Schulpraktikumsbericht an einer Grundschule in Niedersachsen


Praktikumsbericht (Schule), 2011

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Die Schule
1.1 Das Schulkonzept
1.2 Die Rahmenbedingungen der Schule
1.3 Das Schulprogramm
1.4 Darstellung der eigenen Tätigkeit

2. Unterricht
2.1 Eigener Unterrichtsversuch
2.2 Einordnung in die Unterrichtskultur

3. Selbstreflexion

4. Beobachtungsaufgabe
4.1 Beobachtungsanlass
4.2 Beobachtungsdurchführung
4.2.1 Beobachtungsprotokoll
4.2.2 Soziogramm
4.3 Beobachtungsauswertung

1. Die Schule

1.1 Das Schulkonzept

Seit 1999 ist die Grundschule XXX wie alle anderen Grundschulen in Niedersachsen auch eine „Verlässliche Grundschule“. Dies bedeutet, dass alle Kinder von 7:50 Uhr bis 12:55 Uhr schulisch betreut werden können. Im Gegensatz zu den ersten beiden Jahrgängen erhalten die Klassen drei und vier jeden Tag fünf statt vier Stunden Unterricht. Dennoch ist es den ersten beiden Jahrgängen durch eine elterliche Anmeldung möglich, in dieser letzten Stunde ein Betreuungsprogramm wahrzunehmen. Hierbei wirken vier Pädagogische Mitarbeiterinnen an der Grundschule XXX mit, indem sie sowohl auf dem Schulhof als auch in einem Betreuungsraum die Aufsicht für entsprechende Schüler/innen übernehmen. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf einer freien Spielphase der Kinder, auf Wunsch werden aber auch Bastel- und Malarbeiten angeboten. Die Kinder haben aber auch die Möglichkeit, sich in eine Ruhezone zurückzuziehen. Der Großteil der Schüler/innen nimmt dieses Angebot täglich wahr, nur wenige Schüler/innen werden bereits nach der vierten Stunde abgeholt.

Einige Kinder nehmen sogar im Anschluss an die Betreuung noch einmal wöchentlich eine der vielfältigen Angebote im Bereich der Arbeitsgemeinschaft wahr. Die Teilnahme an dieser AG ist nach Anmeldung für ein halbes Jahr verbindlich und wird meistens von ein oder zwei Lehrkräften oder Elternteilen geleitet. Das aktuelle Angebot an Arbeitsgemeinschaften umfasst die Bereiche Kochen, Werken, Plattdeutsch, Voltigieren, Russisch, Fußball, Fotografie, Häkeln und Stricken, Töpfern, Handball und Kunst.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Angebote der Grundschule XXX ist der „Förderband“. Gemeinsam unter Begutachtung mit der Förderschullehrerin und nach Absprache mit den Eltern wird entschieden, ob ein Kind eines der Förderprogramme im Bereich der „Mathematischen Kompetenzen“, „Lese- und Schreibkompetenzen“ und „Motorische Kompetenzen“ wahrnehmen möchte. Demnach gibt es die Möglichkeit, jeden Tag in kleinen Gruppen a fünf Schüler/innen in einer zwanzig minütigen Übung die Kompetenzen im entsprechenden Bereich unter Betreuung einer Fachkraft zu schulen. Das Ziel hierbei ist es, bereits früh auftretende Lernschwierigkeiten der Schüler/innen durch gezielte Förderung zu erkennen und eventuell später auftretende Probleme vorzubeugen.

1.2 Die Rahmenbedingungen der Schule

Derzeitig besuchen rund 200 Schüler/innen die Verlässliche Grundschule XXX. Die Kinder teilen sich in zehn Klassen auf, wobei es jeweils drei Klassen in der ersten und vierten Jahrgangsstufe gibt sowie jeweils zwei Klassen in der zweiten und dritte Jahrgangsstufe. Das Kollegium besteht aus der Schulleiterin, einem Lehrer, 13 Lehrerinnen, vier Pädagogischen Mitarbeiterinnen, einem Integrationshelfer, einer Förderschullehrerin und natürlich einem Hausmeister und einer Sekretärin. Die Pädagogischen Mitarbeiterinnen werden nicht nur dafür eingesetzt, die ersten beiden Jahrgangsstufen zu betreuen, sondern auch in der Hausaufgabenbetreuung und in manchen Fällen auch um Vertretungsstunden zu übernehmen.

Für die Kinder gibt es neben den Klassenräumen auch einen Werk- und Textilraum, eine Schulküche und eine Sporthalle, die nicht nur zu schulischen Zwecken, sondern auch von den örtlichen Hand- und Fußballvereinen genutzt wird. Des Weiteren bietet die Verlässliche Grundschule XXX eine Schulbücherei und einen sehr modern ausgestatteten Computerraum, der von Klasse zwei bis vier gleichermaßen häufig und gerne aufgesucht wird.

Die Verlässliche Grundschule XXX hat einen eigenen Pausenhof. Dieser steht unter dem Ideal, dass nicht nur die Bewegung und Kreativität der Schüler gefördert werden soll, sondern gleichsam auch Naturverbundenheit. Aus diesen Gründen ist er nicht nur mit einer Vielzahl von Spielgeräten wie Klettergerüsten, Schaukeln, einer Wippe und einer Rutsche ausgestattet, sondern weist auch mehrere Sandspielbereiche und einen großen Rasenplatz für Ballspiele auf. Des Weiteren sind mehrere große Sandhügel mit Gehwegen künstlich auf dem Schulhof angelegt worden, sowie ein kleines Waldstück, in dem die Kinder Höhlen bauen dürfen. In der Mitte des Hofes befindet sich ein kleines Holzhaus, in dem zusätzliche Spielgeräte wie Springseile, Kreide, Bälle und Ähnliches für die Kinder aufbewahrt werden. Im Normalfall gehen alle Kinder zur Pause auf den Pausenhof. Im Falle einer „Regenpause“ bleibt die gesamte Schülerschaft unter Beaufsichtigung der Lehrer/innen jedoch in der Aula und verbringt die großen Pausen dort.

1.3 Das Schulprogramm

Die Grundschule XXX setzt ihren pädagogischen Fokus auf die Bereiche soziales Lernen, Bewegung, musisch-ästhetische Bildung, Umweltbildung und gesunde Ernährung.

Seit 2002 gibt es eine Schulordnung an dieser Schule, die sowohl von den Schüler/innen, als auch von den Eltern und von den Lehrer/innen zu Beginn des Schuljahres unterschrieben wird. Diese dient dem sozialen Lernen durch die Förderung eines friedlichen Zusammenlebens und eines allgemeinen Wohlbefindens. Es gilt, körperliche und verbale Gewalt zu vermeiden und Konflikte auf kommunikativer Ebene zu lösen. Im Falle einer Nichteinhaltung dieser Vereinbarung ist den Schüler/innen bewusst, dass sie mit Bestrafungen rechnen müssen.

Um die Bewegungsmöglichkeiten der Schüler/innen bestmöglich zu unterstützen, wird neben dem regulären Sportunterricht in der Grundschule XXX für alle Schüler/innen der dritten Klasse einmal wöchentlich für ein halbes Schuljahr Schwimmunterricht erteilt. Der Fokus ist hierbei nicht nur auf die Förderung der Schwimmfähigkeit gelegt, sondern es ist für die Grundschule XXX auch von großer Bedeutung, dass sich die Schüler/innen zudem mit der Relevanz dieser Fähigkeit und der eigenen Motorik auseinandersetzen. Als Ansporn hierfür dient der Erwerb von Schwimmabzeichen während dieses Unterrichts. Der Unterricht wird von einer ausgebildeten Schwimmlehrerin, dem/r Klassenlehrer/in und mindestens einem Elternteil unterstützt. Bereits vor Beginn des Unterrichts werden die Schüler/innen in Gruppen eingeteilt, nämlich Schwimmer (mit Schwimmabzeichen) und Nichtschwimmer (ohne Schwimmabzeichen).

Das Konzept der pädagogischen Erziehung der Grundschule XXX ist zweigeteilt in die musisch-ästhetische Erziehung und in die Umwelterziehung. Hierbei sollen die Schüler/innen durch die Förderung der emotionalen und körperlichen Fähigkeiten lernen, sich selber als ganzen Menschen wahrnehmen in einem übergeordneten Komplex des menschlichen Zusammenlebens. Deswegen werden ihnen ausreichend Wahrnehmungs-, Empfindungs- und Ausdrucksmöglichkeiten geboten, die sich beispielhaft in außerschulischen Lernorten wie Museen und Musikschulen ausdrücken, aber auch durch den Kontakt zu Umweltzentren und in Form eines Energiesparprogrammes.

Das Schulprogramm der Grundschule XXX schließt auch eine gesunde und ausgewogene Ernährung der Schüler/innen mit ein. Deswegen findet einmal wöchentlich das sogenannte „Gesunde Frühstück“ statt. Durch die Unterstützung von den „Frühstückseltern“, das ein ca. zehnköpfiges Team umfasst, ist es möglich, in der Aula in der ersten großen Pause für kleine Geldbeträge ein gesundes Frühstück zu erwerben. Hierzu gehören neben belegten Brötchen, Gemüse und Obstsalat auch Joghurt, Reiswaffeln und zuckerfreie Getränke. Die Auseinandersetzung mit Ernährung wird in der dritten Klasse auch noch durch die Absolvierung des „Ernährungsführerscheines“ gefördert sowie außerschulisch durch regelmäßige Klassenausflüge auf Bauernhöfe im Umland.

1.4. Darstellung der eigenen Tätigkeit

Meine fünfwöchige Praktikumszeit bot mir die Gelegenheit, mich in verschiedenen Bereichen der Verlässlichen Grundschule XXX zu betätigen. Größtenteils verbrachte ich Zeit damit, die Lehrer/innen in den Unterrichtsstunden zu unterstützen, indem ich Hausaufgaben und kleine Lernzielkontrollen korrigierte, den Kindern bei unterrichtsbezogenen und zwischenmenschlichen Problem half und individuell auf Bedürfnisse eingehen konnte. Des Weiteren habe ich viel Zeit im Bereich des Förderunterrichts verbracht, einige Betreuungsstunden übernommen oder die Aufsicht in verschiedenen Klassen im Krankheitsfall einer Lehrkraft geführt. Eine andere Tätigkeit, der ich ebenfalls nachgegangen bin, ist das Begleiten von Ausflügen (Kino, Bauernhof, Museum), die Beratung hinsichtlich der Feier des 100jährigen Geburtstags der Grundschule sowie die Lösung von Problemfällen („Läusealarm“, Unfälle). Als letzter Aspekt meiner Tätigkeit ist selbstverständlich noch der „Pflichtteil“ meines Praktikums zu nennen, nämlich die Beobachtungsstunden und die Durchführung eigener Unterrichtsversuche.

2. Der Unterricht

2.1. Eigener Unterrichtsversuch

Etwa nach zwei Wochen meines Praktikums suchte ich das Gespräch mit meiner Mentorin, um mit ihr eine geeignete Klasse und ein geeignetes Fach zu finden, in dem ich meinen Unterrichtsversuch vollziehen könnte. Sie schlug mir als Englischstudentin vor, eine ihrer Englischstunden in der Klasse 4c zu leiten, da ich diese Stunden schon häufiger beobachtet und auch in anderen Fächern sowie Ausflügen Zeit mit den Schüler/innen verbracht hatte. Demnach kannte ich das Leistungsniveau und den inhaltlichen Verlauf, sodass ich meine Stunde adäquat hieran anpassen konnte. Ich sprach mit Frau XXX ab, dass ich ein Extrakapitel im Buch, das sogenannte „Culture Special“, mit der Klasse behandeln würde, weil sie mit dem Arbeitsbuch schon sehr weit fortgeschritten waren. Dieses „Culture Special“ befasste sich anschaulich illustriert und unterstützt durch eine CD mit den Sehenswürdigkeiten Englands und Wales. Hierauf abgestimmt entwickelte ich somit folgen Unterrichtsverlauf:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bei der Planung dieser Unterrichtsstunde ist es mir sehr wichtig gewesen, auf den Einsatz verschiedener Medien (CD, Landkarte, Tafel) sowie auf die Verwendung unterschiedlicher Lernmethoden (hören, lesen, schreiben) zurückzugreifen. Des Weiteren habe ich besonders auf ein ausgeglichenes (Inter-)Agieren von Schüler/innen und mir selbst geachtet.

Obwohl ich davon ausgegangen bin, dass nach einer solch intensiven Vorbereitung die Englischstunde weites gehend reibungslos ablaufen würde, so gab es dennoch Aspekte, die dagegen sprechen. Beispielhaft hat es sich ergeben, dass die Schüler/innen teils sehr unkonzentriert oder demotiviert waren. Dies führe ich nicht auf zu wenig Abwechslungsreichtum zurück, sondern vielleicht eher darauf, dass es ihnen fast schon zu viel gewesen sein könnte. Eine andere Möglichkeit wäre, dass sie das Thema nicht interessiert haben könnte, denn dies war die erste Stunde in einem außerschulischen Kontext. Möglich wäre auch die Tatsache, dass mein Unterrichtsversuch in der fünften und letzten Stunde stattfand und die Schüler/innen müde waren. Eine weitere Auffälligkeit in dieser Stunde war, dass ich meine Zeitplanung nicht immer einhalten konnte. Folglich wurde für die Erstellung des Tafelbildes mehr Zeit als einkalkuliert benötigt und die Beantwortung der gestellten Fragen am Stundenende bewältigten die Schüler/innen schneller als gedacht.

Insbesondere das Feedbackgespräch mit meiner Mentorin hat auch noch einmal deutlich hervorgehoben, wo meine Stärken liegen und an welchen Stellen noch Optimierungsbedarf besteht. Hinsichtlich ihrer Verbesserungsvorschläge ist zu sagen, dass ich das Stundenthema und die Einordnung der Stunde in den Gesamtkontext des Englischunterrichts noch expliziter hätte ankündigen müssen, damit die Schüler/innen sich besser orientieren können. Des Weiteren ist die Situation aufgetreten, dass bei der Erstellung des Tafelbildes ein Schüler nicht an der Tafel schreiben mochte. Hier hätte ich individueller auf ihn eingehen, ihn motivieren und bei Problemen gegebenenfalls unterstützen müssen. Als positive Rückmeldung habe ich erhalten, dass der Ablauf meiner Stundenplanung ideal gestaltet war, weil zum Beispiel durch vorangegangenes Hören der englischen Sprache die Aussprache beim anschließenden Lesen sensibilisiert ist. Außerdem merkte meine Mentorin an, dass ich der Klasse das richtige Gleichgewicht aus freundlicher Zuwendung und Konsequenz bei Störung entgegen gebracht hätte.

Insgesamt kann ich hieraus für mich schöpfen, dass mein erster Unterrichtsversuch im Ganzen recht gelungen abgelaufen ist und mir durch meine eigenen Fehler und das Feedbackgespräch noch einmal aufgezeigt wurde, hinsichtlich welcher Aspekte ich noch sensibler agieren muss.

2.2 Einordnung in die Unterrichtskultur

Wie bereits im Schulkonzept präsentiert, sind zwei der pädagogischen Schwerpunkte der Grundschule XXX die Umweltbildung und das soziale Lernen. Ich als Englischstudentin finde mich auch insbesondere mit dem Stundenthema „Culture Special“ in diesen Bereichen wieder. Es ist mir ein persönliches Anliegen, einen themenübergreifenden Unterricht zu praktizieren und somit die Schüler/innen von klein auf nicht nur für die englische Sprache, sondern auch für diese Kultur zu befähigen. Des Weiteren finde ich es unerlässlich, eine Sprache mit ihrem kulturellen Hintergrund zu lehren in Hinsicht darauf, die Schüler/innen für säkularen Pluralismus in allen Bereichen des Lebens zu sensibilisieren. Letztendlich ist es nämlich nicht so, dass die Schüler/innen für die Schule lernen, sondern für sich und ihr Leben.

3. Selbstreflexion

Bevor ich mein fünfwöchiges Praktikum an der „Verlässlichen Grundschule XXX“ angetreten habe, bin ich davon ausgegangen, dass meine persönliche Stellung in diesem Schulalltag sowohl von Seiten der Lehrer als auch von Seiten der Schüler/innen als die stereotypische einer Praktikantin wahrgenommen werden würde. Dies bedeutete für mich, dass ich nicht eine mit einer Lehrkraft vergleichbaren Autorität ausstrahlen würde, nicht die gleichen Voraussetzungen für die Gestaltung oder das Mitwirken einer Unterrichtsstunde hätte und nicht über die notwendigen Informationen von Klassenverbänden und den Schüler/innen individuell verfügen würde. Diese Annahme führte ich zum Einen darauf zurück, dass meine Praxiserfahrung auf fünf Wochen limitiert ist und mir somit nur ein Einblick und keine tiefer gehende Auseinandersetzung mit der Thematik der „Verlässlichen Grundschule XXX“ gewährt werden würde. Zum Anderen ging ich davon aus, dass mir Faktoren wie mangelnde praktische Erfahrung, ein sehr junges Erscheinungsbild und begrenzte theoretische Auseinandersetzung mit der Pädagogik im Grundschullehramt ebenfalls eine Rolle, die über die einer Praktikantin hinausgeht, verwehren würden.

Diese Vorstellungen hinderten mich dennoch nicht daran, einer sehr spannenden und lehrreichen Zeit der praktischen Erfahrung positiv entgegen zu blicken, ganz im Gegenteil. Dadurch, dass ich mich auf diese eben beschriebenen eventuellen Erschwerungen konzentriert und mit ihnen schon im Vorhinein auseinandergesetzt hatte, nahm es mir einige Unsicherheit und führte letztendlich dazu, dass ich sie durch direkte Auseinandersetzung in Vorteile umprojezieren konnte.

Hieraus folgere ich für mich, dass die erste Stärke, die ich in den vergangenen fünf Wochen an mir wahrgenommen habe, eine gute Portion Aufgeschlossenheit ist. Obwohl dieses Praktikum meine erste Erfahrung im Schulalltag war und ich teils vorher von großer Nervosität geplagt wurde, verhalf mir mein Optimismus in Verbindung mit Geduld darüber hinweg. Ich konnte so nicht nur den Schulalltag und die Rituale in der gesamten Schule, aber auch in einzelnen Klassen, kennen und verstehen lernen, sondern mit an mich gerichteten Erwartungen und dadurch entstehenden Spannungen deutlich konzentrierter und professioneller umgehen. Dies spiegelte sich auch in den von mir geleiteten Unterrichtsstunden wieder, in denen ich ein zugewandtes und angenehmes Klima schaffen konnte.

Des Weiteren wurde mir insbesondere durch das Lehrerkollegium bestätigt, dass eine andere Stärke mein Engagement sei. Dieses zeichnete sich zum Einen in der Planung und Leitung meiner eigenen Unterrichtsversuche aus, die sehr an den Schüler/innen und der Motivation dieser durch den Einsatz von unterschiedlicher Medien- und Methodengestaltung orientiert waren. Zum Anderen spiegelte es sich aber auch darin wieder, dass ich den gebotenen Rahmen an Veranstaltungen vollkommen ausgeschöpft habe und fast jeden Ausflug, Elternabend und jede Betreuungsstunde begleitet habe, um nicht nur persönliche Erfahrungen und Kompetenzen zu sammeln, sondern auch, um die Lehrkräfte zu entlasten.

Zusätzlich ist es nennenswert, dass eine meiner Fähigkeiten meine Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdig ist. Dies bewies ich nicht nur durch Selbstverständlichkeiten wie Pünktlichkeit, das bereits erwähnte Engagement und Unterstützung von organisatorischen Dingen, sondern auch darüber hinaus als objektive Beratungsperson im Lehrerkollegium sowie als Ansprechpartner der Schüler/innen. So konnte ich mich einerseits beispielhaft bei der Planung des 100ten Geburtstags der „Verlässlichen Grundschule XXX“ einbringen, indem ich den Ablaufplan bewertete oder die Auswahl der zu singenden Lieder übernahm, andererseits aber auch Schüler/innen zu Krankmeldungen ins Sekretariat begleiten oder ihnen die Angst vor der Läusekontrolle nehmen.

Ein letzter Aspekt, in dem ich eine besondere Stärke meinerseits erkannt habe, ist die Toleranz, die ich auch in Problemsituationen gewahrt habe. Dies lässt sich am besten anhand einer Auseinandersetzung anführen, die ich mit einem Drittklässler erlebt habe. Dieser beleidigte mich nicht nur anlasslos, sondern auch offensiv. Dennoch führte ich mir vor Augen, dass jede/r Schüler/in in ihrem/seinen Verhalten individuell ist und es war mir daran gelegen, den Hintergrund seines Agierens zu klären und die Auseinandersetzung befriedigend zu beenden. Letztendlich löste ich den Konflikt, indem ich ihn zu seinen Beleidigungen befragte und durch Verständnis suggerierte, das sein Verhalten nicht angebracht ist. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich nie wieder eine Konfliktsituation mit besagtem Schüler und er verhielt sich fortan sehr positiv mir gegenüber.

Auch wenn mir deutlich geworden ist, dass ich mich in den vergangenen fünf Wochen hinsichtlich dieser von mir angeführten Aspekte sehr positiv behaupten konnte, so ist mir dennoch auch deutlich vor Augen geführt worden, an welchen Stellen bei mir noch Lern- und Entwicklungsbedarf besteht. In erster Linie ist deutlich geworden, dass ich lernen muss, mit persönlichen Niederlagen umzugehen. Auch wenn ich besagte Toleranz gegenüber vielen Mitmenschen im Schulbetrieb walten lassen habe, so fiel es mir umso schwerer, wenn es darum ging, persönliche Misserfolge in durchgeführten Unterrichtsstunden einzubüßen, die sich zum Beispiel dadurch auszeichneten, dass nicht alle Schüler mit Begeisterung teilnahmen, die Ablaufplanung nicht aufging und das Stundenziel nicht erreicht wurde oder pädagogische Maßnahmen zur Vermeidung und Bewältigung von Unterrichtsstörung fehlschlugen. Als Konsequenz hieraus ziehe ich für mich, dass ich mich noch intensiver mit Alternativmethoden zu meiner geplanten Unterrichtsstunde auseinandersetzen muss, ebenso wie mit dem Thema „Unterrichtsstörung“ und auf zwischenmenschlicher Basis mehr Freiraum für Fehlen dulden muss.

Ein weiterer Aspekt, der insbesondere aus meinen eigenen Unterrichtsversuchen und aus dem Feedback meiner Mentorin hervorgegangen ist, ist die Tatsache, dass ich die Schüler/innen noch selbstständiger und einzeln lernen lassen muss. In den von mir durchgeführten Stunden dominierten Gespräche im gesamten Klassenverband und die Einzelarbeit kam hierbei deutlich zu kurz. Die Konsequenz hieraus war, dass es insbesondere in den Englischstunden viele ohne die Unterstützung von anderen nicht wagten, zum Beispiel an der Tafel zu arbeiten oder die Schüler/innen sich nicht trauten, sich selber auszuprobieren und in den wenigen schriftlichen Stillarbeitsphasen überfordert waren. Meine Mentorin gab mir hierbei den Rat, die Schüler allgemein noch mehr zu motivieren, indem ich ihnen gezielter meine Hilfestellung bei Arbeiten an der Tafel und im schriftlichen Bereich anbiete, damit sich diese nicht alleine gelassen fühlen.

Als letztes ist mir noch bewusst geworden, dass ich mein Verhalten im Umgang mit dem Klassenverband und dem Individuum noch optimieren sollte. Dies zeichnete sich dadurch aus, dass es mir an einigen Stellen schwer fiel, eine Gleichberechtigungsbalance zwischen diesen beiden Komponenten zu halten und so folglich entweder einzelne Schüler/innen oder die Gruppe zeitweise übergehen musste im Interesse des jeweils anderen. Zwar hatte ich das Glück, dass mir dieses Problem eher bewusst war, als den Schüler/innen und es somit zu keiner ernsthaften Auseinandersetzung innerhalb des Klassenverbandes gekommen ist, aber mein persönliches Anliegen der Optimierung ist umso größer, damit eine Eskalation von vorneherein vorgebeugt werden und ich in meiner beruflichen Laufbahn kompetent mit dieser Thematik umgehen kann. In dem Feedbackgespräch mit meiner Mentorin kam dieser Aspekt auch zum Tragen, da ich eine Schülerin in ihrem Beitrag unterbrechen und anschließend nicht ausreichend auf diesen eingehen konnte aufgrund einer allgemeinen Unruhe im Klassenraum kurz vor Schulschluss. Dementsprechend ist es wichtig, dass ich in meiner zukünftigen praktischen Erfahrung noch aufmerksamer agiere und auch innerhalb der Klasse verdeutliche, wie wichtig der Respekt und die Aufmerksamkeit anderen Schüler/innen gegenüber ist.

Werte ich nun die Erfahrungen der letzten fünf Wochen hinsichtlich meiner eigenen Person und meiner Rolle in der „Verlässlichen Grundschule XXX“ aus, so kann ich zu dem erfreulichen Ergebnis kommen, dass sich meine Position nicht ausschließlich auf die einer stereotypischen Praktikantin beschränkte, sondern mir dieser praktische Einblick weitaus mehr geboten hat.

Im Vordergrund steht hier selbstverständlich die Tatsache, dass mir sowohl meine Stärken als auch meine Optimierungsmöglichkeiten aufgezeigt wurden. Ich habe nun eine deutlich klarere Vorstellung, wie ich mit Lern- und Entwicklungsbedarf umgehen und ihn optimieren kann, ebenso wie ich im Gegenzug meine Vorzüge herausarbeiten kann.

Des Weiteren haben mir die Beobachtungsstunden und die Teilnahme an einer Vielzahl von schulischen Veranstaltungen eine annähernd gleichberechtigte Stellung im Vergleich zu den Lehrkräften eingebracht. Durch die intensive Auseinandersetzung mit den Schüler/innen sowie dem schulischen Konzept bin ich bereits nach kurzer Zeit angemessen involviert und eine gern gesehene Unterstützung gewesen. Dies kam mir auch in meinen eigenen Unterrichtsversuchen zu gute, da die Stunde in den meisten Fällen nicht als eine Art „Ausnahmesituation“ wahrgenommen wurde, sondern sie in den Gesamtkontext eingegliedert erschien. Demnach konnte ich für mich daraus ein realistisches Bild des Schulalltags schöpfen und mich in die Situation einer Lehrkraft hineinversetzen. Dieses führte dazu, dass mich das fünfwöchige Schulpraktikum noch einmal in meinem Berufswunsch bestätigt hat, durch die Tatsache, dass dieser Beruf nicht nur viel Freude und ein angenehmes Arbeitsklima mit sich bringt, sondern auch das lebenslange Lernen und Weiterentwickeln.

4. Beobachtungsaufgabe

4.1 Beobachtungsanlass

Diese Beobachtungsaufgabe soll sich mit dem Verhalten eines Schülers einer zweiten Klasse auseinandersetzen, der mir bereits in den ersten Stunden, die ich in der entsprechenden Klasse verbracht habe, aufgefallen ist. X.s Verhalten ist hauptsächlich geprägt durch Unkonzentriertheit, gesteigerte für den Unterricht irrelevante Aktivität, Demotivation, emotionale Ausbrüche und Nichteinhaltung von Regelungen, sodass man davon sprechen kann, dass sowohl sein Arbeitsverhalten als auch sein Sozialverhalten auf den gesamten Klassenkontext betrachtet enorm zu einer Störung des Unterrichts führen und deshalb als beobachtungsrelevant eingestuft werden kann.

Mein Anliegen dieser Beobachtungsaufgabe ist es, herauszufinden, was der Grund für X.s derartiges Verhalten ist, in welchem Zusammenhang es mit den personalen Beziehungen innerhalb des Klassenverbandes steht und ob eine Abhängigkeit hinsichtlich des Faches und der entsprechenden Fachkraft gegeben ist. Methodisch soll dies mit Hilfe eines Protokolls sowie durch die Erstellung eines Soziogrammes geschehen.1 Die Bedingungen für meine Beobachtungsaufgabe sind, dass ich den vierstündigen Tag aus einer geeigneten Sitzposition am Rande der Klasse begleite und nicht wie sonst den Unterricht mitgestalte oder Ansprechpartner bin. Des Weiteren habe ich als Beobachtungstag einen Dienstag gewählt, um einen zusätzlichen Einfluss durch das bevorstehende bzw. vergangene Wochenende zu vermeiden, und weil an diesem Tag drei verschiedene Lehrerinnen mit vier unterschiedlichen Fächern die Klasse unterrichten. 4.2 Beobachtungsdurchführung

4.2.1 Beobachtungsprotokoll

In der ersten Stunde hat die Klasse Mathematikunterricht bei ihrer Klassenlehrerin. Schon als die Lehrerin die Klasse noch begrüßt, missachtet der Junge den Stundenbeginn und beschäftigt sich mit dem Anspitzen seiner Stifte. Auch als im Anschluss verschiedene Kopfrechenaufgaben aus dem kleinen Einmaleins abgefragt werden, wendet sich der Schüler nicht dem Unterricht zu, sondern beginnt vielmehr damit, sein Etui mit den angespitzten Stiften zu bemalen. Teilweise versucht X. auch, ein Gespräch mit einer Mitschülerin aufzubauen, dies misslingt ihm jedoch. Erst nach Ermahnung durch die Lehrerin beteiligt er sich am Unterricht und bietet größtenteils richtige Ergebnisse dar. Da dieser Vorgang allerdings häufig ohne Meldung und durch unerwünschtes Reinrufen erfolgt und die Lehrkraft ihn nun zum zweiten Mal auf sein Fehlverhalten aufmerksam macht, folgt X. dem Unterricht nicht länger und holt unaufgefordert diverse Gegenstände (zum Teil Schulbücher, zum Teil Frühstücksutensilien) aus seiner Schultasche, die im Nebenraum steht. Als nun im Anschluss die Stillarbeitsphase eingeleitet wird und die Kinder die korrekten Arbeitsmaterialien an ihren Tisch holen sollen, beauftragt er eine Mitschülerin, ihm die seinen mitzubringen, damit er sitzen bleiben kann. Da für diese neben den vorherig geholten Gegenständen nicht ausreichend Platz bleibt, fallen einige von ihnen nacheinander unter großer Geräuschkulisse vom Tisch. Auch während des Rechnens fühlen sich seine Mitschüler/innen weiter gestört, weil X. den Großteil der Aufgaben laut vorliest und rechnet. Hierbei treten erstmals Verständnisprobleme auf, aber anstatt diese durch Befragung der Lehrkraft zu lösen, spielt er viel mehr mit den Rechenhilfsmitteln, Rechenklötzchen, und baut aus ihnen einen Turm.

In der kurzen Pause von der ersten zur zweiten Stunde, in der ein Lehrerinnenwechsel stattfand, kam es zu einem Unfall, weswegen der anknüpfende Sachkundeunterricht nicht planmäßig abgehalten werden konnte. Einer der Schüler schlug eines der Mädchen versehentlich beim Spielen so gewaltsam auf die Nase, dass diese anbrach und es zu heftigen Blutungen kam. An dieser Stelle griff ich in das Geschehen ein, informierte die Eltern des Kindes und leistete die entsprechenden Maßnahmen für eine Verbesserung der gesundheitlichen Verfassung. Aufgrund der aufgekommenen Unruhe innerhalb der Klasse und der anstehenden Reinigungsmaßnahmen im Klassenraum entschied die Lehrerin in der Zwischenzeit, die Sachkundestunde entfallen zu lassen und den Kindern die Möglichkeit zu geben, sich still zu beschäftigen, um wieder zur Ruhe zu kommen. In diesem Zeitraum kam es zu keiner Störung durch besagten Schüler. X. war sehr darin vertieft, mit einigen Mitschüler/innen Eisenbahnschienen im hinteren Teil des Klassenraumes zu verlegen und mit diesen zu spielen. Hierbei erwies er sich als erstaunlich geduldig, ausgeglichen, ruhig und engagiert.

Nach der großen Pause und einem letzten Lehrerinnenwechsel folgte die dritte Stunde, in der das Fach Deutsch unterrichtet wurde. In dieser Stunde zeigt der Junge deutlich weniger unterrichtsstörende Elemente als zuvor. Dennoch lenkt X. zunächst erneut die Mitschüler/innen in seinem näheren Umfeld ab, ehe er beginnt, sich mit den zu bearbeitenden Schreibaufgaben auseinanderzusetzen. Nachdem er einen kurzen Blick auf diese geworfen und sich an ein paar Wörtern probiert hat, wird er wütend und verweigert die Bearbeitung. Dies gegründet er damit, dass er die Aufgaben nicht versteht. Daraufhin versucht er erfolglos eine seiner Mitschülerinnen dazu zu animieren, die Aufgaben für ihn zu bearbeiten.

Die letzte Unterrichtsstunde, in der die Klasse im Fach Musik unterrichtet wird, weckt in der Klasse großes Interesse und Engagement, weil ausschließlich Lieder gesungen werden und der Fokus insbesondere auf Rolf Zuckowskis „Unsere Schule hat keine Segel“ liegt. Dieses Lied soll auf der Feier des 100jährigen Geburtstags der Verlässlichen Grundschule XXX von allen Kindern gesungen werden. Lediglich X. fällt in seinem Verhalten aus dem Klassenbild heraus und erreicht in seinem störenden Verhalten den Tageshochpunkt. Nachdem er erst verspätet seine Unterlagen für die Unterrichtsstunde an den Platz geholt hat, bevorzugt er es, Bilder auf die Arbeitsblätter zu malen, anstatt mitzusingen. Als er sich von sich aus dann doch auf den Gesang konzentriert, zieht er diesen ins Lächerliche, indem er erst Szenen aus Filmen wie „Star Wars“ imitiert und daraufhin seine Schreibutensilien als Mikrophon oder Schlagzeugstöcke zweckentfremdet. Auch Texterklärungen durch die Lehrkraft werden dadurch unterbrochen, dass der Junge unpassend gebildete Reime auf die einzelnen Textpassagen laut in die Klasse hineinruft. Als sich die Lehrerin und seine Mitschüler/innen hierdurch nicht beirren lassen und die Lehrkraft mit ihren Erklärungen fortfährt, wendet er sich wieder vom Unterrichtsgeschehen ab, schaut nicht mehr in den Liedtext und verbringt den Rest der Stunde damit, seine Hausschuhe mit Filzstiften anzumalen.

[...]


1 Kretschmer 1998, 35f.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Schulpraktikumsbericht an einer Grundschule in Niedersachsen
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen  (Pädagogisches Seminar)
Veranstaltung
Schulpraktikum
Note
1,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
21
Katalognummer
V211743
ISBN (eBook)
9783656739982
ISBN (Buch)
9783656741602
Dateigröße
562 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
schulpraktikumsbericht, grundschule, niedersachsen
Arbeit zitieren
Jana Patricia Hemmelskamp (Autor:in), 2011, Schulpraktikumsbericht an einer Grundschule in Niedersachsen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/211743

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