Prophetinnen im Alten Testament

Unter besonderer Berücksichtigung der Prophetin Mirjam


Hausarbeit, 2011

19 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsklärung Prophetie/Prophet
2.1 Prophetinnen jüdisch

3. Propheten vs. Prophetinnen
3.1 Wieso gibt es so viele männliche Propheten?
3.2 Problem der Pluralbildung
3.3 Ist die Bibel frauenfeindlich

4. Die Prophetinnen im Alten Testament
4.1 namentlich nicht benannte Prophetinnen
4.1.1 Die Prophetin zu der Jesaja geht
4.2 namentlich benannte Prophetinnen
4.2.1 Noadja
4.2.2 Debora
4.2.3 Hulda
4.2.4 Mirjam
4.2.4.1 Ist Mirjam die Schwester von Aaron und Mose?

5. Fazit

6.Quellenangaben

1.Einleitung

Ich habe mich im Rahmen des Seminars „Prophetie in Israel und im Alten Orient“ dazu entschieden, eine Hausarbeit über „Prophetinnen im Alten Testment“ zu schreiben.

Für mich klang dieses Thema sehr interessant, da ich, seitdem ich mich ausführlicher mit der Bibel beschäftige, des Öfteren das Gefühl hatte, dass Frauen in der Bibel vernachlässigt werden, da es sehr viele bekannte Männer in der Bibel gibt, hingegen habe ich wenig von Frauen gehört.

Bis zu diesem Zeitpunkt war mir nicht einmal bekannt, dass es überhaupt Prophetinnen gibt. Als ich mich daraufhin auf die Suche nach Informationen machte, stellte ich fest, dass es sehr viele Menschen gibt, für die das Phänomen der Prophetinnen neu ist - ich habe viele Lexika angesehen, und auch dort kam das Wort so nicht vor.

Wenn man bei Google „Prophetin“ eingibt, werden ca. 2.740.000 Ergebnisse angezeigt, allerdings beziehen sich davon wenige auf die Prophetinnen in der Bibel. Wenn man hingegen „Prophet“ eingibt, werden ca. 37.600.000 Ergebnisse angezeigt. Es gibt auch nicht viele Werke, die die Prophetinnen behandeln, es gibt natürlich ein paar, aber wenn man das mit der Anzahl der Werke, die über die Propheten geschrieben wurden sind, vergleicht, dann gibt es fast nichts über Prophetinnen. Die Bibel macht es der Wissenschaft hierbei aber auch nicht leicht, da fast alle Prophetinnen lediglich an einer Stelle in der Bibel erwähnt werden. Eine Ausnahme bildet hier zum Beispiel Mirjam, sie wird an 6 Stellen erwähnt. Aber selbst dies ist nicht viel, da es sich zum Teil auch um Parallelstellen handelt. Wenn man sich allerdings ein wenig mehr mit der Thematik beschäftigt, bemerkt man, wie wichtig die Prophetinnen waren und sind und dass sie einen sehr hohen Stellenwert in der Bibel haben, deswegen sollte man sie nicht einfach verdrängen, sondern sich mit ihnen beschäftigen.

Das Mirjamlied (Exodus 15,20) und das Deboralied (Richter 5) zählen zu den ältesten Texten der Bibel.

In dieser Hausarbeit möchte ich klären, was überhaupt Prophetinnen sind, wie weit sie sich von den männlichen Propheten unterscheiden, ich werde einige Prophetinnen vorstellen, darunter besonders die Prophetin Hulda und so hoffentlich einen kleinen Einblick in das Thema der „Prophetinnen im Alten Testament“ geben können.

2.Begriffsklärung Prophetie/Prophet

Das Wort „Prophetie“ geht auf das altgriechische zurück. „Propheteia“ bedeutet im Deutschen soviel wie „Die Gabe den göttlichen Willen auszulegen“, direkt übersetzt würde es zwar nur „Fürsprecher“ oder „für jemanden sprechen“ sein, da man es aber im Kontext sehen muss, sind Propheten und Prophetinnen Menschen, die für Gott sprechen, nach seinem Willen handeln, und somit seinen Willen auch auslegen. Im klassischem Sinne bedeutet Prophetie also, dass der göttliche Wille ausgelegt wird, oftmals wird auch Kritik an der Vergangenheit oder auch Gegenwart geübt, das geschehen wird vom Propheten reflektiert und bewertet, so zum Beispiel im Mirjamlied.

Im neuen Testament und auch im heutigen, modernen Sprachgebrauch wird das Wort „Prophetie“ und besonders auch die „Prophezeiung“ allerdings oft als „Vorhersage“ oder „in die Zukunft sehen“ verstanden. Nach der klassischen Bedeutung muss ein Prophet oder eine Prophetin aber nicht vorhersagen.

Das Wort „Prophet“ leitet sich auch aus dem altgriechischen ab und zwar von „prophetes“ (maskulin) und „prophetis“ (feminin) diese Worte bezeichnen „jt“, dies ist nicht die direkte Übersetzung (siehe oben : „Fürsprecher“), sondern das allgemeine, klassische Verständnis. Der Prophet kann die göttliche Botschaft auf unterschiedliche Art und Weise empfangen, zum Beispiel durch ein Orakel, eine Traumvision oder eine Ekstase.

2.1 Prophetinnen jüdisch

Bevor ich beginne, die Prophetinnen näher zu beschreiben, möchte ich noch auf die Unterschiede des Wortes „Prophetin“ im Judentum und im Christentum eingehen. Im Talmud gibt es sieben Prophetinnen: Sara, Mirjam, Debora, Hanna, Abigajil, Hulda und Ester. Im Christentum hingegen werden Sara, Hanna, Abigajil und Ester nicht als Prophetinnen gesehen. Das liegt daran, dass im Talmud „Prophetin“ nicht wie beschrieben, als „jemanden der im Auftrag Gottes spricht und den göttlichen Willen einem Individuum oder einer Gruppe auslegt“ genutzt wird. Im Talmud werden Frauen, die besonders gläubig sind und intensiv mit Gott reden, als Prophetin bezeichnet.

Man kann den Grund hierfür allerdings auf die Bibel zurückzuführen, da in Genesis 20,7 Abraham als Prophet bezeichnet wird, wobei er im klassischem Sinne kein Prophet ist.

In dieser Hausarbeit werde ich mich auf die klassische, altgriechische Bedeutung des Wortes beziehen und deswegen die Prophetinnen des Christentums behandeln.

3. Propheten vs. Prophetinnen

Auf welche Art und Weise unterscheiden sich die Prophezeiungen der Propheten von denen der Prophetinnen?

Sie unterscheiden sich eigentlich gar nicht, weder vom Inhalt noch von der literarischen Form. Dies ist auch leicht zu begründen, denn die Propheten und Prophetinnen bekommen eine Göttliche Botschaft, sie sind sozusagen das Medium durch das Gott mit den Menschen spricht, deshalb können sich die Prophezeiungen nicht unterscheiden.

3.1 Wieso gibt es so viele männliche Propheten?

Fast alle Prophetenbücher haben männliche Namen, das heißt, dass man davon ausgeht, dass sie auch ein Mann (und zwar der dessen Namen es trägt) geschrieben haben muss, so argumentiert zumindest Cyrus Ingerson Scofield in der Scofield Bibel1.

Doch es ist bewiesen, dass viele Bücher der Bibel über einen sehr langen Zeitraum geschrieben wurden sind, dass es einem Autoren alleine nicht möglich ist, das Buch zu schreiben. Bei dem Buch Jesaja geht man zum Beispiel davon aus, dass Jesaja selbst lediglich die Kapitel 1-39 Verfasste.

In der Bibel werden Frauen erwähnt die Texte schreiben, deshalb liegt es sehr nahe, dass diese Frauen auch Bibeltexte geschrieben haben, so zum Beispiel Ester oder Isebel2.

Man kann zwar nicht sicher sagen, dass Prophetinnen an den Prophetenbüchern mitgeschrieben haben, allerdings kann man es auch nicht ausschließen, es ist wahrscheinlich, dass nicht nur Männer daran beteiligt waren.

Unter den Textfunden in Mari waren ca. 50 % der prophetischen Texte von Frauen, das heißt, dass es auch da schon üblich war, Prophezeiungen von Prophetinnen und Propheten zu empfangen.

In der Bibel werden die Prophetinnen auch nicht als etwas besonderes dargestellt, sie werden genau wie die männlichen Propheten erwähnt, ohne, dass besonders erklärt wird, wieso eine Prophetin und kein Prophet auftritt, dies lässt den Schluss zu, dass man nichts erklären brauchte, da es üblich war, dass es Propheten und Prophetinnen gab.

3.2 Problem der Pluralbildung

Dennoch kann man sich fragen, wieso die Prophetinnen so wenig erwähnt werden. Das Problem hierbei ist, dass im Hebräischen der Plural oft in der männlichen Form gebildet wird, was im Deutschen heute immer seltener wird (Studierende anstelle von Studenten, da dieses Wort der maskuline Plural ist).

Um dies zu erläutern möchte ich einige Beispiele geben.

Wenn in der Bibel steht : „Die Propheten versammelten sich“ dann kann dies bedeuten, dass sich zehn männliche Propheten versammelten oder auch neun weibliche und nur ein männlicher. Sobald ein männliches Subjekt in einer Gruppe auftritt benutzt man im Hebräischen die männliche/maskuline Pluralform. Das heißt, dass ein hebräisch Sprechender nicht unbedingt davon ausgeht, dass es nur männliche Propheten sind, wenn er die Pluralform hört.

Etwas ähnliches gibt es auch noch im Deutschen. Wenn ein Lehrer sagt, er habe zwanzig Schüler, dann geht man auch nicht zwangsläufig davon aus, dass er nur männliche Schüler hat.

Im Allgemeinen ist es im Deutschen aber so, dass man die Pluralform beider Geschlechter benutzt, wenn man über männliche und weibliche Subjekte redet.

So kann es also sein, dass an vielen Stellen der Bibel, wenn von Propheten die Rede ist, eine Gruppe von Propheten und Prophetinnen gemeint sind.

[...]


1 Scofieldbibel, Ausgabe von 1967, S. 16, Z. 1-5

2 1 Könige 21,8 ; Est 9,29

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Prophetinnen im Alten Testament
Untertitel
Unter besonderer Berücksichtigung der Prophetin Mirjam
Hochschule
Universität Bremen
Note
2,7
Autor
Jahr
2011
Seiten
19
Katalognummer
V208604
ISBN (eBook)
9783656360421
ISBN (Buch)
9783656360742
Dateigröße
462 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
prophetinnen, alten, testament, unter, berücksichtigung, prophetin, mirjam
Arbeit zitieren
Lena Murken (Autor:in), 2011, Prophetinnen im Alten Testament, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208604

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