Arthur Stadthagens Wirken im und gegen den Ersten Weltkrieg von Juli 1914 bis zu seinem Tod am 5. Dezember 1917


Wissenschaftlicher Aufsatz, 2009

29 Seiten


Leseprobe


1. Vorbemerkung

Dieser dritte Aufsatz über den Berliner Sozialisten und Reichstagsabgeordneten des Wahlkreises Niederbarnim, Arthur Stadthagen (1857-1917), setzt sich mit seiner politischen Tätigkeit während der Jahre 1914 bis zu seinem Tod am 5. Dezember 1917 auseinander. Dabei stehen seine Haltung zum Krieg, seine Aktivitäten im Vorfeld des Kriegsausbruchs und das konkrete politische Agieren als Mitglied der Reichstagsfraktion der SPD im Vordergrund. Natürlich werde ich Stadthagens Haltung zur - die SPD letztlich spaltenden und sprengenden - Frage der Bewilligung der Kriegskredite besonders ausführlich in den Blick nehmen.

Ein weiterer Untersuchungsaspekt besteht in der Darstellung der politischen Aktivitäten Stadthagens nach der Spaltung der Vorkriegssozialdemokratie in die (M)SPD, die den kaiserlichen Kriegsbudgetforderungen weiterhin zustimmte, und in die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD), die sich im April 1917 aus der „Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft“ (SAG), also der aus der Reichstagsfraktion ausgeschlossenen kriegskritischen Minderheit und deren Anhängerschaft sowie auch aus Gruppen wie dem radikalsozialistischen “Spartakusbund“ in Gotha gebildet hatte. Stadthagen gehörte zu den Mitbegründern der USPD und wirkte für sie auch international in seinen letzten Lebensmonaten.

Die Quellen, auf die sich meine Untersuchung stützt, sind sowohl primärer als auch sekundärer Natur. Die „Akten des königlichen Polizeipräsidiums zu Berlin“, die sich im Besonderen mit der Arbeiterbewegung und der sozialdemokratischen Partei und ihren Haltungen zum Krieg befassten[1], eröffnen die Verwendung zeitgenössischen Materials, das von den Polizeibehörden zu Überwachungszwecken gesammelt wurde. Darunter findet sich auch die Abschrift einer Rede Stadthagens auf einer sozialdemokratischen Volksversammlung in Berlin am 28. Juli 1914.[2] Weitere Texte aus der Feder Stadthagens werden ebenfalls Berücksichtigung finden.

Weiterhin ziehe ich die bekannte minutiöse Untersuchung von Susanne Miller über „Burgfrieden und Klassenkampf“[3], das „Kriegstagebuch des Reichstagsabgeordneten Eduard David 1914-1918“[4], die Erinnerungen Wilhelm Dittmanns[5] und die Aufzeichnungen Karl Liebknechts und Eugen Pragers[6] sowie weitere Monographien über die deutsche Sozialdemokratie zu Rate.[7] Zeitgenössische Einlassungen etwa von Rosa Luxemburg, Carl Severing oder Philipp Scheidemann könnten zudem die politischen Konflikte innerhalb der Sozialdemokratie erhellen und von den jeweiligen divergierenden Standpunkten her beleuchten.

Arthur Stadthagen gehörte zu jenen sozialdemokratischen Fraktionsmitgliedern im Reichstag, die spätestens seit dem Frühjahr 1915 innerparteilich gegen den Bewilligungskurs der Mehrheit um Friedrich Ebert, Eduard David, Gustav Bauer und Phillip Scheidemann opponierten, aber erst im Dezember 1915 offen ihre Ablehnung im Reichstag zum Ausdruck brachten. Ein Jahr zuvor, am 2. Dezember 1914, stimmte lediglich Karl Liebknecht offen gegen die neuen Kriegeskredite.[8]

Stadthagen ordnete sich, wie viele seiner damaligen Mitstreiter und Genossen auch, mehr als ein Jahr lang der Mehrheitsposition unter, um die Einheit der Partei nicht zu gefährden. Wie sehr es ihm vom Prinzip her um die Einheit der Sozialdemokratie gegangen sein muss verdeutlichen die Bemerkungen seiner USPD-Genossen anlässlich seines Ablebens. Sie sollen am Schluss des Textes noch einmal zur Sprache kommen, lassen aber keinerlei Zweifel daran, dass die Sozialdemokratische Partei für Stadthagen auch eine familiäre Bedeutungskomponente besaß..[9]

