Die Kreuzauffindungslegende


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

21 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Was besagt die Legende?

3. Wer war Helena?

4. Das Kreuz im 4. Jahrhundert
4. 1 Cyrill von Jerusalem
4. 2 Eusebius von Cäsarea

5. Die Legende und ihre Entwicklung
5. 1 Ambrosius von Mailand
5. 2 Gelasius von Cäsarea
5. 3 Rufinus von Aquieleia
5. 4 Paulinus von Nola

6. Warum Helena als Finderin des Kreuzes?

7. Wo ist der Ursprung der Legende zu finden?
7. 1 Das Jerusalemer Pilgerwesen und die Grabeskirche

8. Schluß

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Kreuzauffindungslegende durch Helena, der Mutter Konstantins des Großen.

Dabei wird zunächst auf zwei weitere Legenden eingegangen, die Protonikelegende (P) und die Kyriakoslegende (C), die sich mit der Kreuzauffindung beschäftigen, um danach den Kern der Helenalegende (H) zu erläutern.

Daraufhin geht es um die Frage, wer Helena überhaupt war und als welche Person sie in den Quellen beschrieben wird. Das leitet dazu über, dass sich mit der Bedeutung des Kreuzes im vierten Jahrhundert beschäftigt und die Frage stellt, ob bereits zu dieser Zeit eine Verehrung des Kreuzes in Jerusalem stattfand und was die Quellen dieser Zeit darüber wissen.

Gegen Ende des vierten Jahrhunderts entwickelte sich reges Interesse an den Umständen der Entdeckung des Kreuzes, worauf im Punkt „Die Legende und ihre Entwicklung“ eingegangen wird. Auf diesem Aspekt liegt auch der Schwerpunkt der Arbeit. Inhaltlich sollen hier die Unterschiede in den verschiedenen Quellen deutlich gemacht werden und es soll verdeutlicht werden, woher die einzelnen Autoren die Legende möglicherweise kennen. Dabei können aber oftmals auch nur Vermutungen angestellt werden und es gibt sicher auch Fragen, die nicht beantwortet werden können. Daran schließt sich die Frage an, warum man ausgerechnet in Helena die Finderin des Kreuzes sah und wo der Ursprung der Legende zu finden ist, wobei besonders auf die Grabeskirche und das Jerusalemer Pilgerwesen eingegangen wird.

2. Was besagt die Legende?

In der Geschichte der Kirche ist der Name Helenas, der Mutter Konstantins, mit der Legende verbunden, sie habe während ihrer Pilgerreise ins Heilige Land das wahre Kreuz Christi gefunden.

Dieses Ereignis wird auf die 20er Jahre des 4. Jahrhunderts festgelegt.[1] Voraussetzung dafür ist die in konstantinischer Zeit verstärkte Verehrung des Kreuzes Christi als Symbol des christlichen Glaubens.

Es existieren jedoch noch zwei weitere Legenden zur Kreuzauffindung, und zwar die Protonikelegende und die Kyriakoslegende.

Bei den Syrern gilt die sagenhafte Königin Protonike als diejenige, die das Kreuz Christi im 1. Jahrhundert fand. Sie war angeblich Christin und Gattin des Claudius und wollte in Jerusalem die Stätten des Wirkens Jesu besuchen. Mit ihr reisten ihre beiden Söhne und ihre jungfräuliche Tochter. Protonike trifft auf Jakobus, den Bruder Jesu und erster Bischof Jerusalems und Simon Petrus und erklärt ihnen, sie wolle Golgotha, das Kreuz Christi und sein Grab sehen. Die beiden erklären ihr, dass alles, was sie sehen möchte, im Besitz der Juden ist und diese ihnen nicht erlauben, dorthin zu gehen und zu beten. Sie befehlt, Golgotha freizugeben und besucht die Stätte. Als sie mit ihren Kindern das Grab betritt, finden sie drei Kreuze und im selben Augenblick stirbt Protonikes Tochter. Dieser Umstand hilft, das wahre Kreuz zu identifizieren, denn als Protonikes Tochter mit dem wahren Kreuz in Berührung kommt, wird sie zu neuem Leben erweckt. Man übergibt das Kreuz an Jakobus und Protonike lässt eine Kirche über Golgotha errichten. Damit sollte den Gläubigen ermöglicht werden, die Stätte der Kreuzigung und des Grabes zu verehren.

Der Name Protonike taucht in keiner antiken Quelle auf und man geht davon aus, dass er symbolische Bedeutung hat. Die überzeugendste Erklärung liegt in orztz mijg (der erste Sieg), was für die erste Entdeckung des Kreuzes steht.[2]

Judas Cyriacus war legendarischer Märtyrerbischof von Jerusalem und die zentrale Figur der Kreuzauffindungslegende C ( Cyriacuslegende). Nach dieser wurde er, ein später Verwandter des

Stephanus der Apostelgeschichte, gezwungen, bei der Auffindung des wahren Kreuzes und der Nägel mitzuwirken und kam durch die damit verbundenen Wunder zum Glauben. Auf Geheiß Kaiserin Helenas weihte ihn der römische Bischof Eusebius (+310) vor Ort zum Bischof von Jerusalem.

