Wird die Online-Befragung den Standards der empirischen Sozialforschung gerecht?

Eine Analyse von Repräsentativität mit besonderem Blick auf die Stichprobenproblematik web-basierter Befragungen und deren Zukunftspotential


Hausarbeit, 2011

32 Seiten, Note: 2,0

Antonia Beggert (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einführung

2 Definition

3 Vor- und Nachteile der Online-Befragung gegenüber anderen Befragungsmethoden

4 Stichprobe & Stichprobenproblematik
4.1 Stichprobe & Teilnehmerrekrutierung Beispiel: forsa.omninet
4.2 Stichprobenproblematik

5 Fragebogengestaltung

6 Softwaretools
6.1 maQ.de
6.2 2ask.net
6.3 Global Park

7 Datenqualität

8 Nutzung: wer, wie und warum?

9 Fazit & Ausblick

10 Literaturverzeichnis

11 Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1. Anteil von Interview nach Befragungsart in Prozent und Jahr. Quelle: eigene Anfertigung nach www.adm-ev.de. 1

Hinweis: Einige Abbildungen wurden aus rechtlichen Gründen aus der Arbeit entfernt.

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1. Vor- und Nachteile von Online-Umfragen. 7

Tabelle 2. Onlinenutzung 2010. Angaben in Prozent, deutsche bevölkerung ab 14 Jahren. 9

1 Einführung

Betrachtet man die Anteile von Befragungen nach Befragungsart der letzten 20 Jahre, so ist ein deutlicher Trend hin zu Online-Befragungen zu erkennen:[1] Während Online-Befragungen in den 1990er Jahren noch nicht existiert haben und der Großteil von Befragungen persönliche Interviews gewesen sind (1990: 65 Prozent; 1995: 60 Prozent), ist ein stetes Wachstum von Online-Befragungen und ein gleichzeitiger Rückgang von persönlichen Interviews zu erkennen. Im Jahr 2000 wurden nur drei Prozent Online-Befragungen durchgeführt, aber 34 Prozent persönliche Interviews. Für 2002 liegen Werte von fünf Prozent gegenüber 33 Prozent vor, 2004 sind es 16 Prozent zu 31 Prozent gewesen; für 2006 liegen Werte von 21 Prozent zu 25 Prozent vor und 2008 haben Online-Befragungen mit 31 Prozent die persönliche Befragung das erste Mal überholt (21 Prozent). Den größten Anteil an Befragungen nehmen seit 2000 Telefonumfragen ein (41-46 Prozent).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1. Anteil von Interview nach Befragungsart in Prozent und Jahr. Quelle: eigene Anfertigung nach www.adm-ev.de.

Gründe für den enorm schnellen Zuwachs sind zahlreiche Vorteile von Online-Befragungen gegenüber klassischen Befragungsmethoden wie beispielsweise die schnelle Durchführbarkeit oder die zeitgleiche Kontaktierung von unbegrenzt vielen Befragten. Dabei müssen wissenschaftliche Online-Befragungen, die für die Markt- und Sozialforschung eingesetzt werden, denselben Anforderungen und Standards gerecht werden wie klassische Befragungsmethoden.

Ob web-basierte Befragungen diesen Anforderungen genügen, soll im Folgenden untersucht werden. In diesem Zusammenhang wird der Gegenstandsbereich der Online-Befragung zunächst diskutiert und unterschiedliche Definitionen derselben werden angeführt. Neben Vor- und Nachteilen von Online-Befragungen gegenüber klassischen Befragungsmethoden wird der zentrale Teil der Ausarbeitung der Rekrutierung der Stichprobe und der damit verbundenen Stichprobenproblematik gewidmet. Neben der Fragebogengestaltung, die einen erheblichen Einfluss auf die Teilnahmebereitschaft von potentiellen Probanden hat und Softwaretools, mithilfe derer Online-Umfragen generiert werden können, wird abschließend noch die Datenqualität untersucht und verschiedene Nutzergruppen von Online-Umfragen werden vorgestellt. Fazit und Ausblick dienen der Zusammenstellung der wichtigsten Ergebnisse und dem Hinweis auf zukünftig durchzuführende Forschung. Grundlagenliteratur stellen dabei vor allem ein kritischer Aufsatz von Marcus Maurer und Olaf Jandura[2] zu Validität und Repräsentativität von Online-Umfragen sowie eine Ausarbeitung von Thomas Roessing[3] dar, in der verschiedene Internetprotokolle und -dienste erläutert werden .

2 Definition

Onlineforschung kann in unterschiedlicher Weise interpretiert werden. Es kann gemeint sein, dass das Internet selbst Gegenstand der Forschung ist oder aber dass das Internet als Erhebungsinstrument genutzt wird.[4] Wird das Internet selbst Erhebungsinstrument genutzt, dann wird die Erhebung entweder reaktiv, also in Form einer Online-Befragung, oder nicht-reaktiv, in Form von Inhaltsanalysen (beispielsweise von Foren und Blogs) oder Beobachtungen (zum Beispiel von Logfiles), durchgeführt.[5]

Die vorliegende Ausarbeitung beschäftigt sich mit der Methode der Online-Befragung, also der reaktiven Untersuchung mithilfe des Internet.

