Slackline in der Realschule. Inner- und außerunterrichtliche Einsatzmöglichkeiten


Examensarbeit, 2011

101 Seiten, Note: 2,5


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Der Sport Slackline
2.1 Allgemein
2.1.1 Was ist Slacklinen
2.1.2 Arten von Slacklines
2.1.3 Geschichte der Slackline
2.2 Erster Kontakt mit der Slackline
2.2.1 Aufgang und Stehen
2.2.2 Gehen
2.2.3 Mögliche Hilfestellungen
2.2.4 Erste Tricks
2.3 Balancieren auf einem gespannten Band
2.3.1 Koordinative Fähigkeiten im Hinblick auf Slacklinen
2.3.2 Dynamisches Gleichgewicht
2.4 Auswirkungen des Slacklinens
2.4.1 Körperlich
2.4.2 Mental und psychisch
2.5 Einsatzbereiche der Slackline

3 Slackline in der Schule
3.1 Sozialer Aspekt
3.2 Aufbau
3.2.1 In der Natur
3.2.2 In der Halle
3.2.3 Material zur Ergänzung
3.2.4 Spezielle Aufbauten
3.3 Im Sportunterricht
3.3.1 Mögliches methodisches Vorgehen
3.4 Außerunterrichtlich
3.4.1 AG
3.4.2 Schülermentorenprogramm
3.4.3 Ganztagesangebot

4 Methodische Vorgehensweise
4.1 Forschungsfrage und Zielsetzung
4.2 Auswahl der Erhebungsmethoden
4.2.1 Quantitative und qualitative Forschung
4.3 Auswahl der Untersuchungsteilnehmer
4.3.1 Quantitative Erhebung
4.3.2 Qualitative Erhebung
4.4 Konstruktion des Fragebogens

5 Auswertung und Vergleich der Daten
5.1 Quantitative Erhebung
5.1.1 Datenkodierung
5.1.2 Datenauswertung und -darstellung
5.2 Qualitative Erhebung
5.3 Vergleich der Ergebnisse

6 Fazit

7 Literaturverzeichnis

8 Abbildungsverzeichnis

9 Anhang

1 Einleitung

„Als Individuen balancieren wir vielfach unbewusst auf bekanntem Terrain, es ist nur natürlich dass wir diese Eigenschaft aktiv erfassen und sie entsprechend fördern. Als Slackliner balancieren wir mit vollem Bewusstsein im Streben nach Vervollkommnung und Erfüllung. Versuch es einfach. Sei du, wenn du auf einer Slackline gehst; probier etwas aus, oder helfe einfach einem Kind Fahrradfahren zu lernen, du wirst spüren, das Gleichgewicht im Leben durchströmt alles. Das Arbeiten an seinen eigenen Grenzen - erkennen, bewältigen und zurücksehen - kann jedem auf seinem Weg helfen." (Jungshannß, o.D., S.6)

Slacklinen ist ein noch recht junger Sport, der immer mehr Anhänger findet. Was einst als Zeitvertreib von Kletterern begann, hat sich mittlerweile zum Trendsport entwickelt (vgl. Engel, 2008). Man balanciert dabei auf einem zwischen zwei Fixpunkten gespannten Band. Immer öfter sind junge Leute in Grünanlagen und Parks zu sehen, die auf ihren Lines gehen, stehen, hüpfen und diverse andere Tricks vollführen.

Doch die Slackline wird schon nicht mehr nur in der Freizeit eingesetzt. Eishockeytrainer nutzen die motivierende Trainingswirkung des Bandes für ihre Spieler (vgl. Fink, 2009). Sogar Topathleten wie Bode Miller, Ole Einar Björndalen und Evi Sachenbacher-Stehle binden sie bereits in ihr Trainingsprogramm mit ein.

Kann oder gar sollte die Slackline nun auch Einzug in die Schulen halten? Ist dies vielleicht schon geschehen?

Der Forschungs- und Literaturstand lässt dies nicht vermuten. Es existieren lediglich zwei deutschsprachige Bücher über die Thematik Slackline. Ein weiteres Buch ist in englischer Sprache erhältlich. Im Jahr 2011 sollen zwei weitere deutschsprachige Werke erscheinen, beide vom österreichischen Slacklinepionier und ehemaligen Lehrer Heinz Zak. Keines dieser Werke, weder ein bereits erschienenes noch eines im Laufe des Jahres auf den Markt kommendes, bezieht sich in irgendeiner Weise auf die Schule. Des Weiteren gibt es bis heute keine veröffentlichten

Studien zum Thema Slackline in Verbindung mit Schule. Einen Grund für diesen Umstand findet man sicher darin, dass Slacken eben noch eine recht junge Sportart ist. Dieses Defizit und die damit einhergehende Möglichkeit auf diesem Gebiet quasi Pionierarbeit zu leisten sowie das Interesse des Autors an der Slackline und am Slacken bilden die Motivation für die vorliegende Arbeit.

Im Rahmen dieser Arbeit wird zunächst auf das Slacken und die Slackline an sich eingegangen, um einen Überblick über die Thematik zu erhalten. Neben ersten Annäherungen wie mögliche Hilfestellungen und erste Tricks, wird unter anderem auf das Balancieren eingegangen. Dabei werden die koordinativen Fähigkeiten im Hinblick auf Slacklinen und Auswirkungen des Slacklinens, körperlich wie mental, betrachtet.

Mit den gewonnenen Erkenntnissen wird dann thematisiert, wie die Slackline in der Schule eingesetzt werden könnte. Dabei wird unter anderem auch ein Blick auf den sozialen Aspekt beim Slacklinen geworfen sowie auf relevante Dinge des Aufbaus eingegangen.

Natürlich darf eine Betrachtung möglicher Vorgehensweisen im Sportunterricht in diesem Rahmen genauso wenig fehlen, wie die der außerunterrichtlichen Einsatzmöglichkeiten.

Darauf folgt eine Erläuterung der methodischen Vorgehensweise der durchgeführten Studie, bevor es an die Auswertung und den Vergleich der erhobenen Daten geht. Bei der Studie wurde die derzeitige Situation zum Einsatz der Slackline in der Realschule untersucht.

Diese Arbeit soll einen ersten Überblick über die Einsatzmöglichkeiten der Slackline in der Realschule geben.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht.

2 Der Sport Slackline

In diesem Kapitel wird der Sport Slackline an sich besprochen. Da Slacklinen, wie eingangs schon erwähnt, noch ein recht junger Sport ist, soll darauf eingegangen werden, was Slacken eigentlich ist und worum es dabei geht. Zudem wird kurz die Geschichte und die Entwicklung betrachtet, bevor es dann um den ersten Kontakt mit der Slackline gehen soll. In diesem Teil werden dann Themen wie Aufgang, Stehen und Gehen sowie erste Tricks und auch mögliche Hilfestellungen beleuchtet.

Darauf folgen Betrachtungen der koordinativen Fähigkeiten in Verbindung mit dem Slacklinen und des dynamischen Gleichgewichts, welches eine zentrale Rolle beim Slacken spielt. Des Weiteren sollen sowohl mögliche Auswirkungen des Slacklinens aufgezeigt werden als auch, unter Umständen teilweise durch diese Auswirkungen bedingt, verschiedene Einsatzbereiche der Slackline. Aus diesen einzelnen Teilen ergibt sich ein Bild des derzeitigen Slacklinesports. Es sollte angemerkt werden, dass Slacklinen bisher kein offizieller Wettkampfsport ist und die stattfindenden Wettkämpfe in Mastersform ausgetragen werden. Somit liegen die Auswahl der antretenden Athleten und das Regelwerk in den Händen des jeweiligen Veranstalters.

2.1 Allgemein

2.1.1 Was ist Slacklinen

Das Begriff „Slackline" besteht aus den beiden englischen Wörtern „slack" und „line". „Slack" heißt in diesem Zusammenhang übersetzt lose bzw. locker und „line" kann mit Leine übersetz werden oder, wenn man an das Sportgerät Slackline denkt, auch als Band, da Slacklines in den allermeisten Fällen Nylonbänder sind. Slackline heißt übersetzt also lockere Leine oder loses Band (vgl. Kleindl, 2010, S. 13; Miller & Frisinger, 2009, S. 13). Frank & Rist definieren Slacklinen als Balancieren auf einem Kunstfaserband, das für gewöhnlich zwischen 2,5 und 5 cm breit ist und zwischen zwei Fixpunkten über dem Boden angebracht ist. Da das Band aber während des Aufhängens gespannt wird, „scheint der Begriff ,schlappe Leine‘ zunächst nicht treffend". Beim Slacklinen wird aber im Gegensatz zum Seiltanzen kein Stahlseil verwendet, sondern ein flaches Band, „welches elastische Eigenschaften besitzt". Somit gibt das Band unter dem Gewicht des Balancierenden nach, „wodurch sich ein dynamisch[es] bzw. ,schlappes‘ Verhalten des Bandes ergibt". Dieser Umstand verlangt ein ständiges aktives Ausgleichen der vom Balancierenden verursachten Bewegungen der Line (vgl. Frank & Rist, 2009, S. 15).

Beim Slacklinen wird also, kurz gesagt, auf einem zwischen zwei Fixpunkten gespannten elastischen Band balanciert. Die Elastizität des Bandes macht zudem den gravierendsten Unterschied zum Seiltanzen aus, sowohl im Bereich der Materialeigenschaft als auch im Bereich des Gleichgewichthaltens. Denn im Gegensatz zum annähernd starren Stahlseil, kann die elastische Slackline unter der „Last" des Balancierenden schwingen oder bewusst in Schwingung versetzt werden. Um diese Schwingungen kontrollieren, koordinieren und sogar nutzen zu können, erfordert es ein gutes Zusammenspiel zwischen Balance, Konzentration und Koordination.

Die Einzelteile, die benötigt werden, um eine Slackline aufzubauen, werden oftmals als fertige Sets vertrieben. Ein sogenanntes Slackline-Set umfasst in der Regel ein Band, ein Spannsystem und Komponenten, um beides an den Fixpunkten zu befestigen (mehr dazu in Kapitel 3.2). In der Definition von Frank & Rist wird gesagt, dass das Band an zwei Fixpunkten über dem Boden angebracht ist. Dies ist zum derzeitigen Stand nicht zwingend der Fall, da von diversen Herstellern mittlerweile Produkte auf dem Markt sind, bei denen die Slackline im Boden verankert werden kann (hierzu mehr in Kapitel 3.2).

2.1.2 Arten von Slacklines

Beim Slacklinen haben sich bis heute verschiedene Disziplinen und Ausprägungen entwickelt. In der Literatur findet man verschiedene mögliche Einteilungen dieser Disziplinen und Ausprägungen. Bisher gilt keine Einteilung als offiziell oder anerkannt. Der Autor ist der Ansicht, dass man generell zwischen drei verschiedenen Arten unterscheiden kann, unter denen dann weiteres Differenzieren möglich ist. Diese Arten sind Highlines, die, wie dem Namen schon zu entnehmen ist, in großen Höhen gespannt sind, Lowlines, die eine geringe Aufspannhöhe haben und Longlines, die lange Distanzen überbrücken.

