Der Hereroaufstand in der zeitgenössischen deutschen Presse


Magisterarbeit, 2012

121 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Die deutsche Kolonialpolitik bis zum Aufstand der Herero
1.2 Einführung in das Thema und Forschungsstand
1.3 Methodischer Aufbau und Fragestellung
1.4 Vorgehensweise
1.5 Quellenlage

Deutschland im Krieg gegen wen?
2.1 Die Berichterstattung in den ersten Wochen nach Ausbruch des Krieges
2.2 Die Herero aus pseudowissenschaftlicher Sicht: Grundlagen eines eurozentrischen Rassismus
2.3 Die Wahrnehmung der Herero in der täglichen Berichterstattung

3. Die Ereignisse im April 1904
3.1. Sieg oder Niederlage? Die militärische Situation im Spiegel der öffentlichen Wahrnehmung
3.2. Der politische Diskurs am Beispiel der Entschädigungsfrage
3.3 „Wirft Leutwein die Flinte ins Korn“? Erste Gerüchte über den Rücktritt des Gouverneurs
3.4. Die Herero im Wandel der öffentlichen Wahrnehmung
3.5 Die Selbstwahrnehmung der Deutschen. Täter oder Opfer?

4. Leutweins Ablösung

5. Die Schlacht am Waterberg - Entscheidender Sieg oder militärische Schlappe?
5.1 Das Fell des Bären wird verteilt

6. Trothas Strategie der Vernichtung

7. Zusammenfassung

8. Abkürzungsverzeichnis

9. Quellen- und Literaturverzeichnis
Quellen:
Zeitgenössiche Literatur, Tagebücher und Monographien
Aufsätze aus Sammelbänden und Periodika
Monographien:
Beiträge aus dem Internet:

10. Auswahlbibliographie
Zeitgenössische Quellen, Quellensammlungen und Literatur
Aufsätze
Monographien

1. Einleitung

1.1 Die deutsche Kolonialpolitik bis zum Aufstand der Herero

In den 1840er Jahren entwickelte sich in Deutschland erstmals eine größere Kolonialbewegung, die überwiegend vom deutschen Bürgertum getragen wurde.[1] Wirtschaftliche Interessen standen in der Diskussion über Sinn und Zweck von Kolonien im Vordergrund aber auch erste „Weltmachträume“.[2] Die deutsche Politik zeigte indes nur wenig Interesse an einer territorialen Expansion in Übersee, zumal innenpolitische Themen, wie die Lösung der Deutschen Frage, die politische Agenda beherrschten.[3] Unter Bismarck kam es zu einem vorsichtigen Paradigmenwechsel in der Kolonialfrage.[4] Aber erst mit der Schutzerklärung vom 24.04.1884 für die von dem Kaufmann Adolf Lüderitz erworbenen Besitzungen in Südwestafrika begann das Deutsche Reich, sich kolonialpolitisch aktiv zu betätigen.[5] Die wirtschaftlichen Interessen erfüllten sich allerdings nicht und die Kolonien, auch die südwestafrikanische, blieben unrentabel.[6] Da sie aus politischen Gründen aber nicht aufgegeben werden konnten, handelte man „nach der Maxime, mit einem möglichst geringen staatlichen Aufwand das Beste aus dem zu machen, was man hatte.“[7]

Deutsch-Südwestafrika[8] galt unter allen deutschen Kolonien als die wichtigste.[9] Sie war auch die einzige, „die so etwas ähnliches wie eine Siedlungskolonie war.“[10] Die Umleitung der Auswandererströme in die eigenen Kolonien, dies war ein weiteres Argument für die Kolonialpolitik, misslang aber gänzlich.[11] In DSWA lebten im Jahr 1904 auf einem Gebiet das eineinhalb mal so groß war wie das Deutsche Reich nicht einmal 4.500 „Weiße“, dem gegenüber stand eine indigene Bevölkerung von etwa 200.000 Menschen.[12]

Der seit 1894 als Reichskommissar und ab 1895 als Gouverneur tätige Theodor Leutwein verstand es, gemäß dem Motto „divide et impera“, sich die zwischen den indigenen Bevölkerungsgruppen bestehenden Konflikte nutzbar zu machen[13], indem er sich in diese Konflikte einschaltete um diese auf diplomatischem Wege oder durch die Androhung und Anwendung von militärischer Gewalt beizulegen.[14] In der Folge wurden so genannte „Schutzverträge“ zwischen den indigenen Völkern und dem Deutschen Reich geschlossen.[15] Auf das alltägliche Leben der afrikanischen Bevölkerung hatte die Deutsche Herrschaft zunächst keinen großen Einfluß.[16] So lange sich die indigenen Völker der deutschen Herrschaft unterordneten, blieben sie weitestgehend autonom.[17] Das Verhältnis zwischen den „Eingeborenen“ und den deutschen „Herrschern“ blieb aber von Misstrauen und zahlreichen militärischen Konflikten geprägt. Auf Grund von Grenzstreitigkeiten kam es 1896 zu einer letzten militärischen Auseinandersetzung.[18] „Nach dem Feldzuge [...] folgte für das Schutzgebiet eine Zeti [sic] des allgemeinen Friedens [...].“[19] Diese Phase dauerte bis Januar 1904. Zu diesem Zeitpunkt sahen sich die Herero einer existentiellen Gefahr gegenüber, „that it might be more profitable to ask why they had not acted sooner, rather than why they revolted when thy did.“[20] Der Landhunger deutscher Farmer, die Händler, welche die Herero durch ihre Geschäftspraktiken in die Verschuldung trieben, die Unterordnung unter ein Rechtssystem, dass sie nicht verstanden und das ihnen keine Vorteile brachte, wirtschaftliche Existenzängste auf Grund einer verheerenden Rinderpest[21] und die geplante Errichtung von Reservaten sind nur einige Gründe, welche die Herero letztlich dazu bewogen haben, gegen die deutsche „Schutzherrschaft“ aufzubegehren.[22] Die rassische Ideologisierung der Siedler nahm zudem immer stärker zu.[23] Im Zuge dessen kam es auch immer häufiger zu Misshandlungen, Mord und Vergewaltigungen durch die Siedler,[24] die meist nur mit geringen Strafen geahndet wurden.[25] Am 11. Januar eröffneten die Herero schließlich den Krieg, der für sie so fatale Folgen haben sollte. Wie groß das Volk der Herero vor dem Aufstand war, ist nur schwer zu sagen. Eine Belastbare Volkszählung hat es vor dem Krieg nicht gegeben und die Angaben schwanken zwischen 35.000 und 100.000 Herero.[26] Fest steht aber, dass nur rund 15.000 Herero diesen Krieg überlebt haben, der von deutscher Seite her spätestens mit dem Wechsel an der Spitze des Militärs mit der Maßgabe geführt wurde, die Herero auszurotten.[27]

1.2 Einführung in das Thema und Forschungsstand

Der Aufstand der Herero gegen die deutsche „Schutzherrschaft“ im Jahr 1904 ist in der Geschichtswissenschaft mittlerweile hinreichend analysiert, bewertet und eingeordnet worden. Lange Zeit aber hatte dieses Ereignis „weder im kollektiven Wissen noch in der Wissenschaft Deutschlands einen angemessen Ort gefunden [...].“[28] Der erste von Deutschen begangene Genozid des 20. Jahrhunderts und die Ära des deutschen Kolonialreiches sind nach 1945 aus dem Bewusstsein der Menschen und der Historiographie weitestgehend verdrängt worden[29]. Vor dem Zweiten Weltkrieg hingegen, war das Interesse an der kolonialen Epoche Deutschlands in der Bevölkerung weit verbreitet. Gerade die Kolonialliteratur erlebte einen regelrechten Boom. Stellvertretend sei an dieser Stelle Gustav Fressens Buch „Peter Moors Fahrt nach Südwest. Ein Feldzugbericht“ genannt. Dieses Buch war seinerzeit ein echter Bestseller und erreichte bis 1945 eine Gesamtauflage von 500.000 Exemplaren.[30] Selbst im Schulunterricht wurde dieses Buch behandelt.[31]

Das Interesse an der kolonialen Vergangenheit Deutschlands erlebte erst in den 1960er Jahren eine Renaissance. Helmut Bley und Horst Drechsler veröffentlichten in jener Dekade ihre noch heute als Standardwerke geltenden Studien zur Kolonialgeschichte des Deutschen Reiches in Südwestafrika.[32] Seitdem wuchs das Interesse stetig, so dass es bis heute eine kaum noch zu überschauende Flut an Veröffentlichungen gegeben hat.

In den letzten Jahren entwickelte sich ein besonderes Interesse für die Kolonialliteratur. Medardus Brehl sei an dieser Stelle erwähnt. Er veröffentlichte in den letzten zehn Jahren zahlreiche Arbeiten auf diesem interdisziplinären Forschungsfeld. Der Hereroaufstand und der zeitgenössische Kolonialdiskurs standen dabei im Mittelpunkt seiner Forschungen.[33]

Aber nicht nur Nicht nur mit Blick auf die (Kolonial)Literatur hat sich innerhalb der Geschichtswissenschaft ein lebhaftes Interesse an der sprachlichen Analyse entwickelt. Reichstagsdebatten, Reiseberichte, wissenschaftliche Aufsätze, private Korrespondenzen, Tagebücher - die (kollektive) Rede rückte langsam aber stetig in den Mittelpunkt der Betrachtung.

Wenig Beachtung fand in diesem Zusammenhang bislang die Wahrnehmung und Bewertung des Herero-Aufstandes in der deutschen Presse. Die Zahl der Arbeiten, die sich bislang mit diesem Thema beschäftigt haben ist vergleichsweise gering. Frank Oliver Sobich widmet dem Thema in seinem Buch „Schwarze Bestien, rote Gefahr. Rassismus und Antisozialismus im deutschen Kaiserreich“[34] lediglich ein kurzes Kapitel, in welchem er sowohl die politische Diskussion anhand stenographischer Berichte der Reichstagssitzungen abarbeitet, als auch die Reaktionen der deutschen Presse beleuchtet. Dabei spannt er einen weiten Bogen. Zunächst beschreibt Sobich die anfänglichen Reaktionen der (bürgerlichen) Presse. Dann geht er über die Darstellung der Herero und den von der Presse geäußerten Vermutungen zur Ursache des Aufstandes. Danach folgt die Betrachtung der sozialdemokratischen Presse, die Diskussion über die Rolle der Missionare, das Kriegsziel und die Kriegsführung Lothar von Trothas.[35]

Bei einem genaueren Blick fällt allerdings auf, dass seine Auswertung auf einem recht kleinen Zeitfenster innerhalb des Jahres 1904 fußt. Seine Aufmerksamkeit ist zunächst auf die Berichterstattung der Monate Januar bis März gerichtet. Die folgenden Monate blendet Sobich aus, um dann sein Augenmerk auf das letzte Quartal des Jahres 1904 zu richten. Sobich hat somit einen Zeitraum von rund sechs Monaten nur am Rande oder gar nicht in seine Betrachtung mit einbezogen. Die Absetzung von Gouverneur Leutwein als Oberbefehlshaber der Schutztruppe und die Übergabe des militärischen Oberbefehls an Generalleutnant Lothar von Trotha (Mai 1904) sowie die „Entscheidungsschlacht“ am Waterberg (11./12. August 1904) lässt Sobich in seiner Abhandlung außen vor. Beide Ereignisse sind in der Presse aber ausgiebig diskutiert worden und liefern interessante Einsichten mit Blick auf die öffentliche Wahrnehmung der Ereignisse.

Ausführlicher, dafür aber nicht auf die Zeit des Krieges gegen die Herero beschränkt, sondern die gesamte Zeitspanne der deutschen Kolonialherrschaft umfassend, beschäftigt sich Peter Scheulen[36] mit der Wahrnehmung und Darstellung der indigenen Bevölkerung Südwestafrikas in deutschen Kolonialzeitschriften. Da Scheulen die gesamte Zeitspanne der deutschen Kolonialherrschaft betrachtet, spielt der Krieg gegen die Herero notwendiger Weise eine nur untergeordnete Rolle. Die Beschränkung auf Kolonialzeitschriften führt zu einer nicht weniger interessanten, aber dennoch eingeschränkten Sichtweise, da die Berichterstattung in explizit kolonialaffinen Publikationen wenig Raum für eine kritische Betrachtung der Ereignisse vermuten lässt. Scheulens Ergebnisse bestätigen dies.[37]

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Michael Schubert in seiner 2003 erschienen Arbeit über die Entstehung der explizit rassistischen Wahrnehmung der Schwarzafrikaner in der deutschen parlamentarischen und publizistischen Diskussion.[38] Er beleuchtet dabei die Argumentationsmuster der Kolonialpropaganda, der Mission, aber auch der Kolonialkritiker. Zur Auswertung kommen Parlamentsdebatten, Zeitschriften und Zeitungen der organisierten Kolonial- und Missionsbewegung sowie Literatur von Vertretern der Kolonialbewegung, deren Kritikern und der Missionen. Kolonialpolitische Diskussionen in der zeitgenössischen Tagespresse schließt Schubert aber explizit von seiner Untersuchung aus.[39]

Edward Graham Norris und Arnold Beuke[40] beschäftigen sich in einem Aufsatz mit der Wahrnehmung des Krieges in deutschen satirischen Zeitungen. Karikaturen waren eine Möglichkeit, sich kritisch zu äußern.[41] Die satirischen Zeitungen nutzten diese Möglichkeit gerne und reichlich. Norris und Beuke kommen dabei zu einem interessanten Ergebnis: der Spott der Karikaturisten war eher gegen die Kolonialverwaltung und das Militär gerichtet, als gegen den Kriegsgegner. Auch die anderen Kolonialmächte, allen voran Großbritannien, waren Ziel des Spottes.[42] Die Kriegsgegner, Herero und Nama, wurden erstaunlicher Weise nicht zur Zielscheibe.[43]

Zuletzt möchte ich auf Nicole Glocke hinweisen, die sich mit der Geschichte der Rheinischen Missionsgesellschaft in DSWA beschäftigt hat. Aber auch sie widmet der öffentlichen Wahrnehmung durch die Presse nur ein kurzes Kapitel.[44]

Medardus Brehl hat interessante Ansätze entwickelt, die, vor allem mit Blick auf die semantische Analyse, für die vorliegende Arbeit von Interesse sind. Die Sprachmuster in der zeitgenössischen Literatur, die Brehl aufzeigt, lassen sich gut auf die zeitgenössische Berichterstattung über den Krieg übertragen. Ähnliche Ansätze finden sich z.B. auch bei Peter Scheulen und Michael Schubert wieder. Alle drei zeigen anhand zahlreicher Beispiele, wie sowohl die Kolonialbefürworter als auch die Gegner sprachliche Strategien entwickelten, um den jeweils eigenen Standpunkt argumentativ zu untermauern. Gerade die Befürworter der Kolonialpolitik waren äußerst erfinderisch darin, sowohl die Kolonisation als solche, aber auch die in ihrer Konsequenz notwendige repressive Gewalt gegenüber den Kolonisierten zu rechtfertigen, wenn es um die Durchsetzung des eigenen Machtanspruches ging. Brehl spricht in diesem Zusammenhang von Exklusionsmustern, die dazu dienen, „dem Fremden“ in letzter Konsequenz sogar das Menschsein abzusprechen und Gewalt und Herrschaft nicht nur zu legitimieren, ja sogar notwendig zu machen.[45] Schubert argumentiert ähnlich und führt dies auf zwei grundlegende rassistische Argumentationsmodelle zurück: auf der einen Seite den sozialdarwinistischen Rassismus, auf der anderen Seite einen kulturmissionarischen Rassismus. Ersterer ist geprägt von der Überzeugung der „biologischen Überlegenheit“[46] der eigenen „Rasse“ bzw. im Umkehrschluss der „biologischen Minderwertigkeit“ anderer „Rassen“. Daraus ergibt sich für den so Argumentierenden ein „selbstverständliches Recht zur Kolonisation“[47] und im Übrigen auch das Recht zur physischen Vernichtung derer, die als „minderwertig“ erkannt worden sind.[48] Der kulturmissionarische Rassismus hingegen bezieht seine Legitimation aus der Überlegung, dass die kolonisierte Bevölkerung zwar deutlich unterhalb der eigenen „Kulturstufe“ stehe, sich hieraus für den „höher Stehenden“ aber geradezu die humanitäre Pflicht ergäbe, die „tiefer stehenden Völker“ zu erziehen[49] und somit auf eine „höhere Stufe“ der menschlichen Zivilisation zu heben.

Das Konzept „des Fremden“ und „des Eigenen“, die beschriebenen Exklusionsmuster und die grundlegenden rassistischen Ideologien, die Brehl, Scheulen und Schubert aufzeigen, dürften für die vorliegende Arbeit sehr hilfreich sein.

1.3 Methodischer Aufbau und Fragestellung

Zeitungen sind nicht nur Träger von Informationen in dem Sinne, dass sie diese verbreiten. Je nach politischer Ausrichtung der Zeitung spiegeln die Artikel natürlich auch die subjektive Wahrnehmung des Redakteurs wieder. Diese Subjektivität ist es aber, welche Zeitungen unterscheidbar und somit für unterschiedliche Gruppen interessant macht. Zeitungen tragen somit dazu bei, Meinungen nicht nur wiederzugeben und in die Öffentlichkeit zu transportieren, sondern auch Meinungen zu bilden und in der öffentlichen Wahrnehmung zu festigen. Die Presse war zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einer Situation, in der eine Beteiligung der breiten Masse an politischen Prozessen, ja selbst die freie Meinungsäußerung, noch immer nicht selbstverständlich war.[50] Als Beispiele seien nur das „Sozialistengesetz“, das von 1878 bis 1890 die in der Reichsverfassung verankerte freie Meinungsäußerung de facto außer Kraft setzte und das zu Beginn des Jahres 1900 beschlossene „Lex Heinze“. Letzteres stellte „unsittliche Darstellungen“ in der Öffentlichkeit unter Strafe, wovon vor allem Theater und Literatur betroffen waren. Vor diesem Hintergrund ist es um so verständlicher, dass die Presse jede Möglichkeit nutzte, ihre politische Überzeugung zu verbreiten.

Die vorliegende Arbeit soll primär keine anhand der Pressemitteilungen rekonstruierte Chronologie der Ereignisse abliefern. Gesamtdarstellungen zum Herero-Krieg gibt es in ausreichender Zahl. Dennoch erscheint eine chronologische Vorgehensweise zweckmäßig. Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei die Wahrnehmung und Art der Darstellung der Ereignisse in der deutschen Presse, nicht die Ereignisse selbst. Die vorliegende Arbeit ist somit eher diskurstheoretisch orientiert und legt den Schwerpunkt auf die inhaltliche und semantische Analyse des vorliegenden Zeitungsmaterials. Die Leitfragen sind hierbei: wie wird die Kolonisation im allgemeinen und die Anwendung repressiver Gewalt gegenüber den Kolonisierten legitimiert oder auch abgelehnt?[51] Welches Vokabular nutzten die Redakteure, gab es bevorzugte Formulierungen? Lassen sich unterschiedliche oder gemeinsame Sprachregelungen und -muster bei den einzelnen Zeitungen feststellen und wenn ja, welche Rückschlüsse lassen sich daraus ziehen?[52] Interessant erscheint in diesem Zusammenhang auch die Frage, ob und wie sich die Berichterstattung während des Krieges verändert hat. Veränderte sich die Berichterstattung in der Presse, je länger der Krieg dauerte, je höher die deutschen Verluste waren und je unvorhersehbarer ein Ende der Kampfhandlungen wurde? Ändern die ausgewählten Zeitungen womöglich ihre Haltung zum Krieg oder radikalisieren sie sich sogar in ihrer Meinung? Haben einzelne Ereignisse im Verlauf des Krieges einen Einfluss auf die sprachliche Ausgestaltung der Berichterstattung? Es soll nachvollzogen werden, wie das BiId des „Eigenen“ und des „Fremden“ zur Legitimation oder zur Ablehnung von kolonialer Politik und repressiver Gewalt gegen die indigene Bevölkerung geführt hat und welche Rolle in diesem Zusammenhang die in der Gesellschaft weit verbreiteten und durchaus akzeptierten Konzepte des sozialdarwinistischen und kulturmissionarischen Rassismus hatten?

1.4 Vorgehensweise

Grundlage dieser Arbeit ist die themenspezifische Berichterstattung der unter Kapitel 1.5 näher beschriebenen Zeitungen. Aufgrund der umfangreichen Quellenlage kann im Rahmen dieser Magisterarbeit nicht die gesamte Zeitspanne des Aufstandes betrachtet werden. Es wird sich daher auf für das Geschehen repräsentative, über das Jahr 1094 verteilte Abschnitte beschränkt. Folgende Zeitabschnitte sollen untersucht werden:

-die ersten zwei Wochen des Aufstandes
-April 1904: die Gefechte von Onganjira und Okatumba; die Entschädigungsfrage
-03.05.1904: Abberufung Leutweins als Oberkommandeur der Schutztruppe
-11./12. August: Schlacht am Waterberg
-Der „Vernichtungsbefehl“ und seine Konsequenzen (Oktober - Dezember 1904)

Die genannten Zeitabschnitte werden, mit Ausnahme des letzten Quartals, über einen Zeitraum von jeweils rund zwei Wochen beobachtet.

Grundsätzlich lassen sich drei übergeordnete Bereiche für die Bearbeitung des Themas definieren:

1. die eigentliche Kriegsberichterstattung
2. Wahrnehmung und Bewertung der Kolonialpolitik des Kaiserreichs
3. die Berichterstattung über die am Krieg beteiligten bzw. vom Krieg betroffenen Gruppen (Herero, Armee, Siedler)

Auf die Betrachtung von Sekundärliteratur möchte ich, da themenspezifisch kaum vorhanden, im Rahmen dieser Arbeit weitestgehend verzichten. Sie wird nur dort herangezogen, wo meines Erachtens weitergehende Erläuterungen bezüglich der geschilderten Ereignisse oder auch Ergebnisse nötig und sinnvoll erscheinen; wo sich die Ergebnisse also decken, ergänzen, womöglich aber auch unterscheiden.

1.5 Quellenlage

Sehr wichtig für die Vorbereitung dieser Arbeit war das in Dortmund ansässige Institut für Zeitungsforschung. Das Institut hat seit seiner Gründung ein äußerst umfangreiches Archiv aktueller aber vor allem auch historischer Zeitungen und Zeitschriften zusammengetragen. So konnten fast alle für diese Arbeit benötigten Materialien dort beschafft werden. Darüber hinaus wurde das Medienarchiv der Universität Duisburg-Essen zur Beschaffung von Zeitungsmaterial herangezogen und ein online verfügbares Zeitungsarchiv der Universität Freiburg.[53]

Die Quellenlage ist, wie bereits unter Kapitel 1.4 erwähnt, als ausgesprochen gut zu bezeichnen. Die Herausforderung bei der Auswahl der Zeitungen bestand darin, einen Querschnitt der deutschen Presselandschaft abzubilden. Dabei blieb auf Grund der Vielzahl an potentiell verfügbaren Publikationen die Frage nach der Repräsentativität allerdings offen und müsste Gegenstand weitergehender Untersuchungen werden. Es wurde aber sehr bewusst die Entscheidung getroffen, nicht nur große Tageszeitungen, sondern auch regionale Zeitungen zur Bearbeitung des Themas heranzuziehen. Folgende Zeitungen werden ausgewertet.

Germania:

Die „Germania“ erschien erstmalig Ende Dezember 1870 und war eine katholisch-nationale Zeitung, welche politisch der Zentrumspartei nahe gestanden hat. Ferner galt sie dem Ultramontanismus[54] zugewandt. Auch wenn sie die Zentrumspartei publizistisch unterstützte, war sie nicht das Parteiorgan des Zentrums.[55] Bereits in den ersten Jahren ihres Bestehens stieg sie zu einer der einflussreichsten katholischen Tageszeitungen des Deutschen Reiches auf.[56] Zwischen 1871 und 1879 wurde sie in einzelnen Gebieten des Deutschen Reichs verboten und unterlag einer strengen Zensur, da sie im sogenannten „Kulturkampf“ die katholische Kirche unterstützte und von der Politik als „staatsgefährdend“ und „subversiv“ eingestuft wurde.[57] Um das Verbot zu umgehen, gründeten die Herausgeber zahlreiche Lokalblätter für die katholische Diaspora in ganz Deutschland.[58] Um die Jahrhundertwende erreichte die „Germania“ nur noch eine Auflage von etwa 4000 Exemplaren je Ausgabe und entwickelte sich mehr und mehr zum Sprachrohr der Zentrumspartei.[59]

Freiburger Zeitung[60]:

Die „Freiburger Zeitung“ erschien erstmals 1784. Sie wurde 1943 eingestellt und ist heute eine wichtige Quelle für die lokal- und regionalhistorische Forschung.[61] Im Laufe ihrer Geschichte änderten sich mehrmals Titel, Erscheinungsweise und inhaltliche Ausrichtung. In den 1860er Jahren ging die Zeitung in den Besitz der Firma „Poppen & Sohn“ über, welche die Zeitung bis 1943 verlegte.[62] Um die Jahrhundertwende war die Freiburger Zeitung ein eher konservativ eingestelltes Blatt.

Kölnische Volkszeitung[63]:

Erstmalig erschien die Zeitung am 01. Oktober 1848 unter dem Namen „Rheinische Volkshalle“.[64] Finanzielle Probleme und die für katholische Leser zu liberale Haltung führten dazu, dass die Zeitung ein Jahr später, am 30. September 1849, wieder eingestellt wurde. Am selben Tag wurde die „Deutsche Volkshalle“ als Nachfolgezeitung gegründet.[65] Im Juli 1855 wurde sie aus politischen Gründen verboten: die „Deutsche Volkshalle“ vertrat im Einigungsprozess der deutsche Staaten offensiv die sogenannte „Großdeutsche Lösung“ unter Führung des katholischen Österreichs.[66] Erst 1860 gelang die Neugründung unter dem Namen „Kölnische Blätter“. Der Name „Kölnische Volkszeitung“, der zu dem Zeitpunkt auch schon im Raum stand, wurde zunächst abgelehnt, da er zu demokratisch geklungen habe.[67] Zum 01. Januar 1869 erfolgte dann ohne Ankündigung die Umbenennung in „Kölnische Volkszeitung“. In den darauf folgenden Jahren avancierte sie zu einer der führenden katholischen Zeitungen im westlichen Deutschland. Politisch war sie konservativ und patriotisch eingestellt und der Zentrumspartei nahstehend, betonte aber stets auch ihren rheinisch-westfälisch geprägten Liberalismus. Sie positionierte sich damit links von ihrem Schwesterblatt, der „Germania“.[68]

Leipziger Volkszeitung[69]:

Die „Leipziger Volkszeitung“ erschien erstmalig im Oktober 1894. In den Folgejahren etablierte sie sich als überregionales Sprachrohr des linken Flügels der SPD.[70]

Neue Preußische Zeitung[71]:

Nach einem Aufruf in preußischen konservativen Kreisen zur Gründung einer „ständischen Zeitung auf Basis religiöser Neutralität“ wurde 1848 die „Neue Preußische Zeitung“ ins Leben gerufen.[72] Bekannt wurde sie auch als „Kreuzzeitung“, da sie im Titel ein „Eisernes Kreuz“ führte. Das Motto der Zeitung war „Vorwärts mit Gott für König und Vaterland“.[73] Sie galt als äußerst konservativ, antidemokratisch und veröffentlichte zum Teil auch antisemitische Artikel.[74] Vor allem in den 1850er Jahren kam es immer wieder zu Konflikten zwischen der „Kreuzzeitung“ und der preußischen Regierung, was regelmäßig zur Beschlagnahmung der Zeitung durch die Berliner Polizei führte.[75] Einer ihrer bekanntesten Mitarbeiter war Theodor Fontane.[76]

Norddeutsche Allgemeine Zeitung[77]:

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ geht auf die 1855 gegründete „Montagszeitung Berlin“ zurück.[78] Im Sommer 1861 erfolgte die Umbenennung in „Norddeutsches Wochenblatt“. Im Oktober des gleichen Jahres wurde die Erscheinungsweise zu täglich gewechselt und die Zeitung in „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ umbenannt.[79] Sie galt als nationalliberal bis konservativ und galt auf Grund ihrer guten Verbindungen in Regierungskreise als äußerst verlässliche Quelle. Diese guten Verbindungen brachten ihr auch den etwas abfälligen Spitznamen „Bismarcks Hauspostille“ ein. Bismarck nutzte das Blatt regelmäßig und schickte ihr druckfertige Manuskripte.[80] Da diese Artikel nicht immer als offizielle Meldung kenntlich gemacht wurden, konnte Bismarck auf diese Weise Dinge veröffentlichen, die auf diplomatischem Wege zu sagen nicht möglich gewesen wären.[81] Offiziell wurden diese politisch heiklen Meldungen immer als Meinung der Zeitung bezeichnet, inoffiziell wusste man aber durchaus, dass entsprechende Meldungen politische Relevanz besaßen. So wurde die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ auch im Ausland zu einem der meist beobachteten deutschen Blätter.[82]

Finanziell stand es um die NAZ nicht gut. Über Jahre hinweg machte sie Defizite und ihre Auflage sank bis auf etwa 5000 Exemplare. Ihre Käufer fand sie überwiegend in politischen Kreisen und in anderen Zeitungsredaktionen.[83] Dass sie trotzdem nicht eingestellt wurde lag daran, dass sie zeitweise von einem so genannten „Reptilienfond“ des Auswärtigen Amtes finanziert wurde.[84]

Einer ihrer ersten Mitarbeiter war Wilhelm Liebknecht.[85]

Vorwärts:

Der „Vorwärts“ wurde am 01. Oktober 1876 als Sprachrohr der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands gegründet.[86] 1878 wurde das Blatt im Zuge der „Sozialistengesetze“ verboten, wurde aber auf illegalem Wege weiter verbreitet. Dazu gründeten sich zahlreiche Ableger des Blattes „unter demokratischer Tarnflagge“.[87] Nach Aufhebung der Sozialistengesetze im Jahr 1890 gründete sich der „Vorwärts“ zum 01. Januar 1891 neu und erschien als Tageszeitung.[88] Der „Vorwärts“ verstand sich als Kämpfer für die Pressefreiheit, betrieb einen investigativen Journalismus und deckte immer wieder kleine und große Skandale auf.[89] Da der „Vorwärts“ sich nicht nur als Sprachrohr der SPD, sondern auch als Berliner Lokalblatt verstand, kam es immer wieder zu Kompetenzstreitigkeiten und Auseinandersetzungen über die politische Ausrichtung. Verstärkt wurde dies dadurch, dass die Pressekommission der SPD, die für die Zeitung zuständig gewesen ist, dem extremen linken Flügel der SPD angehörte, während der Parteivorstand eher gemäßigt links eingestellt war.[90] Dieser Konflikt wurde oft auch in der Zeitung ausgetragen, was am Ende sogar die fristlose Kündigung der gesamten Redaktion zur Folge hatte. Auf die Auflage hatten diese Streitigkeiten aber keine Auswirkung. Zwischen 1902 und 1906 verdoppelte sich sogar die Auflage von 56.000 auf 112.000 Exemplare.[91]

Vossische Zeitung[92]:

Die „Vossische Zeitung“ wurde nach ihrem zweiten Herausgeber Christian Friedrich Voß benannt, der die Zeitung 1751 von seinem verstorbenen Schwiegervater übernommen hatte. Die „VZ“ war eine angesehene überregionale Berliner Tageszeitung. Politisch unabhängig, stand sie dennoch dem liberalen Bürgertum nahe, insbesondere der 1861 gegründeten „Deutschen Fortschrittspartei“.[93] Darüber hinaus war sie die älteste Berliner Zeitung.[94]

2. Deutschland im Krieg gegen wen?

2.1 Die Berichterstattung in den ersten Wochen nach Ausbruch des Krieges

Die Presse war von dem Ausbruch des Krieges genauso überrascht wie die Regierung in Berlin, die Kolonialverwaltung und die Siedler in DSWA.[95] Die Berichterstattung der ersten Tage war, auch mangels gesicherter Informationen, geprägt von Kurzmeldungen, die sich auch inhaltlich kaum voneinander unterschieden, da die Redakteure alle auf das gleiche Material zurückgreifen mussten. Die einzigen Informationsquellen waren zu dem Zeitpunkt telegraphische Meldungen über die militärische Lage im „Schutzgebiet“. Ausführliche Informationen gab es zunächst nicht. Die Meldungen boten dem nicht eingeweihten Leser ein zunächst verwirrendes Durcheinander über die Ereignisse und die örtlichen Gegebenheiten in der Kolonie.[96] Hatte man keine detaillierte Land- bzw. Kriegskarte zur Hand, konnten man als Leser schnell die Orientierung verlieren, sofern man sich in DSWA denn überhaupt etwas ausgekannt hatte. Die Zeitungen sahen sich daher gezwungen, ihren Lesern grundlegende geographische und ethnographische Kenntnisse über die Kolonie zu vermitteln.[97] Im Laufe des Krieges veröffentlichte die Presse beispielsweise Landkarten, um zumindest eine grobe Orientierung zu bieten und den Verlauf der Ereignisse nachvollziehbarer machen zu können. Zudem erschienen diverse Artikel, die den Kriegsgegner, die Herero, aus einer vermeintlich anthropologischen Sichtweise heraus beschrieben.

2.2 Die Herero aus pseudowissenschaftlicher Sicht: Grundlagen eines eurozentrischen Rassismus

Bereits wenige Tage nach dem in Deutschland Meldungen über den „Aufstand“ eingetroffen sind, wurden in der konservativen Presse erste - nach heutigen Maßstäben - pseudowissenschaftliche Aufsätze über die Herero veröffentlicht. Einleitend sollen zwei dieser Aufsätze besprochen werden, da sie beispielhaft für die Argumentationsweise der Kolonialagitatoren gewesen sind.

Die NPZ veröffentlichte am 16.01.1904 in der Beilage ihrer Morgen-Ausgabe einen mehrere Spalten umfassenden Bericht eines Dr. J. Wiese[98] mit dem Titel: „Die Hereros. - Ihre Sitten und Gebräuche“.[99] Der Artikel begann recht freundlich und nannte die Herero einen „stattlichen Menschenschlag“ von schlanker Figur und gleichmäßigem Körperbau. Die „dunkelbraunen Augen“ blickten zudem „gutmütig und [...] vergnügt in die Welt.“ Dies schien dem Autor aber bereits genug des Lobes gewesen zu sein, ging der Artikel nämlich wie folgt weiter:

„Die Glieder sind grobknochig und baumeln schlotterig am übrigen Körper herum. Wegen ihres massigen Körperbaus besitzen die Hereros tüchtige allgemeine Körperkräfte, doch wegen der geringenentwickelten [sic] und ungepflegten Muskulatur nur geringe Gewandtheit. [...] Sonst ist die Körperform hübsch und gefällig, aber Vorderarm und Füße sind auffallend lang. Die Finger erinnern in ihrer Länge an die Fangarme von Reptilien. [...] Gesicht und Gehör sind unleugbar schwächer als bei der Hottentottenrasse ausgebildet, an Körperstärke und an Ausdauer im Laufen, Tragen u.s.w. sind sie jenen wiederum weit überlegen.“[100]

Alle positiven Eigenschaften, die Wiese den Herero in der Einleitung seines Aufsatzes zugeschrieben hatte, wurden sogleich durch vermeintlich negative Eigenschaften konterkariert, wobei er sich zunächst auf anatomische Besonderheiten stützte, die er zu erkennen glaubte. Insbesondere der Vergleich mit Reptilien, der nebenbei bemerkt die Kenntnisse des Autors bezüglich dieser Gattung in keinem guten Licht erscheinen liess, machte aus den Herero eine unmenschliche, wenn nicht sogar unnatürliche Lebensform, ein hybrides Wesen, weder Mensch noch Tier. Im weiteren Verlauf beschrieb der Autor die Herero als „skrupulös“, diebisch[101], pathologische Lügner, als Bettler und als geizig.[102] Im Gegenzug attestierte er den Herero aber auch einen offenen und gastfreundlichen Charakter sowie eine „stete Fröhlichkeit und Duldsamkeit“.[103] Die Widersprüche in seinen Ausführungen konnten kaum größer sein. Wiese entwickelte ein zutiefst rassistisches Bild des „Fremden“, das - gestützt auf eine biologistische Argumentation - ganz explizit dazu diente, die Herero von der „weißen Rasse“ abzugrenzen.

Die NAZ und die FZ veröffentlichten am 20. Januar, bzw. am 21. Januar eine ähnlich pseudo-anthropologische Studie eines Dr. Curt Rudolf Kreuschner.[104] Kreuschners Beschreibungen waren ebenso rassistisch, wie die des Dr. Wiese:

„Die Herero unterscheiden sich in ihrem Typus nur wenig von den anderen Bantuvölkern. [...] Aus dem langen und schmalen Schädel springt eine groß entwickelte und starke gekrümmte Nase hervor. Die Lippen sind aufgeworfen aber nicht wulstig [...] und der ganze übrige Körper ist von dichten Flaumhaaren bedeckt. Mit ihren proportionswidrigen langen Armen bieten sie kein anziehendes Bild, und zu dem ziemlich abstoßenden Anblick gesellt sich ein ekelhafter, die Nase gröblich beleidigender Gestank der von ihnen ausströmt und den bekannten eigentümlichen Negergeruch noch weit übertrifft, weil sie der Gewohnheit sich zu waschen gründlich abhold sind und sich statt dessen den ganzen Körper mit einer Salbe einschmieren, die aus ranziger Butter, dicker, saurer Milch und Ockerfarbe bereitet wird.“[105]

Über die Herero-Frauen schrieb Kreuschner, diese seien

„in ihrer Jugend junonische Gestalten mit wohlgeformten Gesichtszügen und schönen braunen Augen [...] im Alter aber tiefäugigen, runzeligen Hexen [gleich] [...].“

Aber auch Kreuschner fand, ähnlich wie Wiese, einige wohlwollende Worte für die Herero:

„[...] die häufigen Ansiedlungen oder ,Werfte‘ der Herero, aus denen heiteres Lachen erschallt, machen nach der Reise durch die Steppengegend einen überaus günstigen Eindruck, und gern möchte man denjenigen glauben, die Gemüt und Charakter dieser und anderer Neger mit denen eines Kindes vergleichen. Nun kann man [...] den Herero, besonders wenn man anderwärts schlechte Erfahrung gemacht, eine gewisse Gastfreundschaft und Friedlichkeit nicht ganz absprechen.“[106]

Allerdings relativierte auch er seine positive Darstellung umgehend, heißt es an gleicher Stelle weiter:

„Es gesellt sich jedoch hinzu eine ganze Reihe unliebsamer Eigenschaften, so dass man von Ihnen [...] höchstens wie von Kindern sprechen kann, die gründlich verdorben sind.“[107]

So seien die Herero „unerträglich anmaßend und habgierig“.[108]

Über Samuel Maharero schrieb er:

„Ihr derzeitiger Oberhäuptling Samuel Herero (auch Maharo [sic] genannt) ist ein starker und großer Mann von etlichen 40 Jahren mit dünnem Backenbart, der sich sorgfältig kleidet und mit Vorliebe blendend weiße Jacken trägt. Von seinem eigenen Volke hat er keine besonders hohe Meinung, wie aus einer Unterhaltung mit Major von François hervorgeht, in der ersterer äußerte, daß die Herero zwar groß, ihr Herz aber klein sein.“[109]

Abschließend hieß es in dem Artikel:

„Die Mehrzahl von ihnen sind freche Spitzbuben, die, bei einem Diebstahl ertappt, noch hintendrein behaupten, daß ein Herero niemals stehle. Bestialisch ist [...] ihre Grausamkeit. Daß sie den Gefangenen Hände und Füße abschneiden und den Kindern den Bauch aufschlitzen, gilt ihnen als ganz selbstverständlich.“[110]

Die Herero wurden von Kreuschner schon von ihrer Anatomie her als „abstoßende“ Erscheinung beschrieben, deren ganzer Körper von „dichten Flaumhaaren“ bedeckt sei. Auch er degradierte die Herero somit zu halb menschlichen, halb tierischen Kreaturen. Lediglich die Frauen seien in jungen Jahren von „junonischer Gestalt“, also von geradezu göttlicher Schönheit, gewsen. Aber auch dies verkehre sich im Alter ins Gegenteil, beschrieb Kreuschner sie im fortgeschrittenen Alter doch als „hexengleich“. Noch deutlicher lässt sich die Widersprüchlichkeit kaum beschreiben: das Göttliche verkehrt sich in sein Gegenteil, das Dämonische. Unterstrichen wurde dies im weiteren Verlauf des Artikels noch durch den Verweis auf die „bestialische Grausamkeit“ der Herero. Mit dem Hinweis auf das wie selbstverständliche abschlachten von Kindern, wie Kreuschner schrieb, nahm er den Herero das letzte bisschen Menschlichkeit, das er ihnen zuvor noch zugestanden hatte.

Erstaunlich aber war die offensichtlich wohlwollende Beschreibung Samuel Mahareros. Nicht einmal die sonst immer wieder zu seiner Diskreditierung herangezogene angebliche „Trunksucht“ oder seine vermeintliche politische Schwäche bemühte Kreuschner. Im Gegenteil, er stellte Samuel Maharero als über dessen Volk stehend dar, habe Samuel selbst doch keine „besonders hohe Meinung“ von den Herero. Die Beschreibung Mahareros unterschied sich von jener der Herero im allgemeinen. Kreuschner beschrieb Maharero als einen „[starken] und [großen] Mann [...], der sich sorgfältig kleidet [...].“ Er unterschied sich also grundlegend von „den anderen“ Herero. Warum Kreuschner hier so stark differenzierte, bleibt unklar. In dem Artikel selbst finden sich jedenfalls keine Hinweise auf diese Frage.

Die Artikel von Kreuschner und Wiese gleichen sich sowohl in ihrem Aufbau, als auch in ihren Aussagen. Beide begannen mit angeblichen physiognomischen „Eigenarten“ der Herero, um anschließend anhand eines vermeintlich kulturanthropologischen Argumentationsschemas ihre rassistische Ideologie zu artikulieren. Die wenigen positiven Eigenschaften, die sie den Herero zugestanden haben, wurden sogleich durch mitunter abstruse Darstellungen ins Gegenteil verkehrt. Beide bedienten sich in ihrer Argumentation eines im Kern sozialdarwinistischen Grundgerüsts, das ihnen dabei half, ein Bild von den Herero zu konstruieren und zu legitimieren, dass soweit weg wie nur möglich von der eigenen Selbstwahrnehmung als „(Kultur)Mensch“[111] war. Woher sie ihre Informationen hatten, sagten sie indes nicht. Das ihre Aussagen auf eigenen Beobachtungen beruhten, darf zumindest bezweifelt werden.[112]

Mit Blick auf die Argumentation von Kreuschner und Wiese ist aber auch der Umstand erstaunlich und erwähnenswert, das keiner von beiden explizit zu Gewalt gegen die Herero aufgerufen hat, oder gar ihre physische Vernichtung forderte. Hier dürfte neben der sozialdarwinistischen Argumentation auch der kulturmissionarische Rassismus eine Rolle gespielt haben, beschrieb Kreuschner die Herero doch auch als „Kinder“, was ein typisches Bild innerhalb des kulturmissionarischen Rassismus war und aus der Pflicht heraus, diese „Kinder“ zu erziehen die Legitimation zur Kolonisation ableitete.[113] Zudem attestierte er ihnen, sie hätten „[auf Grund ihrer] Charakteranlagen eigentlich eine wertvolle Stütze unserer [...] Kolonialtätigkeit [seien können].“[114] So lange die Herero also friedlich waren, seien sie unter Umständen sogar „erziehbar“ gewesen, im Sinne einer „Nutzbarmachung“ für die Kolonie.[115] Das dies für die Herero bedeutet hätte, in vollkommene Abhängigkeit von den Deutschen zu geraten und somit einer, wen auch anders formulierten, Versklavung gleich gekommen wäre, sollte dabei nicht unerwähnt bleiben. Aber auch dies passte in das Argumentationsschema von Kreuschner und Wiese, da das von beiden entworfene Fremdbild die Herero eindeutig als der „weißen Rasse“ unterlegen darstellte, was im Umkehrschluss zwangsläufig zu einer Herrschaft der Deutschen über die Herero führen musste und diese auch legitimierte.[116]

2.3 Die Wahrnehmung der Herero in der täglichen Berichterstattung

Über „Wolffs Telegraphisches Bureau“ gelangte eine erste vorsichtige Meldung über eine „mögliche Erhebung“ der Herero ins Deutsche Reich. Diese erste Meldung wurde von der Presse am 13. Januar 1904 aufgegriffen und veröffentlicht.[117] Uneinig waren sich die Zeitungen lediglich darüber, ob es sich bei der Meldung um eine amtliche Meldung des Gouvernements oder die Meldung eines in Windhuk anwesenden Korrespondenten der „Kolonialen Zeitschrift“ gehandelt habe. Sowohl die KVZ, als auch die Germania, beide Zeitungen erschienenen dreimal täglich, erkannten in dem Telegramm beides; sowohl eine Nachricht des oben genannten Korrespondenten[118] als auch eine amtliche Mitteilung des Gouvernements[119]. Die NAZ wiederum verwies auf das Gouvernement als Urheber der Nachricht.[120] Schon hier zeigt sich ein sehr diffuses Bild über die Nachrichtenlage.

Neben der eigentlichen Information über den wahrscheinlichen Ausbruch eines „neuerlichen Aufstandes“[121] lieferten die Zeitungen anhand des eingegangenen Telegramms auch ein erstes Bild der militärischen Lage. Während sich die Angaben über die Stärke der „Schutztruppe“ glichen[122], schwankten die Angaben über die Stärke der Truppen der Herero deutlich. Wurde in der Morgen-Ausgabe der Germania vom 13. Januar zunächst noch von 300 bewaffneten Herero gesprochen, fanden sich in der KVZ und der NAZ, bzw. der Abend Ausgabe der Germania, nur noch ungefähre Angaben. Die Rede war von „Ansammlungen bewaffneter Herero-Abteilungen von mehreren Hundert Gewehren“[123], die sich bei Okahandja und Otjosasu befunden haben sollen. Interessant an dieser Stelle ist der Umstand, dass nicht die numerische Stärke der Herero von Bedeutung zu sein schien, sondern nur die vermutete Anzahl der von den Herero mitgeführten Schusswaffen. Dem Gegenüber standen 400 Mann der „Schutztruppe“, zzgl. der Besatzungen von Okahandja und Windhuk. In Anbetracht der waffentechnischen Überlegenheit der Deutschen schien dies offenbar eine beherrschbare Situation zu sein, da man sich im schlimmsten Fall in einer Pattsituation befunden hätte.[124] Trotz der Kürze und Unsicherheit der gebotenen Informationen fand ausdrücklich auch die Bewaffnung der „Schutztruppe“ Erwähnung: es seien vorhanden gewesen drei Maschinengewehre und ein Gebirgsgeschütz.[125]

Die Gegner der „Schutztruppe“ waren zudem nicht mehr die Herero, sondern „mehrere Hundert Gewehre“. Dies schien eine typische Formulierung im Militär-Jargon, da sie im Laufe des Jahres wiederholt, auch im Zusammenhang mit den deutschen Truppen auftrat. Dennoch stellt sich die Frage, ob diese Entmenschlichung im Sprachgebrauch allgemein gewollt war? Es kann zumindest angenommen werden, das es leichter fällt zu kämpfen, wenn der Feind nicht mehr als Mensch gesehen, sondern „versachlicht“ wird. Einen Gegenstand zu zerstören, der zudem eine direkte Gefahr für das eigene Leben darstellt, ist moralisch und ethisch vollkommen unproblematisch, der Mord an einem Menschen ist dies nicht. Also benötigte man eine Strategie, um dieses moralische Dilemma aufzulösen. Die Opfergruppe schon auf sprachlicher Ebene so darzustellen, dass sie nicht mehr Teil der menschlichen Gesellschaft gewesen ist und sie damit auch außerhalb der (eigenen) Normen und Werte lag, war eine durchaus elegante Lösung.[126]

Die KVZ äußerte in einem Artikel in ihrer 1. Abend-Ausgabe noch am selben Tag die erste Kritik.[127] Allerdings wurde nicht der Umstand kritisch hinterfragt, das offenbar ein weiterer Aufstand die deutsche Kolonie heimsuchte[128], sondern die Informationspolitik der Kolonialverwaltung und der Reichsregierung wurden angegriffen. Die KVZ empörte sich darüber, dass erst durch den Korrespondenten der „Kolonialen Zeitschrift“ die „Heimat“ über die Vorgänge in der Kolonie informiert wurde. Denn schon am 04. Januar habe es erste Meldungen über einen möglichen Aufstand gegeben, was wenige Tage später von den zuständigen Behörden zwar nicht dementiert, aber auch nicht bestätigt worden sei. Erst am 12. Januar, also einen Tag nach dem das in der Morgen-Ausgabe der KVZ zitierte Telegramm eingetroffen war, bestätigten die Behörden, „daß im Osten von Deutsch-Südwestafrika Unruhen möglich seien!“[129] Auch hier sprach man noch immer im Konjunktiv.

In den folgenden Tagen stimmten die übrigen untersuchten Zeitungen in den angestimmten Kanon mit ein. Am 14. Januar folgte die Meldung, dass die Herero durch die „Einschließung von Okahandja und durch die Zerstörung der Eisenbahnbrücke bei Osona, [...] sowie durch Unterbrechung der Telegraphenverbindung mit Windhuk die Feindseligkeiten eröffnet [haben].“[130] Die Meldung wurde in allen genannten Zeitungen im gleichen Wortlaut abgedruckt und identifizierte die Herero eindeutig als die Aggressoren. Zwei Zeitungen bedürfen aber der genaueren Betrachtung. Zum einen der Vorwärts, zum anderen die NAZ. Im Vorwärts wurde die genannte Meldung nicht nur wiederholt. Die Redaktion bemühte sich, und wie sich im weiteren Verlauf der Ereignisse zeigen sollte auch sehr treffsicher, zwischen den Zeilen zu lesen:

„Die Hereros zählen insgesamt 65000 Köpfe. Treten alle Herero-Stämme in den Kampf ein, so werden sich auch weitere Hottentotten-Stämme an der Erhebung beteiligen.

Wie ja die offiziöse Meldung selbst verrät, rechnet man an amtlicher Stelle bereits mit einem ernsten Kriege und der Notwendigkeit eines außerordentlichen Truppen-Aufgebotes!“[131]

Bemerkenswert an diesen beiden Sätzen ist zum einen eine sprachliche Besonderheit und die, wie oben bereits erwähnt, treffsichere Prophezeiung späterer Ereignisse. Während alle anderen Zeitungen noch von einem „Aufstand“ oder einer „Erhebung“ der Herero redeten, sprach der Vorwärts schon jetzt von einem sich entwickelnden „ernsten Kriege“.[132] Damit gab der „Vorwärts“ den Ereignissen in DSWA eine vollkommen andere Qualität.[133] Die anderen Zeitungen ließen die Meldung über den Beginn der „Feindseligkeiten“ zudem kommentarlos im Raume stehen. Des Weiteren nahm eben dieser Artikel die Geschehnisse des Herbstes 1904 vorweg, als Hendrik Witbooi unter dem Eindruck der Ereignisse den Deutschen den Krieg erklärte.[134]

Die NAZ wiederum nahm die Meldung vom 14. Januar nur bedingt auf, in dem sie lediglich von der zerstörten Telegraphenleitung zwischen Swakopmund und Okahandja geschrieben hat.[135] Dafür lieferte sie aber einen ersten längeren Bericht über die geografischen Verhältnisse in DSWA, die Zusammensetzung der Bevölkerung[136] in den vom „Aufstand“ betroffenen Orten und eine ethnologische Einordnung der Herero von Prof. Dr. Karl Dove.[137] Dazu kam noch eine kurze historische Darstellung, welche überwiegend die seit den 1890er Jahren immer wieder aufgetretenen Aufstände im Schutzgebiet thematisierte.[138] Urheber dieser Aufstände war demnach immer die indigene Bevölkerung.[139] Auch auf Samuel Maharero ging der Artikel ein, wobei ein durchweg negatives Bild vom Oberkapitän der Herero gezeichnet wurde: er sei politisch schwach und nur „nominell Oberhäuptling des in verschiedene Kapitänschaften zerfallenden Volkes“, noch dazu sei er „dem Trunk ergeben“.[140] Mit wenigen Zeilen gelang es der NAZ, die Herero als ein unzuverlässiges, wenn nicht sogar hinterlistiges und kriegerisches Volk darzustellen, das ohne erkennbaren Grund zu den Waffen gegriffen hat.[141] Die Deutschen wurden auf diesem Wege zu „Opfern“ der Herero stilisiert, die keinerlei Schuld an den Ereignissen getroffen habe. Der Umstand, dass sich der Artikel zudem auf Karl Dove stützte, unterstrich seinen prokolonialen, vor allem aber auch rassistischen, Charakter.

[...]


[1] Schwarz, Maria-Theresia: „Je weniger Afrika, desto besser“. Die deutsche Kolonialkritik am Ende des 19. Jahrhunderts. Eine Untersuchung zur kolonialen Haltung von Linksliberalismus und Sozialdemokratie, Frankfurt am Main 1999, S: 24f. Im Folgenden zitiert als „Schwarz“.

[2] ebd.

[3] ebd.

[4] a.a.O. S, 26.

[5] a.a.O. S. 27.

[6] Pogge von Strandmann, Hartmut: Imperialismus vom Grüne Tisch. Deutsche Kolonialpolitik zwischen wirtschaftlicher Ausbeutung und „zivilisatorischen“ Bemühungen, Berlin 2009, S. 10. Im Folgenden zitiert als „Strandmann“.

[7] ebd. Siehe auch: Bley, Helmut: Kolonialherrschaft und Sozialstruktur in Deutsch-Südwestafrika 1894 - 1914, Hamburg 1968, S. 18. Im Folgenden zitiert als „Bley“.

[8] Im Folgenden abgekürzt als „DSWA“.

[9] Sobich, Frank Oliver: Schwarze Bestien, rote Gefahr. Rassismus und Antisozialismus im deutschen Kaiserreich, Frankfurt u.a., 2006, S.47. Im Folgenden zitiert als „Sobich“.

[10] ebd.

[11] Strandmann, S. 10.

[12] Sobich, S. 47.

[13] Leutwein beschrieb sein vorgehen wie folgt: „Zur Bekämpfung des ganzen Volkes der Hereros erschien [...] eine Verstärkung der Truppe [...] um tausende erforderlich. [...] Es blieb daher nur übrig, die unter den Hereros vorhandenen Interessengegensätze auch ferner zur Ausspielung des einen Stammes gegen den anderen auszunutzen.“ Leutwein, Theodor: Elf Jahre Gouverneur in Deutsch-Südwestafrika, 2. Auflage, Berlin 1907, S. 92. Im Folgenden zitiert als „Leutwein“.

[14] Drechsler, Horst: Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft. Der Kampf der Herero und Nama gegen den deutschen Imperialismus (1884-1915), Berlin (Ost) 1966, S. 85ff. Im Folgenden zitiert als „Drechsler“. Ausführlich dazu auch: Bley, S, 18-72.

[15] Bley, S. 21f.

[16] Sobich, S. 47.

[17] ebd.

[18] Auslöser dafür waren laut Leutwein Grenzstreitigkeiten, die „mit den Hereros nicht friedlich zu lösen [waren].“ Leutwein, S. 92

[19] Leutwein, S. 141.

[20] Zitiert nach Sobich, S. 50.

[21] Zimmerer, Jürgen, Krieg, KZ und Völkermord in Südwestafrika. Der erste Deutsche Genozid, in: Ders. und Zeller, Joachim (Hrsg.):Völkermord in Deutsch-Südwestafrika. Der Kolonialkrieg (1904-1908) in Namibia und seine Folgen, S. 45-63, hier S. 46. Im Folgenden zitiert als „Zimmerer (Genozid)“.

[22] Gründer, Horst: Geschichte der deutschen Kolonien, 5. Auflage, Paderborn 2004, S. 118. Im Folgenden zitiert als „Gründer“.

[23] Gründer, S. 117.

[24] Brehl, Medardus: Vernichtung der Herero. Diskurse der Gewalt in der deutschen Kolonialliteratur, München 2007, S. 94f. Im Folgenden zitiert als „Brehl (Vernichtung)“.

[25] Dies sagt selbst Leutwein, der sich immer wieder dagegen wehren musste, den Herero gegenüber zu milde gewesen zu sein. Leutwein, S. 431.

[26] Krüger, Gesine: Kriegsbewältigung und Geschichtsbewusstsein. Realität, Deutung und Verarbeitung des deutschen Kolonialkrieges in Namibia 1904 bis 1907, Göttingen 1999, S. 63f. Im Folgenden zitiert als „Krüger“.

[27] ebd.

[28] Brehl (Vernichtung), S. 11.

[29] Brehl (Vernichtung), S. 20ff.

[30] Brehl, Medardus: Vernichtung als Arbeit an der Kultur. Kolonialdiskurs, kulturelles Wissen und Völkermord an den Herero, in: Zeitschrift für Genozidforschung, 2. Jahrgang, Heft 2, Paderborn, 2000, S. 8 - 28, hier S. 10, Anmerkung 9. Im Folgenden Zitiert als „Brehl (Arbeit)“.

[31] ebd. Neben Übersetzungen für den englischsprachigen Raum gab es sogar Ausgaben für den Deutschunterricht an U.S.-Amerikanischen Schulen.

[32] Siehe dazu die Arbeiten von Bley und Drechsler.

[33] Siehe z.B. Brehl, Medardus: „Ich denke, die haben Ihnen zum Tode verholfen.“ Koloniale Gewalt in kollektiver Rede, in: Mihran Dabag, Horst Gründer, Uwe-K. Kettelsen (Hrsg.) u.a.: Kolonialismus. Kolonialdiskurs und Genozid, München 2004, S. 185-215. Im folgenden zitiert als „Brehl (Koloniale Gewalt)“.

[34] Sobich, S. 73-111.

[35] ebd.

[36] Scheulen, Peter: Die „Eingeborenen“ Deutsch-Südwestafrikas: ihr Bild in deutschen Kolonialzeitschriften von 1884 bis 1918, Köln, 1998. Im Folgenden zitiert als „Scheulen“.

[37] Die Wahrnehmung sowohl der Herero als auch der anderen Bevölkerungsgruppen sei mit wenigen Ausnahmen und über den gesamten Betrachtungszeitraum eher negativ ausgerichtet. Es ergäbe sich aber dennoch „ein recht kontrastreiches Bild, das von Schauder und Ekel über Erstaunen bis zu Bewunderung reicht.“, Scheulen, S. 129. Um nur einige negative Beispiele zu nennen, siehe: a.a.O., S. 65, 67f, 77f, 81. Beispiele für eine positive Wahrnehmung finden sich unter anderem a.a.O., S. 62f, 70, 73, 76, 78.

[38] Schubert, Michael: Der schwarze Fremde. Das Bild des Schwarzafrikaners in der parlamentarischen und publizistischen Kolonialdiskussion in Deutschland von 1870er bis in 1930er Jahre, Stuttgart 2003. Hier: S. 12f. Im Folgenden zitiert als „Schubert“.

[39] Schubert S. 38f.

[40] Norris, Edward Graham und Beuke, Arnold: Kolonialkrieg und Karikatur in Deutschland: Die Aufstände der Herero und der Nama und die Zeichnungen der deutschen satirischen Zeitschriften, in: Heine, Peter und van der Heyden, Ulrich (Hg.): Studien zur Geschichte des deutschen Kolonialismus in Afrika. Festschrift zum 60. Geburtstag von Peter Sebald, Pfaffenweiler, 1995, S. 377-398. Im Folgenden zitiert als „Norris/Beuke“.

[41] Norris/Beuke, S. 384.

[42] ebd.

[43] ebd.

[44] Glocke, Nicole: Zur Geschichte der Rheinischen Missionsgesellschaft in Deutsch-Südwestafrika unter besonderer Berücksichtigung des Kolonialkrieges von 1904 bis 1907, Bochum 1997, insbesondere S.242-270.

[45] So seien die „Schwarzen“ schon als „Feinde der Kultur“ geboren, so dass es zwangsläufig zu einem Kampf der „Unkultur gegen die Kultur“ kommen musste. Leutweins Vorgänger v. Francois äußerte schon um 1900, dass man die „Eingeborenenstämme [...] ausrotten“ müsse. Brehl, Medardus: (Ein)Geborene Feinde. Der Entwurf existentieller Feindschaft im Kolonialdiskurs, in: Brehl, M. / Platt, Kristin: Feindschaft, München 2003, S. 157-177, hier S. 170, 175. Im Folgenden zitiert als „Brehl: (Ein)Geborene“.

[46] Schubert, S. 13.

[47] ebd.

[48] Völkermord lässt sich so als „Beitrag zur Generierung einer zukünftigen Menschheit [stilisieren], zum moralischen Handeln und zu einem Moment sittlicher Reifung.“ Brehl (Vernichtung), S. 27.

[49] Schubert, S. 13.

[50] Dussel, Konrad: Deutsche Tagespresse im 19. Und 20. Jahrhundert, Münster 2004, S. 42. Im Folgenden zitiert, als „Dussel“.

[51] Brehl beklagt, das eben diese Frage nach der gesellschaftlichen Akzeptanz des Kolonialismus und seine Konsequenzen sowohl für die Kolonisierenden als auch die Kolonisierten von der Forschung noch nicht beantwortet wurde. Brehl (Vernichtung), S. 22. Vielleicht kann die vorliegende Arbeit dazu beitragen, der Beantwortung dieser Frage näher zu kommen.

[52] Das Parteiorgan der Sozialdemokratischen Partei, der „Vorwärts“, stilisierte den Aufstand der Herero vom ersten Moment an zu einem „Verzweiflungskampf“ eines von den Deutschen unterdrückten Volkes. Damit schließt sich die Zeitung dem Sprachgebrauch des SPD-Vorsitzenden August Bebel an, der diese Formulierung in den Debatten des Reichstages immer wieder nutzte, um die ablehnende Haltung der SPD gegenüber der betriebenen Kolonialpolitik zum Ausdruck zu bringen. Die gleiche Vokabel wird indes von Reichskanzler Graf Bülow genutzt, um genau das Gegenteil zu proklamieren, nämlich den „Verzweiflungskampf“ deutscher Siedler gegen einen übermächtigen und grausamen Feind, der ohne Vorwarnung oder ersichtlichen Grund losgeschlagen hat. Allein dieses Beispiel zeigt, wie ein und dieselbe Vokabel völlig unterschiedliche Bedeutungsmuster erfahren kann.

[53] Siehe S. 15, unter „Freiburger Zeitung“, Anm. 61.

[54] „Ultramontanismus“ beschreibt eine extrem papsttreue und antimoderne politische Strömung innerhalb des deutschsprachigen Katholizismus. Einen ersten Überblick liefert Savin, A., Gräbner, Horst u.a.: Ultramontanismus, zuletzt geändert am 09.09.2012, URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Ultramontan, abgerufen am 10.10.2012.

[55] Stiegler, Klaus Martin: Germania, Berlin (1871-1938), in: Fischer, Heinz-Dietrich: Deutsche Zeitungen des 17. Bis 20. Jahrhunderts, Pullach 1972, S. 299, 301.

[56] ebd.

[57] ebd. Als „Kulturkampf“ wird, ohne detailliert auf selbigen eingehen zu können, ein über Jahre ausgetragener Konflikt zwischen der katholischen Kirche und dem Deutschen Reich bezeichnet. Im Kern ging es um eine Säkularisierung des Deutschen Reiches, also eine von der Politik angestrebte Trennung von Kirche und Staat.

[58] ebd.

[59] ebd.

[60] Im Folgenden zitiert als „FZ“.

[61] Freiburger Zeitung digital, Universität Freiburg, URL: http://www.ub.uni-freiburg.de/index.php?id=117, aufgerufen am 10.10.2012. Die Zeitung ist nahezu komplett überliefert und kann über die Homepage der Universität Freiburg uneingeschränkt eingesehen werden.

[62] ebd.

[63] im Folgenden zitiert als „KVZ“.

[64] Kramer, Rolf: Kölnische Volkszeitung, Köln/Essen (1860-1941), in: Fischer, Heinz-Dietrich: Deutsche Zeitungen des 17. bis 20. Jahrhunderts, Pullach 1972, S. 257.

[65] ebd.

[66] a.a.O., S. 258.

[67] ebd.

[68] Burtscheidt, Andreas, vom 11.06.2012: Die Geschichte der „Kölnischen Volkszeitung“ (1860-1941), URL: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/themen/Das%20Rheinland%20im%2020.%20Jahrhundert/Seiten/KoelnischeVolkszeitung.aspx, Homepage des Landschaftsverband Rheinland, aberufen am 10.10.2012.

[69] Im Folgenden zitiert als „LVZ“.

[70] Blaschke, Florian / Lindner, Angelika / Diederich, Michael, zuletzt geändert am 22.09.2012: Leipziger Volkszeitung, URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Leipziger_Volkszeitung, abgerufen am 10.10.2012.

[71] Im Folgenden zitiert als „NPZ“.

[72] Rohleder, Meinolf u. Treude, Burkhard: Neue Preußische (Kreuz-)Zeitung. Berlin (1848-1939), in: Fischer, Heinz-Dietrich (Hrsg.): Deutsche Zeitungen des 17. bis 20. Jahrhunderts, Pullach 1972, S. 209f.

[73] a.a.O., S. 211.

[74] a.a.O., S. 218.

[75] a.a.O., S. 215, 218f.

[76] a.a.O., S. 217.

[77] Im Folgenden zitiert als „NAZ“.

[78] Fischer, Heinz-Dietrich: Deutsche Allgemeine Zeitung (1861-1945), in: ders. (Hrsg.): Deutsche Zeitungen des 17. bis 20. Jahrhunderts, Pullach 1972, S. 269. Im Folgenden zitiert als „Fischer, NAZ“

[79] ebd.

[80] a.a.O., S. 271.

[81] ebd.

[82] a.a.O., S. 272.

[83] ebd.

[84] Der Begriff „Reptilienfond“ geht auf eine Rede Bismarcks zurück und bezeichnet nichts anderes als Schwarze Kassen. Dussel, S. 109.

[85] Fischer, NAZ, S. 269. Liebknecht war einer der Gründerväter der SPD.

[86] Rosigkeit, Vera, 05. September 2009: Vorwärts und nicht vergessen, URL: http://www.vorwaerts.de/Ueber_uns/20524/vorwaerts_und_nicht_vergessen.html, abgerufen am 20. August 2012.

[87] Schulze, Volker: Vorwärts, Leipzig/Berlin (1876-1933), in: Fischer, Heinz-Dietrich: Deutsche Zeitungen des 17. bis 20. Jahrhunderts, Pullach 1972, S. 331. Im Folgenden zitiert als „Schulze“.

[88] a.a.O., S. 334.

[89] Wettig, Klaus: 01.März 2009: Unklarer Journalistischer Auftrag, URL:http://www.vorwaerts.de/artikel_archiv/38296/unklarer-journalistischer-auftrag.html, abgerufen am 20. August 2012.

[90] Schulze, S. 335.

[91] a.a.O. S, 336f.

[92] im folgenden zitiert als „VZ“.

[93] Bender, Klaus: Die Vossische Zeitung. In: Fischer, Heinz-Dietrich (Hrsg.): Deutsche Zeitungen des 17. bis 20. Jahrhunderts, Pullach 1972, S. 37.

[94] a.a.O., S. 25.

[95] Gesine Krüger weist darauf hin, dass der Ausbruch des „Aufstandes“ zumindest für dass Gouvernement und die Siedler so überraschend nicht gewesen sein konnte, da es doch ganz offenkundige Vorbereitungsmaßnahmen der Herero gegeben habe, so zum Beispiel der „umfangreiche Kauf von Proviant und Ausrüstung“. Selbst (indirekte) Warnungen von bei Siedlern angestellten Herero seien überliefert. Krüger, S. 46.

[96] Norris/Beuke, S. 381.

[97] Sobich, S. 79.

[98] Eine Online-Recherche brachte keine weiteren biografischen Informationen zur Person Wieses. Allerdings konnten ihm mehrere Publikationen aus den Jahren 1906 bis etwa 1930 zugeordnet werden, die sich - bis auf eine weitere - nicht mit kolonialen Fragen beschäftigten. Siehe dazu URL: http://www.booklooker.de/app/result.php?page=1&recPerPage=20&setMediaType=0&autor=Wiese%2C+Dr.+J.&&sortOrder=default, aufgerufen am 30.09.2012.

[99] NPZ, Nr. 25, 16.01.1904, Beilage der Morgen-Ausgabe, S. 2.

[100] NPZ, Nr. 25, 16.01.1904, Beilage der Morgen-Ausgabe, S. 2.

[101] ebd.: „Schinzen berichtet von [den Herero], daß sie die Europäer nur sehr selten bestehlen. Was den Verkehr untereinander betrifft, so pflegen sie allerdings alle ,kostbaren‘ Gegenstände sorgfältig vor den Blicken des Nächsten zu verbergen.Wie weit sie in dieser Sorgfalt gehen, beweist z.B. der Umstand, daß sich der Häuptling Mahaherero in früheren Jahren gezwungen sah, selbst zur heißen Sommerzeit seine sämtlichen 2 oder 3 paar Hosen stets auf dem Leibe zu tragen, wenn er nicht Gefahr laufen wollte, daß sich für die nicht gerade zur Verwendung kommende in seiner Abwesenheit andere Liebhaber fänden.“

[102] ebd.

[103] ebd.

[104] Eine Online-Recherche brachte keine weiteren biografischen Informationen zur Person Kreuschners. In den zeitgenössischen Ausgaben der „Innsbrucker Nachrichten“ (online verfügbar) fanden sich allerdings weitere von ihm veröffentlichte Artikel, die thematisch in keinem Zusammenhang mit kolonialen Fragen standen. Abrufbar auf der Seite der Österreichischen Nationalbibliothek über URL: http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?apm=0&aid=ibn&datum=19070111&zoom=2 (hier die Ausgabe der „Innsbrucker Nachrichten“ vom 11. Januar 1907), abgerufen am 29.09.2012.

[105] NAZ, Nr. 16, 20.01.1904, S.5 und FZ, Nr. 17, 21.01.1904, 2. Blatt, S. 1f.

[106] ebd.

[107] ebd.

[108] ebd.

[109] ebd.

[110] ebd. Siehe dazu auch: Scheulen, S. 72.

[111] Dies ging sogar so weit, dass die Deutschen das Konzept von „Kultur“ und „Kultiviertheit“ selbst im europäischen Kontext einzig für sich reklamierten. Selbst Franzosen und Briten galten nur als „zivilisiert“ und standen damit unterhalb des deutschen „Kulturmenschen“. Siehe dazu: Brehl, (Ein)Geborene, S. 169.

[112] siehe dazu auch Schubert, S. 46.

[113] Siehe dazu: Scheulen, S. 66f und Schubert, S. 48.

[114] NAZ, Nr. 16, 20.01.1904, S.5 und FZ, Nr. 17, 21.01.1904, 2. Blatt, S. 1f.

[115] Die Wahrnehmung reichte vom „faulen Neger“ (Schubert S. 71ff) bis zum „sehr eifrigen Herero“ (Scheulen, S. 70). Letzteres scheint Kreuschner im Sinn gehabt zu haben.

[116] Brehl (Vernichtung), S. 15.

[117] Die Äußerungen Sobichs, die Presse habe in den ersten Tagen „noch relativ unaufgeregt“ Berichtet, da zunächst nur die Ausweitung von bereits bekannten Unruhen in einer der „nicht sonderlich wichtigen Kolonien“ vermutet wurde (Sobich, S. 79), lässt sich meines Erachtens nach weder bezüglich der „Unaufgeregtheit“ noch der „Unwichtigkeit der Kolonie“ bestätigen.

[118] Germania: 34. Jahrgang, Nr. 9, 13.01.1904, 1. Blatt, S. 2 und KVZ: 45. Jahrgang, Nr. 35, 13.01.1904, Morgen-Ausgabe, S. 3. Im Folgenden ohne Nennung des Jahrganges zitiert.

[119] Germania, Nr. 9, 13.01.1904, 3. Blatt, S. 1 und KVZ, Nr. 36, 13.01.1904,1. Abend-Ausgabe, S. 1.

[120] NAZ, 43. Jahrgang, Nr. 10, 13.01.1904, 1. Beilage, S. 3.

[121] Germania, Nr. 9, 13.01.1904, 1. Blatt, S. 2.

[122] Siehe weiter unten auf dieser Seite.

[123] So in der KVZ, Nr. 35, 13.01.1904, Morgen-Ausgabe, S. 3, oder auch in der NAZ, Nr. 10, 13.01.1904, 1. Beilage, S.1.

[124] Sobich, S. 81.

[125] KVZ, Nr. 35, 13.01.1904, Morgen-Ausgabe, S. 3.

[126] siehe dazu: Brehl, (Ein)Geborene, S. 169 ff. Allgemein: Brehl (Vernichtung). Auch wenn Brehl sich mit der Kolonialliteratur und nicht mit der zeitgenössischen Tagespresse beschäftigt, so lassen sich seine Thesen und Ergebnisse sehr gut auf die vorliegende Arbeit übertragen.

[127] KVZ, Nr. 36, 13.01.1904, 1. Abend-Ausgabe, S. 1.

[128] Zur gleichen Zeit befand sich Gouverneur Leutwein mit einem Großteil der „Schutztruppe“ im Süden der Kolonie, um einen seit mehreren Monaten schwelenden Aufstand der Bondelzwarts niederzuwerfen. Und auch dieser Aufstand war nur einer von vielen in der Geschichte des „Schutzgebietes“. Siehe hierzu: Leutwein, S. 432f, S. 439-451.

[129] KVZ, Nr. 36, 13.01.1904, 1. Abend-Ausgabe, S. 1.

[130] siehe Germania, Nr. 10, 14.01.1904, 3. Blatt, S. 1 / KVZ, Nr. 38, 14.01.1904, Morgen-Ausgabe, S. 3 / Vorwärts, 21. Jahrgang, Nr. 11, 14.01.1904, S. 2 (im Folgenden ohne Angabe des Jahrganges zitiert) / Vossische Zeitung, Nr. 21, 14.01.1904 (im Folgenden zitiert als „VZ“, Jahrgangs- und Seitenangaben fehlen bei der Vossischen Zeitung. Letztere beziehen sich also auf die Reihenfolge, in der die VZ auf Mikrofilm archiviert wurde) / Leipziger Volkszeitung, 11. Jahrgang, Nr. 10, 14.01.1904, S. 2 (im Folgenden zitiert als „LVZ“, ohne weitere Angabe des Jahrganges) / Neue Preußische Zeitung, Nr. 21, 14.01.1904, Morgen-Ausgabe, S. 2 (im Folgenden zitiert als „NPZ“, Jahrgangsangaben waren nicht vorhanden).

[131] Vorwärts, Nr. 11, 14.01.1904, S. 2.

[132] ebd.

[133] Eine Unterscheidung ist zwar nicht immer einwandfrei möglich, aber ein „Aufstand“ bezeichnet den gewaltsamen Versuch einer Bevölkerungsgruppe, sich gegen die Staatsgewalt aufzulehnen. „Krieg“, wiederum, bezeichnet in der Regel einen organisierten bewaffneten Konflikt zwischen zwei Staaten. Der Vorwärts bestreitet somit den Herrschaftsanspruch der Deutschen und attestiert den Herero eine politische Souveränität und damit die Rechtmäßigkeit ihrer Ansprüche, bzw. die Unrechtmäßigkeit deutschen Handelns. Zur Definition eines Krieges siehe auch: Bundeszentrale für politische Bildung: Krieg, URL: http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/politiklexikon/17756/krieg, am 22.09.2012. Die gedruckte Version dieses online-Nachschlagewerkes stammt von: Schubert, Klaus/Martina Klein: Das Politiklexikon. 5. Auflage, Bonn 2011;. Eine Definition des Begriffes „Aufstand“ findet sich u.a. Bei Gerd Weichmann, J. Patrick Fischer u.a.: zuletzt geändert am 21.09.2012: Aufstand, Url.: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=108349454, am 22.09.2012.

[134] Erste Meldungen wurden dazu finden sich in der KVZ, Nr. 837, 08.10.1904, 2. Abend-Ausgabe, S. 2 und auch den anderen Zeitungen, teilweise aber erst am 09.10. Ausführlicher zwei Tage später: KVZ, Nr. 842, 10.10.1904, 1. Abend-Ausgabe, S. 2.

[135] NAZ, Nr. 11, 14.01.1904, S.2.

[136] ebd.: Die Anzahl der in Okahandja und Otjosasu lebenden Europäer war verschwindend gering. In beiden Ortschaften lebten zusammengenommen gerade einmal 73 Europäer, gegenüber etwa 1.400 Herero und etwa 200 angehöriger anderer Stämme.

[137] Prof. Dr. Karl Dove war Mitglied im Vorstand der Deutschen Kolonialgesellschaft und ein bekannter Hardliner in der Kolonialpolitik. Dove bediente sich dabei einer sozialdarwinistischen Rhetorik zur Legitimation der Deutschen Kolonialherrschaft und schien selbst im Völkermord ein legitimes Instrument der Herrschaftsausübung zu sehen. Siehe hierzu: Flamme, Andreas: vom 04.10.2007: Der Kolonialwissenschaftler Karl Dove und seine Zeit an der Universität Freiburg, URL: http://www.freiburg-postkolonial.de/Seiten/Dove-Karl.htm, am 22.09.2012.

[138] Gerade in der Anfangsphase des Krieges brachte die Tagespresse immer wieder Artikel, in denen sie ihren Lesern zusätzliche Informationen über das „Schutzgebiet“ und die indigene Bevölkerung bot. Obwohl in breiten Schichten der Bevölkerung nach wie vor ein Interesse an den Kolonien bestand, setzten die Redakteure entsprechendes Wissen um die Kolonie DSWA keineswegs voraus. Sobich, S. 79.

[139] NAZ, Nr. 11, 14.01.1904, S.2.

[140] ebd.

[141] ebd.

Ende der Leseprobe aus 121 Seiten

Details

Titel
Der Hereroaufstand in der zeitgenössischen deutschen Presse
Hochschule
Universität Duisburg-Essen  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Geschichte: außereuropäische Geschichte - Deutsche Kolonialgeschichte
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
121
Katalognummer
V209285
ISBN (eBook)
9783656370536
ISBN (Buch)
9783656371755
Dateigröße
796 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hereroaufstand, Kolonialgeschichte, Genozid, Herero
Arbeit zitieren
Michael Rolka (Autor:in), 2012, Der Hereroaufstand in der zeitgenössischen deutschen Presse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/209285

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