Mediale Kinderbilder und Lebenswelten in Verfilmungen von Kästners Werken

Kästners Kinder schreiben Filmgeschichte


Essay, 2013

9 Seiten


Leseprobe


Einleitung

Erich Kästner ist ein für seine Kindererzählungen zu Recht beliebter, wenn auch ein alles anderer als einfacher, Autor. Er schrieb offenbar überaus reflektiert, auch selbstreflektiert, immer am Puls der Zeit und mit großem Interesse an gesellschaftlichen Entwicklungen.

Mediale Kinderbilder sind bekanntlich immer ein kognitives Produkt der Erwachsenenwelt (vgl. Kaufmann 2011 und Mattusch 1995), und gerade dadurch an gesellschaftliche Veränderungen beziehungsweise Entwicklungen gekoppelt.

Bei Erich Kästner kommt sehr deutlich zum Ausdruck, dass er seine eigene Kindheit, oder vielmehr das Erleben manch tiefgreifender Kindheitserlebnisse, niemals vergessen hat. In seinen Werken nähert er sich den Kindern bedingungslos auf Augenhöhe. Gleichzeitig stellt er an sie einen Anspruch, den sie nicht erfüllen können: Jenen der Weltverbesserung.

Besonders deutlich wird dies beispielsweise am Ende seines Werkes „Pünktchen und Anton“ (s. Kästner 1963, S.204 – 206):

In „Vom glücklichen Ende“ und „Das kleine Nachwort“ wendet er sich nochmals direkt an die Lesenden. Zum Beispiel schreibt er: „Seid nicht allzu verwundert, wenn euch das Leben einmal bestraft, obwohl andere die Schuld tragen. Seht zu, wenn ihr groß seid, dass es jetzund besser wird! Uns ist es nicht ganz gelungen. Werdet anständiger, ehrlicher, gerechter und vernünftiger als die meisten von uns waren!“ (ebendort).

Subjektiv betrachtet ein recht schöner und auch verständlicher Wunsch – der nur einen Haken hat. Er scheint nicht erfüllbar zu sein. Zudem macht man es sich meines Erachtens ein wenig zu einfach, die Verantwortung für grundlegende soziale sowie gesellschaftliche Verbesserungen der nächsten Generation aufzutragen. Auf diese Weise ändert sich nie etwas.

Dieser zum Ausdruck gebrachte Wunsch erklärt andererseits aber auch, warum die Kinder in Kästners Werken zum großen Teil überkorrekt handelnde kleine Erwachsene sind. Ein „echtes“ Kind wird sich hier auch heute eher nicht wiedererkennen. Für die aktuellen Verfilmungen seiner Werke ist die Übertragung und Modernisierung der Kinderbilder allerdings recht gut geglückt; auch handelt es sich um mediale Darstellungen, die mit den Lebenswelten heutiger Kinder sehr viel zu tun haben. Der Realismus in Bezug auf den Alltag junger Menschen ist in den aktuellen Verfilmungen zum allergrößten Teil gegeben. Die Kinderbilder sind literarisch geglückt, liebenswert und durchwegs ansprechend - für eine Identifikation mit den Charakteren aus den jeweiligen Werken eignet sich die Übertragung auf das Medium Film jedoch wesentlich besser, da die Kinderbilder in den Literaturverfilmungen auch tatsächlich zeitgemäß sind: In Bezug auf Verhalten, Optik, Lebenswelt, etc. … Und dies gilt auch heute noch, wiederum etliche Jahre später (über ein Jahrzehnt nach der Produktion).

Theoretische Grundlagen sowie Forschungsinteresse meiner Auseinandersetzung mit „Pünktchen und Anton“

Auch für meine Auseinandersetzung mit „Pünktchen und Anton“ greife ich auf Laura Mulvey’s psychoanalytisches Paradigma des Blicks zurück, welches innerhalb des kognitionstheoretischen Ansatzes mit der Verwendung des „Konzepts der aktiven Zuseherin“ (vgl. Kaufmann 2011, 4) aus der binären Oppositionsordnung m/w gelöst werden kann, ohne damit gleichzeitig die Kategorie Geschlecht irrelevant werden zu lassen.

Für den 2.Band der Reihe „Kästners Kinder schreiben Filmgeschichte“ ist wiederum ein Bezug auf die Gender Studies interessant. Noch mehr in den Mittelpunkt rücken werden allerdings auch die folgenden Forschungsfragen:

1. Wie ist die mediale Darstellung der Lebenswelten bei „Pünktchen und Anton“ in der literarischen Vorlage?
2. Wie ist die mediale Darstellung der Lebenswelten in der Verfilmung von Caroline Link?
3. Literarische Darstellung der Kinderbilder versus filmische Darstellung durch Caroline Link.
4. Literarische Darstellung der Erwachsenen versus filmische Darstellung durch Caroline Link.
5. Vergleich der medialen Darstellungen (Literatur versus Film) der sozialen Gegensätze.
6. Die Frage der Identität: wie wichtig ist der Begriff der Identität bei Kästner/ bei Caroline Link/ und damit mutmaßlich gerade für die Rezipienten (Stichwort Identifikationsfiguren)?

Ende der Leseprobe aus 9 Seiten

Details

Titel
Mediale Kinderbilder und Lebenswelten in Verfilmungen von Kästners Werken
Untertitel
Kästners Kinder schreiben Filmgeschichte
Autor
Jahr
2013
Seiten
9
Katalognummer
V212403
ISBN (eBook)
9783656405078
ISBN (Buch)
9783656406563
Dateigröße
416 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Essay bzw. "Werkstattbericht" zum 2. Band von "Kästners Kinder scheiben Filmgeschichte"
Schlagworte
mediale, kinderbilder, lebenswelten, verfilmungen, kästners, werken, kinder, filmgeschichte
Arbeit zitieren
Mag. Bernadette Maria Kaufmann (Autor:in), 2013, Mediale Kinderbilder und Lebenswelten in Verfilmungen von Kästners Werken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212403

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