Das Martyrium erlitt er angeblich unter Julian Apostata (361-63).

Sämtliche Nachrichten der Legende und Passio sind unhistorisch. Lediglich Eusebius erwähnt zur Zeit Bar Kokbas (132-135) als letzten judenchristlichen Bischof Jerusalems einen Judas, der möglicherweise Aufzeichnungen über Grab und Hinrichtungsstätte Jesu hinterließ. Dass er den Beinamen Kyriakos trug, hält man gleichfalls für historisch, ist aber nicht strikt zu beweisen.

Die Funktion des Judas Cyriacus in der Legende ist die eines neuen Judas Iskariot, der den Verrat des Judas[3] ausgleicht.[4]

Die Legende ist vermutlich syrischen Ursprungs und in der 1. Hälfte des 5. Jh. entstanden.

Nach 500 verbreitete sie sich im Westen und wurde die im Mittelalter populärste Fassung der Kreuzauffindungslegenden.

Ich beziehe mich im folgenden jedoch nur auf die Helenalegende (H).

Der Kern der Legende steht fest:

- Helena kommt nach Jerusalem.
- Dort entdeckt sie nach langer Suche drei Kreuze.
- Das wahre Kreuz identifiziert sie durch eine wundersame Begebenheit, die je nach Quelle differenziert.
- Helena lässt eine Kirche über dem Platz, an dem sie das wahre Kreuz fand bauen.

In der Folgezeit kommt es zu einer Ausgestaltung der Rolle Helenas bei der Kreuzauffindung, wobei besonderer Wert auf ihren Glauben und ihre Sorge für die Ausbreitung des Christentums gelegt wird.[5]

3. Wer war Helena?

Helena wurde ca. 248/249 vermutlich in Drepanum , am Südrand des Schwarzen Meeres, östlich des Bosporus in Bithynien geboren. Sie war von niederem Stand und wird bei Ambrosius (Bischof von Mailand) als Herbergswirtin bezeichnet.[6]

Sie hatte eine Beziehung zu Constantinus Chlorus, dessen Konkubine sie bis 289 war.

Als Tetrarch musste Constantinus jedoch die Beziehung zu ihr abbrechen, um eine legitime Ehe einzugehen. 293 wird er zum Cäsar ernannt.

Ca. 280 gebar sie Konstantin, später genannt der Grosse[7], auf den sie jedoch weiterhin , trotz der Trennung von Constantinus Chlorus Einfluss hat und verheiratet ihn mit Fausta. Konstantin holt seine Mutter an den Hof nach Trier, wo sie großen Einfluss ausübt und die Söhne Constantinus aus jeglicher Machtstellung entfernt, sie in die Verbannung schickt, die sie erst nach Helenas Tod verlassen dürfen.

Ungefähr 312 lässt sie sich von Konstantin zum Christentum bekehren. Die Behauptung, dass Helena eine Jüdin war, bleibt reine Vermutung, aufgrund der scharfen antijüdischen Gesetzgebung Konstantins.

Als Konstantin zum Herrscher des Gesamtreiches aufsteigt, folgte auch eine Machtsteigerung Helenas. Gemeinsam mit der Ehefrau Konstantins erhielt sie den Titel Augusta, beide durften ein Diadem tragen und ihr Bild auf Münzen prägen lassen.

Als Konstantin seinen ältesten Sohn wegen angeblichen Ehebruchs mit Fausta hinrichten lässt, bat Helena darum, dass auch Fausta mit dem Tode bestraft werde. Sie wurde somit die mächtigste Frau des Reiches, konnte die Kontrolle über die kaiserlichen Schätze ausüben, woraus sich ihre Aktivität im Kirchenbau erklären lässt.

Helena genießt hohe Wertschätzung bei ihrem Sohn, er schenkt ihr die Anlage des Sessoriums, kaiserlichen Palastes in Rom, benennt eine Stadt in Palästina nach ihr und ihre Geburtsstadt in Helenopolis um.

Trotz ihrer Machtstellung gab es Kritiken wegen ihrer niederen Herkunft, wie z. B. von Eustathius, dem Bischof von Antiochien, der daraufhin seinen Bischofstitel verlor. Besonders wurde sie aber von heidnischer Seite wegen ihrer Herkunft verachtet.

Kaiser Julian sagt in einer Rede in Bezug auf Constantinus I, den Sohn Konstantins des Grossen „Konstantin aber wurde ihm geboren von Helena; einer üblen, Huren nicht unähnlichen Frau, und zwar als er noch nicht Kaiser, sondern Privatmann war.“[8]

Um 327/328 pilgerte Helena ins Heilige Land. Von Eusebius (Bischof von Cäsarea) wird diese Fahrt als Pilgerfahrt nach Palästina beschrieben. Heute sieht man diese Fahrt jedoch als eine Reise in den Osten, die im Dienst der Christianisierungs- und Beschwichtigungspolitik (Familienmorde) Konstantins stehen.[9] Das Ansehen des Kaiserhauses sollte aufgebessert werden.

Dort stiftete Helena angeblich Kirchen in Bethlehem und am Ölberg. Die Grotte, in der Jesus angeblich geboren wurde, schmückte sie aus.[10]

Helena stirbt 328/329 in Gegenwart Constantins. Ihr Leichnam wird nach Rom überführt, wo er in der kaiserlichen Grabstätte beigesetzt wurde.

Im Westen verbindet man u. a. zwei Kirchen in Rom mit Helena, nämlich die Kirche für die Märtyrer Marcellinus und Petrus, die eine Stiftung Konstantins auf Betreiben Helenas hin war.

Im angebauten Mausoleum wurde sie beigesetzt. Die andere Kirche, die mit ihr verbunden wird ist St. Croce in Gerusalemme. Möglicherweise gehen die Anregung und die Initiative zum Bau der Kirche auf Helena selbst zurück.[11]

In Trier gelten der Dom, die Abtei St. Maximin und die Kreuzkirche als ihre Gründungen.

Der Heilige Rock und einige Nägel des Kreuzes sollen auf Helenas Veranlassung nach Trier gekommen sein.

In Köln führt man den Ursprung von St. Gereon auf Helena zurück, außerdem finden sich Spuren des Helenakultes u. a. im Bonner Münster.

4. Das Kreuz im 4. Jahrhundert

Die Legende um die Kreuzauffindung durch Helena entstand wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts, aber das Kreuz Christi wurde schon, wie Quellen dieser Zeit belegen, vorher verehrt, besonders in Jerusalem, aber auch in anderen Teilen des Reiches.

Der Name Helenas wird nicht in diesen Quellen des vierten Jahrhunderts, die das Kreuz Christi erwähnen damit in Verbindung gebracht.

An dieser Stelle soll nun auf zwei Quellen des vierten Jahrhudnerts, auf Cyrill von Jerusalem und Eusebius von Cäsarea eingegangen werden.

4. 1 Cyrill von Jerusalem

Cyrill von Jerusalem bemerkt in den 40er Jahren des 4. Jahrhunderts in seinen Katechesen, dass das Holz des Kreuzes sich in der Grabeskirche befinde. Er weist an verschiedenen Stellen auf die Reliquien des Kreuzes hin, dessen Partikel in die ganze Welt verstreut sind.[12]

„...and already the whole world is filles with fragments of the wood of the cross...“[13]

Das zeigt, dass bereits in der Mitte des 4. Jahrhunderts eine Verehrung des Kreuzes stattfand, die sich in Jerusalem entwickelte.

Cyrill gibt in seinen Katechesen keine Auskunft über das Datum der Kreuzauffindung, aber 351, in einem Brief an Constantinus II, den Sohn Konstantins, schreibt er über die Entdeckung des Kreuzes in Jerusalem während der Regierungszeit Konstantins des Grossen.[14] Darüber, wer das Kreuz fand, wird nichts ausgesagt. Meiner Meinung nach hätte er, wenn er gewusst hätte, dass Helena das Kreuz gefunden hätte, definitiv erwähnt.

[...]


[1] Vgl. S. Heid, Der Ursprung der Helenalegende im Pilgerbetrieb Jerusalems: Jahrbuch für Antike und Christentum 32 (1989)

41/71, S. 41.

[2] J. W. Drijvers, Helena Augusta. The mother of Constantine the Great and the legend of her finding of the true cross. S. 154. “However, the most convincing explanation is provided by reading the name as opt mi , meaning ‘the first victory’, wich stands for the first discovery of the Cross.”

[3] (Mt 26,47-50 par)

[4] http://www.

[5] Vgl. R. Klein, Helena II: RAC 14 (1988), S. 360.

[6] Ebd. , S. 356.

[7] Regierungszeit Konstantins des Großen von 306 bis 337.

[8] R. Klein, S. 359.

[9] Vgl. S. Heid, Rezension Drijvers, S. 254.

[10] R. Klein, S. 366, aus Eus. Vit. Const. 3, 2: „Der Ort der Geburt Christi wurde von der `gottesfürchtigen Kaiserin mit wunderbaren Denkmälern ausgezeichnet, indem sie auf mannigfache Weise die dortige hl. Grotte ausschmückte`“

[11] Vgl. ebd., S. 367.

[12] Vgl. S. Heid, S. 49.

[13] J. W. Drijvers, S. 82.

[14] Ebd., S. 55. „Unter der Regierung nämlich des gottgeliebtesten Konstantin (…) wurde das heilbringende Holz des Kreuzes in Jerusalem gefunden.“

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Kreuzauffindungslegende
Hochschule
Universität zu Köln  (Seminar für Katholische Theologie und Religionspädagogik)
Veranstaltung
Das Heilige Land in der Spätantike
Note
2,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
21
Katalognummer
V21230
ISBN (eBook)
9783638248945
Dateigröße
545 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kreuzauffindungslegende, Heilige, Land, Spätantike
Arbeit zitieren
Stefanie Ennenbach (Autor:in), 2002, Die Kreuzauffindungslegende, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21230

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