Krise und Ruin im Briefwechsel Hildebrand Veckinchusens

„Gode enbarmet, dat et mit ju so komen es“


Examensarbeit, 2012

134 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Fragestellungen und Vorgehensweise
1.2 Die Quellen
1.3 Begriffsdefinitionen „Krise“ und „Ruin“
1.4 Zur Person Hildebrand Veckinchusen – ein Überblick

2. Historische Krisenszenarien - Hildebrand Veckinchusen und Europa zu Beginn des 15. Jahrhunderts
2.1 Erwähnung historischer Ereignisse im Briefwechsel
2.2 Der Handel zwischen Lübeck und Brügge und die Osterlinge

3. Handelsgesellschaften - Netzwerke Hildebrand Veckinchusens als Krisenherde
3.1 Darstellung der üblichen Handelstätigkeit
3.2 Gesellschaft zwischen Hildebrand und Sivert Veckinchusen
3.3 Familien-Handelsnetzwerke
3.3.1 Netzwerk Preußen-Riga-Lübeck-Brügge-England bzw Veckinchusen-Witte
3.3.2 Tyten-Gesellschaft Riga-Preußen-Schonen-Sund-Lübeck- Hamburg-Brügge mit Beziehung zur Venedischen Gesellschaft
3.4 Die „Venedyssche sellschap“ Lübeck-Köln-Brügge-Venedig (Mai 1407 – 1412/1414 und 1425)
3.5 Freunde-Familien-Netzwerke
3.5.1 Die Stenhus-Veckinchusen-Gesellschaft
3.6 Weitere Handelsnetzwerke und -geschäfte
3.6.1 Hildebrand Veckinchusen – Werner Scherer – Reinhard Noiltgin (April 1416 – März 1417)
3.7 Proper- und Kommissionsgeschäfte
3.8 Fazit der Netzwerkstruktur

4. Konflikte, Risiken und Krisenphasen
4.1 ‚ere’ und ‘loven’
4.2 Risikogeschäfte und andere Handelsrisiken
4.2.1 Informationsfluss und Kapitaleinsatz
4.2.2 Risiko Warentransport und -verkauf
4.2.3 Das „Salzgeschäft“
4.3 Geldverleih an den Römischen König Sigmund
4.4 Jacob Scuetelare und der Lombarde Joris Spinola
4.5 Familiäre Auseinandersetzungen
4.6 Krisenphasen, Chance zur Umkehr oder der Weg in den Ruin

5. Im Brügger Stein – der Ruin
5.1 Im Turm – die Lebensbedingungen Hildebrands
5.2 Bedeutung des Schuldturms – Auswirkungen der ‚unere‘ auf die Netzwerke
5.3 Entwicklung der Beziehungen zu Familien und Freunden
5.3.1 Aktivitäten von Freunden und Familie
5.3.2 Die Auseinandersetzungen mit Sivert
5.3.3 Briefe von Freunden
5.3.4 Erste Ergebnisse
5.4 Armut – Isolation - Sozialer Abstieg: Margarete und die Kinder
5.5 Familiärer und persönlicher Ruin
5.6 Krisenphasen und Ruin zu der Zeit im „Stein“

6. Fazit – „Gode enbarmet, dat et mit ju so komen es“

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Literaturverzeichnis

Quellen

Sekundärliteratur

Monographien

Aufsätze und Zeitschriftenartikel

Internetquellen

Software

Anhang
Anhang 1: Briefaufbau – Strukturelemente
Anhang 2: Historische Karten
1. Karte von Nordwest-Europa um 1400
2. Handelsrouten der Hanse, Handelsgüter und territoriale Zuordnungen um 1400
3. Historische Karte zu räumlichen Schwerpunkten des Handels Lübecker Kaufleute
4. Die Handelsverbindungen Hildebrand Veckinchusens
Anhang 3: Zeittafel der historischen Ereignisse 1408-1426
Anhang 4: Die Veckinchusen- Beziehungs-Netzwerke
1. Das Veckinchusen-Witte-Familiennetzwerk
2. Die Tyten-Gesellschaft
3. Die Venedische Gesellschaft
4. Die Stenhus-Veckinchusen-Gesellschaft
5. Hildebrands Beziehungsnetzwerk um 1420/21
6. Hildebrands Beziehungsnetzwerk 1426
Anhang 5: Ausführliche Briefbeschreibungen
1. Teile des Briefinhaltes von Brief Nr. 318 von Hildebrand an Margarete
2. Inhalt der Narratio des Briefes Nr. 355 von Margarete an Hildebrand
Anhang 6: Krisenphasen bis zum persönlichen Zusammenbruch

Eidesstattliche Versicherung

1. Einleitung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Briefe unter einer Menge Pfeffer Abb.1[1]

Der Briefwechsel Hildebrand Veckinchusens wurde von Wilhelm Stieda im Stadtarchiv Reval „unter einer dicken Schicht Pfeffer“[2] gefunden, abgeschrieben und 1921 beim Hirzel-Verlag in Leipzig ediert. Darin sind u.a. Themen angesprochen, die mit Hildebrand Veckinchusens beruflicher Tätigkeit, seiner finanziellen Krise und seinem Ruin als Kaufmann und Persönlichkeit in Zusammenhang stehen. Einer seiner Handelspartner und guter Freund, Tideman Brekelvelde[3], klagt in seinem Brief vom 10. Juli 1421: „Gode enbarmet, dat et mit ju so komen is“.[4] Tideman bezeichnet in dem gleichen Brief Hildebrand als einen „vorvluchtig man“.[5] Hildebrand Veckinchusen steht zu diesem Zeitpunkt kurz vor seiner Verhaftung im Brügger Stein, dem Schuldturm in Brügge. Aufgrund seiner prekären Überschuldung befindet er sich auf der Flucht vor seinen Gläubigern. Tideman Brekelvelde ist bevollmächtigt, sich um seine Angelegenheit in Lübeck zu kümmern.

1.1 Fragestellungen und Vorgehensweise

Es stellt sich die Frage, wie dieser angesehene, reiche Kaufmann in eine derartig prekäre Krise gerät, die seinen Ruin bedeutet. Wieso kann es zu dem ruinösen Desaster kommen? Welche persönlichen, beruflichen, ökonomischen und politischen Umstände tragen dazu bei? Wie äußern sich Hildebrand Veckinchusen, seine Familienmitglieder, Freunde und Geschäftspartner während seiner Zeit im Brügger Stein? Wie entwickeln sich seine Beziehungen und Netzwerke in dieser Zeit? Sind einzelne Krisenphasen nachvollziehbar, die sich verschärfen und den Ruin erklären? Diese Fragen werden Kern dieser wissenschaftlichen Untersuchung sein. Der Fokus soll dabei auf der Person Hildebrand Veckinchusens und seiner Familie liegen.

In der Forschung wird bereits durch Stieda (1921), Winterfeld (1929), Dollinger (5. erweit. Aufl.1998), Irsigler (1973, 1985, 2006), Afflerbach (1993) u.a. ausführlich Hildebrand Veckinchusens Leben biografisch aufgearbeitet. Die Gründe seines wirtschaftlichen und sozialen Abstiegs sind allerdings bisher nicht erschöpfend erklärt. Hypothesen präferieren als Ursache Hildebrands Mentalität mit einem „fast unhansischen Hang zur Spekulation, seiner Leichtgläubigkeit und dem fahrlässigen Umgang mit dem Instrument des Wechsels“.[6] Hingewiesen wird andererseits auf die allgemeine handelswirtschaftliche Stagnation und die politischen Krisenlagen, die seinen Handelsgeschäften abträglich gewesen seien. Hildebrand Veckinchusen habe sich darüber hinaus moralisch über die übliche Handlungsweise erhoben, der „die eigene Ehrlichkeit und Energie auch bei anderen voraus“[7] -setzte. Es wird zu überprüfen sein, ob diese Hypothesen angesichts der eingeschränkten Quellenlage standhalten. Das Thema der Krise und des Ruins im Briefwechsel Hildebrand Veckinchusens wurde bisher nicht untersucht. Dies soll nun mit der Methode der kritischen Quelleninterpretation geschehen, um die wichtigen Problemkreise aus dem Briefwechsel direkt zu isolieren und damit zur Klärung der Fragen beizutragen. Vorab wird die Tätigkeit Hildebrand Veckinchusens als hansischer Ferndhandelskaufmann in der Zeit vor seiner Inhaftierung aufgearbeitet, seine unterschiedlichen Handelsnetzwerke beschrieben und grafisch dargestellt. Dadurch können das Ausmaß und der Verlauf der Krisensituation nachgezeichnet werden. Dabei wird die politische Lage in den Handelsgebieten zwischen Flandern und Nowgorod und Hildebrands ‚Beziehung‘ zum römischen König Sigmund quellenimmanent gestreift. Auch die Bedeutung des Brügger Wirtes und Maklers, Jacob Scuetelare, sowie des Lombarden Joris Spinola, soll nicht unerwähnt bleiben. Ein zusätzlicher Schwerpunkt wird bei der Erarbeitung der Bedeutung der Begriffe „ere“ und „loven“[8] liegen, da sie grundlegende Voraussetzung seiner geschäftlichen und privaten Beziehungen sind. Für die Zeitspanne der Inhaftierung wird das Interesse den Beziehungen zu einzelnen Familienmitgliedern, Freunden, Geschäftspartnern und seinen Netzwerken gelten. Hier sind es vor allem sein Bruder Sivert Veckinchusen und dessen Sohn Kornelius, seine Frau Margarete, Cousin Engelbrecht, Neffe Johan van dem Bokele, der Schwiegersohn Peter van (dem) Damme und der Geschäftsfreund Tideman Brekelvelde, die von Bedeutung für ihn sind. Exemplarisch ausgewählte Briefe können die typische Denk- und Handlungsweise dieser Personen erhellen. Gleichzeitig sind weitere Fragen aufgeworfen: Wer wird wie helfen und wer zieht sich warum zurück? Hat der viel beschworene mittelalterliche Familienzusammenhalt als soziales Netzwerk Bestand in dieser Krise oder bröckelt er?[9] Die Untersuchungsergebnisse sollen abschließend zusammengefasst und bewertet werden. Es bleibt abzuwarten, ob die gestellten Fragen geklärt, die bisherigen Hypothesen erhärtet oder entkräftet werden und andere Positionen und Sichtweisen formuliert werden können.

