Die Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC) und die gewaltsame Erlangung des Gewürzmonopols

Ein Überblick mit Hilfe der Beispiele Muskat, Nelken und Pfeffer


Hausarbeit, 2012

17 Seiten, Note: 1.3


Leseprobe


Inhalt

1. ) Einleitung
1.1) Forschungsstand und Quellenlage

2. ) Die Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC)
2.1) Gründung der VOC im Jahre 1602
2.2) Struktur der Kompanie
2.3) Schifffahrt unter der Flagge der VOC: Vorteile und Probleme
2.4) Prinzip des Handels

3. ) Monopolisierung des Gewürzhandels
3.1) Muskat
3.2) Gewürznelken
3.3) Pfeffer

4. ) Schlussbemerkung

5. ) Literaturverzeichnis

1.) Einleitung

Besonders zur Weihnachtszeit erfreuen sich Gewürznelken, Zimt, Kardamom, Vanille oder Sternanis in unseren Breitengraden großer Beliebtheit. Ob nun zum Verfeinern von Glühwein oder zum Backen von Spekulatius und Lebkuchen, sind ihre feinen Aromen und ihre würzigen Geschmacksnuancen nicht wegzudenken. Und auch außerhalb der kalten Jahreszeit sind exotische Gewürze, wie Muskat und vor allem Pfeffer, Teil der Standardausrüstung eines jeden Haushaltes.

Doch ehe der Griff in die Gewürzregale der Supermärkte für selbstverständlich galt, haben Menschen vor hunderten Jahren immense Mühen und Gefahren auf sich genommen, um die Exoten überhaupt zu uns nach Europa zu bringen. Dabei waren es besonders die hohen Profite auf dem Gewürzmarkt, die die Europäer in die fernen Inselwelten trieben. Jahrelange und zahlreiche Kriege wurden geführt, aus denen immer neue Beherrscher des Gewürzhandels hervorgingen. Im 17. und 18. Jahrhundert waren es die Niederländer, die nach Gründung der Vereenigde Oostindische Compagnie, kurz VOC, den Handel mit den Exoten in ihren Händen hielten und monopolisierten. Die VOC galt und gilt bis heute als eines der gewinnorientiertesten Unternehmen seiner Zeit – immerhin konnten die Niederländer ihre Vormachtstellung auch 200 Jahre lange aufrechterhalten, ehe die Kompanie ihren Untergang fand.

Aber wie gestaltete die VOC ihren Aufstieg zur wichtigsten Gewürz-Handelsnation im 17./18 Jahrhundert? Was war so reizvoll an diesem Geschäft und wie setzten die Niederländer ihr Monopol durch? Ziel der Arbeit ist es, diese Fragen zu beantworten und den Aufstieg der Kompanie, mit Hauptaugenmerk auf die Gewürze, zu erläutern.

Dazu wird zunächst die VOC beschrieben. Zum einen wird dabei auf die Gründung der Kompanie und ihre äußeren Umstände eingegangen, ebenso wie auf die Struktur der Organisation. Da die Schifffahrt ein wesentliches und entscheidendes Element im Handel mit den Gewürzen war, sollen auch zu ihr einige Worte gesagt werden, insbesondere zu dem niederen Bord-Personal, ehe dann das Prinzip des VOC-Handels kritisch beschrieben wird. So soll deutlich gemacht werden, wie die Niederländer sich ihren Erfolg sicherten. Im Folgenden sollen dann die niederländischen Gewürzmonople im Handel mit Pfeffer, Muskat und Nelken exemplarisch herausgegriffen und beschrieben werden.

Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen, kann längst nicht auf alle der zahlreichen Ereignisse genauer eingegangen werden, allerdings sind dies, meines Erachtens, keine nötigen Informationen, um das Vorgehen der VOC zu begreifen. So werden die übrigen Handelsunternehmen dieser Zeit, wie die niederländische WIC oder die englische EIC, außen vor gelassen, obwohl auch diese gewiss eine historische Untersuchung wert sind. Doch da „der dynamischste Zweig des niederländischen Handels […] zweifellos der Handel mit Indien und Südostasien“[1] war, scheint diese Einschränkung nicht weiter störend. Um einen thematischen Einstieg zur Struktur der VOC zu ermöglichen wird nur skizzenhaft auf die erste Satzung der Kompanie eingegangen. Ebenso kann der Werdegang der VOC, in gegebenem Umfang, nicht bis ins letzte Detail, mit all den vielen, kleinen Kriegen, Meutereien und ihren leitenden Persönlichkeiten, dargestellt werden. Ebenso der Untergang der Kompanie ist für diese Arbeit nicht entscheidend, da sie sich mit der erfolgreichen Zeit der VOC, vor ihrem Verfall, beschäftigen soll.

Zunächst soll jedoch ein kurzer Überblick zu aktueller und für diese Arbeit verwendeter Forschung, sowie zur momentanen Quellenlage gegeben werden.

1.1) Forschungsstand und Quellenlage

Die Geschichte der VOC hat auf Historiker bis in die heutige Zeit hinein große Faszination ausgeübt. Zumal viele zeitgenössische Quellen, seien es Reiseberichte, Verträge, Briefe, Gemälde oder andere historische Funde, existieren, erweist sich die Forschung dieses Themas als besonders ergiebig und facettenreich.

So bedient sich auch die von Eberhard Schmitt herausgegebene Broschüre Kaufleute als Kolonialherren, die begleitend zu einer Ausstellung der Universität Bamberg veröffentlicht wurde, an beispielsweise Briefen von Menschen, die mit auf den Schiffen der VOC segelten, um die Geschichte der Kompanie zu rekonstruieren. Ebenso werden dort Abbildungen einiger nautischer Hilfsmittel damaliger Zeit gezeigt, wie einem Kartenzirkel oder einem Kronenkompass. Auch zahlreiche Tabellen, Übersichten, Karten und andere Abbildungen sind in diesem Band gesammelt. Somit liefert diese Broschüre nicht nur mit Fußnoten belegte Fakten, sondern arbeitet konkret mit einigen historischen Quellen und versucht ein realitätsnahes Bild der damaligen Zeit zu zeichnen.

Als interessant erweist sich auch das von Eberhard Schmitt herausgegebene Buch Indienfahrer 2, welches ähnlich funktioniert wie die Textsammlung der Universität Bamberg und viele Originaldokumente zu Geschichte der Seefahrt und dem harten Leben an Bord in sich birgt. Hier finden sich Berichte von Indienfahrern jeder Nation, unter anderem auch Berichte von Seeleuten der VOC.

Erst im Jahr 2006 erschienen und ein ebenso sehr wertvoller Beitrag zur Geschichte der niederländischen Kompanie, bildet Horst Lademacher´s Phönix aus der Asche, in welchem er sich mit knapp 800 Seiten Umfang auf Politik und Kultur der niederländischen Republik im 17. Jahrhundert konzentriert.

Ebenso Reinhard Wendt´s Buch ist nicht außer Acht zu lassen, auch wenn dieser das Weltwirtschaftsgefüge ab 1500 und mit Einbeziehung anderer Nationen darstellt. Jedoch lassen sich auch hier viele Informationen und Fakten zur VOC finden.

Dies waren nur einige, wenige Beispiele vorhandener Literatur zu diesem Thema, die Palette ist noch wesentlich reicher. Die jahrelange Auseinandersetzung mit der Thematik beweist ihre Wichtigkeit, zumal im Laufe der Forschung neue Erkenntnisse die Geschichte erweitert oder in ein neues Licht gerückt haben. Dennoch findet sich, meines Wissens nach, keine Arbeit, die sich um einen kurzen und doch möglichst verständlichen Überblick über die Entwicklung der niederländischen Monopole im Gewürzhandel bemüht, ohne die äußeren Faktoren der Gründung, Struktur und Organisation außer Acht zu lassen, um so zu zeigen, wie die Kompanie sich ihren Erfolg sicherte. Diese Lücke soll diese Arbeit im Folgenden versuchen zu schließen.

2.) Die Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC)

Die VOC gilt als eine der erfolgreichsten, zielgerichtetsten, aber auch brutalsten Handelsgesellschaften der Geschichte. Durch strikte Ordnung und sehr viel Disziplin konnte sie etliche Erfolge und somit auch Profite verzeichnen, und das nicht nur im Handel mit den Gewürzen.[2] Dennoch ist die VOC nicht sicher vor Kritik, zumal die zu Beginn vornehmlich auf Handel konzentriere Kompanie eine stark kriegerische Komponente entwickelte.

Um ihr Vorgehen begreiflich machen zu können, die Anreize der Niederländer zu verstehen und den rasanten Aufstieg zu verdeutlichen, muss, ehe auf ihre Monopolstellung im Handel mit den Gewürzen eingegangen werden kann, das Funktionieren und die Struktur dieser Kompanie skizziert werden. Dazu sollen im Folgenden die wichtigsten Fakten zur VOC kurz dargestellt werden.

2.1) Gründung der VOC im Jahre 1602

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts segelten portugiesische Schiffe zu den paradiesischen, im asiatischen Raum gelegenen Inseln, auf welchen die für den europäischen Markt so interessanten, kostbaren Gewürzpflanzen wachsen. Jahrelang wurden die Seerouten geheim gehalten und waren den Portugiesen vorbehalten. Dennoch waren die Niederländer bis ins 16. Jhd. hinein indirekt am Geschäft mit den Gewürzen beteiligt und sahen sich erst nach den Einschränkungen im Handel durch Philipp II von Spanien dazu genötigt, selbst nach neuen Handelswegen zu suchen.[3] Zudem begannen sie die bereits vorhandenen nautischen Hilfsmittel zu verbessern[4] und alle nur erreichbaren Informationen über die Seerouten und das Handelsnetz der Iberer zu bekommen. Dazu leistete beispielsweise Jan Huygen van Linschoten einen wertvollen Beitrag, welcher 1583 nach Indien reiste, vor Ort Informationen zum portugiesischen Handel sammelte und sie bei seiner Rückkehr in die Niederlande in seinem Buch Reijs-Geschrift van de Navigatien der Portugaloysers 1595 veröffentlichte. Dieses Buch avancierte zu einer „Enzyklopädie des Orients“[5] und wurde auf den ersten Asienfahrten immer mitgeführt.[6] Doch die ersten niederländischen Schiffe, die sich zwischen 1595 - 1601 ihren Weg in den südostasiatischen Raum bahnten, segelten noch nicht vereint unter der Flagge der VOC. Zu Beginn handelte es sich um sogenannte Vor-Kompanien, insgesamt acht private Handelsgesellschaften, deren Interesse am Handel mit den Gewürzen geweckt wurde, als ihr Vorreiter Cornelis der Houtman über Afrika nach Ostindien fuhr und sich bei seiner Rückkehr 1597 herausstellte,dass die Iberer keine derart große Gefahr waren, wie befürchtet wurde. Trotz der großen Verluste, die de Houtman auf seiner Seereise einbüßen musste wurde außerdem schnell klar, wie hoch die erzielbaren Profite im Direkthandel mit den Gewürzen waren. Beflügelt von den neuen Erkenntnissen, dass die Reise und der Handel möglich waren, schickten die acht Privatgesellschaften bis 1601 insgesamt 14 Flotten[7] mit 65 Schiffen zu den weit entfernten Inseln.[8] Eine Gruppe wählte einen anderen Seeweg als die Übrigen und landete in Japan.[9] Die Rückkehr der Flotten aus Südostasien löste laut Helfried Valentinitsch „auf dem Sektor des Gewürzhandels eine Art `Goldrausch´ aus“[10], mehr und mehr Handel wurde betrieben. Da die niederländischen Kaufleute jedoch selbst untereinander konkurrierten und die Preise so rasant in die Höhe getrieben wurden, initiierte der Staat 1602 den Beschluss die VOC zu gründen.[11] Statt vieler einzelner Handelskompanien, die sich den Handel gegenseitig erschwerten, wurde eine gesamtniederländische Gesellschaft gegründet.

[...]


[1] Michael North: Geschichte der Niederlande, München 1997, S.50.

[2] Vgl. Wolfgang Reinhard: Kleine Geschichte des Kolonialismus, Stuttgart 2008, S.44.

[3] Vgl. Reinhard Wendt: Vom Kolonialismus zur Globalisierung, Paderborn 2007, S.115.

[4] Vgl. Eberhard Schmitt: Kaufleute als Kolonialherren, Bamberg 1988, S.99.

[5] Vgl. Eberhard Schmitt: Kaufleute als Kolonialherren, Bamberg 1988, S103.

[6] Vgl. Eberhard Schmitt: Kaufleute als Kolonialherren, Bamberg 1988, S.103.

[7] Vgl. Wolfgang Reinhard: Kleine Geschichte des Kolonialismus, Paderborn 2007, S.42.

[8] Vgl. Helfried Valentinitsch: „Ost- und Westindische Kompanien. Ein Wettlauf der europäischen Mächte“ in: Geschichte des europäischen Welthandels und der wirtschaftliche Globalisierungsprozess, Wien 2001, S.56.

[9] Vgl. Wolfgang Reinhard: Kleine Geschichte des Kolonialismus, Stuttgart 2008, S.42.

[10] Helfried Valentinitsch: „Ost- und Westindische Kompanien. Ein Wettlauf der europäischen Mächte“ in: Geschichte des europäischen Welthandels und der wirtschaftliche Globalisierungsprozess, Wien 2001, S.56.

[11] Vgl. Reinhard Wendt: Vom Kolonialismus zur Globalisierung, Paderborn 2007, S.116.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC) und die gewaltsame Erlangung des Gewürzmonopols
Untertitel
Ein Überblick mit Hilfe der Beispiele Muskat, Nelken und Pfeffer
Hochschule
Universität Augsburg  (Geschichte der Frühen Neuzeit)
Veranstaltung
Mahlzeiten - Von der Geschichte der Ernährung
Note
1.3
Autor
Jahr
2012
Seiten
17
Katalognummer
V211561
ISBN (eBook)
9783656396819
ISBN (Buch)
9783656397441
Dateigröße
527 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
VOC Gewürze, VOC, Gewürze, Pfeffer, Muskat, Gewürznelken, Vereenigde Oostindische Compagnie, Gewürzmonopol, Gewürzhandel, Gewürze Frühe Neuzeit, Handel Frühe Neuzeit, Handelsbeziehungen, Niederlande, Handel Niederlande NEuzeit, Niederlande Gewürze
Arbeit zitieren
Martina Lakotta (Autor:in), 2012, Die Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC) und die gewaltsame Erlangung des Gewürzmonopols , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/211561

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC) und die gewaltsame Erlangung des Gewürzmonopols



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden