Umweltethik - der eudaimonische und moralische Wert der Natur


Seminararbeit, 2009

23 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Anthropozentrismus und Physiozentrismus

3. Der Physiozentrismus
3.1 Das pathozentrische Argument
3.2 Das teleologische Argument
3.3 Das Argument der Ehrfurcht vor dem Leben
3.4 Das Naturam-Sequi-Argument
3.5 Das theologische Argument
3.6 Das Holismus-Argument

4. Anthropozentrismus
4.1 Das Basic-Needs-Argument
4.2 Das Aisthesis-Argument
4.3 Das Argument der ästhetischen Kontemplation
4.4 Das Design-Argument
4.5 Das Heimat-Argument
4.6 Das pädagogische Argument
4.7 Das Argument vom Sinn des Lebens

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

7. Endnoten

1. Einleitung

Das Thema dieser Arbeit ist die Umweltethik. Die Umweltethik fragt nach dem moralisch richtigen Umgang des Menschen mit seiner natürlichen Umwelt. Eine Frage, die angesichts der derzeitigen Diskussion um Wasserknappheit, Ressourcenerschöpfung, Artensterben und den Klimawandel besonders aktuell erscheint.

Der Gegenstand dieses relativ jungen Zweiges der Ethik, die Natur, definiert sich dabei wie folgt: Natur (lat. natura von nasci, geboren werden, griech. physis) ist das, was unabhängig vom Menschen aus sich selbst heraus entsteht und entwickelt. Das, was sich aus eigenen Kräften und Gesetzen entfaltet. Demgegenüber steht die Artefaktwelt. Artefakte (von lat. ars, Kunst, Handwerk, und facere, tun) sind menschliche Erzeugnisse, also die kulturell und künstlich bearbeitete Natur.

Die Frage nach dem richtigen Umgang mit der Natur kann man unter zwei Gesichtspunkten stellen. Einmal kann man nach dem eudaimonischen Wert der Natur fragen. Damit ist gemeint, inwieweit die Natur das menschliche Glück befördert.

Und einmal kann man nach einem moralischen Wert der Natur fragen, d.h. inwieweit ist auf das Glück bzw. Heil der Natur selbst zu achten.

Ziel dieser Arbeit ist es diese beiden Gesichtspunkte und ihre Unterpositionen vorzustellen und so ein Rüstzeug in der allgemeinen Naturschutzdebatte zu liefern.

Als Grundlage der Ausarbeitung dient primär die Analyse des gegenwärtigen Standes der Umweltethik von Angelika Krebs in ihrem Aufsatz “Naturethik im Überblick”. Des Weiteren werden die einzelnen Positionen durch konkrete Ansichten ihrer führenden Vertreter ergänzt.

2. Anthropozentrismus und Physiozentrismus

In der Diskussion um den moralischen Wert der Natur gibt es wie in der Einleitung erwähnt zwei Sichtweisen. Die Eine ist, dass die Natur keinen eigenen moralischen Wert besitzt, sondern nur einen Wert für den Menschen hat, der Anthropozentrismus (von griech. anthropos, Mensch). Die andere ist, dass die Natur über einen eigenen moralischen Wert verfügt und damit um ihrer selbst Willen um eine Rücksichtnahme gebietet, der Physiozentrismus (von griech. Physis, Natur).

Der Physiozentrismus wird in der Regel noch in drei verschiedene Versionen unterteilt: Erstens, den Pathozentrismus (von griech. pathos, Leid), der besagt, dass alle empfindungsfähigen Lebewesen einen eigenen moralischen Wert besitzen.

Zweitens, der Biozentrismus (von griech. bios, Leben), der allen Lebewesen auf Grund der Tatsache, dass sie leben, einen eigenen moralischen Wert zuspricht.

Und drittens, den radikalen Physiozentrismus (Ökozentrismus, Deep Ecology), der der ganzen Natur einen moralischen Eigenwert zugesteht.

Bei dem radikalen Physiozentrismus unterscheidet man zusätzlich zwischen einer individualistischen Variante, die die Einzeldinge der Natur und deren moralische Werte in den Blickpunkt nimmt, und einer holistischen Variante, die die Natur als Ganzheit sieht und ihr als solcher einen moralischen Eigenwert zuschreibt. Je nach egalitärer oder hierarchischer Auffassung kommt der Natur, den Lebe- oder Empfindungswesen dann ein dem Menschen gleicher oder aber ein zum Menschen differenter Wert zu. Dabei ist folgender Aspekt von Bedeutung: Epistemisch, das heißt erkenntnistheoretisch ist der Mensch gezwungen in menschlichen Begriffen an die Welt heranzutreten. Kritiker sind daher der Ansicht, dass es keinen Sinn ergibt nach dem Leiden von nichtmenschlichem Leben zu fragen, da dieses nicht messbar sei oder nicht die menschlichen Maßstäbe des Leidens erfüllen. Dem wird entgegengehalten, dass, nur weil man etwas nicht messen kann, es dennoch existieren kann und nichtmenschliches Leiden dennoch Leiden bleibt. Je nach Perspektive, ob epistemischen Wertanthropozentrismus oder epistemischen Wertphysiozentrismus kommen also die Werte mit dem Menschen in die Welt oder sind vom Menschen absolut vorhanden. [1]

Im Folgenden werden nun zuerst die verschieden physiozentrischen Positionen vorgestellt. Dabei wird zwischen sechs Argumentationsweisen unterschieden. In den ersten drei Argumenten werden anthropozentrische Moralvorstellungen auf die Natur ausgedehnt. Man kann daher von epistemisch-anthropozentrischen Ausdehnungsargumenten reden. Die Argumente Vier und Fünf versuchen die Natur in ihrer absoluten Wertordnung darzustellen und ihre Geltung für das menschliche Handeln aufzuzeigen. Das sechste Argument verweist auf die moralische Bedeutung der Natur als Ganzes.

Im Anschluss werden die anthropozentrischen Argumente in sieben Schritten präsentiert, in denen die menschlichen Bedürfnisse in Bezug zur Natur erläutert werden.

3. Der Physiozentrismus

3.1 Das pathozentrische Argument

Der Pathozentrismus spricht allen empfindungsfähigen Wesen einen ethischen Wert zu und will daher die Anerkennung der Leidensfähigkeit und die Achtung vor dem physisch-psychischen Wohlergehen eines jeden Menschen auf die Natur bzw. alle empfindungsfähigen Wesen ausdehnen.

Das Argument baut sich folgendermaßen auf: Die Fähigkeit zu empfinden lässt sich bei sehr vielen Lebewesen feststellen. Nicht nur Menschen unterliegen dem Lustprinzip, dem Streben nach Lustgewinn und der Vermeidung von Unlust. Die Bewertung oder das Erleben von positiven und negativen Widerfahrnissen bzw. Einflüsse auf das gute Leben ist subjektiv und wird individuell unterschiedlich empfunden.

Nach gängigem Moralkonzept gilt eine Handlung dann als moralisch richtig, wenn die Interessen und das Wohlbefinden aller beteiligten Menschen in gleicher Weise geachtet werden.

Tiere haben jedoch ebenfalls Interessen bzw. ein gutes Leben. Ihnen den moralischen Status auf Grund ihrer Zugehörigkeit zu einer anderen Spezies abzusprechen ist nichts weiter als Spezieszismus. Darum muss also moralisches Handeln auch auf das gute Leben von Tieren Rücksicht nehmen. Anhänger der Moralphilosophie Kants oder des Kontraktualismus hingegen sind der Meinung, dass nur solche Lebewesen einen moralischen Status besitzen, die über eine Vernunft verfügen und Verträge unterzeichnen können.

Vertreter dieser Auffassung kommen allerdings in Schwierigkeiten, wenn sie zum Beispiel den moralischen Status von geistig Kranken, Behinderten oder Säuglingen rechtfertigen sollen.

Einspruch wird häufig auch gegen das Argument des Empfindungswesens erhoben, weil das Tier im Gegensatz zum Menschen weder über Sprache, Vernunft und Moral verfügt, sondern nur ein begrenztes Bewusstsein hat und damit nur begrenzt empfindungsfähig ist. Das gute Leben der Tiere steht also nicht auf derselben, sondern auf einer niedrigeren Stufe als das der Menschen. Anhänger einer solchen moralischen Rangordnung begründen ihre Ansicht meist mit der Fähigkeit des Menschen zu reflektieren, wodurch Schmerzen bewusster und komplexer und dadurch graduell schwerwiegender als bei Tieren empfunden werden. Dem ist entgegenzuhalten, dass Reflexion auch die Distanznahme zum Schmerz erlaubt und diesen lindern kann.

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Umweltethik - der eudaimonische und moralische Wert der Natur
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg  (Institut für Philosophie)
Veranstaltung
Angewandte Ethik
Note
2,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
23
Katalognummer
V210831
ISBN (eBook)
9783656390428
ISBN (Buch)
9783656391630
Dateigröße
468 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
umweltethik, positionen, naturschutz
Arbeit zitieren
Marc Niendorf (Autor:in), 2009, Umweltethik - der eudaimonische und moralische Wert der Natur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210831

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