Einflussfaktoren des monetären Spendenverhaltens

Eine Betrachtung von Persönlichkeitsvariablen sowie sozialen und materiellen Einflussgrößen


Diplomarbeit, 2001

102 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

EINLEITUNG

2 THE0RETISCHE FUNDIERUNG DER UNTERSUCHUNG
2.1 Altruismus
2.2.In Verbindung zu Altruismus stehende Konstrukte
2.3 Weitere psychologische Aspekte
2.4 Demographische bzw. sozioökonomische Einflussgrößen
2.5.Spendenverhalten
2.6.Eine zusammenfassende Darstellung der für Altruismus relevanten Konstrukte und des erwarteten Zusammenhangs

3 METH0DIK
3.1 Die Vor- und Nachteile von Fragebogen als Erhebungsinstrument
3.2. Die Konstruktion des Fragebogens: Eine Darstellung der verwendeten psycholo­gischen Fragebögen und selbst entwickelten Items
3.3 Die deskriptive Darstellung der Stichprobe
3.4 Deskriptive Statistik der erfassten psychologischen Konstrukte sowie ein Vergleich zu der Normstichprobe
3.5. Die Überprüfung der Hypothesen anhand statistischer Methoden - der Zusammen­hang zu Maßen des Hilfeverhaltens
3.6 Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse in einem schematischen Modell

4 DISKUSSI0N UNDAUSBLICK
4.1 Zu der Bedeutung der Sozialen Erwünschtheit
4.2 Eine Betrachtung der abhängigen Variablen des Hilfeverhaltens
4.3 Die Bedeutung der Ergebnisse für die Psychologie und das Soziomarketing
4.4 Ausblick

5 LITERATURVERZEICHNIS

6 ANHANG

Zusammenfassung

Im theoretischen Teil der vorliegenden Arbeit wird auf das Kernkonzept Altruismus eingegangen. Neben der Definition wird die Altruismus-Egoismus-Kontroverse sowie die Betrachtung von Altruismus als stabile Persönlichkeitseigenschaft behandelt. Im Anschluss daran werden eine Reihe von Persönlichkeitskonstrukten und ihr bisher erforschter Zusammenhang zu Altruismus dargestellt. Weiterhin werden verschie­dene demographische Aspekte sowie die Bedeutung der Steuerzahlung aufgeführt. Der letzte Teil des theoretischen Abschnittes behandelt speziell monetäres Spendenverhalten. Des Weiteren wird hier auf zwei andere Spendenformen einge­gangen - Blut- und Zeitspenden - und es werden Gemeinsamkeiten und Unterschie­de dieser drei Spendenformen behandelt.

Der methodische Teil der Arbeit behandelt zunächst die Vor- und Nachteile eines Fragebogens als Erhebungsinstrument. Weiterhin werden die einzelnen rekrutierten Fragebögen und selbst entwickelten Items dargestellt. Im Anschluss daran wird die Stichprobe bezüglich Demographie und Spendenverhalten genauer dargestellt. Als zentraler Abschnitt werden die im theoretischen Teil zusammengefassten Hypo­thesen bezüglich Altruismus und Spendenverhalten statistisch mit Hilfe von bivaria- ten- und Partialkorrelationen sowie Regressionsanalysen überprüft. Die statistischen Ergebnisse werden daraufhin in einem schematischen Rahmenmodell mit den abhängigen Variablen „Altruismus“ und „monetäre Spenden“ dargestellt, um Unter­schiede und Gemeinsamkeiten deutlich zu machen.

I.Einleitung

Was macht Spenden - laut Duden (1996) „für wohltätige oder ähnliche Zwecke Geld geben“ - zu altruistischem Verhalten ? Bierhoff (1990) definiert altruistisches Verhal­ten durch zwei Aspekte: erstens die Absicht, einer anderen Person etwas Gutes zu tun und zweitens die Freiheit der Wahl, also das Fehlen äußerer Zwänge. Spenden­verhalten lässt sich als eine mögliche Variante dieses Verhaltens beschreiben, denn in den meisten Fällen wird es bei Spendenverhalten darum gehen, anderen etwas Gutes zu tun - wenn man z.B. Blutspenden gegen Bezahlung oder den Aspekt der steuerlichen Absetzbarkeit von monetären Spenden außer Acht lässt. Die Freiheit der Wahl ist ebenfalls bei Spenden gegeben. Somit erklärt sich eigentlich die Selbst­verständlichkeit, dass Spendenverhalten ein Aspekt altruistischen Verhaltens ist. Ist es jedoch immer so, dass altruistisches Verhalten wirklich nur dem Anderen, Hilfesu­chenden dient, oder liegen möglicherweise egoistische Motive vor, zum Beispiel die Annahme, man sei ein guter Mensch oder das Ansehen bei den Mitmenschen ? Welche Erklärungsansätze gibt es zu Altruismus bzw. prosozialem Verhalten ?

Soziobiologische Ansätze beschreiben den „reciprocal altruism“ (Trivers, 1971) zwi­schen Nicht-Verwandten, der bei der natürlichen Selektion begünstigt wird, wenn er dem Prinzip der Reziprozität folgt und wenn die Kosten für den Helfenden geringer sind als der Nutzen für den Empfangenden. Allerdings kann dieser Ansatz beispiels­weise nicht die große Spendenbereitschaft erklären, die Hilfesuchenden in Kata­strophenregionen zuteil wird oder die spontane Hilfeleistung in Notfallsituationen.

Psychologische Ansätze betonen beispielsweise den Zusammenhang zwischen Af­fekten und Hilfsbereitschaft. So erklärt das „Affect-priming“-Modell (Forgas, 1992) die zentrale Rolle der Stimmung bei sozialen Entscheidungen mit der selektiven Ak­tivierung und erhöhten Zugänglichkeit von stimmungskongruenten Erinnerungsinhal­ten, die dann wiederum mit Aktivitäten prosozialen Verhaltens in Verbindung stehen können. Soziale Entscheidungen können in diesem Modell vier verschiedenen In­formationsverarbeitungs-Prozessen folgen:

1. ein direkter Zugriff auf das Gedächtnis, um Entscheidungen herbeizuführen

2. ein motivierter Zugriff auf das Gedächtnis

3. eine heuristische, simplifizierende Informationsverarbeitung
4 die „substantive processing strategy“, bei der Urteile oder Entscheidungen auf der Basis einer selektiven Prozessverarbeitung der verfügbaren Information basiert, welche vor allem Lernen und Assoziationen einbezieht.

Forgas kommt in seiner Untersuchung (1992) zu dem Schluss , „that at the most general level, these results suggest that there is a broad and pervasive tendency for people to form social judgements in terms of their feelings at the time, and to adopt different information processing strategies depending on their temporary affective state.” Bezogen auf Altruismus bedeutet dies, dass bei einer prosozialen Entschei­dung den augenblicklichen Affekten eine bedeutende Rolle zukommen könnte.

Die Interdependenztheorie (Kelly & Thibaut, 1978) betrachtet Altruismus als Trans­formation der gegenseitigen Abhängigkeit von Individuen: durch diese Anhängigkeit treten Menschen in Austauschbeziehungen, um einen Gewinn damit zu erzielen. Dabei besteht die Möglichkeit, dass Menschen ihre auf Kosten und Nutzen ba­sierende Beziehung einer „prosozialen Transformation“ unterziehen, welche abhän­gig ist von drei Faktoren:

1.der Unterscheidung zwischen Austausch- und sozial motivierter Beziehung,
2.der Entstehung von Empathie als altruistisches Gefühl und
3.der Entwicklung eines prosozialen Selbstkonzeptes auf der Basis von attribu- tionalen Umlernprozessen (Stroebe, Hewstone & Stephenson, 1996).

Batson, Bolen, Cross & Neuringer-Benefiel (1986) konzentrierten sich bei ihrer Stu­die über prosoziales Verhalten auf die Egoismuis-Altruismus-Diskussion: entspringt prosoziales Verhalten rein altruistischen Motiven oder hat es eine instrumentelle Funktion wie zum Beispiel die Vermeidung von Schuldgefühlen ? Batson et al. kom­men in der Studie zu dem Schluss, dass prosoziales Verhalten mit verschiedenen Persönlichkeitskonzepten wie Selbstachtung, Empathie und Sozialer Verantwortung eng zusammenhängen, dass aber die letztendliche Motivation egoistisch ist[1].

In dieser Studie soll der Zusammenhang zwischen Spendenverhalten, speziell monetärem, und Altruismus sowie einer Reihe von persönlichkeitspsychologischen Konstrukten untersucht werden. Das Interesse liegt darin, die Einflussstärke der ein­zelnen Aspekte auf Spendenverhalten und Altruismus festzustellen. Um sich ein möglichst umfassendes und aufklärendes Bild von Spendenaktivitäten zu machen, werden demographische Variablen einbezogen. Zuletzt sollen die Spendenaktivitä- ten selber genauer betrachtet werden und mögliche Zusammenhänge zwischen ver­schiedenen Spendenformen (monetäre, Zeit- und Blutspenden) und psycholo­gischen sowie demographischen Variablen ermittelt werden. Ziel dieser Studie ist es also, die Bedeutung von einer Anzahl möglicher Einflussvariablen auf monetäres Spendenverhalten hypothetisch vorherzusagen und empirisch zu überprüfen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Schematische Darstellung des Untersuchungsplans.

Zunächst wird sich jedoch mit dem Konstrukt des Altruismus bzw. des prosozialen Verhaltens näher beschäftigt. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf zwei Aspekte gelegt: erstens die Altruismus-Egoismus-Diskussion und zweitens die Diskussion über die Persönlichkeitseigenschaft (trait) Altruismus.

Die Studie gliedert sich in folgende Abschnitte:

1. Einleitung,

2. Abriss der Altruismus-Forschung: Altruismus-Egoismus-Diskussion sowie Altruismus als Persönlichkeitseigenschaft,

3.Erläuterung der psychologischen Persönlichkeitskonstrukte, die mit Altruismus in Verbindung gebracht werden sowie daraus folgernd die Ableitung der Hypo­thesen; des Weiteren eine Betrachtung weiterer möglicher Einflussgrößen. Je­des Konstrukt wird auch in seiner Erfassung in der aktuellen Studie be­schrieben,

4. Vorstellung der angewandten empirischen Methoden sowie der Stichprobe,

5. Betrachtung der empirischen Ergebnisse und

6. Diskussion.

2.Theoretische Fundierung der Untersuchung

2.1 Altruismus

2.1.1 Definition

Altruismus (lat. alter = der andere) bedeutet - im Gegensatz zu Egoismus - „Rück­sichtnahme auf andere“ (Dorsch, 1996). Die Sozialpsychologie betrachtet Altruismus an vier Bedingungen geknüpft (Bierhoff, Klein & Kramp, 1990):

1. das altruistische Verhalten sollte für den Hilfeempfänger eine Wohltat dar­stellen,

2.es sollte mit Absicht erfolgen,

3.der Handelnde sollte freiwillig handeln, wodurch Verhalten aufgrund direkter Belohnung oder Berufszugehörigkeit ausgeschlossen ist und

4.der Empfänger der Handlung soll ein Individuum sein.

Nach Punkt vier der Definition bezieht sich altruistisches Verhalten also ausschließ­lich auf Menschen. Demnach sind Tiere oder Naturschutzorganisationen nicht Gegenstand der aktuellen Untersuchung.

Theoretische Erklärungsansätze altruistischen Verhaltens lassen sich nach verschie­denen Gesichtspunkten unterteilen:

1. Modelle für Verhalten in Notfallsituationen, bei denen unter Zeitdruck Ent­scheidungen mit langfristigen Konsequenzen für den Hilfeempfänger getroffen werden müssen.

2.Situationsspezifische Modelle, welche das Auftreten altruistischen Verhaltens von situativen Determinanten wie Stimmungen oder Zeitdruck abhängig ma­chen.

3.Lerntheoretische und sozialisationstheoretische Modelle, die versuchen, Altruismus durch die Aktivierung sozialer Normen (z.B. Norm der sozialen Verantwortung) zu erklären.

4.Persönlichkeitsspezifische Ansätze postulieren Altruismus als Persönlichkeits­eigenschaft.

5.Austauschtheoretische Modelle basieren auf Kosten-Nutzen-Analysen. Altruistisches Verhalten tritt demnach nur bei einem positiven Ergebnis einer Abwägung zwischen Kosten und Nutzen für ein Verhalten ein, „reinen Altruis­mus“ gibt es nach diesen Modellen nicht.

6.Prozessmodelle beschreiben eine Abfolge notwendiger Schritte wie zum Bei­spiel das Erkennen einer Notlage oder die Kompetenz zu handeln, um Hilfe­verhalten auszulösen.

Ein klassisches Untersuchungsthema ist die Rolle des empathischen Empfindens als zentrale Voraussetzung für altruistisches Verhalten. Dieser Aspekt und seine Bedeu­tung für Altruismus werden im folgenden behandelt. Des Weiteren wird auf die Diskussion über die Ursprünge prosozialen Verhaltens eingegangen.

2.1.2 Die Altruismus-Egoismus-Diskussion und die Rolle der Empathie

Empathie, laut Dorsch (1994) „Einfühlung, Nacherleben, das Sichhineinversetzen in ein fremdes Erleben“ bzw. „das Miterleben des fremden Ichs auf Grund der Wahr­nehmung des Ausdrucks oder der Mitteilung der Erlebnisse einer anderen Person ...“ ist in bezug auf Altruismus ein zentrales Konzept. Eisenberg, Miller, Schaller, Fabes, Fultz, Shell & Shea (1989) definieren Empathie als „vicarious affective response based on the apprehension of another’s state or condition“. Empathie ist ihrer Auf­fassung nach weder selbst-orientiert noch auf andere Personen bezogen, kann aber einerseits in Sympathie, andererseits in selbst-orienterte Affekte transformiert werden, zu denen beispielsweise „personal distress“ zählt, also ein Gefühl des Un­wohlseins beim Betrachten einer anderen Person, die sich in einer unangenehmen Situation befindet. Batson et al. (1981) führten zu diesem Aspekt eine Untersuchung durch, bei der festgestellt werden sollte, ob Hilfeverhalten altruistischen oder egois­tischen Motiven folgt. Dabei wurden 60 weibliche Studentinnen einem Experiment unterzogen, bei der sie „Elaine“, eine eingeweihte Person, beobachteten, die vortäuschte, Elektroschocks zu erhalten. Als „Elaine“ angeblich nicht mehr in der Lage war, das Experiment fortzusetzen, wurden die Versuchspersonen gefragt, ob sie sich an ihrer Stelle den Schocks aussetzen würden. Eine Manipulation der expe­rimentellen Situation bestand in der Variation des empathischen Mitgefühls. Ausge- hend von der Annahme, dass eine hohe Übereinstimmung in den Einstellungen Em­pathie fördere, wurde den Versuchspersonen vorgetäuscht, Elaine hätte entweder sehr ähnliche Einstellungen oder sehr unterschiedliche Einstellungen. Die zweite Manipulation des Experiments bestand in der Schwierigkeit, sich der Situation entzie­hen zu können. Die Hypothese Batsons war, dass Personen mit hoher berichteter Empathie für Elaine in beiden Formen der Fluchtmöglichkeit (leicht vs. schwer) der geschädigten Person helfen würden, Personen mit niedriger Empathie jedoch nur in der Situation, in der keine Fluchtmöglichkeit bestand. Dieses „3:1“-Ergebnismuster wurde in dem Experiment auch bestätigt (Batson et al., 1981): in der Manipulation „unähnlich (niedrige Empathie) - leichter Ausweg“ halfen nur 33 % der Probanden, in allen anderen Gruppen über 58 % (Größe pro Gruppe N = 12). ChP-Tests ergaben einen Wert von 5.96 (p < .02). Somit kommen die Autoren zu dem Schluss, „These results were quite consistent with the empathy-altruism hypothesis“ (Batson et al., 1981).

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Tabelle 1: Batsons empirisch bestätigtes „3:1“-Ergebnismuster (Batson, 1981) bezüglich ge­messenem Hilfeverhalten in den Experimentalbedingungen: Prozentsatz der Probanden, die „Elaines“ Rolle übernahmen (pro Gruppe N = 12).

Zweifel an dieser Annahme nährten Studien von Cialdini, Schaller, Houlihan, Arps, Fultz & Beaman (1987). Ihrer Auffassung nach lässt das Ergebnismuster „hohe Em­pathie“ und „leichte Fluchtmöglichkeit“ eine alternative Erklärungsmöglichkeit zu: eine empathische Orientierung führt bei den beobachtenden Individuen zu negativen Affekten. Um diese zu reduzieren, helfen sie den „Opfern“. Somit zeigen Cialdini et al. eine mögliche egoistische Funktion altruistischen Verhaltens auf. Diese Hypo­these wurde anhand von Experimenten, die auf dem Design Batsons et al. (1981) basierten, überprüft. Die Strategie war, emphatische Gefühle und negative Affekte zu separieren. Dazu wurden den Versuchspersonen finanzielle Anreize angeboten bzw. sie wurden gelobt, um negative Affekte zu reduzieren. Die experimentelle Be­dingung „hohe Empathie“ und „leichte Fluchtmöglichkeit“ wurde demnach weiter un­terteilt in „positiver Anreiz“- und „Normal-bedingung“. Erwartet wurde, dass sich bei

Individuen der Anreizbedingung negative Affekte reduzieren und somit der egois­tische Grund für Hilfeverhalten entfällt. Somit wäre bei dieser Gruppe geringeres Hi- feverhalten zu erwarten und eine egoistische Motivation altruistischen Verhaltens sichtbar. Als abhängige Variable des Hilfeverhaltens wurden zwei Maße herangezo­gen: 1. die Anzahl der Lernversuche, die eine Versuchsperson anstelle von „Elaine“ absolvierte und 2. die Anzahl der Personen, die „Elaine“ halfen. Die Ergebnisse be­stätigten Cialdinis Hypothesen: In der „hohe Empathie“-Bedingung reduzierte der Einfluss des Anreizes das Hilfeverhalten deutlich.

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Tabelle 2: ProzentualerAntell der Helfenden der gebildeten Experimentalgruppen nach Cialdini (Cialdini et al., 1987).

Cialdini et al. (1987) kommen somit zu dem Schluss Jt appeared to be personal sad­ness rather than empathie concern that accounted for the increased helping motiva­tion of our empathically oriented subjects“. Man kann somit folgern, dass empa- thische Anteilnahme sicherlich eine starke Wirkung auf altruistisches Verhalten hat. Jedoch scheinen an einem Konstrukt des „reinen empathischen Altruismus“ Zweifel angebracht - der egoistischen Motivation scheint eine große Bedeutung zuzukom­men.

2.1.3 Die Betrachtung von Altruismus als stabile Persönlichkeitseigenschaft

Wie bereits oben erwähnt, existieren zu dem Konstrukt des Altruismus verschiedene Erklärungsansätze. Neben der Diskussion um die Motive prosozialen Verhaltens war eine bedeutende Kontroverse in der Vergangenheit, ob Altruismus als stabile Persönlichkeitseigenschaft angesehen werden kann oder ob Altruismus eher situa­tionsspezifisch determiniert ist (siehe zur Übersicht: Rushton, Chrisjohn & Fekken (1981)). Bis Ende der 1970er Jahre waren die Vertreter einer situationistischen Per­spektive in der Überzahl (Penner, Fritzsche, Craiger & Freifeld, 1995). So vertrat

Krebs (1978) die Ansicht: „ Just about everyone will help in some situations; just about nobody will help in other contexts; and the same people who help in some situations will not help in others”. Andere Autoren schlossen sich dieser Meinung an. So vertraten Latané & Darley (1970) die Meinung: „There are ... reasons why per­sonality should be rather unimportant in determining people’s reactions to the emer­gency. For one thing, the situational forces affecting a person’s decision are so strong ...a second reason why personality differences may not lead to differences in overt behaviour in an emergency is that they may operate in opposing ways at differ­ent stages of the intervention process.” Der Streit um eine Persönlichkeitseigen­schaft Altruismus spiegelt allerdings nur die schon klassische „specificity-vs.-gene- rality“ Kontroverse wider (Rushton et al., 1981): ist menschliches Verhalten über Si­tuationen hinweg konsistent oder sind Individuen in ihrem Verhalten eher situationss­pezifisch determiniert ? Bereits seit 1928 wurden zu diesem Thema von Hartshorne und May (1928, 1929 und 1930) groß angelegte Untersuchungen durchgeführt. Dabei wurden in den USA insgesamt 11.000 Schüler (High-School) 33 verschie­denen Tests bezüglich altruistischen Verhaltens, Selbstkontrolle und Ehrlichkeit un­terzogen. Diese fanden in verschiedenen Kontexten wie z.B. in der Schule oder in der Freizeit statt. Parallel dazu wurden für jedes Individuum Einschätzungen bezüg­lich der oben erwähnten Aspekte durch Lehrer und Mitschüler vorgenommen. Die In­terkorrelation der Test-Werte sollte entsprechend Aufschluss darüber geben, ob Verhaltenstendenzen über Situationen existieren oder von der Situation determiniert werden, da Verhalten in verschiedenen Kontexten erfasst wurde. Wäre Verhalten si­tuationsspezifisch determiniert, so sollten die Korrelationen über die verschiedenen Kontexte niedrig ausfallen. Tatsächlich interkorrelierten die Testergebnisse über die verschiedenen Kontexte nur zu durchschnittlich r = .23, was eher für einen situatio- nalistischen Ansatz spricht. Hier führen Rushton et al. (1981) in ihrem oft erwähnten Artikel „The Altruistic Personality and the Self-Reported Altruism Scale“ jedoch an, dass die kombinierte Erfassung der einzelnen Tests in einem Inventar zu deutlich höheren Korrelationen zwischen den Verhaltensdaten und der Einschätzung von Lehrern und Mitschülern führt: „If the five measures were combinded into a battery, however, they correlated a much higher + .61 with the measueres of the child's altruistic reputation ...“ (Rushton et al., 1981). Jedoch muss hier - nach Meinung des Autors - kritisch angemerkt werden, dass beide Korrelationen nicht direkt vergleich­bar sind, da eine Einschätzung durch eine andere Person nicht mit einer Verhaltens­tendenz über verschiedene Situationen gleichzusetzen ist. Trotzdem scheinen beide