Kuckartz et al.[6] unterscheiden zwischen vier verschiedenen Varianten der Online-Befragung: Der e-Mail-Befragung, der e-Mail-Befragung mit Formularanhang, dem Online-Fragebogen bei dem die Einzelantworten per e-Mail an den Wissenschaftler gesendet werden sowie dem Online-Fragebogen, bei welchem die Antworten per Datenbank eingegeben werden.

Im Folgenden werden die vier Formen der Online-Befragung erläutert, um einen Überblick über mögliche Definitionen von Befragungen im Internet zu erhalten und im Anschluss daran die in der vorliegenden Arbeit untersuchte Form der Online-Befragung eindeutig festlegen zu können.

Bei der ersten Variante, der Befragung via e-Mail, werden die Fragen direkt in einer e-Mail an den Befragten gesendet und auf dem gleichen Weg auch wieder zurück an den Wissenschaftler geschickt. Vorteilhaft ist dabei der geringe Aufwand: Befragter sowie Wissenschaftler benötigen hierfür lediglich ein e-Mail-Programm. Nachteile sind die Möglichkeit, die Antwortvorgaben einfach zu verändern und die Übertragung der einzeln per e-Mail erhaltenen Daten im Anschluss an die Befragung in eine Gesamtdatei (mögliche Fehlerquelle durch die Dateneingabe). Außerdem ist während der Befragung keine Plausibilitätskontrolle möglich und der Befragte ist durch die erkennbare e-Mail-Adresse eindeutig identifizierbar, was diese Methode der Online-Befragung nur für Erhebungen möglich werden lässt, bei denen die Anonymität nicht gewahrt werden muss.

Bei Variante zwei, der e-Mail-Befragung mit Formularanhang, wird zusätzlich zum e-Mail-Programm ein Textverarbeitungsprogramm wie beispielsweise Microsoft Word oder Adobe benötigt. Der Fragebogen wird im jeweiligen Textverarbeitungsprogramm erstellt und an die e-Mail gehängt; der Proband kann bei dieser Version den Fragetext nicht mehr verändern.[7] Für die Antworten gibt es bei dieser Variante drei Möglichkeiten: es können Drop-Down-Listen, Kästchen zum Ankreuzen oder Textfelder zur Beantwortung offener Fragen erstellt werden. Genau genommen ist diese zweite Variante der Online-Befragung lediglich eine Erweiterung der ersten Variante: softwaretechnisch kann in Microsoft Word nicht mit einfachen Mitteln erreicht werden, dass ein Proband möglicherweise mehrere Kästchen gleichzeitig ankreuzt, obwohl nur eine Antwort ausgewählt werden soll. Dafür muss der Fragebogen in Adobe erstellt werden, wobei entweder ein bestehender Fragebogen eingescannt und in ein Formular konvertiert werden kann. Außerdem kann ein in Word erstellter Fragebogen nach Adobe exportiert und in ein Fragebogenformular umgewandelt werden oder der Fragebogen wird direkt als Formular in Adobe erstellt. Vorteil dieser Befragungsvariante ist die Kontrollmöglichkeit (nur in Adobe, s.o.). Nachteile sind die gleichen wie bei Variante eins, vor allem das Problem der nicht gewährleisteten Anonymität bleibt auch hier bestehen.

Bei Variante drei wird der Fragebogen direkt im Internet beantwortet, und die Antworten werden via e-Mail an den Wissenschaftler gesendet. Dafür benötigt der Proband also nur einen Browser, der Wissenschaftler Browser sowie Webseitengenerator. Der Fragebogen kann entweder in einem Textverarbeitungsprogramm erstellt und anschließend ins Internet eingestellt werden oder es wird eine Software verwendet, wie beispielsweise KompoZer (kostenlos). Der größte Nachteil dieser Variante ist, dass der Wissenschaftler in jedem Fall für die Programmierung des Fragebogens technisches Vorwissen braucht. Außerdem kann eine Mehrfachteilnahme nicht ausgeschlossen werden und durch die Fragebogenprogrammierung und die Datenextrahierung aus jeder einzelnen e-Mail (wie bei Varianten eins und zwei) ist diese Form der Online-Befragung sehr aufwändig.[8] Ein entscheidender Vorteil ist aber, dass die Anonymität gewahrt wird: durch einen Link gelangen die Probanden zur Website mit der Umfrage. Dort werden die Antworten in ein Formular eingegeben, durch „Absenden“ werden die Daten dann per Mail an den Wissenschaftler gesendet.