Bei Highlines handelt es sich um Slacklines, die in einer Höhe angebracht sind, bei denen gefahrloses Abspringen nicht mehr möglich ist. Oftmals wird das Highlinen als die Königsdisziplin des Slacklinens bezeichnet. Aufgrund der hohen Risiken bei einem Sturz von einer Highline, wird oft mit mehrfachen Sicherungen an der Line gearbeitet. Hierbei wird unter anderem ein zusätzliches Seil, das direkt unter der Slackline verläuft und an gesonderten Fixpunkten befestigt wird, für den Fall, dass die Slackline reißt, genutzt. Mit dem sogenannten Leash verbindet man sich mit der Line und der zusätzlichen Sicherung, um einen Sturz in die Tiefe zu verhindern. Die Höhe und die somit einhergehende Angst sowie das Fehlen von Orientierungspunkten bilden die Schwierigkeit beim Begehen von Highlines (vgl. Balcom, 2005, S. 111ff; Kleindl, 2010, S. 123-145; Miller & Frisinger, 2009, S. 18).

Als Lowlines werden solche Slacklines bezeichnet, die knie- bis hüfthoch, in manchen Fällen aber auch etwas höher, gespannt sind. Gefahrloses Abspringen ist also ohne größere Probleme möglich. Daher sind sie für den Einsatz mit Kindern und Anfängern optimal geeignet. Bei den Lowlines kann man weitere Arten unterscheiden, wobei die Übergänge teilweise fließend sein können. Zu diesen Arten gehören die Trickline, die Jumpline, die Rodeoline und die Waterline. Der Begriff Trickline ist jedoch leicht irreführend, da es sich hierbei um eine ganz „normale", etwa vier bis acht Meter lange Slackline handelt, auf der eben auch diverse Tricks ausgeführt werden können. Das Wort normal bedeutet in diesem Zusammenhang nur, dass die Slackline keine besonderen Eigenschaften besitzt.

Eine Jumpline ist meist etwas länger als eine Trickline, im Normalfall aber nicht länger als 15 Meter. Zudem ist sie härter gespannt. Im Idealfall verhält sich eine Jumpline wie ein Trampolin (vgl. Kleindl, 2010, S. 91-94; Miller & Frisinger, 2009, S. 14).

Das besondere der Rodeoline ist die nicht vorhandene Spannung. Das Band wird so hoch befestigt, dass es in der Mitte trotz Gewicht des Slackliners nicht den Boden berührt. Es hängt bei Nichtbegehung schlaff durch. Durch dieses nicht Vorhandensein von Spannung, können anfangs plötzliche und unerwartete Abgänge passieren, daher auch der Name Rodeoline (vgl. Kleindl, 2010, S. 147f; Miller & Frisinger, 2009, S. 15).

Die Waterline nimmt eine Art Sonderstellung unter den Lowlines ein. Das liegt daran, dass der Untergrund, über dem sie gespannt wird, nämlich Wasser, sich grundlegend von dem Untergrund unterscheidet, über dem andere Lowlines gespannt werden. Vor allem fließende Gewässer und Wellen erschweren das Balancieren enorm, da ähnlich wie bei Highlines, die Orientierung erschwert wird. Bei Waterlines fehlt der Untergrund als Orientierungshilfe nicht, sondern er bewegt sich. Es ist darauf zu achten, dass das Wasser, über dem man slackt, tief genug ist und auch der Rand bzw. Uferbereich ein sicheres Abspringen zulässt. Schwimmbeckenränder sind hier aufgrund von Verletzungsgefahr problematisch. Dieses Risiko lässt sich aber vermindern, indem man dem Balancierenden am Anfang die Hand reicht, damit er sich abstützen kann (vgl. Kleindl, 2010, S. 149; Miller & Frisinger, 2009, S. 17). Nach Erfahrung des Autors bereiten Waterlines Kindern und Jugendlichen sehr viel Freude.

Bei Longlines und beim Longlinen wird versucht, eine möglichst lange Strecke auf der Slackline zu bewältigen. Ab welcher Länge jedoch von einer Longline gesprochen werden kann, ist nicht klar definiert. Den derzeitigen Weltrekord von 217 Meter halten Michi Aschaber und Mich Kemeter. Aber auch bei Lines von 30 bis 40 Metern betr itt man „eine völlig neue Welt". Dieses neuartige Gefühl kommt daher, dass das Eigengewicht des Bandes plötzlich viel stärker zum Tragen kommt. Die Line „antwortet" spür- und sichtbar auf jede Aktion des Slackliners. Jede seitliche Verscheibung des Bandes mit dem Fuß geht als Welle auf die Line über, „läuft" die Line entlang, wird am Fixpunkt reflektiert, kommt zum Slackliner zurück und drückt seinerseits den Fuß zur Seite. Dieses Verhalten macht für viele Slackliner die Faszination an Longlines aus. Es gilt ruhig zu stehen und Schwingungen zu vermeiden sowie die Eigenschwingung des Bandes zu nutzen, um die Balance zu halten. Aufgrund der Länge von Longlines, sind die Fixpunkte höher als bei Lowlines, um trotz des Durchhangs auch in der Mitte der Line noch oberhalb des Bodens zu stehen. Je nach Länge befinden sich die Fixpunkte auf Augenhöhe oder höher. Aufgrund der Länge kommt es bei Longlines zu einer größeren Belastung der Fixpunkte, des Bandes und anderer verwendeter Materialien. Der Aufbau sollte daher nicht von unerfahrener Hand und nur mit ausreichender Materialkenntnis durchgeführt werden (vgl. Kleindl, 2010, S. 71-83; Miller & Frisinger, 2009, S. 16).

