Wirkung und Effizienz von netzwerkartigen Organisationsformen


Seminararbeit, 2003

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Definition und Abgrenzung

3 Netzwerkeffekte
3.1 Zentrale Bestandteile netzwerkartiger Organisationsformen
3.2 Sozialen Mechanismen
3.2.1 Reputation
3.2.2 Eingeschränkter Zugang zu Austauschmechanismen
3.2.3 Netzwerkkultur
3.2.4 Kollektive Sanktionen
3.3 Auswirkungen der Netzwerkeffekte

4 Effizienzbeurteilung von netzwerkartigen Organisationsformen
4.1 Verhaltenswissenschaftlicher Ansatz
4.2 Konzept der Meta-Performance
4.2.1 Performance Konzept
4.2.2 Konzept der Equity innerhalb eines Netzwerks

5 Zusammenfassende Beurteilung und Ausblick

6 Literatur

1 Einleitung

Die Vernetzung von Organisationen, wie sie beispielhaft im Baugewerbe, Verlagswesen, der Film- und Aufnahmeindustrie (vgl. Powell 1996, S. 227ff.), der Finanzbranche (vgl. Chung, 1996) und anderen Bereichen an- zutreffen ist, wirft weiterhin eine Zielzahl von Fragen auf. Fragestellungen in Bezug auf die Beurteilung der Wirkung und Effizienz netzwerkartiger Organisationen stehen daher im Rahmen dieser Arbeit im Mittelpunkt der Betrachtungen.

Die gezielte Betrachtung des Netzwerkaspekts von Organisationen wird durch die weitestgehende Ausklammerung dieses Aspekts in den Betrachtungen hierarchischer Organisationsformen notwendig (vgl. Nohria 1992, S. 7f.). Dadurch ergibt sich eine Nichtanwendbarkeit der Methoden und Verfahren, welche für hierarchische Organisationsstrukturen entwickelt wurden, so dass für netzwerkartige Organisationsformen neue Erklärungsansätze in Bezug auf deren Arbeitsweise und Methoden zur ihrer Analyse gefunden und kritisch betrachtet werden müssen.

Ziel dieser Arbeit ist es auf Basis der angegebenen Literatur eine kritische Darstellung und Analyse von Ansätzen zur Beurteilung der Wirkung und Effizienz von netzwerkartigen Organisationsformen aufzuzeigen. Vor dem Hintergrund der losen Kopplung der unabhängigen Akteure innerhalb einer netzwerkartigen Organisation muss deren Wirkung im Vergleich zu vertikal integrierten und hierarchisch koordinierten Unternehmen abgrenzt werden. Die zugrunde liegende Fragestellung soll dahingehend konkretisiert wer- den, dass unter der Wirkung netzwerkartiger Organisationsformen die in- nerhalb des Netzwerks auftretenden Netzwerkeffekte verstanden werden. Weiterhin sind zur Effizienzbeurteilung aufgrund der besonderen Eigen- schaften netzwerkartiger Organisationsformen spezielle Methoden erforder- lich. Auch aus diesem Grund stellt die Beurteilung der Effizienz alternativer Organisationsformen, wie hier der netzwerkartigen Organisationen, eine zentrale Herausforderung der Organisationstheorie dar (vgl. v. Werder 1999, S. 412).

Ausgangspunkt für die Diskussion der Wirkung von netzwerkartigen Orga- nisationen ist die Definition und Abgrenzung von zentralen Begriffen netz- werkartiger Organisationen in Abschnitt 2. Im Anschluss daran werden in Abschnitt 3 die Netzwerkeffekte eingeführt. Zu Beginn werden in 3.1 die zentralen Bestandteile netzwerkartiger Organisationen dargestellt. Weiter werden in 3.2 die sozialen Mechanismen innerhalb des Netzwerks betrach- tet. Diese Betrachtung orientiert sich hauptsächlich an den innerhalb der Transaktionskostentheorie fundierten Ausführen von Jones et al. (1997) und lässt dabei andere Erklärungsversuche einfliesen. Abschließend wer- den in Abschnitt 3.3 die Auswirkungen der Netzwerkeffekte zusammenfas- send beleuchtet.

Den zweiten Arbeitspunkt innerhalb dieser Arbeit stellt die Effizienzbeurtei- lung netzwerkartiger Organisationsformen dar. Zuerst wird in Abschnitt 4.1 ein verhaltenstheoretisch fundierter Ansatz zur Effizienzbeurteilung aufge- zeigt. Anschließend wird in Abschnitt 4.2 das Konzept der „Meta- Performance“ (vgl. Leseure, 2001) vorgestellt, welches einen zwei- dimensionalen Ansatz darstellt, innerhalb dessen das Konzept der Perfor- mance per se und das Konzept der Equity innerhalb eines Netzwerks ver- eint wird. Den Abschluss der Arbeit bilden eine zusammenfassende Beurteilung und ein Ausblick.

2 Definition und Abgrenzung

Aufgrund der Vielzahl der in der Literatur vorhandenen Netzwerkbegriffe wird im Folgenden eine kurze Definition angegeben. Netzwerke werden im Rahmen dieser Arbeit als „spezifische Form der Koordination sozialer und ökonomischer Austauschprozesse“ (vgl. Hirsch-Kreinsen 2002, S. 107) verstanden. Wobei speziell ein Unternehmensnetzwerk als Organisations- form zwischenbetrieblichen Austauschs betrachtet werden kann, das sich durch die mehr oder wenig kooperative und stabile Zusammenarbeit von mehreren rechtlich unabhängigen Unternehmen auszeichnet (vgl. Staber 1999, S. 58). Aus Sicht der Transaktionskostentheorie stellt das Netzwerk neben den Markttransaktionen und den Transaktionen innerhalb hierarchi- scher Regelungsstrukturen einen weiteren Tauschmodus dar (vgl. Powell 1996, S. 219f.). Betrachtet man den Aufbau, so bestehen Netzwerke aus verschiedenen Akteuren, die über eine Anzahl von Beziehungen unterein- ander verbunden sind (vgl. Wassermann/Faust 1994, S. 20). Die Ausfüh- rungen in dieser Arbeit beziehen sich, soweit nicht anders vermerkt, auf homogene polyzentrische Netzwerke. Die Begriffe Netzwerk, netzwerkarti- ge Organisationsform und netzwerkartige Organisation werden im Folgen- den synonym verwendet.

3 Netzwerkeffekte

Im folgenden Abschnitt wird die Wirkung von Netzwerken, worunter wie bereits einleitend erwähnt wurde, die auftretenden Netzwerkeffekte ver- 2 standen werden, analysiert. Der Begriff Netzwerkeffekt beschreibt dabei die Wirkung, welche durch die Einbettung der Akteure in die netzwerkartige Organisationsform auf die Handlung der Akteure ausübt (vgl. Wald 2003, S.4ff.). Netzwerkeffekte spiegeln sich dabei den in zentralen Bestandteilen netzwerkartiger Organisationen, den sozialen Mechanismen zwischen den Akteuren des Netzwerks und den Handlungen der einzelnen Akteure wie- der (vgl. Jones et al. 1997; Uzzi 1996/1997). Die sozialen Mechanismen werden hierbei basierend auf der Transaktionskostentheorie begründet, wobei angenommen wird, dass diese Mechanismen im Rahmen des Netz- werkes helfen sollen die Transaktionskosten der Akteure zu reduzieren (vgl. Jones et al. 1997).

3.1 Zentrale Bestandteile netzwerkartiger Organisationsformen

Die gegenseitige Bereitschaft, auch ohne sofortige Gegenleistung für ande- re Akteure einzuspringen, und das Vertrauen darauf, dass sich entspre- chendes Verhalten auf längere Zeit für alle Akteure auszahlen wird, stellt den wichtigsten Bestandteil netzwerkartiger Organisationen dar (vgl. Bachmann 1999, S. 112). Der Bestandteil Vertrauen, welcher durch die Einbettung der Akteure in Beziehungsnetzwerke entsteht, wird auch von anderen Autoren als zentraler Punkt zum Aufbau eines Netzwerkes ange- sehen (vgl. auch Uzzi 1996, S. 677; Hirsch-Kreinsen 2002, S.111; Wald 2003, S. 5). Weiterhin nennt Powell neben dem Vertrauen als die wesentli- chen Bestandteile von netzwerkartigen Organisationsformen ergänzend das Wissen und den Bedarf nach Geschwindigkeit (vgl. Powell 1996, S. 252ff.).

Der Aspekt des Wissens wird durch einen wesentlich reichhaltigeren Infor- mationsfluss zwischen den Netzwerkakteuren abgebildet (vgl. Uzzi 1996, S. 677). Effekt des Netzwerks ist dabei, dass im Gegensatz zum Informati- onsaustausch bei marktüblichen Transaktionen, der durch Angaben zu Qualität und Preis geprägt ist, zwischen Netzwerkakteuren zusätzliche In- formationen preisgegeben werden (vgl. Jones et al. 1997, S. 683f.). Der Wissensaspekt stellt dabei nicht nur Grundlage sondern auch das Ziel netzwerkartiger Organisationen dar, da sich mit Hilfe von netzwerkartigen Organisationen Know-how und Zugang zu nicht standarisierbaren Wissen erreichen lassen (vgl. Powell 1996, S. 252ff.; Hirsch-Kreinsen 2002, S. 111).

Die Wirkung von netzwerkartigen Organisationsformen äußert sich weiter- hin darin, dass es mit ihrer Bildung für Unternehmen möglich wird, ihre Ressourcen zu konzentrieren, ihre Kapazität und ihr Leistungsspektrum zu erweitern und flexibler zu agieren als es im Fall hierarchisch koordinierter Unternehmen möglich wäre. Ein weiterer Effekt ist dabei, dass die lose Kopplung der unabhängigen Akteure nicht nur die Voraussetzung für die Koexistenz verschiedener Interessen und Fähigkeiten ist, sondern im glei- chen Maße auch die Grundlage für die Flexibilität, die Wandlungs- und Lernfähigkeit von netzwerkartigen Organisationsformen bildet (vgl. Hirsch- Kreinsen 2002, S. 107). Weiterführende Auswirkung dieser flexiblen Bün- delung von Ressourcen sind gemeinsame Problem-Lösungs-Arrangements (vgl. Uzzi 1996, S. 677). Netzwerke bieten daher ergänzend den Effekt der gleichzeitigen flexiblen Integration unterschiedlicher Akteure mit ihren ver- schiedenen Fähigkeiten zur Erfüllung komplexer Aufgaben unter Zeitdruck (vgl. Jones et al. 1997, S. 921).

Eine weitere Wirkung von Netzwerken sind die geringern Bürokratiekosten, die sie im Vergleich zu anderen Austauchformen aufweisen (vgl. Powell 1996, S. 224). Weiterhin haben netzwerkartige Organisationsformen bei häufig wiederkehrenden Transaktionen den Vorteil gegenüber dem Markt, dass sie basierend auf Lernprozessen, sowie der Herausbildung von gegenseitigen Verhaltenserwartungen die Abstimmung untereinander verbessern (vgl. Uzzi 1996, S. 678; Jones et al. 1997, S.919ff.).

3.2 Sozialen Mechanismen

Ausgangspunkt für die Analyse der sozialen Mechanismen innerhalb der netzwerkartigen Organisationsformen ist die Kopplung der Transaktions- kostentheorie mit der Soziale Netzwerktheorie, wie sie in Jones et al. (1997) vorgenommen wurde. Dabei sind die Akteure im Rahmen der Transaktionskostentheorie bestrebt, die beim Austausch von Gütern und Dienstleistungen anfallenden Informations- und Kommunikationskosten zu minimieren (vgl. Staber 1999, S. 60). Die im Folgenden beschriebenen so- zialen Steuerungsmechanismen stellen dabei spezifische Netzwerkeffekte dar, die zum einen die Koordination der einzelnen Akteure untereinander ermöglichen sollen und zum anderen opportunistisches Verhalten einzelner Akteure verhindern sollen (vgl. Jones et al. 1997, S. 926f.).