Daher werde ich mich auch der Aufgabe zuwenden, die politisch-ideologische Entwicklung Stadthagens in der Endphase seines Lebens in einer durch den Weltkrieg und die zunehmende politische Marginalisierung durch die Majorität der „Regierungssozialisten“ gekennzeichneten extremen Krisenlage möglichst deutlich herauszuarbeiten. Gab er sich mehr oder weniger der Situation geschlagen oder vermochte er noch einmal Energien freizusetzen, die den aufstrebenden Kriegsgegnern in der internationalen Arbeiterbewegung zugute kamen? War der Schritt zur Gründung der USPD eine widerwillige Angelegenheit, eine Strategie der Überwinterung, oder sah Stadthagen darin vielleicht sogar einen Neuanfang? Gab es nach rund einem Vierteljahrhundert Reichstagszugehörigkeit vielleicht sogar noch neue ideologische Entwicklungspotenziale und Entwicklungsansätze?

Nach allem, was ich über Stadthagen und seine Charaktereigenschaften bisher in Erfahrung bringen konnte, wäre ein Aufgeben die weitaus unwahrscheinlichere Handlungsvariante. Denkbar wäre viel eher eine Einsatzbereitschaft, die wieder einmal an die Grenzen der durch seine chronische Lungenkrankheit geschwächten Gesundheit heran und darüber hinaus führt.

2. Am Vorabend der Katastrophe

Seit dem russisch-japanischen Krieg von 1904/1905 gärte es im Gefüge der Mächte Europas. Die Aufrüstungsbemühungen des zaristischen Russlands, insbesondere aber die Hochrüstung des Deutschen Reiches im Bemühen um „einen Platz an der Sonne“ erzeugten ein Klima des Misstrauens und der diplomatischen Schachzüge sowie des Überschreitens der Schwelle zur Anwendung militärischer Gewalt auf regionaler Ebene. Die Marokkokrisen 1905/06, die Annexionspolitik Österreich-Ungarns auf dem Balkan 1908 und die beiden Balkankriege zwischen 1912/13 sprengten das System der „Pentarchie“, das in Europa seit dem Wiener Kongress 1814/15 ein sensibles Gleichgewicht zwischen den Großmächten ermöglicht hatte.

Gleichzeitig waren mit der Herausbildung des Imperialismus neue ökonomische Interessenskonstellationen entstanden, die auf eine Neuaufteilung der Welt drängten: Neue Märkte für den Kapitalexport und neue Rohstoffquellen lockten die fortgeschrittenen Staaten in die Kampfbahn, eine insgesamt aggressivere Außenpolitik brach sich Bahn. „Infolgedessen gewann seit 1911 die Bereitschaft, die politischen Differenzen zwischen den europäischen Mächten notfalls auch mit gewaltsamen Mitteln auszutragen, zunehmend die Oberhand über die Diplomatie, von der man in der Öffentlichkeit immer lautstarker forderte, dass sie mit weltpolitischen Erwerbungen in Übersee aufwarten solle. Militarismus und Wettrüsten als vorgebliche Mittel, um eben dies zu erreichen, gewannen immer stärker an Boden.“[10]

Und so entstand ein politisches Klima, das die Unvermeidlichkeit eines Waffenganges quasi voraussetzte. Allein Vertreter des Pazifismus wie Bertha von Suttner und die Arbeiterbewegung warnten vor dem Verhängnis, das dieser fatalistisch-nationalistischen Kriegshaltung innewohnte: „Es kann auch kommen, wie es zwischen Japan und Russland gekommen ist; eines Tages kann die eine Seite sagen: Das kann nicht so weiter gehen. Sie kann auch sagen: Halt, wenn wir länger warten, dann geht es uns schlecht, dann sind wir der Schwächere statt der Stärkere. Dann kommt die Katastrophe. Alsdann wird in Europa der große Generalmarsch geschlagen, auf den hin 16 bis 18 Millionen Männer, die Männerblüte der verschiedenen Nationen, ausgerüstet mit den besten Mordwerkzeugen, gegeneinander als Feinde ins Feld rücken...Was wird die Folge sein? Hinter diesem Krieg steht der Massenbankrott, steht das Massenelend, steht die Massenarbeitslosigkeit, die große Hungersnot“[11], beschrieb August Bebel vorausschauend das künftige Kriegsszenario.