Für die vierte Variante, die Befragung auf einem Server im Internet, braucht der Proband erneut nur einen Webbrowser, der Wissenschaftler einen Browser sowie einen Fragebogengenerator.[9] Die Probanden erhalten per e-Mail einen Link, der zu der Umfrage führt, die als Internetseite im World Wide Web zur Verfügung steht.[10] Die Antworten der Probanden werden direkt in einer zentralen Datenbank gespeichert; mithilfe von serverseitigen Script-Sprachen kann direkt auf die Eingaben der Probanden reagiert werden.[11] Die Datenauswertung, die direkt bei der Eingabe des Probanden erfolgt, kann durch Tabellen oder Grafiken dargestellt und von der Umfragesoftware in Rechenprogramme wie Excel oder SPSS exportiert werden, wodurch keine Eingabefehler entstehen können. Gleichzeitig sind bei dieser Befragungsform viele Gestaltungsmöglichkeiten, wie etwa die Einbindung von Multimedia möglich. Diese Einbindung wird durch clientseitige Script-Sprachen (Java-Script, AJAX) oder Designsoftware wie CSS (Cascading Style Sheets) und Templates erreicht.[12]

Für die Erstellung eines Fragebogens aus Variante vier braucht der Wissenschaftler in der Regel keine technischen Kenntnisse (beispielsweise in HTML[13]), sondern kann ein Softwareprogramm nutzen. Dieses kann entweder auf einem lokalen Rechner installiert werden, sodass es zwar nur auf diesem Computer nutzbar ist, dafür aber auch ohne Internetverbindung funktioniert. Oder die Software wird direkt auf dem Internetserver genutzt, wodurch der Fragebogen theoretisch von jedem Computer mit Internetzugang bearbeitet werden kann.

Auch Taddicken[14] unterscheidet verschiedene Formen der Befragung im Internet. Sie sortiert die möglichen Befragungsformen in e-Mail-Befragung, direkte Befragung über einen Server im Internet sowie einen Spezialfall der Befragung über einen Server, wie beispielsweise Gruppendiskussionen in Newsgroups. Damit fasst sie die von Kuckartz et al. in den ersten drei Varianten erklärten Befragungsmöglichkeiten gesammelt unter „e-Mail-Befragung“ zusammen, nennt auch die Befragung direkt auf einem Server und führt als dritte Form noch den Spezialfall der Diskussionsforen ein.

[...]


[1] vgl. ADM Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e. V. (2008): ADM Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e.V..Jahresbericht 2008. Online verfügbar unter: http://adm-ev.de/ [07. März 2011].

[2] vgl. Maurer, Marcus & Jandura, Olaf (2009): Masse statt Klasse? Einige kritische Anmerkungen zu Repräsentativität und Validität von Online-Befragungen. In: Jackob, Nikolaus; Schoen, Harald & Zerback, Thomas (Hrsg): Sozialforschung im Internet. Methodologie und Praxis der Online-Befragung. Wiesbaden: VS Verlag für Wissenschaft, S. 61-73.

[3] vgl. Roessing, Thomas (2009): Internet für Online-Forscher: Protokolle, Dienste und Kommunikationsmodi. In: Jackob, Nikolaus; Schoen, Harald & Zerback, Thomas (Hrsg): Sozialforschung im Internet. Methodologie und Praxis der Online-Befragung. Wiesbaden: VS Verlag für Wissenschaft, S. 49-59.

[4] vgl. Fisch, Martin (2004): Nutzungsmessung im Internet. Erhebung von Akzeptanzdaten deutscher Online-Angebote in der Marktforschung. München: Verlag Reinhard Fischer, S. 11.

[5] vgl. ebd., S. 13.

[6] vgl. Kuckartz, Udo et al. (2009): Evaluation online. Internetgestützte Befragung in der Praxis. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 22.

[7] vgl. Kuckartz et al. (2009), S. 23.

[8] vgl. ebd., S. 25.

[9] vgl. Kuckartz et al. (2009), S. 26.

[10] vgl. Roessing, Thomas (2009), S. 50.

[11] vgl. ebd., S. 52.

[12] vgl. ebd., S. 52.

[13] HTML: HyperText Markup Language, Programmiersprache zur Erstellung von WWW-Seiten.

[14] vgl. Taddicken, Monika (2009): Methodeneffekte bei Web-Befragungen. Einschränkungen der Datengüte durch ein „reduziertes“ Kommunikationsmedium? Köln: Herbert von Halem Verlag, S. 39.

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Wird die Online-Befragung den Standards der empirischen Sozialforschung gerecht?
Untertitel
Eine Analyse von Repräsentativität mit besonderem Blick auf die Stichprobenproblematik web-basierter Befragungen und deren Zukunftspotential
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Note
2,0
Autoren
Jahr
2011
Seiten
32
Katalognummer
V208836
ISBN (eBook)
9783656362487
Dateigröße
737 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Befragung, Erhebungsmethoden, Social Media, empirischen Sozialforschung
Arbeit zitieren
Antonia Beggert (Autor:in)Antonia Beggert (Autor:in), 2011, Wird die Online-Befragung den Standards der empirischen Sozialforschung gerecht?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208836

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