3.2.1 Reputation

Die Reputation beinhaltet im Rahmen der netzwerkartigen Organisations- formen Einschätzungen über die Zuverlässigkeit, Vertrauenswürdigkeit, Glaubwürdigkeit, Fairness und anderer Eigenschaften von Akteuren, wel- che für zukünftige Tranksaktionen von Bedeutung sind (vgl. Jones et al. 1997, S. 932). Aus diesem Grund spielt die Reputation von Akteuren inso- fern eine wichtige Rolle innerhalb der Netzwerkeffekte, da sie eine relativ effiziente Einschätzung andere Akteure erlaubt. Auswirkung des Netzwerk- effekts ist dabei eine Verhaltensregulierung der Akteure, die aufgrund ihrer Einbettung in das Netzwerk der Auswirkung mangelnder Reputation direkt ausgesetzt sind. Eine Reputation für Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und weite- re Attribute kann dabei zu einem Teil helfen, den Konkurrenzdruck zu ver- kleinern und weiter den Anreiz für opportunistische Verhalten verringern, was wiederum die anfallenden Informations-, Verhandlungs-, und Vertrags- kosten senkt (vgl. Staber 1999, S. 69). Ein weiterer Effekt im Rahmen der netzwerkartigen Organisationsformen äußert sich dadurch, dass sich die Reputation von Akteuren aufgrund enger Beziehungen schnell ausbreiten kann und dies wiederum eine systematische Risikokalkulierung und den Gebrauch von Kontrollinstanzen überflüssig machen kann (vgl. Uzzi 1996, S. 679). Im engen Zusammenhang mit der Reputation steht der einge- schränkte Zugang zu den Austauschmechanismen für einzelne Akteure.

3.2.2 Eingeschränkter Zugang zu Austauschmechanismen

Unter dem eingeschränkten Zugang zu den Austauschmechanismen sei hier die strategische Reduzierung der Anzahl der Austauschpartner eines Akteurs innerhalb des Netzwerks verstanden (vgl. Jones et al. 1997, S. 927). Diese Selektion unter den Akteuren kann neben anderen Kriterien auch mit Hilfe der Reputation erfolgen. Effekt dieser Maßnahme ist wieder- um die Reduzierung von Koordinationskosten, da sich dies über die Mini- mierung von Unterschieden in den Präferenzen, Zielen und Kompetenzen der einbezogenen Akteure erreichen lässt. Durch die gegenseitigen Ab- hängigkeiten, welche in einem derart interessenhomogenen Netzwerk ent- stehen, wird als Wirkung direkt kooperatives Verhalten gefördert, was wie- derum den Austausch von informellem Wissen in der gegebenen dynami- schen Umwelt vereinfacht (vgl. Staber 1999, S. 72).

Diese Reduzierung der Austauschpartner kann gleichzeitig einen stabilisie- renden Effekt auf die beteiligten Akteure haben, da hierdurch die Aus- tauschhäufigkeit erhöht wird, wodurch der Koordinierungsaufwand verrin- gert und die Gefahr Opfer opportunistischen Verhaltens zu werden, ge- senkt wird (vgl. Jones et al. 1997, S. 928). Wirkung dieses Mechanismus kann auch eine Erhöhung des Vertrauens unter den beteiligten Akteuren sein.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Wirkung und Effizienz von netzwerkartigen Organisationsformen
Hochschule
FernUniversität Hagen  (Fachbereich Wirtschaftswissenschaft)
Veranstaltung
Seminar : Netzwerke und Organisationen. Phänomen - Theorie - Methode
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
16
Katalognummer
V20881
ISBN (eBook)
9783638246422
ISBN (Buch)
9783638778121
Dateigröße
418 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wirkung, Effizienz, Organisationsformen, Seminar, Netzwerke, Organisationen, Phänomen, Theorie, Methode
Arbeit zitieren
Dr. Jens Hilgert (Autor:in), 2003, Wirkung und Effizienz von netzwerkartigen Organisationsformen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20881

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