Diplomatische Beziehungen zwischen England und Preußen bzw. Frankfurt während des ersten Deutsch-Dänischen Krieges

Die Beurteilungen durch englische Gesandte


Hausarbeit, 2008

20 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 . Vorwort

2. Der erste dänisch-deutsche Krieg
2.1. Die Untrennbarkeit der Herzogtümer Schleswig und Holstein
2.2. Vorzeichen des Konflikts
2.3. Ausbruch des Konflikts
2.4. Der Krieg
2.5. Diplomatische Bemühungen und Ende des Krieges

3. England und der Deutsche Bund
3.1. Englische Außenpolitik im 19. Jahrhundert
3.2. Das System des Diplomatic Service
3.3. Die Briten im deutsch-dänischen Konflikt 1848

4. Die Quellen
4.1. Englische Gesandte in Berlin und Frankfurt
4.3. Analyse
4.4. Schlussfolgerung

5. Bibliographie

1 . Vorwort

Die Krise um die Herzogtümer Schleswig und Holstein stellte die erste außenpolitische Herausforderung größeren Ausmaßes für die Frankfurter Nationalversammlung und den Deutschen Bund dar, und sollte sich im Laufe der Jahre zu einem der Kernkonflikte entwickeln, die zur Gründung des Deutschen Reichs führen sollten.

Die klassisch-aristokratisch orientierten Erbfolgestreitigkeiten, die in der Vergangenheit weniger Aufsehen erregt hätten, entwickelten unter dem Druck nationalistischer und liberaler Strömungen in Europa eine Dynamik die wohl selbst die erfahrensten Machthaber überrascht haben dürfte.

Die Verstrickungen zwischen hegemonialem Interesse an den Herzogtümern, nationalistischen Ideologien und Reichsbildungstendenzen führten symbolisch für die gesamten Revolutions- und Reformationsbewegungen in Europa zu einem Konflikt europäischer Mächte, die sich ansonsten eher durch politisches Wohlwollen als durch unbedingte Konkurrenzhaltung ausgezeichnet hatten.

Der Hilferuf des Königreichs Dänemark an imperiale Großmächte wie England, Russland oder Frankreich sorgte dafür dass der Konflikt, bei dem es auf der aristokratischen Seite vor allem um Territoriumsfestigung ging, auf der anderen um die Bildung eines Nationalstaats-ähnlichen Gebildes unter Berücksichtigung der Volksverteilung, zu einer ernst zu nehmenden internationalen Krise auswuchs, welche schließlich militärische Züge trug und in die Geschichtsbücher als 'erster dänisch-deutscher Krieg' einging.

Die Betrachtung dieser Thematik und der damaligen Problematik bietet ein unglaubliches Spektrum an Möglichkeiten, und es fällt schwer sich auf etwas festzulegen, da die Umstände und Einflüsse stark miteinander verwoben sind, und es scheint fast untrennbar.

Dennoch möchte ich mit dieser Arbeit den Versuch unternehmen, etwas Licht in die Problematik der damaligen diplomatischen Beziehungen zwischen England und dem Königreich Preußen, respektive der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt, während dieser Krise bringen.

2. Der erste dänisch-deutsche Krieg

2.1. Die Untrennbarkeit der Herzogtümer Schleswig und Holstein

Die Herzogtümer Schleswig und Holstein waren immer wieder Gegenstand von Erbstreitigkeiten. In der Geschichte beider Lehen kam es des Öfteren zu Streitigkeiten zwischen Herrschern, die Anspruch auf beide erhoben. Im Jahre 1460, nach dem Tod des Herzogs Adolf VIII., standen beide Herzogtümer wieder ohne rechtmäßigen Erben da, und die Ritterschaft musste einen neuen Herzog wählen. Mit Christian I. von Dänemark, einem Teil des oldenburgischen Grafenhauses und König von Dänemark, begann die oldenburgische Linie der Herrscher über Schleswig und Holstein, und die so genannte "Untrennbarkeit" beider Herzogtümer wurde im sog. Ripener Privileg verbrieft: "dat se bliven ewich tosamede ungedelt"[1]

2.2. Vorzeichen des Konflikts

Mit dem drohenden Aussterben der männlichen Linie des dänischen Königshauses Christian VIII. drohte ein Auseinanderfallen des dänischen Königreichs, da die Nachfolgeregelung für die Herzogtümer Schleswig und Holstein nur die männliche Linie berücksichtigt, nicht die weibliche. Als der König in einem offenen Brief auch die weibliche Linie für die Herzogtümer als erbberechtigt erklärt kommt es in den Herzogtümern vor allem in der deutschen Bevölkerung zu Unruhen.

Holstein war als Teil des deutschen Bundes ebenso wie alle anderen deutschen Staaten 1815 im Zuge des Wiener Kongresses dazu aufgefordert worden, eine Verfassung zu erlassen. Schleswig blieb als formeller Teil des dänischen Königreichs und mit einer dänischen Mehrheit in der Bevölkerung davon ausgenommen. Allerdings wurde auch im Herzogtum Schleswig 1831 eine Ständeversammlung einberufen, welche sich mit den Versammlungen der Herzogtümer Holstein und Lauenburg koordinierte.

2.3. Ausbruch des Konflikts

Kurz vor Ausbruch der Februarrevolution und der Märzbewegung starb der dänische König, und sein Sohn Friedrich VII. versuchte die nationalistische Bewegung in seinem Königreich mit Zugeständnissen zu beruhigen. Diese Zugeständnisse beinhalteten unter anderem die Auflösung der alten Regierung und die Bildung einer neuen, welche die Trennung Schleswigs von Holstein und die Intigrierung des ehemals eigenständigen Herzogtums in das dänische Königreich beabsichtigte. Dies wurde vor allem von Anhängern der so genannten "eiderdänischen" Partei begrüßt, welche die Grenze des dänischen Königreichs im Lauf des Flusses Eider sahen. Durch die revolutionären Geschehnisse im deutschen Bund ermutigt, erhoben sich deutsche Teile der Bevölkerung beider Herzogtümer, die gesellschaftliche Elite bildete in Kiel eine betont unrevolutionär gesinnte provisorische Regierung und forderte die Vereinigung der Herzogtümer unter der Krone des dänischen Königs, jedoch als Teil des deutschen Bundes.

Eine militärische Note bekamen die Ereignisse als die Aufständischen die Festung Rendsburg im Handstreich übernahmen, und einen Großteil der dort stationierten Truppe für ihre Sache gewinnen konnten.

2.4. Der Krieg

Die militärischen Kräfte der Aufständischen zogen gegen die eindringenden dänischen Kräfte gen Norden, wurden geschlagen und zogen sich wieder in die Festung zurück, um dort auf versprochene Unterstützung durch den Deutschen Bund, welcher die Entwicklungen in den Herzogtümern durchaus begrüßte, zu warten.

Die von der Frankfurter Nationalversammlung beauftragten preußischen Truppen zogen nach einigen siegreichen Auseinandersetzungen mit dem dänischen Besetzungskontingent bis an die Grenze Schleswigs zu Dänemark.

2.5. Diplomatische Bemühungen und Ende des Krieges

Nach den militärischen Auseinandersetzungen wurde am 26. August auf Drängen Englands, Frankreichs und Russlands der Waffenstillstand von Malmö geschlossen, welcher eine gemeinschaftliche Regierung der Herzogtümer durch die Einsetzung des Grafen Karl Moltke anstelle der provisorischen Regierung garantierte.

Das Königreich Dänemark kündigte diesen Waffenstillstand zum 22. März des Jahres 1849 und nahm die Kampfhandlungen gegen die schleswig-holsteinischen Truppen wieder auf, wurde jedoch bis zum 25. Juni bis nach Aarhus zurückgedrängt. Ein weiterer Waffenstillstand wurde am 10. Juli unter Wiederherstellung der Konditionen des Waffenstillstands von Malmö, mit kleineren Änderungen in der Verwaltung und militärischen Präsenz der Herzogtümer, geschlossen.

Durch England geleitete Friedensverhandlungen in Berlin kamen schließlich am 2. Juli 1850 zustande, welche den Abzug Bundesdeutscher Truppen auf den Herzogtümern zur Folge hatte. Die schleswig-holsteinischen Truppen entschlossen sich daraufhin ohne die Unterstützung des deutschen Bundes weiter zu kämpfen, wurden jedoch geschlagen. Eine international delegierte Konvention brachte schließlich das Ende der Kampfhandlungen am 11. Januar 1851, die Herzogtümer verblieben unter der dänischen Krone, allerdings wurde Schleswig von dänischen, Holstein von österreichisch-preußischen Truppen besetzt.

3. England und der Deutsche Bund

3.1. Englische Außenpolitik im 19. Jahrhundert

England befand sich im 19. Jahrhundert in einer Zeit der außenpolitischen Spannungen. Einerseits gab es die revolutionären Strömungen, die das Stabilität Europas außerordentlich gefährdeten, andererseits gab es expandieren Großmächte wie Russland und Frankreich, denen man über Kontinente hinweg Einhalt gebieten musste. Die für unsere Zeit relevante Amtszeit des englischen Außenministers Henry John Temple 3rd Viscount Palmerston liegt mitten im Trubel der innenpolitischen Auseinandersetzungen, die schließlich zur Abwendung revolutionärer Geschehnisse im eigenen Land führen werden, und außenpolitischer Balanceakte, die, wie wir später erfahren werden, selten geglückt sind.

Der englische Außenminister war zwar eine Gestalt von politischer wie gesellschaftlicher Integrität[2], jedoch waren ihm im Laufe der Zeit signifikante Erfolge in der Außenpolitik versagt worden. Im Gedächtnis blieb seine Außenpolitik eher dadurch, dass sie ständig im krassen Kontrast zu anderen europäischen Großmächten stand. Eins der Beispiele dürfte sein Versagen in Italien 1831 sein, als er mit der Forcierung moderater Reformen katastrophal mit den konservativen Interessen des österreichischen Staatsmannes von Metternich kollidierte.[3]

3.2. Das System des Diplomatic Service

Das Vereinigte Königreich unterhielt teilweise intensive diplomatische Dialoge mit führenden und weniger führenden Nationen aller Kontinente, und konnte auf ein Personal in hundertfacher Stärke zurückgreifen. Die Botschafter des Diplomatic Service stellten sich vornehmlich aus der gesellschaftlichen Elite zusammen. Waren im House Of Commons des englischen Parlaments in den Jahren 1841-47 zum Beispiel beinahe 50% der Abgeordneten vom niederen Adel, waren es im Diplomatic Service gerade einmal 20%.[4]

Allerdings lässt sich feststellen dass das englische Außenministerium alles andere als exklusiv waren, so gibt eine Auflistung des kompletten Personals von 1815-60 Aufschluss darüber dass die Angestellten im Dienste des Diplomatic Service zwar beinahe zu gleichen Teilen aus Hochadel wie niederer Adel bzw. Bürgerschicht bestanden.

[...]


[1] Ulrich Lange (Hrsg.),Geschichte Schleswig-Holsteins - Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Neumünster 1996

[2] Chamberlain, Muriel E., British Foreign Policy in the Age of Palmerston, S.34, London 1980

[3] Chamberlain, Muriel E., British Foreign Policy in the Age of Palmerston, S.37, London 1980

[4] Jones, Raymond A., The British Diplomatic Service 1815-1914, S. 17, Gerrards Cross 1983

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Diplomatische Beziehungen zwischen England und Preußen bzw. Frankfurt während des ersten Deutsch-Dänischen Krieges
Untertitel
Die Beurteilungen durch englische Gesandte
Hochschule
Universität zu Köln  (Historisches Seminar - Mittlere und Neuere Geschichte)
Veranstaltung
1848 – Aufruhr, Rebellion, Revolution
Note
2,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
20
Katalognummer
V211315
ISBN (eBook)
9783656392996
ISBN (Buch)
9783656394594
Dateigröße
536 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
1848, Englische Gesandte, Außenpolitik
Arbeit zitieren
Michael Kulüke (Autor:in), 2008, Diplomatische Beziehungen zwischen England und Preußen bzw. Frankfurt während des ersten Deutsch-Dänischen Krieges, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/211315

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Diplomatische Beziehungen zwischen England und Preußen bzw. Frankfurt während des ersten Deutsch-Dänischen Krieges



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden