David Malet Armstrongs Kritik an Humes Regularitätstheorie


Hausarbeit (Hauptseminar), 2010

22 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Regularitätstheorie

3. Armstrongs Kritik an Humes Regularitätstheorie
3.1 Sind alle Humeschen Regularitäten Naturgesetze?
3.2 Sind alle Naturgesetze Humesche Regularitäten?
3.3 Probleme trotz Idealbedingungen

4. Fazit

5. Bibliographie

1. Einleitung

Die Frage „Was ist ein Naturgesetz“ beschäftigt Philosophen und Naturwissenschaftler schon seit langem. Dennoch ist eine hinreichende Definition des Begriffes noch keinem gelungen. Dies ist umso problematischer, da unsere Auffassung von Naturgesetzen auch in unserem Alltag eine bedeutende Rolle spielt. Wir verlassen uns ständig darauf, dass Naturgesetze walten, wo wir uns doch im Grunde nicht einmal sicher sein können, was sich hinter dem Begriff eigentlich verbirgt.

Einen wichtigen Beitrag zu der Suche nach dem Naturgesetzbegriff leistete David Hume in seinem „Ein Traktat über die menschliche Natur“ und seiner „Untersuchung über den menschlichen Verstand“. Seine Regularitätstheorie war die Grundlage für viele weitergehende Überlegungen. Diese Hausarbeit konzentriert sich auf eine modernere Auseinandersetzung mit der Regularitätstheorie. David Malet Armstrong veröffentlichte 1983 seine Monographie „What is a law of Nature?“. Die deutsche Übersetzung „Was ist ein Naturgesetz?“ erschien 2004 und soll die Grundlage dieser Hausarbeit sein.

Zu David Humes Werken kann auf umfangreiche Sekundärliteratur zurückgegriffen werden. Leider konnten keine direkten Reaktionen auf Armstrongs Monographie gefunden werden. Dies ist zum Einen erstaunlich, da „Was ist ein Naturgesetz?“ heute zu den Standardwerken gehört, wenn es um den Naturgesetz-Begriff geht und zum Anderen bedauerlich, weil es fundamentale Schwächen, insbesondere beim Entwurf von Armstrongs eigener Theorie aufweist. Eine Auseinandersetzung ist daher sehr lohnenswert. Diese Hausarbeit wird allerdings nur im Fazit einen kurzen Ausblick auf Armstrongs eigene Theorie und deren Schwächen geben. Vor allem soll die Kritik an Humes Regularitätstheorie genau untersucht werden. Auch hier wird bereits deutlich werden, dass einige der aufgeworfenen Gedanken kaum zu Ende gedacht sind und für eine ernsthafte Kritik zu viel offen bleibt.

Zu diesem Zweck empfiehlt sich zunächst eine Zusammenfassung und Einführung in Humes Konzept der Regularität. Nachdem diese Grundlage gelegt ist, wird es leichter fallen, Armstrongs Kritikpunkte nachzuvollziehen.

Im Anschluss daran werden dann auch die wesentlichen Argumente herausgearbeitet und auf ihre Richtigkeit untersucht. Hierbei wird die Hausarbeit im Wesentlichen der Struktur der Vorlage folgen.

Im Zuge der Betrachtung von Armstrongs Kritik soll auch in Einzelfällen versucht werden, Armstrongs Argumentation zu widerlegen. Worauf jedoch ausdrücklich verzichtet wird, ist eine Verbesserung der Kritik. Der Versuch einer eigenständigen Widerlegung der Regularitätstheorie nach Hume würde den Rahmen dieser Hausarbeit sprengen. Zudem steht nicht die Regularitätstheorie selbst, sondern Armstrongs Kritik daran im Mittelpunkt dieses Aufsatzes. Aufgrund des Umfangs des Kritikteils wird sich diese Arbeit auf die wichtigsten Argumente konzentrieren und an geeigneter Stelle auf eine genauere Darstellung verzichten. Diese umfassende Herangehensweise soll helfen, Armstrongs Kritk an Humes Regularitätstheorie insgesamt nachzuvollziehen. Es wird sich zeigen, dass die Kernargumente oft stark zusammengefasst werden können.

2. Die Regularitätstheorie

Um David Humes Auffassung von Naturgesetzen zu verstehen, muss zunächst festgehalten werden, dass jede Vorstellung des menschlichen Verstandes für Hume eine Kopie einer vorangegangenen direkten Wahrnehmung oder eines Gefühls ist. Darüber hinaus kann der Mensch keine Vorstellungen produzieren, von denen er vorher keinen direkten Eindruck hatte.[1]

Diese Auffassung hat erhebliche Konsequenzen auch für den Begriff des Naturgesetzes. Wenn die Naturgesetze als Gesetze über Ursache und Wirkung verstanden werden, wird eine notwendige Verbindung zwischen beiden Objekten vorausgesetzt. Während der menschliche Verstand jedoch die beiden Objekte direkt wahrnehmen kann, ist dies bei einer darüber hinausgehenden Kraft oder notwendigen Verbindung nicht möglich.

„Consequently, there is not, in any single, particular instance of cause and effect, any thing which can suggest the idea of power or necessary connection.”[2]

Hume nutzt das Beispiel zweier Billiardkugeln, um zu illustrieren was der menschliche Verstand wahrnimmt und was nicht:

„The impulse of one billiard-ball is attended with motion in the second. This is the whole that appears to the outward senses. The mind feels no sentiment or inward impression.”[3]

Da externe Objekte offenbar keine Vorstellung einer notwendigen Verbindung von Ursache und Wirkung implizieren, wendet sich Hume der inneren Wahrnehmung zu.[4] Der Mensch ist sich ständig einer inneren Kraft bewusst, da er durch seinen Willen Körperteile bewegen und steuern kann. Daher kann er die Idee einer bestimmten Kraft generieren.

„This idea, then, is an idea of reflection, since it arises from reflecting on the operations of our own mind, and on the command which is exercised by will, both over the organs of the body and faculties of the soul.“[5]

Allerdings können wir die Kraft oder notwendige Verbindung selbst nicht wahrnehmen.[6] Unsere Idee von notwendiger Verknüpfung oder wirkender Kraft ist also nicht von irgendeinem Gefühl oder einer direkten externen Wahrnehmung kopiert. Da wir aber nur eine Vorstellung von etwas haben können, das wir zuvor direkt wahrgenommen haben, hieße das, dass wir keine Vorstellung von notwendiger Verknüpfung haben können.

Diese Schlussfolgerung scheint nicht sehr erstrebenswert, da unser gesamter Alltag auf der Annahme einer Verbindung zwischen Ursache und Wirkung aufbaut. Wir schließen ständig von Beobachtetem auf Unbeobachtetes, weil wir eine notwendige Verbindung zwischen bestimmten Objekten annehmen. Sollten wir jedoch keine Vorstellung einer notwendigen Verbindung haben können, wären wir auch nicht in der Lage legitime Voraussagen zu machen.

Auch David Hume sucht einen Weg, um diese Schlussfolgerung zu vermeiden. So führt er an, dass wir nicht voraussagen können, was einem uns erstmals präsentierten Objekt oder Ereignis folgen wird, wenn wir nicht auf Erfahrungen zurückgreifen können.

„But when one particular species of event has always, in all instances, been conjoined with another, we make no longer any scruple of foretelling one upon the appearance of the other, and of employing that reasoning, which can alone assure us of any matter of fact or existence.”[7]

Die Idee einer notwendigen Verknüpfung von Ursache und Wirkung entspringt dann also der Erfahrung. Durch eine wiederholte Beobachtung derselben Ursache und derselben Wirkung entsteht im menschlichen Geist eine gewohnheitsmäßige Überleitung von Vorstellungen eines Objekts zu seinem gewöhnlichen Begleiter, so Hume. Das ist die Wahrnehmung, aus der wir die Idee notwendiger Verknüpfung generieren können.[8]

„When we say therefore, that one object is connected with another, we mean only, that they have acquired a connexion in our thought.”[9]

Für Hume ist eine Ursache demnach lediglich: „[…] an object followed by another, and whose appearance always conveys the thought to that other.”[10]

Aus dieser Argumentation ergibt sich unweigerlich Humes Regularitätstheorie. Demnach beschreiben Naturgesetze nämlich keine notwendige Verbindung, sondern lediglich Regularitäten, d.h. Regelhaftigkeiten der Natur. Hier kann es also Ursache und Wirkung geben, die Verknüpfung liegt aber lediglich in den Vorstellungen.

[...]


[1] Vgl. Hume, An Enquiry concerning Human Understanding, S. 96 ff..

[2] Hume, Enquiry, S. 136.

[3] Ebd..

[4] „[…] let us see, whether this idea be derived from reflection on the operations of our own minds, and be copied from any internal impression.“ Hume, Enquiry, S. 137.

[5] Hume, Enquiry, S. 137.

[6] „But the means, by which this is effected; the energy, by which the will performs so extraordinary an operation; of this we are so far from being immediately conscious, that it must forever escape our most diligent enquiry.“ Hume, Enquiry, S. 137.

[7] Ebd., S. 144.

[8] Vgl. Hume, Enquiry, S. 145.

[9] Ebd..

[10] Ebd., S. 146.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
David Malet Armstrongs Kritik an Humes Regularitätstheorie
Hochschule
Universität Hamburg
Note
1
Autor
Jahr
2010
Seiten
22
Katalognummer
V209387
ISBN (eBook)
9783656370864
ISBN (Buch)
9783656370888
Dateigröße
478 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Armstrong, Hume, David Hume, Regularitätstheorie, Philosophie
Arbeit zitieren
Sophie Pahl (Autor:in), 2010, David Malet Armstrongs Kritik an Humes Regularitätstheorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/209387

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