Max Weber und Rational Choice

Ein Vergleich


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Max Weber

3. Rational Choice

4. Der Vergleich der Theorien von Max Weber und Rational Choice
4.1 Das Verhalten von Ego und Alter
4.2 Die Akteure und die emergente Ordnung

5. Fazit

6. Literaturliste

1. Einleitung

Aus dem Fundus vieler Theoriemodelle werden in dieser Arbeit die Theorie von Max Weber und von Rational Choice dargestellt und in Verbindung gesetzt. Um zunächst einen guten Einblick in die einzelnen Modelle zu bekommen, werde ich die wesentlichen Aspekte darstellen und auch bei einigen für das Verständnis wichtigen Stellen ins Detail gehen. Nachdem ich nun erst Max Weber und Rational Choice behandelt habe, versuche ich eine Gegenüberstellung der beiden Theorien zu konstruieren und prägnant ihre Gemeinsamkeiten/Ähnlichkeiten wie auch Unterschiede aufzuzeigen. Dabei werde ich zunächst auf die Beziehung von Ego und Alter zueinander eingehen, bevor ich die Entstehung von emergenter Ordung durch die Akteurskonstellationen beleuchten will. Zum Schluss werde ich mit einem Fazit meine Arbeit resümieren.

2. Max Weber

Zunächst sollte klar sein, was „Handeln“ und „Soziales Handeln“ nach Max Weber überhaupt bedeutet. Unter „Handeln“ versteht er, dass ein Handeln (Tun, Unterlassen Dulden) subjektiv für den Handelnden einen Sinn ergibt. „Soziales Handeln“ jedoch beschreibt ein Handeln, das orientiert ist am vergangenen, gegenwärtigen oder zukünftig erwarteten Handeln anderer und für den Handelnden einen Sinn ergibt. Das Handeln verbinden dieser Definition nach die Bestandteile des „menschlichem Verhaltens“ und des „subjektiven Sinnes“ (Vgl.Schneider 2005: 21).

Die Soziologie soll nach Weber der Aufgabe nachkommen, soziales Handeln zu deuten und zu verstehen und dadurch ursächlich zu erklären. Wenn also eine Handlung ohne einen subjektiven Sinn als Handlung definiert ist, ist es eine nahezu unlösbare Aufgabe hier ein Sinnverständnis hervorzurufen und eine kausale Erklärung zu liefern. Es würde der zentrale Punkt der Soziologie fehlen (Vgl.Schneider 2005: 23). Der subjektive Sinn des Handelnden oder der dem Handelnden zugeschrieben wird, ist es, der eine Handlung zu einer „Handlung“ macht (Vgl.Schneider 2005: 24).

Um einen Sinn zu verstehen, gibt es die Möglichkeit des aktuellen Verstehens und des Motivationsverstehens. Beim aktuellen Verstehen geht es darum, die Handlung zu beobachten . Das Lesen eines Buches ist also eine Handlung, die aktuell zu verstehen ist. Es geht hierbei um die Fragestellung: „Was“ hat der Handelnde getan? Das Motivationsverstehen, was man auch als erklärendes Verstehen bezeichnen kann, beschäftigt sich mit der Fragestellung „Warum“ tut der Handelnde etwas. Wenn der Beobachter also zu dem Schluss kommt, dass die Person das Buch liest, weil sie lesen oder sich bilden will, oder einfach Interesse am Buch hat, dann ist dies als Motivationsverstehen zu bezeichnen da es die Motivation der handelnden Person beschreibt.

Man wird jedoch vermutlich nie zu einer endgültigen Klärung eines Motivationsverstehens kommen können, da man im Regelfall nur einen Moment als Beobachter sieht. Eine Handlung hat ein Motiv; dieses Motiv hat häufig noch ein übergeordnetes Motiv und verschiedene Handlungsschritte und Untermotive. Somit ist es schwierig, ein gesamtes abschließendes Motivationsverstehen zu erreichen (Vgl.Schneider 2005: 25ff). In diesem Motivationsverstehen finden sich vier verschiedene Handlungstypen wieder.

