Der Einfluss von Netzwerken auf Innovationen


Hausarbeit, 2010

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Problemstellung

2. Begriffe
2.1. Innovation
2.2. Netzwerk

3. Aktuelle Bezüge in der Innovationsforschung
3.1. Innovation als rekursiver Prozess
3.2. Veränderte Bedingungen technischen Wandels

4. Formen des Austausches
4.1. Markt
4.2. Hierarchie
4.3. Transaktionskostenansatz

5. Innovation im Netz
5.1. Innovationsnetzwerk
5.2. Innovationsnetzwerk Berliner Metall- und Elektroindustrie

6. Fazit

7. Literatur

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Tab. 1 - Haupmerkmale des Marktes (gekürzte Darstellung aus Powell 1996: 221)

Tab. 2 - Hauptmerkmale der Hierarchie (gekürzte Darstellung aus Powell 1996: 221)

Tab. 3 - Hauptmerkmale des Netzwerkes (gekürzte Darstellung aus Powell 1996: 221)

1. Problemstellung

Innovativ zu sein, ist eine grundlegende Bedingung des heutigen Marktgeschehens. Neue Methoden und Produkte zu entwickeln und zu verbreiten, ist ein elementarer Bestandteil leistungsfähiger Unternehmen neben dem Vertrieb und der Betreuung bestehender Güter und Verfahrensweisen. Aber die Genese von und der Umgang mit Innovationen gestaltet sich unter den Konditionen von globalem Wettbewerb und wachsenden finanziellen Kosten immer schwieriger. Mangelnde Innovationsfähigkeit lässt Firmen in Zeiten einer dynamischeren Produktentwicklung und einer Verschärfung auf dem globalen Markt straucheln. Schon wird von einer Krise der Innovationen gesprochen. Diese wird verstärkt durch die Wirtschaftskrise im Jahr 2008. Im Zuge der Spekulationsblase auf den Finanzmärkten ist die Beschaffung neuer Kredite für die Unternehmen zunehmend schwieriger. Damit fehlen wichtige Investitionen um Innovationsprozesse anzustoßen und fortzuführen. Die daraus resultierenden Turbulenzen emergieren deutlich die bereits zuvor konstatierten Schwächen des deutschen Produktionsmodells. (vgl. Rammert 2000: 157) Da demnach nicht nur die Bedingungen für Innovationen sich wandeln, sondern auch die Finanzierung ungewiss ist, eignen sich die traditionellen Koordinationsmechanismen wie Markt und Hierarchie immer weniger um Innovationen zu generieren. Daher zeigen neue Entwicklungen einen Trend, in dem Firmen in zwischen- und überbetrieblichen Strukturen Innovationen gestalten und umsetzen. Diese Art der Kooperation unterscheidet sich von den traditionellen Austauschmustern über den Markt und die Hierarchie. Es ist der Zusammenschluss heterogener Akteure zu einem Innovationsnetzwerk.

Das Ziel dieser Arbeit soll die Herausarbeitung der Faktoren sein, die das heutige Innovationsgeschehen beeinflussen und warum diese nicht über traditionelle Kooperationsmuster kompensiert werden können. Daran schließt sich die Frage an, welchen Beitrag der Austausch über Netzwerkformen bietet und aufgrund welcher immanten Eigenschaften diese im Innovationsprozess immer relevanter werden. Dazu werden im Kapitel 3 der vorliegenden Hausarbeit Innovation als rekursiver Prozess und die neue Veränderungen, die auf Innovationsprozesse einwirken, erläutert. Im nachfolgenden Schritt soll geklärt werden, wie sich technischer Wandel über die institutionellen Arrangements des Marktes und der Hierarchie vollzieht. In dieser Erörterung wird es vor allem darum gehen, diese Kooperationsstrukturen ins Verhältnis zu den Anforderungen im Sinne der rekursiven Innovation und den Bedingungen eines veränderten Innovationsgeschehens zu setzen. Zur Veranschaulichung der Beziehung zwischen technischer Neuerung und Markt sowie Hierarchie wird auch der Transaktionskostenansatz im Kapitel 4 kurz erläutert. Danach wende ich mich dem Innovationsnetzwerk als eine alternative Koordinationsstruktur im Innovationsprozess zu. Es gilt die Eigenschaften von netzwerkartigen Strukturen herauszuarbeiten und mit den Konditionen innovativen Handelns abzugleichen. Daraus lässt sich ableiten welche Vorteile der Austausch über das Netzwerk gegenüber dem Markt und der Hierarchie bietet. Abschließend wird das Innovationsnetzwerk Berliner Metall- und Elektroindustrie vorgestellt um an einem praktischen Beispiel Chancen und Möglichkeiten einer Zusammenarbeit innerhalb eines Netzwerkes zu zeigen.

