"Don't delineate the Why but see the What" - der Vietnamkrieg als amerikanisches TV-Abenteuer


Seminararbeit, 2012

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Teil I
Die family im sozialen Raum Fernsehen
Objektive Berichterstattung – „Sphere of Consensus“

Teil II
„A Day in Vietnam“ – Über den Film und seinen Inhalt
„Don’t delineate the Why but see the What“ – Vermittelte Diskurse und Filmtechnisches

Fazit

Quellen- und

Literaturnachweise

Einleitung

Der Vietnamkrieg gilt als das Trauma des US-amerikanischen Militärs schlechthin: das Selbstverständnis einer Nation von kriegserprobten und erfolgreichen Kämpfern wandelte sich in diesen zehn Jahren auf erhebliche Weise – noch heute sind sie Maß für vergangene und aktuelle Konflikte.

Vietnam ist aber nicht nur in seiner Beispiellosigkeit einzigartig, es ist auch der erste Krieg des 20. Jahrhunderts, in dem Presse und TV zensurfrei berichten dürfen[1] und in dessen Folge nicht nur die USA mediale Kriegsberichterstattung erheblich einschränkten.[2]

Ein nach wie vor viel diskutierter Aspekt des Vietnamkrieges ist daher die Bedeutung der Medien, im Besonderen die des Fernsehens. Diese Arbeit wird sich auf die Rolle konzentrieren, die das Fernsehen im „living-room war“[3] spielte. Denn nach Meinung einiger, vornehmlich konservativer, Amerikaner war die vermeintlich minutiöse TV-Berichterstattung, „[which] brought the issue of war to the people“[4] ein die Niederlage begünstigendes Element. So befand Richard Nixon 1978:

Whatever the intention behind such relentless and literal reporting of the war, the result was a serious demoralization of the home front, raising the question whether America would ever again be able to fight an enemy abroad with unity and strength of purpose at home.[5]

Unabhängig von der eigentlichen Bewertung der Medien werden hier einige Faktoren deutlich, die mit der TV-Darstellung des Kriegs zusammenhängen: die Frage nach den Standards objektiver Kriegsberichterstattung, die Nutzung einer emotionalen Ebene und die Bedeutung der unterstützenden homefront.

Am Beispiel der Dokumentation „A Day in Vietnam“ von 1967 soll gezeigt werden, wie der Krieg die Menschen vor der Mattscheibe erreichte und wie er ihnen vermittelt wurde.[6] Hierbei werden in einem ersten, allgemeinen Teil die Bedeutung des Fernsehens und seine Wechselwirkung mit der family, sowie die Maßstäbe objektiver TV-Berichterstattung im Amerika der 1960er Jahre zusammenfassend dargestellt. Im zweiten Teil dieser Arbeit werden die Ergebnisse aus Teil I mit einer kurzen diskursanalytischen Untersuchung von „A Day in Vietnam“ in Zusammenhang gebracht. Im abschließenden Fazit werden die Folgerungen zusammengefasst und, soweit möglich, bewertet.

Teil I

Die family im sozialen Raum Fernsehen

Die „durchschnittliche“ amerikanische Familie der 1960er Jahre (siehe Fußnote 6) lebt in einer der mittlerweile zahlreichen Vorstädte, ist dank Auto(s) mobil und wird vom arbeitenden Vater ernährt, während die Mutter sich um Häusliches und Kindererziehung kümmert und eventuell stunden- oder tageweise als Sekretärin oder in einem Wohltätigkeitsverein arbeitet.[7] Ständiger und ungehinderter Zugang zu Nachrichten aus aller Welt sind die Norm, wobei der Fernseher die beliebteste Quelle ist, da er bewegte Bilder und Geräusche ins Wohnzimmer, soziales Zentrum des Hauses, bringt und so nicht nur Radio und Zeitung übertrifft, sondern auch Mittel einer Art Kommunikation mit der Außenwelt ist.[8] Obwohl Fernseher nach wie vor vergleichsweise teuer sind und große Geräte bis zu etwa 3400 US-Dollar heutiger Wertung kosten, besitzen 1960 87% aller US-Haushalte einen TV-Apparat.[9] „Television as Gathering Place“[10] ist also in beinah jeder family zum Standard geworden, wobei „Place“ nicht nur den definierten Raum Wohn- oder Fernsehzimmer meint – es steht vielmehr für einen bestimmten Grad emotionaler Verbundenheit.[11] Paul C. Adams liefert hierzu einen passenden Vergleich:

Many soldiers who fought in Vietnam were unable to locate Vietnam on a map after they returned. For them, Vietnam was defined by state of mind (fear, discomfort) and social context (armed conflict), not by location. If television involves us, then that involvement alone may ‘draw us in’ […][12]

Hier klingt bereits an, dass Fernsehen auf vielerlei Arten anspricht und den Zuschauer regelrecht für sich beansprucht, „in sich hineinzieht“. Es steht zu vermuten, dass TV als „Place“ auch ein Zustand ist, bei dem Fakten vermutlich nicht mit derselben Aufmerksamkeit bedacht werden wie persönlich gefärbte Eindrücke, hervorgerufen durch emotionale Involvierung. Zudem beinhaltet die Erfahrung „Television“ nicht nur den Apparat im heimischen Zimmer, sondern umfasst indirekt eine weit größere Maschinerie (Senderstationen, Reporter), welche in den Augen der Zuschauer mit hoher Glaubwürdigkeit agiert[13], da sie keine Nachrichten kreiert, sondern zeigt, was passiert – „the audience can ‘see it happen’ “[14]. Ähnlich heutigen „social networks“ im Internet, bietet das Fernsehen eine soziale Plattform, auf der Ereignisse von (inter-)nationalem Interesse, wie zum Beispiel der Vietnamkrieg, geteilt werden können[15], allerdings mit dem Zusatz, dass die family gemeinsam vor dem Bildschirm sitzt. Dieser fügt durch seine räumliche Trennung vom Geschehen außerdem die Komponente von „us“ und „them“ hinzu – eine Trennung, deren Ausprägung variiert[16], das Bild aber zwangsläufig so weit entfremdet, dass Michael J. Arlen zu folgender Feststellung kommt:

[...]


[1] Vgl.: Hallin, Daniel C., The Uncensored War. The Media and Vietnam, Berkeley und Los Angeles, University of California Press, 1989, S. 9.

[2] Vgl.: Ebd., S.4.

[3] Arlen, Michael J., Living-room war, New York, Penguin, 1982.

[4] Hallin, Daniel C., The Uncensored War. The Media and Vietnam, Berkeley und Los Angeles, University of California Press, 1989, S. 3.

[5] Nixon, Richard, The Memoirs, New York, Grosset & Dunlap, 1978, S. 350.

[6] Es findet, trotz der im Vietnamkrieg beträchtlichen Beteiligung afroamerikanischer Soldaten, eine Begrenzung auf die offensichtliche Zielgruppe des untersuchten Films (die mittelständische, weiße, religiöse Arbeiterfamilie, bestehend aus Vater, Mutter und i.d.R. mehreren Kindern) statt. Sie wird im Weiteren als family, als Maß der Durchschnittsfamilie, bezeichnet. Dies geschieht aus Gründen der Themenbegrenzung und Quellenlage.

[7] Vgl.: Podesta, Melita, 1960s Family, Boston, 2004, S. 5ff, einzusehen auf: www.economicadventure.org/pdfs/ml1960.pdf [17.09.2012]

[8] Vgl.: Ebd., S. 4.

[9] Vgl.: Ebd.

[10] Adams, Paul C., Television as Gathering Place, in: Annals of the Association of American Geographers, Vol. 82 (1), 1992, S.117-135.

[11] Vgl.: Ebd., S. 123.

[12] Ebd.

[13] Vgl. Crozier, Michel J., Huntington, Samuel P., Watanuki, Joji, The Crisis of Democracy, New York, New York University Press, 1975.

[14] Hallin, Daniel C., The Uncensored War. The Media and Vietnam, Berkeley und Los Angeles, University of California Press, 1989, S. 106.

[15] Vgl.: Adams, Paul C., Television as Gathering Place, in: Annals of the Association of American Geographers, Vol. 82 (1), 1992, S. 125.

[16] Vgl.: Ebd., S. 126.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
"Don't delineate the Why but see the What" - der Vietnamkrieg als amerikanisches TV-Abenteuer
Hochschule
Universität zu Köln
Note
2,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
17
Katalognummer
V212743
ISBN (eBook)
9783656410539
ISBN (Buch)
9783656412380
Dateigröße
499 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
what, vietnamkrieg, tv-abenteuer
Arbeit zitieren
Lena Meyer (Autor:in), 2012, "Don't delineate the Why but see the What" - der Vietnamkrieg als amerikanisches TV-Abenteuer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212743

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