Untersuchung des kommunalen Abfallaufkommens der Industrieländer


Hausarbeit, 2011

24 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theorie
2.1 Kultureller Faktor
2.2 Struktureller Faktor
2.3 Politische Faktoren
2.4 Ökonomischer Faktor

3. Operationalisierung
3.1 Fallauswahl
3.2 Abhängige Variable
3.3 Kultureller Faktor
3.4 Struktureller Faktor
3.5 Politische Faktoren
3.6 Ökonomischer Faktor
3.7 Zeitverzögerungen

4. Datenanalyse
4.1 Univariate Datenanalyse
4.2 Bivariate Analyse
4.3 Multivariate Datenanalyse

5. Schlussfolgerungen

6. Anhang

7. Abstract/Zusammenfassung

1. Einleitung

„Abfall ist Gegenstand unmittelbarer lebensweltlicher Erfahrung. Er entsteht jeden Tag aufs neue, ist sichtbar, muß gelagert werden, er stinkt, er ist schmutzig, er muß weggebracht werden“ (Keller 2009: 21). Abfall ist dementsprechend eine Alltagserscheinung, die wiederum eine Wirkung auf unsere Umwelt hat. Zum einen wird die Umwelt durch die entstehenden Emissionen bei der Gewinnung der Rohstoffe und deren Verarbeitung, bei der thermischen und biologischen Behandlung des Abfalls und durch den Abfalltransport belastet, zum anderen können Schadstoffe aus Abfällen über Boden, Luft und Wasser in die Umwelt gelangen (Kranert/Cord-Landwehr 2010: 76). Des Weiteren hat das Abfallaufkommen ebenfalls Einfluss auf den Flächenverbrauch und kann ästhetische Schäden in der Landschaft hinterlassen (Jahn 2011: 29). All diese negativen Auswirkungen auf die Umwelt legen nahe, dass die Abfallproblematik neben dem Klimawandel oder der Bewahrung der Biodiversität eine bedeutsame Herausforderung für unsere heutige Gesellschaft ist. Folglich stellt sich die Frage welche Faktoren das kommunale Abfallaufkommen entscheidend beeinflussen. Es liegt in der Verantwortung der Unternehmen und vor allem der einzelnen Konsumierenden das Abfallaufkommen zu reduzieren. Daher soll in dieser Arbeit das kommunale Abfallaufkommen untersucht werden und auch auf den Faktor Umweltbewusstsein eingegangen werden. Weiterhin ist festzuhalten, dass das Abfallaufkommen in den Industrieländern zumeist höher ist, als in den Schwellen- und Entwicklungsländern (Kranert/Cord-Landwehr 2010: 49-50). Aufgrund dieser Verantwortung von Industrieländern für durch Müll hervorgerufene Umweltprobleme erscheint es interessant zu hinterfragen, welche Faktoren das Müllaufkommen in diesen Ländern bestimmen. Abfall ist im Gegensatz zum Klimawandel ein sichtbareres Umweltproblem, was darauf schließen lässt, dass die Abfallproblematik eher in das Zentrum des Umweltschutzes rücken sollte und eine gewisse Beachtung bei den Bürgerinnen und Bürger finden sollte. Jedoch zeigen Daten von 21 OECD-Ländern der Jahre 1980 – 2005 einen durchschnittlichen Anstieg des kommunalen Abfalls um 48,79 % (Jahn 2011: 29).

Aus dieser Problematik heraus ergibt sich somit die Forschungsfrage: Wie lässt sich das kommunale Abfallaufkommen der Industrieländer erklären? Nach meinem Kenntnisstand gibt es in der Literatur keine quantitativ ländervergleichenden Studien zu dieser Problematik, jedoch viele Aufsätze zur Abfallwirtschaft einzelner Länder. Daher soll hier statistisch vergleichend der Forschungsfrage nachgegangen werden, um somit einen Beitrag zur Erklärung des Abfallaufkommens zu leisten. Dabei wird eine Querschnittanalyse für das Jahr 2005 von 21 OECD-Ländern durchgeführt.

Zunächst wird theoretisch diskutiert welche Faktoren welchen Einfluss auf das Abfallaufkommen haben, wobei auch auf empirische Erkenntnisse der Literatur eingegangen wird. Darauf folgend werden die theoretisch gewonnenen Faktoren operationalisiert. Anschließend wird die uni-, bi- und multivariate Datenanalyse vorgenommen, wobei letztere zeigen wird, welche Faktoren das Abfallaufkommen der Industrieländer beeinflussen. Abschließend werden die gewonnenen Ergebnisse zusammengefasst und im Zusammenhang mit den theoretischen Annahmen diskutiert, wobei Schlussfolgerungen gezogen werden.

2. Theorie

In der Literatur werden verschiedene Faktoren zur Erklärung des Abfallaufkommens genannt, die im Folgenden diskutiert werden. Da das Abfallaufkommen eines Landes zur Umweltperformanz zählt, wird hier auch auf Faktoren eingegangen, die bisher nur in der Diskussion zur Umweltperformanz Beachtung fanden, allerdings bei der Erklärung des Abfallaufkommens noch nicht besonders berücksichtigt wurden.

Karavezyris (2000: 83-84) geht anfangs von vier Einflussbereichen mit insgesamt 45 Faktoren aus, wobei die vier Bereiche folgende sind: Wirtschaft, Gesellschaft, Umwelt und Abfallmanagement. Ebenfalls vier Einflussbereiche werden von Kranert und Cord-Landwehr (2010: 36) identifiziert, die sie folgendermaßen benennen: gesetzliche Rahmenbedingungen, sozioökonomische Faktoren, die abfallwirtschaftliche Situation und die Struktur im Entsorgungsgebiet. Schaut man sich jedoch die Faktoren der einzelnen Bereiche an, können viele Übereinstimmungen festgestellt werden. Auf dem Gebiet der Umweltperformanz werden die öffentliche Meinung und Mobilisierung sowie strukturelle und ökonomische Veränderungen, politische Institutionen, Macht- und Ressourcen-Mobilisierung als Erklärungen genannt (Jahn 1998: 115; Scruggs 2003: 1-18). Aus der Diskussion des Abfallaufkommens und der Umweltperformanz kristallisieren sich dabei folgende Faktoren für diese Arbeit heraus: als kultureller Faktor das Umweltbewusstsein, als struktureller Faktor die Bevölkerungsdichte, als politische Faktoren Umweltbewegungen, Neokorporatismus,, Politik einzelner Parteien in Verbindung mit dem Vetospieleransatz und als ökonomischer Faktor das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Bilitewski et al. (2000: 62-67) sowie Kranert und Cord-Landwehr (2010: 38) diskutieren außerdem Faktoren der Abfallwirtschaft, wie den Abfuhrrhythmus, die Gebührenstruktur und die Größe der Abfallbehälter. Auf diese Einflüsse kann aber in dieser Arbeit aufgrund fehlender Daten und mangelnder Vergleichbarkeit leider nicht eingegangen werden.

2.1 Kultureller Faktor

Karavezyris (2000: 90) nimmt an, dass die Bildung eines Umweltbewusstseins von der Ökonomie abhängt, da es konjunkturabhängig ist. Kranert und Cord-Landwehr (2010: 36-37) stellen den Konsumenten in den Mittelpunkt, er sei aufgrund seines Konsumverhaltens verantwortlich für die Abfallmengen und die Abfallzusammensetzung; so haben zum Beispiel vermehrt nachgefragte Bioprodukte Auswirkungen auf den Verpackungsbereich, da Obst und Gemüse aus diesem Sortiment ohne oder mit biologisch abbaubaren Verpackungen verkauft werden. Der Einfluss des Bildungsstand des Konsumenten ist noch nicht bekannt, jedoch korreliert er oft mit dem Umweltbewusstsein, damit kann davon ausgegangen werden, dass dieser sowohl das Entsorgungsverhalten als auch das Konsumverhalten beeinflusst (Kranert/Cord-Landwehr 2010: 36-37). Die OECD hat allerdings keine vergleichbaren Daten der zu untersuchenden Länder über den gesamtgesellschaftlichen Bildungsstand. Daher und aufgrund des starken Zusammenhangs zwischen Umweltbewusstsein und Bildungsstand beziehe ich mich im Weiteren auf das Umweltbewusstsein. Die Hypothese H1 lautet, je höher das Umweltbewusstsein, desto geringer das kommunale Abfallaufkommen.

2.2 Struktureller Faktor

Ältere Untersuchungen über die Gemeindegröße und deren Einfluss auf die Menge des Abfalls ergaben, dass die Größe und Struktur des Siedlungsraums entscheidend für die Abfallmenge und Zusammensetzung ist (Bilitewski et al. 2000: 63). Die Größe eines Landes und deren Bevölkerungsdichte kann laut Jahn (1998: 116) auch ein einflussreicher Faktor sein, da oft flächenreiche, weniger dicht besiedelte Länder natürliche Ressourcen als übermäßig vorhanden ansehen. Außerdem wird angenommen, dass dicht besiedelte Länder der Umweltverschmutzung eher entgegenwirken, da sie dort direkter wahrgenommen wird (Scruggs 2003: 9), wie zum Beispiel wilde Mülldeponien. Daher lautet die Hypothese H2 je höher die Bevölkerungsdichte, desto geringer das kommunale Müllaufkommen.

2.3 Politische Faktoren

Die Parteiendifferenzhypothese besagt, dass die Resultate der Staatstätigkeit von der jeweiligen Regierungspartei abhängen, demnach setzen sich grüne Parteien und auch links-libertäre Parteien mehr für Umweltbelange ein (Garret 1998; vgl. Jahn 2008: 6-7).

Der von George Tsebelis entwickelte Vetospieleransatz zeigt, inwiefern Vetospieler, zu denen politische Entscheidungsträger wie zweite Kammern oder der Bundespräsident zählen, Auswirkungen auf die Politik eines Landes haben können (Bernauer et al. 2009: 179). Dabei wird angenommen, dass die steigende Zahl von Vetospielern, mit unterschiedlichen politischen Positionen und mangelnder Kompromissbereitschaft eine Veränderung des Status quo erschweren, anders gesagt nimmt die Reformfähigkeit des politischen Systems ab (Bernauer et al. 2009: 179-181). Die Hypothese H3 lautet daher je höher der Anteil von grünen und links-libertären Parteien in einer Regierung ist und je geringer der Einfluss von Vetospielern, desto geringer ist das kommunale Abfallaufkommen.

Umweltbewegungen, wie die Anti-Atom-Bewegung werden von Jahn (2009: 6) als weiterer Einflussfaktor auf die Umweltpolitik genannt, da sie einen ähnlichen Einfluss wie Gewerkschaften in der Sozialpolitik hätten. Rucht (1999: 205) bemerkt zudem, dass Umweltbewegungen als Agenda-Setter fungieren, zur Etablierung eines neuen Politik- und Industriesektors beigetragen haben und persönliche Einstellungen und Verhaltensweisen beeinflussen. Auch wenn laut Rucht (1999: 205) Umweltbewegungen bisher die Umweltzerstörung kaum stoppen konnten, lautet die Hypothese H4 aufgrund der anderen eben genannten Feststellungen, dass je stärker der Einfluss von Umweltbewegungen ist, desto geringer ist das kommunale Abfallaufkommen.

In der Diskussion der Umweltperformanz ist Neokorporatismus ein weiterer wichtiger Einflussfaktor. Entgegen der These, dass Umweltinteressen sich in einem pluralistischen System besser durchsetzen können, stellt Scruggs (2003: 13-14) verschiedene Argumente auf, die begründen warum neokorporatistische Länder eine bessere Umweltperformanz haben - beispielsweise dass die Spitzenverbände die Vorteile von wirksamer Umweltpolitik vermitteln können. Auch Jahn (1998: 119) geht davon aus, dass Umweltinteressen effektiver und schneller in einem neokorporatistischen System umgesetzt werden können. Die Hypothese H5 lautet daher, je neokorporatitischer ein Staat ist, desto geringer ist das kommunale Abfallaufkommen.

2.4 Ökonomischer Faktor

Laut Jahn (2008: 3) gibt es für die Beziehung zwischen Umweltverschmutzung und Entwicklung der Wirtschaft die Prosperity-Pollution-Hypothese und die Prosperity-Cleaning-Up-Hypothese, wobei die Prosperity-Pollution-Hypothese besagt, dass bei wachsendem Sozialprodukt (BIP) und damit verbundender erhöhter Produktion auch die Umweltverschmutzung ansteigt. Demgegenüber besagt die Prosperity-Cleaning-Up-Hypothese, dass die ökonomische Entwicklung mit der technischen Entwicklung und einem Strukturwandel vom Industrie- zum Servicesektor einhergeht und durch diese Veränderungen eine Reduzierung der Umweltverschmutzung angenommen werden kann (Jahn 2008: 3). Im Modell der Environmental Kuznet's Curve werden beide Hypothesen zusammengefasst, demnach bezieht sich die Prosperity-Pollution-Hypothese eher auf die Länder mit einem geringem BIP und die Prosperity-Cleaning-Up-Hypothese auf Länder mit einem großen BIP (Jahn 2008: 3). Entgegen der letzt genannten Hypothese charakterisiert Mengozzi (2010: 1) die Müllproduktion allerdings als Wohlstandsindikator, der mit der selben Rate wächst wie das BIP. Mengozzi (2010: 1) kritisiert dabei, dass die Länder mit den am weitesten entwickelten Demokratien, die die Möglichkeit haben, eine Politik der Reduktion und Prävention zu betreiben, diejenigen sind, die den meisten Müll produzieren. Auch Jahn (1998: 112) schreibt „waste is one of the environmental problems emerging from increased consumption and production“. Die Hypothese H6 ist daher, je höher das BIP ist, desto höher ist das kommunale Abfallaufkommen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Untersuchung des kommunalen Abfallaufkommens der Industrieländer
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald  (Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft)
Veranstaltung
Umwelt und Politik
Note
1,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
24
Katalognummer
V209009
ISBN (eBook)
9783656373063
ISBN (Buch)
9783656374060
Dateigröße
660 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
abfallaufkommen, industrieländer
Arbeit zitieren
Susan Pedersen (Autor:in), 2011, Untersuchung des kommunalen Abfallaufkommens der Industrieländer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/209009

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