, bilden sich daraus zwei neue Atome und zwei bis drei Neutronen. Die Neutronen spalten automatisch weitere Kerne. Die Masse all dieser Spaltprodukte ist geringer als die Masse des ursprünglichen Kerns. Dieses Defizit der Masse wird im Spaltvorgang in Energie umgewandelt (vgl. Atomwaffen A-Z).

Das Atom: Die Einheiten chemischer Elemente werden Atome genannt. Ein Atom besteht aus einem Atomkern, in dem die Masse des Atoms konzentriert ist, und aus dem sich mit einem Schal um den Kern umkreisten Hüllenelektronen. Der Atomkern bildet sich aus zwei Kernteilchen und zwar aus den positiv geladenen Protonen und ungeladenen Neutronen. Die Atomhülle dagegen besteht aus elektrisch negativ geladenen Elektronen. Die Messzahl eines Atoms weist auf die Zahl aller Kernteilchen (vgl. Atomwaffen A-Z).

Der Fallout: Auf Deutsch wird auch radioaktiver Niederschlag so genannt bzw. die nach ei- ner Kernexplosion durch Niederschlag oder Staub erfolgende Ablagerung künstlicher Radio- aktivität der Luft an der Erdoberfläche. Dabei kann durch jede Explosion in Bodennähe, die Staub hochziehen kann, ein Fallout auftreten. Bei einer Explosion steigen i. d. R. die leichte- ren und kleineren Teilchen mit dem Feuerball zunächst nach oben, fallen innerhalb einer Stunde wieder zu Boden und halten sich bis zwei Tage lang an (vgl. Atomwaffen A-Z).

TNT (Trinitrotoluol): Für das Militär ist TNT einer der wichtigsten Sprengstoffe. Es hat eine Detonationsgeschwindigkeit von 6900 m/s. „Die häufig im Zusammenhang mit atomaren Explosion verwendete Einheit TNT-Äquivalent basiert hingegen auf der Kalorie und ist defi- niert durch: 1 KT (Kilotonne TNT) = 1012 cal“ (Atomwaffen A-Z). TNT wird sowohl vom Militär als auch von dem zivilen gewerblichen Bereich als Sicherheitssprengstoff verwendet.

Die Verwendung ist vergleichsweise sicher und deswegen ist TNT einer der am meisten benutzten Sprengstoffe.

KT (Kilotonne): „Die Explosionsenergie (Detonationswert) wird in den Maßeinheiten Kilotonne (KT) und Megatonne (MT) angegeben. Eine Kilotonne bezeichnet die Energie, die von 1000 Tonnen TNT (Trinitrotoluol) freigesetzt wird.“ (Atomwaffen A-Z). Die über der japanischen Stadt Hiroshima abgeworfene Atombombe hatte einen Detonationswert von etwa 12.5 und auf Nagasaki 22 KT (vgl. UN 1991: 24).

Kernwaffen: Kernwaffen werden auch Atomwaffen oder Nuklearwaffen genannt. Kernwaf- fen sind diejenigen Waffen, die ihre Explosionsenergie durch Kernspaltung oder Kernfusion bekommen. Wenn ein Neutron auf einen spaltbaren Kern trifft, zerfällt es unter Freisetzung von großen Mengen Energie. Solche Waffen haben durch Freisetzung der Atomenergie sehr große Zerstörungswirkung. Der Unterschied zu den konventionellen Waffen besteht u. a. dar- in, dass sie eine bis zu einmilliarden-fache Sprengkraft herkömmlicher Waffen besitzen, bei der Explosion wesentlich höhere Temperaturen verursachen und radioaktive Strahlungen frei- setzen (vgl. Atomwaffen A-Z).

2. Die Erfindung von Kernwaffen

Bis die ersten Kernwaffen erfunden wurden, war es ein langer Prozess. Viele Wissenschaftler an vielen Forschungszentren und Instituten in verschiedenen Ländern waren daran beteiligt. In diesem Kapitel soll die Vorgeschichte der Kernwaffen und deren Erfindung beschrieben werden.

2.1. Die Entdeckung der Kernspaltung

Joseph John Thomson gilt als einer der ersten Physiker, der sich mit der Atomforschung auseinander gesetzt hat und nachweisen konnte, dass es sich bei den Kathodenstrahlen um Teilchen handelt, deren Masse um den Faktor tausend geringer waren als diejenige des leichtesten Atoms, Wasserstoff. Im Jahr 1904 trieb er seine Forschung auf diesem Gebiet voran und fand heraus, dass diese Teilchen, die als Elektronen bezeichnet wurden, sich auf konzentrischen Bahnen um das Atom bewegten (vgl. Stamm-Kuhlmann 1998: 25). Für diese Entdeckung wurde er mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.