Die internationale Arbeiterbewegung hatte sich bereits auf dem internationalen Sozialistenkongress der Zweiten Internationale vom 8. bis 14. August in Stuttgart 1907 eindeutig gegen den Krieg positioniert und die nationalen Sektionen der Arbeiterbewegung auf entschlossenes Handeln zu verpflichten versucht: „Droht der Ausbruch eines Krieges, so sind die arbeitenden Klassen und deren parlamentarische Vertretungen in den beteiligten Ländern verpflichtet, unterstützt durch die zusammenfassende Tätigkeit des Internationalen Büros, alles aufzubieten, um durch die Anwendung der ihnen am wirksamsten erscheinenden Mittel des Ausbruch des Krieges zu verhindern, die sich je nach der Verschärfung des Klassenkampfes und der Verschärfung der allgemeinen politischen Situation naturgemäß ändern. Falls der Krieg dennoch ausbrechen sollte, ist es die Pflicht, für dessen rasche Beendigung einzutreten und mit allen Kräften dahin zu streben, die durch den Krieg herbeigeführte wirtschaftliche und politische Krise zur Aufrüttelung des Volkes auszunutzen und dadurch die Beseitigung der kapitalistischen Klassenherrschaft zu beschleunigen.“[12]

Dieser Grundposition zum Trotze hatte es in Baden-Württemberg und Bayern bereits 1907 und 1908 die ersten sozialdemokratischen Dammbrüche in den Landesparlamenten gegeben, als sich die Fraktionen der SPD mit dem Budget einverstanden erklärten. Auf dem Jenaer Parteitag der SPD von 1913 traten die Differenzen offen zu Tage, nachdem wenige Wochen zuvor August Bebel gestorben war.

In der Reichstagsfraktion hatte intern eine Mehrheit von 52 Ja- Stimmen gegen 37 Nein-Stimmen bei 7 Enthaltungen für die Annahme der Deckungsvorlage plädiert, die die Finanzierung der Aufrüstung des Reiches sichern sollte, u. a. durch einen „Wehrbeitrag“ und eine „Vermögenszuwachssteuer“ für die Besitzenden zu Auf dem Jenaer Parteitag wurde entsprechend heftig über diese Frage gestritten. Emmanuel Wurm und Friedrich Geyer legten unterschiedliche Resolutionen vor. Die „Resolution Wurm“ knüpfte eine Zustimmung auch zu Militärsteuern an die Bedingung, dass man „ohne Rücksicht auf den Verwendungszweck stets für direkte Steuern zu stimmen habe, wenn dadurch indirekte Steuern verhindert werden könnten.“ Diese Klausel kam der Legitimierung der Zustimmung zur Deckungsvorlage gleich. Friedrich Geyer hingegen forderte in seiner Resolution, dass alle Steuern, die den Militarismus beträfen, prinzipiell abzulehnen seien. Die Mehrheit des Parteitages stimmte der Resolution Wurms zu[13], und Rosa Luxemburg sah sich zu der Bemerkung veranlasst, man begebe sich auf „eine schiefe Ebene (...), auf der es kein Halt mehr gibt.“. Sie befürchtete, dass die SPD, wenn ein Krieg ausbräche und daran nichts mehr zu ändern sei, „für die Bewilligung der Kriegskosten eintreten“ würde.[14] Bekanntermaßen erfüllten sich ihre massiven Befürchtungen binnen Jahresfrist.