2. Begriffe

2.1 Innovation

Als Innovation bezeichnet man die Gestaltung von etwas Neuem durch die Re-kombination bestehender Ressourcen in einem experimentellen Prozess. Dabei umfasst der Begriff mehr als nur die reine Invention eines Artefaktes oder einer Praktik, sondern schließt auch die Überführung dieser neuen Idee in konkrete Produkte, Verfahren und Techniken und deren Verbreitung ein. (Schoeck 1982: 98) Die Verschränkung der Anwender- und Herstellerkontexte bilden den sozialen Prozess des Innovierens ab. Innovation und innovatives Handeln sind also prozessual als Teil des sozialen Handels angelegt.

Man unterscheidet dabei zwischen einer Produkt- und Prozessinnovation. Erstere umfassen die Herstellung neuer Artefakte bzw. einschneidende Veränderung bestehender Erzeugnisse. Zweitere beziehen sich auf die Einführung gänzlich neuer Verfahren und Methodiken, aber auch die Transformation und Optimierung bestehender Strukturen. Des Weiteren wird zwischen inkrementellen und radikalen Innovationen abgegrenzt. Unter inkrementeller Innovation versteht man die so genannte „scheibchenweise“ Neuerung. (Degele 2002: 63) Es meint die Verbesserung und Weiterentwicklung von Produkten und Verfahren, die erst in ihrer Gesamtheit eine Neuerung darstellen. (vgl. Degele 2002: 64) Dagegen werden neuartige Produkte und Prozesse, die eine Restrukturierung bzw. Reorganisation bestehender Strukturlandschaften mit sich ziehen als radikale Innovationen bezeichnet.

Innovation ist kein willkürliches Zusammenspiel von Wirkungszusammenhängen und auch nicht gänzlich steuerbar. Denn Innovationen gehen einher mit Unsicherheiten und Risiken, die durch das abweichende wie kreative Handeln des Innovierens hervorgerufen werden. (vgl. Rammert 2008: 1)

2.2 Netzwerk

Netzwerk ist ein deskriptiv-analytischer Begriff zur Beschreibung einer alternativen Austauschform neben Markt und Hierarchie. (vgl. Powell 1996: 213 / Kowol 1998: 298) Sie stellt eine Regelungsstruktur für eine Koordination von Kommunikation und Handlungen dar. Vernetzung beschreibt einen sozialen Prozess und gestaltet sich in horizontalen Organisationsstrukturen. (vgl. Kowol 1998: 298) Grundlegend für Netzwerke sind vertrauensbasierte Strukturen, die über wiederholte Zusammenarbeit etabliert und stabilisiert werden. Innerhalb des Netzwerkes sind die beteiligten Akteure bzw. Akteursgruppen von den Ressourcen der anderen Teilnehmer abhängig. Zielsetzung ist dabei einen Vorteil bzw. einen Gewinn aus der Kombination von Ressourcen wie Wissen, Kompetenz und Materialien zu ziehen. Integrale Bestandteile des Netzwerkens sind Komplementarität und Interessenausgleich. (Powell 1996: 225) Die formal offene und flache Struktur dieser Kooperationsform ermöglicht einen altruistischen Umgang der Teilnehmer miteinander zum Zweck des Austausches.

