Lebenszyklustheorie und Wohnungsmobilität. Eine kritische Analyse des Zusammenhangs


Studienarbeit, 2013

43 Seiten, Note: 1,6


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Ausgangssituation und Problemstellung
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit

2. Theoretische Grundlagen
2.1 Wohnungsmobilität
2.2 Lebenszyklustheorie
2.3 Verknüpfung der theoretischen Grundlagen

3. Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Lebenszyklustheorie und
Wohnungsmobilität
3.1 Ereignisse im Lebenszyklus mit Auswirkungen auf die Wohnungsmobilität
3.2. Lebenszyklusunabhängige Determinanten auf die Wohnungsmobilität ..
3.3 Auswirkungen des gesellschaftlichen Wandels auf die Wohnungsmobilität und Lebenszyklustheorie

4. Kritische Würdigung der Ergebnisse
4.1 Ergebnisse in Bezug auf die Zielsetzung
4.2 Möglichkeiten und Grenzen in Bezug auf die Analyse
4.3 Praktische Anwendungsmöglichkeiten und deren Herausforderungen

5. Schlussteil
5.1 Zusammenfassung
5.2 Ausblick

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Prozess der Wohnungsmobilität

Abb. 2: Zusammenhang zwischen Wohnungsmobilität und Alter

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Kategorisierung der mikrotheoretischen Bestimmungsfaktoren von Wohnungsmobilität

Tab. 2: Kategorisierung der makrotheoretischen Bestimmungsfaktoren von Wohnungsmobilität

Tab. 3: Strukturelle Merkmale von Lebenszyklen

Tab. 4: Lebensphasen nach Erik H. Erikson

Tab. 5: Modifiziertes Lebensphasenmodell

Tab. 6: Zusammenhang zwischen Wohnungsmobilität und

1. Einleitung

1.1 Ausgangssituation und Problemstellung

Betrachtet man den Wohnungsmarkt in Deutschland, so wird schnell deutlich, dass viele Regionen vor dem Problem stehen, dass ihre Einwohnerzahlen schrumpfen.1 Auf der einen Seite lässt sich diese Entwicklung anhand der De- mografie erklären. Die geringe Geburtenrate sowie die immer älter werdende Bevölkerung sind ein maßgeblicher Faktor für eine schrumpfende Einwohnerzahl.2 Bereits jetzt weichen Fertilität3 und Mortalität4 voneinander ab. So standen 2011 662.685 Geburten 852.328 Sterbefällen gegenüber.5 Da die geburtenstar- ken Jahrgänge der 1950er und 1960er Jahre in Deutschland für einen rasanten Anstieg der Einwohnerzahlen sorgten werden diese nach ihrem Lebensende für einen ebenso deutlichen Rückgang sorgen.6 Bei gleichbleibender Geburtenrate ist also in Zukunft eine extremere und folgenschwerere Abweichung zu erwarten. Auf der anderen Seite spielt die Wohnungsmobilität eine entscheidende Rolle für die Verteilung der Bevölkerung. Denn eine stabile Einwohnerzahl ist nur noch durch Zuwanderungen möglich.7 Diese können sich auf einzelne Regionen oder ganze Nationen beziehen. Am Beispiel von 2011 müssten also 189.643 Men- schen in Deutschland einwandern um die Bevölkerungszahl aufrecht zu erhalten. Betrachtet man einzelne Regionen in Deutschland, so lässt sich also feststellen, dass kleinräumige Bevölkerungsgewinne hauptsächlich durch Umzüge erreicht werden können.8

Für die Kommunen würde ein Einwohnerschwund ausbleibende Steuereinnah- men und zusätzliche Kosten zur Konsequenz haben. Denn die hohen Fixkosten für kommunale Infrastrukturen bleiben unabhängig von der Einwohnerzahl konstant.9

Aus diesem Grund bemühen sich Städte und Gemeinden immer stärker um die Gewinnung neuer Einwohner.

Weiterhin führen sinkende Einwohnerzahlen zwangsläufig zu unerwünschten volkswirtschaftlichen Konsequenzen. Denn Wohnungsleerstände senken die Renditen von Wohnungsbauinvestitionen. Sie beschleunigen in der Regel den Verfall der Immobilie und beeinträchtigen die Qualität des Wohnumfeldes.10

1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit

Vor diesem Hintergrund wäre eine verlässliche Prognose der Wohnungsmobilität erstrebenswert. Betrachtet man die Literatur, so wird häufig angenommen, dass bestimmte Ereignisse im Lebenszyklus der Menschen ein Auslöser für Woh- nungsmobilität sein können.11 Somit ist das Ziel dieser Arbeit den Zusammen- hang der Lebenszyklustheorie mit der Wohnungsmobilität der Bevölkerung in Deutschland zu analysieren und die wirtschaftliche Bedeutung der Ergebnisse kritisch zu würdigen.

Um dieses Ziel zu erreichen, werden im ersten Kapitel die theoretischen Grundlagen zur Wohnungsmobilität sowie zur Lebenszyklustheorie erläutert. Im An- schluss daran werden diese zusammengeführt und kritisch analysiert. Im dritten Schritt werden zum einen die Ergebnisse in Bezug auf die Zielsetzung gewürdigt und zum anderen die praktischen Anwendungsmöglichkeiten und die Herausfor- derungen der Ergebnisse aufgezeigt. Abschließend erfolgen eine Zusammenfassung der Arbeit sowie ein Ausblick.

2. Theoretische Grundlagen

In diesem Kapitel werden die theoretischen Grundlagen zu den beiden Themenschwerpunkten Wohnungsmobilität und Lebenszyklustheorie dargelegt. In einem ersten Schritt wird Wohnungsmobilität definiert und begrifflich abgegrenzt, was aufgrund der Vielzahl an unterschiedlichen Vokabeln unumgänglich ist.12 Weiterhin werden die Bestimmungsfaktoren der Wohnungsmobilität aufgezeigt, da diese zum Erreichen der Zielsetzung eine hohe Relevanz haben.

In einem weiteren Schritt wird dann die Lebenszyklustheorie des Menschen definiert und anhand der theoretischen Modelle erklärt. Die Überleitung in die Analyse bildet dann die Verknüpfung der theoretischen Grundlagen.

2.1 Wohnungsmobilität

Betrachtet man die Literatur so wird schnell deutlich, dass die Begrifflichkeiten zum Thema Wohnungsmobilität unüberschaubar sind.13 Beispiele für teilweise synonym zu Wohnungsmobilität verwendete Begriffe sind Wanderungsbewegungen, räumliche Mobilität, Migration oder einfach Umzüge.14 Nachfolgend werden die für diese Arbeit relevanten Begriffe definiert und klassifiziert. Diese Klassifizierung erfolgt üblicherweise über die Distanz.15

Everett S. Lee (1972) definiert jeglichen dauerhaften oder zumindest mittelfristigen Wechsel des Wohnsitzes unabhängig von der Umzugsentfernung als räumliche Mobilität oder Wohnungsmobilität. Auch ein Umzug innerhalb desselben Gebäudes stellt somit Wohnungsmobilität dar.16 Die vorliegende Arbeit folgt dieser Definition. Beide Begriffe werden somit synonym verwendet. Betrachtet man die Umzugsentfernung, so lässt sich diese in drei Klassen einteilen:

1. Intraurbane Mobilität wird auch als residentielle Mobilität bezeichnet und impliziert einen Umzug innerhalb einer Agglomeration17 (‚partial displacement‘).
2. Interregionale Mobilität bezeichnet immer einen Wechsel zwischen Agg- lomerationen mit einer vollständigen Änderung der täglichen Mobilitäts- muster (‚total displacement‘).
3. Internationale Mobilität bezeichnet ebenfalls eine vollständige Änderung der täglichen Mobilitätsmuster. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass es sich hierbei um einen internationalen Umzug handelt.18

Empirische Untersuchungen fassen oftmals die interregionale und internationale Mobilität als fernräumliche Mobilität zusammen. Intraurbane Mobilität wird folglich als nahräumliche Mobilität klassifiziert.19

Das Problem der Klassifizierung anhand von Agglomerationen ist die Tatsache, dass die tatsächlichen Distanzen von Region zu Region stark abweichen. Somit stellt die Klassifizierung ein vages Kriterium dar.20

Neben der Umzugsentfernung wird die Wohnungsmobilität auch nach dem zu- grundeliegenden Umzugsmotiv differenziert. Denn damit es zur Wohnungsmobili- tät kommt, muss das betrachtete Subjekt eine entsprechende Motivation haben.21 Eine Motivation ist eine personale Determinante, die das menschliche Verhalten beeinflusst.22 Dabei handelt es sich um ein Zusammenspiel zwischen den Motiven in der Person und den motivierenden Situationsmerkmalen, welche auch als Anreiz bezeichnet werden. Voraussetzung für eine Motivation sind Motive. Letztendlich kann die Handlung die konkrete Umsetzung der Motivation darstellen. Eine Motivation muss jedoch nicht zwangsläufig die Handlungsentscheidung zur Folge haben.23 Wohnungsmobilität ist also ein mehrstufiger Prozess. Davon ausgehend lassen sich die Stufen der Wanderungsentscheidung darstellen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Geis (2003), S. 40.

Abb. 1: Prozess der Wohnungsmobilität

Die Abbildung verdeutlicht den Weg bis zur tatsächlichen Wanderung. Dabei muss beispielsweise ein Wanderungsgedanke nicht zwangsläufig zu einem Wanderungsplan und einer tatsächlichen Wanderung führen. Die tatsächliche Wanderung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Es gibt zahlreiche Migrationstheorien, welche sich mit den Motiven und Ursachen für Wohnungsmobilität beschäftigen. Die Bestimmungsfaktoren zur Wohnungsmobilität werden in einen Mikro-Ansatz und einen MakroAnsatz aufgegliedert.24 Auf die Erklärung spezieller Theorien wird in dieser Arbeit jedoch verzichtet. Denn eine Theorie, die in allen Formen und Typen von Wohnungsmobilitätsprozessen gerecht wird fehlt bis heute.25 Nachfolgend werden die mikrotheoretischen Einflussfaktoren sowie die makrotheoretischen Einflussfaktoren auf die Wohnmobilität genauer beschrieben.

Der Mikro-Ansatz erklärt eine Handlungsentscheidung aufgrund Äspezifischer soziodemografischer, humankapitaltheoretischer, psychosozialer oder monetärer Eigenschaften des Einzelnen“26. Der Mikro-Ansatz wird aus diesem Grund auch als handlungsorientierter oder entscheidungsorientierter Ansatz bezeichnet.27 Das Besondere an diesem Ansatz ist die Tatsache, dass die persönlichen Faktoren interindividuell unterschiedlich wirken können.28

Die zahlreichen Mikrotheorien werden im Rahmen dieser Arbeit nicht genauer erläutert. Die Gemeinsamkeit aller Ansätze sind die zentralen Annahmen, dass Menschen zielorientiert handeln und in der Lage sind, verschiedene Situationen bezüglich ihres erwarteten Nutzenertrages bzw. des Ausmaßes der Bedürfnisbefriedigung miteinander zu vergleichen, sodass sie eine Entscheidung treffen können.29 ÄDie Literatur unterscheidet zwischen erzwungenen Umzügen (Äforced moves“), induzierten Umzügen (Äinduced“ oder Äderivative moves“) und wohnungsbedingten Umzügen (Äadjustment moves“).“30

Unter erzwungenen Umzügen versteht man unfreiwillige Umzüge die durch eine bestimmte Situation unumgänglich sind. Induzierte Umzüge sind lediglich Umzüge, die sich zwingend aus exogenen Faktoren ergeben. Schlussendlich versteht man unter wohnungsbedingten Umzügen sowohl Wohnungsmobilität aufgrund von Unzufriedenheit mit der Wohnsituation als auch Umzüge aus beruflichen Gründen. Die nachfolgende Tabelle soll versuchen die verschiedenen Bestim- mungsfaktoren anhand der beschriebenen Kategorien übersichtlich darzustellen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Niefert (2003), S. 16f; Grundmann/ Schmidt (1988).