Maße etwas Ähnliches zu erfassen, denn auch Einschätzungen anderer Personen basieren auf den Beobachtungen eines Individuums in verschiedenen Situationen. Rushton et al. (1981) vertreten entsprechend die Ansicht, dass die gefundenen nied­rigen Korrelationen nicht den eigentlichen Zusammenhang darstellen und dass durch eine Reliabilitätssteigerung des Instrumentes, nämlich durch die Steigerung der Itemanzahl und dadurch die Verringerung der Fehlervarianz, der eigentliche bei Hartshorne und May (1928, 1929 und 1930) gefundene Zusammenhang zwischen Ratings und Verhaltensmaßen präziser erfasst werden könnte. Die Autoren sind der Ansicht, dass die so ermittelte durchschnittliche Korrelation zwischen Altruismusma­ßen und Ratings anderer Personen von r = .61 sogar größer ist als die zwischen In­telligenzmaßen und Ratings, die normalerweise bei r = .50 liegt. Jedoch stellen selbst die gefundenen Korrelationen um r = .30 für die Autoren einen bedeutenden Zusammenhang dar. Weitere Evidenz für eine altruistische Persönlichkeitseigen­schaft findet sich beispielweise bei Dlugokinski & Firestone (1973), die an einer sehr jungen Stichprobe (Alter: 10-13 Jahre, N = 164) vier Maße altruistischen Verhaltens ermittelten:

1. die relative Bedeutung altruistischer Werte,

2. ein Test, um das Verständnis von Gefälligkeiten in verschiedenen Situationen zu überprüfen,

3. eine Spendensituation, um Verhalten zu erfassen sowie

4. Einschätzungen Gleichaltriger bezüglich Rücksichtnahme vs. Selbstbezogen­heit.

Die Korrelationen zwischen diesen vier Maßen lagen in einem moderaten Bereich von r = .19 bis r = .38. Eine regressionsanalytische Betrachtung des Variablensets erbachte pro Variablengruppe ein R zwischen R = .42 bis R = .51. Die Autoren inter­pretieren die Ergebnisse wie folgt: „Although significant coherence among the di­mensions of other-centeredness has been established and is suggestive of individu­al differences in this aera of moral development, developmental process wich lead to these differences have not been established” (Dlugoginski & Firestone, 1973). Rushton et al. (1981, S. 296) kommen entsprechend zu dem Schluss, dass eine altruistische Persönlichkeitseigenschaft existiert: „That is, some people are consistently more generous, helping and kind than others. Furthermore, such people are readily perceived as more altruistic, as is demonstrated by several studies show­ing positive relationships between behavioural altruism and peer's and teachers rat­ings ofhow altruistic a person seems”.

Als Instrument zur Erfassung einer altruistischen Persönlichkeitseigenschaft entwi­ckelten Rushton et al. (1981) die „Self-Report Altruism Scale“, von der einige Items auch in der aktuellen Studie im Rahmen der „Prosocial Personality Battery“[2] (Penner et al., 1995, Komponente 4: Hilfsbereitschaft) angewandt werden. Die „Self-Report Altruism Scale“ (SRA-Scale) enthält 20 Items und wies in fünf verschiedenen von Rusthon et al. (1995) berichteten Stichproben (N = zwischen 56 und 192) Reliabili­tätswerte von a = .78 bis a = .86 auf, was für eine gute Erfassung des Konstrukts spricht. Die Validität der Skala wurde in einer Studie (Studie 1) ermittelt über die Kor­relation zwischen den Ergebnissen der SRA-Scale und Peer-Ratings. Diese be­trugen r = .35 (p < .001) für „peer-rated-SRA-scale“ und r = .21 (p < .05) für „peer- rated-global-altruism“. Die Autoren sehen durch diese gefundenen Zusammenhänge die Evidenz für eine altruistische Persönlichkeitseigenschaft gegeben. Eine weitere Studie (Studie 2) der Autoren bezog sich auf den Zusammenhang zwischen der Ergebnissen der SRA-Scale und verschiedenen Formen prosozialen Verhaltens: Die Annahme war, dass durch die SRA-Scale prosoziales Verhalten vorhergesagt werden konnte. Die Ergebnisse zeigten, dass ein enger positiver Zusammenhang zwischen der SRA-Scale und vier der acht Maße exisiterten. Des Weiteren betrug die Korrelation zwischen der SRA-Scale und einer linaren Kombination der acht Maße r = .40 (p < .01). Auch diese Ergebnisse wurden als Bestätigung einer altruis­tischen Persönlichkeitseigenschaft interpretiert. Um die konvergente Validität zu er­mitteln, wurden in einer dritten Studie artverwandte Konstrukte mit den Ergebnissen der SRA-Scale korreliert. Positive Korrelationen zeigten sich beispielsweise zu so­zialer Verantwortung, Empathie, Gleichheit und Hilfsbereitschaft als Werte einer Per­son, moralisches Urteilen sowie zu Machiavellismus (negative Korrelation). Eine geringe, aber signifikante Korrelation wurde zwischen den Maßen einer prosozialen Orientierung und sozialer Erwünschtheit gefunden. Dies unterstreicht die Bedeutung dieser Antworttendenz für die vorliegende Untersuchung[3].

In der vorliegenden Studie wird das zentrale Konstrukt des Altruismus erfasst über die Prosocial Personality Battery“ PSB von Penner et al. (1995). Diese Skala erfasst vier verschiedene Hauptkonstrukte, nämlich

1. Verantwortungsübernahme (Schwartz & Howard, 1981)

2. Empathie (Davis, 1983)

a. empathie concern - die Tendenz, gegenüber leidenden Personen Ge­fühle der Sympathie und des Mitempfindens zu haben,

b. perspective taking - die Tendenz, spontan die Sichtweise einer leidenden Person zu übernehmen,

c. personal distress - Tendenz, beim Anblick einer leidenden Person ne­gative, unangenehme Gefühle zu empfinden,

3. Moralisches Urteilen

a. als Tendenz, bei moralischen Entscheidungen die Interessen anderer zu vertreten (other-oriented),

b. als Tendenz, bei moralischen Entscheidungen die Interessen aller zu wahren (mutual-concern),

4. Hilfsbereitschaft (Rushton et al., 1981) - als Tendenz zur Hilfsbereitschaft in Notfallsituationen.

Die Anzahl der Items und die Reliabilitätswerte sind in Tabelle 3 aufgelistet.

Die in der vorliegenden Untersuchung angewandte verkürzte Version der PSB be­steht aus 30 Items aller oben erwähnten Komponenten und Subkomponenten (Penner, in Druck). Die Reliabilität dieser Version wurde an einer relativ großen Stichprobe ermittelt (N = 1111) und weist ausreichende Werte auf (siehe Tabelle 3), die faktorielle Struktur ist nahezu identisch mit der der Originalskala (Penner, in Druck, siehe auch Tabelle 4).

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Tabelle 3: Anzahl der Items und die Reliabilitätswerte der Prosocial Personality Battery (Penner, in Druck und Penner et al., 1995).

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Tabelle 4: Die Faktorenstruktur der Prosocial Personality Battery (Penneret al., 1995).

2.2.In Verbindung zu Altruismus stehende Konstrukte

2.2.1.Gerechte Welt Glaube

Welche weitreichende Bedeutung dem Konstrukt des Glaubens an eine gerechte Welt zukommt bewies Hallie (1971), indem er aufzeigte, dass die meisten Deutschen des Dritten Reiches entweder die Existenz von Konzentrationslagern leugneten oder aber behaupteten, dass die Opfer der Nazi-Diktatur einer „minderwertigen Rasse“ angehörten und somit ihr Schicksal verdienten. Ähnlich zeigten sich in den USA wäh­rend des Vietnam-Krieges Stimmungen bezüglich der vietnamesischen Opfer des Krieges: „It never happend and besides they derserved it“ (Opton, 1971). Lerner konnte in einer Reihe von Experimenten (z.B. Lerner & Simmons, 1966) nachweisen, dass Opfern häufig die Schuld für ihr Geschehen zugeteilt wird: Individuen beobach­teten eine Person, die Elektroschocks erhielt. In einer experimentellen Bedingung hatten die Versuchspersonen die Gelegenheit, die Opfer für ihr Leiden durch Geld zu entschädigen, in einer zweiten Bedingung war dies nicht möglich, hier erhielten die Opfer weiterhin Elektroschocks. Erstaunlicherweise erfuhren in einer anschließenden Befragung die Opfer der ersten Bedingung mehr Sympathie als die Opfer der zwei­ten Bedingung. Diese Ergebnisse zeigen, dass das Leiden von Opfern häufig als „Gerechtigkeit“ empfunden wird. Heider (1958) kommt durch diese und ähnliche Ergebnisse zu dem Schluss, bei dem Glauben an eine gerechte Welt von einer „durchdringenden kognitiven Tendenz“ zu sprechen, die starken Einfluss durch das Prinzip der Balance erhält. Ein wesentlicher Aspekt des Konstrukts ist also die Tendenz von Individuen, Opfern die Schuld an deren eigenem Leiden zu geben. Nach Rubin & Peplau (1975) existieren neben situationalen Unterschieden auch indi­viduelle Differenzen bei dem Ausmaß, in dem Individuen an eine gerechte Welt glau­ben. Die Basis des Konzepts ist der Glaube, dass Individuen für ihr erfahrenes Schicksal selbst verantwortlich sind.

Neben einer Reihe von Befunden zu dem Konzept des Glaubens an eine gerechte Welt ist für die vorliegende Studie vor allem der Zusammenhang zu Altruismus be­deutend. Dieser wurde durch Furnham (1995) untersucht. Ziel war es, den Zu­sammenhang zwischen Glauben an eine gerechte Welt und drei Aspekten aufzu­hellen, nämlich erstens die Einstellung zu behinderten/geschädigten Personen und zweitens die Einstellung zu Wohltätigkeitshilfe. Ein weiteres Anliegen der Studie war die Feststellung der Güte und des Zusammenhangs zweier Gerechte-Welt-Glauben- Skalen, die 20-Item Rubin & Peplau-Skala (1975) und die Gerechte-Welt-Skala von Dalbert, Montada & Schmitt (1987). Die Ergebnisse lieferten folgende Hinweise:

Personen mit einem starken Glauben an eine gerechte Welt fühlen sich relativ unwohl in der Anwesenheit geschädigter oder behinderter Personen. Furnham (1995) führt dazu an, dass die Tatsache, dass Personen offensicht­lich ohne Schuld geschädigt geboren werden, den Glauben an eine gerechte Welt in seinen Fundamenten erschüttert.

Bei den Einstellungen zu wohltätiger Hilfe zeigten sich weniger eindeutige Zu­sammenhänge. Der Autor kommt hier zu dem Schluss: “The results ... in fact reveal little clear relationship between BJW beliefs and charitable giving”. Er kommt jedoch auch zu dem Ergebnis, dass Individuen mit einem starken Glauben an eine ungerechte Welt eher zu einer zynischen Betrachtung von Wohltätigkeitsorganisationen neigen: daß zum Beispiel in diesem gesell­schaftlichen Bereich häufig Korruption vorherrscht oder daß Wohltätig­keitsorganisationen nicht genügend zwischen Bedürftigen und Nicht-Bedürf­tigen unterscheiden. Individuen mit einem starken Glauben an eine gerechte Welt hingegen beurteilten wohltätige Hilfe als effizient und positiv.

Das dritte Ziel der Studie war der Vergleich der englischen 20-Item Rubin & Peplau-Skala (1975) mit der deutschen 6-Item Dalbert Skala (1987): Furnham kommt zu dem Schluss, dass beide Skalen hoch miteinander korrelieren (r = . 71 zwischen den Skalen Gerechte-Welt-Glaube[4] ). Die Alpha-Werte der Ska­len sind (in Bezug auf die Subskalen „Gerechte-Welt-Glaube“) 0.82 für die Dalbert-Skala und 0.74 für die Rubin & Peplau-Skala. Deren Subskala „Unge- rechte-Welt-Glaube“ verfügte über ein Alpha von 0.50. Aufgrund der guten Kennwerte und der Kürze der Dalbert-Skala wird diese in der vorliegenden Untersuchung verwandt.

Die Annahme bezüglich des Konstrukts des „Gerechte-Welt-Glaubens“ ist, dass Indi­viduen mit einer starken Ausprägung dieses Konstrukts weniger altruistisch sein soll­ten als Individuen mit einer geringen Ausprägung. Aufgrund der Überzeugung, dass alle Menschen aufgrund der Gerechtigkeit die Verantwortung für ihr Schicksal selber tragen, wird für diese Personen auch keine Veranlassung gegeben sein, zu spenden.

2.2.2.Kontrollüberzeugung

Das Konstrukt „locus of control of reinforcement“ wurde von Rotter (1955) im Rahmen der Entwicklung der Sozialen Lerntheorie entwickelt. Diese erklärt das Po­tential für ein bestimmtes Verhalten in einer bestimmten Situation „durch subjektive Bekräftigungswerte von Handlungsfolge-Ereignissen und durch subjektive

Erwartungswahrscheinlichkeiten“ (Krampen, 1981). Die subjektiven Erwartungswahr­scheinlichkeiten setzen sich dabei aus situationsspezifischen und generalisierten Erwartungen zusammen. Die Bedeutung generalisierter Erwartungen ist bei neuen oder mehrdeutigen Situationen hoch, bei bekannten Situationen (Routine) jedoch re­lativ niedrig (siehe Krampen, 1981). Die Kontrollüberzeugung stellt nach Rotter (1966) einen bedeutenden Aspekt der generalisierten Erwartungshaltung dar:

Extérnale Kontrollüberzeugungen liegen dann vor, wenn eine Person Ver­stärkungen und Ereignisse, die eigenen Handlungen folgen, als nicht kon­tingent zum eigenen Verhalten wahrnimmt, sondern sie als Ergebnisse von Glück, Pech, Zufall, Schicksal oder als von anderen Personen abhängig wahr­nimmt und interpretiert.

Internale Kontrollüberzeugungen liegen vor, wenn eine Person Verstärkungen und Ereignisse, die eigenen Handlungen folgen, als kontingent zum eigenen Verhalten oder zu eigenen Persönlichkeitscharakteristika wahrnimmt.

Rotter kommt in der oben erwähnten Studie nach einer Reihe von Experimenten zu dem Schluss, dass wenn Individuen eine verstärkende Situation als von Zufall, Glück oder auch dem Versuchsleiter gesteuert empfinden, werden sie in Zukunft vermutlich geringere Erwartungen an einen Erfolg aufgrund der gleichen verstärkenden Situation haben, d.h. die Empfindung von Glück, Zufall oder anderen externen Kräften als Einflussfaktoren einer Situation determinieren ein eher pessimis­tisches Bild für die Zukunft. Rotter kommt hierbei zu dem Schluss, „that re­search in human learning should be understood or interpreted in light of in­ternal to external control that the task and procedure will be perceived by the subject" (Rotter, 1966, S. 25).

Individuen können sich dem entsprechend in der Wahrnehmung ein und der selben Situation unterscheiden. Diese Differenzen sind nach Rotter messbar (siehe Skala ROT-IE, Rotter, 1966).

Verschiedene Studien zu Skalen des Konstrukt der internalen versus externa- len Kontrollüberzeugung konnten aufzeigen, dass die Personengruppe der in­ternal kontrollüberzeugten, die durch den Median von der external kontroll- überzeugten Gruppe getrennt wurde,

i. aufmerksamer gegenüber die eigene Zukunft betreffenden In­formationen war,

ii. gegebenenfalls Schritte unternahm, die Umgebungsbe­dingungen zu verbessern,

iii. mehr um eigene Fähigkeiten und Fehler besorgt war und

iv. resistenter gegenüber subtilen Einflüssen war.

Der Zusammenhang zwischen dem Konstrukt der Kontrollüberzeugung und Altruis­mus scheint möglicherweise darin zu liegen, dass Individuen mit einer hohen interna­len Kontrollüberzeugung eher zu Hilfeverhalten bereit sind, weil sie eine Notfallsitua­tion nicht als das Resultat von Zufall oder Pech betrachten, sondern als bedingt durch eine spezifische Ursache ansehen. Diese Ursache zu eliminieren oder ganz einfach Hilfe zu leisten scheinen internal Kontrollüberzeugte eher geneigt als external Kontrollüberzeugte. So konnten Benson, Dehority, Garman, Hanson, Hoch- schwender, Lebold, Rohr & Sullivan (1980, S. 93) in ihrer Untersuchung zu interper­sonalen Korrelaten nicht-sponaten Hilfeverhaltens einen positiven Zusammenhang zwischen internaler Kontrollüberzeugung und Hilfeverhalten aufweisen. Dieses wurde in der Studie operationalisiert durch die Summe der Stunden, die eine Person in einer von 14 Hilfsorganisationen geleistet hatte. Der Zusammenhang ergab sich über den Korrelationskoeffizenten (r = .29, p < .01) sowie über die Varianzaufklärung einer Multiplen Regression (R = .42). Insgesamt drei Konstrukte (social responsibility, internal-external locus of control, intrinsic religion) klärten hierbei 21 % der Varianz auf. Amato (1985, S. 243) entdeckte in seiner Studie eine signifikante positive Korre­lation (r = .24, a = .05) zwischen „formal geplantem“ Hilfeverhalten und internaler Kontrollüberzeugung, jedoch keinen Zusammenhang zu „informal geplantem“ Hilfe­verhalten sowie dem Gesamtscore.

Beide Studien (Benson et al., 1980 sowie Amato, 1985) unterscheiden zwischen ge­plantem und spontanem Hilfeverhalten: geplantes Hilfeverhalten drückt sich (nach Amato, 1985) dadurch aus, dass die Verhaltensintention vor der Stimulussituation auftritt, so dass dem Individuum mehr Zeit bleibt, über die benötigten Ressourcen und die eigenen Kompetenzen bezüglich des Hilfeverhaltens nachzudenken. Im Gegensatz dazu ist spontanes Hilfeverhalten geprägt von schnellen Entscheidungen in oftmals uneindeutigen Situationen. Hierbei kommt den situationalen Hinweisreizen eine besondere Bedeutung zu. Demnach ist vor allem bei geplantem Hilfeverhalten mit einem großen Einfluss dispositionaler Variablen zu rechnen. Entsprechend soll­ten überzufällige Persönlichkeitskorrelate auch nur bei dieser Form des Hilfeverhal­tens auftauchen.

In dieser Studie soll das Konstrukt der internalen vs. externalen Kontrollüberzeugung darauf hin untersucht werden, ob es - wie aus den erwähnten Studien zu vermuten - in positivem Zusammenhang zu Altruismus sowie zu Spendenverhalten existiert. Operationalisiert wird die internale vs. externale Kontrollüberzeugung durch den „IPC-Fragebogen zur Kontrollüberzeugung“ von Krampen (1981). Dieser basiert ursprünglich auf dem Originalfragebogen ROT-IE von Rotter (1966) sowie einer deutschen Version. Die Eindimensionalität des ROT-IE führte jedoch im weiteren Verlauf der Forschung zu widersprüchlichen Ergebnissen, so dass später die Diffe­renzierung der ursprünglichen Definition von Glück, Pech und Zufall einerseits sowie Machtlosigkeit andererseits (für externale Kontrollüberzeugungen) aufgegriffen wurde. Dieser Definition liegt der IPC zugrunde; somit existieren drei a priori erstellte Skalen:

1)Internalität: die subjektiv bei der eigenen Person wahrgenommene Kontrolle über das eigene Leben und über Ereignisse und Verstärker in der personen­spezifischen Umwelt (I-Skala).

2)Externalität, durch ein subjektives Gefühl der Machtlosigkeit bedingt: durch ein Gefühl der sozialen Abhängigkeit von anderen (mächtigeren) Personen (P-Skala).

3)Externalität, durch Fatalismus bedingt: also eine generalisierte Erwartungs­haltung, dass die Welt unstrukturiert und ungeordnet ist, dass das Leben und die Ereignisse von Schicksal, Pech oder Glück abhängen (C-Skala).

Reliabilitätsanalysen zeigen recht hohe Kennwerte: so zeigen die drei Skalen im Ver­gleich verschiedener Studien maximale Werte der internen Konsistenz von .96 (I- Skala), .98 (P-Skala) und .98 (C-Skala). Dieselbe Stichprobe zeigte eine Test­halbierungsreliabilität von .76 bis .80. Die Retest-Reliabilität betrug nach einem 6- Wochen-Intervall .78 bis .84. Die faktorielle Validität zeigt eine vierfaktorielle Lösung sowie eine klare Trennung der IPC-Items nach ihrer Skalenzugehörigkeit. Die diffe­rentielle Validität ergibt keine Hinweise auf Effekte demographischer Variablen wie Geschlecht, Alter, Religionszugehörigkeit.

2.2.3 Machiavellismus

Machiavellismus stellt eigentlich eine politische Lehre dar. Man bezeichnet damit eine „durch keine Bedenken gehemmte Machtpolitik“ (Duden, 1996). In die Psycho­logie wurde das Persönlichkeitskonzept des Machiavellismus von Christie & Geis (1970) eingeführt, um die erfolgreiche Anwendung interpersoneller Macht zu erklä­ren. Der historische Bezug liegt in den Arbeiten Machiavellis, spielte jedoch nur in­sofern eine Rolle, als die Autoren bei der Konstruktion einer Machiavellismus-Skala auf Formulierungen aus „Il Principe“(1513) und „Discorsi“ (1522) zurückgriffen und sich zur Kennzeichnung einer machiavellistischen Persönlichkeit auf inhaltliche Aspekte dieser beiden Quellen bezogen.

Die vier Merkmale zur Beschreibung einer machiavellistischen Persönlichkeit sind nach Christie et al. (1970) (siehe auch Henning & Six 1977):

1.Geringe affektive Beteiligung bei interpersonellen Beziehungen: eine emotio­nale Distanz lässt auch den Einsatz solcher Strategien zu, die ausschließlich der Erreichung egoistischer Ziele dienen.

2.Geringe Bindung an konventionelle Moralvorstellungen: geltende Normen werden utilitaristisch betrachtet, Normverstöße werden nicht unter mo­ralischen Gesichtspunkten, sondern in Bezug auf ihre Realisierbarkeit beur­teilt.

3. Realitätsangepasstheit: sie bietet dem Individuum die maximale Fähigkeit, strategisch - unter der Ausnutzung aller realen Gegebenheiten - optimal zu handeln.

4.geringe ideologische Bindung: da Ideologien egoistische Zielerreichung verhindern können, werden stattdessen „Taktiken für erfolgreich anzusteuern­de Ziele und Zwischenziele“ eingesetzt (Henning et al., 1977).

