Arbeitsverhältnisse nach der Transaktionskostentheorie


Seminararbeit, 2012

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretische Grundlagen
2.1 Transaktionskostentheorie
2.1.1 Definition von Transaktionen
2.1.2 Eigenschaften von Transaktionen
2.1.3 Transaktionskosten und Arten von Transaktionskosten

3. Vergleich von Normalarbeitsverhältnis und atypischer Beschäftigung

4. Wahl der Art des Beschäftigungsverhältnisses
4.1 Grundlegende Überlegungen aus Sicht der Transaktionskostentheorie
4.2 Transaktionseigenschaften als Entscheidungskriterium bei der Wahl des Beschäftigungsverhältnisses

5. Fazit

Literatur

1. Einleitung

Während der vorangegangenen Dekade hat ein kontinuierlicher Wandel der Beschäftigungsverhältnisse stattgefunden. Dem Normalarbeitsverhältnis stehen eine Reihe flexibler atypischer Beschäftigungsverhältnisse gegenüber. Deren Anteil unter abhängig Beschäftigten ist im Zeitraum von 1996 bis 2011 um 9% gestiegen.[1] Einige Autoren ziehen daraus den Schluss der Ablösung des Normalarbeitsverhältnisses durch atypische Beschäftigung.[2] Andere verweisen lediglich auf eine neue Form der Beschäftigung, die das reguläre Arbeitsverhältnis ergänzt.[3] Welcher Standpunkt der richtige ist, kann aus heutiger Sicht noch nicht beurteilt werden. Offensichtlich fragen Unternehmen in zunehmendem Maße flexible, marktnahe Beschäftigung nach; behalten aber dennoch einen Großteil ihrer regulär Beschäftigten. Ausgangspunkte für die Begründung dieses Verhaltens kann die Transaktionskostentheorie liefern. Speziell die Auswirkungen der Transaktionseigenschaften Spezifität, Unsicherheit und Häufigkeit rücken dabei in den Mittelpunkt der Überlegungen dieser Arbeit.

Der Transaktionskostenansatz bildet mit seinen Gedanken zum vertragsorientierten Handeln und zur Beschaffenheit unvollständiger Verträge unter anderem einen Teil der „Neuen Institutionenökonomie“. Geprägt wurde das Modell der Transaktionskosten maßgeblich durch Ronald Coase (1937, 1960) und Oliver Williamson (1973, 1979, 1985, 1991). Die Annahmen Coase´ und Williamson´s bilden auch heute noch die Basis für die Betrachtung wirtschaftlicher Austauschbeziehungen mittels der Transaktionskostentheorie. In der deutschsprachigen Literatur finden sich vor allem Arbeiten von Arnold Picot (1982, 1990, 1991). Eine Übertragung der Transaktionskostentheorie in die Personalwirtschaft wird beispielsweise von Joachim Eigler unternommen (1996, 1997). Unter Einbezug der Transaktionskosten beschäftigen sich weitere Veröffentlichungen mit dem breiten Feld der Personalwirtschaft. Dazu gehören insbesondere Föhr (1995, 1998), Neubäumer und Tretter (2008), Jans (2002), und Alewell und Hackert (1998).

Der zweite Teil dieser Arbeit führt in die theoretischen Grundlagen der Transaktionskostentheorie ein. Der dritte Abschnitt beschäftigt sich mit der Abgrenzung des Normalarbeitsverhältnisses von atypischer Beschäftigung und stellt die wichtigsten Merkmalsunterschiede dar. Der Begriff des Normalarbeitsverhältnisses geht auf Mückenberger (1985) zurück und wurde unter anderem von Walwei und Hoffmann (1998, 2002) aufgegriffen. Abschnitt vier gibt einen Ansatz zur Beantwortung der Frage nach der Wahl der optimalen Beschäftigungsform. Die Konzentration liegt dabei auf der Hypothese, dass die Spezifität einer Transaktion auf dem Gebiet der Personalwirtschaft eine zentrale Position bei der Wahl der Beschäftigungsalternative einnimmt. Diese These geht auf die Ausführungen von Williamson zurück, der 1985 beschrieb, dass der Einfluss der Spezifität einer Transaktion nicht zu unterschätzen sei. Er bezeichnet den Spezifitätsgrad als „( ) the big locomotive ( )“, welche die zukünftige Ausgestaltung von Transaktionen und vertraglichen Beziehungen maßgeblich beeinflusst.[4] Dies wird offensichtlich dann in besonderem Maße interessant, wenn es sich um tendenziell längerfristige Beziehungen handelt. In welchem Maß insbesondere der Spezifitätsgrad die Wahl der Beschäftigungsform beeinflusst und welche Auswirkungen weitere Eigenschaften auf die Entscheidung von Unternehmen, ist Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit. Das Fazit und Ansatzpunkte für weitere Untersuchungen stehen im Mittelpunkt des fünften Abschnittes.

2. Theoretische Grundlagen

2.1 Transaktionskostentheorie

Die Theorie des Transaktionskostenansatzes basiert auf den Gedanken Coase´. Sein Aufsatz „The Nature oft the Firm“ aus dem Jahr 1937, bildet die Grundlage des heutigen Verständnisses der Transaktionskostentheorie. Dieses wurde seit den 1970 Jahren vorwiegend durch Williamson geprägt. Coase gibt einige wichtige Denkansätze, indem er beispielsweise beschreibt wie Unternehmen in Abhängigkeit von Transaktionskosten entstehen – „( ) there is a cost of using the price mechanism.“.[5] Er folgert, dass Unternehmen in der Lage sind, die Anzahl der für Kooperationen notwendigen Verträge, im Vergleich zur Marktsteuerung durch den Preismechanismus zu verringern.[6]

Mit der Definition des Transaktionsbegriffes, mit Transaktionseigenschaften, Verhaltensweisen der Akteure und Kostenarten von Transaktionen beschäftigen sich die folgenden Ausführungen.

2.1.1 Definition von Transaktionen

Die grundlegende Komponente des Transaktionskostenansatzes sind Transaktionen.[7] Picot (1990) bezeichnet diese als „( )sozioökonomische Austauschbeziehungen ( )“[8] zwischen den Individuen eine Wirtschaftssystems. Einen definitorischen Ansatz über die Beschaffenheit von Transaktionen liefert Williamson (1985):[9]

„A transaction occurs when a good or service is transferred across a technologically separable interface.“

Dabei steht jedoch nicht die Übertragung von Gütern selbst im Vordergrund, sondern die „( ) vorgelagerte Übertragung von Verfügungsrechten ( )“.[10] Dieser Erklärungsansatz lässt sich sowohl auf Transaktionen aus dem Markt in Organisationen hinein, als auch auf solche innerhalb von Organisationen anwenden.[11]

Die Transaktionskostentheorie gibt eine Antwort auf zwei grundsätzliche Fragen der Organisation. Zunächst lässt sich von ihr ein Erklärungsansatz ableiten der wiederspiegelt, warum nicht sämtliche Transaktionen über den Markt stattfinden, sondern teilweise hierarchische Strukturen für die Koordination ökonomischer Tauschbeziehungen entstehen.[12] Auf der anderen Seite bildet der Transaktionskostenansatz ebenfalls einen theoretischen Rahmen zur Rechtfertigung relationaler Verträge. Diese sind unvollständig, weil sie zwangsweise Lücken aufweisen. Die Kosten für einen vollständigen Vertrag, unter Einbezug sämtlicher Informationen, wären unverhältnismäßig hoch.[13]

Transaktionen werden von verschiedenen Größen beeinflusst und die Kosten für Transaktionen können, je nach Zeitpunkt innerhalb der Transaktion, in unterschiedliche Arten eingeteilt werden.

2.1.2 Eigenschaften von Transaktionen

Transaktionskosten werden durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Dazu gehören:[14]

- Unsicherheit der Umwelt
- beschränkte Rationalität
- Opportunismus
- Spezifitätsgrad
- Häufigkeit der Transaktion

Diese Einflussfaktoren lassen sich untergliedern in zwei Teilbereiche. Auf der einen Seite stehen die Faktoren, die sich aus den Eigenschaften der Transaktionen an sich ableiten. Dazu gehören die Unsicherheit, der Spezifitätsgrad und die Häufigkeit der Transaktion . Auf der anderen Seite stehen die Eigenschaften der Transaktionspartner. Zu diesen zählen demnach der Opportunismus und die beschränkte Rationalität. Dieser Einteilung wie sie beispielsweise Picot und Dietl (1990) vornehmen, stimmt der Autor grundsätzlich zu.[15] Wobei zu bedenken ist, dass bestimmte Verhaltensweisen der Transaktionspartner (z.B. beschränkte Rationalität) auf Eigenschaften von Transaktionen (z.B. Unsicherheit der Umwelt) zurück zu führen sind bzw. diese beeinflussen. Es besteht demzufolge eine Abhängigkeit zwischen Transaktions- und Verhaltenseigenschaften.

In Zusammenhang mit den Einflussfaktoren Spezifität, Unsicherheit und Häufigkeit werden später in dieser Arbeit die Auswirkungen der Transaktionskostentheorie auf die Wahl von Arbeitsverhältnissen beschrieben. Dabei liegt das Augenmerk im Speziellen auf den Alternativen Normalarbeitsverhältnis und atypischen Arbeitsverhältnis.

2.1.3 Transaktionskosten und Arten von Transaktionskosten

Unter der Prämisse, dass Transaktionen für keinen der beteiligten Partner Opfer verursachen würden, sind kostenfreie Austauschbeziehungen denkbar. Jedoch wird offensichtlich, dass dies eine sehr unrealistische Annahme darstellt.[16] Um eine Transaktion durchführen zu können ist es notwendig

- Informationen einzuholen (Anbahnungskosten),
- den zeitlichen Rahmen der Verhandlungen festzulegen (Vereinbarungskosten),
- die Einhaltung von Vereinbarungen sicherzustellen (Kontrollkosten) und
- die getroffene Übereinkunft an sich ändernde Rahmenbedingungen anzupassen (Anpassungskosten).[17]

Als Transaktionskosten werden demnach sämtliche Kosten bezeichnet die durch Feststellung, Übereignung und Umsetzung von Verfügungsrechten (property rights) entstehen, wie Tietzel (1981) beschreibt.[18] Darunter fallen zum Beispiel die Opfer eines Unternehmens für die Überwachung des Arbeitseinsatzes ihrer Angestellten. Zur detaillierten Betrachtung der Verfügungsrechte sei auf Furubotn und Pejovich (1972) verwiesen. In ihrem Artikel geben die Autoren einen Überblick über die wichtigsten Befunde zum Thema property rights in der wissenschaftlichen Literatur.

[...]


[1] Vgl. Statistisches Bundesamt (2012), veröffentlicht im Internet (07.11.2012)

[2] Vgl. Martin/Nienhüser (2002), S. 1

[3] Vgl. Hoffmann/Walwei (1998), S. 1

[4] Vgl. Williamson (1985), S. 56

[5] Coase (1937), S. 390

[6] Vgl. Coase (1937), S. 391

[7] Vgl. Williamson (1985), S. 41

[8] Vgl. Picot/Dietl (1990), S. 178

[9] Vgl. Williamson (1985), S. 1

[10] Picot/Dietl (1990), S.178

[11] Vgl. Williamson (1973), S. 316

[12] Vgl. Picot/Dietl (1990), S. 178f.

[13] Vgl. Richter (1991), S. 406f.; Vgl. Eigler (1997), S. 7

[14] Vgl. Picot (1991), S. 148

[15] Vgl. Picot/Dietl (1990), S. 179ff.

[16] Vgl. Coase (1960), S. 15

[17] Picot (1982), S.270

[18] Vgl. Tietzel (1981), S. 211

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Arbeitsverhältnisse nach der Transaktionskostentheorie
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Personalwirtschaftslehre)
Note
2,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
18
Katalognummer
V213183
ISBN (eBook)
9783656412922
ISBN (Buch)
9783656414919
Dateigröße
411 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Transaktionskostenansatz
Arbeit zitieren
Benjamin Kreller (Autor:in), 2012, Arbeitsverhältnisse nach der Transaktionskostentheorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213183

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