Wilhelm Dittmann[15] schilderte in seinen Erinnerungen die Wahrnehmung der zum Krieg treibenden Entwicklungen aus sozialistischer Perspektive. “Der deutsche Imperialismus, als dessen Repräsentant Wilhelm II. mit bramarbasierenden Reden auftrat, strebte damals nach einem großen zusammenhängenden Herrschafts- und Ausbeutungsgebiet „von Hamburg bis Bagdad“... Die Deutsche Bank hatte besonders in Anatolien und in Mesopotamien beträchtliche Kapitalien in Eisenbahnbauten investiert, und deutsche Militärinstruktoren betrieben im Auftrage der türkischen Regierung die Reorganisation der türkischen Armee...“ (S. 232) Da der Panslawismus Russlands die slawischen Balkannationen in deren Unabhängigkeitsbestreben von Istanbul und Wien massiv unterstützte, wurde der Balkan zum Pulverfass, das den Kriegsausbruch erwirkte. Am 28. Juni 1914 wurde in Sarajewo das österreichische Thronfolgerpaar durch die Schüsse des serbischen Nationalisten Gavrilo Princip erschossen. Dittmann erinnerte sich: „Das Attentat von Sarajewo führte zu wochenlangen Verhandlungen der deutschen und der österreichischen Regierung über die Frage, ob und wie die Tat gegen Serbien, das man ohne Beweise der Mitwisserschaft beschuldigte, politisch und militärisch auszunutzen sei.“ (S. 233) Schließlich erteilte die deutsche Regierung der Regierung in Wien jenen verhängnisvollen „Blankoscheck“, der die Ereignisspirale hin zum Krieg beschleunigte:. Reichskanzler „Bethmann Hollweg machte am 6. Juli 1914 klar, dass es an Österreich-Ungarn liege, zu beurteilen, was geschehen müsse, um das Verhältnis zu Serbien zu klären. Die Regierung in Wien könne >hierbei – wie auch immer (die) Entscheidung ausfallen möge – mit Sicherheit darauf rechnen, dass Deutschland als Bundesgenosse und Freund der Monarchie hinter ihr stehe. <“[16]

Das Ultimatum Österreich-Ungarns an Serbien, binnen 48 Stunden unter Beteiligung österreichischer Beauftragter u.a. die Schuldigen des Attentats von Sarajewo zu ermitteln, war nur ein Vorwand, um den Angriff auf Serbien einzuleiten. In dieser dramatischen Lage veröffentlichte der Parteivorstand der SPD am 25. Juli 1914 einen Aufruf zur Veranstaltung von Massenversammlungen für den Frieden.

Darin verurteilte der Parteivorstand ausdrücklich die Kriegsprovokation des Habsburgerreichs gegen Serbien, forderte die deutsche Reichsregierung auf, mäßigend auf die Regierung in Wien einzuwirken und rief die deutsche Arbeiterklasse auf, „sofort in Massenveranstaltungen den unerschütterlichen Friedenswillen des klassenbewußten Proletariats zum Ausdruck zu bringen...Hoch die internationale Arbeiterverbrüderung!“[17]

Allein in der Hauptstadt fanden 32 Antikriegskundgebungen mit rund 320000 Teilnehmern statt, für das gesamte Reich schwankten die Schätzungen zwischen einer halben Million und „Millionen von Versammlungsteilnehmern“.[18] Arthur Stadthagen sprach in den „Arminhallen“ in der Kommandantenstraße 58/59.[19]

3. Gegen den Krieg – Arthur Stadthagens Rede am 28. Juli 1914

Um 8 Uhr abends begann diese Veranstaltung der SPD Groß-Berlins und wurde laut Polizeibericht „von 750 Personen beiderlei Geschlechts besucht. Den Ausführungen des Referenten wurde mit stellenweise stürmischem Beifall gefolgt“.[20]

Stadthagen eröffnete seine Rede mit den Worten „Gegen den Krieg müssen wir uns wenden, insbesondere dagegen wenden, dass Deutschland in den Krieg hinein gezogen wird. Sie wissen dass Österreich-Ungarn plötzlich unannehmbare Forderungen an Serbien gestellt hat, Forderungen, die gleich waren einer Kriegserklärung. Heute ist offiziell diese Kriegserklärung abgegangen.“ (LAB 15805, Blatt 143)