1. Zweckrationale Handlung: diese beinhaltet, dass der Handelnde ein klares Ziel vor Augen hat und die bestmögliche Handlungsalternative unter Berücksichtigung und Abwägung von Zweck, Mitteln und Nebenfolgen wählt, wenn das bestmögliche erwartete Ergebnis ermittelt wurde
2. Wertrationale Handlung: hierbei ist nicht der Grundgedanke, durch eine Handlung ein bestimmtes Ziel zu erreichen, sondern die Handlung selbst ist schon das Ziel. Der Erfolg ist zweitrangig. Die Handlungen sind meist ethisch, ästhetisch oder religiös orientiert
3. Affektuelle Handlung: diese geschieht aus Emotion heraus, es sind Handlungen, die aus dem Affekt und aus Gefühllagen kommen. Der Handelnde macht sich keine Gedanken um die Wahl der Mittel. Er greift zum nächst verfügbaren Mittel, um in einer Situation sein Ziel zu erreichen (Vgl.Schneider 2005: 49)
4. Traditionelle Handlung: Auch bei den traditionellen Handlungen macht sich der Handelnde keine Gedanken über mögliche Handlungsalternativen. Er handelt jedoch nicht emotional sondern gewohnheitsmäßig. Er handelt nach einem bestimmten Schema, das er sich durch Erfahrungen und eingelebte Gewohnheiten angeeignet hat.

Das zweckrationale Handeln steht in der Rangfolge der vier Handlungsvarianten an erster Stelle. Im Folgenden werden die restlichen drei Handlungstypen ihrem Grad der Relevanz entsprechend aufgeführt und wieweit sie in ihrem Typus vom zweckrationalisiertem Handeln abweichen.

Das zweckmäßige Handeln ist immer an Zweck, Mitteln und Nebenfolgen orientiert. Es gliedert sich in drei Rationalitätsaspekte.

„1. Die Erreichbarkeit des angestrebten Ziels unter den Bedingungen der gegebenen Handlungssituation; 2. Die Tauglichkeit der verwendeten Mitteln; 3. Die Abwägung der Nebenfolgen, die jedes Handeln unabhängig vom angestrebten Ziel auch noch zur Folge hat.“(Schneider 2005: 50) Um ein Ziel zu erreichen, gibt es meistens mehrere zur Verfügung stehende Mittel. Zweckrationales Handeln bedeutet demnach das bewusste Abwägen der Tauglichkeit der einzelnen Mittel. Das Mittel, welches in den Augen des Handelnden am effektivsten ist wird dann bewusst ausgewählt. Die Entscheidung schließt also immer die Nebenfolgen in Bezug auf andere Ziele mit ein. Es soll durch die Wahl der Mittel ein bestmögliches Ergebnis erzielt werden (Vgl.Schneider 2005: 50).

Ein anderes Kriterium für eine Entscheidung kann sein, dass verschiedene Ziele zur Verfügung stehen, die verfolgt werden können. Hier wird abgewogen, welches Ziel die höchste Priorität hat oder welches der Ziele vielleicht anderweitig erreicht werden kann (Vgl.Schneider 2005: 51).

Beim traditionellem Handeln steht der Eigenwert der Handlung im Vordergrund. Die Meinung, eine Handlung aus Pflicht zu tun, definiert den Eigenwert (Vgl.Schneider 2005: 51). Laut Weber ist traditionales Handeln kein „sinnhaftes“ Handeln, weil es ohne Reflexion auf schon bekannte Reize geschieht. Er bezeichnet es auch als das schon immer Vorhandene.

Bei wertrationalem Handeln handelt der Akteur nach eigenen, sich selbst gestellten Geboten. Wenn der Handelnde so handelt, wie es von ihm erwartet wird, dann erfüllt die Handlung keinen Zweck oder Ziel, sondern die Handlung selber ist der Zweck oder das Ziel. Der Wert liegt in der Handlung selber ohne Rücksicht und Beachtung der möglichen Unterziele und Nebenfolgen einer Handlung. Die alternativen Mittel und die möglichen Nebenfolgen können durchaus bewusst wahrgenommen werden und es können durchaus Konflikte mit anderen Zielen und Werten entstehen. Das besondere jedoch am wertrationalen Handeln ist, dass der Handelnde ganz bewusst diese Faktoren bei der Handlung ausschließt (Vgl.Schneider 2005: 52).

Die bisher beschriebenen Handlungsmotivationen unterscheiden sich allein schon durch das „rational“ von den nun folgenden Handlungsmotivationen (Vgl.Schneider 2005: 52).

Unter dem affektuellen Handeln versteht man Reagieren auf einen Reiz, der nicht vorhersehbar war. Es umfasst sowohl spontanes Handeln sowie auch das ungehemmte Reagieren auf einen außeralltäglichen Reize. Es sind im Gegensatz zu den ersten beiden Handlungsmotivationen nicht die Worte „Zweck und Mittel“ zentral, sondern „sinnfrei“ steht im Mittelpunkt. Das Handeln zwischen Reiz und Reaktion erfolgt ohne einen logisch nachvollziehbaren Sinn.