2.1.3 Geschichte der Slackline

Balancieren wird von den Menschen schon seit sehr langer Zeit betrieben. Spätestens aber seit der Antike von den sogenannte Funambuli, die auf Seilen Kunststücke vollführten. Während des Mittelalters zeigten Seiltänzer aus dem Orient ihre Kunststücke in Europa. Das erste Werk, in dem unter anderem die Kunst des Seiltanzes besprochen wurde, erschien im Jahre 1599 mit dem Titel Trois dialogues de l'exercise de sauter et voltiger en l'air in Paris und war von Arcangelo Tuccaro. Parallel hierzu gab es im fernöstlichen Raum eine bemerkenswerte eigene Entwicklung. Eine koreanische Variante des Seiltanzes mit Namen Jultagi, die ebenfalls schon mindestens tausend Jahre existieren soll und dem aktuellen Jumplinen sehr ähnelt. Wenn man diese Ereignisse betrachtet, wirkt die Entdeckung der Slackline als nichts Besonderes. Jedoch hat das Seiltanzen erst in Form von Slacklinen zu rasanter Verbreitung gefunden. Als Geburtsstätte der Slackline wie wir sie kennen, gilt das Camp4 im Yosemite Valley. Adam Grolkowski und Jeff Ellington sollen 1983 die Ersten gewesen sein, die auf Kunststoffbändern balanciert sind und erste Tricks vollführten. Slacklinen war für sie jedoch nicht nur Zeitvertreib, sondern sie sahen es auch als Training an. Die Idee mit den Bändern wurde dann von Scott Balcom und Chris Carpenter übernommen und weiterentwickelt. Sie waren auch die Urväter der Highlines. Die Erste wurde von Scott Balcom ebenfalls im Jahre 1983 begangen und war zwischen zwei Brückenpfeilern gespannt. Seit dieser Zeit ist die Slackline bei Kletterern als Sportgerät beliebt. Slacklinen wurde in erster Linie zum Zeitvertreib und zur Selbsterfahrung praktiziert. Darin sieht auch Scott Balcom den wesentlichsten Unterschied zum Seiltanz:

„Rope walkin of one form or another has been for at least a couple of thousand years but has always been in the realm of acrobats and daredevils. Walk the Line dismisses the myth that only these professionals have the skills and talent to perform such feats. This myth is perpertuated by some who walk the line order to keep others from realizing how easy it is - which is the most important secret of walking the line. [...] Anyone can do it.”

(vgl. Balcom, 2005, S. 1)

Für die Entwicklung und Verbreitung der Slackline in Europa spielt der Österreicher Heinz Zak eine tragende Rolle. Er rief 2006 in Scharnitz das Internationale Slacklinetreffen ins Leben. Bei diesem Treffen wurden Kontakte geknüpft, erstmals in Europa 100 Meter lange Lines gespannt und gemeinsam Highlines aufgebaut. So entwickelte sich eine Szene im deutschsprachigen Raum, die sich und den Sport rasant weiterentwickelte (vgl. Engel, 2008 S. 4; Kleindl, 2010, S 14-17; Miller & Frisinger, 2009, S. 21-25).

2.2 Erster Kontakt mit der Slackline

Wer Kindern und Jugendlichen das Slacklinen näher bringen möchte, sollte anfangs einige Dinge beachten. Die Line sollte nicht zu kurz sein, da sehr kurze Slacklines ein unangenehmes Schwingungsverhalten aufweisen. Ist sie jedoch zu lang, fällt es anfangs enorm schwer überhaupt darauf zu stehen, da sie weit zur Seite ausschwingen kann. Zwischen vier und acht Metern ist eine sinnvolle Anfangslänge. Bei der Slackline sollte es sich um eine Lowline handeln, um die Gefahr bei Stürzen so gering wie möglich zu halten, etwa 40 bis 50 Zentimeter sollten hier nicht überschritten werden. Als Orientierung kann man hier von einer Maximalhöhe im Bereich von einer Handbreite unter Schritthöhe des kleinsten Teilnehmers ausgehen, um Schmerzen in dieser Region zu vermeiden. Neben der Line sollten etwa zwei Metern Sturzraum zur Verfügung stehen.

Eine Frage, die oft von Einsteigern gestellt wird, ist, ob man mit oder ohne Schuhe auf die Slackline gehen soll. Dies hängt von diversen Faktoren ab. Der offensichtlichste Faktor ist wohl die Temperatur. Des Weiteren ist das Absprunggelände bzw. der Untergrund maßgeblich. Kann ausgeschlossen werden, dass der Untergrund Verletzungsrisiken birgt, darf gern auf Schuhwerk verzichtet werden. Was generell gesagt werden kann ist, dass man barfuß ein besseres Gefühl für das Band unter dem Fuß hat, was die Sache etwas vereinfacht. Wenn Schuhe getragen werden, sollte man auf folgende Dinge achten: die Sohle sollte dünn sein, um das Band besser zu spüren, es sollte möglichst wenig Profil vorhanden sein, da dies sonst am Band hängen bleiben könnte und die Schuhe sollten recht eng sein, damit man nicht darin herumrutscht. Zudem führt eine dicke Sohle zu Instabilität im Sprunggelenk. (vgl. Kleindl, 2010, S. 25ff; Miller & Frisinger, 2009, S. 103ff)

2.2.1 Aufgang und Stehen

Bevor man anfängt auf der Slackline zu gehen, muss man erst einmal stehen können respektive soweit kommen, dass man stehen kann. Hierbei sollte man darauf achten, dass der Fuß, den man auf das Band setzt, längs zum Band steht und nicht quer. Des Weiteren ist es hilfreich nicht auf den Boden oder das Band zu schauen, sondern sich einen ruhigen Punkt weiter vorne zu suchen und diesen zu fixieren. Wenn man Bäume als Fixpunkte verwendet, kann man einen Punkt an der Rinde wählen. Allgemein bietet sich aber das Ende der Line als solcher Punkt an. Beim Aufstehen sollte das Gewicht mit etwas Schwung auf die Line gebracht werden, anstatt langsam das Kniegelenk zu strecken, da die langsame Variante weitaus schwieriger ist als die Schwungvolle.

Es ist zu beobachten, dass Fuß und Band gemeinsam anfangen zu zittern, sobald man mit dem Fuß ein wenig Druck auf die Line ausübt. Die Gründe dafür sind derzeit nicht eindeutig geklärt. Es hat sich jedoch gezeigt, dass sich dieses Zittern nach einiger Zeit von selbst einstellt. Auf der Slackline sollten die Hände dann etwa auf Höhe der Ohren gehalten werden, die Ellenbogen sind dabei gebeugt. In dieser Haltung können die Arme die optimale Unterstützungswirkung beim Gleichgewichthalten entfalten. Der Oberkörper sollte zentral über dem auf der Line stehenden Fuß gehalten werden, das entsprechende Knie ist leicht gebeugt. Ob das Kniegelenk optimal gebeugt ist, erkennt man daran, dass das erwähnte Zittern in der richtigen Position weniger wird. Der entsprechende Winkel kann von Person zu Person variieren. Die Erfahrung hat gezeigt, dass dieser zwischen 120° und 165° liegt. Das freie Bein kann hinter dem Stehenden locker an das Band gelegt werden. Hieraus ergibt sich eine einbeinige Ausgangsstellung. Es sollte darauf geachtet werden, nicht ständig mit dem gleichen Bein aufzustehen, da beide Beine und Körperseiten gleichstark belastet und trainiert werden sollen, um muskulären Disbalancen vorzubeugen.

Der Aufstieg auf das Band fühlt sich nicht an jeder Stelle des Bandes gleich an. Sehr nah am Fixpunkt entstehen beim Aufsteigen harte, kurze, unangenehme Schwingungen. In der Mitte ist ein recht großer Ausschlag des Bandes zu beobachten. Am besten geht es am Anfang im Bereich des ersten Drittels der Line.

Auf der Line wird die Balance durch Ausgleichsbewegungen aktiv herbeigeführt. Bei diesen Bewegungen kann der ganze Körper zum Einsatz kommen, primär jedoch die Ebenen Arme und Schultergürtel, Hüfte und die Beine, sowohl das auf der Line Stehende sowie das Freie (vgl. Balcom, 2005, S. 57-69; Kleindl, 2010, S. 26f; Miller & Frisinger, 2009, S.108).

2.2.2 Gehen

Sobald man sich stehend auf der Slackline relativ sicher fühlt und ein erstes Gespür für die Ausgleichsbewegungen bekommen hat, sollte man beginnen, die ersten Schritte zu wagen. Beim Gehen sollten folgende Dinge berücksichtig werden: langsam gehen. Wenn schnell gegangen wird schafft, man anfangs zwar einige wenige Schritte mehr, aber die Gefahr eines unkontrollierten Sturzes steigt. Die Knie sollten weiterhin wie in der Ausgangshaltung gebeugt bleiben, die Augen ruhen weiter auf dem gewählten Konzentrationspunkt. Die Bewegungsabfolge der Schritte entspricht der des gymnastischen Gehens. Dies hat den Vorteil, dass die Line mit der Fußspitze bzw. den Zehen, falls man barfuß auf de Slackline ist, ertasten kann. Ist die Line getroffen, wird der Körperschwerpunkt mitsamt Hüfte und Oberkörper nach vorn geschoben. Der hintere Fuß verlässt die Line und nimmt Haltung entsprechend der Ausgangsposition ein. Man geht auf der Slackline demzufolge Schritt für Schritt langsam vorwärts und läuft nicht einfach drauflos (vgl. Balcom, 2005, S. 69; Kleindl, 2010, S. 28f, Miller & Frisinger, 2009, S.110f).

2.2.3 Mögliche Hilfestellungen

Die Inhalte und Vorgehensweisen in diesem Kapitel entstammen, sofern nicht gesondert erwähnt, der Lehrerfahrung des Autors mit der Thematik. Gehen und Stehen klappt auf der Slackline nicht auf Anhieb. Daher ist es sinnvoll den Kindern und Jugendlichen, denen man das Slacklinen näher bringen möchte, mögliche Hilfen bereitzustellen. Die offensichtlichste Hilfe beim Slacklinen stellt das Handgeben dar. Da man als Lehrperson aber nicht mehreren gleichzeitig die Hand geben kann und es bei dieser Art von Hilfestellung schnell zu Ermüdung in den Bereichen Schulter und Oberarm kommt, werden im Folgenden einige mögliche Hilfestellungen und gegebenenfalls entsprechenden Aufbauten erklärt und diskutiert.

Zunächst kann man die Arten möglicher Hilfestellungen in zwei Gruppen unterteilen. Die erste Gruppe beschreibt die Hilfestellungen mit zusätzlichen Aufbauten und die zweite Gruppe, für die keine weiteren Aufbauten nötig sind.

In die Gruppe der Hilfestellungen mit nötigem Aufbau fällt zunächst die sogenannte Barrengasse. Bei der Barrengasse verläuft die gespannte Slackline längs durch einen oder mehrere Barren (vgl. Abb. 1, folgende Seite). Der Aufbau der Barrengasse eignet sich ausschließlich für die Halle. Die Fixpunkte müssen neben genügend Stabilität keine weiteren Kriterien erfüllen. Die Barrengasse eignet sich besonders für junge Schüler und für den Erstkontakt, respektive die Einführungsveranstaltung in die Thematik Slackline, da sie ein hohes Maß an Sicherheit vermittelt, was einen großen Vorteil der Barrengassen darstellt. Man kann sich bei Bedarf an den Holmen des Barrens festhalten und die Slackline kennenlernen. Kennenlernen meint in diesem Fall zu erfahren, wie sich eine Slackline unter den Füßen anfühlt und wie sie sich verhält. Man kann sie zudem nahezu gefahrlos begehen und erste etwaige Auf- und Abbewegungen wie Wippen, in die Knie gehen oder gar kleine Sprünge versuchen. Ein enormer Nachteil der Barrengasse gegenüber andern Hilfestellungen ist der enorme zeitliche Aufwand, der für den Aufbau nötig ist. Beim Aufbau sollten folgende Schritte aufeinander folgen: Als Erstes müssen wie bei allen Slacklineaufbauten die Fixpunkte bestimmt und gegebenenfalls entsprechend vorbereitet werden (mehr dazu in Kapitel 3.2). Danach muss der bzw. müssen die Barren positioniert und abgesichert werden. Beim absichern ist drauf zu achten, dass die Schüler nicht am Rand des Barrengestells mit den Knöcheln umknicken können. Bei der Verwendung von mehreren Barren sollte der Abstand der Holmen angepasst werden. Sind die Barren positioniert und entsprechend abgesichert, kann die Slackline zunächst zwischen den Fixpunkten ausgelegt, dann an den Fixpunkten befestigt und zu guter Letzt gespannt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1

Eine weitere mögliche Hilfestellung mit nötigem Aufbau stellt die Variante mit gespanntem Seil oder zusätzlicher Slackline oberhalb der zu begehenden Slackline dar. Der Aufbau dieser Variante geht nach entsprechender Vorüberlegung wesentlich schneller als der Aufbau der

Barrengasse. Bei den Vorüberlegungen sollte zunächst bedacht werden, dass die Fixpunkte nach oben hin diese Art des Aufbaus zulassen müssen. Bei Bäumen stellt dies oftmals kein Problem dar, da sie das Befestigen der oberen Slackline oder des Seils aufgrund ausreichender Höhe und Möglichkeit der Fixierung bieten. Bodenhaken als Fixpunkte in der Halle aber lassen einen solchen Aufbau nicht zu. Des Weiteren sollte abgewogen werden, ob ein Seil oder eine Slackline oberhalb der zu begehenden Slackline gespannt wird. Der offensichtliche Nachteil einer Slackline oberhalb stellt eindeutig der Verlust dieser Slackline als begehbares Gerät dar. Ein Vorteil aber ist, dass sie wesentlich leichter zu spannen ist, da in Slackline-Sets in aller Regel ein Spannsystem integriert ist. Bei der Verwendung eines Seils oberhalb der Slackline muss man sich selbst eine Spannmöglichkeit überlegen. Zudem muss das Seil ausreichend lang sein. Hat man ein Statikseil mit ausreichender Länge, kann es unter Umständen genügen, es straff zu verknoten. Dabei ist genügend Kenntnis auf diesem Gebiet vorausgesetzt. Zum Spannen kann hier aber auch Kletterequipment, zum Beispiel Seilklemmen oder Ähnliches verwendet werden, sofern vorhanden (weiteres zu Kletterequipment bei der Verwendung von Slacklines in Kapitel 3.2). Ist der Aufbau erledigt, dient das obere Seil bzw. die obere Slackline dazu, dass man sich an ihr festhalten kann wenn dies nötig ist oder man sich unsicher fühlt. Ein Vorteil dieses Aufbaus ist, dass die Hilfestellung seitlich der Slackline viel mehr Raum bietet als die Barrengasse, was der Bewegungsfreiheit nach rechts und links zugutekommt. Dies lässt „normales" slacken zu, sprich slacken ohne Hilfestellung. Wenn man jedoch merkt, dass man fällt, dann rettet ein Griff nach oben. Dieser Aufbau kann noch dahingehend variiert werden, dass man in den oben gespannten Teil ein Stück Seil einhängt, das hin und her laufen kann. Dieses Stück Seil kann dann vom Slackliner während des Slackens gehalten werden. So kann man praktisch mit der Hilfestellung slacken ohne sie zu benutzen. Bei Bedarf kann dann schnell durch Zug am Seilstück ein Sturz verhindert werden.

In die Gruppe Hilfestellungen ohne zusätzlichen Aufbau fällt das bereits erwähnte Handgeben in verschiedenen Variationen. Bei dieser Art der Hilfestellung sollte darauf geachtet werden, dass sich die Hand der Person auf der Slackline immer möglichst nah der Position befindet, in der sie auch in der beschriebenen Ausgangsstellung beim Slacklinen wäre, sprich etwa auf Höhe der Ohren. So kann man sich schon jetzt an die gewünschte Haltung gewöhnen.

Die erste und offensichtlichste Variation in dieser Reihe ist das ganz „normale“ Handgeben, bei dem sich die Hände beider Partner umschließen (vgl. Abb. 2; Abb. 3). Ein Vorteil dieser Variante ist, dass man so Schräglagen sowohl in Richtung zum Helfenden, wie weg vom Helfenden korrigieren kann. Der Helfende sollte seinen Arm steif machen, sodass der- oder diejenige auf der Slackline beim Beanspruchen der Hilfestellung diese auch nutzen kann. Dass heißt, wenn mein Partner auf der Slackline von mir weg kippt und an meinem Arm bzw. meiner Hand zieht, sollte mein Arm nicht nachgeben, sondern fest sein, damit der Schieflage entgegengewirkt werden kann. Entsprechendes gilt für ein Kippen in Richtung des Helfenden. Es besteht auch die Möglichkeit sich auf der Slackline von beiden Seiten aus von zwei Helfenden je eine Hand zu geben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2 Abb. 3

Die nächste Variation stellt das Halten am Unterarm des Helfenden dar. Diese Variation bietet die gleichen Möglichkeiten wie das normale Halten an den Händen. Sie hat jedoch den Vorteil, dass das Risiko einer Fingerverletzung durch starken Zug wegfällt. Es gibt zwei mögliche Unterarmpositionen bei dieser Hilfestellung. Einmal wird der Unterarm horizontal gehalten (vgl. Abb. 4) und einmal vertikal (vgl. Abb. 5). Für die Person auf der Slackline ergeben sich durch verändern der Position keine schwerwiegenden Unterschiede. Für die stützende Person hat es jedoch den Vorteil, dass bei einsetzender Ermüdung ein Positionswechsel des Arms durchgeführt werden kann.

Spürt man als Helfender dennoch starke Ermüdung in Schulter und Oberarm, so kann die Schulter den Job des Unterarms übernehmen (vgl. Abb. 6). Dieser Umstand beschreibt auch schon den größten Vorteil des an der Schulter Haltens. Auf den Helfenden kommt keinerlei Anstrengung zu. Die Person auf der Slackline wird aber einen enormen Unterschied verspüren, da das Ziehen an der Hilfestellung bei einer Schieflage weg vom Helfenden beim Halten der Schulter nur noch sehr bedingt möglich ist. Das hat zur Folge, dass die Person auf der Line nun mehr „Balancearbeit“ verrichten muss. Ob dies als Vor- oder als Nachteil gilt, ist situationsabhängig. Ist die Person auf der Slackline noch sehr unsicher, ist es ein Nachteil. Ist die Person auf der Slackline jedoch mit der Variante Unterarm schon relativ sicher und soll etwas mehr gefordert werden, so ist es ein Vorteil. Was jedoch mit Sicherheit als Nachteil gewertet werden kann, ist der Umstand, dass die Position der Hilfestellung sich nach unten verlagert hat, was zur Folge hat, dass die Hand der Person auf der Slackline sich nun ebenfalls weiter unten befindet, sprich weiter weg von der Position in der sie bei der Ausgangsstellung des Slacklinens eigentlich sein sollte.

Eine Art der Hilfestellungen nach dem Prinzip des an der Hand halten, das den eben genannten Nachteil der tieferen Position aufhebt, und ebenfalls ein Ziehen an der Hilfestellung nur noch sehr bedingt ermöglicht, stellt das Stützen mit der Handfläche dar (vgl. Abb. 7; Abb. 8). Es berühren sich nur noch die Handinnenflächen der beiden Personen, sprich des Stützenden und des Slackliners. Es kann also nun in nahezu der gewünschten Ausgangsposition geslackt werden und die Hilfestellung ist praktisch nur noch in eine Richtung wirksam, was einen sehr hohen Eigenanteil des Balance halten vom Slackliner erfordert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 7 Abb. 8

Bei allen der bisher genannten Hilfestellungen ohne nötigen Aufbau sollte darauf geachtet werden, hin und wieder die Seite zu wechseln auf der der Helfende steht. Wenn die Slackline hin und zurück begangen wird, geschieht dies in der Regel automatisch, da man als Helfender für den Rückweg wohl kaum über die Slackline steigen wird, sondern sich in der Regel ebenfalls einfach umdreht. Für den Vorgang des Umdrehens hat sich folgende Variante als sehr geeignet herausgestellt: Kurz vor dem Umdrehen bietet der Helfende auch die zweite Hand an, indem er sich um 90° zur Slackline hin dreht. Der Slackliner dreht seinen Oberkörper leicht zum Helfenden hin, sodass er die zweite Hand des Helfenden mit seiner zweiten Hand erreichen kann. Wenn der Slackliner so beide Hände des Helfenden berührt, dreht er seinen gesamten Körper soweit zum Helfenden hin, dass die Vorderseiten ihrer Oberkörper zueinander zeigen. Dieser Vorgang wird dann in umgekehrter Reihenfolge in die zu gehende Richtung nochmals ausgeführt. Also drehen des Körpers des Slackliners, lösen der zweiten Hand, ausdrehen des Oberkörpers in die Ausgangsstellung. Entsprechend dazu dreht sich der Helfende um 90° in die zu gehende Richtung.

Hat man Kinder in der Gruppe, die beispielsweise trotz erfolgreicher Begehung der beschriebenen Barrengasse noch zu viel Respekt vor der Slackline haben, kann man sie an beiden Händen haltend über die

Slackline führen (vgl. Abb. 9). Dazu stellt sich der Helfende rittlings über die Slackline, mit dem Rücken in Gehrichtung. Der Slackliner und der Helfende können sich anschauen, was helfen kann, dem Slackliner Mut zu machen. Slackliner und Helfender halten sich an beiden Händen. So kann der Slackliner relativ sicher über die Slackline geführt werden, auch ohne den Barrenaufbau.

Wenn man den Kindern nicht beim Balancieren helfen möchte oder soll bzw. die Kinder es allein versuchen möchten, besteht dennoch eine Möglichkeit ihnen das Gehen auf der Line zu vereinfachen. Hierfür setzt man sich einfach in einem entsprechenden Abstand zum Aufstiegspunkt auf die Slackline (vgl. Abb. 10; Abb. 11). Beim Sitzen auf der Line sollte darauf geachtet werden, dass man leicht in Richtung des Slackliners eingedreht sitzt. Das hat den Vorteil, dass man den Slackliner sehen kann und gegebenenfalls auf unerwartete Ereignisse reagieren kann. Die leicht eingedrehte Position ist weitaus bequemer als eine gerade Position. Der Slackliner sollte darauf achten, keine ruckartigen Bewegungen nach oben und unten zu vollführen, wie etwa Sprünge. Dies kann mitunter schmerzhafte Folgen für den Sitzenden bedeuten. Durch das Sitzen auf der Slackline wird das bereits erwähnte Zittern der Line größtenteils abgefangen. Wenn es dem Slackliner gelingt die Slackline bis zum Sitzenden zu begehen, kann dieser versuchen auf der Line weiter nach hinten zu rutschen oder gar langsam aufstehen. Dies sollte natürlich erst nach Rücksprache mit dem Slackliner geschehen.

Eine sehr elegante Hilfestellung ist das Stützen mit Stöcken. Bei dieser Variante ist für die Hilfestellung keine weitere Person nötig. Der Slackliner hilft sich quasi selbst. Es werden zwei Stöcke oder Stäbe benötigt, die jeweils in einer Hand gehalten werden. Außerdem sollten sie gleich schwer sein. Sie werden während des Begehens der Line einfach vom Slackliner mitgeführt und bei Bedarf benutzt man sie um sich am Boden abzustützen und so ein von der Line Kippen zu verhindern. Wichtig ist jedoch, dass die Stöcke nicht zu kurz sind. Sie sollten so lang sein, dass sie in der Ausgangsstellung nicht mehr als maximal 50 cm vom Boden entfernt sind. Diese Länge erlaubt es die „normalen" Ausgleichsbewegungen zu vollführen, ohne dass die Stöcke bereits den Boden berühren. Gleichzeitig sind sie so lang, dass man sich mit ihnen abstützen kann, ohne sich zu sehr zu verbiegen. Sollten die Stöcke zu lang sein, hält man sie statt am Ende einfach weiter in der Mitte.

Wie eigene Versuche gezeigt haben, ist eine Balancierstange beim Slacken keine sonderliche Hilfe. Hat man sich erst einmal an die Oberkörperbewegungen des Slackens gewöhnt, kommt sie einem sogar eher hinderlich vor, da man die Arme nicht mehr frei bewegen kann.

2.2.4 Erste Tricks

Wenn das Gehen auf der Slackline gut klappt möchte man natürlich mehr. Im Folgenden wird ein Überblick über erste Tricks gegeben, die auch von und mit Kindern und Jugendlichen umsetzbar sind. Wenn man beginnt Tricks auf der Slackline zu versuchen, wird man relativ schnell das ein oder andere Mal von der Line fallen. Der Untergrund sollte daher sturztauglich sein. Ist man draußen kann dies eine entsprechende Wiese sein, in der Halle kann der Sturzraum mit Matten abgesichert werden. Dieses Kapitel soll eine grobe Orientierung bieten und erhebt keinesfalls Vollständigkeitsanspruch, da dies den Rahmen der Arbeit übersteigen würde. Die Namen der Tricks sind nicht verbindlich und sie werden auch in der Literatur nicht einheitlich bezeichnet. Dieser Umstand kann eindeutig darauf zurück geführt werden, dass Slacklinen ein sehr junger Sport ist (vgl. Miller & Frisinger, 2009, S. 117).

Als erster Trick kann hier das Umdrehen aufgeführt werden. Ob Umdrehen schon als Trick angesehen werden kann, darüber lässt sich streiten. Erfahrene Slackliner werden es wohl nicht als Trick bezeichnen. Für Neulinge stellt es schon eine immense Steigerung der Möglichkeiten dar, da nun nicht mehr von der Line abgestiegen werden muss wenn man es über die gesamte Länge geschafft hat. Aus diesem Grund ist das Umdrehen in dieser Liste zu Recht vertreten. Beim Umdrehen ist die größte Schwierigkeit, dass man einen Moment lang quer zur Line steht.

Dieser Moment sollte möglichst kurz sein. Es gibt zwei mögliche Bewegungsabfolgen für die Drehung. Zum einen kann man seine Füße nacheinander von der Line anheben und umpositionieren (vgl. Abb. 12­14).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 12 Abb. 13 Abb. 14

Zum Anderen kann man den Kontakt mit den Füßen zur Line während des Drehvorgangs aufrechterhalten, indem man auf den Ballen stehen bleibt und sich so dreht (vgl. Abb. 15-18).

Je nachdem wie es jedem einzelnen leichter fällt. Bei beidem Arten sollte nach der Drehung schnell der neue visuelle Fixpunkt fokussiert werden. Das Rückwärtsgehen hat in dieser Liste einen ähnlichen Stellenwert wie das Umdrehen. Es ermöglicht quasi ein unendlich langes Verbleiben auf der Slackline ohne nur zu stehen und am Ende der Line absteigen zu müssen. Rückwärtsgehen ist nicht bedeutend schwerer als Vorwärtsgehen. Die Bewegungsabfolge ist der des Vorwärtsgehens sehr ähnlich, nur, dass man eben bei gleichbleibender Blickrichtung andersherum geht. Sprich es wird immer noch mit der Fußspitze nach der Line getastet bevor, man den Fuß komplett aufsetzt und man geht nach wie vor Schritt für Schritt.

Als nächstes das sogenannte Bouncen oder Federn. Das Bouncen stellt den ersten Trick dieser Liste dar, bei dem sich die Bewegungsorientierung des Tricks ändert. Bisher hat sich der Abstand zwischen Untergrund und Körperschwerpunkt bei den Tricks nicht verändert. Dies ändert sich beim Bouncen, da es um eine Auf- und Abbewegung geht. Beim Bouncen steht man im mittleren Bereich der Slackline und versucht ohne den Kontakt zur Line zu verlieren auf und ab zu federn, ähnlich wie auf einem Trampolin, nur ohne zu springen. Es sollte darauf geachtet werden, die Knie während des Bouncens gebeugt zu halten und den Fixpunkt weiterhin zu fokussieren. Bouncen ist eine sehr gute Vorübung zum Springen, da es den Absprungs- und Landungsphasen sehr ähnelt.

Beim Knee Drop versucht man ein Knie von der Line herunter hängen zu lassen. Das vordere Bein trägt das Körpergewicht, das Hintere liegt locker an der Line an. Nun beugt man das vordere Knie, führt dabei das Hintere außen an der Line vorbei nach unten und legt während dessen den Fußrücken des hinteren Fußes auf die Line (vgl. Abb. 19-21, folgende Seite). Hebt man zusätzlich die Zehen an, kann man den Fuß regelrecht in der Line einhängen (vgl. Abb. 22, folgende Seite). Je Tiefer man das Knie nach unten führt, desto stabiler fühlt sich die Position an.

[...]

Ende der Leseprobe aus 101 Seiten

Details

Titel
Slackline in der Realschule. Inner- und außerunterrichtliche Einsatzmöglichkeiten
Hochschule
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Note
2,5
Autor
Jahr
2011
Seiten
101
Katalognummer
V213424
ISBN (eBook)
9783668204676
ISBN (Buch)
9783668204683
Dateigröße
3337 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Slackline, slacken, schulsport, realschule
Arbeit zitieren
Tim Lebus (Autor:in), 2011, Slackline in der Realschule. Inner- und außerunterrichtliche Einsatzmöglichkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213424

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