Kreatives Schreiben: Kinder schreiben Fortsetzungsgeschichten im Internet

Schreibspuren auf neuen Pfaden


Hausarbeit, 2013

31 Seiten


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Kinder und die Neuen Medien
2.1 Was sind Neue Medien?
2.2 Das Internet
2.3 Wie nutzen Kinder Computer und Internet?

3 Einsatz von Computer und Internet im Grundschulunterricht

4 Kreatives Schreiben
4.1 Begriffsbestimmung
4.2 Abgrenzung zu ähnlichen Begriffen

5 Schreibspuren auf neuen Pfaden
5.1 Digitales Schreiben
5.2 Die Plattform internet-abc
5.3 Analyse ausgewählter Texte
5.3.1 „Entführt“
5.3.2 „Im Land der Ruhe“
5.4 Vor- und Nachteile

6 Resümee

Anhang

Quellenverzeichnis

Literaturquellen

Internetquellen

1 Einleitung

Das Internet ist ein Medium, dessen Existenz sich die jüngeren Generationen kaum noch weg denken können. Es hat die Kommunikation auf eine ganz neue Ebene gebracht, erleichtert so den Zugang zu Wissen und dient letzten Endes auch der Unterhaltung. Auch Grundschulkinder bedienen dieses Medium zunehmend.

Im Rahmen dieser Arbeit wird ein Überblick darüber gegeben, wie Kinder und die Schule heutzutage den PC und das Internet nutzen. In Kapitel 3 geht die Arbeit auf das Kreative Schreiben ein und grenzt es zu ähnlichen Begriffen ab. Im Anschluss wird das digitale Schreiben von Kindern untersucht, insbesondere in Form von Fortsetzungsgeschichten. Dazu wird die Plattform internet-abc[1] näher beleuchtet und ausgewählte Texte werden analysiert. Es stellt sich die Frage, ob Kinder beim Mitwirken an diesen Geschichten ein Zusammenspiel entwickeln und ob die Textbausteine abhängig voneinander sind. Zum Abschluss werden die Vor- und Nachteile sowie die Probleme der Nutzung solcher Plattformen abgewogen.

2 Kinder und die Neuen Medien

2.1 Was sind Neue Medien?

Die genaue Definition Neuer Medien gestaltet sich als schwierig, denn dieser Begriff ist noch nicht allgemein bestimmt. Viel mehr stellen Autoren dieses Themenbereichs ihre Definition von Neuen Medien vor und verweisen auf die Nichtexistenz einer Allgemeindefinition. Die verschiedenen Versuche, Neue Medien näher zu bestimmen, umfassen eine Vielzahl von Merkmalsausprägungen. Dazu zählen zum Beispiel der Zeitpunkt, ab wann ein Medium als Neues Medium gilt, der Verbreitungsweg, das Informationsformat, die Informationsstruktur und der Informationsfluss, der Umfang der Kommunikation, die Nutzungsweise und die Nutzungsgewohnheit. Diese vorgeschlagenen Charakteristika stehen jedoch nicht zwangsläufig in Beziehung zueinander.[2]

Da sich diese Arbeit auf das Internet bezieht, wird an dieser Stelle der Versuch einer Arbeitsdefinition Neuer Medien unterlassen und stattdessen näher auf das Internet an sich eingegangen.

2.2 Das Internet

Das Internet blickt auf eine spannende und teils auch widersprüchliche Geschichte zurück. Geplant war es zunächst als militärisches Projekt. Im Laufe der weiteren Entwicklung gab es 1983 eine Spaltung in ein militärisches und ein forschungs-orientiertes Netz. Weitere Netze entstanden, damit verschiedene Fakultäten über ein gemeinsames Netz kommunizieren konnten. Es war also mehr Intranet als Internet und bis auf wenige Ausnahmen zweckbestimmt. Erst ab 1995 setzte die Kommerzialisierung des Netzes ein.