Das Konzept des Machiavellismus hat verschiedene Besonderheiten: Zunächst exisi- tert keine explizit formulierte Theorie. Versuche beispielsweise, die Entstehung des Machiavellismus durch Familiensozialisation zu erklären (Guttermann, 1970; O'Kelly & Solar, 1971; Kraut & Price, 1976), führten zu keinen bedeutenden Ergebnissen. Des Weiteren hat das Konzept den Status einer Persönlichkeitsdisposition; es sollte also über die Zeit stabil auftreten. Ein dritter Aspekt ist die Mehrdimensionalität des Konstrukts. Die Einteilung der Dimensionen erfolgte durch Christie et al. (1970) a priori:

1.Taktisches Vorgehen im Umgang mit anderen,

2.Vorstellungen über die menschliche Natur und

3.Vorstellungen über moralische Prinzipien.

Der Zusammenhang zwischen Altruismus und dem Konstrukt Machiavellismus ist of­fensichtlich: ein Individuum mit starker machiavellistischer Ausprägung würde einer leidenden Person nur dann helfen, wenn es strategischen Vorteil bringen würde. Da - wie oben beschreiben - Altruismus häufig durch Empathie motiviert ist, welche allerdings durch Egoismus moderiert sein kann, sind diese beiden Konstrukte gegen­läufig, denn Individuen mit einer hohen machiavellistischen Ausprägung reagieren nach Punkt 1. der oben genannten Definition eher nicht emotional, sondern kühl strategisch. Zu erwarten ist also ein negativer Zusammenhang zwischen Machia­vellismus einerseits und Empathie bzw. Altruismus andererseits.

Die empirischen Belege hierfür sind reichhaltig: So fanden Rushton et al. (1981) bei dem Versuch, eine Altruismus-Persönlichkeitseigenschaft zu entdecken sowie eine Altruisms-Skala zu entwerfen (SRAS, Self Report Altruism Scale, 1981) eine nega­tive Korrelation von

r = - .13 (p C.05) zwischen Machiavellismus (Machiavellianism scale, Christie & Geis, 1968) und den Maßen der SRAS. Eine weitere Studie von Amato (1985), die zw- schen spontanem und geplanten Hilfeverhalten unterscheidet, berichtet über nega­tive Korrelationen zwischen Machiavellismus (ebenfalls Machiavellianism scale, Christie et al., 1968) und formal geplantem Hilfeverhalten von r = - .14 sowie informal geplantem Hilfeverhalten von r = - .15. Die Korrelation zu dem gesamten geplanten Hilfeverhalten betrug r = - .23 (p < .05). „Geplantes Hilfeverhalten“ wurde operation- alisiert durch Items wie „Bought a present for a friend or relative for no formal reas­on“ oder „gave old clothes or household articles to charitable organizations”. Amato argumentiert in seiner Studie, dass in früheren Untersuchungen häufig keine stabilen Altruismus-Persönlichkeitseigenschaften gefunden wurden, weil nach „spontanem“ Hilfeverhalten gefragt wurde.

Die Hypothese über den Zusammenhang zwischen Machiavellismus und Altruismus wird somit deutlich: Zwischen Machiavellismus und Spendenverhalten bzw. Altruis­mus wird ein deutlicher negativer Zusammenhang erwartet. Machiavellismus wird in der vorliegenden Studie erfasst durch die deutsche Machavellismus-Skala von Henning et al. (1977). Die Skala ist einfaktoriell und verfügt über 18 Items. Die Split­half Reliabilität betrug in der oben genannten Studie .70, nach Spearman-Brown- Korrektur .82. Die Retest-Reliabilität betrug bei N = 38 Studenten nach 7 Wochen r = .83.

Religiosität

Der Begriff „Religion“ stammt aus dem Lateinischen („religare“, „relegere“) und be­deutet soviel wie „Bindung“ im Sinne von Glaubensgebundenheit, die „sich im Erleb­nis des Heiligen entzündet und alsbald verantwortliches Handeln in Kultus und Ethik hervorruft“. Bei allen Formen der Religion (Naturreligionen, Volksreligionen, Weltreli­gionen) steht die Gottesverehrung in Mittelpunkt (im Sinne von Polytheismus oder Monotheismus) sowie die Überwindung menschlicher Unheilsituationen und die Ge­winnung von „Heil“ (nach Dorsch, 1994).

Wiebe & Fleck (1980) unterscheiden zwischen

a) intrinsischer Religiosität, bei der die Religion ein zentraler Aspekt im Leben des Individuums darstellt und

b) extrinsischer Religiosität, bei der die Religion gewissermaßen einen Zweck erfüllt.

Wiebe et al. (1980) fanden heraus, dass es Unterschiede zwischen diesen beiden Formen der Religiosität gibt: bei intrinsisch religiös motivierten Individuen stehen eher Aspekte moralischer Standards, Disziplin, Verantwortung und Konsistenz im Mittelpunkt ihres Interesses als dies bei extrinsisch religiösen Individuen der Fall ist. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass ein positiver Zusammenhang zwischen - zu­mindest intrinsischer - Religiosität und Altruismus existieren sollte, denn Moralität und Verantwortung können als Teilaspekte des Altruismus angesehen werden (siehe hierzu Rushton et al., 1981).

Empirische Studien zu Hilfeverhalten belegen diesen Zusammenhang. Benson et al. (1980) konnten in ihrer Studie zu non-spontanem Hilfeverhalten eine positive Korre­lation zwischen den Maßen des Hilfeverhaltens (siehe unten) und intrinsischer Reli­giosität aufweisen (r = .30, p < .01), des Weiteren einen positiven Zusammenhang zur „Bedeutung der Religion“ von r = .29 (p < .01) und zu der Häufigkeit der Kirchen­besuche (r = .27, p < .01).

Johnson et al. (1989) untersuchten mit Hilfe der Self-Reported Altruism-Scale (Rus­hton et al., 1981) den Zusammenhang zwischen Altruismus und verschiedenen Persönlichkeitskonstrukten. Dabei wurden Stichproben unter anderem in Australien, Ägypten, Korea, China erhoben. In zwei Stichproben konnte ein positiver Zu­sammenhang zwischen Altruismus und intrinsischer Religiosität nachgewiesen werden (r = .27, p < .01, Australien und Ägypten), hingegen tendierte der Zu­sammenhang mit extrinsischer Religiosität gegen null (n.s.).

Diese Forschungsergebnisse lassen nur den Schluss zu, dass ein positiver Zu­sammenhang zwischen Altruismus und intrinsischer Religiosität besteht. In dieser Studie wird Religiosität erfasst über die 6 Items enhaltende Religiositäts-Skala von Dalbert & Katona-Sallay (1996). Diese differenziert nicht zwischen intrinsischer und extrinsischer Religiosität.

2.2.5.Selbstwertgefühl

Das Selbstwertgefühl wird als wesentliche Komponente des Selbstkonzeptes ange­sehen. Das Forschungsinteresse der letzten 10 bis 15 Jahre konzentrierte sich dar­auf, die dynamischen Aspekte des Selbstkonzeptes zu betonen und zu modellieren. Einerseits wurde versucht, die Prinzipien der Verarbeitung selbstbezogener Informa­tionen aufzuklären, andererseits die Verhaltens- und emotionsregulative Funktion des Selbstwertgefühls zu ergründen. Obwohl hierbei stärker situativ betrachtete Facetten des Selbstwertgefühls untersucht wurden, steht „außer Frage, dass das Selbstwertgefühl auch als ein vergleichsweise zeit- und situationsinvariantes Dispo­sitionsmerkmal gefasst werden kann und dass es entsprechend interindividuelle Un­terschiede zwischen Menschen mittels reliabler und valider Verfahren zu erfassen gilt“ (Ferring & Filipp, 1996).

Das Selbstwertgefühl ist - neben dem Eigenmachtgefühl und der Zufriedenheit - eine „stationäre Gestimmtheit des Selbstseins, mit dem der Mensch sich als Träger eines Wertes erlebt“ (Dorsch, 1994). Die Verneinung wäre das Minderwertigkeitsgefühl. Das Konzept des Selbstwertgefühls spielt eine wichtige Rolle in der Persönlichkeits­psychologie von Rogers und seiner nicht-direktiven- oder Gestalt-Psychotherapie. Der Zusammenhang zwischen Selbstwertgefühl und Altruismus scheint allerdings wenig eindeutig zu sein.

Erdle, Sansom, Cole & Heapy (1992) konnten in einer Studie zu Geschlechtsunter­schieden bei altruistischem Verhalten aufzeigen, dass die Korrelationen zwischen Selbstwertgefühl und (über Fragbogen erfasstem) Hilfeverhalten bei Männern wesentlich höher als bei Frauen war:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 5:Korrelative Zusammenhänge zwischen Hilfeverhalten (low risk/strength vs. high risk/strength) und Selbstwertgefühl, getrennt nach Männern und Frauen.

Hier zeigten sich die stärksten Zusammenhänge bei Männern und low-risk/strength- Hilfeverhalten[5]. Bei Frauen zeigten sich eindeutig schwächere Zusammenhänge.

In der Studie von Batson et al. (1986) konnte gezeigt werden, dass zwar ein Zu­sammenhang zwischen Selbstwertgefühl und Hilfeverhalten auftrat, jedoch nur in solchen Situationen, in denen eine Fluchtmöglichkeit schwer war (r = .43, p = < .01)[6]. In der Situation, in der die Flucht leicht war, zeigten sich keine korrelativen Zu­sammenhänge (r = -.11, n.s.). Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass man eher von einem Zusammenhang zwischen Selbstwertgefühl und egoistischen Motiven als einer Verbindung zu „reinem“ Altruismus ausgehen muss. Ein weiterer Hinweis dar­auf liefern die geringen Korrelationen zu „self report distress“ (r = .04, n.s.) und Empathie (r = .18, n.s.). Diese beiden Konstrukte, die erwiesenermaßen einen engen Zusammenhang zu Altruismus aufweisen, stehen in keinem Zusammenhang zum Selbstwertgefühl.

In einer Studie zur Differenzierung von spontanem vs. nicht-spontanem Hilfeverhal­ten (Benson et al., 1980) zeigten sich nur mäßige korrelative Zusammenhänge zwi­schen Selbstwertgefühl und nicht-spontanem Hilfeverhalten[7]. So betrug die Korrelati­on zu dem Maß des Hilfeverhaltens nur r = .19, p < .05.

Amato (1985) konnte in seiner Studie, die zwischen nicht-geplantem und geplantem Hilfeverhalten unterscheidet, keine korrelativen Zusammenhänge zwischen ge­plantem Hilfeverhalten und Selbstwertgefühl aufweisen (r= .-08, n.s.).

Rudestam, Richards & Garrison (1971) untersuchten explizit die Auswirkungen von Selbstwertgefühl auf Altruismus. Dabei wurde in verschiedenen Experimental­gruppen das Selbstwertgefühl der Probanden spontan dadurch variiert, dass ihnen bei einer angeblichen Messung ihrer perzeptiven Empfindlichkeit ein negatives oder positives Feedback gegeben wurde. Zusätzlich wurde als Gruppierungsaspekt die verbale Konfrontation eingeführt: durch die bewusste Konfrontation der Probanden mit ihren angeblichen Leistungen sollte eine Verhaltensänderung herbeigeführt werden.

[...]


[1] Eine ausführliche Behandlung dieser Thematik erfolgt in Kapitel 3.1.2

[2] Die eigentliche „Prosocial Personality Battery“ von Penner et al. (1995) enthält 56 Items, die Subskala „Hilfs­bereitschaft“ 14 Items (a = .83). Für die aktuelle Studie überlies L. Penner dem Autor der aktuellen Studie freundlicherweise eine gekürzte Version, die insgesamt 30 Items enthält und vom Autor und sprachkundigen Be­kannten ins Deutsche übersetzt wurde.

[3] In der vorliegenden Untersuchung wird soziale Erwünschtheit über die einfaktorielle „Soziale Erwünschtheitss- kala“ SES-17“ (Stöber, 1999) und das zweifaktorielle (Selbst- und Fremdtäuschung) Inventar zur Erfassung der sozialen Erwünschtheit von Musch et al. (2000) gemessen.

[4] Die zweifaktorielle Grechte-Welt-Glauben-Skala von Rubin und Peplau (1975) verfügt über die Subskalen „just world“(11 Items) und „unjust world“ (9 Items), welche unkorreliert sind (r = .04). ches Risiko und/oder körperliche Anstrengung nötig machten. Die beiden Kategorien ließen sich faktoriell gut begründen (Erdle et al., 1992).

[5] Das Hilfeverhalten wurde erfasst über Fragebogenitems: Low-risk/strength-Items waren solche, in denen Verhalten beschrieben wurde, dass kein hohes körperliches Risiko und/oder keine große körperliche Anstrengung erfordert. High-risk/strengt Items waren entsprechend solche, die Verhalten beschrieben, welches hohes körperli-ches Risiko und oder körperliche Anstrengung nötig machten. Die beiden Kategorien ließen sich faktoriell gut begründen (Erdle et al.. 1992).

[6] Zum Muster der Experimente siehe Batson et al., 1981.

[7] Nicht-spontanes Hilfeverhalten wurde in dieser Studie gemessen über a) selbstberichtete Summe der Stunden pro Jahr, diejemand für eine Wohltätige Hilfsorganisation (14 Kategorien) tätig war und b) die Anzahl der Kate­gorien der Hilfsorganisationen pro Person. Speziell das Maß für die Korrelationen bildete sich aus der Quadrat­wurzel der Stundensumme (siehe Benson et al., 1980). Self esteem wurde erfasst über die „Revised Janis-Field Selbstwertgefühl Scale“ (siehe Eagly, 1967)

Ende der Leseprobe aus 102 Seiten

Details

Titel
Einflussfaktoren des monetären Spendenverhaltens
Untertitel
Eine Betrachtung von Persönlichkeitsvariablen sowie sozialen und materiellen Einflussgrößen
Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn  (Psychologisches Institut)
Note
1
Autor
Jahr
2001
Seiten
102
Katalognummer
V21188
ISBN (eBook)
9783638248600
ISBN (Buch)
9783638879880
Dateigröße
1579 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Im theoretischen Teil der vorliegenden Arbeit wird auf das Kernkonzept Altruismus eingegangen. Neben der Definition wird die Altruismus-Egoismus-Kontroverse sowie die Betrachtung von Altruismus als stabile Persönlichkeitseigenschaft behandelt. Im Anschluss daran werden eine Reihe von Persönlichkeitskonstrukten und ihr bisher erforschter Zusammenhang zu Altruismus dargestellt. Weiterhin werden verschiedene demographische Aspekte sowie die Bedeutung der Steuerzahlung aufgeführt.
Schlagworte
Einflussfaktoren, Spendenverhaltens, Eine, Betrachtung, Persönlichkeitsvariablen, Einflussgrößen
Arbeit zitieren
Martin Lotz (Autor:in), 2001, Einflussfaktoren des monetären Spendenverhaltens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21188

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