Tab. 1: Kategorisierung der mikrotheoretischen Bestimmungsfaktoren von Wohnungsmobilität

Anzumerken ist, dass in der Literatur teilweise Uneinigkeit über die Zuteilungen herrscht. Inwieweit bestimmte Umzüge als notwendige Konsequenz bestimmter Ereignisse oder als Reaktion auf eine als unbefriedigend empfundene Wohnsituation aufzufassen sind, ist nicht abschließend geklärt.31 Beispielsweise werden die beruflichen Gründe teilweise auch zu den induzierten Umzügen gezählt. Dagegen spricht jedoch, dass der Arbeitsplatzwechsel eine Anpassung des Wohnstandortes nahe legt, dieses jedoch nicht zwangsläufig erfordert.32

Der Makro-Ansatz bezieht sich lediglich auf die Aggregatebene und gibt struktu- relle Rahmenbedingungen an. Somit wird dieser Ansatz auch als systemorientier- ter Ansatz bezeichnet. Wie die nachfolgende Tabelle veranschaulicht, gibt es in diesem Ansatz mit den ökologischen und den ökonomischen Faktoren zwei wesentliche Bestimmungsfaktoren im Rahmen der Wohnungsmobilität.33

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Haug (2000), S. 1-15.

Tab. 2: Kategorisierung der makrotheoretischen Bestimmungsfaktoren von Wohnungsmobilität

Die Faktoren können nach der Richtung ihres Einflusses als Push- oder Pull- Faktoren bezeichnet werden. Push-Faktoren wirken abstoßend, wie z. B. eine hohe Arbeitslosenquote; Pull-Faktoren wirken anziehend, wie z. B. hohe Be- schäftigtenquoten oder Lohnniveaus.“34 Auch im Makro-Ansatz gibt es zahlreiche theoretische Modelle, welche hier nicht explizit genannt und diskutiert werden. Zusammenfassend können die entsprechenden makrotheoretischen Modelle zwar zur Deskription der Stärke und Richtung von Wanderungsströmen dienen, zur Explikation von Wanderungsverhalten sind sie jedoch nicht geeignet.35

Anzumerken ist, dass sowohl die genannten Bestimmungsfaktoren im Mikro- Ansatz als auch im Makro-Ansatz nicht abschließend sind. Denn eines der großen Herausforderungen der Forschung in diesem Bereich ist die Äunvorstellbar große Zahl an Faktoren und die daraus resultierende Schwierigkeit der allge- meingültigen individualisierten Bewertung dieser.“36 Weiterhin kommt erschwerend hinzu, dass ein und derselbe Faktor von verschiedenen Menschen differenziert gewichtet werden kann und somit unterschiedliche Auswirkungen auf die Mobilitätsentscheidung haben kann.37 Eine Brücke zwischen den mikrotheoretischen Ansätzen und den makrotheoretischen Ansätzen ergibt sich, wenn man berücksichtigt, dass neben den individuellen Erklärungsfaktoren auch systembedingte Rahmenbedingungen Einfluss auf die individuelle Mobilitätsentscheidung haben können. Diese sind zum Beispiel die Angebots- und Nachfragestrukturen auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt.38

Nachdem nun die theoretischen Einflüsse, die für die Wohnungsmobilität sprechen erläutert wurden, wird nachfolgend auf die Faktoren eingegangen, die ein Hemmnis für die Wohnungsmobilität darstellen.

Ein klassisches Beispiel für ein Mobilitätshemmnis ist das Wohneigentum. Statistisch ziehen Menschen mit eigenem Wohneigentum seltener um.39 Außerdem hat Ernst Ravenstein (1885) in seinen ‚laws of migration‘ aufgezeigt, dass Familien vergleichsweise wenig wandern.40 Der Familienstand sowie ggf. Kinder stellen also eine weitere Restriktion dar.41 Insgesamt nimmt mit der Anzahl der Haus- haltsmitglieder die Mobilitätswahrscheinlichkeit ab. Sind beide Partner berufstätig gewinnt dieser Faktor weiter an Bedeutung. Denn es wird als unwahrscheinlich betrachtet, dass beide Partner am Zielort bessere Berufschancen und ein höhe- res Einkommen erwarten können.42 Weitere Ansatzpunkte für Hindernisse bzgl. Wohnungsmobilität beschreibt Everett S. Lee (1966) in seiner Theorie der Migrtion. Seiner Meinung nach kann beispielsweise die Distanz zwischen Ursprungs- region und Zielgebiet oder auch physische Hindernisse wie beispielsweise früher die Berliner Mauer ein Mobilitätshemmnis sein.43 Weiterhin sind Kinder ab einem gewissen Alter eine Hürde. Denn die Bindung der Kinder an die Schule und das soziale Umfeld ist oft sehr groß.44 Als letzter Punkt ist der monetäre Faktor zu nennen. So kann ein Mobilitätswunsch vorhanden sein, der aufgrund der damit verbundenen Kosten jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht realisierbar ist.45 Auch im Bereich der Restriktionen ist die subjektive Bewertung der Faktoren hervorzuhe- ben.46

2.2 Lebenszyklustheorie

Den Lebenszyklus eines Menschen spiegelt der Lebensverlauf wider. ÄMit dem Begriff des Lebensverlaufs bezeichnet man die Ordnungsmuster in der Abfolge von Aktivitäten und Ereignissen in verschiedenen Lebensbereichen bzw. Hand- lungsfeldern von der Geburt bis zum Tod.“47 Relevant sind somit mehr oder we- niger lange innehaltende zeitveränderliche Zustände und Merkmale von Perso- nen.48 Der Begriff Lebensverlauf dient lt. Karl-Ulrich Mayer (1990) zur Überset- zung für das englische ‚life history‘ und ‚life course‘ sowie die damit bezeichnete Forschungstradition.49

Wissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich des Lebenszyklus der Menschen werden durch die Lebensverlaufsforschung gewonnen.50 Die Begriffe Lebenszyklus und Lebensverlauf werden im Rahmen dieser Arbeit synonym verwendet. Die Lebensverlaufsforschung beschäftigt sich mit der Häufigkeit und Abfolge von Ereignissen, Eigenschaften und Positionen im Leben.51 Dabei sind nur regelhafte und dynamische Ausprägungen im Lebensverlauf relevant für die Untersuchun- gen. Im Zentrum der Forschung steht die Analyse von Strömen. Zentrale Themen sind somit Prozesse, Verweildauern bis ein Ereignis eintritt und Kausalanaly- sen52.53 Aus diesem Grund stützt sich die Lebensverlaufsforschung auf Längs schnittdaten.54 Handelt es sich um eine Untersuchung von persönlichen Einzelschicksalen, so bezeichnet man den Vorgang als Biographieforschung.55 Die Biographieforschung bildet einen komplementären Ansatz zur Lebensverlaufsfor schung und beschäftigt sich mit der Untersuchung von Lebensläufen auf der Grundlage von subjektiven Rekonstruktionen durch Individuen.56 Diese Arbeit beschäftigt sich jedoch primär mit der Lebensverlaufsforschung, weshalb auf die Biographieforschung nachfolgend nicht mehr eingegangen wird. Betrachtet man die strukturellen Merkmale von Lebenszyklen, so lässt sich folgende Aufgliederung vornehmen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eigene Darstellung in Anlehnung an http://oldsite.soziologie-blossfeld.de (Stand 27.12.2012).

Tab. 3: Strukturelle Merkmale von Lebenszyklen

Die Tabelle verdeutlicht die vielfältigen theoretischen Merkmale und Einsatzmöglichkeiten des Lebensverlaufs. Im Vordergrund steht jedoch immer der Prozess. Eine bekannte Studie im Rahmen der Lebensverlaufsforschung ist die ‚Deutsche Lebensverlaufsstudie‘ des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung.

In der Literatur finden sich zahlreiche unterschiedliche Theorien bzgl. der Lebensphasen im Lebensverlauf. Eine einheitlich anerkannte Theorie scheint es nicht zu geben. Eines der bekanntesten Modelle ist jedoch das Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung von Erik H. Erikson. Dieser entwickelte in seinem Modell die Phasenlehre von Freud weiter und unterscheidet 8 Phasen der Identitätsentwicklung.57 Zu beachten ist dabei jedoch, dass die psychosozialen Definitionen keine Anwendung im Rahmen der Arbeit finden.

[...]


1 Vgl. Reents (2008), S. 7.

2 Vgl. ebenda.

3 Fertilität = Geburten.

4 Mortalität = Sterblichkeit.

5 Vgl. www.destatis.de (Stand 28.12.2012).

6 Vgl. Just (2009), S. 15f.

7 Vgl. ebenda.

8 Vgl. Pütz/ Schlömer (2008), S. 171.

9 Vgl. Reents (2008), S. 7.

10 Vgl. Niefert (2003), S. 12.

11 Vgl. Gerber (2010), S. 107.

12 Vgl. Holzbecher (2009), S. 3.

13 Vgl. Kley (2009), S. 19.

14 Vgl. ebenda.

15 Vgl. Niefert (2003), S. 15.

16 Vgl. ebenda; Geis (2005), S. 7.

17 Agglomeration bezeichnet die Kernstadt samt ihrem suburbanen Umland oder dem zumindest dicht besiedel- ten Umlandgebiet. Vgl. www.onsstad.lu (Stand 30.12.2012).

18 Vgl. Niefert (2003), S. 15f.

19 Vgl. Gerber (2010), S. 29f.

20 Vgl. ebenda.

21 Vgl. Geis (2005), S. 10.

22 Vgl. ebenda.

23 Vgl. ebenda.

24 Vgl. Haug (2000), S. 1.

25 Vgl. Holzbecher (2009), S. 4.

26 Gerber ( 2010), S. 104.

27 Vgl. Gerber (2010), S. 104f.

28 Vgl. Haug (2000), S. 5.

29 Vgl. Frick (1996), S. 52.

30 Niefert (2003), S. 16.

31 Vgl. Niefert (2003), S. 16f.

32 Vgl. ebenda.

33 Vgl. Haug (2000), S. 1-15.

34 Haug (2000), S. 3; Vgl. auch Peterson (1958), S. 256ff.

35 Vgl. Frick (1996), S. 40.

36 Holzbrecher (2009), S. 7.

37 Vgl. ebenda.

38 Vgl. Frick (1996), S. 52.

39 Vgl. Gerber (2010) S. 110.

40 Vgl. Holzbecher (2009), S. 6; Lee (1966), S. 47ff.

41 Vgl. Holzbecher (2009), S. 6.

42 Vgl. Haug (2000), S. 7.

43 Vgl. Holzbecher (2009), S. 7; Lee (1966), S. 48.

44 Vgl. Doskoczynski (2008), S. 12.

45 Vgl. Geis (2005), S. 14.

46 Vgl. Holzbecher 2009), S. 7.

47 Mayer/ Diewald (2006), S. 518.

48 Vgl. http://oldsite.soziologie-blossfeld.de (Stand 27.12.2012).

49 Vgl. Kley (2009), S. 50.

50 Vgl. Mayer/ Diewald (2006), S. 516.

51 Vgl. ebenda.

52 Kausalanalyse = Wie hängt ein beobachteter Prozess mit Prozessen auf anderen Lebensverlaufsebenen zusammen? Vgl. http://oldsite.soziologie-blossfeld.de (Stand 27.12.2012).

53 Vgl. http://oldsite.soziologie-blossfeld.de (Stand 27.12.2012).

54 Vgl. ebenda.

55 Vgl. ebenda.

56 Vgl. ebenda.

57 Vgl. www1.yadvashem.org (Stand 31.12.2012).

Ende der Leseprobe aus 43 Seiten

Details

Titel
Lebenszyklustheorie und Wohnungsmobilität. Eine kritische Analyse des Zusammenhangs
Hochschule
Steinbeis-Hochschule Berlin
Note
1,6
Autor
Jahr
2013
Seiten
43
Katalognummer
V213007
ISBN (eBook)
9783656408949
ISBN (Buch)
9783656433590
Dateigröße
739 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wohnungsmobilität, räumliche Mobilität, Mobilität, demogfrafischer Wandel, Umzugsgründe, Lebenszyklus, Lebenszyklustheorie, Wohnmobilität, Umzüge, Lebensphasen, Wohnen, Demografie
Arbeit zitieren
Thomas Schlösser (Autor:in), 2013, Lebenszyklustheorie und Wohnungsmobilität. Eine kritische Analyse des Zusammenhangs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213007

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