Affektuelles Handeln und traditionelles Handeln bewegt sich häufig jenseits der Grenze von Sinn und Bewusstsein (Vgl.Schneider 2005: 52f).

Max Weber versteht die Soziologie als eine Wissenschaft, deren Aufgabe es ist, soziales Handeln zu deuten und zu verstehen. Weber passt also die Definition von Handeln seinem Verständnis von Soziologie an, indem er das Handeln eines Menschen nur dann als Handeln begreift, wenn es einen subjektiven Sinn ergibt und wenn dem Handelnden von seiner Umwelt ein Sinn zugesprochen wird. Denn ein Handeln ohne Sinn zu verstehen und zu deuten wäre eine unlösbare Aufgabe.

Weber teilt Handlungsmotivationen in zwei Hauptbereiche zum einen das rationale Handeln und das intuitive Handeln. Dies ist nach seiner Definition die Basis, die den subjektiven Sinn eines Handelns ergibt.

Eine Unterform des sozialen Handelns stellen soziale Beziehungen dar. Soziale beziehungen sind wechselseitig aufeinander abgestimmtes soziales Handeln von meheren Akteuren. Diese Beziehungen beinhalten kleinere Beziehungen wie Freundschaft, aber auch große soziale Gebilde wie Verwaltung oder Staat. Weber unterscheidet weiterhin noch zwischen konfliktionären und konsensionellen Beziehungsformen der Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung. Vergemeinschaftung sind soziale Beziehungen, die auf subjektiv gefühlter Zugehörigkeit der Beteiligten beruht. Vergesellschaftung hingegen bezeichnet soziale Beziehungen, die auf wert- oder zweckrational motivierten Interessensausgleich oder aus ebenso motivierter Interessensbindung beruhen. Soziale Beziehungen lassen sich auch in symmetrisch und asymmetrisch unterscheiden. In symmetrischen Beziehungen erkennt ein Akteur den anderen nicht als überlegen an, wo hingegend in asymmetrischen Beziehungen klar sich der eine klar dem Überlegenen unterordnet. Herrschaft setzt sich laut Weber aber nicht nur aus Macht zusammen, sondern er setzt auch die anerkannte Legitimität vom Herrscher voraus.

3. Rational Choice

Rational Choice ist ein verschiedene Varianten umfassendes Theorieprogramm, das als Kern die These vertritt, dass Handlungen die rationale Verfolgung von Interessen sind.

Hierbei geht man davon aus, dass der Akteur die ihm sich bietende Handlungsalternative wählt, welche ihm auf maximale Weise zufrieden stellt. Grundelemente des ökonomischen Handlungsmodells sind die Berücksichtigung von Kosten und die Nutzenmaximierung. Dabei ist der Akteur ausschließlich auf den eigenen Vorteil bedacht und keinen Normen unterworfen. Normkonform handelt jener nur, wenn für ihn der Nutzen der Befolgung von Normen die Kosten der selben übersteigt. Weiterhin sind auch eine klare Präferenzordnung der eigenen Handlungsziele und volle Information über alle Handlungsbedingungen und -möglichkeiten Basis des ursprünglichen Rational Choice, welches aber auf Grund der Realitätsferne verworfen wurde. Mittlerweile geht man von variablen Präferenzen und unsicheren Handlungsbedingungen aus. Das führt dazu, dass der Akteur nun den ihm bekannten Handlungsalternativen einen Nutzen beimisst und ihre Eintrittswahrscheinlichkeit berücksichtigen muss. Die so genannte SEU-Theorie macht es möglich, rechnerisch seine optimale Handlungsalternative zu wählen. Dazu multipliziert man den erwarteten Nutzen der Handlungsalternative mit der Eintrittswahrscheinlichkeit derselben. Der Eintrittswahrscheinlichkeit schreibt man einen Wert von 0 (nicht zu erwarten) bis 1 (völlig sicher) zu. Das Ergebnis mit dem höchsten SEU-Wert ist demnach dann auch die optimale Handlungsalternative mit größtem Nutzen für den Akteur.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Max Weber und Rational Choice
Untertitel
Ein Vergleich
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Veranstaltung
Einführung in die Soziologische Theorie
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
14
Katalognummer
V208926
ISBN (eBook)
9783656372066
ISBN (Buch)
9783656372899
Dateigröße
486 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
vergleich, weber, rational, choice
Arbeit zitieren
Andrea Budzynski (Autor:in), 2008, Max Weber und Rational Choice, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208926

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Max Weber und Rational Choice



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden