Jugendsprache - Ein Produkt der Medien?


Hausarbeit, 2009

13 Seiten, Note: 1,0

Kirsten Reinhardt (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1. Was ist Jugendsprache?
2.2. Funktionen von Jugendsprache
2.3. Jugendsprache in den Medien
2.3.1. Der Markt der Wörterbücher
2.3.2. Jugendsprache in Werbung und Unterhaltung

3. Schlussbetrachtung

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung:

Das Thema Jugendsprache ist ein sprachwissenschaftliches Untersuchungsfeld mit langer Tradition und gleichwohl noch kurzer Forschungsgeschichte. Ausgelöst durch die ÄJugendrevolte“ Ende der 1970er Jahre wurden auch die sprachlichen Äußerungen der Jugendlichen in Westeuropa zunächst zum Gegenstand öffentlicher Diskussionen, bevor sie Gegenstand der sprachwissenschaftlichen Forschung wurden. Die ersten Untersuchungen dazu unternahm der Germanist Helmut Henne. Dieser musste allerdings 1981 bedauernd resümieren, dass eine linguistische Jugendsprachforschung noch gar nicht existiere. Öffentliche Diskurse und mediale Konstruktionen von Jugendsprache als Sprachkarikatur, als Verstoß gegen Sprachnormen, sowie als Verfall der Sprachkultur waren eine lange Zeit vorherrschend, während die Sprachwissenschaft bis in die 1980er Jahre hinein noch kaum über anekdotische Einzelfallbeobachtungen und erste Versuche systematischer Erfassung von Jugendsprache hinaus gekommen war. Zu groß waren am Anfang die Probleme von Theoriebildung und Methodenentwicklung in einem Forschungsfeld, dessen Bearbeitung die Entwicklungen einer sprachgebrauchsorientierten Linguistik, insbesondere der Sozio- und Pragmalinguistik voraussetzte (Neuland 200310).

Die wissenschaftliche Etablierung des Forschungsgegenstandes Jugendsprache in der germanistischen Linguistik wurde durch den bereits erwähnten Helmut Henne auf der Jahrestagung des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim 1980 eingeleitet. Außerdem trugen darüber hinaus sicherlich auch die 1982 gestellte Preisfrage der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung: ÄSpricht die Jugend eine andere Sprache?“ und die veröffentlichten Preisschriften bei (Neuland 2008 31). In der sich entwickelnden Jugendsprachforschung wurden in den nächsten beiden Jahrzehnten in Deutschland zugleich verschiedene Forschungsrichtungen eingeschlagen, die sich auch chronologisch wie folgt beschreiben lassen: Der Beginn der linguistischen Jugendsprachforschung war zunächst durch eine Fortsetzung der lexikographischen Sammlungen aus der sondersprachlichen Tradition charakterisiert. Mit Hilfe verschiedener Befragungsmethoden wurden Wörterbücher erstellt, die zumeist noch von einer Allgemeingültigkeit jugendlichen Sprachgebrauchs ausgingen. Vereinzelt und vor allem unsystematisch wurden auch pragmatische Aspekte der jugendlichen Sprechweisen erfasst, darunter zum Beispiel Begrüßungs- und Anredeformen, Gesprächspartikel und Verstärkungswörter. Sehr bald schon aber hatte die Forschung die Annahme einer Homogenität der Jugendsprache verabschiedet. Dazu trugen ethnographische Einzelfallbeobachtungen über Erscheinungs- und Funktionsweisen gruppenspezifischer Kommunikation von Jugendlichen bei. Wesentliche Impulse gingen dabei von den Sprechstilanalysen aus. Diese untersuchten die Besonderheiten des Sprechstils sozialer Gruppen vor allem im Hinblick auf kreative Sprachspiele und verfremdete Zitierungen. Beiträge zur kulturanalytischen Jugendsprachforschung rückten funktionale Aspekte der generationsspezifischen Abgrenzungen gegenüber den gesellschaftlichen Konventionen (vor allem auch der Standardsprache) sowie der sozialen Identitätsbildung in den Innenräumen soziokultureller Jugendstile in den Mittelpunkt linguistischer Analysen. Daneben wurden die Erkenntnisse über die Grammatik der deutschen Jugendsprache erweitert (Neuland200312-13).

Schon seit Beginn der Jugendsprachforschung in Deutschland beschäftigte man sich mit dem Einfluss der Medien auf den Sprachgebrauch Jugendlicher. Medienanalytische Forschungsbeiträge wurden zum Gebrauch von Printmedien, Hörfunk und Fernsehen vorgelegt. Jugendliche werden dabei nicht nur als passive Nutzer, sondern als aktive Gestalter von neuen Medienformaten angesehen. Der Medienentwicklung folgend haben im letzten Jahrzehnt die Analysen des Umgangs mit Neuen Medien zugenommen: Jugendliche als Internetnutzer bilden mittlerweile einen viel beachteten Forschungsschwerpunkt (Neuland 2008 36-37).

Die vielschichtige Problematik der ziemlich umstrittenen Jugendsprache wurde von vielen Linguisten allseitig beschrieben. Die sprachwissenschaftliche Erforschung dieses Phänomens wurde unterschiedlich angelegt: von sprachhistorischen Aspekten über die Beschreibung der generations- bzw. gruppenspezifischen lexikalischen, phonetischen, morphologischen und syntaktischen Besonderheiten des Sprachgebrauchs bis hin zur Erfassung deren typischen stilistischen, pragmatischen und funktionalen Merkmale.

Die vorliegende Arbeit versucht, sich der Jugendsprache als eigenständiges Sprachgefüge im deutschen Gesamt-Sprachsystem zu nähern. Dabei wird die Jugendsprache nicht nur auf ihre Funktion hin untersucht, sondern vor allem auch hinsichtlich der Wechselwirkung mit den Medien betrachtet. Einführend werde ich zunächst der Frage nachgehen, was Jugendsprache im Wesentlichen ausmacht. Als gute Quelle für meine Arbeit haben sich vor allem die wissenschaftlichen Beiträge von Helmut Henne und Eva Neuland erwiesen.

2. Hauptteil:

2.1. Was ist Jugendsprache?

Die Definition des Begriffs ÄJugendsprache“ stellt sich als recht problematisch heraus. Jugendsprache ist wörtlich genommen die Sprache der Jugend, was bedeuten würde, dass Jugendliche eine eigene Sprache besitzen. Diese Behauptung ist jedoch fraglich. Zudem scheint es problematisch, die große Gruppe der Jugendlichen sprachlich zu einer einzigen zu vereinen. Weiterhin stellt sich die Frage, ob die so genannte Jugendsprache ausschließlich von Jugendlichen gesprochen wird.

Will man das Phänomen Jugendsprache als Forschungsobjekt betrachten, muss man sich erst einmal sowohl der Bedeutung von ÄSprache“, als auch die der Definition von ÄJugend“ vergegenwärtigen.

Der Begriff ÄJugend“ lässt sich auf unterschiedlichste Weise definieren. Es kommt darauf an, ob man bei dem Begriff von dem juristischen, biologischen oder dem sozialen Alter ausgeht. Henne definiert die Kategorie Jugendlicher wie folgt: ÄJugendlicher ist also, wer die biologische Reife erlangt hat, aber noch nicht die soziale Reife“ (Henne1986202).

Der Begriff ÄSprache“ meint zum einen die Gesamtheit der Wörter von grammatischen Regeln, mit derer sich eine Sprachgemeinschaft als Ganzes verständigt. Sie ist die Basis der Kommunikation in allen Bereichen. Sprache kann in verschiedene Kategorien klassifiziert werden: nach dem geschriebenen oder gesprochenen Medium, nach der Funktion und ihrem Gebrauch als Alltagssprache, Sprache des öffentlichen Verkehrs, der Politik, Wissenschaft, Justiz, etc. Es gibt also in unserem Sprachsystem nicht nur eine einzige Sprachform, sondern der Mensch bedient sich innerhalb seiner Sprache eines Registers unterschiedlicher Sprachelemente. Die Anwendung dieser situations- abhängig verwendeten Sprachelemente richtet sich dabei immer nach dem gesellschaftlichen Kontext, wie auch der Beziehung zwischen den Kommunizierenden innerhalb der stattfindenden Kommunikation.

Die Jugendsprache ist dabei nur eine von vielen Teilsprachen des deutschen Sprachsystems. Das Sprachsystem der deutschen Sprache ist nach Helmut Henne ein System der Varietäten, das in verschiedene Kategorien klassifiziert werden kann. Leitvarietät in diesem System ist die so genannte Standardsprache, der die Literatursprache, Fachsprachen, Dialekte, Gruppensprachen, etc. unterstehen. Zu der Kategorie der Gruppensprache zählt auch die Jugendsprache - eine Existenzform, Ädie jugendliches Lebensgefühl und Bewusstsein aufnimmt gegen die vorgegebene und von Erwachsenen geprägte Standardsprache“. Die Jugendsprache setzt Ädie Standardsprache voraus, wandelt sie schöpferisch ab, stereotypisiert sie zugleich und pflegt spezifische Formen ihres sprachlichen Spiels“ (Henne 1986 208).

In Bezug auf die divergierenden Sprachen innerhalb unseres gesamten Sprachsystems ist davon auszugehen, dass jeder Mensch - insbesondere der sich in einer Übergangs- und Entwicklungsphase befindende Jugendliche - gleichzeitig Mitglied mehrerer Kommunikationsgemeinschaften ist. Der Jugendliche lebt und artikuliert sich nicht nur im Umgang mit Erwachsenen, sondern auch im Umgang mit anderen Jugendlichen. Dies hat zur Folge, dass er einem ständigen Balanceakt zwischen ÄErwachsenensprache“ und ÄJugendsprache“ ausgesetzt ist. Jugendliche als Subgruppe verwenden zwar die gleichen lexikalischen Einheiten, tun dies jedoch mit durchaus beträchtlichen Schwankungen in syntaktischer, phonologischer, morphologischer und semantischer Hinsicht. Auf diese Schwankungen - also die sprachlichen Merkmale der Jugendsprache - werde ich allerdings aufgrund des begrenzten Rahmens dieser Arbeit nicht näher eingehen können, sondern mich nun dem funktionalen Aspekt der Jugendsprache zuwenden.

2.2. Funktionen von Jugendsprache

Was beabsichtigt ein Jugendlicher damit, wenn er Jugendsprache verwendet? Auch die Gründe, die für den Gebrauch von Jugendsprache sprechen, sind vielfältig. Susanne Augenstein versucht diese Frage anhand des Bühlerschen Organonmodells zu klären. Dieses Zeichen- und Kommunikationsmodell des Psychologen Karl Bühler beschreibt die Funktionen von Sprache.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: www.wikipedia.de

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Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Jugendsprache - Ein Produkt der Medien?
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
13
Katalognummer
V209138
ISBN (eBook)
9783656365723
Dateigröße
541 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
jugendsprache, produkt, medien
Arbeit zitieren
Kirsten Reinhardt (Autor:in), 2009, Jugendsprache - Ein Produkt der Medien?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/209138

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