Die Theorie des demokratischen Friedens mit Blick auf Russland und den Irakkrieg


Seminararbeit, 2008

13 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Die aktuelle Gefahrenlage in der Welt

2 Der Demokratische Frieden oder: Warum führen Demokra- tien keinen Krieg gegeneinander?
2.1 Entstehung einer Theorie
2.1.1 Exkurs: Liberale Theorien in den Internationalen Be- ziehungen
2.1.2 Der liberale Charakter der Theorie des demokrati- schen Friedens
2.2 Zwei Theoriestränge
2.2.1 Rückführung auf das Politische System
2.2.2 Rückführung auf die politische Kultur

3 Beispiel 1: Friedliche Lösung von Konflikten zwischen De- mokratien: Russland und Europa
3.1 Konfliktfelder
3.2 Konfliktvermeidung und -klärung
3.3 Erklärung der Beziehung anhand der Theorie des demokrati- schen Friedens
3.3.1 Kein Sicherheitsdilemma
3.3.2 Kosten eines Kriegsfalles

4 Beispiel 2: Der Krieg der amerikanischen Demokratie gegen den autokratischen Irak unter Saddam Hussein
4.1 Situation im Irak unter Saddam Hussein
4.2 Spekulation über die Kriegsgründe
4.3 Erklärung der amerikanischen Invasion anhand der Theorie des demokratischen Friedens

5 Grenzen und weitere Perspektiven der Theorie
5.1 Warum überhaupt Krieg?
5.2 Erklärungskraft bzgl.
5.3 Verbreitung von Werten?

6 Bibliographie

1 Die aktuelle Gefahrenlage in der Welt

Heute, im Jahre 2008, ist die globalisierte Welt keineswegs davor gefeit, zum Schauplatz von Kriegen und anderen gewaltsamen Auseinandersetzungen zu werden. Im Gegenteil: Die Wikipedia1 listet für das 21. Jahrhundert bereits jetzt sechs andauernde bzw. neu entstandene Kriege auf. Hinzu kommen zahllose weltweite Konflikte, die aufgrund ihrer Größe, ihrer internationalen Bedeutung oder einzelner Interessenslagen nicht als Kriege erfasst werden, wohl aber mit denselben verhehrenden Folgen einhergehen. Auch steht nicht zu erwarten, dass das gerade angebrochene Jahrhundert ein friedliches wer- den wird: In Iran und Nordkorea forschen autoritäre Staaten an Atomwaffen; in Irak2 und Afghanistan versagen klassische Einsatzkräfte - darunter die deutsche Bundeswehr - im Kampf gegen asymmetrische Gegner; große Teile des afrikanischen Kontinents sind Brandherde von ethnischen und religiösen Völkerkriegen. Krieg scheint - trotz aller Regime, internationaler Organisa- tionen und pazifistischer Ideologien - unausrottbar. Im Zuge der Globalisie- rung und Technisierung entstehen sogar neue Kriegsformen, die jener eben erwähnten Asymmetrisierung der Konfliktparteien entstammen.3

Ein fundiertes Verständnis von den Entstehungsbedingungen von Krie- gen zwischen modernen, technologisch fortgeschrittenen Staaten unserer Zeit ist daher offensichtlich ein unverzichtberer Bestandteil der Internationalen Beziehungen. Im Folgenden soll anhand der (liberalen) Theorie des demo- kratischen Friedens dargestellt werden, wie Konfliktvermeidung und -lösung zwischen Demokratien funktioniert und weshalb sie gegenüber Autokratien scheitert. Kriege von Autokratien untereinander sind nicht Gegenstand der Arbeit.

In einem ersten Abschnitt wird die Theorie in Hinblick auf ihre Ur- sprünge und Inhalte vorgestellt. Sodann folgt ein Beispiel für Konfliktbeile- gung in der Beziehung zweier Demokratien und zuletzt ein Beispiel für einen Krieg zwischen einer Demokratie und einer Autokratie. Ich habe als Beispie- le das spannungsreiche Verhältnis von Russland und anderen europäischen Staaten zum einen, den prominenten (und noch immer andauernden) Irak- krieg zum anderen ausgewählt. Im letzten Kapitel versuche ich, einen Aus- blick zu geben, was die weitere Entwicklung der Theorie und insbesondere ihrer Schwachstellen betrifft.

2 Der Demokratische Frieden oder: Warum führen Demokratien keinen Krieg gegeneinander?

2.1 Entstehung einer Theorie

Demokratien sind durchaus bereit, Kriege gegen nicht-demokratisch verfasste Staaten - im Folgenden als Autokratien bezeichnet - zu führen, nicht aber gegeneinander. Man bezeichnet diese empirisch untermauerte Gegebenheit auch als einziges empirisches Gesetz der Internationalen Beziehungen4. Als man diese Gesetzmäßigkeit in den 1980er Jahren erkannte, machte man sich daran, sie anhand zweier unterschiedlicher Schemata zu erklären.5 Beide sollen in Kapitel 2.2 behandelt werden. Zunächst jedoch gilt es, die Theorie als Vertreterin liberalter Anschauungen zu verstehen.

2.1.1 Exkurs: Liberale Theorien in den Internationalen Bezie- hungen

Als liberale Theorien begreift man in den Internationalen Beziehungen jene Theorien, die den Staat nicht - wie z.B. der (Neo-)Realismus - als eine ”black box“ mit fest definierten Zielen verstehen, sondern die versuchen, eben jene ”blackbox“aufzubrechenundihrInnenlebenalskonstitutivfürihrGebaren in der internationalen Politik betrachten. Es geht darum, außenpolitische Po- sitionen als im Staat und seinen internen Prozessen entstanden zu erklären. Neben dieser analytischen Ebene herrscht im Liberalismus meistens auch ei- ne andere normative Ausrichtung vor als im (Neo-)Realismus: Zuungunsten von Sicherheitsaspekten wird der Fokus auf die generelle Wohlfahrt gelegt. (Diese Gewichtung ist leicht verständlich, bedenkt man, dass die Wohlfahrt in einem realistischen Szenario als Staatsinternum gar nicht bedacht werden kann, gerade in Demokratien aber sehr stark mit der Machtposition einer Regierung korrelieren.)6

2.1.2 Der liberale Charakter der Theorie des demokratischen Friedens

Der liberale Charakter vder Theorie des demokratischen Friedens liegt nun eben darin begründet, dass sie die Entscheidungsgewalt über die Frage nach Krieg und Frieden nicht in extern vorgegebenen Faktoren wie der ”Struktur des Internationalen Systems“7 sieht, sondern diese den internen Entscheidungsprozessen der souveränen Staaten zubilligt. Wir lesen:

”Noch gibt es keine zufriedenstellende liberale Erklärung des ”Demokratischen Friedens“ [...]. Gleichwohl haben sich in der einschlägigen Forschung Argumentationsmuster herausgebildet, die absehbar zu den intellektuellen Grundbausteinen einer sol- chen Erklärung zählen werden. Gemeinsam ist ihnen das Anlie- gen, außenpolitische Gewaltanwendung auf innenpolitische Interessenund Machtkonstellation zurückzuführen[...]“.8

2.2 Zwei Theoriestränge

Zur genaueren Erklärung jener internen Prozesse haben sich zwei wesentliche Theoriestränge herausgebildet, die man als einen ”realistischen“ und einen ”idealistischen“ Zweig bezeichnen könnte9

[...]


1 Vgl. hierzu die Wikipedia[9]

2 siehe hierzu Kapitel 4, S. 8

3 Vgl. hierzu Münkler[3]

4 Vgl. hierzu Geis[2]

5 Vgl. hierzu den Beitrag von Andreas Hasenclever in[5], S. 213

6 Vgl. den Beitrag von Siegfried Schieder in[5], S. 175ff

7 Wie im Neorealismus z.B. nach Kenneth Waltz, vgl. den Beitrag von Niklas Schörnig in[5], insb. S. 68f

8 Vgl. Hasenclever 2006[5], S. 216

9 Die folgenden Ausführungen stützen sich vollständig auf Hasenclever 2006 in[5], S. 217-221. Nicht gekennzeichnete Zitate sind dort entnommen.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die Theorie des demokratischen Friedens mit Blick auf Russland und den Irakkrieg
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Theorien der Internationalen Beziehungen
Autor
Jahr
2008
Seiten
13
Katalognummer
V210597
ISBN (eBook)
9783656383055
ISBN (Buch)
9783656383901
Dateigröße
457 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
demokratischer frieden, frieden, theorie, friedensforschung, internationale beziehungen, klaus brummer, kriegskosten, liberalismus
Arbeit zitieren
Dennis Schmolk (Autor:in), 2008, Die Theorie des demokratischen Friedens mit Blick auf Russland und den Irakkrieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210597

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