Der Schulgottesdienst im Kontext der Schulpastoral


Hausarbeit, 2011

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Die Schulpastoral
2.1 Geschichtliche Entwicklung
2.2 Begriffsbestimmungen
2.2.1 Pädagogische Grundlegung
2.2.2 Theologische Grundlegung
2.3 Handlungsfelder der Schulpastoral
2.3.1 Humanisierung der Schule
2.3.2 Erschließung humaner Lebenskultur als christliches Lebensgrundmuster
2.3.3 Erlebnis- und Erfahrungspunkte des Glaubens bereiten
2.4 Realisierung der Schulpastoral
2.4.1 Diakonia
2.4.2 Martyria
2.4.3 Leiturgia
2.4.4 Koinonia

3. Der Schulgottesdienst im Kontext der Schulpastoral
3.1 Zwischenergebnis
3.2 Herausforderungen
3.2.1 Schwierigkeiten im Liturgieverständnis
3.2.2 Die Frage der Ökumene
3.2.3 Multireligiöse Klassenstruktur

4. Schlussfolgerungen für die Gestaltung und Ausführung der Schulgottesdienste
4.1 Konzeption und Gestaltung der Schulgottesdienste
4.2 Die Rolle der Liturgen

5. Zusammenfassung

6. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Das Thema der vorliegenden wissenschaftlichen Hausarbeit lautet „Der Schulgottesdienst im Kontext der Schulpastoral“ und wurde im Wintersemester 2010/2011 im Rahmen des Seminars „Den Fernen nahe. Neue religiöse Feierformen in säkularer Gesellschaft“ bei Herrn Prof. Benedikt Kranemann und Frau Dipl.-Theol. Theresa Pabst angefertigt.

Der Schulgottesdienst hat innerhalb der katholischen Theologie bisher recht wenig Widerhall gefunden, und auch im evangelischen Bereich ist die Forschungslage noch gering. Es lohnt sich aber dennoch dieses Thema einmal näher zu untersuchen. Im Rahmen dieser Seminararbeit sollen theoretische Überlegungen im Fordergrund stehen, nämlich wie diese Feierformen im kirchlichen Leben ihren Platz haben. Deshalb wird ein nicht geringer Teil der Arbeit vom Thema Schulpastoral dominiert. Das ist insofern notwendig, da Schulgottesdienste zu den pastoralen Bemühungen der Kirche gehören und es deshalb unerlässlich ist, den Grund dieses Themas genauer kennenzulernen. Es wird ausgehend insbesondere vom Schreiben der deutschen Bischöfe aus dem Jahr 1996 zum Thema Schulpastoral ein Blick in die Geschichte dieses Handlungsfeldes geworfen. Die pädagogischen wie theologischen Grundlagen werden ebenso behandelt wie auch die Frage, wie und wodurch sich die Schulpastoral im konkreten Schulleben realisiert. Daraus resultierend werden Herausforderungsfelder für den Schulgottesdienst ausgezeigt und bedacht. Den Abschluss der Hausarbeit sollen einige Schlussfolgerungen bezüglich der Konzeption und Durchführung von Schulgottesdiensten stellen.

2. Die Schulpastoral

2.1 Geschichtliche Entwicklung

Das Feld der Schulpastoral hat einen längeren geschichtlichen Entwicklungsprozess durchlaufen und existiert in wissenschaftlich reflektierter Form erst gut 30 Jahre. Es darf mit Fug und Recht gesagt werden, dass die Schulpastoral in ihrer heutigen Gestalt eine Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils ist. Allerdings war und ist dieses Arbeitsfeld keinesfalls nur von theologischen und kirchlichen Entwicklungsprozessen bestimmt, sondern auch von Entwicklungen im Bereich Pädagogik, Bildungspolitik usw. Diese Bereiche in die Überlegungen dieses Abschnitts einzubeziehen würde freilich den Rahmen dieser Arbeit sprengen, weshalb die Darstellung in diesem Fall sich auf die innerkirchlichen bzw. theologischen Entwicklungen beschränkt.

Ihre Anfänge hat die Schulpastoral in den Kloster-, Dom und Pfarrschulen des frühen Mittelalters, wobei hier Religion wohl eher Grund als Aspekt der Schule war. Auch muss beachtet werden, das durch die Zusammengehörigkeit von Kirchengemeinde und Schule die Bezeichnungen „Schulpastoral“ oder „Schülerseelsorge“ unbekannt waren, da der Dienst in und an der Schule selbstverständlicher Bestandteil des Handelns der Kirche war. Während der Konfessionalisierung bestand immerhin noch ein gemeinsames Interesse von Staat und Kirche an der religiösen Erziehung[1], jedoch spätestens seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts weicht die Zusammengehörigkeit von Kirche und Staat in Sachen Bildung und Erziehung deutlich auf, der Einfluss auf die Schule ist fortan immer mehr auf den Religionsunterricht beschränkt. Nicht außer Acht gelassen werden dürfen wohl in diesem Kontext die Entwicklung von Jugendverbänden wie Quickborn usw. Hier bei konnte es zu einer Verknüpfung, einer „Interaktion von Schule und außerschulischer kirchlicher Jugendarbeit kommen“[2]. Diese Bestrebungen wurden jedoch sehr schnell durch die Nationalsozialisten unterdrückt und letzten Endes ganz abgeschafft. Jedoch sollten die Jugendverbände nach dem Ende des NS-Regimes bald wiedererstehen und ihre Arbeit aufnehmen.

Im katholischen Kontext findet sich der Begriff der Schulseelsorge wohl erstmals in den 1950’er Jahren. Hierunter waren vor allen Dingen pastorale Bemühungen verstanden, welche Kinder und Heranwachsende über die „zumeist konfessionelle(n) Schule(n), den Religionsunterricht und Schulgottesdienste zum Glauben und zur kirchlichen Praxis hinzuführen“[3]. Bereits in diesem Zeitraum, insbesondere aber in den 1960er Jahren sind Tendenzen wahrnehmbar, welche den Boden für das heutige Verständnis der Schulpastoral bereiteten. Die verstärkte Distanzierung vieler Jugendlicher von Kirche und Religion nötig gewissermaßen die Verantwortlichen neue Mittel und Wege zu finden, um im Kontext Schule mit kirchlich distanzierten Kindern und Jugendlichen ins Gespräch und in Kontakt zu kommen. Diese Differenzierung im seelsorglichen Handeln der Kirche im Kontext Schule erhält zusätzlich Auftrieb durch grundlegende Bildungsreformen zu Beginn der 1960er Jahre. Spätestens nun ist die Zusammengehörigkeit von Schule und Pfarrgemeinde nicht mehr gegeben, so dass in dieser Zeit „die Geburtsstunde einer kirchlichen Bemühung, der es darum ging, in der ‚Schule für alle’ pastorale Intentionen und Handlungsmöglichkeiten offenzuhalten bzw. neu zu ermöglichen“ fällt[4]. Hierbei war aber das kirchliche Handeln im Schulkontext noch als eine reine „Schülerseelsorge“ verstanden und die Angebote der Seelsorge eher auf eine Ergänzung des Religionsunterrichtes ausgerichtet. Allerdings findet hier bereits schon eine Akzentverschiebung innerhalb des Religionsunterrichtes statt, mehr und mehr geht es weniger um reine Vermittlung von Glaubensinhalten als um Fragen der Lebens- und Werteorientierung. Es ging den Verantwortlichen immer mehr auch um eine neue Verknüpfung von Pfarrgemeinde und Schule. Dabei wurden nun auch die Eltern und die Lehrenden Adressaten der seelsorglichen Bemühungen im Kontext Schule. Einen gewichtigen Akzent bezüglich dieser Entwicklung lieferte ohne Zweifel das Zweite Vatikanische Konzil. Der Akzent liegt hier insbesondere in der Aufforderung, alle Arbeit an den jeweiligen Bedürfnissen der Zeit auszurichten[5] und ferner auch in der starken Betonung der Rolle der Laien im Heiligungsdienst der Kirche in der Welt[6].

Seit Mitte bis Ende der 1980er Jahre findet der Begriff „Schulpastoral“ vermehrte Verwendung. Diese Bezeichnung entsteht vor allen Dingen auch deshalb, da immer mehr die Komplexität des Handlungsfeldes Schule einsichtig wird. Darauf nimmt nun die Schulpastoral immer mehr Rücksicht. Im Gegensatz zur reinen Schülerseelsorge ist nun also das gesamte Gebilde Schule im Blick, in all seinen Facetten. „Schulpastoral will einladen und anleiten, in diakonischem Geist Verantwortung für die humane Gestaltung des Schullebens zu übernehmen“[7], so umschrieben 1996 die deutschen Bischöfe die Schulpastoral.

2.2 Begriffsbestimmungen

2.2.1 Pädagogische Grundlegung

Die pädagogische Begriffsbestimmung von Schulpastoral muss der gebotenen Kürze und Akzentuierung der Hausarbeit etwas kürzer ausfallen. Dennoch ist es unerlässlich auch diesen grundlegenden Aspekt zu bedenken.

Der Handlungsbereich Schule ist immer auch ein Spiegel der Gesellschaft. Und damit spiegelt sich wahrscheinlich auch besonders darin die „Vielgestaltigkeit und Ungleichzeitigkeit besonders in Fragen der Wertorientierung und der Lebensentwürfe wieder“[8]. In diesem Kontext ist die Schulpastoral mit eingebunden, denn es ist ja der Auftrag der Pädagogik jungen heranwachsenden Menschen in ihrem Reifungsprozess auch zu einem menschlich – kultivierten Umgang miteinander zu verhelfen. Der Auftrag der Schulpädagogik ist es also alles was der wachsenden Humanisierung in individuellem bzw. gesellschaftlichem Bereich zuträgt im Rahmen des Handlungsfeldes Schule zu fördern und zu vertiefen. Die Schulpastoral ist in diesen schulpädagogischen Rahmen eingebettet[9].

2.2.2 Theologische Grundlegung

Die theologische Grundlegung für die Begriffsbestimmung der Schulpastoral geht vom Gedanken der Kirche als Communio aus, welche durch das Zweite Vatikanische Konzil definiert worden ist, aus. Wie bereits im geschichtlichen Abriss angedeutet, ist hierbei Kirche verstanden als eine Gemeinschaft aller Gläubigen, welche in ihren konkreten Lebenssituationen und mit ihren konkreten Gaben und Charismen gerufen, bereit und befähigt sind, die Sendung der Kirche an den Bedürfnissen der Zeit ausgerichtet zu verwirklichen. Insbesondere betont das Konzil die gegenseitige Zusammenarbeit von Amtsträgern und Laien, wobei die Laien von den Amtsträgern immer wieder einzuladen und zu begleiten sind, ihren Sendungsauftrag durch beredetes Glaubenszeugnis zu erfüllen[10]. Ebenso „sollen die Amtsträger dafür Sorge tragen, dass Christen überall dort selbstständig und selbstverantwortlich tätig werden können, wo ihnen dies ihre eigene und originäre Sendungskompetenz erlaubt“[11]. Die Christgläubigen sind als Ebenbilder Gottes dazu aufgerufen, die Wirklichkeit Gottes in der Welt sichtbar, erfahrbar zu machen, dabei sind vielfältige Formen denkbar, insbesondere aber die gelebte Nächstenliebe im Geiste Jesu Christi. Diese Ziele des kirchlichen Sendungsauftrages macht sich folglich die Schulpastoral zu Eigen und sucht Mittel und Wege, diese im konkreten Lebensraum der Schule zu verwirklichen und fruchtbar für alle Beteiligte zu machen.

[...]


[1] Vgl. Ulrich Kumher, Schulpastoral und religiöse Pluralität. Ein Entwurfskonzept für die Auseinandersetzung mit religiöser Pluralität, Würzburg 2008, 19.

[2] Ebd., 20.

[3] Ebd., 21.

[4] Vgl. Die deutschen Bischöfe – Kommission für Erziehung und Schule, Schulpastoral - der Dienst der Kirche an den Menschen im Handlungsfeld Schule, Bonn 1996, 11.

[5] Vgl. GS 4.

[6] Vgl. LG 31.

[7] Die deutschen Bischöfe – Kommission für Erziehung und Schule, Schulpastoral - der Dienst der Kirche an den Menschen im Handlungsfeld Schule, Bonn 1996, 13.

[8] Ebd.

[9] Vgl. Ebd., 14.

[10] Vgl. Ebd.

[11] Ebd.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Schulgottesdienst im Kontext der Schulpastoral
Hochschule
Universität Erfurt  (Katholisch-Theologische Fakultät)
Veranstaltung
Den Fernen nahe. Neue religiöse Feierformen in säkularer Gesellschaften
Note
2,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
14
Katalognummer
V212229
ISBN (eBook)
9783656406822
ISBN (Buch)
9783656407546
Dateigröße
422 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
schulgottesdienst, kontext, schulpastoral
Arbeit zitieren
Matthias Demmich (Autor:in), 2011, Der Schulgottesdienst im Kontext der Schulpastoral, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212229

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