Von diesem Moment an bis zu der bahnbrechenden Entdeckung von Enrico Fermi waren im Verlauf der Zeit viele Physiker an verschiedenen Phasen der Kernforschung beteiligt. Henri Becquerel, Ernest Rutherford, Frederick Soddy, Otto Hahn und Niels Bohr sind dabei im Be- sonderen zu nennen. Einige dieser Wissenschaftler erhielten dafür den Nobelpreis für Physik (vgl. Dessauer 1948: 59ff.). Im Jahr 1932 wurde bekannt, dass der Atomkern aus Protonen und Neutronen aufgebaut ist. Dies führte Fermi dazu, dass er die Neutronen nutzte um die Atomkerne zu bestrahlen, woraus sich die künstliche Radioaktivität herausbildete. Mit seinen Kollegen zusammen fand er heraus, dass durch einen Paraffinfilter verlangsamte Neutronen eine wesentliche intensivere, künstliche Radioaktivität erzeugten, wodurch sie eine wesentli- che Voraussetzung für die Kernspaltung geschaffen hatten (vgl. Stamm-Kuhlmann 1998: 33). Kurz danach erfuhren viele Wissenschaftler davon und versuchten dies weiter zu entwickeln, wie Lise Meitner, Otto Hahn und Fritz Strassmann, wobei sie zunächst die Fermischen Ver- suche zur Bestrahlung des Urans mit Neutronen nacharbeiten mussten. Bei Ihren Forschungen in Berlin-Delheim fanden sie die Spuren des Elements Barium und bewiesen damit, dass das Uran in kleinere, aus leichteren Elementen bestehende Bruchstücke gespalten worden war. Kurz danach gelang Lise Meitner die theoretische Erklärung der Kernspaltung. Nach dieser Neuigkeit fand unter den damaligen Atomforschern ein Wettstreit über die Entdeckung der Kettenreaktion statt. Der französische Physiker Frédéric Joliot ermittelte kurz danach die Konsequenzen aus der Kernspaltung. Seiner Meinung nach würde die Spaltung mehr Energie freisetzen als je irgendein in einem Laboratorium in Gang gebrachter Prozess bisher hatte erschließen können und nach jeder Spaltung würden einige Neutronen übrig bleiben, die wie- derum die Träger der Kettenreaktion werden könnten (vgl. Stamm-Kuhlmann 1998: 35).

Auf die möglichen Gefahren des Besitzes einer Atombombe durch die Diktaturen der damali- gen Zeit wies Leo Szilard bereits im Jahr 1935 hin und versuchte, die Wissenschaftler davon zu überzeugen, die Atomforschungen geheim zu halten. Den Anlass dafür gaben vor allem die faschistischen Bewegungen in Deutschland und Italien, weswegen viele im Bereich der Atomforschung tätigen Wissenschaftler ins Ausland flohen, vor allem in die USA. Ihre Arbeit setzten die Forscher in ihrer neuen Heimat fort. So wurden die USA zu dem neuen Zentrum der Kernforschung.

„Von den einschlägigen Publikationen des Jahres 1939 stammen 40 Prozent aus den USA, 25 Prozent aus Frankreich, 15 Prozent aus Deutschland, 10 Prozent aus Großbritannien und die letzten 10 Prozent aus der übrigen Welt.“ (Stamm-Kuhlmann 1998: 37).

Die Befürchtung, dass Hitler als erstes der Bau der Atombombe gelingen würde, brachte Szi- lard dazu, dass er sich mit Einstein und Wigner verbündete. Einstein schrieb schließlich einen Brief an den amerikanischen Präsident Roosevelt, um ihn darin auf die Gefahr aufmerksam zu machen, dass Nazi-Deutschland bald in der Lage sein würde, eine Atombombe zu entwickeln (vgl. Fröhlich 1995: 51).

Nachdem der Zweite Weltkrieg begonnen hatte, richtete das State Department das „Advisory Comitee on Uranium“ ein, das später als „Manhattan-Projekt“ bekannt werden sollte. Das von dem Präsident beauftragte Komitee befasste sich mit allen Angelegenheiten, die die Kernfor- schung betrafen (vgl. Smyth 1947: 69). Es sollte u. a. erforscht werden, wie die Zerstörungs- kraft der Atombombe gebändigt und militärisch genutzt werden konnte. Die englische Atom- forschung wurde ebenso in das Programm eingegliedert und es standen beinahe unbegrenzte Geldmittel zur Verfügung.

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Die Erfindung der Kernwaffen und Suche nach einer Strategie
Untertitel
Welches Strategiedilemma brachte die Erfindung der Kernwaffen mit sich?
Hochschule
Universität zu Köln
Note
2.0
Autor
Jahr
2012
Seiten
24
Katalognummer
V213433
ISBN (eBook)
9783656418634
ISBN (Buch)
9783656418887
Dateigröße
427 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
erfindung, kernwaffen, suche, strategie, welches, strategiedilemma
Arbeit zitieren
Özgür Yildirim (Autor:in), 2012, Die Erfindung der Kernwaffen und Suche nach einer Strategie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213433

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