3 Aktuelle Bezüge in der Innovationsforschung

Ursprünglich sollten im 2. Kapitel dieser Arbeit die Klassiker und aktuellen Theorien der Innovationsforschung näher beleuchtet werden. Angefangen von den Konzeptionen des demand pull und technology push, die Technikentwicklung als Bedarfsinduktion oder einen autonomen Prozess, der eine Durchsetzung per se voraussetzt, beschreiben. Im Anschluss hätte ich Schumpeter näher erläutert und seinen Beitrag zur Innovationsforschung durch die Festschreibung der Rolle des charismatischen Unternehmers, der die destruktive Kraft des Innovierens kompensiert und gegen alle Widerstände am Markt durchsetzt. Dann wäre ein kurzer Exkurs zur „Evolutionären Ökonomie“ gefolgt, die Technik als ein Substrat von Variations- und Selektionsprozessen darstellt. (vgl. dazu Kowol 1998: 17ff) Ich habe mich gegen dieses Vorgehen entschieden, denn es entspräche einer reinen Rezitation der Argumentationslinie von Uli Kowol aus seinem Buch „Innovationsnetzwerke – Technikentwicklung zwischen Nutzungsvisionen und Verwendungspraxis“. Stattdessen werde ich in diesem Kapitel ausschließlich auf das Verständnis der „rekursiven Innovation“ und den aktuellen Implikationen im Innovationsgeschehen eingehen. Dies soll dazu dienen relevante Merkmale des Innovierens sowie mögliche Einflussfaktoren auf den kreativen Prozess herauszuarbeiten. Welche sich dann im folgenden Teil der Arbeit anhand des Innovationsnetzwerkes behandeln lassen. Diese Herangehensweise rekurriert am praktikabelsten an meine eingangs gestellte Forschungsfrage, welche Faktoren Innovationen konditionieren und warum Innovationsnetzwerke in diesem Rahmen an Relevanz gewinnen.

3.1 Innovation als rekursiver Prozess

Hierbei wird Innovation als sozialer Prozess verstanden und öffnet somit den Zugang zur sozialwissenschaftlichen Betrachtung. Konkret wird nach den sozialen Entstehungsfaktoren für Technik gefragt. Technischer Wandel wird als die Evolution von Sozialsystemen beschrieben, in denen Technik erzeugt, verwendet und reguliert wird. In einer ausdifferenzierten Gesellschaft bilden sich Teilsysteme heraus, die bestimmte Funktionen übernehmen. Innovationen sind danach multireferentiell, stehen also im Bezug mit mehreren Sozialsystemen. Technische Neuerungen resultieren folglich aus der zirkulären Schließung von technikerzeugenden und -verwendenden Sozialsystemen, deren Evolution durch technikregulierende Sozialsysteme konditioniert ist. (vgl. Kowol 1998: 54f) Im Sinne Luhmanns wird Technik auch als eine Eigenlösung dieser Sozialsysteme verstanden. Probleme werden selbst definiert und innerhalb der sich selbststeuernden Systeme bearbeitet. Diese Art interner Rekursion wird in der Theorie der Selbstorganisation beschrieben. (Kowol 1998: 71)

Technikerzeugende Systeme umfassen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen in Unternehmen oder auch Konstruktions- und Ingenieurbüros. Unter technikverwendende Systeme fallen unter anderem industrielle Organisationen und der Verbraucher. Die Herausbildung technikregulierender Systeme resultiert aus der zunehmenden Interdependenz der sich spezialisierenden Branchen, die zu einer Steigerung des Komplexitätsgrades im Innovationsprozess führen. (vgl. Kowol 1998: 72) Um innovatives Handeln normativ steuern zu können, sind Festlegungen von Standards und das Setzen von Randbedingungen notwendig. Diese Funktion wird durch Bereitstellung von Industrienormen, Patenten, gesetzlichen Regelungen erfüllt. Des Weiteren übernehmen Ausbildungseinrichtungen, Technologiepolitik, Forschungsprojekte diese Aufgabe. Wie zuvor erwähnt ist Technik und Innovation das Produkt der Schließung bzw. Rückkopplung dieser Sozialsysteme. Vor allem der Herstellungskontext – theoretisch-konstruktives Wissen – und der Anwendungskontext – empirisch-praktisches Wissen – sind dynamisch rückgekoppelt, Innovation ist dabei das Resultat von Aushandlungsprozessen. Die Dichotomie des Ursache-Wirkungs-Prinzips wird somit aufgehoben. Die Sozialsysteme wirken wechselseitig auf einander, stabilisieren, reorganisieren und stimulieren sich gegenseitig. Charakteristisch ist der technische Wandel gekennzeichnet durch Rückkopplungsschleifen, Iterationen und Überschneidungen in allen Phasen der Technikgenese. (Asdonk, Bredeweg, Kowol 1993: 16)

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Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Der Einfluss von Netzwerken auf Innovationen
Hochschule
Technische Universität Berlin  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Technik und Organisation
Note
2,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
20
Katalognummer
V211905
ISBN (eBook)
9783656397113
ISBN (Buch)
9783656397359
Dateigröße
495 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Innovation, Netzwerk, Innovationsnetzwerk, technischer Wandel, Transaktionskostenansatz, Luhmann, Rekursivität
Arbeit zitieren
Jana Frank (Autor:in), 2010, Der Einfluss von Netzwerken auf Innovationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/211905

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