Heute steht das Internet jedem zur Verfügung, der über die technischen Mittel verfügt. Eine seiner Hauptaufgaben war und bleibt die grenzüberschreitende Kommunikation zwischen den Menschen. Hinzu kommen vier weitere Funktionen: die Markt-, Arbeits-, Alltags- und die Unterhaltungsfunktion.[3]

2.3 Wie nutzen Kinder Computer und Internet?

Zum Thema Kinder und die Nutzung von Medien gibt es diverse Meinungen. Die einen sehen in den Medien, vor allem in Fernsehen und Computer, die Verstümmelung der Kreativität, die Ursache von Fettleibigkeit und den Kern des Problems in Anbetracht von Suchmaschinen das Auswendiglernen von Wissen zu rechtfertigen. Andere wiederum sehen diese Medien als große Chance, als außerschulische Lernorte (die wiederum in Konkurrenz zur Schule stehen können), als Welt ungeahnter Möglichkeiten, in die man die Kinder begleiten sollte statt sie ihnen zu verwehren.[4]

Die KIM-Studie (Kinder + Medien, Computer + Internet) erfasst seit 1999 die Mediennutzung von Kindern, um den Debatten über Kinder mit viereckigen Augen Fakten entgegenzusetzen. Auf der DIDACTA 2013 in Köln wurden die ersten Ergebnisse der Untersuchungen aus dem Jahr 2012 vorgestellt.

Es wurden 1220 Kinder und deren Haupterzieher mündlich befragt. 49% der befragten Kinder waren weiblich, 51% männlich. Der Grundschule gehörten 58% an, der Hauptschule 8%, der Realschule 11%, dem Gymnasium 15% und 8% sonstigen Schulen. Die Kinder hatten ein Alter zwischen 6 und 13 Jahren.

Abbildung 1 zeigt die Orte der Computernutzung nach Altersgruppen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Orte der Computernutzung. Angaben in Prozent. n=886. Quelle: KIM-Studie 2012.

Deutlich ist, dass der Computer vor allem zu Hause genutzt wird. Dabei gibt es nur minimale Unterschiede zwischen den Altersklassen. In der Schule hingegen gibt es große Sprünge zwischen den Altersklassen. Während nur 22% der 6-7-Jährigen den PC in der Schule nutzt, sind es bei den 12-13-Jährigen bereits 61%.

Zu Hause nutzt mehr als die Hälfte der befragten Kinder den PC für Schularbeiten (Abbildung 2). Gefragt wurde auch nach Teilbereichen dieser Tätigkeit (Abbildung 3). Dabei ist Internetrecherche nach wie vor die größte Kategorie, das Schreiben von Texten bzw. Wörtern folgt an zweiter Stelle. Beide Tätigkeiten haben 2012 etwas zugenommen. Lernprogramme hingegen nutzen nur noch 60% im Jahr 2012 statt 65% der Kinder im Jahr 2010. Um Programme zu erlernen, Berechnungen auszuführen oder Präsentationen zu erstellen nutzen nur rund 25% der Kinder den PC, Tendenz sinkend.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Computernutzung zu Hause - Arbeiten für die Schule. Angaben in Prozent. n=1220. Quelle: KIM-Studie 2012. Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Computernutzung zu Hause für die Schule - Tätigkeiten 2010 (n= 712)/2012(n=709). Angaben in Prozent. Quelle: KIM-Studie 2012.

Das Projekt Wie entdecken Kinder das Internet? hat ähnliche Ergebnisse gebracht. Zudem wurde beobachtet, dass Kinder im Grundschulalter nicht im eigentliche Sinne surfen, sondern auf einer einmal angesteuerten Website bleiben. Auch seien sie noch stark von äußeren Anregungen abhängig, da sie die Logik von Suchmaschinen und Hypertexten noch nicht erfassen können. Ihr Medienverhalten ist demnach fremdgesteuert. Sie nutzen das Internet hauptsächlich zu Unterhaltungszwecken in Form von Spielen. „Vielfach aber fühlen sich Kinder ans Hausaufgabenmachen oder Aufsatzschreiben erinnert, zu nennen sind hier zu lösende Rechenaufgaben oder zu schreibende Fortsetzungsgeschichten.“[5] Des Weiteren setzen viele Kinderwebsites ein gewisses Maß an Lese- und Schreibkompetenzen voraus, weswegen Kinder mit Lust am Lesen eher vom derzeitigen Design der Websites profitieren.[6]

Diese natürlichen Grenzen der Kinder bedingen vermutlich auch, dass sich die Anzahl der Kinder, die das Internet nutzen, seit 2006 kaum verändert hat.[7]

Deutlich wird jedoch, dass die Kinder das Internet häufiger nutzen, je älter sie werden (s. Abbildung 4).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Nutzungsfrequenz Internet/Online-Dienste. n=66. Angaben in Prozent. Quelle: KIM-Studie 2010.

Auch die Zeit, die sie pro Tag im Internet verbringen, nimmt mit steigendem Alter zu.

Die folgende Abbildung (Abbildung 5) zeigt, zu welchen Tätigkeiten das Internet mindestens einmal in der Woche genutzt wird:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Internet-Tätigkeit mindestens einmal pro Woche. n= 687. Angaben in Prozent. Quelle: KIM-Studie 2010.

Etwa die Hälfte der befragten Kinder nutzt Kinderseiten. Wenn man aber näher betrachtet, welche die Lieblingsseiten der Kinder sind, so fallen als Kinderseiten insbesondere TOGGO (9%), Blinde Kuh (6%) und KIKA (6%) auf.[8] Auf keiner dieser Seiten werden Fortsetzungsgeschichten angeboten.

TOGGO fällt vor allem durch ein Überausmaß an Werbung auf. Die Website von KIKA ist, meines Erachtens nach, sehr überladen. Leider sind die Angaben zu den Lieblingsseiten nicht nach Alter aufgeschlüsselt. Trotzdem darf an dieser Stelle daran erinnert werden, dass die befragten Kinder zwischen 6 und 13 Jahren alt waren.

17% der Mädchen und 14% der Jungen sind von ihnen beim Chatten bereits mehrfach auf ihnen unangenehme Chat-Partner gestoßen. Nach eigenen Angaben haben aber dreiviertel der Kinder keine Sicherheitsmaßnahmen auf ihren Rechnern wie etwa gesperrte Seiten oder Inhalte. Dabei gaben 8% an, dass sie auf Inhalte gestoßen sind, die ihnen unangenehm waren, 3% trafen auf Inhalte, die ihnen Angst gemacht haben und 16% stießen auf für Kinder nicht geeignete Seiten. Diese waren zu 54% Erotik-/Pornoseiten und zu 20% zeigten sie Gewalt.[9]

Es ist demnach sinnvoll, nicht nur die kindergerechte Gestaltung einer Website zu betrachten, sondern auch das Maß an Sicherheit, das sie den Kindern bietet.

3 Einsatz von Computer und Internet im Grundschulunterricht

Ob, ab wann und in welchem Umfang Kindern in der Grundschule die Nutzung von Computern und dem Internet erlaubt werden sollte, wird noch immer heftig diskutiert.

Ungeachtet dessen verfügen mittlerweile 95% der Grundschulen über einen Internetzugang, 47% über mehrere Anschlüsse[10]. Diese werden aber vorrangig von der Lehrerschaft und dem Schulleiter genutzt. Die Nutzung durch die Schüler wurde von Schulleitern wie folgt angegeben (s. Tabelle 1):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Nutzung des Internets an Grundschulen durch die Schüler. Angaben in Prozent. Quelle: Feil: Kinder im Netz.

Untersucht man nun die Computernutzung in den einzelnen Fächern, fällt ins Auge, dass nach dem Computer-/Informatikunterricht (77%, n=389) der Deutschunterricht (42%) den PC am häufigsten einsetzt[11] (bei den 6-13-Jährigen).

Des Weitern ist festzuhalten, dass im Unterricht eher selten an die Interneterfahrung- en der Schüler angeknüpft wird. Die Gründe hierfür sind vielfältig, ließen sich aber gewiss durch Weiterbildungen beheben. Auch zeigen Beobachtungen, dass Kinder viel zu wenig über die Funktionsweise des Internets Bescheid wissen, obwohl sie selbiges bereits nutzen.

Außerdem ist die Nutzung des Internets den „Großen“ vorbehalten, in der Grundschule also den Schülern der dritten und vierten Klasse, die nach dem Übertritt ins Gymnasium dann oftmals wieder bis zur siebten Klasse warten müssen, bis sie dort die „Großen“ sind und das Internet nutzen dürfen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kinder ihre Internet- und Computer-erfahrungen trotz nötiger Ausstattung der Schulen vor allem im häuslichen Bereich sammeln.[12]

Entgegen dieser Studien vertritt Stefan Aufenanger die These, „[...] dass die Grundschule momentan der innovativste Ort im Bildungssystem ist [...]“[13] und macht diese an der Nutzung des Computers in der Grundschule fest. Im gleichen Atemzug nennt er projekt-orientiere Lehr- und Lernformen und die Auflösung der 45-Minuten-Unterrichtsstunden als Beispiele der Innovativität von Grundschulen. Sicherlich treffen solche pädagogischen Forderungen heute auf mehr Verständnis als noch vor einigen Jahren, dass sie aber in der breiten Masse auch umgesetzt werden, halte ich für fraglich. Jedoch unterstütze ich seine Ansicht, dass Medien die Kinder eben nicht grundsätzlich verdummen, sondern ihre Kooperationsbereitschaft fördern sowie ihre Konzentration und Kommunikation anregen können[14].

4 Kreatives Schreiben

4.1 Begriffsbestimmung

Der Begriff des Kreativen Schreibens meint hier das pädagogische Konzept in Abgrenzung zum herkömmlichen Aufsatzunterricht und nicht die zahlreichen Angebote zur Aneignung schriftstellerischer Fähigkeiten.

Beim Kreativen Schreiben steht der Verfasser des Textes als Subjekt und dessen höchst eigene Bedürfnissen im Mittelpunkt. Im Gegensatz zum Aufsatzunterricht geht es nicht um das Erkennen und Reproduzieren von Textsorten, in das nur dann subjektive Elemente einfließen, wenn sie dem Zweck der Wissensvermittlung und

-festigung dienen.[15] Viel mehr liegt das Hauptaugenmerk beim Kreativen Schreiben auf dem Prozess selbst. Wesentliche Merkmale sind die Irritation, die Expression und die Imagination. Hinzu kommen zum einen assoziative Brücken und zum anderen der soziale Faktor, da Kreatives Schreiben in Gruppen stattfindet.[16]

Hierfür stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg wird vor allem mit Schreibspielen und dem Schreiben nach Stimuli, also Schreibanlässen, gearbeitet. Verwiesen sei hier auf die Arbeiten von Eva Maria Kohl, Alexandra Ritter und Eva Wunderlich. Des Weiteren gibt es assoziative Verfahren, das Schreiben nach Regeln (beispielsweise Elfchen oder Haikus), das Schreiben zu und nach Texten und das Weiterschreiben an kreativen Texten, wozu auch Fortsetzungsgeschichten zählen.[17]

[...]


[1] http://www.internet-abc.de.

[2] Kim Ki Beom (2002): Interaktivität neuer Medien. Zur Konzeptualisierung einer neuen massenmedialen Kommunikationsform. Bremen: Universität Bremen, S. 13f.

[3] Ebd., S. 177-180.

[4] Vgl. Norbert Schulz (2001): Kinder im virtuellen Raum. Die Schreibspuren von Kindern im Internet – eine erste Bestandsaufnahme. In: Grundschulunterricht, 48, S. 16.;
Stefan Aufenanger (2003): NEUE MEDIEN in der Grundschule. Erweiterung von Lernmöglichkeiten und Umstrukturierung von Schule. In: Grundschulunterricht, 50, Heft 9, S. 2.;
http://www.kindergartenpaedagogik.de/2080.html.

[5] Christine Feil (2003): Was machen Kinder im Grundschulalter im NETZ? In: Grundschulunterricht, 50, 2003, Heft 9, S. 8.

[6] Ebd., S. 6-10.

[7] KIM-Studie 2010, S. 30.

[8] KIM-Studie 2010. S. 34f.

[9] Ebd., S. 38f.

[10] Vgl. Feil: Kinder im Netz, S. 6.

[11] KIM-Studie 2012, S. 8.

[12] Feil: Kinder im Netz.

[13] Aufenanger: NEUE MEDIEN in der Grundschule, S. 2.

[14] Ebd.

[15] Gerd Brenner (1994): Kreatives Schreiben. Frankfurt am Main: Cornelsen Scriptor, S. 8ff.

[16] http://www.seminar-bast.de/skripte3/FreiesSchreiben/DerfinitionAngeleitetesFreiesSchreiben.pdf.

[17] Ebd.

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Kreatives Schreiben: Kinder schreiben Fortsetzungsgeschichten im Internet
Untertitel
Schreibspuren auf neuen Pfaden
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Institut für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik)
Veranstaltung
Lesen und Schreiben 1
Autor
Jahr
2013
Seiten
31
Katalognummer
V212107
ISBN (eBook)
9783656405184
ISBN (Buch)
9783656405818
Dateigröße
1008 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Neue Medien, Internet, Kreatives Schreiben, Schreibspuren, Kindertexte, Computer
Arbeit zitieren
Karolin Koblenz (Autor:in), 2013, Kreatives Schreiben: Kinder schreiben Fortsetzungsgeschichten im Internet, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212107

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