Weiter führte er aus: „Österreich will den Krieg. Das geht mit aller Deutlichkeit aus dem bürgerlichen Blätterwald in Österreich hervor. Und das alles aus imperialistischen Rücksichten. Man will annektieren, man will das Völkergemisch, das sich Österreich nennt, um ein weiteres Serbien vergrößern, damit die serbische Nation als solche nicht zusammenkomme“. (Ebd.) Abhebend auf die Ablenkungsfunktion des Krieges für die innenpolitische Lage der K.u.K.-Monarchie folgerte Stadthagen: „Der Krieg ist erklärt. 50 Millionen Österreich-Ungarn werden gegen die 4 – 5 Millionen Serben kämpfen. Man wartet darauf, dass Russland sich hineinmische, damit dann auch die übrigen Grossmächte sich in den Krieg hineinstürzen.“ (Ebd.) Er forderte die Reichsregierung auf, dass sie „ihre Macht einsetze, um nicht nur den Weltkrieg zu verhindern, sondern auch den kleinen Krieg, sondern auch um den kleinen Krieg, der jeden Augenblick zum Weltkriege führen kann, beizulegen.“ (Ebd.)

Stadthagen sah eine diplomatische Chance zur Friedenswahrung in bi- und multilateralen Verhandlungen, wobei Deutschland die Nähe zu Frankreich, England und Italien suchen solle. Der konservativen Presse und der deutschen Regierung aber warf er vor: „Von den Hetzern aber wird behauptet, Deutschland könne nicht (den Friedensbemühungen, H.Cz) beitreten, weil die Genehmigung von Österreich-Ungarn fehle. Wenn das wahr wäre, dann wären wir Vasallen, Untertanen von Österreich. Das heißt Deutschland selbst aufgeben. Der Krieg ist vielmehr ein Verbrechen, das zu verhüten die deutsche Regierung verpflichtet ist.“ (Ebd.)

In der Analyse der Lage argumentierte Stadthagen auf zwei Ebenen: In der direkten Ansprache wandte er sich mit dezidiert sozialistischem und klassengebundenem Duktus an die vorwiegend proletarische Zuhörerschaft. „Nun sagen die Kriegshetzer, zum Kriege gehört Mut. Ich sage: Die Kriegshetzer sollen erst einmal den Mut beweisen, den der Arbeiter tagaus, tagein in seinem Daseinskampf zu beweisen hat. Jährlich bleiben auf diesem Schlachtfelde 9000 Tote und 80000 Verwundete, so schwer Verwundete, dass sie von den Berufsgenossenschaften unterstützt werden müssen. 600000 überhaupt Verwundete auf dem Schlachtfelde der Arbeit! Die Kriegshetzer sollen erst beweisen, ob sie diese Gefahren des Lebens übernehmen wollen, die der Arbeiter täglich in seinem Berufe zu bestehen hat, um auch nur ein kärgliches Leben führen zu können.“ (Ebd.)

In der analytischen Ebene brachte er seine Erfahrungen der Reichstagsarbeit ein, um die Interessenlagen zu bewerten. Das mag eine doppelte Wirkungsabsicht zum Ausdruck bringen, die die Arbeiterschaft mobilisieren sollte, die Regierung im wohlverstandenen Eigeninteresse unter Druck zu setzen. Aber diese Ansprache offenbarte ebenso eine gewisse Ratlosigkeit, denn der aktive Handlungsappell blieb klandestin: „Eins wissen wir allerdings: Kommt es zum Kriege, zum Weltkriege infolge der Hetzerei, dann, verehrte Anwesende, mag der einzelne tun, was er will. Die ökonomische Entwicklung ist schon soweit fortgeschritten, dass dann der Sieg des Sozialismus um ein gut Teil gefördert wird.“ (Ebd.)

[...]


[1] Zum Beispiel: Stellung der Sozialdemokratie zum Militarismus und Krieg, Band 2 (1913-14) , in: Landesarchiv Berlin, A. Pr. Br. Rep 030, Polizeipräsidium Berlin, Nr. 15805. Diese und andere Akten dieser Herkunft werden künftig zitiert als LAB 15805 (etc.), Blatt ...

[2] Arthur Stadthagen, Gegen den Krieg, in: LAB 15805, Blatt 142 und 143

[3] Susanne Miller, Burgfrieden und Klassenkampf. Die deutsche Sozialdemokratie im Ersten Weltkrieg, Düsseldorf 1974

[4] Das Kriegestagebuch des Reichstagsabgeordneten Eduard David 1914-1918. In Verbindung mit Erich Matthias bearbeitet von Susanne Miller, Düsseldorf 1966

[5] Wilhelm Dittmann, Erinnerungen, Band 1-3. Bearbeitet und eingeleitet von Jürgen Rojahn, Frankfurt/New York 1995

[6] Karl Lebknecht, Klassenkampf gegen den Krieg, Berlin 1919, Eugen Prager, Das Gebot der Stunde. Geschichte der USPD, Bonn 1980(4)

[7] Robert E. Wheeler, USPD und Internationale, Frankfurt-Berlin-Wien 1975, Hartfried Krause, USPD, Frankfurt am Main 1975,Franz Osterroth/Dieter Schuster, Chronik der deutschen Sozialdemokratie, Band 1, Von den Anfängen bis 1945, Bonn 2005, Protokolle der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Band 1 1917-1919, Glashütten im Taunus 1975

[8] Vgl. dazu u.a. Miller, Burgfrieden, a.a.O., S. 92ff, Liebknecht, Klassenkampf, a.a.O., S. 34ff, Prager, Gebot, a.a.O., S. 42ff, David, Kriegstagebuch, a.a.O., S. 78ff

[9] Mitteilungsblatt des Verbandes sozialdemokratischer Wahlvereine Berlin und Umgegend, Nr. 37 (9.12.1917), Nr. 38 (16.12.1917), Nr. 39 (23.12.1917)

[10] Wolfgang J. Mommsen, Der Erste Weltkrieg, Bonn 2004, S. 9

[11] August Bebel, Rede im Deutschen Reichstag zur Kolonialpolitik am 9. November 1911, zitiert nach August Bebel, Schriften 1862-1913, herausgegeben von Cora Stephan, Band 2, Frankfurt am Main und Wien 1981, s. 269f

[12] Zitiert nach Von Freyberg/Fülberth/Harrer u.a., Geschichte der deutschen Sozialdemokratie 1863-1975, Köln 1977 (2), S. 46

[13] Siehe dazu Dittmann, Erinnerungen, Band 1, a.a.O., S. 222ff

[14] Rosa Luxemburg, zitiert nach Dittmann, ebd., S. 117

[15] Dittmann, Band 2, a.a.O., S. 233f

[16] Neitzel, a.a.O., S. 20

[17] Zitiert nach: Bezirksleitung Berlin der SED, Geschichte der revolutionären Berliner Arbeiterbewegung, Band 1, Berlin/DDR 1987, S. 559

[18] Miller, Burgfrieden, a.a.O., S. 40, hohe Schätzung durch Carl Severing, Mein Lebensweg, Band 1, Köln 1950, S. 196

[19] LAB Nr. 15805, Blatt 142, notiert durch den Schutzmann Jonas -2360- vom Revier 41

[20] Ebenda

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Arthur Stadthagens Wirken im und gegen den Ersten Weltkrieg von Juli 1914 bis zu seinem Tod am 5. Dezember 1917
Autor
Jahr
2009
Seiten
29
Katalognummer
V212618
ISBN (eBook)
9783656410942
ISBN (Buch)
9783656414407
Dateigröße
517 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Dieser Aufsatz über den Berliner Sozialisten und Reichstagsabgeordneten des Wahlkreises Niederbarnim, Arthur Stadthagen (1857-1917), setzt sich mit seiner politischen Tätigkeit während der Jahre 1914 bis zu seinem Tod am 5. Dezember 1917 auseinander. Dabei stehen seine Haltung zum Krieg, seine Aktivitäten im Vorfeld des Kriegsausbruchs und das konkrete politische Agieren als Mitglied der Reichstagsfraktion der SPD im Vordergrund. Natürlich werde ich Stadthagens Haltung zur die SPD letztlich spaltenden und sprengenden Frage der Bewilligung der Kriegskredite ausführlich in den Blick nehmen.
Schlagworte
arthur, stadthagens, wirken, ersten, weltkrieg, juli, dezember
Arbeit zitieren
Holger Czitrich-Stahl (Autor:in), 2009, Arthur Stadthagens Wirken im und gegen den Ersten Weltkrieg von Juli 1914 bis zu seinem Tod am 5. Dezember 1917 , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212618

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