1.2 Die Quellen

Fast 550 Briefe, Urkunden und Testamente, die in der Briefsammlung Hildebrand Veckinchusens auf uns gekommen sind, sind „einzigartige Dokumente der Hanse aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts“.[10] Diese Untersuchung stützt sich auf die von Wilhelm Stieda 1921 herausgegebene Edition, die im Nachdruck erhältlich ist. Die Briefe liegen im Original in Reval im Stadtarchiv. Es ist zu vermuten, dass diese Sammlung deshalb dort über Jahrhunderte gelagert wurde, weil sie, zusammen mit 13 Rechnungsbüchern, als Nachweis in Erbstreitigkeiten gedient hat.[11] Die Edition wurde von Stieda so genau wie möglich vom Originaltext abgeschrieben und in Frakturschrift gedruckt. Sie enthält 424 datierte und 120 undatierte Briefe. In einem Nachtrag sind zusätzliche Ergänzungen zu datierten Briefen aufgeführt. Die Texte sind i.d.R. in der mittelniederdeutschen Sprache gehalten, einige sind auf Mittelniederländisch, wenige auf Latein geschrieben. Der Briefkorpus ist chronologisch nach Datum durchnummeriert. Der Kopf jedes Schriftstückes enthält als Überschrift i.d.R. Informationen Stiedas zu Absender, Adressat und Datierung. Die Datierungen hat Stieda aus den Angaben des Senders entnommen.[12] Unter der Überschrift sind Anmerkungen Stiedas enthalten über den Zustand der Quelle und den Ort der Lagerung des Originals, auch darüber, ob ein Siegel oder Reste davon erhalten sind, was auf den verschlossenen Transport hinweist. Die Quellen wurden wohl in gefalteter Form, mit Papierstreifen umwickelt und gesiegelt weitergegeben.[13] Oft ist auf der Rückseite des Briefes das Empfangsdatum durch den Empfänger angegeben, sodass durch Abgleich die Zeit des Brieftransportes berechenbar ist. Stieda weist darauf in seiner Einleitung hin.[14] Lindemann kritisiert allerdings zu Recht die Ungenauigkeit der Berechnungen, da Stieda voraussetze, dass die Briefe am Tag nach der Niederschrift versendet wurden. Im Abgleich habe er mit dem Empfangsdatum die Laufzeiten ermittelt. Das sei „ein sehr gewagtes Unternehmen[15] und führt zu ungenauen Konstrukten, weshalb diese Laufzeiten hier nicht übernommen werden. Es finden sich darüber hinaus Informationen über hinzugefügte Anmerkungen des Empfängers (i.d.R. von Hildebrand Veckinchusen). Soweit vorhanden, wird zum Schluss der Hinweise die Adresszeile angegeben, manchmal ist ein „littera detur“ und die Handelsmarke des Schreibers hinzugefügt.[16] Danach beginnt der eigentliche Text der Briefe. Stieda bezeichnet die Briefe „im wesentlichen als Handels- und Geschäftsbriefe“,[17] was von der Forschung als anerkannt gilt.[18] Dieser Einschätzung schließe ich mich an, denn i.d.R. handelt es sich um Handelskorrespondenz mit Hinweisen auf profitable Unternehmungen, Mahnschreiben und Rechenschaftsberichte. Enthalten sind aber auch Beschreibungen privater Neuigkeiten, persönlicher Befindlichkeiten und politischer Umstände. Eingestreut in die Briefsammlung finden sich auch Urkunden und Testamente. Auffällig ist insbesondere die fehlende einheitliche Rechtschreibung, wodurch die Zuordnung von Personen oder Begriffen erschwert ist. Die meisten Zitate werden deshalb, unter Hinzuziehung des Lübben’schen Handwörterbuches,[19] nach bestem Wissen übersetzt.

Der überwiegende Teil der Briefe stammt aus der Feder Sivert Veckinchusens und einiger anderer, Hildebrand nahestehender Personen. Nur wenige Schriftstücke stammen von Hildebrand Veckinchusen selber. Es kann angenommen werden, dass zumindest die männlichen Briefschreiber als Kaufleute des Lesens und Schreibens mächtig sind. Die Ehefrauen der Brüder Veckinchusen, Margarete und Elisabeth, können mit großer Wahrscheinlichkeit lesen, müssen aber Schreiber beauftragen. In besonderen Situationen werden deren Töchter zum Niederschreiben des Textes in Anspruch genommen, da diese selber lesen und schreiben können.[20] Die Briefe werden anschließend mit privat bezahlten Kurieren, durch Geschäftsfreunde oder andere Beauftragte (Gesellen, Schiffer u.Ä.) mit den Warentransporten weitergeleitet.[21] Briefe der Stadt Lübeck an die Stadt Brügge werden vermutlich durch städtische Boten transportiert.[22]

In der Regel sind die Briefe nach einem Muster strukturiert, die „feste Formen und Formeln“[23] enthalten. Schon Wilhelm Stieda betont den „gleichen Ton“.[24] Die Strukturelemente sind in Anhang 1 wiedergegeben und orientieren sich an dem aus dem Lateinischen bekannten Briefaufbau,[25] weshalb zu vermuten ist, dass die Sender auch Berufsschreiber mit der Niederschrift beauftragen.

Aufgrund der Konzentration auf die thematischen Schwerpunkte werden hier ca. 200 Schriftstücke aus verschiedenen Jahren exemplarisch betrachtet. Neben Briefen, die Hinweise auf Beziehungs- bzw. Handels-Netzwerke Hildebrand Ve- ckinchusen enthalten (1408-17), werden vorrangig Quellen aus den Jahren 1417/18 –1426 (die Krisenzeit und die Zeit im Brügger Stein) für die Untersuchung herangezogen. Zur Ergänzung dienen Handelsbücher Hildebrand Veckinchusens, die Michail P. Lesnikov[26] 1973 zum Teil ediert hat, und weitere Quellen, die Will- helm Stieda schon 1894[27] zur Venedischen Gesellschaft herausbrachte.

Die Briefe aus dem Briefwechsel sind persönliche Zeugnisse des jeweiligen Ab- senders, die dessen subjektiven Standpunkt zu einem bestimmten Zeitpunkt wie- dergeben. Ihr Aussagegehalt ist deshalb jeweils kritisch zu prüfen. Insbesondere dann, wenn die persönliche Sichtweise zu einer Krisensituation angesprochen wird, ist darauf zu achten, dass dies nur eine mögliche Perspektive der angespro- chenen Ereignisse widerspiegelt. Leider existieren nicht immer Briefe verschiede- ner Schreiber zum gleichen Problemkomplex, was dann die Deutung schwierig macht.

Eine Übertragung der Deutungsversuche auf die gesamthansische Kaufmann- schaft zu Beginn des 15. Jahrhunderts verbietet sich, da ausschließlich die Brief- sammlung von Hildebrand Veckinchusen zur Untersuchung herangezogen und kein Vergleich mit anderen Handelsbriefen unternommen wird. Lediglich für die Briefschreiber und deren Empfänger können verallgemeinernd Aussagen getroffen und Wirklichkeit rekonstruiert werden, insbesondere für den Kaufmann Hildebrand Veckinchusen, seine Familie und seine Beziehungsnetzwerke.

1.3 Begriffsdefinitionen „Krise“ und „Ruin“

Die Begriffe Krise und Ruin werden bisher in der Forschung eher allgemein auf größere, makrogeschichtliche Zusammenhänge angewandt. Ihre mikrohistorische Zuordnung ist seltener. Für den Briefwechsel Hildebrand Veckinchusens findet sich dazu bisher gar keine Forschungsarbeit.

Aufgrund der zentralen Bedeutung der Begriffe „Krise“ und „Ruin“ für die Beurteilung der Entwicklungen in der Briefsammlung und zum besseren Verständnis wird hier ihre Bedeutung zunächst genauer definiert.

1. Der Begriff Krise wird uneinheitlich benutzt, je nachdem welcher wissenschaftliche oder allgemeine Blickwinkel eingenommen wird.[28]

„Historiografisch gesehen können sie einerseits als Tragödie (Hayden White) oder Verfallsgeschichte aufgefasst werden, andererseits aber auch als Erfolgsstory, Ausnahmezustand oder – im Sinne einer Dauerkrise und somit als der Normalzustand der Postmoderne – als ein „globalisiertes Gefühl des beschleunigten Wandels“ wahrgenommen werden. Krisen werden aber auch als langfristige, Struktur verändernde Prozesse interpretiert, die eine Entscheidung und subjektbezogene Wertung verlangen (CARLA MEYER, Heidelberg). […]So diagnostizierten bürgerliche Historiker eine Krise des Spätmittelalters oder der Frühen Neuzeit, während die marxistischen Historiker dies als Krise des Feudalismus bezeichneten.“[29]

Das Eingehen auf die Forschungs-Diskussion zum Themenbereich der ‚Krise des Mittelalters‘ bzw. ‚Krise des Feudalismus‘ muss hier aus Gründen der Konzentration auf das Thema unterbleiben. Es wäre auch unmöglich, alle Aspekte (politische und wirtschaftliche Konflikte, Hungersnöte, Wüstungen u.a.) detailgetreu zu beleuchten. Verwiesen sei deshalb auf einige grundlegende Forschungsliteratur zu diesem Thema.[30] Es wird hier aber betont, dass davon auszugehen ist, dass Hildebrand Veckinchusen auch aufgrund politischer Konflikte des Spätmittelalters, auf die weiter unten (Kap. 2. und 4) eingegangen wird, in seine Krise und den Ruin gerät. Inwieweit hier Abhängigkeiten bestehen, wird in der Untersuchung nachzuweisen sein.

Der Begriff Krise wird in dieser Arbeit als ‚substanziell gefährdende Situation ‘ definiert. Sie entwickelt sich allmählich. Je nachdem, wie sich handelnde Akteure in den einzelnen Phasen verhalten, wird die Krise in verschiedenen Phasen verschärft oder entschärft. Insofern bieten Krisensituationen immer auch die Chance der negativen oder positiven Veränderung. Krise soll deshalb auch als ‚ Existenzgefährdung mit der Chance zur Umkehr‘ verstanden werden. Der Begriff Krise wird synonym zu Gefahr/Gefährdung und Risiko benutzt.

2. Der Begriff „Ruin wird als Endphase einer Krise verstanden, in der es den handelnden Akteuren nicht mehr möglich ist, eine positive Wende zu vollziehen. Ruin ist als Existenzvernichtung oder auch Untergang zu verstehen.

Für diese Untersuchung werden synonym die Begriffe Bankrott oder Konkurs für den finanziellen, und Zusammenbruch für den privaten Ruin verwendet. Es wird zu klären sein, wodurch sich Hildebrand Veckinchusens Finanz- und Unternehmenskrise seit 1417 verschärft und wie sich seine Beziehungen und Netzwerke darunter entwickeln. Welche Folgen hat der Bankrott Hildebrands? Werden Gesellschafter, Freunde oder Familienmitglieder durch den Konkurs Hildebrands geschädigt? Wird umgekehrt möglicherweise Hildebrand durch sie geschädigt?

1.4 Zur Person Hildebrand Veckinchusen – ein Überblick

Zum besseren Verständnis der Persönlichkeit Hildebrand Veckinchusens verhilft seine Kurzbiografie. Aus der Darstellung in seinem Briefwechsel, seinen Handelsbüchern und weiteren Forschungen ergibt sich, dass Hildebrand Veckinchusen um 1377 als Kind in Westfalen/Dortmund lebt.[31] Sein Geburtsdatum ist unbekannt.[32] In Radevormwald mag der Familienbesitz gelegen sein, der im Jahr 1395 durch Gotschalk van Vockinchusen (!) in einer Erbteilung mit seinen Brüdern Sivert, Hildebrand, Ludwig, Hans und drei Schwestern vor dem Rat der Stadt verglichen wird.[33] Zwischen 1378 und 1389 hält sich Hildebrand mit Bruder Sivert in Livland/Dorpat auf. Dann geht er nach Dordrecht bzw. Brügge.[34] Hildebrand wird bereits 1393 und 1398 als Ältermann der Hanse für das gotländisch-livländische Drittel in Brügge benannt.[35] Bis 1397 ist er mit der Dortmunder Bürgermeisterstochter, Lyseke Swarte, verheiratet.[36] Nach deren Ableben heiratet er 1398 in zweiter Ehe Margarete Veckinchusen, geborene Witte, aus Riga. Sein Haupthandelssitz befindet sich ab 1402 oder 1403 in der großen Handelsstadt Brügge.[37] Dort lebt er mit seiner größer werdenden Familie. 1418 hält er sich in Lübeck auf und kauft dort ein Haus in der Königstraße 15, in dem seine Frau Margarete mit den sieben Kindern verbleibt[38]. Er selber kehrt nach Brügge zurück. Hildebrand betreibt von Brügge aus ein weitschweifiges Handelsunternehmen. Dafür unterhält er verschiedene Handelsgesellschaften mit familiär abgesicherten Zentralen und Netzwerken im Ostseeraum zwischen Lübeck, Wismar, Stettin, Danzig, Riga, Reval, Dorpat, Nowgorod und Pleskau. Im Westen unterhält er Familien-Kontakte zwischen Köln, Frankfurt/Main, Straßburg, Konstanz, Nürnberg, Flandern (Brügge, Gent und Antwerpen), Frankreich und England.[39] 1409 ist aus den Handelsbriefen nachweisbar, dass er seinen Handelsraum mit der angeblich 1407 neugegründeten Venedischen Gesellschaft[40] erweitert, die aber scheitert. Sivert zieht sich aus dem Venedighandel teilweise zurück, da es ihm zu risikoreich erscheint. Hildebrand betreibt dieses Geschäft trotz Handelsverbot des Römischen Königs Sig(is)mund[41] zwischen 1417 und 1424 weiter.[42]

In Livland und Preußen kommt es durch politische Krisen und Teuerungen seit 1411 zu weiteren Handelseinbußen. Darüber hinaus muss Hildebrand seinem Bruder und Handelspartner Sivert immer wieder finanziell unter die Arme greifen, da dieser auf sein Hab und Gut in Lübeck wegen der dortigen Konflikte im Rat der Stadt (1408-1416) lange Jahre nicht zurückgreifen kann. 1416/1417 reist Hildebrand Veckinchusen nach Konstanz zum Römischen König Sigmund. Zusammen mit anderen Kaufleuten leiht er ihm während des dort stattfindenden Konzils ca. 3000 Kronen, die er nicht wieder zurückerhält.[43] Schließlich gerät er selber in finanzielle Bedrängnis und verschuldet sich immer mehr. Bis 1419 ist Hildebrand in Brügge noch hoch angesehen, denn er wird zum dritten Mal zum Ältermann (diesmal für das lübische Drittel)[44] gewählt. Dann scheint eine Flucht vor den Gläubigern (1421) die richtige Lösung zu sein. Durch seinen Makler und Wirt in Brügge, Jacob Scuetelare, wird er in Antwerpen zur Rückkehr nach Brügge bewegt, und im Februar 1422 durch den Genueser Lombarden Joris Spingel (Spinola) in den Schuldturm, den Brügger Stein gebracht. Dort bleibt er bis 1425 in Haft. Er ist erst geschäftlich, dann privat ruiniert. Sein direkter Briefkontakt bricht im Jahr 1426 ab. Im Februar 1428 erstellt Hildebrands Cousin Engelbrecht Veckinchusen einen Rechenschaftsbericht, in dem auch Hildebrands Ableben erwähnt ist.[45]

2. Historische Krisenszenarien -
Hildebrand Veckinchusen und Europa zu Beginn des 15. Jahrhunderts

2.1 Erwähnung historischer Ereignisse im Briefwechsel

Zur Erfassung der Rahmenbedingungen für die Geschäftstätigkeit Hildebrand Veckinchusens bis 1426 erscheint es sinnvoll, historische Gegebenheiten der Zeit kurz anzusprechen. Politische Krisenszenarien in Kriegs- oder Friedenszeiten haben Auswirkungen auf das Geschäft Hildebrands und seiner Handelspartner. Sie können es fördern oder sogar zu dessen Ruin beitragen. Grundlegend für die Beschreibung des historischen Hintergrunds zwischen 1400 und 1426 sind die Nachrichten, die sich im Briefwechsel von Hildebrand Veckinchusen finden. Allein in elf Brieftexten findet sich das Wort „orloge“ synonym zu „Krieg“.[46] Handelspartner äußern sich in anderen Briefen ebenfalls andeutungsweise über politische Veränderungen, mögliche und stattfindende Unruhen, Kriege, Teuerungen, Armut, unsichere Handelsstrecken u.Ä.[47] Angesprochen werden z.B. der 100jährige Krieg zwischen England und Frankreich (seit 1338), die Auseinandersetzungen im Lübecker Rat zwischen 1408 und 1416 und die Konflikte König Sigmunds mit Territorialfürsten im Heiligen Römischen Reich (z.B. mit den Rheinischen Kurfürsten um 1418) sowie mit Venedig. Auch seine Beteiligung auf dem Konstanzer Konzil (1414-1418) wird erwähnt, wie auch der Krieg des Königreichs Dänemark mit Schleswig seit 1410, die Situation nach dem Krieg zwischen dem Deutschen Orden und Polen/Litauen (1410/11) und Auseinandersetzungen mit Russen. Genannt sind mögliche finanzielle und Handelsrisiken, zu erwartende und eingetretene Handelshemmnisse und –einbußen sowie die Gefährdung der Waren und Warenbegleiter auf den über Land oder zur See führenden Handelsstecken durch Territorialfürsten, Raubritter oder Kaperfahrer. Es findet sich keine wirklich politisch wertende Äußerung. Wertvoll für Absender und Empfänger ist nur die Kurzinformation über Veränderungen und ihre mögliche Auswirkung auf den gemeinsamen Handel. Insofern wird das Ereignis beurteilt und weitergegeben. Die genannten historischen Ereignisse und die Bedeutung Lübecks und Brügges für die Hanse werden für das weitere Verständnis als vorausgesetzt angesehen. Im Anhang 3 werden wichtige historische Daten und auch die Wechselwirkung auf den Veckinchusenhandel (durch Pfeilbeziehungen) chronologisch wiedergegeben.

2.2 Der Handel zwischen Lübeck und Brügge und die Osterlinge

Lübeck und Brügge sind zu Beginn des 15. Jahrhunderts die wichtigsten Handelsstädte im Nordosten bzw. Westen Europas. Lübeck gilt als Haupt der Hanse[48] und ist ein zentraler Anlandeplatz für die Waren, die aus dem Ostseeraum geliefert und nach Brügge und in andere Handelsstädte weitertransportiert werden.[49] Andere Güter, die z.B. aus dem Mittelmeerraum über Augsburg und Nürnberg nach Brügge kommen, werden von hier aus in den Ostseeraum verschifft. Dies geschieht nach Möglichkeit auf dem Seeweg mit den Hansekoggen oder dem neuen, tragfähigeren Schiffstyp „Holk“, die zwischen 15 und 37 Fracht laden können.[50] Die Waren werden verschlossen in Holz-Tonnen (z.B. Hering, Feigen, Korallen, Salz), als Ballen (Tuche) oder Schüttgut (Getreide) zur See versendet.[51] Auch der Transport über Land oder auf Flüssen ist üblich, kostet aber mehr Geld, weil nicht so viele Waren auf einmal geladen werden können und der Gewinn durch Überfälle oder höhere Zölle geschmälert wird. Brügge gilt in dieser Zeit als bedeutendster Handelsplatz nördlich der Alpen und westeuropäischer Mittelpunkt des Warenhandels.[52] Dort werden Waren aus dem Norden (Ost- und Nordsee) und Süden Europas (Italien, Spanien, Portugal) umgeschlagen und weiterverkauft.

Es gibt keine eigene Siedlung für die „Osterlinge“, wie die Hansekaufleute in Brügge genannt werden. Alle Kaufleute, die nicht Bürger von Brügge sind und dort kein Eigentum haben, müssen sich üblicherweise bei Brügger Wirten einmieten.[53] Diese übernehmen auch die Anmietung von Lagerhallen, bringen dort die Waren ihrer Klienten unter und verkaufen diese sogar teilweise.[54] In der Stadt gelten sie als rechtliche Vertreter für ihre Kunden, die bei Bedarf auch deren Schulden bezahlen müssen.[55] Hildebrand Veckinchusen lebt z. B. zur Miete bei dem Brügger Wirt Jacob Scuetelare, der für ihn schuldenpflichtig wird.

Der Handelsweg zwischen Brügge und Venedig und zwischen Köln und Brügge kann phasenweise 1418/19 nicht benutzt werden, weil „dat werd al opholden und ghenomen“,[56] wie Sivert Veckinchusen schreibt.[57] Die Republik Venedig bekriegt König Sigmund seit 1412, um über seine Beziehungen zu Mailand einen Zugang zum Mittelmeer für Ungarn zu schaffen und den Weg für das Reich über Oberitalien freizuhalten. Er verhängt deshalb zwischen 1417 und 1426 für alle Reichsstädte Handelssperren mit Venedig. Diese werden allerdings immer wieder durchbrochen, da dadurch die Handelsinteressen der Kaufleute geschädigt werden, so auch die der Gesellschaft von Hildebrand Veckinchusen.[58] Da Hildebrand Veckinchusen das Verbot teilweise ignoriert, kommt es zur Beschlagnahmung der Handelsware durch den österreichischen Herzog, der Sigmunds Blockade-Politik gegen Venedig unterstützt. Das bedeutet z.B. im Jahr 1421/22 hohe Verluste an Waren und Geld für das Geschäft. Kornelius, Siverts Sohn, hat die Waren begleitet und gerät dabei selber in große Gefahr.[59]

3. Handelsgesellschaften - Netzwerke Hildebrand Veckinchusens als Krisenherde

3.1 Darstellung der üblichen Handelstätigkeit

Hildebrand Veckinchusen lebt seit 1402/1403 in Brügge. Er arbeitet als Handelskaufmann der Deutschen Hanse am dortigen Außenhandelsplatz und ist an einem weitverzweigten Handelsnetz beteiligt, das er mit seinem Bruder Sivert aufbaut und nutzt. Er versendet und verkauft Handelswaren wie Wolle, Tuche, Pelze, Salz, Fische, Wachs, Asche, Gewürze, Feigen, Reis und andere gefragte Güter nach dem gesamten Ostseeraum, die über Lübeck und Brügge transferiert werden.[60] Sivert bleibt dafür zunächst in Lübeck.

Beide Brüder besuchen von ihren Standorten aus nahegelegene Messen z. B. in Antwerpen und Gent bzw. Köln und Frankfurt. Familienmitglieder, die ebenfalls Kaufleute der Hanse sind, bilden an den Standorten die jeweiligen Knotenpunkte des gemeinsam betriebenen Handels.[61] So arbeiten der Onkel Series[62] und der Bruder Johan in Dorpat, Bruder Series in Riga, der Schwiegervater und der Schwager Hildebrands, beide heißen Engelbrecht Witte, ebenfalls in Riga. Der Neffe Hildebrand van dem Bokele (Brief Nr. 122) arbeitet in Reval und Schwager Gotschalk van dem Bokele in Preußen (Brief Nr. 22). Der Neffe Gerwin Marschede befindet sich in Danzig (Brief Nr. 274), Neffe Johan van dem Bokele wohnt in Dortmund, später in Lübeck (Brief Nr. 227, 228, 239) und Neffe Reynolt Swarte in Köln. Neffe Johann Swarte lebt in London, Schwiegersohn Peter van Allebeke auch genannt Peter van (dem) Damme in Brügge. Das Handelsnetz basiert vorwiegend auf gegenseitigem Vertrauen (ere und loven[63]). Absprachen über mögliche Lieferungen sowie Rechenschaftsberichte werden erwartet[64], wenn nötig angemahnt und ausgetauscht, ohne dass feste Verträge nachweisbar sind. Handelsgesellschaften sind überwiegend Familiengesellschaften, aber zu Beginn des 15. Jahrhunderts findet verstärkt auch Gesellschaftshandel mit Nicht-Familienmitgliedern statt, wie es die Veckinchusen tun.[65] Relativ kleine Gesellschaften (sellschap, selscap oder selschop genannt) bestehen aus Kaufmanns-Freunden und Familienangehörigen im norddeutschen und westdeutschen Raum und bleiben meist auf wenige Jahre befristet.[66] Größere Familiengesellschaften können sogar lebenslang bestehen. Üblicherweise sind die älteren Hanse-Kaufleute wie Hildebrand und Sivert Veckinchusen in Städten angesiedelt, besitzen Häuser, haben Bürgerrechte erworben und betreiben von ihrer Niederlassung aus den Fernhandel.[67] Die Begleitung der Waren innerhalb ihres Handelsnetzes überlassen sie Bevollmächtigten auf Reisen, meist Gesellen oder jüngeren Familienangehörigen in Ausbildung.[68]

Als „Netzwerk“ definieren z. B. Selzer und Ewert (2010) eine auf mehr als zwei Personen bezogene und von diesen getragenen Verflechtung bzw. deren Beziehungen oder Kontakte zueinander gemeint.[69] Es handelt sich dabei um die Beschreibung eines Ordnungsgefüges von Personen, Orten oder Firmen. Diese einfache Definition eignet sich zur Beschreibung einiger wirtschaftlicher und familiärer Netzwerke von Hildebrand Veckinchusen. Aufgrund des Briefwechsels (und vergleichend der von Lesnikov edierten und von Stark untersuchten Handelsbücher) Hildebrand Veckinchusens liegen Angaben über verschiedene Handelsgesellschaften bzw. Handels-Netzwerke[70] vor. Dieser Handel ist in hohem Maße auf Kredit aufgebaut, der Verkauf gegen bar gilt als Ausnahme.[71] Lediglich im Nowgoroder Bereich muss gegen Barzahlung oder im Tausch gegen andere Ware verkauft werden. Üblicherweise wird eingekaufte Ware erst nach ihrer Weiterverwertung bezahlt. Der Bargeld- und Edelmetall- (Kapital-)mangel zu Beginn des 15. Jahrhunderts und Gefahren beim Geldtransport führen zur Vermeidung von Geldzahlungen.[72] Die Geschäfte laufen teils als Gesellschaftshandel, teils als Einzelunternehmung in Kommission und als Einheit von Hin- und Rückgeschäft.[73] Widerlegung, Gesellschaft mit einseitiger Kapitaleinlage, Sendegutgeschäft/Kommissionsgeschäft und allmählich offener Gesellschaftshandel sind möglich, wobei es vorwiegend dauerhafte Gesellschaften mit unregelmäßiger Abrechnung nach längeren Zeiträumen gibt.[74] Geld gilt als „Wertmaß in der Preisbestimmung der Ware“, als „ideelles Kaufmittel“.[75] Leihen bzw. Kreditgeschäfte gegen Zins sind zwar verboten, aber unerlässlich und üblich für das Handelsgeschäft. Mit Beutkauf (Ware gegen Ware) wird das Verbot umgangen oder durch Borgkauf bzw. Wechselgeschäfte mit Kauf und Verkauf fremder Währungen verborgen.[76] Da der Handel zu dieser Zeit immer risikobehaftet ist, muss in diesem Zusammenhang auch der Veckinchusenhandel als „Risiko- „ oder „Krisenhandel“ bezeichnet werden. Dies ist jedoch die ‚normale‘ Geschäftspraxis. Davon unabhängig kann auch nicht durchgängig von einer Krise des Veckinchusenhandels ausgegangen werden, da Hildebrand Veckinchusens Unternehmungen zwischenzeitlich sehr profitabel sind. Nicht umsonst ist er bis 1419 ein angesehener und gefragter Handelspartner.

Die nachfolgend aufgeführten Gesellschaften bzw. Netzwerke zeigen exemplarisch, welchen Umfang das Handelsgeschäft von Hildebrand und Sivert Veckinchusen bis 1417/18 hat und wo sich Krisen abzeichnen. Alle Gesellschaften können nicht aufgeführt werden, da dies die Aufgabe dieser Arbeit sprengen würde. Es ist insgesamt auch sehr schwierig, alle Mitglieder seiner Gesellschaften oder Netzwerke genau zuzuordnen. Es werden deshalb nur die als wichtig erscheinenden Gesellschaften und Netzwerke auf Grundlage einzelner Briefabrechnungen erfasst und unter Anhang 4 visualisiert.[77] Relationen zwischen Handelspartnern in den Netzwerken werden ohne Pfeilrichtung dargestellt, da davon auszugehen ist, dass es sich i.d.R. um gegenseitige Geschäftsbeziehungen handelt. Wegen der Größe der Gesellschaften und zur Übersichtlichkeit muss dabei auf eine geografische Hintergrundkarte verzichtet werden. Historische Karten sind deshalb extra in Anhang 2. 1 - 4 aufgeführt. Die Brief-Quellen und die genannten Gesellschaften werden jeweils vorab angegeben, und, soweit notwendig, interpretiert.

3.2 Gesellschaft zwischen Hildebrand und Sivert Veckinchusen

Hildebrand und Sivert Veckinchusen betreiben ab März 1401 eine Handelsgesellschaft, in die jeder 150 lb.gr.[78] einlegt.[79] Johannes van den Bokel tritt zeitweise als Kommissionär in Lübeck mit auf. Hildebrand und Sivert beteiligen sich in der Folge häufig gemeinsam als Gesellschafter an verschiedenen anderen Gesellschaften oder in Eigen- (Proper)Geschäften. Jeder von ihnen hat dafür sein eigenes Handelsbuch und gleicht seine Einnahmen und Ausgaben mit dem Bruder ab (slecht machen). In den Jahren 1409 bis 1415 muss Sivert häufig auf Hildebrands finanzielle Unterstützung zurückgreifen. Er hat selber kaum eigenes Geld, weil er in Köln nicht auf sein Lübecker Eigentum zurückgreifen kann und sich zudem in der Venedischen Gesellschaft verschuldet. Deshalb befindet er sich fast ständig in einer prekären Krise.[80] Er versucht durch Pfandeinlöse, Wechsel oder Kredit bei Hildebrand, Freunden und beim Lombarden[81] liquide zu bleiben, um seinen loven nicht zu verlieren.[82] Das führt zu Vorwürfen Hildebrands und zu einer schweren Krise in den Beziehungen der Brüder, so dass am 16.7.1414 sogar Siverts Frau bei Hildebrand interveniert.[83] Am 7. Juni 1415 schreibt Hildebrand an Sivert in einer Abrechnung, dass Siverts Rechenschaftsbericht sehr unterschiedlich zu seinem eigenen sei und nicht stimmig sei. Er könne deshalb von ihm kaum Schuldenrückzahlungen erwarten.[84]

Interessant im Zusammenhang mit der späteren Krise Hildebrands ist hier zu erwähnen, dass Sivert die Klaviatur des appellativen Lamento in seinen Klagebriefen an Hildebrand vorzüglich beherrscht.[85] Möglicherweise wird ihm deshalb die Unterstützung durch Hildebrand weiterhin gewährt. Gegen 1418 gibt es diese Brüder-Gesellschaft aber nicht mehr. Hildebrand hat nun Schulden bei Sivert und rechnet selber wohl nicht ordentlich ab, weshalb Sivert keine vertrauensvolle Handlungsbasis mehr sieht. Er zieht, ganz im Gegenteil zu Hildebrand vorher, andere Konsequenzen und kündigt den gemeinsamen Gesellschaftshandel vorläufig auf.[86] In der Forschung wird dieser Vorfall jedoch nicht als Kündigung interpretiert.[87] Ab diesem Zeitpunkt finden sich aber fast nur noch Auseinandersetzungen zwischen Sivert und Hildebrand über die steigenden Schulden und ständigen Wechsel, die Hildebrand auf Sivert zieht.[88] Der Kontakt bricht sogar zeitweise ab. Weitere Abrechnungen zwischen den beiden Brüdern fehlen im Briefwechsel. Hildebrand tätigt nun ohne Sivert als Gesellschaftspartner seine Geschäfte, nutzt aber weiterhin dessen finanziellen Rahmen und Reputation für Wechselgeschäfte. Margarete übernimmt, entsprechend der Anweisungen Hildebrands, die Geschäfte in Lübeck.[89] Nur noch vereinzelt sind bis 1422 Kommissionsgeschäfte oder Eigenhandel zwischen den Brüdern nachweisbar.[90]

3.3 Familien-Handelsnetzwerke

3.3.1 Netzwerk Preußen-Riga-Lübeck-Brügge-England bzw. Veckinchusen-Witte

Dieses relativ kleine Familien-Netzwerk arbeitet auf Kommissionsbasis und sporadisch zwischen 1406 und 1415 im Ostseeraum zusammen. Es transferiert Waren von Riga (und später auch Reval) über Lübeck nach Brügge zu Hildebrand Veckinchusen, der auch nach England Kontakte unterhält. In den Briefen 11, 12, 14, 62, 105 sind als Hauptakteure Hildebrand Veckinchusen in Brügge, der Schwiegervater und später der Schwager Engelbrecht Witte bzw. die Schwiegermutter (ohne Namen) in Riga sowie ein weiterer Schwager von Hildebrand aus der Witte-Familie, Evert Snoye, genannt. Engelbrecht Witte hat ein verzweigtes Handelsnetz, das er für diese Handelsbeziehung mit einbindet. Hildebrand bedient sich ebenfalls eigener Beziehungsnetze. Hier seien besonders die Brüder Stenhus (mit Familienbeziehung zum Bruder Series) und Swarte (Verwandte von Hildebrand aus seiner ersten Ehe) erwähnt, die zwischen Riga und London handeln.[92] Das Familien-Netzwerk Veckinchusen-Witte leidet unter privaten Auseinandersetzungen, die mit dem für die zweite Frau Hildebrands, Margarete, zugesagten Spielgeld von 100 Mark, einigen Brautgeschenken und den dafür von Hildebrand zurückgehaltenen Waren zusammenhängen.[93] Als der Konflikt schärfer wird, schaltet Hildebrand 1415 seinen Schwager Tomas Veckinchusen aus Riga ein, der neben Konrad Vysch, Tydeman van den Nyenloe, Hartwich Stenhus, Gosschalk Stalbyter, Wolter Roden (die in diesem Netzwerk nicht aufgeführt werden) und Evert Snoye als Zeugen bei der Abschluss-Rechenschaftslegung (Brief Nr. 105) fungieren.[91]

3.3.2 Tyten-Gesellschaft Riga-Preußen-Schonen-Sund-Lübeck- Hamburg-Brügge mit Beziehung zur Venedischen Gesellschaft

Diese Gesellschaft, die auch Livland-Gesellschaft genannt wird, führt ihren Namen auf den Partner Hinrych Tyten aus Reval zurück.[94][95] Sie existiert gleichzeitig oder neben der Veckinchusen-Witte-Gesellschaft und weiteren anderen Gesellschaften.[96] Von Elisabeth Veckinchusen, Siverts Frau, wird sie in den Rechenschaftsbriefen 22 und 23 (1409) Tyten-Gesellschaft genannt,[97] und arbeitet durch die Brüder Veckinchusen eng mit der Venedischen Gesellschaft, die weiter unten aufgeführt wird, zusammen. Das Startkapital der Tyten-Gesellschaft wird mit 100 lb. gr. angegeben.[98] Warenlieferungen kommen per Schiff aus dem preußisch-livländischen Ostseeraum über Lübeck und Hamburg nach Brügge. Von dort verschickt Hildebrand sie weiter in südliche Landesteile bis nach Venedig.[99] Elisabeth rechnet hier gegenüber Hildebrand (und Sivert) ab. Aus dieser Abrechnung ergeben sich Überschüsse, die teilweise in die Venedische Gesellschaft abgeführt werden. Gut zu erkennen ist die wichtige Funktion der Frau von Sivert als vollwertige Kauffrau, die sämtliche Handelsbeziehungen im Netzwerk überblickt und unterhält, während Sivert durch seine Flucht aus Lübeck, mit Beginn der dortigen Auseinandersetzungen im Rat, schon in Köln ist und dies nicht leisten kann. Sie legt über den Warenhandel mit Lübeck eigenständig Rechenschaft ab. Stark gibt an, dass diese Tyten-Gesellschaft von 1406/07 bis 1412 bestanden habe.[100] Insgesamt sei sie ein großes Verlustgeschäft gewesen (55 % des eingelegten Kapitals gingen verloren), weshalb eine weitere Verbindung mit H. Tyten in den Folgejahren unterblieben sei.[101] Doch findet sich im Briefwechsel noch im Juni und Juli 1416 ein Hinweis darauf, dass diese Gesellschaft weiterhin tätig ist und wohl auch Profit einbringt.[102]

Aus der Zusammensetzung dieses und anderer Handels-Netzwerke ist auch zu erkennen, dass mit den angeführten Kaufleuten Querverbindungen bestehen und weitere Unternehmungen gestartet werden. Erwähnt sei hier die Swart(t)e-Gesellschaft mit den Swart(t)e-Brüdern, die den gleichen Handelsraum und zusätzlich England bedient. Diese Gesellschaft ist deshalb interessant, weil die Swarte-Brüder mit Hildebrand Veckinchusen durch dessen erste Ehefrau verwandt sind.[103] Sie gehören zum engen Handels-Netzwerk von Hildebrand und werden bis zum Jahr 1422 weiterhin Geschäfte mit ihm tätigen. Darüber hinaus halten sie auch im Stein zu Brügge weiterhin Kontakt zu ihm. Tydeman Swarte gerät 1421, fast zeitgleich mit Hildebrand Veckinchusen, ebenfalls in solche Schulden, dass er sich vor der Nachstellung seiner Gläubiger nur durch Flucht vor der Gefangennahme schützen kann. Hildebrand soll ihn warnen.[104] Es kann kein Nachweis geführt werden, dass Swartes Bankrott mit dem von Hildebrand in Beziehung steht. Doch scheinen die engen Beziehungen der Gesellschaften und die identische Zeitfolge der Konkurse ein möglicher Hinweis darauf zu sein.

3.4 Die „Venedyssche sellschap“ Lübeck-Köln-Brügge-Venedig (Mai 1407 – 1412/1414 und 1425)

Die Venedische Gesellschaft wird am 1. Mai 1407 durch Lübecker Bürger gegründet.[105][106] Hildebrand Veckinchusen zählt seit 1408 zur Gesellschaft. Es ist möglich, dass er schon bei der Gründung dabei ist, doch spricht vieles dafür, dass sein Bruder Sivert der treibende Part ist und ihn als seinen Teilhaber hineinbringt.[107] Dies würde der These widersprechen, dass Hildebrand der Ideengeber und 1407 verantwortlich für die Gründung der Gesellschaft sei, wie Irsigler und Dollinger meinen.[108] Hildebrand sitzt in Brügge jedoch an einer wichtigen Gelenkstelle des europäischen Handels. Er nimmt eine zentrale „Verteilerfunktion“ zwischen Süden und Norden, Osten und Westen ein. Seine Beteiligung scheint deshalb für die Gesellschaft immens wichtig zu sein. Der erste Nachweis für Hildebrands Beteiligung findet sich allerdings erst im Briefwechsel am 14. April 1409,[109] als Brief von Sivert Veckinchusen, Peter Karbow und Hinric Slyper in Köln adressiert an Hinric opme Orde und Hildebrand Veckinchusen in Brügge.[110] Aufgrund dieses Briefes ergibt sich die Form des offenen Gesellschaftshandels (OHG)[111] zwischen Lübeck, Brügge und Venedig, wonach jeder Teilhaber nach eigenem Ermessen und größtmöglichem Profit den Einkauf und Verkauf am jeweiligen Ort für die Gesellschaft tätigt. Peter Karbow wird von Venedig, Hildebrand von Brügge, Sivert von Köln und Tideman Brekelvelde von Lübeck aus für die Gesellschaft handeln. Hinric Slyper wird häufig die Warentransporte rheinaufwärts begleiten. Das eingelegte Kapital (hovetguet) ist zu diesem Zeitpunkt bereits mit 11000 m. lüb. beziffert. Die meisten Gesellschafter, darunter Hildebrand und Sivert, sind zu 1/5 und 1000 m. lüb. beteiligt. Weitere Mitglieder (darunter auch Hans van Mynden), meist Partner wie Gesellen bzw. jüngere Familienmitglieder, die ungenannt bleiben, kommen hinzu und tätigen kleinere Anteilseinlagen oder bringen ihre Arbeitskraft ein. Ziel ist die Vervielfachung des Kapitals auf 4000 m. lüb. pro 1/5 Anteilseigner. Gewinn und Verlust soll „na penninktale“[112] abgerechnet werden. Geschäftsvorteile werden für den festgehalten, der am meisten tue. Hinric Slyper wird zusätzlich „vor juwe kost unde arbeed“[113] bezahlt (ein Novum im hansischen Handel!). Das Geschäft verzeichnet zunächst hohen Profit, muss dann aber durch Unregelmäßigkeiten der Abrechnung, Betrug, Risikokäufe, Überkäufe und Wechselreiterei Hans van Myndens und Peter Karbows gerichtlich zwischen 1412 und 1414 unter den Gesellschaftern geschlichtet werden. In der ersten Rechenschaft vom 21.4.1409 stellt Sivert fest, dass trotz der großen Unternehmung mit dem Verkauf von „werk“[114] nicht viel gewonnen wurde.[115] Im Brief Nr. 21 vom 3.7.1409 weist Hinric Slyper auf Unregelmäßigkeiten, Ungerechtigkeiten und Vorteile in Bezug auf Peter Karbow hin, der statt der 1000 mark nur 700 mark eingelegt haben soll. Hildebrand Veckinchusen engagiert sich im Jahr 1410 auch nur zögerlich für die Gesellschaft und will sich frühzeitig wieder daraus zurückziehen.[116] Darauf deutet auch Siverts dringlich klingende Bitte vom 8. Juli 1410 hin:

“Item leyve broder, nemet dey Veneydyessche selscap to hertten, also gy best kunnen”[117]

Im gleichen Brief verstärkt er sein Anliegen, indem er auf den möglichen Profit hinweist. Er empfiehlt Hildebrand den notwendigen Wechselkauf (!) und Einkäufe für die Gesellschaft.[118] Außerdem möchte er, dass Hildebrand seine Position und Informationsmöglichkeiten in Brügge stärker für die Gesellschaft einsetzt. M.E. will er Hildebrand auch dadurch überzeugen, dabei zu bleiben:

“Gy mosten ok sulven som als profit dencken und doen met wessele met kopen und met vele saken und senden Peter somals laken und allerleye ander dync dat gy vornemen, dat dey Norenberger kopen und Lombarden und ander lude, wand gy mochten dar vele dynges vornemen dat ju Peter noch wy nicht al scryven kunnen.“[119]

Sivert nutzt für sich die Möglichkeiten, alle Unkosten durch die Gesellschaft bezahlen zu lassen. Durch zusätzliche Wechsel auf die Gesellschaft, die dann Hildebrand begleichen muss, versucht er seinen Profit zu sichern. Hildebrand steht insgesamt auch für die über 9000 Dukaten in Wechseln ein, die durch Hans van Mynden und Peter Karbow entstehen. Hans van Mynden verlässt die Gesellschaft bereits am 19.8.1410 wieder.[120] Slyper wird später in Zusammenhang einer Urfehde (wahrscheinlich mit den Grafen Ziegenhain, von denen er beraubt wird) genannt.[121] Er und Peter Karbow erscheinen nach der Schlichtung nicht mehr im Venedighandel, während Hildebrand und zeitweise auch Sivert mit Tidemann Brekelvelde versuchen, über Siverts Sohn Kornelius den Venedighandel bis 1425[122] fortzuführen. Die Handelsverbote für Venedig durch König Sigmund (von 1417 bis 1426) behindern den Handel. Es bleibt letztlich ein Verlustgeschäft, denn der Verkauf stockt immer wieder durch Übersättigung des Marktes, und Kornelius wird 1422 in Friaul (bei Venedig) festgehalten. Der Herzog von Österreich nimmt ihm 600 Gulden und die Ware ab. Außerdem braucht Kornelius zusätzliches Geld für Wareneinkäufe.[123] Dann nutzt er 1423 von Hildebrand geldwerte Pfänder, um dafür Geld einzulösen.[124] Sivert verurteilt die Handelstätigkeit seines Sohnes, die ihm Verderben eingebracht habe.[125] Mit Kornelius, Hinric opme Orde und Tidemann Brekelvelde sind Handels-, Familien- oder Freundschaftsbeziehungen teilweise bis 1425/1426 nachweisbar.[126]

Der relativ vergebliche Versuch der Veckinchusen, im Venedighandel Fuß zu fassen, wird in der Forschung mit der Beherrschung des Gebietes durch die Italiener, der angeblichen Unkenntnis der Folgen des Wechselgeschäftes und der einfachen Buchführung begründet.[127] Dem würde ich teilweise widersprechen. Sicherlich muss man zu bedenken geben, dass die Hanse-Kaufleute relativ „neu im Geschäft“ mit Venedig sind und die Gepflogenheiten, Handelsverbindungen, Warengeschäfte oder Gewichte des italienischen Handels kaum kennen. Während Sivert stärker auf die Erfahrungen von Venedighändlern aus Augsburg oder Genua setzt, scheinen die übrigen Gesellschafter das zu ignorieren. Das macht sie zu idealen „Opfern“ von Betrug oder verleitet sie zu hohen Fehlkäufen bzw. Warensendungen. Die Unkenntnis der Folgen des Wechselgeschäfts kann auch nicht der eigentliche Grund für das Scheitern sein, denn Wechsel sind bereits 1290 bei Hansekaufleuten üblich.[128] In einer literarischen, deutschsprachigen Quelle der im Hochmittelalter beliebten Heldenepik werden sie sogar schon viel früher als kaufmännische Praxis erwähnt und metaphorisch benutzt.[129] Allerdings ist im Venedighandel die Praxis der ungedeckten Wechsel und der inflationäre Umgang damit zu verzeichnen. Das gegenseitige Wechselgeschäft ohne Rücksichtnahme auf die Deckung durch die Partner ist m.E. die Folge eines grundsätzlichen Organisations- bzw. Strukturproblems der offenen Gesellschaftsform (OHG) der Venedischen Gesellschaft, mit dem die Hansekaufleute hier nicht umgehen können. Sie sind es wohl eher gewohnt, eine Widerlegungs-Gesellschaft[130] zu haben, in der ein zentraler Prinzipal die Partner regelmäßig kontrolliert und mit den notwendigen Informationen versorgt, statt wie bei der OHG alle Partner eigenständig und unkontrolliert arbeiten zu lassen.[131] Die fehlende Geschäftskontrolle führt zu fehlender Abstimmung der sonst üblichen und überlegten Handelsaktivität (inklusive des Wechselgeschäfts). Hier ist m.E. zusätzlich die ungenügende Kommunikation ein Grund. Die Entfernung zwischen Venedig, Brügge, Köln und Lübeck erschwert die Kooperation, weil z.B. Abrechnungen oder Informationen über die Marktsättigung in Venedig bei Pelzen und Bernsteinpaternostern zu spät ankommen.[132]

Die organisatorischen und strukturellen Probleme begünstigen sowohl Kontrollverluste als auch Vertrauensmissbräuche. Geschäftspartner an zentraler Stelle (wie z.B. Hans van Mynden oder Peter Karbow[133]) erweisen sich hier als Trittbrettfahrer und/oder Konfliktgeber. Auch Bruder Sivert zieht kräftig Wechsel auf die Gesellschaft, die Hildebrand dann decken muss. So ist das Scheitern vorprogrammiert. Die einfache Buchführung dürfte maximal peripher für das Scheitern dieser Gesellschaft als Argument herangezogen werden. Es ist eher die Wechselreiterei mit ungedeckten Wechseln und vor allem die Organisationsstruktur der OHG als Grund zu nennen.

Die Verluste für Hildebrand Veckinchusen aus der Venedischen Gesellschaft legen den Grundstein für seine finanzielle Krise, zu der im Laufe des zweiten Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts weitere Misserfolge hinzukommen. Sie sind nicht nur materieller Natur. Sie belasten auch die persönlichen und familiären Beziehungen und führen sogar später zum Bruch zwischen den Brüdern Sivert und Hildebrand.

[...]


[1] Abb. 1: Zengerle, Stephan (2011): Ein Sensationsfund für die Historiker: Die Originalbriefe von Hildebrand Veckinchusen, gefunden in einer Pfefferkiste. Foto: 2011 © ZDF/Stephan Zengerle. URL: http://ulrich-goepfert.de/images/stories/03_2011/Hanse/07.jpg. Zugriffsdatum 07.06.2012.

[2] Stieda, Wilhelm (Hrsg.)(1921): Hildebrand Veckinchusen. Briefwechsel eines deutschen Kaufmanns im 15. Jahrhundert. Nachdruck 2007. Leipzig. Einleitung, S. V. In folgenden Anmerkungen wird nur noch Stieda (1921) mit Angabe der Briefnummern erscheinen.

[3] Er ist ein wohlhabender Lübecker Bürger, Fernhandelskaufmann und wohnt von 1404 bis 1436/37 im Haus Königstr. 55. Er scheint der Handelsvertreter für Sivert und Hildebrand Veckinchusen in Lübeck zu sein. Siehe dazu Asmussen, Georg: Die Lübecker Flandernfahrer in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts (1358-1408). In: Paravicini, Werner (Hrsg.)(1999): Hansekaufleute in Brügge. Teil 2 (Kieler Werkstücke. Reihe D: Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters. Bd. 9). Frankfurt am Main, S. 306-307.

[4] Stieda (1921): Brief 281, S. 305: „Gott erbarme, dass es mit Dir so gekommen ist“ (Übers. d. Verf.).

[5] Stieda (1921): Brief 281, S. 305. „vorvluchtig man“ heißt übersetzt „flüchtiger Mann“ siehe: Lübben, August (1888): Mittelniederdeutsches Handwörterbuch. MnHW. Nachdruck 2012. Leipzig; S. 532.

[6] Irsigler, Franz; Kölnisches Stadtmuseum (1973): Hansekaufleute. Die Lübecker Veckinchusen und die Kölner Rinck. In: Hanse in Europa. Brücke zwischen den Märkten. 12.-17.Jahrhundert. S. 301 – 327, hier S. 308.

[7] Winterfeld, L. v. (1929): Hildebrand Veckinchusen. Ein hansischer Kaufmann vor 500 Jahren. In: Hansische Volkshefte 18, S. 7.

[8] Die Erklärung der Begriffe erfolgt genauer unter Kapitel 4.1. Die Begriffe werden in der Folge ohne Anführungszeichen kursiv geschrieben.

[9] Afflerbach, Thorsten (1993): Der berufliche Alltag eines spätmittelalterlichen Kaufmanns. Betrachtungen zur Abwicklung von Handelsgeschäften. Frankfurt am Main. Berlin. Bern u.a., S. 80.

[10] Lele-Rozentāle, Dzintra: Zur Schreibkompetenz des Kaufmanns Engelbrecht Witte. Eine Fallstudie anhand Rigensischer Briefe an Hildebrand Veckinchusen. In: Brandt. Gisela (Hrsg.)(1997): Historische Soziolinguistik des Deutschen III. Sprachgebrauch und sprachliche Leistung in sozialen Schichten und soziofunktionalen Gruppen. Internationale Fachtagung Rostock/Kühlungsborn 15.-18.9.1996.Stuttgart, S. 15.

[11] Stieda (1921): Einleitung, S. VI.

[12] Lindemann, Margot (1978): Nachrichtenübermittlung durch Kaufmannsbriefe. Brief-„Zeitungen“ in der Korrespondenz Hildebrand Veckinchusen (1398-1428). München. New York, S. 15.

[13] Lindemann (1978): S. 31.

[14] Stieda (1921): Einleitung, S. XVIII.

[15] Lindemann (1978): S. 15.

[16] Stieda (1921): Brief Nr. 19, 20 u.a.

[17] Stieda (1921): Einleitung, S. XVI.

[18] Dollinger (51998): S. 229. Afflerbach (1993): S. 15. u.a.

[19] Lübben (1888): MnHW. Neuauflage 2012. Norden. Leipzig.

[20] Stieda (1921): Brief Nr. 98, S. 166ff. Hier lässt Elisabeth V., Siverts Frau, den Brief von ihrer Tochter an Hildebrandt schreiben, weil sie keinen Schreiber dafür nehmen will.

[21] Stieda (1921): Brief Nr. 86, S. 105: „Wetet dat ik juwen breff wol verstan hebbe, den my nu Lanker de loper in der vasten brochte“. Es gibt wohl bereits ein Briefbotensystem, z.B. zwischen Brügge und Lübeck oder Brügge und Venedig, wie aus den Corpora zu entnehmen ist. Privatboten können sich nur Reiche leisten. Siehe dazu Niekisch (1991): S. 215-216; Lindemann, Margot (1978): Nachrichtenübermittlung durch Kaufmannsbriefe. Brief-„Zeitungen in der Korrespondenz Hildebrand Veckinchusens (1398-1428). München. New York, S. 31 ff.

[22] Lindemann, (1978): S. 34. Siehe auch: Jörg, Christian: Kommunikative Kontakte – Nachrichtenübermittlung – Botenstafetten. Möglichkeiten zur Effektivierung des Botenverkehrs zwischen den Reichsstädten am Rhein an der Wende zum 15. Jahrhundert, in: GÜNTHART, Romy / JUCKER, Michael (Hrsg.)(2005): Kommunikation im Spätmittelalter. Spielarten – Deutungen – Wahrnehmungen (Tagungsband zur 1. Zürcher Nachwuchstagung zur Kommunikationsgeschichte). Zürich, S. 79-89.

[23] Lele-Rozentāle, Dzintra in: Brandt. Gisela (Hrsg.)(1997): S. 17.

[24] Stieda, Wilhelm (1921/2012): Einleitung, S. XVII.

[25] Niekisch, Reinhard M.G. (1991): Brief. Stuttgart, S. 30., 76ff. Lele-Rozentāle, Dzintra in: Brandt. Gisela (Hrsg.)(1997): S. 17.

[26] Lesnikov, Michail P.(1973): Die Handelsbücher des hansischen Kaufmannes Veckinchusen. Mit 4 Faksimiles und 1 Ausschlagtafel. (Forschungen zur Mittel-alterlichen Geschichte. Bd. 19). Akademie-Verlag. Berlin.

Leider sind bisher nicht alle Handelsbücher ediert, weshalb Eintragungen für die Jahre ab 1417 nicht vorliegen und für die Untersuchung nicht herangezogen werden können.

[27] Stieda, Wilhelm (1894): Hansisch-Venetianische Handelsbeziehungen im 15. Jahrhundert. Festschrift der Landes-Universität Rostock zur zweiten Säkularfeier der Universität Halle a. S. Rostock.

[28] Siehe dazu: Gabler Verlag (Hrsg.): Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: Unternehmungskrise, URL:

http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/55429/unternehmungskrise-v6.html. Zugriffsdatum 14.06.2012.; Dipl.-Psych. R. D’Amelio (2010): Studienbrief: Krise und Krisenintervention. Universitätskliniken des Saarlandes. Homburg/Saar. URL: http://www.uniklinikum-saarland.de/fileadmin/UKS/Einrichtungen/Kliniken_und_Institute/Medizinische_Kliniken/Innere_Medizin_IV/Patienteninfo/Psychologe/KriseninterventionSTUDIENBRIEF.pdf. Zugriffsdatum 06.08.2012.

[29] Itin, Julia (25.9.2009): Krisengeschichte(n). ‚Krise’ als Leitbegriff und Erzählmuster in kulturwissenschaftlicher Perspektive. Tagungsbericht des Cluster of Excellence „Asia and Europe“; Historisches Seminar; Institut für Fränkisch-Pfälzische Geschichte und Landeskunde der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg vom 23.07.2009-25.07.2009. Heidelberg. URL: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=2782. Zugriffsdatum 14.06.2012.

[30] Jörg, Christian (2008): Teure, Hunger, Großes Sterben: Hungersnöte und Versorgungskrisen in den Städten des Reiches während des 15. Jahrhunderts. (Monographien zur Geschichte des Mittelalters 55). Stuttgart; Hilsch, Peter (2006): Das Mittelalter - die Epoche, Konstanz; Huizinga, Johan; Köster, Kurt (Hrsg.) (122006): Herbst des Mittelalters. Studien über Lebens- und Geistesformen des 14. und 15. Jahrhunderts in Frankreich und in den Niederlanden. Stuttgart; Seibt, Ferdinand (Hrgb.)(1984): Europa 1400: die Krise des Spätmittelalters. Stuttgart.

[31] Stieda, Wilhelm (1921/2012): Einleitung, S. IX. Siehe auch Lindemann, Margot (1980): Die Herkunft der Familie Veckinchusen – Feckinghaus. In: Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 72 (1980), S. 173-178, hier S. 175.

[32] Afflerbach (1993): S. 53.

[33] Stieda, Wilhelm (1921/2012): Einleitung, S. X.

[34] Asmussen in: Paravicini (Hrsg.)(1999): S. 795.

[35] ibid.

[36] Afflerbach (1993): S. 53.

[37] Nach Asmussen ab 1402: Asmussen in: Paravicini (Hrsg.)(1999): S. 795. Nach Stieda (1921), S. 4 Nr. 7 vom 7. Juni 1403 beauftragt Engelbrecht Witte aus Riga Hildebrand Veckinchusen, Schulden in Brügge für ihn einzutreiben. Die genauen Daten sind also nicht nachweisbar.

[38] Asmussen in: Paravicini (Hrsg.)(1999): S. 800.

[39] Asmussen in: Paravicini (Hrsg.)(1999): S. 795.

[40] Siehe dazu auch Kapitel 3.4.

[41] Laut ADB (Theodor Lindner (1892): Sigmund. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Leipzig. S. 267–282, hier S. 267) wäre die lateinische Schreibung „Sigismund“, aber der König besteht auf dem einfachen „Sigmund“. Diese Schreibung wird hier übernommen.

[42] Stieda (1894): S. 57-60.

[43] Sein Anteil ist aus den Quellen nicht verifizierbar.

[44] 1347 bilden die hansischen Kaufleute in Brügge in Statuten ihres Außenhandelsplatzes eine feste Gemeinschaft, um ihre Interessen auch politisch besser vertreten zu können. Sie teilen sich in Drittel auf. Je nach Herkunft bilden sie die Organisation der lübisch-wendischen, der westfälisch-preußischen bzw. der gotländisch-livländischen Händler, die jeweils eigene Ältermänner und Beisitzer stellen. Siehe Sprandel (Hrsg.)(1982): Quellen zur Hansegeschichte. Darmstadt, S. 347-349.

[45] Stieda (1921): Brief Nr. 414.

[46] Stieda (1921): Index, S. 555 unter „O“. Briefe Nr. 15, 25, 80, 134, 149, 155, 198, 200, 204, 205, 542.

[47] Stieda (1921): 12, 26, 27, 29, 33, 39, 43, 45, 48, 50, 52, 98, 102, 115, 119, 120, 133, 139, 148, 152, 153, 155, 171, 174, 178, 193, 195, 219, 243, 326.

[48] Henn, Volker: Der dudesche kopmann zu Brügge und seine Beziehungen zu den nationes der übrigen Fremden im späten Mittelalter. In: Jörn, Nils/Kattinger, Detlef/Wernicke, Horst (Hrsg.)(1999): Sonderdruck aus: „Kopet uns werk by tyden“: Beiträge zur hansischen und preußischen Geschichte; Festschrift für Walter Stark zum 75. Geburtstag. Schwerin, S. 142.

[49] Siehe dazu im Anhang 2.3 und 2.3 Handelsrouten der Hanse und räumliche Schwerpunkte Karte der Lübecker Kaufleute.

[50] Hirte, Christian/Wolf, Thomas: Der Holk. In: Bracker, Joseph/Henn, Volker/Postel, Rainer (Hrsg.)(42006): Die Hanse – Lebenswirklichkeit und Mythos: Texteinband zur Hamburger Hanse-Ausstellung von 1989. Lübeck. S. 765-771, hier S. 767.

[51] Wolf, Thomas: Befrachtung und Umschlag. In: Bracker, Jörgen/Henn, Volker/Postel, Rainer (Hrsg.(42006): Die Hanse. Lebenswirklichkeit und Mythos. Lübeck. S. 783-789, hier S. 785ff.

[52] Henn in: Jörn u.a. (Hrsg.)(1999): Sonderdruck aus: „Kopet uns werk by tyden“: S. 131.

[53] Greve, Anke: Brügger Hosteliers und hansische Kaufleute: Ein Netzwerk vorteilhafter Handelsbeziehungen oder vorprogrammierte Interessenkonflikte: In: Jörn, Nils u.a. (Hrsg.)(2000): Hansekaufleute in Brügge. Teil 4. Beiträge der internationalen Tagung in Brügge April 1996 (Kieler Werkstü>

[54] Greve in: Jörn u.a. (Hrsg.)(2000): S. 152.

[55] Greve in: Jörn u.a. (Hrsg.)(2000): S. 153ff.

[56] Übers. der Verf.: „Das wird alles aufgehalten und beschlagnahmt.“

[57] Stieda (1921): Brief Nr. 195; siehe auch Brief Nr. 200: „und al man dencket hyr mer op orloge dan op kopenscop unde ic kann ju dync nicht to Brugge senden noch nergen ut desser stat dan weder in dat Bergesch land.“ Brief Nr. 204: „Item dat wel hyr dat grottest orloge werden, dat in manygen jare ghewest es, darumme es hyr neyn handelynge noch gelt van neyem gude to maken und al dync wel hyr nicht gelden“.

[58] Stieda, Wilhelm (1894): Hansisch-Venetianische Handelsbeziehungen im 15. Jahrhundert. Festschrift der Landes-Universität Rostock zur zweiten Säkularfeier der Universität Halle a. S. Rostock, S. 28.

[59] Stieda (1921): Brief Nr. 326, S. 346 vom 14.5.1422.

[60] Dazu siehe Karten im Anhang 2.2 und 2.3.

[61] Siehe dazu im Anhang 2 Karte 4. Die Handelsverbindungen von Hildebrand Veckinchusen.

[62] Noodt, Birgit: Ehe im 15. Jahrhundert. In: Hansische Geschichtsblätter. Herausgegeben vom Hansischen Geschichtsverein (2003) 121. Jg. S. 54. Zu verwandtschaftlichen Beziehungen siehe auch: Asmussen in: Paravicini (Hrsg.)(1999): S. 791 ff. und 801ff.

[63] Begriffsdefinitionen und weitere Erklärungen siehe unter Kapitel 4.1.

[64] „Scryvet hyr und to Lubeke und to Venedien, dat men al dync also bestelle, dat dey rekenscap ummer schey met den ersten na paschen umme vele sake wyllen.“ Stieda, Wilhelm (1921): Brief 48, S. 62.

[65] Burkhardt, Mike (2009): Der hansische Bergenhandel im Spätmittelalter. Handel - Kaufleute - Netzwerke. Köln. (Quellen und Darstellungen zur Hansischen Geschichte, 60), S. 189.

[66] Irsigler, Franz: Kaufmannsmentalität im Mittelalter. In: Meckseper, C./Schraut, E. (Hrsg.)(1985): Alltag und Mentalität im Spätmittelalter. Göttingen. 53-75, hier S. 63.

[67] Dollinger, Philippe (5. erweit. Aufl.1998): Die Hanse. Stuttgart, S. 237.

[68] Afflerbach (1993): S. 32. Cordes, Albrecht (1998): Spätmittelalterlicher Gesellschaftshandel im Hanseraum. (Quellen und Darstellungen zur Hansischen Geschichte. Herausgegeben vom Hansischen Geschichtsverein. Neue Folge / Bd. XLV) Köln. Weimar, Wien, S. 146f.

[69] Selzer, Stephan/Ewert, Ulf Christian: Netzwerke im europäischen Handel des Mittelalters. Konzepte – Anwendungen – Fragestellungen. In: Fouquet, Gerhard/Gilomen, Hans-Jörg (Hrsg.)(2010): Netzwerke im europäischen Handel des Mittelalters. Ostfildern. S. 21-47, hier S. 22-23.

[70] Die Begriffe Gesellschaft und Netzwerk werden hier auch nicht synonym gebraucht, da es sich nicht unbedingt um identische Beziehungsformen handelt. Der Begriff Netzwerk meint hier eher eine allgemeinere und nicht notwendigerweise dauerhafte Form der Beziehung und Zusammenarbeit, während der Begriff Gesellschaft aufgrund fester Verbindungsformen speziell auch mit entsprechendem Vertrag bzw. Kapitaleinlagen gemeint sein kann.

[71] Stark, Walter (1985): Untersuchungen zum Profit beim Hansischen Handelskapital in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Weimar, S. 13. Barverkauf kann Einbußen bringen, da Rabatte gewährt werden müssen.

[72] Stark (1985): S. 14.

[73] Stark (1985): S. 23. Die eingekaufte Ware wird an den Verkaufsort (hin) geschickt. Nach dem dortigen Verkauf wird andere Ware zurückgeschickt. Ein Geschäft ist „erst nach Abschluss des Rückgeschäftes beendet“.

[74] Cordes (1998): S. 33-37.

[75] Marx, Karl: Das Kapital. Bd. I. In: MEW. Bd. 23. Berlin 1962, S. 150.

[76] Stieda (1921): Brief Nr. 30, S. 38ff. Siehe auch Roover, de R. (1968): The Bruges Money Market around 1400. Brussel, S. 23.

[77] Als grafisches Format für die unter Anhang 4 dargestellten Netzwerkkarten wurde die Software Vennmaker (Ink.) gewählt.

[78] lb.gr.= Pfund Grote, flandrische Währung.

[79] Stark (1985): S. 18. Die Hildebrand-Sivert-Gesellschaft kann hier nicht visualisiert werden, da sie kein wirkliches Netzwerk darstellt, wozu mehr als zwei Personen gehören.

[80] Stieda (1921): Briefe Nr. 78: „sal ic ut den schulden komen, darumme maket dat, woe gy kunnen und schyket my gelt […]“. „Wenn ich aus den Schulden kommen soll, macht, was ihr könnt, und schickt mir Geld.“(Übers. d. Verf.).

[81] Stieda (1921): Brief Nr. 98, S. 116: „“As gy schriven dat Sivert neyn gelt op ju kopen sal, das wetet dat Syvert hyr hatte opgenomen 100 gulden van Symon deym Lumbarde, er he van hyr toch, darum dot wol ind maket, dat dat gelt dar to dancke wyrt betaylt, wente wy quemen dar anders in ungeloven“. „Da Sie schrieben, dass Sivert kein Geld auf Dich kaufen soll, so wisset, dass Sivert hier 100 Gulden von Simon dem Lombarden aufgenommen hat, ehe er von hier wegging. Deshalb tut und macht, dass das Geld zu Dank bezahlt wird, weil wir sonst unsere Kreditwürdigkeit verlieren.“ (Übers. d. Verf.).

[82] Stieda (1921): Briefe Nr.79, S. 91; Nr. 98. :

[83] Stieda (1921): Brief Nr. 98, S. 117: „darumme moiet it my, dat gy dar sůlke wort schrivet, doch boven alle so soyl gy is, of Got wyl, wol eyns blyven.“ “Deshalb betrübt es mich, dass Sie solche Worte schrieben, doch trotz allem, so solltet Ihr, wenn Gott will, besser zusammenbleiben.“ (Übers. d. Verf.).

[84] Stieda (1921): Brief Nr. 104, S. 124: “Broder hir sint in rekenschap also ick dey to gader hebbe unde alle dynch over ein brenghen, so sal dyne rekenschap tomale sere schellen, darumme so en vorlate dy dar nicht so sere to, dat ick dy velle schuldych sy, du salt seker an dynen donde velle myssen, dat sal nicht also sin also du lychte meynest rechtverdycheyt moyt, vortgan ofte God wyl.” „Bruder, hier habe ich in der Rechenschaft, was ich Dir zurechne, und um alles überein zu bringen, muss ich feststellen, dass Deine Rechenschaft nicht stimmt. Deshalb verlasse Dich nicht zu sehr darauf, dass ich Dir viel schuldig sei, denn an Deinem Zutun fehlt noch viel. Das sollte so nicht sein, und, wie Du leichthin meinst gerechtfertigt zu sein, nicht so weitergehen, wie Gott will.“ [Übers. d. Verf.].

[85] Stieda (1921): Brief Nr. 79, S. 91: „Item also gy scryven von den 800 gulden, kann ic nicht betalen, alsolde ic darumme vor ewelych vorderven […] wand ic sal neyn gelt kunnen opnemen, wand ic hebbe des loven nicht […] und ic moet betalen ofte dey staet růmen met schanden des ic nummer vorwynnen kunde.“ „Ihr schriebt also von den 800 Gulden, die kann ich nicht bezahlen, sollte ich deshalb ewiglich verderben […] denn ich kann kein Geld aufnehmen, weil ich keine Kreditwürdigkeit habe […] und ich muss das bezahlen, sonst wird mein Ruf geschädigt, was ich niemals verwinden könnte (Übers. d. Verf.).

[86] Stieda (1921): Brief Nr.201 vom 30.12.1418 „“unde sole wy handelynge eder selscap under uns beyden weder annehmen, so mote gy my jo eyrst myn gelt geven unde dat wy unse dync slecht mochten maken wand ic wel neyn dync weder met ju beginnen, er wy al unse dync slecht hebben.“ „Und sollen wir Geschäfte oder Gesellschaftstätigkeit unter uns beiden wieder aufnehmen, so müssten Sie mir erst mein Geld geben und miteinander abrechnen, weil ich kein Ding mit Dir beginnen will, ehe wir ausgeglichen sind“ (Übers. d. Verf.). Sivert wechselt in der Anrede häufig zwischen „Sie“ und „Du“.

Hildebrand über Siverts Haltung an Margarete am 21.3.1420, Brief Nr. 237: Ick hope noch to Gode, hey wyl syk wol anders bedencken“. „Ich hoffe noch zu Gott, dass er sich anders bedenken wolle/anderen Sinnes werde“ (Übers. d. Verf.).

[87] Irsigler erwähnt den Vorfall nicht bzw. sieht nur eine Verweigerung Siverts, Hildebrand zu helfen. Irsigler, Franz: Der Alltag einer hansischen Kaufmannsfamilie im Spiegel der Veckinchusen-Briefe. In: Henn, Volker/Holbach, Rudolf/Pauly, Michael u.a. (Hrsg.) (2006): Miscellanea Franz Irsigler. Festgabe zum 65. Geburtstag. Trier, S. 219.

[88] Stieda (1921): Brief Nr. 203, 204, 205, 213, 299, 317.

[89] Stieda (1921): Briefe Nr. 209, 211, 212, 214, 215, 216.

[90] Stieda (1921): Briefe Nr. 202, 203, 213,266, 288, 317.

[91] Netzwerkkarte siehe unter Anhang 4.1

[92] In der Netzwerkkarte (Anhang 4.1) wird zentral Hildebrand Veckinchusen dargestellt, der in den genannten Briefen angeschrieben wird oder selber schreibt.

[93] Siehe dazu Stieda (1921): S. 104ff. Nr. 85, 92, 93, 105, 113 u.a.

[94] Netzwerkkarte unter Anhang 4.2.

[95] Stieda (1921): Brief Nr. 48.

[96] Siehe Anmerkung 98.

[97] Stieda (1921): S. 30, Nr. 22. Siehe auch Stark, Walter (1985): Untersuchungen zum Profit beim Hansischen Handelskapital in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Weimar, S. 54 ff.

[98] Stark (1985): S. 55.

[99] In der Grafik in Anhang 4.2 sind die positiven Relationen zwischen den einzelnen Händlern mit Hildebrand, Sivert und Elisabeth Veckinchusen dargestellt, wobei in dieser Grafik Elisabeths Beziehungen betont werden. Die in braun gehaltenen Personen stehen hier für eigene Gesellschaften [Hildebrand (Hildebrand-Sivert-Gesellschaft), Hinrych Tyten (speziell für die Tyten-Gesellschaft), Hans van Minden (Venedische Gesellschaft), Hinric Losekync (Gesellschaft Losekync-Sivert Veckinchusen)].

[100] Stark (1985): S. 54.

[101] Stark (1985): S. 58.

[102] Stieda (1921): Brief Nr. 117: „Item van Tiiten selscap ward ju 22 punt …“; Nr. 121.

[103] Hammel-Kiesow, Rolf: Hildebrand Veckinchusen. In: Gerkens, Gerhard/Graßmann, Antjekathrin (Hrsg.)(1993): Der Lübecker Kaufmann. Aspekte seiner Lebens- und Arbeitswelt vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Mit Beiträgen von Arndt, Hans-Jochen u.a. Begleitpublikation zur Ausstellung vom 27. Juni bis zum 31. Oktober 1993 im Burgkloster zu Lübeck. Lübeck. S. 129-132, hier S. 129.

[104] Stieda 1921): Brief Nr. 299, S. 322: „Item, Tydeman Swartte es met kleyner ere van hyr unde he behavet syk wol to wachten; syne schuldemere hebben em naschycket unde wellen 500 gulden vorteren eder en in venknisse tobrengen, darumme warnet en also gy best kunnen.“ „Also, Tideman Swarte ist mit Unehren von hier weg und er täte gut, sich gut zu verstecken; seine Gläubiger haben ihm nachgeschickt und wollen 500 Gulden fordern oder ihn in Gefängnis bringen. Deshalb warnt ihn, so gut ihr könnt.“ (Übers. d. Verf.).

[105] Übersetzung: „Venedische Gesellschaft“. Netzwerkkarte siehe unter Anhang 4.3.

[106] Stieda (1894): S. 41.

[107] In späteren brieflichen Auseinandersetzungen mit Sivert weist Hildebrand darauf hin, dass Sivert ihn überredet hätte. Außerdem will Hildebrand frühzeitig wieder aus der Gesellschaft aussteigen. Sivert versucht Hildebrand zu überzeugen, in der Gesellschaft zu verbleiben. Siehe dazu weiter unten.

[108] Irsigler, Franz/: Hansekaufleute. Die Lübecker Veckinchusen und die Kölner Rinck. In: Kölnisches Stadtmuseum (Hrsg.)(1973): Hanse in Europa: Brücke zwischen den Märkten. 12-17. Jahrhundert. Ausstellung des Kölnischen Stadtmuseums 9. Juni – 9. September Kunsthalle Köln. Köln. S. 301-327, hier S. 311. Dollinger (1998): S. 230.

[109] Stieda (1921): Brief Nr. 19.

[110] Stieda (1921): S. 23 Nr. 19.

[111] Unter offener Gesellschaftsform (OHG) wird eine Gesellschaft mit gemeinsamer Kapitalführung verstanden. Dazu Cordes (1998): S. 144.

[112] Stieda (1921): S. 24. „im Verhältnis zum Geldwert“ Lübben (1888): S. 273.

[113] Ebenda. „Für deine Kost und Arbeit“ (Übers. d. Verf.).

[114] Mit „werk“ sind unbearbeitete Felle gemeint. Siehe Jeske, Hans (2005): Der Fachwortschatz des Hansekaufmanns Hildebrand Veckinchusen. Bielefeld, S. 39.

[115] Stieda (1921): Brief Nr. 20, S. 29.

[116] Stieda (1921): Brief Nr. 36 vom 19.8.1410.

[117] Stieda (1921): Brief Nr. 29 vom 8.7.1410, S. 37: „Also, lieber Bruder, nehmt [Euch] die Venedische Gesellschaft zu Herzen, so gut ihr könnt“ (Übers. d. Verf.). Siehe auch Brief 279, S. 470: „darumme leyve broder an desser selscap wel uns dyen und vorderf lyggen, darumme nemet dey to hertten.“

[118] Dies ist bemerkenswert, da später die vielen Wechselkäufe zum Zerwürfnis der Brüder führen. Allerdings ist zu diesem Zeitpunkt noch der Wechseleinkauf gedeckt. Sivert orientiert sich zudem am Handelsgebaren anderer Kaufleute aus Nürnberg oder Augsburg, die schon länger im Venedighandel aktiv sind und den besseren Überblick haben.

[119] Ebenda, S. 38: „Ihr müsst auch selber an den Profit denken und mit Wechseln einkaufen und viele andere Sachen. Und Peter viele Tuche senden und andere Dinge, die Ihr erfahrt, die die Nürnberger, Lombarden und andere Leute kaufen. Denn ihr werdet vieles aufschnappen, was Du weder Peter noch uns schreiben kannst“ (Übers. d. Verf.).

[120] Stieda (1921): Brief. Nr. 35, S. 46: „Unde ik will des selscop - - - hir na - - - enen ende afmaken.“ „Und ich will die Gesellschaft hiernach beenden und verlassen“ (Übers. d. Verf.).

[121] Stieda (1921): Brief Nr. 48. Hinric Slyper verstirbt um 1415. Stieda (1921): Brief Nr. 111. In diesem Brief wird dem Grafen Günther zu Schwarzburg, Herrn zu Ranis beschrieben, dass Hinric Slyper von den Grafen Ziegenhain in ihre Gewalt gebracht wurde und ihm 1700 Rheinische Gulden sowie andere Kleinodien abgenommen wurden. Die Angelegenheit sei vor dem Hofgericht des Römischen König Sigmund in Treyse verhandelt und mit der Acht belegt worden. Sivert Veckinchusen solle nun für die Erbin Hinric Slypers als Vormund eine Vollmacht erhalten, um die restlichen Dinge aus dieser Sache zu regeln.

[122] Stieda (1921): Brief Nr. 401.

[123] Stieda (1921): Brief Nr. 326, S. 348.

[124] Stieda (1921): Brief Nr. 351, S. 367.

[125] Ebenda, S. 367: „hey heft my vordervet dat en sy, dat my Got sunderlyngen helppen welle an gude unde an lyve.“ „Er hat mir Verderben zugefügt, das sehe ich so, woraus Gott mir besonders helfen wolle an Gut und Leben“ (Übers. d. Verf.). 1424 gibt es sogar eine gerichtliche Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn, in die auch Tideman Brekelvelde als Bürge involviert ist. Asmussen in Paravicini (Hrsg.)(1999): S. 308.

[126] Stieda (1921): Briefe Nr. 392, 410, in denen sie als Absender erscheinen. Siehe auch Kapitel 5.

[127] Stark, Walter: Über Handelstechniken auf dem Brügger Markt um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert. Jörn, Nils/Paravicini Werner/Wernicke Horst (Hrsg.)(2000): Hansekaufleute in Brügge. Teil 4. Beiträge der internationalen Tagung in Brügge April 1996. (Kieler Werkstü>

[128] Afflerbach (1993): S. 163. Dazu Sprandel, Rudolf (1975): Das mittelalterliche Zahlungssystem nach hansisch-nordischen Quellen des 13.-15. Jahrhunderts. (Monographien zur Geschichte des Mittelalters 10). Stuttgart, S. 47 ff. Zitiert nach: Jörn (Hrsg.) (2000): S. 104: „Entlang der Route Baltikum - Preußen - Lübeck - Flandern bzw. England fanden sich immer Kaufleute, die in der einen oder anderen Richtung bargeldlose Zahlungen zu transferieren hatten. So waren die Hansen ihre eigenen Bankiers und Wechsler, die den gezogenen Wechsel nicht nur als Instrument des Transfers, sondern auch zur Geldschöpfung zu gebrauchen verstanden.“

[129] Schröder, Werner/Kartschoke, Dieter(32003): Wolfram von Eschenbach: Willehalm. Berlin. New York, 8. Buch, Kap. 373, Zeilen 21-24: „hurta, wie die getouften borgeten und verkouften manegen wehsel ane trumbel.“ Hei, wie die Christen da liehen und verkauften, hin und her ohne Marktkarren! (Übers. Dieter Kartschoke).

[130] „Die entscheidenden Charakterzüge der wedderlegginge [Widerlegung. Ang. d. Verf. ] sind nach Keutgen die beiderseitige Kapitalbeteiligung und die einseitige Geschäftsführung.“ Cordes (1998): S. 35.

[131] Dazu Cordes (1998): S. 146 :„Die gemeinsame Erfüllung der Aufgabe erforderte Abstimmung und Kooperation“.

[132] Stieda (1894): S. 49.

[133] Stieda (1894): S. 50.

Ende der Leseprobe aus 134 Seiten

Details

Titel
Krise und Ruin im Briefwechsel Hildebrand Veckinchusens
Untertitel
„Gode enbarmet, dat et mit ju so komen es“
Hochschule
Universität Trier  (Fachbereich III, Mittelalterliche Geschichte)
Veranstaltung
Staatsexamen
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
134
Katalognummer
V212442
ISBN (eBook)
9783656402435
ISBN (Buch)
9783656402848
Dateigröße
12319 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Staatsexamensarbeit mit Darstellungen der Handels- und sozialen Netzwerke, Karten und Krisenphasen Hildebrand Veckinchusens
Schlagworte
Hildebrand Veckinchusen, Hanse, Sivert Veckinchusen, Krise, Ruin, ere, loven, Handelsgeschäfte, Wohlfahrt, familiäre Unterstützung, Netzwerke, Kaiser Sigismund, Heiliges Römisches Reich, Brügge, Hansekontor, Lübeck, Handelskrisen, 100-jähriger Krieg, Älterleute, Königstraße 15, Margarete Veckinchusen, Tideman Brekelvelde, Venedische Gesellschaft, Brügger Turm, Brügger Stein, Schuldturm, Armut, Schande, Deprivation
Arbeit zitieren
Angela Lorenz-Ridderbecks (Autor:in), 2012, Krise und Ruin im Briefwechsel Hildebrand Veckinchusens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212442

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